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Das Magazin für Abenteuer in Der Stadt und Wildnes

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

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14<br />

Hallo Stefan. BeScHreiB Bitte kurz, wie du<br />

zur fotografie gekommen BiSt. Me<strong>in</strong> Vater<br />

war Filmer <strong>und</strong> Fotograf. Dadurch b<strong>in</strong> ich mit<br />

dem Thema <strong>in</strong> Berührung gekommen. Es war<br />

<strong>in</strong>terview JaN scherNBeck Fotos Stefan RoSenboom<br />

schon sehr früh e<strong>in</strong> Wunsch von mir, <strong>in</strong> dieser<br />

Richtung zu arbeiten. Natürlich gibt es Phasen der<br />

Orientierung, wo man nicht weiß, ob es das ist.<br />

Aber bei mir ist es bei der Fotografie geblieben.<br />

du HaSt dicH Bei de<strong>in</strong>er arBeit <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

künStleriScHen anSatz entScHloSSen. waS<br />

iSt <strong>für</strong> dicH die HerauSforderung Bei dieSer<br />

HerangeHenSweiSe? Es war nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

der Vorsatz, sich <strong>in</strong> diese Richtung zu entwickeln.<br />

Sehen zu lernen, ist etwas, das nie abgeschlossen<br />

ist, <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern verändert sich auch<br />

die Fotografie sehr. Es ist e<strong>in</strong> immerwährender<br />

Prozess, aber die Entwicklung <strong>in</strong> diese Richtung<br />

ist etwas, das ich versucht habe, vorzugeben.<br />

Für mich ist es wichtig, mit den Bildern e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte zu erzählen <strong>und</strong> die vorherrschende<br />

Atmosphäre zu transportieren. Stilmittel wie<br />

Unschärfen oder „Unfälle“, die beim Fotografieren<br />

passieren, s<strong>in</strong>d mir daher sehr willkommen.<br />

raus-magaz<strong>in</strong> 4 / 2012<br />

H<strong>in</strong>ter der L<strong>in</strong>se<br />

FotograF SteFan roSenboom<br />

m anche<br />

Menschen lernen zweimal <strong>in</strong> ihrem leben sehen: als<br />

K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> als Fotograf. Für Stefan Rosenboom ist das Sehenlernen<br />

e<strong>in</strong> immerwährender Prozess. RAUS! hat nachgefragt, was<br />

dem reisenden Fotografen <strong>in</strong>s Auge gefallen ist.<br />

Gerade Unfälle s<strong>in</strong>d das Spannendste, was <strong>in</strong><br />

der Fotografie passieren kann. Wenn etwas<br />

schiefgegangen ist beim Bild, wenn derjenige,<br />

den man fotografieren wollte, sich im falschen<br />

Moment bewegt hat, aber e<strong>in</strong> Bild dadurch<br />

e<strong>in</strong>e ganz tolle Bewegung erhält. Daraus hat<br />

sich e<strong>in</strong>e eigene Bildsprache entwickelt, die auch<br />

polarisieren kann.<br />

<strong>in</strong> de<strong>in</strong>em zuletzt erScHienenen BucH „anni<br />

<strong>und</strong> aloiS“ porträtierSt du die e<strong>in</strong>facH-<br />

Heit deS alltagS dieSeS BauernpaareS. e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>facHHeit, die nicHt nur <strong>Stadt</strong>menScHen<br />

faSz<strong>in</strong>iert. du SelBSt leBSt mit de<strong>in</strong>er frau<br />

<strong>und</strong> de<strong>in</strong>er tocHter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alten müHle <strong>in</strong><br />

oBerBayern. <strong>in</strong>wiefern Hat dir dieSeS projekt<br />

denkanStöSSe gegeBen? Ich b<strong>in</strong> im leben<br />

mit vielen Zweifeln unterwegs. Nicht nur, wenn<br />

es um die Fotografie <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Arbeit geht,<br />

sondern auch <strong>in</strong> Bezug auf unsere lebensumstände<br />

<strong>und</strong> die Situation unserer Gesellschaft.<br />

Da plagen mich viele Fragen. Wie lange schafft<br />

es unsere Gesellschaft, mit dieser Maßlosigkeit,<br />

mit der sie lebt, über die R<strong>und</strong>en zu kom-<br />

men? Insofern kam so e<strong>in</strong> Projekt wie gerufen,<br />

um zu spüren, dass man sehr wohl mit sehr<br />

reduzierten Ansprüchen w<strong>und</strong>erbar leben kann.<br />

<strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Schlüssel, aber wenn man<br />

direkt damit konfrontiert ist, wie e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong><br />

doch glücklich Menschen leben können, dann<br />

fühlt es sich anders an, als wenn man das <strong>in</strong><br />

schlauen Ratgebern liest. So ist aus „Anni <strong>und</strong><br />

Alois“ e<strong>in</strong> neues Projekt entstanden. Ich arbeite<br />

gerade an e<strong>in</strong>em Buch über e<strong>in</strong>e junge Familie,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Jurte <strong>in</strong> Oberbayern lebt.<br />

eBenSo wie anni <strong>und</strong> aloiS leBt aucH dieSe<br />

familie alS SelBStverSorger. waS faSzi-<br />

niert dicH alS fotograf an dieSem tHema?<br />

Beides s<strong>in</strong>d Mikrokosmen. <strong>Das</strong> Fasz<strong>in</strong>ierende<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Fotografen ist, wenn man es schafft,<br />

e<strong>in</strong> Vertrauen herzustellen. Man kann so sehr<br />

konzentriert <strong>und</strong> ungestört <strong>in</strong> dieser Welt arbeiten.<br />

Man kann herausarbeiten, was der Alltag<br />

bedeutet, die Freuden, aber auch die Schwierigkeiten.<br />

In diesem überschaubaren Rahmen kann<br />

ich <strong>in</strong>tensiver an die Wurzeln der Geschichte<br />

kommen. Durch die räumliche Nähe kann ich<br />

außerdem e<strong>in</strong>en Heimvorteil ausnutzen. Wenn<br />

ich bei regionalen Themen vor Ort arbeite, ist<br />

Zeit der Schlüssel zum Erfolg. Dann habe ich<br />

die Möglichkeit, immer wieder an der Geschichte<br />

zu arbeiten oder es se<strong>in</strong> zu lassen, wenn die<br />

Atmosphäre nicht passt.

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