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B. Küppers (Hrsg.): <strong>Ordnung</strong> aus dem <strong>Chaos</strong>. Prinzipien der Selbstorganisation und Evolution des Lebens.<br />
Piper München 1987.<br />
Beschäftigt sich in Aufsätzen von Wissenschaftlern insbesondere mit der biologischen Seite der <strong>Chaos</strong>forschung<br />
und der Synergetik.<br />
<strong>Chaos</strong> und <strong>Ordnung</strong> in der Wirtschaft<br />
Protokoll eines Vortrags von Univ.-Prof. Dr. Herbert Walther, Institut für<br />
Volkswirtschaftstheorie und –politik, Wirtschaftsuniversität Wien<br />
<strong>Ordnung</strong> entsteht durch „Spielregeln“ des Wirtschaftens. Man könnte <strong>Ordnung</strong> in diesem Sinne überhaupt<br />
als Menge von Spielregeln verstehen, Wirtschaften bedeutet den Umgang mit knappen Mitteln.<br />
Drei grundsätzliche Fragen:<br />
1) Existieren Regeln, die eine effiziente Organisation arbeitsteiliger Prozesse ermöglichen?<br />
2) Hätte man eine solche effiziente <strong>Ordnung</strong> gefunden, ist diese dann stabil? (Wie reagiert die Wirtschaft<br />
auf Störungen, Schocks, Krisen? Gibt es Selbstheilungskräfte?)<br />
3) Hat eine solche effiziente Organisation dann aber ungerechte Verteilung zur Folge?<br />
Dazu sagt die klassische Wirtschaftstheorie folgendens:<br />
A. Smith, 1776: Das <strong>Ordnung</strong>sprinzip Marktwirtschaft schafft ein Gleichgewicht (Angebot-Nachfrage), das<br />
sowohl effizient als auch stabil ist. Der Staat muß allerdings gewisse Güter bereitstellen, z.B. Sicherheit,<br />
Recht etc.<br />
Hajek, Friedman: Die offene Marktwirtschaft ist relativ „gerechter“. Sie ergibt faire Spielregeln, Chancengleichheit<br />
und den Abbau von Monopolen und Diskriminierung, da allein das Verhältnis Entlohnung/Leistung<br />
entscheidet. Die absolute Armut nimmt ab, der Wohlstand insgesamt steigt.<br />
Wie realistisch ist dieses Bild?<br />
222 Jahre Forschung und Wirtschaftspolitik ergaben:<br />
Die Marktwirtschaft war tatsächlich ein langfristig erfolgreiches Mittel der Vermehrung von Wohlstand, insofern<br />
hat die klassische Wirtschaftstheorie recht behalten. Aber:<br />
1) Märkte funktionieren viel komplexer, als es das primitive Gesetz von „Angebot und Nachfage“ suggeriert.<br />
Heute kennt die Wirtschaftstheorie viele Ursachen des Versagens des Marktes oder auch des Staates.<br />
Die Weltwirtschaftskrise 1929 zeigte die mögliche Instabilität, heute sehen wir ähnliche Effekte in der<br />
Ostasienkrise. „Kumulative Prozesse“ (aufschaukelnd, sich selbst verstärkend) sind offenbar möglich<br />
und führen oft weit weg vom klassischen „effizienten Gleichgewicht“. Dazu kommt noch, dass die<br />
Selbstheilung solcher Ungleichgewichte sehr lange Zeit dauern kann, denn häufig kommt zur wirtschaftlichen<br />
Unstabilität die politische dazu.<br />
2) A. Smith stützt seine Theorie auf ein primitives Modell menschlichen Verhaltens Danach sind Individuen<br />
a) nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert und<br />
b) verfolgen ihre Ziele ausschließlich vernünftig, rational, nach geordneten Vorstellungen. Ein Vorteil<br />
dieses Modells ist die Möglichkeit, es mathematisch zu formulieren.<br />
Nur die Spielregeln einer marktwirtschaftlichen <strong>Ordnung</strong> können garantieren, dass menschliches<br />
(=egoistisches) Verhalten in positive Kanäle gelenkt wird.<br />
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