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Chaos & Ordnung - IAAC

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Keine zwei Körner fallen aber ganz gleich. Warum fallen sie alle verschieden?<br />

Sie haben verschiedene Größe, Form und Gewicht. Es hängt auch vom Startzeitpunkt ab.<br />

Viele Körner bilden ein makroskopisches Muster, von außen sehen wir ein kollektives Verhalten. Es handelt<br />

sich um ein geschlossenes System vieler einzelner Teilchen, das unter speziellen physikalischen Bedingungen<br />

steht – äußeren und inneren.<br />

Wie läßt sich eigentlich der Prozeß beeinflussen?<br />

Wir können von außen die inneren Bedingungen ändern (Drehen).<br />

Von da an geht die Entwicklung jedoch von selbst weiter, physikalischen Gesetzen folgend. Solche Prozesse<br />

bezeichnet man als „selbstorganisierte“ Prozesse.<br />

Betrachten wir das Ganze genauer. Wir haben 2 Arten von Sand, zu Beginn liegen beide unten. Was geschieht,<br />

wenn wir den Behälter umdrehen?<br />

Es beginnt der Fall. Er beginnt oben; ein Korn fällt als erstes.<br />

Beobachten wir die nächste Phase.<br />

Es bilden sich Wirbel, Umwälzungen. Sie kommen vom Wasser.<br />

Danach, etwa in der Mitte, erkennen wir eine völlige Vermischung beider Arten von Sand. Wie können sie<br />

am Ende wieder getrennt sein?<br />

Die größeren Körner sind schwerer. Nein, sie haben größeren Wasserwiderstand, weil sie eine größere Oberfläche<br />

haben.<br />

Auch wenn wir das Ganze oft machen, sehen wir: Die Selbstorganisation hat immer die gleichen Phasen,<br />

ähnliche Abläufe: Ein Korn beginnt – zufällig!, es bilden sich Wirbel, die Sandarten mischen sich vollständig.<br />

Danach kommte eine interessante Phase: Die einzelnen Teilchen fallen praktisch frei, unbeeinflußt voneinander,<br />

um sich zuletzt wieder zu trennen. Wir können den Prozeß allgemein beschreiben, aber nicht im Detail,<br />

nicht für einzelne Körner ...<br />

Wenn wir immer die selben Formen haben, das ist aber mehr <strong>Ordnung</strong> als <strong>Chaos</strong>?<br />

Ist die völlige Vermischung in der Mitte auch <strong>Chaos</strong> oder <strong>Ordnung</strong>? Es sieht nach <strong>Ordnung</strong> aus, weil wir<br />

eine gleichmäßige Verteilung haben, aber: es handelt sich um ein dynamisches System, alles ist in ständiger<br />

Bewegung.<br />

Stellen wir uns vor, diese Anordnung wäre riesengroß und wir als Beobachter sehen nur einen kleinen Teil<br />

davon, immer den gleichen. Ist unser Blickfenster oben, sehen wir Wirbel oder Teile davon. In der Mitte<br />

gleichmäßig vermischten Sand. Unten schwarzen Sand, der sich auf weißen schichtet. Abhängig von unserem<br />

Standpunkt und Blickwinkel beurteilen wir das selbe System ganz anders, weil wir nur einen kleinen<br />

Teil davon wahrnehmen.<br />

So ist auch unsere Situation im Kosmos: Wir schauen ins Universum, aber unser Fenster ist klein, nicht nur<br />

bezüglich des Ortes, sondern auch in der Zeit. Unser Blick auf die Welt hängt von Ort und Zeit ab. Im<br />

beobachteten selbstorganisierten System konnten wir deutlich einzelne Phasen wahrnehmen, aber nur, weil<br />

wir genug Distanz und Zeit hatten, den ganzen Ablauf zu verfolgen. Hätten wir nur in einen kleinen Ausschnitt<br />

kurz hingeschaut, unser Bild wäre ein ganz anderes gewesen!<br />

Gibt es noch andere Einflüsse?<br />

Wie oft es gedreht wird; der Wasserdruck?; die Temperatur ...<br />

Das stimmt, der Prozeß hängt auch von diesen Größen ab. Aber was ist mit der Länge des Behälters? Was,<br />

wenn er etwa nur halb so lang wäre?<br />

Wir würden unten gemischten Sand erhalten, nicht getrennten.<br />

Und wenn man andere Sandkörner benutzte, etwa feineren Sand?<br />

Dann könnte er sich doch wieder trennen.<br />

Es hängt also vom Verhältnis der Größe der Körner zur Größe des Behälters ab. Bei großen Körnern in einem<br />

großen Behälter erhalten wir das gleiche Resultat wie mit kleinen Körnern in einem kleinen Behälter.<br />

Nur mit einer einzigen Größe können wir den Prozeß nicht beschreiben.<br />

Was ist nun mit der klassischen Dynamik? Ihr habt alle in der Schule die Grundlagen der Physik gelernt,<br />

Newton, Mechanik. Welche Konzepte oder Größen benutzt man dort zur Beschreibung von Bewegungen?<br />

Gravitation; Geschwindigkeit; Richtung; Reibungswiderstand, Schwerpunkt ...<br />

Versucht einmal das Verhalten dieses Systems mit diesen Größen zu beschreiben: Gravitation, Geschwindigkeit,<br />

Beschleunigung, ...<br />

Es ist nicht möglich.<br />

Es gibt Systeme, die wir nicht mit der klassischen Physik beschreiben können. Aber vielleicht können wir<br />

doch Größen finden oder ihnen abgewandelte Bedeutungen geben, um Erklärungen zu finden. Wie sieht es<br />

mit der Geschwindigkeit aus? Was können wir beobachten?<br />

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