LUFTWAFFEN - Netteverlag
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auch im kommenden Krieg nie auch nur<br />
annähernd erreicht werden wird.<br />
Marineluftschiffe 1913 bis 1914<br />
Während das deutsche Heer sein erstes<br />
Zeppelinluftschiff schon 1909 übernommen<br />
hat, beobachtet die deutsche Marine<br />
vorerst noch die neue Waffe. Erst im<br />
April 1912 werden ein Stabsoffizier, ein<br />
Kapitänleutnant und ein Oberingenieur<br />
zur Ausbildung auf das Luftschiff „Viktoria<br />
Luise“ abkommandiert 10 . Im Juli 1912<br />
wird schließlich das „Marine-Luftschiff-<br />
Detachement“ unter Korvettenkapitän<br />
Metzing in Johannisthal aufgestellt. Als<br />
erstes Marineluftschiff hat am 7. Oktober<br />
1912 das L1 (LZ 14) seine Erstfahrt 11 .<br />
Stationiert ist L1 zum Jahreswechsel in<br />
Johannesthal, von wo es am 4. Januar<br />
1913 seinen ersten Aufstieg im Jahr 1913<br />
unternimmt. An Bord ist der Großadmiral<br />
von Tirpitz, der an der von Kapitänleutnant<br />
Hanne geführten Fahrt teilnimmt.<br />
Neben dem L1 steht dem „Marine-Luftschiff-Detachement“<br />
im Frühjahr 1913<br />
noch das bei der Delag angemietete Luftschiff<br />
„Hansa“ zur Verfügung. Standort<br />
dieses Luftschiffes ist der Luftschiffhafen<br />
Potsdam. Von dort aus finden verschiedene<br />
Übungsfahrten statt, so z. B. am 8.<br />
Februar zum Döberitzer Truppenübungsplatz,<br />
wo Scheinwerferversuche unternommen<br />
werden. Drei Tage später hat<br />
das Luftschiff „Hansa“, bei seinem 100.<br />
Aufstieg, einen leichten Unfall, als es in<br />
800 Meter Höhe über Heiligensee kreuzt.<br />
Es verliert einen Propeller, welcher in den<br />
See stürzt. Mit drei Propellern kehrt das<br />
Luftschiff nach Potsdam zurück und unternimmt<br />
nachmittags eine weitere dreistündige<br />
Fahrt mit nur drei Propellern.<br />
Ende Februar erleidet auch das Luftschiff<br />
L1 einen leichten Unfall beim Einbringen<br />
in die Halle. Dabei wird der rechte vordere<br />
Propeller beschädigt, für den noch<br />
am gleichen Tag telegraphisch Ersatz in<br />
Friedrichshafen bestellt wird.<br />
Das zwischenzeitlich in Hamburg stationierte<br />
Luftschiff „Hansa“ unternimmt<br />
von dort am 27. Februar zwei weitere militärische<br />
Fahrten, beide wiederum zum<br />
Truppenübungsplatz Döberitz. Im März<br />
kehrt es dann von Hamburg zum Luftschiffhafen<br />
nach Potsdam zurück.<br />
Ende April wird das Marineluftschiff L1<br />
nach sechsmonatigem Aufenthalt in der<br />
Johannisthaler Halle nach Hamburg ver-<br />
legt. Am 21. April startet es um 8.15 Uhr<br />
in Johannisthal, um später am gleichen<br />
Tag um 5.13 Uhr nachmittags in Hamburg<br />
an der Luftschiffhalle zu landen.<br />
Neben den Führern des L1, Kapitänleutnant<br />
Hanne und Oberingenieur Busch,<br />
nehmen auch die Führer der noch nicht<br />
fertiggestellten Luftschiffe L2 und L3, Kapitänleutnant<br />
Lohmeyer und Kapitänleutnant<br />
Freyer, an der Überführung teil.<br />
Anfang Juni kehrt L1 zu Übungsfahrten<br />
nach Johannisthal zurück. Von dort<br />
macht es noch am 9. Juli einen Aufstieg<br />
zu einer Nachtfahrt.<br />
Der bisherige Aufenthalt des L1 in Johannisthal<br />
diente vornehmlich der Schulung<br />
des Personals, insbesondere der Steuerleute<br />
und Mechaniker. Daneben wurden<br />
dort auch zahlreiche Neuerungen am<br />
Luftschiff getestet. Die Luftschiffhalle<br />
in Johannisthal wird in dieser Funktion<br />
auch für weitere im Sommer zu erwartende<br />
Luftschiffe zur Verfügung stehen.<br />
Hans-Günther Ploes<br />
Fussnoten:<br />
GESCHICHTE<br />
7 Freiburger Zeitung, Dienstag, 9. September<br />
1913, Nr. 246 – Abendblatt<br />
8 siehe: Militärgeschichtliches Forschungsamt:<br />
Die Militärluftfahrt bis zum Beginn<br />
des Weltkrieges 1914, Frankfurt am Main,<br />
1965, S. 173 Deutsche Militärluftschiffe<br />
beim Kaisermanöver 1913<br />
9 siehe: Georg Paul Neumann (Hrsg.), Die<br />
deutschen Luftstreitkräfte im Weltkriege,<br />
Berlin, 1920, S. 286 ff.<br />
10 siehe: Militärgeschichtliches Forschungsamt:<br />
Die Militärluftfahrt bis zum Beginn<br />
des Weltkrieges 1914, Frankfurt am Main,<br />
1965, S. 208 ff<br />
11 Das Marineluftschiff L1 wurde am 24.<br />
April 1912 zu einem Preise von 850 000<br />
Mark bestellt. Es hatte ein Funkgerät mit<br />
300 km Reichweite und zur Abwehr 2 Maschinengewehre<br />
an Bord. Militärgeschichtliches<br />
Forschungsamt: Die Militärluftfahrt bis<br />
zum Beginn des Weltkrieges 1914, Frankfurt<br />
am Main, 1965, S. 209, 210<br />
Das Marineluftschiff L1 (LZ 14) und Besatzung in Hamburg-Fuhlsbüttel<br />
vor dem Aufstieg am 9. September 1913<br />
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