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Altengerechte Stadt - Landesseniorenvertretung NRW e.V.

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Das Lebenslauf-Konzept in Bezug auf Alter und <strong>Stadt</strong><br />

49<br />

die Freizeit hinaus entlassen, aber eben ohne die Hilfestellungen und<br />

Orientierungen, welche die Organisation der Erwerbsarbeit dem einzelnen<br />

gibt – ohne gesellschaftliche Strukturierung, Verantwortung und<br />

Verpflichtung. Sie müssen plötzlich ihren Sinn selbst konstituieren. 17<br />

Das Lebenslauf-Konzept macht so darauf aufmerksam, wie enorm<br />

problematisch es ist, wenn der Lebenslauf von Senioren eine Abfolge<br />

von gleichsam ungesellschaftlichen, individuellen Entscheidungen ist;<br />

es macht darauf aufmerksam, dass das Hauptproblem beim Übergang<br />

in die nachberufliche Phase ist, wieder an so etwas wie ein Kristallisationszentrum<br />

außer der Orientierung an Krankheit und Tod zu gelangen:<br />

die Suche nach einem neuen Organisationsprinzip, nach dem man noch<br />

ungefähr 25 Jahre lang seinen Lebenslauf organisieren kann.<br />

Die zentrale Frage lautet nun: Kann „<strong>Stadt</strong>“ in dieser Situation, wo sie<br />

schon keine Lebenslauforientierung geben kann, wenigstens „lebensweltliche<br />

Horizonte“ bieten? Bietet „<strong>Stadt</strong>“ ersatzweise den Älteren, aus<br />

dem Beruf Ausgeschiedenen, Orientierungen für ihren weiteren Lebenslauf?<br />

Wie könnten diese aussehen?<br />

Oder ist <strong>Stadt</strong> heute ein Sozialgebilde, das einschränkt, begrenzt,<br />

benachteiligt – nicht so sehr durch Normen, sondern faktisch durch<br />

Einschränkung und Ausschluss von Handlungsmöglichkeiten und das je<br />

älter, desto mehr?<br />

Fehlendes<br />

Strukturprinzip<br />

für Lebenslauf<br />

im Alter<br />

2<br />

Bisher ist eine wichtige Rolle, die der <strong>Stadt</strong> als Orientierungsraum<br />

im Lebenslauf zukommen könnte, kaum gesehen worden. Sie wird<br />

meist im technisch-konsumtiven Sinn als Raum betrachtet, in dem<br />

man sich mehr oder weniger leicht Waren und Dienstleistungen<br />

verschaffen kann. Als Folgerung aus diesen lebenslauftheoretischen<br />

Überlegungen kommen wir zu der These:<br />

Das komplexe Sozialsystem <strong>Stadt</strong> kann und sollte eine Funktion<br />

in der Lebensläufen der modernen Menschen haben, weil es von<br />

den Menschen, deren Orientierungssystem „Erwerbsarbeit/ Berufsarbeit“<br />

ausfällt, gebraucht wird. 18<br />

<strong>Stadt</strong> als Orientierungsraum<br />

im<br />

Lebenslauf<br />

17<br />

Der Film „Schultze gets the Blues“ zeigt die geradezu peinliche Ratlosigkeit, in der drei eben<br />

verrentete Arbeitskollegen nach ihrer Abschiedsfeier buchstäblich dasitzen, und die Zufälligkeiten,<br />

wie sich neue mögliche Lebenslaufelemente einstellen.<br />

18<br />

Und das sind: Rentner, Langzeitarbeitslose, nicht berufstätige Alleinerziehende und die wachsende<br />

Zahl derer, die auf Dauer in ungesicherten Arbeitsverhältnissen zu leben gezwungen<br />

sind.

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