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Das Magazin für Abenteuer in Der Stadt und Wildnes

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

W herein enn mich das Schneeschippgeräusch meines Nachbarn am Morgen weckt, ist der Antrieb da! Schneller als sonst sitze ich beim Frühstück und zack – bin ich draußen. Flocken, die liegen bleiben! Nun ist man hier im hohen Norden der Republik nicht sonderlich oft von der weißen Pracht umgeben. Und überhaupt, Berge gibt’s hier doch sowieso keine, höre ich immer wieder. Tatsächlich aber sind es doch die kleinen Dinge, die ausreichen, um großes Vergnügen zu bereiten. Wie gerade am Bungsberg, 168 majestätische Meter über null, wo Deutschlands nördlichste „Skiliftanlage“ und die steilen Felder der Holsteinischen Schweiz viele raus aus ihren Häusern locken.

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Fotos saLewa<br />

climB <strong>in</strong>door, Feel outdoor<br />

Hroza, Tschechiens bester Speedkletterer. Ich schleiche<br />

mich langsam durch die Challenge Area, vorbei an<br />

der gut 19 Meter hohen Nordwand mit gewaltigem<br />

Überhang <strong>und</strong> Routen bis Schwierigkeitsgrad 8c. Die<br />

lead Area ist da schon eher me<strong>in</strong>e Kragenweite.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>en Auto Belay mit Öl-luftdruckzyl<strong>in</strong>der.<br />

Technik, die das Klettern an der Wand auch ohne<br />

Partner möglich macht. Ich aber suche mir me<strong>in</strong>en<br />

persönlichen Experten: Wolfgang Thomasett ist 65,<br />

drahtiger Bergführer <strong>und</strong> gut dar<strong>in</strong>, mir den Muskelkater<br />

me<strong>in</strong>es lebens zu bescheren. Er fordert mich,<br />

bis ich spüre, wo me<strong>in</strong>e Grenzen s<strong>in</strong>d. „Wenn du<br />

jetzt dranbleibst, schaffst du <strong>in</strong> drei bis vier Wochen<br />

den Vorstieg. Es braucht Übung, um dranzubleiben“,<br />

sagt er mit strengem Blick <strong>und</strong> erhobenem Zeigef<strong>in</strong>ger.<br />

Gleich danach huscht e<strong>in</strong> verschmitztes Gr<strong>in</strong>sen<br />

über se<strong>in</strong> Gesicht. 5c ist me<strong>in</strong> persönlicher Gipfel an<br />

diesem Tag. Auch weil sich Wolfgang bei me<strong>in</strong>en<br />

letzten Zügen sensationell <strong>in</strong>s Zeug wirft <strong>und</strong> unter<br />

mir im Seil hängt. Jene Herzlichkeit jedenfalls hätte<br />

die neueste Technik nicht vermocht.<br />

Futuristische Fassaden, BoZener headquarter<br />

„Re<strong>in</strong> mit den ganzen Burschen.“ Meterlang ist das gespaltene Eichenholz, das He<strong>in</strong>er<br />

Oberrauch <strong>in</strong> die Ofentür schiebt. Die Decke <strong>und</strong> Teile der Wände hier <strong>in</strong> der gemütlichen<br />

Küche s<strong>in</strong>d pechschwarz. Unübersehbare Überreste e<strong>in</strong>er früheren Räucherkammer.<br />

Zehn Zentimeter dick sei die Rußschicht gewesen, als se<strong>in</strong>e Familie oberhalb Bozens den<br />

500 Jahre alten Hof mit Blick auf das Rosengartenmassiv übernommen habe. <strong>Der</strong> 54-jährige<br />

Inhaber von Salewa wirkt beseelt <strong>und</strong> zufrieden hier draußen <strong>in</strong> der Abgeschiedenheit. „Unser<br />

familiäres Zuhause ist dieser Hof, gepflegte E<strong>in</strong>fachheit ist hier unser Motto“, sagt er <strong>in</strong><br />

klangvollem Südtirolerisch <strong>und</strong> lächelt. Se<strong>in</strong> Messer gleitet geschickt durch die Schwammerl,<br />

die er am Nachmittag oberhalb des Hofes gepflückt hat. Er füllt die Gläser mit We<strong>in</strong> vom<br />

eigenen rumänischen We<strong>in</strong>berg, wischt sich die Hände an der Schürze ab. Vor zwei Jahren<br />

hat er <strong>in</strong> der Schweiz Käsen gelernt, tischlert gern, hat e<strong>in</strong>en großen Garten, kocht<br />

leidenschaftlich. Eigenen Schnaps brennen zu können, stehe auch noch auf se<strong>in</strong>er liste.<br />

wolFGanG thomasett Foto BeNJamiN heLLwig<br />

„Wenn du jetzt<br />

dranbleibst, schaffst<br />

du <strong>in</strong> drei bis vier<br />

Wochen den Vorstieg.<br />

es braucht Übung, um<br />

dranzubleiben.“<br />

Wolfgang thomasett<br />

auf spurensuche<br />

raus-magaz<strong>in</strong> 4 / 2012<br />

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