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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2000</strong> Seite 27<br />

schaft und Gesellschaft. Dies wird an folgenden Punkten deutlich:<br />

1. Im Zusammenhang mit dem Einsatz neuer Produktions- und Organisationskonzepte<br />

werden den betrieblichen Kernbelegschaften ("Rationalisierungsgewinner") komplexere<br />

Aufgaben mit erweiterten Handlungsspielräumen übertragen. Hierfür benötigen<br />

die Beschäftigten - neben speziellen Berufsqualifikationen - allgemeine Arbeitsqualifikationen,<br />

wie z. B. Innovationsfähigkeit, Überblickswissen und Teamgeist.<br />

Solche "Schlüsselqualifikationen" können größtenteils berufs- und berufsfeldübergreifend<br />

vermittelt werden.<br />

Schlüsselqualifikationen sind auch aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler<br />

gefordert: Jugendliche lehnen nämlich fremdbestimmte Arbeit tendenziell ab und verlangen<br />

ganzheitliche, kooperationsintensive Tätigkeiten. Prinzipiell hat - berufliche -<br />

Arbeit für junge Menschen zwar nach wie vor zentrale Bedeutung und sie betrachten<br />

sie als wichtige Identifikationsbasis; immer mehr Jugendliche stellen an ihre Arbeit<br />

aber erweiterte Ansprüche im Sinne von Sachinteresse, Eigeninitiative u.a. In der<br />

jungen Generation gibt es offenbar eine Tendenz zunehmender Sensibilisierung im<br />

Hinblick auf das von ihnen erwartete Verhalten bzw. das Unterdrücken ihrer Bedürfnisse.<br />

2. Erweiterte Arbeitsrollen erstrecken sich auch auf den situativen Bedingungsrahmen<br />

der Arbeit, also auf Aspekte wie Lohn, Leistung, Personalfragen und Beschäftigungssicherheit.<br />

Entsprechend müssen die Arbeitnehmer über Handlungskompetenz<br />

verfügen, mit der sie auf ihre Arbeitsbedingungen Einfluss nehmen können. In dieser<br />

Perspektive hängt der Wandel der Arbeitswelt von der Fähigkeit der Beschäftigten<br />

ab, ihre Arbeitssituation zu analysieren und zu gestalten. Dies verweist darauf, wie<br />

wichtig es ist, den Arbeitenden in vorgängigen - schulischen - Lernprozessen den<br />

Erwerb solcher arbeitbezogener Handlungskompetenz zu ermöglichen.<br />

3. Kürzere Arbeitszeiten und Arbeitslosigkeit bedeuten für die Betroffenen mehr arbeitsfreie<br />

Zeit. Diese können sie für Eigenarbeit (Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflegearbeit,<br />

do – it – yourself - Aktivitäten u.a.) und Gesellschaftsarbeit (Nachbarschaftshilfe,<br />

Aktivitäten in der Kommune, ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen,<br />

Verbänden, politischen Parteien u.a.) nutzen. Außerdem schätzen immer mehr Gesellschaftsmitglieder<br />

solche informellen Tätigkeiten auch höher ein, insbesondere<br />

weil sie ihnen bessere Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung bieten als rationalisierte,<br />

oft restriktive Erwerbsarbeit. Eigen- und Gesellschaftsarbeit bieten die Chance,<br />

die knapper werdende Erwerbsarbeit 'persönlichkeitsförderlich' zu ergänzen und<br />

die damit verbundenen Probleme (Konsumorientierung, Individualisierung, fehlende<br />

gesellschaftliche Teilhabe, Frustration durch Arbeitslosigkeit u.a.) 'ein Stück weit' zu<br />

vermeiden. Deshalb sollten diese Arbeitsformen gefördert und verbreitet werden, wie<br />

dies in anderen Ländern, z.B. in den USA, seit langem geschieht. Hierzu muss auch

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