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Das Magazin für Abenteuer in Der Stadt und Wildnes

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

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34<br />

abenteuer<br />

Damit es ihm nicht langweilig im Wasser wird, versucht<br />

er immer wieder, e<strong>in</strong>ige se<strong>in</strong>er Schüler vom Stoke des<br />

Surfens zu überzeugen <strong>und</strong> nimmt sie mit <strong>in</strong> die kalten<br />

Fluten. Bisher ohne Erfolg. Trotzdem werden ihn bald<br />

wieder e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> die Wellen begleiten.<br />

Nach der geme<strong>in</strong>samen Session empfiehlt uns Oliver,<br />

schnell zurückzufahren, ehe der starke Schneefall die<br />

Bergpässe unpassierbar macht. Mit mehr Glück als Ver-<br />

stand schaffen wir es bei Schneesturm gerade noch nach<br />

Hause, ohne hängen zu bleiben.<br />

Die folgenden Tage erk<strong>und</strong>en wir ganz entspannt ei-<br />

nige Fjorde <strong>und</strong> Seen mit unseren SUP-Brettern. Gera-<br />

de bei W<strong>in</strong>dstille gleitet man fast lautlos durchs Was-<br />

ser <strong>und</strong> kommt so vielen Tieren näher als sonst. Immer<br />

wieder stecken Robben unweit von uns ihre Köpfe aus<br />

dem Wasser <strong>und</strong> Vögel lassen sich von uns nicht beir-<br />

ren. Auch die neugierigen Islandpferde kommen oft bis<br />

an die Wasserkante getrabt, um uns bei unseren Aus-<br />

flügen zu beobachten. Nach e<strong>in</strong>er SUP-Tour unweit von<br />

Reykjavik beschließen wir, der <strong>Stadt</strong> e<strong>in</strong>en Besuch abzu-<br />

statten. Die Hauptstadt Islands wirkt sehr modern, sauber<br />

<strong>und</strong> stylish. Auffällig viele Designershops, Street Art <strong>und</strong><br />

hübsche Frauen stechen <strong>in</strong>s Auge. <strong>Der</strong> F<strong>und</strong> des Tages ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs das Penis-Museum – das e<strong>in</strong>zige weltweit. Jede<br />

auf Island lebende Rasse hat dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Gemächt ausge-<br />

stellt. Vom Maus- bis zum Blauwalpenis ist alles dabei. Be-<br />

sonders sehenswert auch der unsichtbare Elfenpenis. Weil<br />

mehr als 50 Prozent der E<strong>in</strong>heimischen an dessen Existenz<br />

glauben, hat auch dieser sich e<strong>in</strong>en Platz verdient. Es ist<br />

Samstagabend, also stürzen wir uns spontan <strong>in</strong>s Nacht-<br />

leben der <strong>Stadt</strong>. Was sich am Wochenende <strong>in</strong> Reykjavik<br />

abspielt, ist unglaublich. Ab Mitternacht können ke<strong>in</strong>e<br />

zehn Prozent der Gäste mehr stehen, geschweige denn<br />

reden, dennoch dauert die Party bis <strong>in</strong> die frühen Mor-<br />

genst<strong>und</strong>en. Nicht umsonst gehört die <strong>Stadt</strong> zu den be-<br />

rüchtigtsten Partyorten der Welt. Erstaunlich allerd<strong>in</strong>gs, wie<br />

fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> zuvorkommend die Isländer selbst mit 100<br />

Promille noch s<strong>in</strong>d. Bei e<strong>in</strong> paar Bacardi Cola schmieden<br />

wir Pläne <strong>für</strong> das abschließende Highlight unseres Trips.<br />

Am nächsten Morgen machen wir uns Richtung Osten<br />

auf, um mit unseren SUP-Boards die Gletscherlagune<br />

von Jökulsárlón zu erk<strong>und</strong>en. Nach guten fünf St<strong>und</strong>en<br />

Fahrtzeit durch abwechslungsreiche landschaften s<strong>in</strong>d<br />

wir endlich da. Es raubt uns den Atem, so nah an diese<br />

Eisriesen heranzupaddeln. laut Ingo s<strong>in</strong>d die durchsich-<br />

tigen, hellblauen Eisberge sicher, die weißen dagegen<br />

haben sich schon lange nicht umgedreht, bei diesen ist<br />

also Vorsicht geboten. Da die Eisberge stetig <strong>in</strong> Bewe-<br />

gung s<strong>in</strong>d, wird die Ruhe immer wieder durch lautes<br />

Knacken <strong>und</strong> Knarren gestört. Es ist strahlend blauer<br />

Himmel <strong>und</strong> wir genießen im Sweater den traumhaften<br />

Herbsttag. Als wir schon denken, dass es e<strong>in</strong>fach nicht<br />

besser kommen kann, werden wir auf dem Rückweg<br />

zum Hotel e<strong>in</strong>es Besseren belehrt. Amanda entdeckt auf<br />

der Rückfahrt am Nachthimmel e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en, grünen<br />

Fleck. Sofort parken wir neben der Straße. Sek<strong>und</strong>en<br />

später fängt sich dieses <strong>und</strong>ef<strong>in</strong>ierbare Etwas an zu be-<br />

wegen, verändert die Farbe <strong>und</strong> verformt sich. Wir s<strong>in</strong>d<br />

Zeugen e<strong>in</strong>er unglaublichen Polarlicht-Show. Nicht um-<br />

sonst zählt dieses Phänomen zu e<strong>in</strong>em der Weltw<strong>und</strong>er<br />

der Natur. Nach etwa fünfzehn M<strong>in</strong>uten ist der Spuk<br />

vorbei <strong>und</strong> der Himmel wieder dunkel. Wortlos steigen<br />

wir zurück <strong>in</strong> die Autos.<br />

Chris f<strong>in</strong>det als Erster wieder zur Sprache <strong>und</strong> me<strong>in</strong>t:<br />

„Manu, wir müssen im Frühjahr wieder e<strong>in</strong>en Trip zusam-<br />

men machen. Ob Polarlicht beobachten, Partywochenen-<br />

de oder surfen. Hauptsache nach Island!“<br />

be sonders sehenswert auch der unsichtbare elfenpenis.<br />

Weil mehr als 50 Prozent der e<strong>in</strong>heimischen an dessen<br />

existenz glauben, hat auch dieser sich e<strong>in</strong>en Platz verdient.<br />

raus-magaz<strong>in</strong> 4 / 2012<br />

foto Manuel grafenauer

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