Paulusbrief-2006-07 - Ev. Paulusgemeinde Lichterfelde
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Im Mittelalter bedeutete das Wort Urlaub:<br />
die Erlaubnis wegzugehen. Urlaub zu geben<br />
war damals höherstehenden Personen<br />
im Rahmen eines vorgegebenen Zeremoniells<br />
vorbehalten. Heute ist Urlaub ein<br />
Rechtsanspruch.<br />
Was aber bedeutet Urlaub heute?<br />
Urlaub, das bedeutet weithin: frei sein von<br />
beruflichen und häuslichen Verpflichtungen.<br />
Bedeutet: Ausbruch<br />
aus der Routine<br />
des Alltags, bedeutet:<br />
Fernweh, Sehnsucht<br />
andere Länder und<br />
Menschen kennen zu<br />
lernen. Auf den Urlaub<br />
wird geradezu hingefiebert.<br />
Was soll sich<br />
da nicht alles ereignen<br />
und anders sein: Weg von der Kleiderordnung,<br />
weg vom streng durchgeplanten<br />
Tagesablauf. Stattdessen: Dinge tun, die<br />
ich sonst nicht tun kann oder darf. In der<br />
Brandung des Meeres schwimmen, über<br />
blühende und saftig grüne Bergwiesen<br />
wandern und in den Bergen herumkraxeln,<br />
Menschen, Tempel, Kirchen, Märkte und<br />
Landschaften fotografieren und/oder filmen!<br />
Was aber, wenn ich plötzlich im Urlaub feststellen<br />
muss, dass ich so manches gar nicht<br />
schaffe, was ich mir vorgenommen hatte?<br />
Wenn ich mit der Fremdheit meiner Urlaubsumgebung<br />
nicht zurecht komme?<br />
Nun, das wäre ja nicht das Schlechteste,<br />
im Urlaub auf ganz unerwartete Weise<br />
plötzlich bei sich selber anzukommen und<br />
Seiten an sich wahrzunehmen, die einem<br />
Urlaub - Ferien - Reisen<br />
Weit über die Grenzen ...<br />
bisher unbekannt waren! Käme dadurch<br />
nicht ein ganz wichtiger und neuer Sinn in<br />
das berühmte Urlaubsmotto „Reisen bildet“?<br />
Gewiss, fremde Kulturen, fremde<br />
Sprachen, fremde und exotische Küchen<br />
mit Sachverstand kennen zu lernen, bildet.<br />
Zweifelsohne. Doch eine wichtige Bildungsmöglichkeit<br />
liegt nicht nur in der<br />
Reise ins Urlaubsland, sondern erst recht<br />
in der Heimkehr vom<br />
Urlaub! Da kann es einem<br />
gehen wie den<br />
beiden Mönchen in einer<br />
alten Legende:<br />
„In einem alten Buch<br />
hatten die beiden Mönche<br />
von einem Ort gelesen,<br />
an dem sich<br />
Himmel und Erde berührten.<br />
Und: Wer diesen Ort finde, werde<br />
das Glück seines Lebens finden. Diesen<br />
Ort wollten die Mönche suchen und machten<br />
sich auf einen weiten Weg. Welche<br />
Strapazen mussten sie dabei auf sich nehmen<br />
und wie endlos lang wurde ihnen die<br />
Zeit. Aber da sie gelesen hatten, dass am<br />
entscheidenden Ort eine Tür sei, wo man<br />
nur anzuklopfen und einzutreten brauche,<br />
suchten sie beharrlich weiter. Schließlich<br />
aber fanden sie doch, wonach sie suchten.<br />
Plötzlich standen sie vor der besagten<br />
Tür und klopften an. Mit bebendem Herzen<br />
traten sie ein. Und als sie sich umschauten,<br />
merkten sie, dass sie zu Hause<br />
in ihrer Klosterzelle standen.“<br />
Das meint, bei sich selber ankommen. Aber<br />
dazu muss man nicht einmal verreisen.<br />
Denken Sie beispielsweise an die Mög-<br />
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