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Chaos & Ordnung - IAAC

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Bau von Äolsharfen<br />

Martin Pühringer<br />

"Da fing die Äolsharfe der Schöpfung an zu zittern und zu klingen, von oben und unten angeweht, und meine<br />

unsterbliche Seele war eine Saite auf dieser Laute."<br />

Jaena Paul, Leben des Quintus Fixlein (1796)<br />

Die Äolsharfe ist ein Saiteninstrument, das durch den natürlichen Wind zum Klingen gebracht wird. Sie besteht<br />

aus (normalerweise) 12 Darm- bzw. Messingsaiten, die alle gleich lang, aber verschieden dick sind.<br />

Diese sind auf einem Holzkörper (bis zu 2 m lang) angebracht, welcher den Wind über die Saiten führt und<br />

gleichzeitig als Resonanzkörper dient. Ihr leiser, geheimnisvoller Klang verzauberte die Menschen seit langer<br />

Zeit.<br />

Geschichte: Von Homer an (800 v. Chr.) sprechen Legenden von Hermes, der seine Leier durch den Wind<br />

spielen ließ. Auch Davids Harfe wurde durch Gottes Wind zu Klingen gebracht.<br />

Die neuere Geschichte der Äolsharfe beginnt mit ihrer Wiederentdeckung durch Kircher (Musurgia universalis,<br />

1652), der ihre Konstruktion beschrieb. Der Name findet sich erstmals in Hofmanns Lexikon universale<br />

(1677): Aeolium instrumentum. Während in England Äolsharfen vor allem in Häusern (Fenstern) aufgestellt<br />

wurden, fanden sie sich am Kontinent eher in Grotten, Gärten oder Sommerhäusern. Neben England, wo es<br />

eine richtige Äolsharfen-Euphorie gab wurde nur noch in Deutschland eine größere Zahl davon gebaut. Außerhalb<br />

von Europa fanden sich entsprechende Instrumente in Äthiopien, Java, China und Guyana.<br />

In der Tonentstehung begegnet uns das interessante Phänomen des Wechselspiels zwischen <strong>Chaos</strong> und<br />

<strong>Ordnung</strong>. Der gleichmäßige Wind streicht über die Saiten, wodurch dahinter eine minimale Ablösung von<br />

Wirbeln entsteht. Diese verstärken wieder die schwache Schwingung der Saiten, damit verstärkt sich aber<br />

auch die Wirbelstraße. Der Rückkopplungskreis führt zu einem stabilen Ton in der Wechselwirkung Saitenschwingung<br />

– Wirbelablösung. Somit ist eine einfache Luftströmung in eine geordnete Schwingung umgewandelt<br />

worden. Die Charakteristik der Töne hängt vor allem von der Windgeschwindigkeit ab. Bei den von<br />

uns gebauten Exemplaren begann der Ton ab etwa 25 km/h, eher tief und obertonarm. Bis 40 km/h nahm<br />

der Obertonreichtum zu, der Klang wurde also heller und höher. Bei höheren Geschwindigkeiten verschwindet<br />

der Ton wieder.<br />

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