LUFTWAFFEN - Netteverlag
LUFTWAFFEN - Netteverlag
LUFTWAFFEN - Netteverlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Feldpost des Fliegers<br />
Carl Laichinger<br />
Am 09. Mai 1916 schreibt ein Flieger<br />
namens Carl Laichinger von Bir-Saba<br />
(Beersheba) aus eine Feldpostkarte an<br />
seine Freundin in Obertürkheim und bedankt<br />
sich bei ihr für diverse Post und ein<br />
Osterpäckchen. Die Tropenhitze habe<br />
den Inhalt, Süßigkeiten, zwar schmelzen<br />
lassen – „schadet aber nichts, hat dennoch<br />
tadellos geschmeckt“. Er fährt dann<br />
fort: „Gestern, den 08. Mai, waren drei<br />
Flugzeuge von uns über Port Said und<br />
haben erfolgreich Bomben abgeworfen.“<br />
Am 19. Mai 1916 schreibt er an seine<br />
Eltern und an seine Schwester, ebenfalls<br />
wohnhaft in Obertürkheim. Er verweist<br />
darauf, dass er geraume Zeit auf Nachricht<br />
von zu Hause wartet. „Leider vergebens.<br />
Es geht mir bis jetzt noch gut<br />
und bin gesund.“ Allerdings setzt ihm<br />
das Wüstenklima mit sehr heißen Winden<br />
zu, „die Sand mit sich führen, der<br />
in Mund und Nase eindringt und man<br />
droht zu ersticken“.<br />
Wenige Tage später, am 25. Mai, teilt er<br />
seinen Angehörigen aus Jerusalem mit,<br />
dass er und seine Kameraden drei Tage<br />
Urlaub erhalten haben, um sich die Stadt<br />
ansehen zu können.<br />
In einem Schreiben vom 01. Juni weist er<br />
ausdrücklich auf seine genaue Dienstadresse<br />
hin:<br />
Feld – Flieger – Abt. 300 (Pascha)<br />
Militär – Mission, Constantinopel<br />
Marine – Post – Büro, Stelle 13<br />
IV. osmanische Armee<br />
Die Anschrift macht deutlich, welche<br />
Dienststellen in Deutschland und in der<br />
Türkei am Postversand beteiligt sind.<br />
Der Schreiber schließt seine Botschaft mit<br />
der Bitte an seine Angehörigen: „Schreibt<br />
bitte recht bald und schickt mir auch<br />
Päckchen.“ Ein Wunsch, der gewohnter<br />
Inhalt eines Soldatenbriefes ist, nämlich<br />
aktuelle und gute Nachrichten sowie heimische<br />
Lebensmittel, Tabakwaren etc.<br />
von zu Hause zu erhalten.<br />
Auffallend ist, dass im weiteren Verlauf<br />
des Krieges im Orient Postsendungen der<br />
Soldaten aus der Türkei in die Heimat<br />
mit der offiziellen Stempelung versehen<br />
sind: „Sendet keine Nahrungsmittel.“ Ein<br />
Appell, der den Angehörigen zu Hause<br />
den Versand von Lebensmitteln ersparen<br />
soll, die in Deutschland immer knapper<br />
werden. Dazu die Anfrage des Gardepioniers<br />
Hermann Hampe in einem<br />
Feldpostbrief an seine Eltern und Geschwister<br />
am 01. Januar 1917 aus dem<br />
deutschen Etappenlazarett Konstantino-<br />
GESCHICHTE<br />
pel: „Schreibt mir doch bitte mal, wie das<br />
jetzt in Hannover mit den Lebensmitteln<br />
ist. Bekommt Ihr immer noch genügend?<br />
Ist wohl alles noch teurer geworden wie<br />
früher. Hier in der Türkei gibt es noch<br />
von allem genügend, kann aber leider<br />
von hier nichts schicken.“<br />
An der Gaza – Front<br />
Am 11. April 1917 schreibt Carl Laichinger<br />
eine Feldpostkarte aus Ramla<br />
(Ramleh), wohin die FFA 300 unter dem<br />
wachsenden Druck der Engländer ausgewichen<br />
ist. Er bedankt sich bei seiner<br />
Freundin Hilde für „eine Unmasse Post“,<br />
die er von ihr zwischenzeitig erhalten<br />
hat und nicht beantworten konnte, da er<br />
für fünf Wochen in Konstantinopel abwesend<br />
war. Er fährt fort: „War jetzt 14<br />
Tage in Gaza. Dort haben die Engländer<br />
schwer Dunst gekriegt. 2600 Tote liegen<br />
allein vor der deutschen Maschinengewehrstellung.“<br />
Nach der gescheiterten ersten Gaza –<br />
Schlacht Ende März 1917 versuchen es<br />
die Briten am 19. April mit einer neuen<br />
Offensive gegen Gaza. Auch dieser<br />
Angriff wird nach 14-stündigem Kampf<br />
unter schweren Verlusten der Engländer<br />
abgewehrt. Dennoch steigern sich ihre<br />
Fliegerangriffe.<br />
Bei einem Angriff auf Ramleh werden<br />
Feldpostkarte des Fliegers Carl Laichinger an seine Freundin Hilde mit Truppenstempel der FFA 300<br />
( Quelle: Schlegel,12.Auktion,19./20.03.2013.Los Nr.6082 )<br />
15