22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...

2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 19
Die Vertretung wird in den §§ 164 ff. BGB geregelt. 129 Demnach ist die Vertretung ein
rechtsgeschäftliches Handeln in fremdem Namen mit unmittelbarer Wirkung gegen oder für
den Vertretenen. 130 Der Bauherr bestimmt den Umfang der Vertretungsvollmacht. 131 Häufig
darf jedoch ein Architekt zum Beispiel keine größeren Zusatzleistungen beauftragen oder keine
Verlängerung von Ausführungsfristen genehmigen. 132 Nachfolgend werden wichtige
Projektbeteiligte auf der Seite des Bauherrn charakterisiert. 133
Erfüllungsgehilfe ist derjenige, dessen Hilfe sich ein Schuldner 134 bedient, um seine eigene
vertragliche Leistungspflicht zu erfüllen. 135 Der Schuldner haftet ohne Rücksicht auf eigenes
Verschulden auch für das Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen. Voraussetzung ist allerdings,
dass der Auftraggeber überhaupt eigene Leistungspflichten inne hat und dass die Hilfsperson
auch tatsächlich und mit dem Willen des Auftraggebers hilft, diese Pflichten zu erfüllen.
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Typischer Erfüllungsgehilfe des Auftraggebers ist der bauplanende Architekt oder Ingenieur
137 , der auch als Sachwalter des Bauherrn bezeichnet wird. 138 Er ist der Entwurfsverfasser
und erstellt die für die Ausführung der Auftragnehmer-Leistungen erforderlichen Planunterlagen
139 , wobei die Grenze zwischen Auftraggeber-Planung und Auftragnehmer-Planung vom
jeweiligen Vertrag definiert wird. Die geringste anzufertigende Planungstiefe wird bei einer
funktionalen Ausschreibung vorliegen. 140 Der Architekt kann dem Auftraggeber über die Objektplanung
hinaus aber auch bei der Erfüllung weiterer Pflichten behilflich sein. So wird der
Architekt regelmäßig auch bestimmte Koordinationspflichten übernehmen. 141 Der Baube-
129 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB § 164 Rdn. 1 ff.
130 Vgl. Buscher, 2001, S. 86 - 87, hier S. 86.
131 Vgl. Jacob/Ring/Wolf, 2001, Rdn. 71.
132 Vgl. Taphorn, 2000, S. 365; Palandt (Hrsg.), 2001, BGB § 167 Rdn. 2.
133 Ausführlich bei: Schach/Sperling, 2001, S. 32 ff.
134 Der Auftragnehmer schuldet regelmäßig die Bauleistung. Aber auch der Auftraggeber kann Schuldner spezifischer
Mitwirkungspflichten sein.
135 Vgl. § 278 BGB [Verschulden des Erfüllungsgehilfen]; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1362.
136 Lange Zeit war umstritten, ob der Vorunternehmer Erfüllungsgehilfe des Auftraggebers ist. Vgl. o. V., 2000a,
S. 22 - 23; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1360 und 1371.
137 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 4; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 13.
138 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 10; Schach/Sperling, 2001, S. 40.
139 Vgl. Fleischmann, 1997, S. 6.
140 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000b, Rdn. 1604.
141 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1364.
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