31.10.2013 Aufrufe

22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...

22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...

22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Thomas Heilfort<br />

Sachve<br />

rständig<br />

er <strong>für</strong> Bauablaufstörungen<br />

<strong>22</strong>. Thomas Heilfort:<br />

<strong>Ablaufstörungen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bauprojekten</strong> - E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

Term<strong>in</strong>sicherung im<br />

Bauprojektmanagement<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Renn<strong>in</strong>gen, expert-Verlag, 2003<br />

Anmerkung: Der Text sowie <strong>die</strong> angegebenen Seitenzahlen<br />

des nachfolgenden Dokuments<br />

entsprechen bis auf ger<strong>in</strong>gfügige redaktionelle Änderungen dem d veröffentlichten Fachbeitrag.<br />

Prof. Dr.-II ng. Dipl.-Kfm. Th. Heilfort: Marie-Simon-Stt r. 4a ٠ 01326 Dresden ٠ Tel. 0351/80208800 ٠ Internet: w ww.heilfort.dee<br />

Bauablaufstörungenn : Beratung ٠ Term<strong>in</strong>coo ntroll<strong>in</strong>g ٠ Stördokumm entation ٠ Gutachten ٠ Sem<strong>in</strong>aree


Thomas Heilfort<br />

<strong>Ablaufstörungen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bauprojekten</strong><br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>sicherung im Bauprojektmanagement<br />

[www.heilfort.de]


Der vorliegende Band 3 der Schriftenreihe des Instituts <strong>für</strong> Baubetriebswesen entspricht<br />

zugleich der der Fakultät Bau<strong>in</strong>genieurwesen der Technischen Universität Dresden zur Erlangung<br />

der Würde e<strong>in</strong>es Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.) e<strong>in</strong>gereichten Dissertation <strong>Ablaufstörungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bauprojekten</strong>, vorgelegt von Dipl.-Kfm. Thomas Heilfort, verteidigt am 25. Juni 2003.<br />

Gutachter:<br />

Prof. Dr.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Schach,<br />

Prof. Dr. Dietrich-Alexander Möller,<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Bohn.<br />

[www.heilfort.de]


Vorwort des Herausgebers<br />

In <strong>Bauprojekten</strong> treten häufig <strong>Ablaufstörungen</strong> mit erheblichen term<strong>in</strong>lichen und monetären<br />

Auswirkungen <strong>für</strong> Auftraggeber und Auftragnehmer auf – Folgen, <strong>die</strong> letztendlich durch <strong>die</strong><br />

Volkswirtschaft zu tragen s<strong>in</strong>d. Bisherige Forschungsarbeiten beziehen sich schwerpunktmäßig<br />

auf <strong>die</strong> Sicherung der Anspruchsgrundlage und <strong>die</strong> Ermittlung der Anspruchshöhe. Es<br />

wird somit meist davon ausgegangen, dass Bauablaufstörungen e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d oder e<strong>in</strong>treten<br />

werden.<br />

Die Umsetzung <strong>die</strong>ser Überlegungen hat <strong>in</strong> der Praxis dazu geführt, dass Bauunternehmen gezielt<br />

Spezialisten mit dem Ziel e<strong>in</strong>setzen, sowohl <strong>in</strong> den Ausschreibungsunterlagen als auch<br />

im Verhalten des Auftraggebers Schwachstellen und Defizite zu suchen, um mit zusätzlichen,<br />

formal berechtigten Forderungen ihre unter starkem Wettbewerbsdruck erzielten, oft nicht<br />

auskömmlichen Preise zu verbessern. Aus der sich daraus zwangsläufig entwickelnden Abwehrposition<br />

der Auftraggeber folgt e<strong>in</strong> Konfliktpotenzial, das den geme<strong>in</strong>samen Projektzielen<br />

nicht förderlich ist.<br />

Aus <strong>die</strong>ser Erkenntnis heraus wurde <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den vergangenen Jahren viel über partnerschaftliche<br />

Vertragstypen diskutiert. E<strong>in</strong>e strukturelle Neuausrichtung der Zusammenarbeit<br />

zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ist jedoch bisher nicht gelungen. Die vorliegende<br />

Forschungsarbeit greift <strong>die</strong>se Überlegung auf und rückt nicht das Störungsmanagement, sondern<br />

<strong>die</strong> Störungsvermeidung <strong>in</strong> den Mittelpunkt der Betrachtungen.<br />

Ver<strong>die</strong>nst des Autors ist der wissenschaftlich geführte Nachweis, dass der Kooperationsgrad<br />

e<strong>in</strong>es Bauprojektes maßgeblich über Störhäufigkeit und Störauswirkungen entscheidet. E<strong>in</strong>gebettet<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Modell der „homogen-kooperativen Projekt<strong>in</strong>teraktion“ werden Erklärungsansätze<br />

<strong>für</strong> nicht kooperatives Verhalten geliefert und Maßnahmen vorgeschlagen, <strong>die</strong> vor allem<br />

auf ökonomische Anreize <strong>für</strong> kooperatives Verhalten von Auftraggeber und Auftragnehmer <strong>in</strong><br />

allen Projektphasen setzen. Die Vorschläge des Autors enthalten damit nicht nur theoretische<br />

Appelle an e<strong>in</strong> beidseitig kooperatives Verhalten, sondern konkrete vertragliche Lösungsansätze<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Verr<strong>in</strong>gerung der Störhäufigkeit.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass <strong>die</strong> Bedeutung e<strong>in</strong>es kooperativen Verhaltens der Projektpartner erkannt<br />

wird, der vorliegende dritte Band der Schriftenreihe „Aus Forschung und Praxis“ e<strong>in</strong>e<br />

weite Verbreitung f<strong>in</strong>det und <strong>die</strong> Ergebnisse der Arbeit nicht nur <strong>in</strong>tensiv diskutiert, sondern<br />

auch konsequent umgesetzt werden. Damit würde <strong>die</strong>se Arbeit e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag dazu<br />

leisten, dass sich das häufig beklagte, zum Teil extreme Konfliktpotenzial zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer <strong>in</strong> der Bau- und Immobilienwirtschaft deutlich reduziert und e<strong>in</strong>e<br />

zielgerichtete, kooperative Zusammenarbeit möglich wird.<br />

Dresden, Juni 2003<br />

Prof. Dr.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Schach<br />

[www.heilfort.de]


II<br />

Vorwort<br />

Vorwort des Verfassers<br />

Die Bauwirtschaft war <strong>in</strong> der Neuzeit von permanenten Wachstumsschüben geprägt. Eisenbahn,<br />

Elektrizität und Massenmobilität haben ebenso wie Sondere<strong>in</strong>flüsse durch Wiederaufbau<br />

und Wiedervere<strong>in</strong>igung zu e<strong>in</strong>er langfristig überdurchschnittlichen Baunachfrage und damit<br />

zu e<strong>in</strong>em ebenso überdurchschnittlichen Angebot an Baukapazitäten geführt. Während <strong>die</strong><br />

modernen Volkswirtschaften ihr Wachstum <strong>in</strong> den letzten Dekaden mit der E<strong>in</strong>führung der Informationstechnik<br />

fortsetzten, konnte <strong>die</strong> Bau<strong>in</strong>dustrie nicht wie bisher an <strong>die</strong>ser Entwicklung<br />

partizipieren. E<strong>in</strong> Aufschwung wird zwar regelmäßig beschworen, ist aber derzeit nicht <strong>in</strong><br />

Sicht. Vielmehr sche<strong>in</strong>t sich <strong>die</strong> Baunachfrage auf e<strong>in</strong> deutlich niedrigeres, durchschnittliches<br />

Niveau e<strong>in</strong>zupendeln.<br />

Diese strukturelle Krise führt zu e<strong>in</strong>em erheblichen Rationalisierungsdruck auf <strong>die</strong> Bau<strong>in</strong>dustrie,<br />

<strong>die</strong> sich von e<strong>in</strong>em Selbstverständnis als passivem, fast ausschließlich preisbestimmten<br />

Bereitstellungsgewerbe lösen und aktiv <strong>die</strong> zahlreich vorhandenen Produktivitätsreserven i-<br />

dentifizieren und nutzen muss. Diese Arbeit untersucht <strong>Ablaufstörungen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bauprojekten</strong> auf<br />

Produktivitätsreserven. Im Mittelpunkt stehen Nachweis, Analyse und Gestaltung des E<strong>in</strong>flusses<br />

der Kooperation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer auf <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>sicherung im<br />

Bauprojektmanagement.<br />

Es wird e<strong>in</strong> homogen-<strong>in</strong>teraktives Interaktionsmodell hergeleitet, das auf empirisch gesicherter<br />

Grundlage Häufigkeiten und Auswirkungen typischer Bauablaufstörungen maßgeblich verr<strong>in</strong>gert<br />

und resultierende Produktivitätsreserven <strong>für</strong> <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>sicherung nutzt. Kern der Vorschläge<br />

s<strong>in</strong>d ökonomische Anreize <strong>für</strong> kooperatives Verhalten von Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

über alle Phasen e<strong>in</strong>es Bauprojektes.<br />

Voraussetzung <strong>die</strong>ser Arbeit ist neben der mehrjährigen Praxis des Verfassers <strong>in</strong> der Bau<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>die</strong> Begutachtung und Steuerung e<strong>in</strong>er Vielzahl gestörter Bauabläufe. Die Umsetzung<br />

erfolgte von 1999 bis 2003 am Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen der Technischen Universität<br />

Dresden unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Ra<strong>in</strong>er Schach, dem ich zu besonderem Dank verpflichtet<br />

b<strong>in</strong>. Ohne <strong>die</strong> hervorragenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wissenschaftlicher Arbeit am Institut,<br />

<strong>die</strong> enge Kooperation und ganz persönliche Begleitung wäre <strong>die</strong> term<strong>in</strong>- und qualitätsgerechte<br />

Realisierung <strong>die</strong>ses Forschungsprojekts nicht möglich gewesen. Ebenfalls sei Prof.<br />

Dr. Dietrich-Alexander Möller und Prof. Dr.-Ing. Thomas Bohn <strong>für</strong> Ihre Betreuung gedankt.<br />

Besonders aber möchte ich me<strong>in</strong>er Frau <strong>für</strong> ihre selbstlose Unterstützung, kritische Beratung<br />

und fortwährende Hilfe danken. Trotz eigener Stu<strong>die</strong>n hat sie mir <strong>die</strong> stetige und <strong>in</strong>tensive Beschäftigung<br />

mit dem Thema erst ermöglicht sowie zusätzlich noch da<strong>für</strong> gesorgt, dass sich<br />

auch unsere ganz privaten Projekte mehr als positiv und völlig ungestört entwickelt haben.<br />

Dresden, Juni 2003<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Kfm. Thomas Heilfort<br />

[www.heilfort.de]


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>führung........................................................................................................................ 1<br />

1.1 Problemstellung.......................................................................................................... 1<br />

1.2 Ziel und Abgrenzung <strong>die</strong>ser Arbeit ............................................................................ 3<br />

1.3 Formulierung des Lösungsweges................................................................................ 4<br />

2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen........................................... 7<br />

2.1 Unterschiedliche Betrachtungsperspektiven............................................................... 7<br />

2.1.1 Baubetriebswissenschaftliche Perspektive ......................................................... 7<br />

2.1.2 Juristische Perspektive........................................................................................ 8<br />

2.1.3 Perspektive der Projektbeteiligten .................................................................... 10<br />

2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit..................................................................................... 12<br />

2.2.1 Projektdimension.............................................................................................. 12<br />

2.2.2 Institutionendimension ..................................................................................... 16<br />

2.2.3 Prozessdimension ............................................................................................. 21<br />

3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen .................................................. 27<br />

3.1 Vorüberlegungen ...................................................................................................... 27<br />

3.2 Zustände im Bauablauf............................................................................................. 28<br />

3.2.1 Zustandsdimension: Vertrags-Soll, Bau-Soll und Bau-Ist................................ 28<br />

3.2.2 Gestaltungsdimension: Primär- und Sekundäreigenschaft ............................... 30<br />

3.2.3 Bauablaufabweichungen................................................................................... 33<br />

3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf ........................................................... 35<br />

3.3.1 Bauablaufstörungen .......................................................................................... 35<br />

3.3.2 Bauablaufschwankungen .................................................................................. 50<br />

3.3.3 Baubeh<strong>in</strong>derungen ............................................................................................ 51<br />

3.4 Systematik von Bauablaufstörungen ........................................................................ 53<br />

3.4.1 Gliederung nach den Störungsursachen............................................................ 53<br />

3.4.2 Gliederung nach den Störungsauswirkungen ................................................... 56<br />

[www.heilfort.de]


IV<br />

Inhalts-, Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis<br />

4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen .......................63<br />

4.1 Vorüberlegungen.......................................................................................................63<br />

4.2 Statistische Methodik der Untersuchung ..................................................................65<br />

4.2.1 Datenerhebung ..................................................................................................65<br />

4.2.2 Datenanalyse .....................................................................................................67<br />

4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen....................................................................71<br />

4.3.1 Charakteristik der Stichprobe............................................................................71<br />

4.3.2 Häufigkeitsverteilungen ....................................................................................72<br />

4.3.3 Korrelations- und Regressionsanalyse ..............................................................77<br />

4.4 Übersicht und Interpretation der Ergebnisse.............................................................79<br />

5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung.....................................................83<br />

5.1 Vorüberlegungen.......................................................................................................83<br />

5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase..............................................................................84<br />

5.2.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion ................................................................84<br />

5.2.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner .......................86<br />

5.2.3 Konfliktmanagement der VOB/B .....................................................................92<br />

5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase ........................................................................96<br />

5.3.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion ................................................................96<br />

5.3.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner .......................97<br />

5.3.3 Konfliktmanagement der VOB/B ...................................................................104<br />

5.4 Interaktion <strong>in</strong> der Übergabephase ...........................................................................113<br />

5.4.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion ..............................................................113<br />

5.4.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner .....................114<br />

5.4.3 Konfliktmanagement der VOB/B ...................................................................116<br />

6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion ......................................121<br />

6.1 Vorüberlegungen.....................................................................................................121<br />

6.2 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase .....................................1<strong>22</strong><br />

6.3 Ausgleich der Auftragnehmer-Stärke <strong>in</strong> der Ausführungsphase.............................127<br />

6.4 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Übergabephase.....................................132<br />

[www.heilfort.de]


Inhalts-, Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis<br />

V<br />

7 Resümee......................................................................................................................... 135<br />

7.1 Zusammenfassung .................................................................................................. 135<br />

7.2 Ergebnisse und Konsequenzen ............................................................................... 137<br />

7.3 Kritik und Ausblick ................................................................................................ 138<br />

8 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 141<br />

9 Index .............................................................................................................................. 161<br />

[www.heilfort.de]


VI<br />

Inhalts-, Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Bauprojektphasen aus Sicht von Auftraggeber und Auftragnehmer...................24<br />

Abbildung 2: Zweidimensionale Projektmatrix aus Zustands- und Gestaltungsdimension .....31<br />

Abbildung 3: Def<strong>in</strong>itionskriterien ausgewählter Autoren <strong>für</strong> Bauablaufstörungen ..................45<br />

Abbildung 4: Ursachengruppen von Bauablaufstörungen ........................................................55<br />

Abbildung 5: Wirkungsorientierte Gliederung von Bauablaufstörungen .................................60<br />

Abbildung 6: Gliederung der Ursachen <strong>für</strong> Term<strong>in</strong>verzögerungen nach Verantwortlichkeit...67<br />

Abbildung 7: E<strong>in</strong>schätzung der Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit und Anzeige <strong>in</strong> SPSS...................69<br />

Abbildung 8: Interpretation des Bestimmtheitsmaßes ..............................................................70<br />

Abbildung 9: Die Baubetriebe der Stichprobe nach Betriebsgrößenklassen ............................72<br />

Abbildung 10: Wertelabel der Datensätze und Interpretation als Kooperationsgrad................73<br />

Abbildung 11: E<strong>in</strong>schätzungen der Befragten zum Kooperationsgrad.....................................74<br />

Abbildung 12: Wertigkeiten der Datensätze und Interpretation als Störhäufigkeit ..................75<br />

Abbildung 13: Störhäufigkeit aufgrund mangelhafter Ausführungsplanung............................75<br />

Abbildung 14: Häufigkeit von Bauablaufstörungen .................................................................76<br />

Abbildung 15: Datenmatrix der Korrelationstabelle 40/27.1....................................................77<br />

Abbildung 16: Korrelationskoeffizient und Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit (Fragen 40/27.1)........78<br />

Abbildung 17: Mangelhafte Ausführungsplanung als Funktion des Kooperationsgrades........78<br />

Abbildung 18: Übersicht der empirischen Befunde..................................................................79<br />

Abbildung 19: Zielsystem des Auftragnehmers........................................................................89<br />

Abbildung 20: Kompetitives Gleichgewicht bei Bauablaufstörungen....................................103<br />

Abbildung 21: Phasenorientierte Stärkeprofile von Auftraggeber und Auftragnehmer .........121<br />

Abbildung <strong>22</strong>: Kooperatives Gleichgewicht durch Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Pauschalschadens ...130<br />

[www.heilfort.de]


Inhalts-, Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis<br />

VII<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AG<br />

AGBG<br />

AN<br />

Aufl.<br />

BauR<br />

BGB<br />

BGBl.<br />

BGH<br />

DVA<br />

GMP<br />

GWB<br />

HGB<br />

HOAI<br />

Hrsg.<br />

IBR<br />

Auftraggeber<br />

Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Auftragnehmer<br />

Auflage<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> das gesamte öffentliche und zivile Baurecht<br />

Bürgerliches Gesetzbuch<br />

Bundesgesetzblatt<br />

Bundesgerichtshof<br />

Deutscher Vergabe- und Vertragsausschuss <strong>für</strong> Bauleistungen<br />

Garantierter Maximalpreis<br />

Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz)<br />

Handelsgesetzbuch<br />

Honorarordnung der Architekten und Ingenieure<br />

Herausgeber<br />

Zeitschrift Immobilien und Baurecht<br />

NZBau Neue Zeitschrift <strong>für</strong> Baurecht und Vergaberecht<br />

o. V. Ohne Verfasser<br />

Rdn.<br />

Randnummer<br />

S. Seite<br />

u. a. unter anderem; und andere<br />

Vgl.<br />

VgV<br />

VOB<br />

Vergleiche<br />

Verordnung über <strong>die</strong> Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabeverordnung)<br />

Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen<br />

Vergabe- und Vertragsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen ab Fassung 2002<br />

Vor § Vorbemerkung vor §<br />

z. B. zum Beispiel<br />

ZPO<br />

Zivilprozessordnung<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


1 E<strong>in</strong>führung<br />

1.1 Problemstellung<br />

Anders als etwa <strong>die</strong> Erzeugung von Industrieprodukten ist der Prozess des Errichtens oder Erneuerns<br />

baulicher Anlagen von e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen, langfristigen Interaktion zwischen vielen<br />

verschiedenen Institutionen geprägt. 1 Bei größtmöglicher Arbeitsteilung führt e<strong>in</strong> komplexes<br />

System von Auftraggebern und Auftragnehmern, Anweisenden und Ausführenden, Planern<br />

und Überwachern zu e<strong>in</strong>er dynamischen Produktionsstruktur, <strong>in</strong> der Abweichungen der<br />

tatsächlichen von der geplanten Ausführung eher Regel als Ausnahme s<strong>in</strong>d. 2 So dürfte bereits<br />

der Turmbau zu Babel aufgrund e<strong>in</strong>es kommunikationsbed<strong>in</strong>gt gestörten Bauablaufs gescheitert<br />

se<strong>in</strong>. 3 Auch im Jahr 1885 wurden von HUBER 4 Bauvorhaben beschrieben, bei denen „<strong>die</strong><br />

Arbeitsleistung <strong>in</strong> Folge Verschuldens Dritter oder der Beamten, wegen Verzögerung (fremder)<br />

Vorarbeiten, mangelnder Pläne etc. überhaupt lange Zeit nicht begonnen wird, bzw. zeitweilige<br />

Unterbrechung der Ausführung oder deren gänzliche E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>tritt“.<br />

Ursachen und Auswirkungen e<strong>in</strong>es von der geplanten Produktionsdurchführung abweichenden<br />

Bauablaufs sollten daher auch im Kontext <strong>in</strong>dividuell agierender Baubeteiligter betrachtet<br />

werden. So beg<strong>in</strong>nen Unterschiede im Verständnis von Abweichungen im Bauablauf bereits<br />

bei den begrifflichen Grundlagen: Bauherren sprechen und schreiben fast ausschließlich von<br />

„Term<strong>in</strong>verzug“, „Term<strong>in</strong>verzögerung“ oder „Bauzeitverlängerung“, Begriffe, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong><br />

Abweichung von geplanten oder erwarteten Zielgrößen abstellen. Mit zunehmender Nähe zur<br />

eigentlichen Bauausführung als dem Prozess der Zielerreichung dom<strong>in</strong>iert der Begriff „Bauablaufstörung“,<br />

der sich auch im baubetriebswissenschaftlichen Sprachgebrauch durchgesetzt<br />

hat. Juristen wiederum verwenden fast ausschließlich den Beh<strong>in</strong>derungsbegriff. 5<br />

Schon aus <strong>die</strong>ser Begriffswahl ist erkennbar: Die Baubeteiligten denken und sprechen <strong>in</strong> Kategorien,<br />

<strong>die</strong> ihrer Erwartungshaltung entsprechen: Bauherren verfolgen Kosten-, Term<strong>in</strong>- und<br />

1 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 9.<br />

2 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 239.<br />

3 Vgl. Bartsch-Beuerle<strong>in</strong>/Klee, 2001, S. 11.<br />

4 Huber, 1885, S. 274. Vgl. auch Kirsch, 1936, S. 61 f.<br />

5 Zur Begriffsdef<strong>in</strong>ition und -abgrenzung im Allgeme<strong>in</strong>en vgl. Scheifele, 1991, S. 9. SCHACH/SPERLING beschreiben<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Situation <strong>für</strong> den Kostenbegriff. Vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 125 f.<br />

[www.heilfort.de]


2 1.1 Problemstellung<br />

Leistungsziele 6 . Der Art und Weise der Zielerreichung wird nur nachrangige Bedeutung beigemessen.<br />

7 Die Errichtung ist nur e<strong>in</strong>e Phase im Lebenszyklus e<strong>in</strong>es Bauwerkes. 8 Erfolge werden<br />

am Gesamtprojekt gemessen, nicht nur an der Bauleistung. So kann der E<strong>in</strong>fluss der<br />

Bauwerkserrichtung auf Liquidität, Rentabilität und Verschuldungsgrad e<strong>in</strong>es Auftraggeber-<br />

Unternehmens 9 zwar erheblich se<strong>in</strong>, ist aber nur e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>flussfaktor von vielen.<br />

Anders verhält es sich auf Seiten der Bauunternehmen: Die Errichtung von Bauwerken ist hier<br />

meist alle<strong>in</strong>iger unternehmerischer Zweck. Liquidität, Rentabilität und Verschuldungsgrad e<strong>in</strong>es<br />

Auftragnehmer-Unternehmens werden alle<strong>in</strong> durch <strong>die</strong> mehr oder m<strong>in</strong>der erfolgreiche<br />

Abwicklung von Bauaufträgen bestimmt. 10 E<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>norientiertes Unternehmen muss also<br />

auf den monetären Erfolg der Bauwerkserrichtung setzen, Ausgleichsmöglichkeiten <strong>in</strong> voroder<br />

nachgelagerten Projektphasen existieren regelmäßig nicht.<br />

Aus <strong>die</strong>ser unterschiedlichen unternehmerischen Bedeutung der Bauwerkserrichtung <strong>für</strong> Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer ergeben sich unterschiedliche Zielgrößen und Betrachtungstiefen,<br />

aber auch unterschiedliche Verhaltensweisen. Der Auftraggeber erwartet <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />

se<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>-, Kosten- und Leistungsziele, <strong>die</strong> nur Mittel zum Zweck e<strong>in</strong>es (monetär) erfolgreichen<br />

Gesamtprojektes s<strong>in</strong>d. 11 Der Auftragnehmer h<strong>in</strong>gegen erwartet <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung der von<br />

ihm getroffenen Annahmen zu den Produktionsbed<strong>in</strong>gungen und <strong>die</strong> Mithilfe bei Problemlösungen<br />

12 , wiederum als Mittel zum Zweck e<strong>in</strong>es erfolgreichen, gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden Projektes.<br />

Letztlich bestimmen also nicht alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Produktionsbed<strong>in</strong>gungen über das Auftreten von<br />

Bauablaufstörungen, sondern auch Erwartungen, Ziele und Verhalten der Marktteilnehmer. Je<br />

knapper dabei <strong>die</strong> tolerierbaren Zielabweichungen ausfallen, desto eher führen Abweichungen<br />

zu Störungen und Beh<strong>in</strong>derungen. E<strong>in</strong>e Verschärfung des Verhaltens durch Perfektionierung<br />

der Anspruchssicherung br<strong>in</strong>gt folglich ke<strong>in</strong>e Vertragspartei weiter. 13<br />

6 Die Kostene<strong>in</strong>haltung ist mit 96 %, <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>haltung mit 95 % besonders wichtig. Zufrieden s<strong>in</strong>d nur 57 %<br />

(Kosten) und 61 % (Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>haltung) der Bauherren. Vgl. Schach/Töpfer/Karnani, 2001, S. 32 - 36, hier S. 33.<br />

7 Vgl. Egloff, 1996, S. 16.<br />

8 Vgl. Nickel, 1985, S. 70.<br />

9 In der Regel werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit privatrechtlich organisierte, <strong>in</strong>stitutionelle Auftraggeber betrachtet.<br />

10 E<strong>in</strong>ige größere Bauunternehmen haben <strong>die</strong> Gefährlichkeit <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>produktausrichtung <strong>für</strong> den Unternehmensbestand<br />

erkannt und versuchen zu diversifizieren, <strong>in</strong>dem neben der eigentlichen Bauleistung auch Dienstleistungen<br />

wie Entwicklung, Planung und Betrieb von Bauwerken angeboten werden. Vgl. zum Beispiel Bilf<strong>in</strong>ger<br />

Berger AG (Hrsg.), 2001, S. 9; Hochtief AG (Hrsg.), 2001, S. 6. Vgl. auch Möller/Kalusche, 2000, S. 11.<br />

11 Vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 6.<br />

12 Vgl. Patzak/Rattay, 1998, S. 517.<br />

13 Vgl. Schlapka, 2001, S. 9.<br />

[www.heilfort.de]


1 E<strong>in</strong>führung 3<br />

1.2 Ziel und Abgrenzung <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist e<strong>in</strong>e empirische Untersuchung, wonach <strong>in</strong> der<br />

Baupraxis 56 % aller Bauvorhaben gestört s<strong>in</strong>d - mit erheblichen Kostenfolgen <strong>für</strong> Auftragnehmer<br />

und Auftraggeber. 14 E<strong>in</strong>e Vielzahl baubetrieblicher Forschungsarbeiten hat sich mit<br />

Mehrkostenermittlung, Schadensberechnung und der Verbesserung der Anspruchsgrundlage<br />

beschäftigt. Die baubetriebliche Verlustquellenforschung 15 beg<strong>in</strong>nt aber meist erst beim tatsächlichen<br />

Auftreten von Abweichungen im Projektablauf, zum Beispiel bei verspäteten Planlieferungen,<br />

Vorunternehmerleistungen und dergleichen.<br />

Erkenntnisgegenstand der vorliegenden Arbeit s<strong>in</strong>d Bauablaufstörungen als spezielle Form<br />

von Zustandsdifferenzen im Bauprojektablauf. 16 Im Mittelpunkt der Untersuchung steht <strong>die</strong><br />

Frage, ob sich – wie vermutet – e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss des Kooperationsgrades der Baubeteiligten 17 auf<br />

<strong>die</strong> Häufigkeit von Bauablaufstörungen nachweisen lässt.<br />

Das Erkenntnisziel liegt <strong>in</strong> der Überprüfung der These, wonach mangelnde Kooperation zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Ursache <strong>für</strong> das Auftreten von term<strong>in</strong>verlängernden<br />

Bauablaufstörungen ist. Die Ursachen des Zusammenhangs sollen analysiert<br />

und Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vermeidung von Bauablaufstörungen und deren negativer Auswirkungen<br />

auf <strong>die</strong> Erreichung vor allem der term<strong>in</strong>lichen Projektziele vorgeschlagen werden.<br />

Die <strong>in</strong>haltliche Abgrenzung zu anderen Arbeiten des Forschungsgebietes erfolgt durch <strong>die</strong><br />

Erweiterung des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs von Bauablaufstörungen auf das Verhalten<br />

der Baubeteiligten. Der klassische, juristisch geprägte Begriff der adäquaten Kausalität 18<br />

wird zwar als Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Darstellung von Ansprüchen aus Bauablaufstörungen verfolgt, a-<br />

ber im Interesse der Störungsvermeidung ergänzt um <strong>die</strong> Analyse <strong>in</strong>direkter, möglicherweise<br />

nicht adäquater Wirkzusammenhänge.<br />

14 Vgl. Heilfort, 2001a, S. 28.<br />

15 ULLE def<strong>in</strong>iert Verlustquellen als „ Stellen, an denen höhere Kosten als notwendig entstehen [...]“. Ulle, 1971,<br />

S. 11.<br />

16 Bauprojekte haben <strong>die</strong> Errichtung, den Umbau oder den Abriss baulicher Anlagen zum Ziel.<br />

17 Als Kooperationsgrad wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit das Maß der kooperativen Zusammenarbeit am Bau def<strong>in</strong>iert.<br />

18 Kausal ist jedes Ereignis, ohne das e<strong>in</strong>e Wirkung nicht denkbar wäre. Die Adäquanztheorie nimmt dann e<strong>in</strong>e<br />

juristisch wertende E<strong>in</strong>schränkung der naturwissenschaftlichen Kausalitäten vor. Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000,<br />

BGB Vorbem. v. § 249 Rdn. 58.<br />

[www.heilfort.de]


4 1.3 Formulierung des Lösungsweges<br />

1.3 Formulierung des Lösungsweges<br />

Die Nachweisführung zur Untermauerung der zentralen These soll deduktiv erfolgen. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kapitel s<strong>in</strong>d Teilschritte, <strong>die</strong> sich beg<strong>in</strong>nend bei allgeme<strong>in</strong>en Darstellungen und Überlegungen<br />

anhand e<strong>in</strong>er empirischen Untersuchung sowie Beispielen und Überlegungen zunehmend<br />

den besonderen Aspekten der e<strong>in</strong>gangs aufgestellten These widmen und schließlich<br />

konkrete Lösungsvorschläge unterbreiten.<br />

Das Kapitel 1 <strong>die</strong>nt der E<strong>in</strong>führung, Abgrenzung und Schwerpunktsetzung des Themas.<br />

Das Kapitel 2 befasst sich mit Grundlagen des Forschungsgebietes. Im Mittelpunkt stehen <strong>die</strong><br />

unterschiedlichen Perspektiven auf das Problemfeld Bauablaufstörungen sowie wesentliche<br />

Begriffsbestimmungen im Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit. Ziel der Charakterisierung baubetriebswissenschaftlicher,<br />

juristischer und managementorientierter Perspektiven ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>ordnung<br />

<strong>die</strong>ser Arbeit <strong>in</strong> das Umfeld aus Forschung, Rechtsprechung und Baupraxis und <strong>die</strong> Betonung<br />

e<strong>in</strong>es ganzheitlichen Forschungsansatzes an der Schnittstelle <strong>in</strong>genieurwissenschaftlicher,<br />

kaufmännischer und juristischer Fachgebiete.<br />

Das Kapitel 3 befasst sich mit der Term<strong>in</strong>ologie und Systematik von Bauablaufstörungen und<br />

deren E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> Zustandsdifferenzen im Bauablauf. Es werden unterschiedliche Begriffsverständnisse<br />

vorgestellt, analysiert und <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> hier maßgebliche Betrachtungsweise<br />

def<strong>in</strong>iert. Ziel <strong>die</strong>ses Kapitels ist e<strong>in</strong> Beitrag zur Vere<strong>in</strong>heitlichung der je nach Betrachtungsperspektive<br />

häufig unterschiedlich verwandten Begriffe.<br />

Im Kapitel 4 wird sekundärstatistisch untersucht, ob sich <strong>für</strong> typische Bauablaufstörungen <strong>die</strong><br />

vermutete Abhängigkeit vom Kooperationsgrad empirisch nachweisen lässt. Basis der Analyse<br />

ist e<strong>in</strong>e schriftliche Unternehmerbefragung 19 , aus deren Rohdaten Häufigkeiten und Verteilungen<br />

typischer Bauablaufstörungen entwickelt und schließlich auf Korrelation mit dem Kooperationsverhalten<br />

der Baubeteiligten untersucht werden.<br />

Das Kapitel 5 bietet e<strong>in</strong>en Erklärungsansatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> empirisch gefundenen Ergebnisse an, <strong>in</strong>dem<br />

auf Bedeutung und Determ<strong>in</strong>anten der Interaktion aller Baubeteiligten abgestellt wird.<br />

Ausgangspunkt ist das <strong>in</strong> den verschiedenen Bauprojektphasen von unterschiedlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

abhängige Verhalten der Baubeteiligten. Ziel <strong>die</strong>ses Kapitels ist <strong>die</strong> Systematisierung<br />

der phasenspezifischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, der ökonomisch rationalen Entscheidungsprobleme<br />

und Verhaltensweisen von Auftraggeber und Auftragnehmer sowie <strong>die</strong><br />

Analyse der <strong>in</strong> der VOB/B bereits vorhandenen Instrumentarien zur Regelung der Zusammenarbeit<br />

zwischen den Baubeteiligten. Die Erläuterungen stellen auf <strong>die</strong> zum Zeitpunkt der em-<br />

19 Kropff, 2000.<br />

[www.heilfort.de]


1 E<strong>in</strong>führung 5<br />

pirischen Untersuchung aktuelle VOB/B (Fassung 2000) ab. 20 Es wird gezeigt, dass <strong>in</strong> jeder<br />

Phase e<strong>in</strong> unterschiedliches Stärkeprofil von Auftraggeber und Auftragnehmer vorherrscht,<br />

aus dem <strong>in</strong> besonderer Weise Konflikte und damit Bauablaufstörungen herrühren.<br />

Im Mittelpunkt des Kapitels 6 steht als Lösungsansatz <strong>die</strong> Konzeption e<strong>in</strong>er homogenkooperativen<br />

Projekt<strong>in</strong>teraktion mit dem Ziel, Bauablaufstörungen zu vermeiden. Für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bauprojektphasen werden aus den empirisch gefundenen und entscheidungstheoretisch<br />

<strong>in</strong>terpretierten Ergebnissen praxisorientierte Lösungsvorschläge unterbreitet.<br />

Das Kapitel 7 fasst <strong>die</strong> Arbeit zusammen, stellt Ergebnisse dar und gibt e<strong>in</strong>en Ausblick auf<br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit weiterer Forschungsarbeiten.<br />

20 Aus der am 29.10.2002 veröffentlichten Neufassung der Teile der A und B der nunmehr „Vergabe- und Vertragsordnung<br />

<strong>für</strong> Bauleistungen“ genannten VOB ergeben sich bezüglich der erläuterten Sachverhalte ke<strong>in</strong>e beziehungsweise<br />

nur ger<strong>in</strong>ge Änderungen.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen<br />

2.1 Unterschiedliche Betrachtungsperspektiven<br />

2.1.1 Baubetriebswissenschaftliche Perspektive<br />

An den deutschen Hochschulen 21 war das Lehrfach Baubetriebswesen zunächst vorwiegend<br />

verfahrenstechnisch ausgerichtet, hat sich aber schon seit den 1960iger Jahren mit der Verlustquellenforschung<br />

beschäftigt. <strong>22</strong> Bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> 1980iger Jahre lag der Schwerpunkt auf der<br />

Sichtweise des Bauunternehmers. 23 Die Folgen von Bauablaufstörungen wurden als quasikalkulatorische<br />

beziehungsweise kalkulierbare Größen betrachtet. 24 Die Ablehnung des Äquivalenzkostenverfahrens<br />

durch den Bundesgerichtshof 1986 25 führte schließlich zur verstärkten<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit baurechtlichen Problemen bei Bauablaufstörungen. 26<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> baubetriebswissenschaftlichen Forschungsarbeiten weit verbreitete Feststellung<br />

ist, dass <strong>in</strong> den vergangenen Dekaden <strong>die</strong> Komplexität, der Konkurrenzdruck 27 und daraus folgend<br />

<strong>die</strong> Häufigkeit von Bauablaufstörungen zugenommen hat. 28 Logische Konsequenz war<br />

e<strong>in</strong>e verstärkte Beschäftigung mit dem Thema Bauablaufstörungen. Während sich zum<br />

Beispiel BORN 29 , LANG 30 , PAWLIK 31 oder MITSCHEIN 32 <strong>in</strong> ihren Dissertationen schwer-<br />

21 Die Gründung des Instituts <strong>für</strong> Baubetriebswesen an der Technischen Hochschule Dresden erfolgte im Jahr<br />

1955 durch Prof. Dr.-Ing. Ernst Lewicki.<br />

<strong>22</strong> Vgl. Burkhardt, 1963; Nawrath, 1968; Grabner, 1971; Ulle, 1971; Mart<strong>in</strong>sen, 1973.<br />

23 Zur Analyse der Arbeiten vgl. Plum, 1997, S. 41 - 79.<br />

24 Vgl. Born, 1980; Kessler, 1985; Toffel, 1982, S. 447-459; Jurecka, 1982, S. 1451 - 1456; Gutsche, 1984,<br />

S. 1123 - 1167; Diederichs, 1987, S. 123 - 127.<br />

25 Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />

26 Vgl. zum Beispiel Lang, 1988.<br />

27 Vgl. zum Beispiel Mitsche<strong>in</strong>, 1999, S. 7.<br />

28 Vgl. Dreier, 2001, S. 1.<br />

29 Born, 1980.<br />

30 Lang, 1988.<br />

31 Pawlik, 1993.<br />

32 Mitsche<strong>in</strong>, 1999.<br />

[www.heilfort.de]


8 2.1 Unterschiedliche Betrachtungsperspektiven<br />

punktmäßig mit der Ermittlung der Anspruchshöhe beschäftigt haben, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Arbeiten von<br />

PLUM 33 , KOSANKE 34 oder DREIER 35 eher der Sicherung der Anspruchsgrundlage zuzuordnen.<br />

Ziel <strong>die</strong>ser Arbeiten war entweder <strong>die</strong> Entwicklung von Verfahren zur erleichterten Ermittlung<br />

der Anspruchshöhe oder zur verbesserten Darstellung der Anspruchsgrundlage.<br />

Für <strong>die</strong> <strong>in</strong> baubetrieblichen Forschungsarbeiten entwickelten Konzepte zum Umgang mit Bauablaufstörungen<br />

lassen sich im Wesentlichen <strong>die</strong> folgenden Schwerpunkte erkennen:<br />

Verbesserung des Nachweises der Anspruchsgrundlage;<br />

Entwicklung von Methoden zum vere<strong>in</strong>fachten Schadensnachweis.<br />

2.1.2 Juristische Perspektive<br />

Wichtigstes Gesetz, das <strong>die</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erbr<strong>in</strong>gung von Bauleistungen festlegt,<br />

ist das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) 36 mit dem seit 01.01.2002 <strong>in</strong>tegrierten Gesetz zur<br />

Regelung des Rechts der Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen (AGBG). 37 Von Bedeutung <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> streitige Abrechnung von Bauvorhaben ist auch <strong>die</strong> Zivilprozessordnung (ZPO), <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>die</strong> Regelungen zur Schadensermittlung und zum selbständigen Beweisverfahren. 38<br />

Verordnungen tragen ke<strong>in</strong>en Gesetzescharakter. Mit Verabschiedung der Verd<strong>in</strong>gungsordnung<br />

<strong>für</strong> Bauleistungen durch <strong>die</strong> Vollversammlung des Reichsverd<strong>in</strong>gungsausschusses im<br />

Mai 1926 39 wurde e<strong>in</strong> Regelwerk geschaffen, das <strong>in</strong> Ergänzung zum Werkvertragsrecht des<br />

Bürgerlichen Gesetzbuchs auf <strong>die</strong> spezifischen Belange des Bauens e<strong>in</strong>geht. 40 Ziel war <strong>in</strong>sbesondere,<br />

<strong>die</strong> Rechte und Pflichten bei der Bauausführung gleichmäßig zu verteilen und mögli-<br />

33 Plum, 1997.<br />

34 Kosanke, 1988.<br />

35 Dreier, 2001.<br />

36 E<strong>in</strong>e Kurzkommentierung bietet Palandt (Hrsg.), 2000, BGB §§ 631 ff. Zu den Auswirkungen des Gesetzes zur<br />

Modernisierung des Schuldrechts (Schuldrechtsmodernisierungsgesetz) vom 26. November 2001 (BGBl. I, Bl.<br />

3138) vgl. Wirth/Sienz/Englert, 2002, S. 5 und Preussner, 2002, S. 231 - 242, hier S. 231.<br />

37 Zur Beurteilung von Bauvertragsklauseln mit dem AGB-Gesetz vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell, 2000. Zum<br />

AGBG vgl. Korbion/Locher, 1997.<br />

38 Kurzkommentar: Thomas/Putzo, 2001, § 286 (Freie Beweiswürdigung), § 287 (Schadensermittlung) und<br />

§§ 485 ff. (selbständiges Beweisverfahren).<br />

39 KIRSCH nennt den 05. Mai 1926 als Datum der Verabschiedung. Vgl. Kirsch, 1936, S. 74, ebenso<br />

Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 74. Der 06. Mai 1926 wird genannt von Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 11.<br />

Andere Quellen gehen vom 16. Mai 1926 aus. Vgl. Daub/Piel/Soergel/Steffani, 1976, S. VI.<br />

40 Zur VOB 2002 vgl. Schwenker/He<strong>in</strong>ze, 2002, S. 1143 - 1160.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 9<br />

che Streitigkeiten im Verlauf der Bauausführung reibungslos abwickeln zu können. Zeitgenössische<br />

Kommentatoren streichen besonders <strong>die</strong> Stärkung der Rechte des Bauunternehmers<br />

heraus, der bis zum Inkrafttreten der Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen <strong>in</strong> hohem Maße<br />

der Willkür und Rigorosität der auftraggebenden Verwaltung ausgesetzt war. 41 Es wurde unter<br />

anderem e<strong>in</strong> separater Paragraf geschaffen, der sich ausschließlich mit Beh<strong>in</strong>derungen der<br />

Ausführung befasst. 42 Die VOB hat sich seit ihrer E<strong>in</strong>führung auch beim Abschluss von Bauverträgen<br />

zwischen nichtöffentlichen Institutionen durchgesetzt, bedarf allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

am 29.10.2002 veröffentlichte Neufassung der nunmehr „Vergabe- und Vertragsordnung <strong>für</strong><br />

Bauleistungen“ genannten VOB 2002 43 der ausdrücklichen Vere<strong>in</strong>barung.<br />

Insbesondere zur Schließung von Vertragslücken kann der Handelsbrauch zwischen Kaufleuten<br />

e<strong>in</strong>er Branche oder e<strong>in</strong>es Ortes relevant werden 44 , der an <strong>die</strong> Stelle nicht zw<strong>in</strong>genden<br />

Gesetzesrechts tritt. Diese nicht explizit vere<strong>in</strong>barten Regelungen werden von den Beteiligten<br />

als üblich empfunden und bei Rechtshandlungen unter Kaufleuten stillschweigend als rechtsverb<strong>in</strong>dlich<br />

unterstellt. Typisches Beispiel ist das kaufmännische Bestätigungsschreiben. 45<br />

Wesentliche Bedeutung haben <strong>die</strong> Gerichte, <strong>die</strong> auslegungsbedürftige bauvertragliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Vere<strong>in</strong>barungen entscheiden. Vielzahl und Umfang der baurechtlichen<br />

Entscheidungen zeigen, dass <strong>die</strong> Errichtung jedes e<strong>in</strong>zelnen Bauwerkes e<strong>in</strong> spezifischer Prozess<br />

mit spezifischen Problemen ist. In der Folge muss <strong>die</strong> Rechtsprechung immer wieder auf<br />

neue Störungssachverhalte, Anspruchsbegründungen oder Bewertungsverfahren reagieren.<br />

Entscheidungen und Kommentare zum privaten Baurecht werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von Zeitschriften<br />

veröffentlicht. Die „Zeitschrift <strong>für</strong> das gesamte öffentliche und zivile Baurecht“<br />

(BauR) 46 , <strong>die</strong> „Zeitschrift <strong>für</strong> deutsches und <strong>in</strong>ternationales Baurecht“ (ZfBR) 47 , <strong>die</strong> „IBR<br />

41 Vgl. Kirsch, 1936, S. 61.<br />

42 § 6 VOB/B.<br />

43 Vgl. Bundesanzeiger vom 29.10.2002, Bl. 24057.<br />

44 § 346 HGB.<br />

45 Vgl. BGH: Urteil vom 08.02.2001, III ZR 268/00.<br />

46 Korbion/Upmeier/Vygen (Hrsg.): Zeitschrift <strong>für</strong> das gesamte öffentliche und zivile Baurecht (BauR). Düsseldorf,<br />

Werner, ersche<strong>in</strong>t seit 1970.<br />

47 Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Baurecht e. V.; Institut <strong>für</strong> deutsches und <strong>in</strong>ternationales Baurecht e. V. (Hrsg.):<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> deutsches und <strong>in</strong>ternationales Baurecht (ZfBR). Walluf, Bauverlag, ersche<strong>in</strong>t seit 1980.<br />

[www.heilfort.de]


10 2.1 Unterschiedliche Betrachtungsperspektiven<br />

Immobilien und Baurecht“ (IBR) 48 oder <strong>die</strong> „Neue Zeitschrift <strong>für</strong> Baurecht und Vergaberecht“<br />

(NZBau) 49 veröffentlichen immer wieder neue Urteile und Aufsätze zu E<strong>in</strong>zelproblemen. 50<br />

Die baurechtliche Kommentarliteratur hat bisher eher versucht, e<strong>in</strong>e Brücke zu schlagen<br />

zwischen den Wünschen der Baupraxis auf der e<strong>in</strong>en und den Anforderungen der Rechtsprechung<br />

auf der anderen Seite. Die Argumentation erfolgt <strong>in</strong> den Kommentaren stärker als <strong>in</strong><br />

den baubetriebswissenschaftlichen Forschungsarbeiten 51 vor e<strong>in</strong>em juristischen H<strong>in</strong>tergrund.<br />

Entsprechend hoch ist der E<strong>in</strong>fluss der Kommentare auf <strong>die</strong> Rechtsprechung. Diese bilden<br />

quasi e<strong>in</strong>e nicht verb<strong>in</strong>dliche, übergerichtliche Kontroll<strong>in</strong>stanz. E<strong>in</strong>e am Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen<br />

der TU Dresden durchgeführte Auswertung der im Jahr 2000 veröffentlichten<br />

Fachbeiträge <strong>in</strong> der „Zeitschrift <strong>für</strong> das gesamte öffentliche und zivile Baurecht“ (BauR) 52 ,<br />

zeigt, welche Kommentare am häufigsten zitiert werden. Demnach führen WER-<br />

NER/PASTOR 53 nach der Anzahl der Zitatstellen vor INGENSTAU/KORBION 54 und HEI-<br />

ERMANN/RIEDL/RUSAM. 55<br />

2.1.3 Perspektive der Projektbeteiligten<br />

Neben der baubetriebswissenschaftlichen und der juristischen Perspektive lässt sich e<strong>in</strong>e Perspektive<br />

der unmittelbar Betroffenen identifizieren. Bauablaufstörungen können aus <strong>die</strong>ser<br />

Perspektive aufgrund ihrer oft erheblichen Auswirkungen über <strong>die</strong> Existenz von Unternehmen<br />

entscheiden. HUBER 56 stellt bereits 1885 fest: „Aus allen betheiligten Industriezweigen heraus<br />

wird bezeugt, dass <strong>die</strong> durch Submission erzielten, gewöhnlich viel zu niederen Preise<br />

entweder den Ru<strong>in</strong> des Liefernden herbeiführen, oder geschickt versteckte, unsolide Qualitäts-<br />

M<strong>in</strong>derung provozirten.“<br />

48 Schulze-Hagen/Soergel/Quack/Jochem (Hrsg.): IBR Immobilien und Baurecht (IBR). Mannheim, id Verlags<br />

GmbH, ersche<strong>in</strong>t seit 1990.<br />

49 Kapellmann; Diederichs et al (Hrsg.): Neue Zeitschrift <strong>für</strong> Baurecht und Vergaberecht (NZBau). München,<br />

Verlag C. H. Beck, ersche<strong>in</strong>t seit 2000.<br />

50 E<strong>in</strong>e Zusammenfassung der Leitsätze der Jahre 1993 bis 1998 bieten Schäfer/F<strong>in</strong>nern/Hochste<strong>in</strong>, 1999.<br />

51 Vgl. Abschnitt 2.1.1.<br />

52 Korbion/Upmeier/Vygen (Hrsg.): Zeitschrift <strong>für</strong> das gesamte öffentliche und zivile Baurecht (BauR). Düsseldorf,<br />

Werner, ersche<strong>in</strong>t seit 1970.<br />

53 Werner/Pastor, 2002.<br />

54 Ingenstau/Korbion, 2001.<br />

55 Heiermann/Riedl/Rusam, 2000.<br />

56 Huber, 1885, S. 8. Vgl. auch Witteler, 2000, S. 2.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 11<br />

Unmittelbar aus der Sphäre der Projektbeteiligten stammt <strong>die</strong> managementorientierte Literatur.<br />

Aufbauend auf umfassenden praktischen Erfahrungen bei der Abwicklung von Bauvorhaben<br />

entwickeln und veröffentlichen <strong>die</strong> Autoren ihre praktischen Erfahrungen und Konzepte.<br />

Beispiele s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Monografien von BAUER 57 , DIEDERICHS 58 oder BRÜSSEL 59 e-<br />

benso wie <strong>die</strong> Aufsätze zahlreicher Praktiker <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>schlägigen Fachzeitschriften. 60 In Bezug<br />

auf <strong>die</strong> Darstellung der Folgen von Bauablaufstörungen nehmen KAPELLMANN/SCHIF-<br />

FERS 61 mit ihrem zweibändigen Hauptwerk e<strong>in</strong>e Sonderrolle e<strong>in</strong>, da sie Baurecht und Baubetrieb<br />

verb<strong>in</strong>den. Ebenso befassen sich VYGEN/SCHUBERT/LANG 62 speziell mit Bauverzögerungen<br />

und Leistungsänderungen. Ziel <strong>die</strong>ser Veröffentlichungen ist meist <strong>die</strong> Bündelung<br />

praktischer Erfahrungen und <strong>die</strong> Unterbreitung von Vorschlägen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e unmittelbare Umsetzung<br />

auf Seiten der Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />

Der weitaus größte Teil der Projektbeteiligten kann praktische Erfahrungen aufgrund der<br />

Dr<strong>in</strong>glichkeit des Tagesgeschäftes nicht auf schriftlichem Weg weitergeben. Die praktischen<br />

Probleme bei der täglichen Bauprojektabwicklung <strong>in</strong>itiieren jedoch maßgeblich <strong>die</strong> Entwicklung<br />

neuer Methoden durch <strong>die</strong> Baubetriebswissenschaft und <strong>die</strong> Weiterentwicklung der<br />

Rechtsprechung. Am Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen der TU Dresden wurden Erfahrungen e<strong>in</strong>es<br />

begrenzten Teils der Projektbeteiligten <strong>in</strong> mehreren <strong>in</strong>haltlich korrelierenden Umfragen<br />

gewonnen. Die e<strong>in</strong>zelnen Umfragen s<strong>in</strong>d regionalspezifisch <strong>in</strong> Sachsen 63 und Ill<strong>in</strong>ois 64 , sowie<br />

unternehmensspezifisch 65 durchgeführt worden.<br />

57 Bauer, 2001.<br />

58 Diederichs, 1996.<br />

59 Brüssel, 1998.<br />

60 Vor allem: Hauptverband der deutschen Bau<strong>in</strong>dustrie (Hrsg.): Baumarkt + Bauwirtschaft. Gütersloh, Bertelsmann,<br />

ersche<strong>in</strong>t seit 1901.<br />

61 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a und <strong>die</strong>selben, 2000b.<br />

62 Vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998.<br />

63 Zur Durchführung der Umfrage unter sächsischen Nachunternehmern vgl. Kropff, 2000.<br />

64 Vgl. Heilfort, 2001b, S. 72 - 73.<br />

65 Vgl. Thielsch, 2001.<br />

[www.heilfort.de]


12 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

2.2.1 Projektdimension<br />

Das Denken und Handeln <strong>in</strong> Projekten ist vor allem beim Bauen allgegenwärtig. Der Begriff<br />

selbst geht auf <strong>die</strong> Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurück 66 und avancierte bereits <strong>in</strong> den<br />

1980iger Jahren zum „Modewort“. 67 Von e<strong>in</strong>em Projekt wird <strong>in</strong> der Regel dann gesprochen,<br />

wenn <strong>die</strong> folgenden Merkmale vorliegen 68 :<br />

E<strong>in</strong>zigartigkeit;<br />

Unsicherheit;<br />

Komplexität;<br />

Planungsbedarf;<br />

Eigenorganisation;<br />

Ergebnisorientierung;<br />

Ressourcenbeschränkung.<br />

E<strong>in</strong> Projekt ist somit e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiger Geschäftsvorgang mit Planungsbedarf, der von e<strong>in</strong>er<br />

eigenständigen Organisation <strong>in</strong> dem Bemühen unternommen wird, konkrete Ergebnisse mit<br />

begrenzten Ressourcen unter Risiken zu produzieren.<br />

Das Bauprojekt ist der auf <strong>die</strong> Errichtung, Ertüchtigung oder Beseitigung e<strong>in</strong>es Bauwerks<br />

oder e<strong>in</strong>er baulichen Anlage gerichtete Geschäftsprozess. 69 Das Bauobjekt ist „Ziel und Gegenstand<br />

der Handlungen der beteiligten Subjekte und Institutionen“. 70 Das Bauprojekt im<br />

weiteren S<strong>in</strong>n stellt auf <strong>die</strong> Bauherrenperspektive ab, <strong>für</strong> den <strong>die</strong> eigentliche Bauwerkserrich-<br />

66 Oft wird das Manhattan Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g District Project zum Bau der ersten Atombombe als Prototyp e<strong>in</strong>es Projektes<br />

angeführt. Vgl. zum Beispiel Bartsch-Beuerle<strong>in</strong>/Klee, 2001, S. 12. Für <strong>die</strong> Realisierung von Bauaufgaben<br />

h<strong>in</strong>gegen dürfte das Denken und Handeln <strong>in</strong> Projekten weit früher entstanden se<strong>in</strong>.<br />

67 Nickel, 1985, S. 38.<br />

68 Vgl. u. a. Wischnewski, 2001, S. 24; Muchowski, 2001, S. 25 - 29, hier S. 26; Schmitt, 1989, S. 17; Frank,<br />

1986, S. 20; Oberlender, 2000, S. 4; Nickel, 1985, S. 39; Patzak/Rattay, 1998, S. 4; Wysocki/Beck/Crane, 2000,<br />

S. 65 f.; Halp<strong>in</strong>/Woodhead, 1998, S. 10; Lechler, , 1997, S. 34.<br />

69 In Anlehnung an HUHNT soll unter e<strong>in</strong>em Geschäftsprozess e<strong>in</strong>e zusammenhängende Abfolge technischer und<br />

baubetrieblicher Verrichtungen zum Zweck der Leistungserstellung verstanden werden. Vgl. Huhnt, 2000,<br />

S. 119.<br />

70 Pfarr, 1984, S. 15.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 13<br />

tung nur e<strong>in</strong> Teilprojekt im gesamten, auch <strong>die</strong> Nutzung und <strong>die</strong> Des<strong>in</strong>vestition umfassenden<br />

Projektlebenszyklus ist. 71<br />

Das Bauprojekt im engeren S<strong>in</strong>n 72 wird aus Sicht e<strong>in</strong>es beteiligten Bauunternehmers def<strong>in</strong>iert.<br />

Hier werden E<strong>in</strong>zelfertigungen mit eigener Projektorganisation am vorgegebenen Standort betrachtet,<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Planungsverantwortung beim Auftraggeber liegt. Typisch <strong>für</strong> Bauprojekte<br />

ist, dass <strong>die</strong> Bauleistung aufgrund von Unklarheiten, Wahlrechten und E<strong>in</strong>griffsrechten des<br />

Auftraggebers bei Vertragsschluss oft nicht e<strong>in</strong>deutig beschrieben ist. 73<br />

Projektziele s<strong>in</strong>d vor allem Leistungen, Term<strong>in</strong>e und Kosten. 74 Die Teilziele stehen <strong>in</strong> unmittelbarem<br />

Zusammenhang zue<strong>in</strong>ander 75 und können je nach Gewichtung des Nachfragers nach<br />

Bauleistungen 76 e<strong>in</strong>e unterschiedliche Rangfolge e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Das Leistungsziel 77 bestimmt <strong>die</strong> quantitativen und qualitativen Eigenschaften des zu errichtenden<br />

Bauobjektes. 78 Die quantitative Bauleistung 79 gliedert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Teilleistungen,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> Mengene<strong>in</strong>heiten als messbaren, physikalischen Größen (Längen, Flächen, Gewichte,<br />

Volum<strong>in</strong>a, ...) angegeben werden und <strong>in</strong> der Summe auf <strong>die</strong> Errichtung e<strong>in</strong>es Bauwerks oder<br />

e<strong>in</strong>er baulichen Anlage abzielen. 80 In Bezug auf <strong>die</strong> technische und funktionale Qualität können<br />

je nach den vertraglichen Vere<strong>in</strong>barungen <strong>die</strong> beiden Zustände erfüllt beziehungsweise<br />

nicht erfüllt unterschieden werden.<br />

Das Kostenziel soll hier als der monetäre Gegenwert der im Rahmen des Vertrages zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer vere<strong>in</strong>barten Bauleistung def<strong>in</strong>iert werden. Die nicht unmit-<br />

71 Zu Projektlebensphasen vgl. Egloff, 1996, S. 5; Nickel, 1985, S. 70 f. und Wysocki/Beck/Crane, 2000, S. 83.<br />

72 PATZAK/RATTAY sprechen vom „Bau-Auftragsabwicklungsprojekt“. Vgl. Patzak/Rattay, 1998, S. 514.<br />

73 Zum Leistungsbegriff vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 720.<br />

74 Vgl. Hahn, 2002, S. 16. Zur Zieldef<strong>in</strong>ition allgeme<strong>in</strong> vgl. Egloff, 1996, S. 16 ff. Häufig wird das Projektziel<br />

„Leistung“ auch durch den (technischen / funktionalen) Qualitätsbegriff ersetzt. Vgl. von Erdély, 2001, S. 80;<br />

Pfarr, 1984, S. 204; Hackney, 1965, S. 7. BOHN/HÜTTER/FUNKE fügen <strong>die</strong> Wirtschaftlichkeit im Betrieb h<strong>in</strong>zu.<br />

Vgl. Bohn/Hütter/Funke, 1999, S. 3.<br />

75 Zur Äquivalenz von Bau<strong>in</strong>halt und Bauzeit vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1324.<br />

76 OBERLENDER stellt fest: „A project is an endeavor that is undertaken to produce the results that are expected<br />

from the request<strong>in</strong>g party.“ Oberlender, 2000, S. 4.<br />

77 Für den Begriff Leistung wird synonym auch der Begriff „Bauleistung“ verwendet. Vgl. Ingenstau/Korbion,<br />

2001, Vor B Rdn. 4.<br />

78 Vgl. Scheifele, 1991, Anhang, A. 84 f.<br />

79 Der Begriff Leistung wird synonym auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Bauleistung“ verwendet. Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor<br />

B Rdn. 4.<br />

80 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor B Rdn. 6.<br />

[www.heilfort.de]


14 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

telbar mit dem Vertragsverhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zusammenhängenden<br />

Kosten werden hier nicht betrachtet. 81<br />

Das Term<strong>in</strong>ziel ist der kalendarisch bestimmbare Zeitpunkt, an dem das Leistungsziel erreicht<br />

se<strong>in</strong> soll. 82 Bei Abschluss des Bauvertrages zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

entspricht das Term<strong>in</strong>ziel dem Fälligkeitszeitpunkt der zugehörigen Werkleistung, <strong>für</strong> dessen<br />

Bestimmung es immer auf <strong>die</strong> konkreten Vere<strong>in</strong>barungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

ankommt. 83 Ausgenommen s<strong>in</strong>d lediglich solche Restarbeiten, <strong>die</strong> unbedeutend<br />

s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong> Tauglichkeit des Werkes nicht bee<strong>in</strong>trächtigen. 84 Zwischenterm<strong>in</strong>e fixieren entsprechend<br />

<strong>die</strong> Fertigstellung meist <strong>in</strong> sich geschlossener Teilleistungen. Der Term<strong>in</strong> ist dabei<br />

e<strong>in</strong>e kalendarisch bestimmbare Stelle (Zeitpunkt) im Projektablauf 85 , dem e<strong>in</strong>e Leistungsgröße<br />

zugeordnet ist. Zur Term<strong>in</strong>ierung e<strong>in</strong>zelner Ereignisse, Prozesse und Ergebnisse im Bauprozess<br />

kommt es auf <strong>die</strong> vertragskonformen Planungen des Auftragnehmers an. 86<br />

In <strong>die</strong>ser Arbeit steht das Term<strong>in</strong>ziel im Mittelpunkt. 87 Die Gewichtung des Term<strong>in</strong>ziels als<br />

Hauptfunktion kann steuerrechtlich, zum Beispiel aufgrund der Nutzung von auslaufenden<br />

Regelungen <strong>für</strong> Sonderabschreibungen, ereignisbezogen, zum Beispiel aufgrund der Eröffnung<br />

von Sportstätten vor e<strong>in</strong>em bedeutenden Wettkampf, oder rentabilitätsorientiert, zum<br />

Beispiel aufgrund der Mitnahme des „Weihnachtsgeschäftes“ im E<strong>in</strong>zelhandel, begründet<br />

se<strong>in</strong>. In <strong>die</strong>sen Fällen können Kosten- und Leistungsziele h<strong>in</strong>ter das Term<strong>in</strong>ziel zurücktreten.<br />

Bei möglicher Gefährdung des Term<strong>in</strong>ziels werden unter Beachtung bestehender Interdependenzen<br />

also Leistungs- und Kostenziele angepasst.<br />

Der Bauablauf ist def<strong>in</strong>iert als <strong>die</strong> Abfolge der bei der Errichtung e<strong>in</strong>es Bauwerkes oder e<strong>in</strong>er<br />

baulichen Anlage geplanten, erforderlichen oder tatsächlich auftretenden Vorgänge oder Zustände.<br />

88 Bei der Planung und Steuerung von <strong>Bauprojekten</strong> werden je nach Zweck und Zeit-<br />

81 Die nicht unmittelbar mit dem Vertragsverhältnis Auftraggeber - Auftragnehmer zusammenhängenden Kosten<br />

werden hier nicht betrachtet. Zu Kostenbegriffen und Kostenbestandteilen vgl. weiterführend Schach/Sperl<strong>in</strong>g,<br />

2001, S. 125 ff. und Bohn, 1993, S. 8.<br />

82 Vgl. Scheifele, 1991, Anhang, A. 90.<br />

83 Vgl. BGH, NJW 1997, S. 1376 f.<br />

84 Zum Beispiel können Aufräumarbeiten noch ausstehen. Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 71.<br />

85 Vgl. Scheifele, 1991, Anhang, A. 90.<br />

86 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1202.<br />

87 Darüber h<strong>in</strong>aus können auch weitere Nebenbed<strong>in</strong>gungen der Zielfunktion von Bedeutung se<strong>in</strong>, zum Beispiel<br />

Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutz, Market<strong>in</strong>grestriktionen oder Sicherheitsstreben.<br />

88 KAHLBACHER hat das Zeichen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auftragsreihenfolge bei Produktionsplanungs- und Produktionssteuerungssystemen<br />

(PPS-Systemen) e<strong>in</strong>geführt. Vgl. Kahlbacher, 1992, S. 1.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 15<br />

punkt der Bauablaufplanung weitere Detaillierungsgrade unterschieden, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e langfristige<br />

Übersichtsebene, e<strong>in</strong>e mittelfristige Objektebene und e<strong>in</strong>e kurzfristige Detailebene<br />

gliedern lassen. 89 Der Bauprojektablauf umfasst <strong>in</strong> Erweiterung des Bauablaufs im engeren<br />

S<strong>in</strong>ne auch <strong>die</strong> der Bauausführung vor- und nachgelagerten Tätigkeiten. 90<br />

Term<strong>in</strong>planung ist <strong>die</strong> planerische Fixierung der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauprojektrealisierung maßgeblichen<br />

oder <strong>für</strong> maßgeblich erachteten Term<strong>in</strong>e. Term<strong>in</strong>planung ist somit Zieldef<strong>in</strong>ition. 91<br />

Unter Bauablaufplanung wird <strong>die</strong> planerische Vorwegnahme der <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche Bauleistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

erforderlichen zeitlichen und räumlichen Dispositionen auf systematischer<br />

Grundlage verstanden. 92 Die Bauablaufplanung erfordert produktorientiertes (Was soll<br />

erbracht werden?) und ablauforientiertes Problemlösungswissen (Wie, wann und wo soll <strong>die</strong><br />

Leistung erbracht werden?). 93<br />

Die vertragsgemäße Planung des Produktionsprozesses durch den Auftragnehmer 94 hat nach<br />

den vertraglichen Vorgaben zu erfolgen. 95 Bauablaufplanungen def<strong>in</strong>ieren Vorgänge, Ereignisse<br />

und Anordnungsbeziehungen, s<strong>in</strong>d somit Prozessdef<strong>in</strong>ition. 96<br />

89 Vgl. Schiffers, 1996, S. 231 - 262, hier S. 233; Bohn, 1996, S. 32 ff.<br />

90 Vgl. Scheifele, 1991, Anhang, A. 74.<br />

91 Vgl. Bohn/Hütter/Funke, 1999, S. 32. Der Begriff der Term<strong>in</strong>- oder auch Bauzeitenplanung ist weniger umfassend<br />

als der Begriff der Bauablaufplanung. Vgl. Fleischmann, 1997, S. 33. PLUM geht davon aus, dass „<strong>die</strong> Ablaufplanung<br />

[..] durch Belegung mit Term<strong>in</strong>en und Ablaufdauern <strong>in</strong> <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>planung mündet“. Plum, 1997,<br />

S. 36. SCHIFFERS unterscheidet <strong>die</strong> projekt- und produktionsorientierte Term<strong>in</strong>planung. Vgl. Schiffers, 1998,<br />

S. 275 - 314, hier S. 275. PATZAK/RATTAY def<strong>in</strong>ieren h<strong>in</strong>gegen <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>planung als „Zuordnung des Parameters<br />

Zeit zu der <strong>in</strong> der Ablaufplanung festgelegten Reihenfolge.“ Damit umfasst der Term<strong>in</strong>plan auch den Ablaufplan.<br />

Vgl. Patzak/Rattay, 1998, S. 168.<br />

92 Vgl. Kochendörfer, 1978, S. 7; Brandt, 1997, S. 73; Callahan/Quackenbush/Row<strong>in</strong>gs, 1992, S. 5 f.; Oberlender,<br />

2000, S. 139. Die Bauablaufplanung ist deutlich abzugrenzen von der Produktions- und Ablaufplanung der<br />

stationären Industrie. Vgl. Kahlbacher, 1992, S. 1 und Henseler, 1998, S. 12.<br />

93 Vgl. Gre<strong>in</strong>, 1997, S. 57; Scheifele, 1991, Anhang, A. 67; Schiffers, 1996, S. 231 - 262, hier S. 237 f. Zum E<strong>in</strong>fluss<br />

des Planenden vgl. Zelenka, 1991, S. 62 ff.<br />

94 In Abgrenzung zum „Bauzeitenplan“ wird auch vom „Unternehmerablaufplan“ gesprochen. Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 6 Rdn. 6.<br />

95 Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1203.<br />

96 Vgl. Hahn, 2002, S. 105.<br />

[www.heilfort.de]


16 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

E<strong>in</strong> Vorgang 97 ist e<strong>in</strong> zeiterforderndes, <strong>in</strong>haltlich beschriebenes Strukturelement im Projektablauf<br />

mit def<strong>in</strong>iertem Anfang und Ende. 98 Je nach Betrachtungstiefe können <strong>die</strong>s Arbeitsvorgänge,<br />

Teilleistungen oder Bauabschnitte se<strong>in</strong>. 99 Da e<strong>in</strong> Vorgang e<strong>in</strong>gebettet ist <strong>in</strong> den gesamten<br />

Bauablauf, kommt es nicht nur darauf an, ob mit e<strong>in</strong>er optimistischen, mittleren oder pessimistischen<br />

Dauer gerechnet wurde, sondern auch darauf, <strong>in</strong> welcher Lage sich der Vorgang<br />

<strong>in</strong> Beziehung zu se<strong>in</strong>en Nachfolgern und Vorgängern bef<strong>in</strong>det. Das Ereignis ist e<strong>in</strong> spezifischer<br />

Vorgang mit der Dauer Null.<br />

Anordnungsbeziehungen stellen technologische, kapazitative oder organisatorische Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen Vorgängen und Ereignissen her. 100<br />

2.2.2 Institutionendimension<br />

In <strong>die</strong>ser Arbeit stehen nicht <strong>die</strong> gesamten Austauschbeziehungen zwischen allen beim Bauen<br />

beteiligten Institutionen, sondern nur <strong>die</strong> Beziehungen zwischen e<strong>in</strong>em Auftraggeber als Bauherr<br />

und e<strong>in</strong>em Auftragnehmer als Bauunternehmer im Mittelpunkt. Neben den Begriffen<br />

selbst wird nachfolgend auch der Sachverhalt des Vertretenmüssens erläutert.<br />

Auftraggeber ist derjenige, der <strong>die</strong> Herstellung e<strong>in</strong>er Bauleistung ausschreibt oder bereits <strong>in</strong><br />

Auftrag gegeben hat. 101 In der VOB/B wird fast durchgängig der Begriff Auftraggeber verwendet<br />

102 , auch dann, wenn noch gar ke<strong>in</strong> Auftrag zustande gekommen ist. 103 Bei Weitervergabe<br />

von Unternehmerleistungen an Sub- oder Nachunternehmer tritt der beauftragende<br />

Haupt- oder Generalunternehmer se<strong>in</strong>erseits ebenfalls als Auftraggeber auf. 104 Allerd<strong>in</strong>gs gelten<br />

<strong>für</strong> das Vertragsverhältnis e<strong>in</strong>es Hauptunternehmers mit se<strong>in</strong>em Subunternehmer e<strong>in</strong>ige<br />

97 Synonym werden auch <strong>die</strong> Begriffe Tätigkeit und Aktivität verwendet. Vgl. Kochendörfer, 1978, S. 6.<br />

98 Vgl. Möller/Kalusche, 2000, S. 129; Bohn/Hütter/Funke, 1999, S. 34; Scheifele, 1991, Anhang, A. 92; Wischnewski,<br />

2001, S. 166.<br />

99 Vgl. Fleischmann, 1997, S. 34.<br />

100 Auf <strong>die</strong> Theorie der Netzplantechnik und <strong>die</strong> Differenzierung von Bauablaufplänen soll hier nicht e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden. Vgl. dazu DIN 69900 [Netzplantechnik].<br />

101 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 2.<br />

102 Das Begriffspaar Auftraggeber – Auftragnehmer hat sich mit der Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen etabliert.<br />

Vgl. Kirsch, 1936, S. 107; Riehm/Grimm, 1963, S. 59. Lediglich im § 7 VOB/B f<strong>in</strong>det der Auftraggeber<br />

ke<strong>in</strong>e Erwähnung.<br />

103 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 2.<br />

104 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000b, Rdn. 462; Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 598.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 17<br />

Besonderheiten 105 , zum Beispiel dann, wenn der Hauptunternehmer das Baugrundstück nicht<br />

übergeben bekommt und demzufolge auch nicht an se<strong>in</strong>en Subunternehmer weiterreichen<br />

kann. 106 Gläubiger ist im allgeme<strong>in</strong>en Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches derjenige,<br />

der von der anderen Vertragsseite e<strong>in</strong>e Leistung fordern kann. 107 Im spezielleren Werkvertragsrecht<br />

des Bürgerlichen Gesetzbuches wird h<strong>in</strong>gegen durchgängig der Begriff Besteller<br />

verwendet. 108 Besteller ist dabei derjenige, der e<strong>in</strong>e Werkleistung <strong>in</strong> Auftrag gibt. Der Begriff<br />

des Bestellers e<strong>in</strong>er Bauleistung wird weit weniger häufig verwendet als der des Auftraggebers.<br />

109 Der Begriff Bauherr wird zwar im gesamten Baurecht benutzt, f<strong>in</strong>det aber weder im<br />

Werkvertragsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches noch <strong>in</strong> der VOB/B Verwendung. 110 Bauherr<br />

ist derjenige, der nach außen gegenüber den Baubehörden auftritt und Herr des gesamten<br />

Baugeschehens ist. 111 Er handelt <strong>in</strong> eigenem Namen und auf eigene Rechnung. 112 Bauherren<br />

können nach verschiedenen Kriterien weiter unterteilt werden, zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelle<br />

und private Bauherren oder Investoren und Eigennutzer. 113 E<strong>in</strong> Bauunternehmer, der se<strong>in</strong>erseits<br />

Subunternehmer beauftragt, wird zwar <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Vertragsverhältnis zutreffend als Auftraggeber<br />

bezeichnet, nicht aber als Bauherr. E<strong>in</strong>e Sonderform des Bauherren ist der Bauträger.<br />

Dieser führt e<strong>in</strong> Bauvorhaben <strong>in</strong> eigenem Namen, aber auf fremde Rechnung durch. 114<br />

Der Bauträgervertrag enthält kauf-, werkvertrags- und geschäftsbesorgungsvertragliche Elemente.<br />

115 Es bestehen vertragliche Beziehungen zwischen dem Bauträger und dem Bauunternehmer.<br />

116<br />

105 Vgl. Brößkamp, 2000, S. 137 - 159, hier S. 137.<br />

106 Sonderfälle <strong>die</strong>ser Art sollen <strong>die</strong> Problematik veranschaulichen, aber hier nicht näher erläutert werden. Weiterführend<br />

dazu: Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 50 ff.<br />

107 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB E<strong>in</strong>l. v. § 241 Rdn. 1.<br />

108 Vgl. z. B. §§ 631 bis 651 BGB.<br />

109 Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 23.<br />

110 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 9. Zu Begriff und Arten von Bauherren vgl. weiterführend Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001,<br />

S. 35 ff.<br />

111 INGENSTAU/KORBION gehen davon aus, dass Bauherr derjenige ist, der <strong>die</strong> Ausführung der Bauleistung <strong>in</strong><br />

eigenem Namen und auf eigene Rechnung <strong>in</strong> Auftrag gibt und damit Schuldner der zu entrichtenden Vergütung<br />

ist. Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 3.<br />

112 BGH, BauR 1978, S. 270.<br />

113 Zu weiteren Systematisierungsmöglichkeiten des Bauherrenbegriffs vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 35 ff.<br />

114 Der Bauträger wird auch als Baubetreuer im weiteren S<strong>in</strong>n bezeichnet. Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 24.<br />

115 Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 24 f.<br />

116 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 25.<br />

[www.heilfort.de]


18 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

In der VOB/B wird der Begriff Auftragnehmer <strong>für</strong> den Unternehmer verwendet, der <strong>die</strong> Errichtung<br />

der Bauleistung anbietet oder auf se<strong>in</strong> Angebot den Zuschlag erhalten hat. 117 Der<br />

Auftragnehmerbegriff ist <strong>die</strong> im Bauvertragsrecht regelmäßig verwendete Bezeichnung 118 und<br />

umfasst sowohl den Bewerber <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Beauftragung als auch denjenigen, der letztlich den<br />

Zuschlag erhält. 119 Der allgeme<strong>in</strong>e Begriff Schuldner kennzeichnet den <strong>die</strong> Leistung Erbr<strong>in</strong>genden,<br />

der <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Leistung von der anderen Vertragsseite e<strong>in</strong>e Vergütung fordern kann. 120<br />

Der Begriff Unternehmer wird <strong>in</strong> den werkvertraglichen Bestimmungen des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuches durchgängig <strong>für</strong> denjenigen verwendet, der das vom Besteller <strong>in</strong> Auftrag gegebene<br />

Werk selbständig fertigt. 121 Nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall wird ausdrücklich der Bauunternehmer<br />

erwähnt. 1<strong>22</strong> Der (Bau-) Unternehmerbegriff kann je nach Leistungsumfang weiter unterteilt<br />

werden, zum Beispiel <strong>in</strong> Generalunternehmer 123 , Generalübernehmer, Totalunternehmer, Totalübernehmer,<br />

Systemanbieter und Bauträger. 124 Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d auch weitere Begriffsspezifizierungen<br />

nach der Art der Arbeitsorganisation möglich, zum Beispiel <strong>in</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

oder Werklieferungsunternehmer. 125 Als Bieter wird e<strong>in</strong> Unternehmer bezeichnet,<br />

der <strong>die</strong> Erstellung e<strong>in</strong>es Werkes anbietet, ohne jedoch bereits e<strong>in</strong>en Auftrag erhalten zu<br />

haben. 126 In der VOB/B wird rückblickend häufig auch <strong>für</strong> den Bieter der Begriff Auftragnehmer<br />

verwandt, wenn es später zur Beauftragung gekommen ist. 127 Für denjenigen Unternehmer,<br />

der zwar se<strong>in</strong>e Absicht zur Angebotsabgabe geäußert, aber noch ke<strong>in</strong> Angebot abgegeben<br />

hat, wird darüber h<strong>in</strong>aus auch der Begriff Bewerber verwendet. 128<br />

117 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 3; Vygen, 1997, Rdn. 13.<br />

118 Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 23.<br />

119 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 2.<br />

120 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB E<strong>in</strong>l. v. § 241 Rdn. 1.<br />

121 Vgl. z. B. §§ 631 bis 651 BGB; Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 624.<br />

1<strong>22</strong> Vgl. § 648 BGB [Sicherungshypothek des Bauunternehmers].<br />

123 Der Begriff „Generalunternehmer“ wurde bereits bei der Entstehung der Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> denjenigen<br />

Unternehmer verwendet, der <strong>die</strong> Gesamtleistung, zum Beispiel <strong>die</strong> Errichtung e<strong>in</strong>es schlüsselfertiges Hauses, <strong>in</strong>sgesamt<br />

übernahm, um dann Teilleistungen unter Ausnutzung des Konkurrenzdrucks weiterzuvergeben. Vgl.<br />

Kirsch, 1936, S. 63.<br />

124 Die Begriffe werden <strong>in</strong> der Fachliteratur verschieden def<strong>in</strong>iert. Zur Begriffsdiskussion siehe Schach/Sperl<strong>in</strong>g,<br />

2001, S. 26 ff.<br />

125 Zur Begriffsdiskussion: Vygen, 1997, Rdn. 16.<br />

126 Vgl. zum Beispiel § 6 Nr. 2 VOB/A.<br />

127 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, Vor A § 2 Rdn. 2.<br />

128 Zum Bewerberbegriff vgl. zum Beispiel § 8 Nr. 2 (1) VOB/A.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 19<br />

Die Vertretung wird <strong>in</strong> den §§ 164 ff. BGB geregelt. 129 Demnach ist <strong>die</strong> Vertretung e<strong>in</strong><br />

rechtsgeschäftliches Handeln <strong>in</strong> fremdem Namen mit unmittelbarer Wirkung gegen oder <strong>für</strong><br />

den Vertretenen. 130 Der Bauherr bestimmt den Umfang der Vertretungsvollmacht. 131 Häufig<br />

darf jedoch e<strong>in</strong> Architekt zum Beispiel ke<strong>in</strong>e größeren Zusatzleistungen beauftragen oder ke<strong>in</strong>e<br />

Verlängerung von Ausführungsfristen genehmigen. 132 Nachfolgend werden wichtige<br />

Projektbeteiligte auf der Seite des Bauherrn charakterisiert. 133<br />

Erfüllungsgehilfe ist derjenige, dessen Hilfe sich e<strong>in</strong> Schuldner 134 be<strong>die</strong>nt, um se<strong>in</strong>e eigene<br />

vertragliche Leistungspflicht zu erfüllen. 135 Der Schuldner haftet ohne Rücksicht auf eigenes<br />

Verschulden auch <strong>für</strong> das Verschulden se<strong>in</strong>er Erfüllungsgehilfen. Voraussetzung ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />

dass der Auftraggeber überhaupt eigene Leistungspflichten <strong>in</strong>ne hat und dass <strong>die</strong> Hilfsperson<br />

auch tatsächlich und mit dem Willen des Auftraggebers hilft, <strong>die</strong>se Pflichten zu erfüllen.<br />

136<br />

Typischer Erfüllungsgehilfe des Auftraggebers ist der bauplanende Architekt oder Ingenieur<br />

137 , der auch als Sachwalter des Bauherrn bezeichnet wird. 138 Er ist der Entwurfsverfasser<br />

und erstellt <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung der Auftragnehmer-Leistungen erforderlichen Planunterlagen<br />

139 , wobei <strong>die</strong> Grenze zwischen Auftraggeber-Planung und Auftragnehmer-Planung vom<br />

jeweiligen Vertrag def<strong>in</strong>iert wird. Die ger<strong>in</strong>gste anzufertigende Planungstiefe wird bei e<strong>in</strong>er<br />

funktionalen Ausschreibung vorliegen. 140 Der Architekt kann dem Auftraggeber über <strong>die</strong> Objektplanung<br />

h<strong>in</strong>aus aber auch bei der Erfüllung weiterer Pflichten behilflich se<strong>in</strong>. So wird der<br />

Architekt regelmäßig auch bestimmte Koord<strong>in</strong>ationspflichten übernehmen. 141 Der Baube-<br />

129 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB § 164 Rdn. 1 ff.<br />

130 Vgl. Buscher, 2001, S. 86 - 87, hier S. 86.<br />

131 Vgl. Jacob/R<strong>in</strong>g/Wolf, 2001, Rdn. 71.<br />

132 Vgl. Taphorn, 2000, S. 365; Palandt (Hrsg.), 2001, BGB § 167 Rdn. 2.<br />

133 Ausführlich bei: Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 32 ff.<br />

134 Der Auftragnehmer schuldet regelmäßig <strong>die</strong> Bauleistung. Aber auch der Auftraggeber kann Schuldner spezifischer<br />

Mitwirkungspflichten se<strong>in</strong>.<br />

135 Vgl. § 278 BGB [Verschulden des Erfüllungsgehilfen]; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1362.<br />

136 Lange Zeit war umstritten, ob der Vorunternehmer Erfüllungsgehilfe des Auftraggebers ist. Vgl. o. V., 2000a,<br />

S. <strong>22</strong> - 23; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1360 und 1371.<br />

137 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 4; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 13.<br />

138 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 10; Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 40.<br />

139 Vgl. Fleischmann, 1997, S. 6.<br />

140 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000b, Rdn. 1604.<br />

141 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1364.<br />

[www.heilfort.de]


20 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

treuer lässt als Vertreter des Bauherrn auf dessen Namen und dessen Rechnung e<strong>in</strong>e bauliche<br />

Anlage auf dessen Grundstück errichten. 142 Betreuungsverträge können danach unterschieden<br />

werden, welcher Umfang <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betreuungsleistungen vertraglich vere<strong>in</strong>bart wird. 143 Dem<br />

Projektsteuerer können vom Auftraggeber delegierbare Bauherrenaufgaben übertragen werden<br />

144 , <strong>in</strong>sbesondere übernimmt er <strong>die</strong> Sicherstellung von Kosten-, Term<strong>in</strong>- und Qualitätszielen.<br />

145 Darüber h<strong>in</strong>aus wird er auch sachliche und zeitliche Koord<strong>in</strong>ationsleistungen erbr<strong>in</strong>gen.<br />

146 Die Abgrenzung des Projektsteuerers gegenüber dem Architekten hängt von den jeweiligen<br />

vertraglichen Regelungen ab. 147 Auch <strong>die</strong> Sonderfachleute oder Fachplaner als Planer,<br />

Statiker, Ingenieure oder auch Gutachter <strong>für</strong> spezifische Gebiete wie Tragwerke, Haustechnik<br />

oder den Baugrund s<strong>in</strong>d Erfüllungsgehilfen ihres Auftraggebers, <strong>in</strong>dem sie dessen Pflichten<br />

übernehmen. 148 In der Regel werden Sonderfachleute im Auftrag des Bauherrn tätig, können<br />

aber auch nach e<strong>in</strong>er entsprechenden Vollmacht Leistungen des Architekten übernehmen. In<br />

<strong>die</strong>sem Fall s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Sonderfachleute Erfüllungsgehilfen des Architekten. 149 Vorunternehmer<br />

ist derjenige, der im Auftrag des Auftraggebers e<strong>in</strong>e Leistung erbr<strong>in</strong>gt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e erforderliche<br />

Vorleistung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en ebenfalls vom Auftraggeber beauftragten Bauunternehmer darstellt. Zur<br />

Frage, ob der Vorunternehmer im Verhältnis des Auftraggebers zu dessen nachfolgendem<br />

Auftragnehmer Erfüllungsgehilfe ist 150 , gab es zwischen dem Bundesgerichtshof und der<br />

Kommentarliteratur abweichende Me<strong>in</strong>ungen. 151 So vertrat der Bundesgerichtshof mit Urteil<br />

vom 27.06.1985 <strong>die</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass der Vorunternehmer regelmäßig ke<strong>in</strong> Erfüllungsgehilfe<br />

des Auftraggebers sei. 152 Erst mit Urteil vom 21.10.1999 hat der Bundesgerichtshof grundsätzlich<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit eröffnet, den Auftraggeber nach § 642 BGB <strong>in</strong> Haftung <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Vorunternehmer zu nehmen, wenn auch unter Ausschluss der Haftung <strong>für</strong> Wagnis und Ge-<br />

142 Diese Konstellation wird auch als Baubetreuung im engeren S<strong>in</strong>n bezeichnet. Vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 24.<br />

143 Weiterführend Vygen, 1997, Rdn. <strong>22</strong>.<br />

144 Vgl. Möller, 2001, S. 35 f. und Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 26.<br />

145 Vgl. Eschenbruch, 1999, S. 348; von Erdély, 2001, S. 80.<br />

146 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 27.<br />

147 Vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 41 ff.; Knipp, 1996, S. <strong>22</strong> ff.<br />

148 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1363; Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 4; Fleischmann, 1997,<br />

S. 6.<br />

149 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 12.<br />

150 Die VOB hat <strong>die</strong>ses Problem bisher nicht gelöst. Vgl. Kraus/Sienz, 2000, S. 631 - 638, hier S. 633 f.<br />

151 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1379.<br />

152 Vgl. BGH: Urteil vom 27.06.1985 - VII ZR 23/84. In: BauR 1985, S. 561 - 564; Kraus, 2000b, S. 216. Ablehnung<br />

der Erfüllungsgehilfeneigenschaft auch durch OLG Rostock, Urteil vom 24.09.1997 - 5 U 20/96. In:<br />

BauR 1999, S. 402 - 404.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 21<br />

w<strong>in</strong>n. 153 Voraussetzung ist allerd<strong>in</strong>gs, dass der Auftraggeber auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vorunternehmerleistung<br />

e<strong>in</strong>stehen will und der Auftragnehmer e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derungsanzeige erstellt. 154 KAPELL-<br />

MANN/SCHIFFERS 155 sehen im Vorunternehmer immer e<strong>in</strong>en Erfüllungsgehilfen des Auftraggebers.<br />

156 Auch FRANKE/KEMPER/ZANNER/GRÜNHAGEN 157 ordnen Vorunternehmerverzögerungen<br />

dem Risikobereich des Auftraggebers zu.<br />

Sub- oder Nachunternehmer ist derjenige, der von e<strong>in</strong>em Bauunternehmer, also nicht vom<br />

Bauherrn, mit der Ausführung e<strong>in</strong>zelner Leistungen oder Gewerke beauftragt ist. Der Subunternehmer<br />

ist gegenüber Dritten, also auch gegenüber dem Bauherrn, Erfüllungsgehilfe des<br />

Bauunternehmers. Hat der Auftragnehmer auch Planungsleistungen im Auftrag, s<strong>in</strong>d dessen<br />

Sonderfachleute subunternehmergleiche Erfüllungsgehilfen. 158 Erfüllungsgehilfe des Auftragnehmers<br />

ist auch dessen Baustofflieferant oder Werklieferungsunternehmer, der an der Errichtung<br />

des Bauwerkes durch Lieferung von Baustoffen, Fertigteilen oder sonstigen Stoffen<br />

beteiligt ist, aber ke<strong>in</strong>e Leistungen unmittelbar am Bauwerk selbst erbr<strong>in</strong>gt. 159<br />

2.2.3 Prozessdimension<br />

Das Bauen ist von e<strong>in</strong>igen Besonderheiten geprägt, <strong>die</strong> sich wesentlich von anderen Industriezweigen<br />

unterscheiden. KRAUS 160 beobachtet bei der Zusammenarbeit der Bauprojektpartner<br />

e<strong>in</strong>e hohe Konfliktträchtigkeit <strong>in</strong>sbesondere aufgrund oft konfrontativen Verhaltens,<br />

allgeme<strong>in</strong> mangelhafter Umgangsformen, gegenseitigen Misstrauens und e<strong>in</strong>es engen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Spielraums der Baubeteiligten. Weitere Besonderheiten resultieren aus der Komplexität<br />

der Bauaufgabe, der unterschiedlichen Bewertung von Mitwirkungspflichten des Auftraggebers<br />

sowie aus dem hohen E<strong>in</strong>fluss natürlicher Unwägbarkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der Produktionsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Gleichzeitig dom<strong>in</strong>iert <strong>die</strong> handwerkliche Leistungserbr<strong>in</strong>gung bei hohem<br />

Wertanteil des e<strong>in</strong>zelnen Werkes am Unternehmensumsatz e<strong>in</strong>es Auftragnehmers. Die hohe<br />

153 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 62; Kraus, 2000c, S. 217. Bereits das OLG Düsseldorf hatte am 29.06.1999<br />

<strong>die</strong> Erfüllungsgehilfeneigenschaft des Vorunternehmers bestätigt. Vgl. OLG Düsseldorf: Urteil vom 29.06.1999 -<br />

21 U 127/98. In: NJW-RR 2000, S. 808.<br />

154 Vgl. BGH: Urteil vom 21.10.1999 - VII ZR 185/98. In: BauR 2000, S. 7<strong>22</strong> - 725; Kapellmann/Schiffers,<br />

2000a, Rdn. 1396; Kraus, 2000a, S. 218.<br />

155 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1379.<br />

156 Vgl. auch o.V., 2000, S. <strong>22</strong> - 23.<br />

157 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 9.<br />

158 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 599.<br />

159 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 20.<br />

160 Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 140 und S. 169 ff.<br />

[www.heilfort.de]


<strong>22</strong> 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

E<strong>in</strong>zelverantwortung der handelnden Personen führt zu mangelndem Konfliktlösungspotenzial<br />

und e<strong>in</strong>er hohen personenbezogenen Emotionalität. 161<br />

Für <strong>die</strong>se Arbeit wird davon ausgegangen, dass <strong>die</strong> Qualität der Zusammenarbeit zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer ganz wesentlich von den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der jeweiligen<br />

Projektphase abhängig ist. Es werden daher Interaktionsphasen def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong><br />

Vertragspartner relativ homogene Ziele verfolgen und sich pr<strong>in</strong>zipiell konstant verhalten. Die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Projektphasen sollen über Meilenste<strong>in</strong>e vone<strong>in</strong>ander abtrennbar se<strong>in</strong>. Diese Projektmeilenste<strong>in</strong>e<br />

markieren Trennl<strong>in</strong>ien zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bauprojektphasen, an denen<br />

sich Ziel- und Verhaltensänderungen ergeben. In Bezug auf <strong>die</strong> Projekt<strong>in</strong>teraktion zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> Projektmeilenste<strong>in</strong>e Anfrage, Auftrag,<br />

Fertigstellung, Schlusszahlung und Gewährleistungsende maßgeblich.<br />

Die Anfrage markiert den Punkt, an dem der Besteller e<strong>in</strong>er Bauleistung auf Basis e<strong>in</strong>er Leistungsbeschreibung<br />

potentielle Bieter zur Abgabe e<strong>in</strong>es Angebotes auffordert. Bearbeitet e<strong>in</strong><br />

Unternehmer e<strong>in</strong>e Leistungsbeschreibung mit dem Ziel der Preisbildung, tritt er aus der Anonymität<br />

des Marktes <strong>für</strong> Bauleistungen heraus. Die Interaktion mit dem Auftraggeber beg<strong>in</strong>nt.<br />

Mit dem Auftrag wird aus der Menge der Bieter derjenige Unternehmer ausgewählt, der <strong>für</strong><br />

den Besteller <strong>die</strong> angefragte Bauleistung erbr<strong>in</strong>gen soll. Der Auftrag begründet das Vertragsverhältnis<br />

zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Die Interaktion tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Phase.<br />

Die Fertigstellung wird vom Auftragnehmer angezeigt und entspricht der Aufforderung an<br />

den Auftraggeber zur Abnahme der Werkleistung. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt ist aus Sicht des Auftragnehmers<br />

<strong>die</strong> wesentliche Bauleistung erbracht. Mit der Abnahme der Bauleistung erkennt<br />

der Auftraggeber an, dass der Auftragnehmer se<strong>in</strong>e vertraglich geschuldete Gesamtleistung<br />

erbracht hat und legt somit <strong>die</strong> Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fälligkeit des Werklohnsanspruchs. 162 Zum<br />

Abnahmezeitpunkt kann <strong>die</strong> Fertigstellung bereits längere Zeit zurück liegen. 163<br />

Mit der Schlusszahlung erhält der Auftragnehmer den vollen Werklohn mit Ausnahme etwaig<br />

vere<strong>in</strong>barter E<strong>in</strong>behalte. Dies kann durch e<strong>in</strong>seitige Leistung der Zahlung und mangelnden<br />

E<strong>in</strong>spruch des Auftragnehmers gegen e<strong>in</strong>e möglicherweise zu ger<strong>in</strong>ge Zahlung, durch<br />

Vere<strong>in</strong>barung, Verjährung oder Urteil erfolgen. Aufgrund der Pflicht des Auftragnehmers zur<br />

Gewährleistung nach der Abnahme wird <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Recht des Auftraggebers auf e<strong>in</strong>en<br />

161 Vgl. Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 144.<br />

162 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 12 Rdn. 2 ff.<br />

163 Mit Blick auf <strong>die</strong> Projekt<strong>in</strong>teraktion wird <strong>die</strong> Fertigstellung als Schnittpunkt zweier Verhaltensmuster def<strong>in</strong>iert,<br />

nicht <strong>die</strong> Abnahme, da der Auftragnehmer se<strong>in</strong>en Teil der Leistung an <strong>die</strong>sem Punkt erbracht hat und den<br />

Willen zur Übergabe zeigt. Zur Bedeutung der Abnahme vgl. Vorwerk, 2003, S. 1 - 13, hier S. 10.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 23<br />

Gewährleistungse<strong>in</strong>behalt vere<strong>in</strong>bart, der durch Bürgschaft abgelöst werden kann. Die Auszahlung<br />

des Gewährleistungse<strong>in</strong>behaltes beziehungsweise <strong>die</strong> Rückgabe der Gewährleistungsbürgschaft<br />

am Ende der Gewährleistungszeit ist e<strong>in</strong> von der Schlusszahlung unabhängiges<br />

Ereignis. Beide Ereignisse sollen daher <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit nicht verknüpft werden.<br />

Anhand der Projektmeilenste<strong>in</strong>e sollen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> hier maßgebliche, auf den Vertrag<br />

zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer abzielende Betrachtung drei <strong>in</strong>teraktionsorientierte<br />

Bauprojektphasen unterschieden werden: Angebots-, Ausführungs- und Übergabephase.<br />

164 Bei deren Unterscheidung kommt es auch auf <strong>die</strong> Betrachtungsperspektive an, <strong>die</strong> nach<br />

PFARR 165 objekt-, <strong>in</strong>stitutions- oder prozessorientiert erfolgen kann. Unter Vernachlässigung<br />

der Objektdimension kommt es zur Identifikation von Bauprojektphasen somit auf e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Prozess- und Institutionendimension an. Die Abbildung 1 zeigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schematischen<br />

Darstellung <strong>die</strong> Perspektiven von Auftraggeber und Auftragnehmer auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Phasen im Bauprojekt und def<strong>in</strong>iert als Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit <strong>die</strong> Auftragnehmer-<br />

Perspektive auf das Bauprojekt im engeren S<strong>in</strong>n. 166<br />

164 KNACKE unterscheidet Angebots-, Ausführungs- und Gewährleistungsphase. Vgl. Knacke, 1998a, Rdn. 8, 96<br />

und 461. Nicht weiter betrachtet werden soll <strong>die</strong> außervertragliche Phase, <strong>die</strong> mit der Aufforderung zur Abgabe<br />

e<strong>in</strong>es Angebotes endet beziehungsweise nach Auslaufen vertraglicher Leistungsbeziehungen zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer beg<strong>in</strong>nt.<br />

165 Vgl. Pfarr, 1984, S. 15.<br />

166 Die Institutionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Baupraxis weiter differenziert, zum Beispiel nach Bauherr, Generalunternehmer<br />

und Subunternehmer. Der Generalunternehmer nimmt dann Auftraggeber- und Auftragnehmer-Funktionen wahr.<br />

[www.heilfort.de]


24 2.2 Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

Bauprojekt im weiteren S<strong>in</strong>n (Bauherren-Perspektive)<br />

Perspektive des Bauherren<br />

Projekt<strong>in</strong>itiation<br />

Projektplanung<br />

Projektrealisation<br />

Bauprozess AN 1<br />

Bauprozess AN 2<br />

Bauprozess AN 3<br />

Nutzung/Betrieb<br />

Perspektive des Bauunternehmers AN1<br />

Anfrage AN1<br />

Auftrag AN1<br />

Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

Angebot<br />

Ausführung<br />

Fertigstellung AN1<br />

Übergabe<br />

Bauprojekt im engeren S<strong>in</strong>n<br />

(Perspektive des Bauunternehmers AN1)<br />

Schlusszahlung AN1<br />

Gewährleistung AN1<br />

Zeit<br />

Abbildung 1: Bauprojektphasen aus Sicht von Auftraggeber und Auftragnehmer 167<br />

Die Angebotsphase beg<strong>in</strong>nt mit der Anfrage, also der Aufforderung zur Abgabe e<strong>in</strong>es Angebotes<br />

auf der Basis e<strong>in</strong>er Leistungsbeschreibung 168 , und endet mit der Beauftragung des<br />

betreffenden Auftragnehmers. 169 Zwischen dem Besteller als potenziellem Auftraggeber und<br />

den Bietern als potenziellen Auftragnehmern wird <strong>die</strong> zu erbr<strong>in</strong>gende Bauleistung als Werk<br />

und <strong>die</strong> zu zahlende Vergütung als Werklohn e<strong>in</strong>schließlich aller Nebenbed<strong>in</strong>gungen def<strong>in</strong>iert.<br />

Die Ausführungsphase beg<strong>in</strong>nt aus e<strong>in</strong>zelvertraglicher Sicht mit der Auftragserteilung und<br />

endet mit der Fertigstellung der Bauleistung. 170 In <strong>die</strong>ser Phase steht <strong>die</strong> Erstellung der vere<strong>in</strong>barten<br />

Bauleistung durch den Auftragnehmer im Vordergrund.<br />

167 Eigene Darstellung.<br />

168 Die Aufforderung zur Abgabe e<strong>in</strong>es Angebotes wird auch als Anfrage bezeichnet.<br />

169 RECKERZÜGL unterscheidet mit Blick auf se<strong>in</strong>en Forschungsansatz zusätzlich <strong>die</strong> Ausschreibungs- und<br />

Vergabephase. Vgl. Reckerzügl, 2000, S. 257 und 265.<br />

170 Aus Sicht des Auftraggebers umfasst <strong>die</strong> Summe aller Ausführungsphasen aller Auftragnehmer <strong>die</strong> Realisationsphase.<br />

[www.heilfort.de]


2 Grundlagen des Forschungsgebietes Bauablaufstörungen 25<br />

Die Übergabephase beg<strong>in</strong>nt mit der Fertigstellungsanzeige des Auftragnehmers und endet<br />

mit der Schlusszahlung. 171 Auftragnehmer und Auftraggeber übergeben ihre jeweilige vertragliche<br />

Hauptleistung: Werkleistung beziehungsweise Werklohn. Bei größeren Bauvorhaben<br />

kann <strong>die</strong> Übergabe des errichteten Bauwerkes mehrere Wochen andauern und noch vor der<br />

Gesamtfertigstellung beg<strong>in</strong>nen. 172<br />

Für den Auftraggeber umfasst das Bauprojekt im weiteren S<strong>in</strong>n <strong>die</strong> Phasen der Projekt<strong>in</strong>itiation,<br />

der Projektplanung und der Projektrealisation. Die sich anschließende Nutzungsphase ist<br />

das Ergebnis der erfolgreichen Projektrealisation und dauert bis zum Erreichen der wirtschaftlichen<br />

Nutzungsdauer an. Sobald im Rahmen der Projekt<strong>in</strong>itiation <strong>die</strong> ersten Projektziele def<strong>in</strong>iert<br />

s<strong>in</strong>d, kann der Planungsauftrag erfolgen. Die Projektplanung beg<strong>in</strong>nt damit <strong>in</strong> der Regel<br />

noch während der Projekt<strong>in</strong>itiation, <strong>in</strong> der noch <strong>die</strong> Grundlagen der Machbarkeit untersucht<br />

werden, und kann bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> Realisierungsphase reichen. 173 Die Projektrealisation stellt aus<br />

Sicht des Auftraggebers auf <strong>die</strong> konkrete Vorbereitung und Erbr<strong>in</strong>gung der Bauleistungen<br />

ab 174 und beg<strong>in</strong>nt mit der Ausschreibung der Bauleistungen. Während der Projektrealisation<br />

beauftragt der Auftraggeber im Fall von E<strong>in</strong>zelvergaben Bauleistungen an mehrere Auftragnehmer.<br />

Das Beispiel <strong>in</strong> Abbildung 1 zeigt, wie während der Projektrealisation von vier Auftragnehmern<br />

vier (Teil-)Bauprozesse abgewickelt werden. Die Projektrealisation ist aus Sicht<br />

des Auftraggebers mit Nutzungsbeg<strong>in</strong>n abgeschlossen. 175<br />

171 RECKERZÜGL bezeichnet <strong>die</strong> Phase nach Beendigung der Leistungserstellung als Abrechnungsphase. Vgl.<br />

Reckerzügl, 2000, S. 266.<br />

172 Die Gewährleistungsphase wird hier nicht betrachtet.<br />

173 Aus <strong>die</strong>ser Überlagerung resultiert zum e<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Gefahr, dass Planungsleistungen bei nicht erfolgter Realisierung<br />

zu früh erbracht werden, zum anderen können aber sehr kurze Bauprojektdauern erreicht werden.<br />

174 Vgl. Kapellmann (Hrsg.), 1997.<br />

175 Der zeitliche Anteil der Bauausführung liegt nach Beobachtungen von LIEB <strong>für</strong> schweizerische Hochbauprojekte<br />

zwischen 20 und 40 % der Bauprojektdauer. Vgl. Lieb, 1997, S. 2.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen<br />

3.1 Vorüberlegungen<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel sollen <strong>die</strong> bei der Realisierung geplanter Bauprojektabläufe auftretenden<br />

Abweichungen systematisiert und def<strong>in</strong>iert werden. Im Mittelpunkt <strong>die</strong>ser Analyse steht <strong>die</strong><br />

Frage, was weshalb wovon und wie abweicht. 176 Der Zielstellung <strong>die</strong>ser Arbeit folgend ist<br />

nicht <strong>die</strong> anspruchsorientierte, juristische Perspektive auf den Bauablauf, sondern <strong>die</strong> Perspektive<br />

der um <strong>die</strong> Vermeidung von Bauablaufstörungen bemühten Projektbeteiligten maßgeblich.<br />

Der juristisch geprägte Beh<strong>in</strong>derungsbegriff wird <strong>in</strong>sofern zwar als Teilmenge von Bauablaufstörungen<br />

verstanden und def<strong>in</strong>iert, jedoch nicht weiter betrachtet. 177 Durch <strong>die</strong> def<strong>in</strong>itorische<br />

E<strong>in</strong>grenzung von Zustandsdifferenzen im Bauablauf entstehen <strong>die</strong> besonderen Kategorien<br />

der Bauablaufstörungen, Bauablaufschwankungen und Beh<strong>in</strong>derungen.<br />

Zur Erläuterung der Systematik von Zustandsdifferenzen im Bauablauf gliedert sich das Kapitel<br />

3 neben den Vorüberlegungen <strong>in</strong> drei weitere Abschnitte. Im Abschnitt 3.2 werden <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Zustände im Bauprojektablauf analysiert und systematisiert. Es wird im Abschnitt<br />

3.2.1 zunächst e<strong>in</strong>e Zustandsdimension mit den Kategorien Vertrags-Soll, Bau-Soll und Bau-<br />

Ist e<strong>in</strong>geführt. Weiterh<strong>in</strong> wird im Abschnitt 3.2.2 e<strong>in</strong>e Gestaltungsdimension e<strong>in</strong>geführt, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Zustandsdimensionen zwischen primär vere<strong>in</strong>barten und sekundär angenommenen<br />

Projektbed<strong>in</strong>gungen unterscheidet. Auf <strong>die</strong>ser Basis erfolgt im Abschnitt 3.2.3 e<strong>in</strong>e<br />

systematische Analyse von Bauablaufabweichungen. 178 Da maßgebliche Begriffe nicht<br />

e<strong>in</strong>heitlich def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d 179 , wird im Abschnitt 3.3 untersucht, wie <strong>die</strong> speziellen Zustandsdifferenzen<br />

Bauablaufstörungen, Bauablaufschwankungen und Baubeh<strong>in</strong>derungen def<strong>in</strong>iert, gegliedert<br />

und abgegrenzt werden können. Entsprechend der Aufgabenstellung nehmen Bauablaufstörungen<br />

den größten Umfang e<strong>in</strong>. Bauablaufschwankungen und Baubeh<strong>in</strong>derungen <strong>die</strong>nen<br />

vorrangig der begrifflichen und sachlichen Abgrenzung.<br />

176 „Was“ - Ist-Zustand; „Weshalb“ - Ursache; „Wovon“ - Soll-Zustand; „Wie“ - Umfang der Abweichung.<br />

177 Bauablaufschwankungen <strong>die</strong>nen als Differenzmenge zwischen Abweichungen im Bauablauf und Bauablaufstörungen<br />

nur der Abgrenzung des Störungsbegriffs.<br />

178 Zustandsdifferenzen lassen sich zum Beispiel auch <strong>für</strong> Qualität und Kosten der Bauausführung feststellen. In<br />

<strong>die</strong>ser Arbeit steht jedoch das Term<strong>in</strong>ziel im Vordergrund.<br />

179 Vgl. Schiffers, 1998, S. 275 - 314, hier S. 288.<br />

[www.heilfort.de]


28 3.2 Zustände im Bauablauf<br />

Der Abschnitt 3.4 befasst sich schließlich mit der Systematik von Bauablaufstörungen. Unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung verschiedener Kriterien werden Bauablaufstörungen nach deren Ursachen und<br />

Auswirkungen gegliedert.<br />

3.2 Zustände im Bauablauf<br />

3.2.1 Zustandsdimension: Vertrags-Soll, Bau-Soll und Bau-Ist<br />

Bauprojekte s<strong>in</strong>d dynamische Systeme, <strong>in</strong> denen sich sowohl Soll- als auch Ist-Werte im<br />

Bauablauf fortentwickeln können. Bezogen auf den Bauablauf ist m<strong>in</strong>destens der ursprünglich<br />

geplante Bauablauf, der störungsmodifizierte Bauablauf und der tatsächliche Bauablauf zu unterscheiden.<br />

180 Die Analyse von Abweichungen zwischen Soll und Ist muss also immer auch<br />

auf den Betrachtungszeitpunkt abstellen, so dass <strong>in</strong> der Folge e<strong>in</strong> System aus verschiedenen<br />

Soll- und Ist-Werten entsteht, <strong>die</strong> sich gegenseitig bed<strong>in</strong>gen und ause<strong>in</strong>ander ableitbar s<strong>in</strong>d.<br />

Diese dynamische Betrachtung entspricht der realen Leistungserbr<strong>in</strong>gung auf der Baustelle<br />

eher als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher, statischer Soll-Ist-Vergleich und gleicht im Grunde der vom Bundesgerichtshof<br />

geforderten Differenzmethode. 181 Auch bei <strong>die</strong>sem Verfahren wird der vertraglichen<br />

und der tatsächlichen Vermögenslage e<strong>in</strong>e hypothetische Soll-Vermögenslage zwischengeschaltet,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Differenzermittlung zwischen geschuldetem Soll und tatsächlichem, störungsbed<strong>in</strong>gten<br />

Ist herangezogen wird. 182 Es liegt also nahe, <strong>die</strong>se Methodik analog auch auf<br />

<strong>die</strong> Feststellung und Charakterisierung von Abweichungen im Bauprojektablauf anzuwenden.<br />

E<strong>in</strong> zeitpunktbezogenes Abbild des dynamischen Systems „Bauen“ 183 soll als Zustand bezeichnet<br />

werden. Die chronologische Abfolge zeitpunktbezogener Projektzustände charakterisiert<br />

den Ablauf des Bauprojektes. E<strong>in</strong>e Differenzbetrachtung oder Abweichungsanalyse erfordert<br />

den Vergleich m<strong>in</strong>destens zweier Projektzustände: Referenz- und Beobachtungszu-<br />

180 BARRIE/PAULSON unterscheiden analog dazu den „As-Planned Schedule“, den „As-Impacted Schedule“<br />

und den „As-Build Schedule“. Vgl. Barrie/Paulson, 1992, S. 458 f.<br />

181 Die Differenzmethode wird zur Ermittlung von Schadensersatzansprüchen aus Bauablaufstörungen gefordert.<br />

Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />

182 SCHOTTKE unterscheidet drei Vermögenslagen A, B und C. Die Vermögenslage A umfasst <strong>die</strong> unveränderte,<br />

vertraglich vere<strong>in</strong>barte Vergütung e<strong>in</strong>schließlich der Auswirkungen <strong>in</strong>nerbetrieblicher Folgen. Die Vermögenslage<br />

B erweitert den A-Zustand um <strong>die</strong> veränderte oder zusätzlich vere<strong>in</strong>barte Vergütung., während <strong>die</strong> (tatsächliche)<br />

Vermögenslage C zusätzlich noch <strong>die</strong> entstandenen Schäden umfasst. Vgl. Schottke, 1994, S. 41 - 46,<br />

hier S. 42 f. Zustimmend Dreier, 2001, S. 99 ff.<br />

183 Der Begriff „Bauen“ soll alle zur Planung, Vorbereitung und Ausführung von Bauleistungen erforderlichen<br />

Leistungen umfassen.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 29<br />

stand. Der Referenzzustand 184 ist der Vergleichswert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abweichungsanalyse. Referenzzustand<br />

kann jeder beliebige, zeitpunktbezogene Soll- oder Ist-Zustand des Bauprojektes<br />

se<strong>in</strong>. 185 Wichtige Referenzzustände s<strong>in</strong>d das ursprünglich vere<strong>in</strong>barte und das aktuelle Bau-<br />

Soll. Der Beobachtungszustand ist ebenfalls e<strong>in</strong> beliebiger Projektzustand, wird aber vor allem<br />

auf das Bau-Ist zu e<strong>in</strong>em Stichtag abstellen. Aufgrund der dynamischen Zustandsdimension,<br />

müssen ex post m<strong>in</strong>destens drei Zustände des Bauprojekts unterschieden werden 186 : Das<br />

ursprünglich vere<strong>in</strong>barte Vertrags-Soll, das letztlich angeordnete Bau-Soll 187 und das tatsächliche<br />

Bau-Ist. 188<br />

Das Vertrags-Soll wird als <strong>die</strong> Summe derjenigen Vertragsvere<strong>in</strong>barungen def<strong>in</strong>iert, <strong>die</strong> das<br />

monetäre, term<strong>in</strong>liche und leistungsbezogene Soll bei Vertragsschluss festlegen. 189<br />

Das Bau-Soll ist derjenige Zustand, der zeitpunktbezogen der Ausführung zugrunde liegt. Das<br />

Bau-Soll entspricht somit dem aufgrund von Änderungen und anderen Anordnungen fortgeschriebenen<br />

Vertrags-Soll zum Betrachtungszeitpunkt 190 , das als unmittelbare Vorgabe der<br />

aktuellen Leistungsplanung oder -erbr<strong>in</strong>gung <strong>die</strong>nt. 191 Das Bau-Soll kann sowohl Auftragge-<br />

184 LECHLER spricht vom „Referenzsystem“. Vgl. Lechler, 1997, S. 67. Auch im Projektmanagement-Programm<br />

Power Project wird der Begriff „Referenzplan“ zur Bezeichnung der Ablaufpläne verwendet, mit denen der aktuelle<br />

Ablaufplanverglichen wird. Vgl. Heilfort, 2002b, S. 28 - 30, hier S. 29.<br />

185 Der Plan-Soll-Ist-Vergleich wurde bereits 1985 beschrieben. Vgl. Kessler, 1985.<br />

186 Vgl. Heilfort, 2002c, S. 76 - 78, hier S. 78.<br />

187 Vgl. Schiffers, 1993, S. 33 - 60, hier S. 34.<br />

188 Das Vertrags-Soll könnte demnach als Soll 1, das Bau-Soll als Soll 2 und <strong>die</strong> tatsächliche Bauausführung als<br />

Ist bezeichnet werden. Diese Begriffszuordnungen weichen von GUTSCHE ab, der unter dem Soll-2-Bauablauf<br />

den störungsmodifizierten Soll-1-Bauablauf versteht, der sich nach E<strong>in</strong>arbeitung etwaiger Beh<strong>in</strong>derungen bis<br />

zum Soll-2-Term<strong>in</strong> verschiebt. Wird <strong>die</strong>ser Soll-2-Bauablaufplan aufgrund bautechnologisch oder bauwirtschaftlich<br />

ungünstiger respektive unmöglicher Ablauffolgen korrigiert, liegt im Rahmen <strong>die</strong>ses Verfahrens schließlich<br />

der Soll-3-Bauablaufplan vor. Vgl. Gutsche, 1984, S. 1123 - 1167, hier S. 1123 ff. Vgl. auch Vygen/Schubert/Lang,<br />

1998, Rdn. 291 ff. Da <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Betrachtungsweise zugrunde liegende abstrakte Schadensberechnung<br />

nicht ohne weiteres vom BGH anerkannt worden ist, soll hier von <strong>die</strong>ser Begriffswahl abgewichen<br />

werden. Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />

189 Inhalt und Regelungsgehalt der Soll-Vorgaben werden wesentlich von der Vertragsform bestimmt. Vgl.<br />

Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 81 f.<br />

190 Vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 400 und 565. Ex ante, also im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, kann das Bau-Soll von Betrachtungszeitpunkt<br />

zu Betrachtungszeitpunkt unterschiedlich se<strong>in</strong>. Es gibt dann gegebenenfalls mehrere Bau-<br />

Soll-Zustände.<br />

191 MITSCHEIN leitet den Soll-Bauablauf aus der Arbeitskalkulation ab. Vgl. Mitsche<strong>in</strong>, 2001, S. 30 - 33, hier<br />

S. 32. PETZSCHMANN/DREIER sprechen vom modifizierten Soll. Vgl. Petzschmann/Dreier, 2000, S. 101 -<br />

109, hier S. 102. HEITKAMP lässt e<strong>in</strong> „operatives Soll“ dann zu, wenn <strong>die</strong> Planwerte kurzfristig unerreichbar<br />

s<strong>in</strong>d und über e<strong>in</strong>en begrenzten Zeitraum neue Vorgaben erforderlich werden. Vgl. Heitkamp, 1978, S. 241.<br />

[www.heilfort.de]


30 3.2 Zustände im Bauablauf<br />

ber- als auch Auftragnehmer-Leistungen umfassen. Bei Änderungen e<strong>in</strong>es Soll-Zustandes<br />

wird von dessen Fortschreibung gesprochen. E<strong>in</strong> Soll-Ablaufplan kann zum Beispiel anhand<br />

e<strong>in</strong>er angeordneten Verschiebung der Bauzeit fortgeschrieben werden. 192<br />

Das Bau-Ist entspricht der Art und Weise der tatsächlichen Leistungserbr<strong>in</strong>gung bei Abnahme<br />

der Bauleistung 193 , wobei wiederum <strong>die</strong> monetären, term<strong>in</strong>lichen und qualitätsbezogenen<br />

Leistungsdimensionen e<strong>in</strong>e Rolle spielen. In Bezug auf den Bauablauf soll das Bau-Ist als <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> Analogie zu den Soll-Vorgaben beobachtete, tatsächliche Leistung des Auftraggebers und<br />

Auftragnehmers betrachtet werden. Für das Bau-Ist kommt es damit alle<strong>in</strong> auf das tatsächliche,<br />

referenzbezogene Handeln an. Der vom Auftraggeber verspätet gelieferte Plan entspricht<br />

nach <strong>die</strong>sem Begriffsverständnis ebenso e<strong>in</strong>em fehlerhaften Bau-Ist wie <strong>die</strong> verspätete Ausführung<br />

durch den Auftragnehmer selbst.<br />

3.2.2 Gestaltungsdimension: Primär- und Sekundäreigenschaft<br />

Bei der Def<strong>in</strong>ition von Vertrags-Soll, Bau-Soll und Bau-Ist kommt es auch auf <strong>die</strong> Gestaltungsdimension<br />

an. Darunter wird e<strong>in</strong>e Unterscheidung danach verstanden, ob <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Regelungen explizit def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d oder der Ausgestaltung bedürfen. Auch wenn im<br />

Vertrags-Soll zum Beispiel nur e<strong>in</strong> Beg<strong>in</strong>n- und e<strong>in</strong> Endterm<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart wird, schreibt der<br />

Auftragnehmer <strong>die</strong>se explizit getroffenen Vere<strong>in</strong>barungen fort, da <strong>die</strong> vertraglichen Regelungen<br />

oft zu abstrakt s<strong>in</strong>d, um als unmittelbare, konkrete Planvorgabe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauausführung<br />

<strong>die</strong>nen zu können. 194 Der Bauablaufplan des Auftragnehmers def<strong>in</strong>iert deshalb <strong>in</strong>nerhalb der<br />

vertraglichen Vere<strong>in</strong>barungen, wie <strong>die</strong> Bauleistungen im Detail erbracht werden sollen und<br />

welche Voraussetzungen, zum Beispiel welche Mitwirkungspflichten, gegebenenfalls wann<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d. 195 Ebenso hat <strong>für</strong> den Auftragnehmer das Bau-Ist e<strong>in</strong>e andere Bedeutung als<br />

<strong>für</strong> den Auftraggeber, da es auch <strong>die</strong> Umstände der Leistungserbr<strong>in</strong>gung be<strong>in</strong>haltet.<br />

In <strong>die</strong>ser Arbeit sollen daher neben den Zustandsdimensionen Vertrags-Soll, Bau-Soll und<br />

Bau-Ist auch <strong>die</strong> Gestaltungsdimensionen nach deren Primär- und Sekundäreigenschaft differenziert<br />

werden. Im Ergebnis entsteht <strong>die</strong> <strong>in</strong> Abbildung 2 dargestellte, zweidimensionale Projektmatrix<br />

aus Zustands- und Gestaltungsdimension. In der dritten Dimension könnten <strong>die</strong><br />

192 Vgl. Heilfort, 2002d, S. 25 - 28, hier S. 28.<br />

193 Auch das Bau-Ist kann sich während der Bauausführung ändern, wenn verme<strong>in</strong>tlich abgeschlossene Leistungen<br />

aufgrund von Änderungen oder Mängeln wieder aufgenommen werden müssen, z. B. durch nachträgliche<br />

Änderung von Raumaufteilungen aufgrund (vergütungspflichtiger) geänderter Ausbauwünsche späterer Mieter.<br />

194 Vgl. Talaj, 1993, S. 15.<br />

195 SCHUBERT/LANG fordern daher <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Bauablaufplans mit klar festgelegten Term<strong>in</strong>en und<br />

Zwischenterm<strong>in</strong>en. Vgl. Schubert/Lang, 1985, S. 1045 - 1050, hier S. 1047.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 31<br />

E<strong>in</strong>zeldaten zudem nach Term<strong>in</strong>en, Kosten und Qualitäten 196 oder nach Auftraggeber- beziehungsweise<br />

Auftragnehmer-Perspektive unterschieden werden.<br />

Gestaltungsdimension<br />

Primär<br />

Sekundär<br />

Vertrags-<br />

Soll<br />

Explizite vertragliche Regelungen, z. B.<br />

vertraglich vere<strong>in</strong>barte Beg<strong>in</strong>n- und<br />

Endterm<strong>in</strong>e<br />

Ergänzende Annahmen des<br />

Auftragnehmers, z. B. als Bauablaufplan<br />

auf der Grundlage kalkulierter Lohnstunden<br />

Zustandsdimension<br />

Bau-Soll<br />

Änderungen des Bauentwurfs oder sonstige<br />

Anordnungen des Auftraggebers, z. B.<br />

durch Anordnung anderer Bauverfahren<br />

Ausgestaltung mit den bisherigen<br />

Annahmen des Auftragnehmers, z. B. durch<br />

störungsbed<strong>in</strong>gte Planfortschreibung<br />

Bau-Ist<br />

Erbr<strong>in</strong>gung der Bauleistung <strong>in</strong> Bezug auf<br />

<strong>die</strong> expliziten Sollvorgaben, z. B. des<br />

tatsächlichen Endterm<strong>in</strong>s<br />

Erbr<strong>in</strong>gung der Bauleistung <strong>in</strong> Bezug auf<br />

<strong>die</strong> ergänzenden Annahmen des<br />

Auftragnehmers, z. B. des Bauablaufs<br />

Abbildung 2: Zweidimensionale Projektmatrix aus Zustands- und Gestaltungsdimension 197<br />

Das primäre Vertrags-Soll umfasst alle expliziten vertraglichen Regelungen und Vertragsbestandteile.<br />

198 Das konkrete Vertrags-Soll bleibt oft auslegungsbedürftig 199 , so dass der Auftragnehmer<br />

aus <strong>die</strong>sem primären Vertrags-Soll e<strong>in</strong> eigenes Soll ableitet, zum Beispiel <strong>in</strong> Form<br />

kalkulativer Annahmen oder e<strong>in</strong>es nicht explizit vere<strong>in</strong>barten Bauablaufplans. Diese nachrangigen,<br />

nicht ausdrücklich vere<strong>in</strong>barten Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leistungserstellung sollen hier als<br />

sekundäres Vertrags-Soll bezeichnet werden. 200 Ist im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> unklar, wie sich das se-<br />

196 Vgl. Hahn, 2002, S. 47.<br />

197 Eigene Darstellung.<br />

198 Bei Widersprüchen gilt § 1 Nr. 2 VOB/B.<br />

199 Typisches Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong> auslegungsbedürftiges Vertrags-Soll ist der „Türfarbfall“, bei dem <strong>die</strong> Auslegung<br />

der Regelung „Farbe: uni, nach Wahl des Auftraggebers“ <strong>für</strong> über 1.000 Türen im Mittelpunkt steht. Lässt das<br />

Bau-Soll 1.000 unterschiedliche Farben, eventuell sogar Sonderfarben zu? Vgl. Kapellmann, 1993, S. 11 - 32,<br />

hier S. 17 ff. Zur Wertung <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen vgl. Korbion/Locher, 1997, S. 62 ff.<br />

200 Vgl. Barrie/Paulson, 1992, S., 458. SCHIFFERS bezeichnet das sekundäre Soll als „<strong>in</strong>ternes Soll“. Vgl. Schiffers,<br />

1993, S. 33 - 60, hier S. 35.<br />

[www.heilfort.de]


32 3.2 Zustände im Bauablauf<br />

kundäre Vertrags-Soll des Auftragnehmers zusammensetzt 201 , weil zum Beispiel e<strong>in</strong>e exakte<br />

Ablaufplanung fehlt, müssen <strong>die</strong>se Unterlagen nachträglich beigebracht werden. 202<br />

Das primäre Bau-Soll entsteht durch dynamische Fortschreibung des Vertrags-Solls aufgrund<br />

der im Projektablauf angeordneten Änderungen oder Erweiterungen der Bauleistung, ist also<br />

immer e<strong>in</strong> zeitpunktbezogener Soll-Zustand. 203 Das sekundäre Bau-Soll legt <strong>die</strong> Zeit-, Kosten-,<br />

Verfahrens- und Ressourcenvorgaben fest 204 und wird im fortgeschriebenen Bauablaufplan<br />

des Auftragnehmers def<strong>in</strong>iert. 205 Bei e<strong>in</strong>er aktuellen Fortschreibung muss das sekundäre<br />

Bau-Soll immer auch dem vom Auftraggeber berechtigt geforderten beziehungsweise mit ihm<br />

vere<strong>in</strong>barten primären Bau-Soll entsprechen. Der Soll-Ist-Vergleich bezieht sich auf e<strong>in</strong> zeitpunktbezogenes,<br />

gleitendes Bau-Soll. Das sekundäre Bau-Soll umfasst nicht nur Vorgaben <strong>für</strong><br />

den Auftragnehmer, sondern ebenso <strong>für</strong> den Auftraggeber, wenn dessen Mitwirkung term<strong>in</strong>iert<br />

ist. Auch Lieferterm<strong>in</strong>e <strong>für</strong> vom Auftraggeber beigestellte Materialien s<strong>in</strong>d wesentlicher<br />

Input <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauablaufplanung des Auftragnehmers. 206 Neben der Reaktion auf Störungen<br />

wird der Auftragnehmer zudem aus situativen, technologischen oder unternehmerischen Überlegungen<br />

heraus e<strong>in</strong>en vertraglich vere<strong>in</strong>barten oder vertragsgerecht erstellten Bauablauf dynamisch<br />

anpassen. Es liegt <strong>in</strong> jedem Fall <strong>in</strong> der unternehmerischen Freiheit des Auftragnehmers,<br />

<strong>die</strong> im sekundären Vertrags-Soll getroffenen Annahmen zu ändern, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong> neues<br />

sekundäres Bau-Soll def<strong>in</strong>iert, das bei Konformität mit dem zugehörigen primären Bau-Soll<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> unmittelbare Ausführung maßgeblich ist. 207<br />

Auch beim Bau-Ist können vertragliche Vere<strong>in</strong>barungen und ergänzende Annahmen e<strong>in</strong>e andere<br />

Gestaltungsdimension haben. Das primäre Bau-Ist bezieht sich auf <strong>die</strong> Vorgaben des<br />

primären Vertrags- beziehungsweise Bau-Solls. Mit dem sekundären Bau-Ist kann der Auftragnehmer<br />

se<strong>in</strong>e Annahmen, <strong>in</strong>sbesondere zu den Bauumständen, überprüfen. Das Bau-Ist<br />

umfasst auch <strong>die</strong> tatsächlichen Leistungen des Auftraggebers zur Erreichung der Projektziele.<br />

201 Vgl. Kapellmann, 1993, S. 11 - 32, hier S. 17.<br />

202 Zur Erforderlichkeit der Kalkulation vgl. Motzke/Nettesheim, 2000, 2581 - 2591, hier S. 2588.<br />

203 Vgl. Heilfort, 2002d, S. 25 - 28, hier S. 26 f.<br />

204 Vgl. Schiffers, 1993, S. 33 - 60, hier S. 35.<br />

205 In Analogie zum Bauablauf werden <strong>die</strong> erwarteten Kosten der Ausführung <strong>in</strong> der Arbeitskalkulation ermittelt,<br />

wobei der Begriff der Arbeitskalkulation teilweise synonym mit der Plankostenrechnung verwendet wird. Vgl.<br />

Seel<strong>in</strong>g/Hengefeld, 2000, S. 57 - 60, hier S. 59.<br />

206 Vgl. Oberlender, 2000, S. 275.<br />

207 Wie bei Änderungen des primären Vertrags-Solls durch den Auftraggeber kommt es auch hier auf <strong>die</strong><br />

lückenlose Dokumentation der Ursachen und Auswirkungen der Änderungen des sekundären Vertrags-Solls an.<br />

Dies wird zum<strong>in</strong>dest dann bedeutsam, wenn im Zuge des Differenzkostenverfahrens <strong>die</strong> hypothetische Soll-<br />

Vermögenslage bestimmt werden soll.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 33<br />

3.2.3 Bauablaufabweichungen<br />

Zwischen zwei Zuständen im Bauprojektablauf können Differenzen verschiedener Ausprägung<br />

auftreten, <strong>die</strong> allgeme<strong>in</strong> als Bauablaufabweichung bezeichnet werden sollen. Abweichungen<br />

treten dabei nicht nur zwischen Soll- und Ist-, sondern auch zwischen verschiedenen<br />

Soll-Zuständen auf. Letztlich kommt es also immer auf <strong>die</strong> Abweichung e<strong>in</strong>es beobachteten<br />

Zustandes von e<strong>in</strong>em referenzierten Zustand an. Explizit geregelt ist das primäre Vertrags-<br />

Soll, aus dem das sekundäre Vertrags-Soll abgeleitet wird. Das bauablaufbezogene Bau-Soll<br />

kann vom Vertrags-Soll durch Anordnung oder störungsbed<strong>in</strong>gte Fortschreibung abweichen.<br />

Das Bau-Ist bezieht sich auf <strong>die</strong> tatsächliche Erbr<strong>in</strong>gung der im Vertrags- oder fortgeschriebenen<br />

Bau-Soll def<strong>in</strong>ierten Vorgänge und Ereignisse, kann also <strong>in</strong> Abhängigkeit von Detailschärfe<br />

und Inhalt des Soll-Ablaufplans auch Leistungen des Auftraggebers umfassen, dessen<br />

Planlieferungen zum Beispiel als Ereignisse im Bauablaufplan def<strong>in</strong>iert worden s<strong>in</strong>d.<br />

Das Erkennen und verursachungsgerechte Zuordnen von Abweichungen ist immer wieder<br />

mit Problemen verbunden, da Abweichungen eher <strong>die</strong> Regel als <strong>die</strong> Ausnahme darstellen und<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Vorgängen und Ereignissen vone<strong>in</strong>ander unabhängige Ursachen <strong>für</strong> abweichende<br />

Soll- und Ist-Zustände verantwortlich se<strong>in</strong> können. Zudem führen nicht alle Abweichungen<br />

zu Auswirkungen auf <strong>die</strong> monetären und term<strong>in</strong>lichen Projektziele. Der Fall der<br />

e<strong>in</strong>fachen Kausalität liegt dann vor, wenn <strong>die</strong> Bauablaufstörung ausschließlich auf e<strong>in</strong>e Ursache<br />

zurückzuführen ist. Die kumulative Kausalität ist der Standardfall komplexerer Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.<br />

Hier bed<strong>in</strong>gen sich mehrere Ursachen, wirken geme<strong>in</strong>sam<br />

und kumulierend. Die Auswirkungen können aber nicht alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Ursache zugeschrieben<br />

werden. 208 E<strong>in</strong> und <strong>die</strong>selbe Abweichung kann sowohl vom Auftraggeber als auch<br />

vom Auftragnehmer verursacht und verschuldet se<strong>in</strong>. 209 Da <strong>in</strong> Fällen des Mitverschuldens<br />

§ 254 BGB greift, wonach sich der Geschädigte bei der Durchsetzung etwaiger Schadensersatzansprüche<br />

gegen den Schädiger eigenes Verschulden anrechnen lassen muss 210 , s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Abweichungen getrennt nach Verursachung zu erfassen und h<strong>in</strong>sichtlich der Auswirkungen<br />

gegebenenfalls nach § 254 BGB <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit § 287 ZPO zu quotieren. 211 Doppelkausalität<br />

tritt dann auf, wenn zwei Ursachen selbständig und unabhängig vone<strong>in</strong>ander zum selben<br />

Ergebnis führen, also nicht e<strong>in</strong>deutig geklärt werden kann, welche E<strong>in</strong>zelstörung <strong>für</strong> <strong>die</strong> negativen<br />

Auswirkungen auf den Bauablauf verantwortlich war. KAPELLMANN/SCHIFFERS 212<br />

schlagen vor, <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen <strong>die</strong> Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge getrennt zu verfolgen,<br />

208 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1357.<br />

209 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1354.<br />

210 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 465; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 33.<br />

211 BGH: Urteil vom 14.01.1993 - VII ZR 185/91. Vgl. Thomas/Putzo, 2001, § 287 ZPO, Rdn. 5.<br />

212 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1358.<br />

[www.heilfort.de]


34 3.2 Zustände im Bauablauf<br />

<strong>für</strong> den Zeitraum e<strong>in</strong>er Doppelkausalität von auftragnehmer- und parallel auch auftraggeberseitig<br />

zu vertretenden Störungen aber Schadensersatzansprüche auszuschließen.<br />

Dieser Vorschlag der getrennten Betrachtung von Abweichungen soll hier aufgegriffen werden,<br />

<strong>in</strong>dem ausschließlich e<strong>in</strong>zelne Ereignisse oder Vorgänge h<strong>in</strong>sichtlich Ursache, Art und<br />

Umfang der Abweichung isoliert vone<strong>in</strong>ander betrachtet werden. Allgeme<strong>in</strong> können <strong>für</strong> Differenzen<br />

zwischen Referenz- und Beobachtungszustand vier Fallgruppen unterschieden werden.<br />

(1) Primäre Soll-Abweichungen erfassen alle Abweichungen des aktuellen, primären Bau-<br />

Solls vom primären Vertrags-Soll. Die Änderung von Soll-Vorgaben durch den Auftraggeber<br />

führt zu e<strong>in</strong>em neuen Bau-Soll, das <strong>in</strong> den aktuellen Bauablaufplan e<strong>in</strong>zuarbeiten ist. Dieser<br />

geänderte Bauablaufplan ist Basis der Ausführung. E<strong>in</strong> Beispiel ist <strong>die</strong> Anordnung von Beschleunigungsmaßnahmen<br />

nach vorherigen term<strong>in</strong>lichen Abweichungen.<br />

(2) Sekundäre Soll-Abweichungen liegen dann vor, wenn das sekundäre Vertrags- oder Bau-<br />

Soll vom zugehörigen primären Soll abweicht. Fehler oder Unzweckmäßigkeiten treten besonders<br />

bei der Def<strong>in</strong>ition von Vorgangsdauern und Anordnungsbeziehungen zwischen den<br />

Vorgängen auf und können gerade bei der Ablaufplanung nie vollkommen ausgeschlossen<br />

werden. 213 Möglicherweise hat der Auftragnehmer den Ablauf so optimistisch oder auch so<br />

nachlässig geplant, dass <strong>die</strong> vere<strong>in</strong>barten Term<strong>in</strong>e bereits unter Annahme realistischer Ansätze<br />

nicht e<strong>in</strong>gehalten werden können. 214 Beispiele s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Missachtung oder Fehle<strong>in</strong>schätzung<br />

der üblicherweise zu erwartenden Witterungse<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>er Baustelle oder deren spezifischer<br />

Zufahrtsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

(3) Ist-Abweichungen können sowohl den Auftraggeber als auch den Auftragnehmer betreffen.<br />

Das vom jeweils maßgeblichen Vertrags- beziehungsweise Bau-Soll abweichende Bau-Ist<br />

betrifft verspätete Auftragnehmer- und Vorunternehmerleistungen ebenso wie e<strong>in</strong>e term<strong>in</strong>lich<br />

abweichende Leistungserbr<strong>in</strong>gung durch den Auftragnehmer. 215<br />

213 Vgl. Scheifele, 1991, S. 145.<br />

214 Gleichwohl kann sich e<strong>in</strong> Unternehmen auf Dauer ke<strong>in</strong>e systematisch falsche Soll-Ermittlung leisten, ohne<br />

se<strong>in</strong>e Existenz zu gefährden. Bezogen auf <strong>die</strong> Soll-Kosten des Auftragnehmers wird von der Rentabilitätsvermutung<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e richtige Kostenermittlung gesprochen. Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1573 ff.<br />

215 Fehlerhafte Ist-Werte können auch aus e<strong>in</strong>er mangelhaften Ermittlung des tatsächlichen Bauprojektzustandes<br />

resultieren. Dieser Fall soll hier jedoch nicht vertieft werden, da von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>strumentalisierten Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gprozess<br />

ausgegangen wird, der <strong>die</strong> Qualität der erfassten Daten auch zuverlässig sicherstellen kann.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 35<br />

(4) Simultanabweichungen entsprechen der kumulativen Kausalität, <strong>in</strong>dem sie <strong>die</strong> beiden<br />

Fälle 2 und 3 komb<strong>in</strong>ieren. E<strong>in</strong> Beispiel ist das bewusste Abweichen von e<strong>in</strong>em bereits fehlerhaft<br />

oder unzweckmäßig geplanten Bauablauf. So treten häufig zum Teil sehr hohe Abweichungen<br />

zwischen den kalkulierten und den tatsächlich entstandenen Lohnstunden als e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>flussgröße auf den Bauablauf auf. 216 Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> lässt sich nur sehr schwer feststellen,<br />

ob <strong>die</strong> Höhe <strong>die</strong>ser Abweichungen nicht zum<strong>in</strong>dest teilweise auf bewusst oder unbewusst fehlerhafte<br />

Annahmen zurückzuführen ist 217 , wobei pr<strong>in</strong>zipiell von der Rentabilitätsvermutung<br />

auszugehen ist. 218 Bei nachgewiesen fehlerhaften Ansätzen kann der Unternehmer jedoch zum<strong>in</strong>dest<br />

im Umfang der Abweichungen im sekundären Bau-Soll ke<strong>in</strong>e Ansprüche ableiten.<br />

3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

3.3.1 Bauablaufstörungen<br />

In der VOB/B und im Bürgerlichen Gesetzbuch taucht der Begriff „Bauablaufstörung“ nicht<br />

auf. Im <strong>für</strong> „Beh<strong>in</strong>derung und Unterbrechung der Ausführung“ maßgeblichen § 6 VOB/B 219<br />

wird lediglich der Begriff der „h<strong>in</strong>dernden Umstände“ verwendet. <strong>22</strong>0 Der Begriff der Bauablaufstörungen<br />

ist vielmehr typisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> baubetriebliche Literatur, wird aber auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Wissensgebiet nicht e<strong>in</strong>heitlich verwendet. Unterschiede der Begriffsbestimmungen lassen<br />

sich bereits dar<strong>in</strong> erkennen, ob Bauablaufstörungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ursachenorientierten Ansatz als<br />

<strong>die</strong> Ursache von Abweichungen oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wirkungsorientierten Ansatz als <strong>die</strong> Abweichung<br />

selbst def<strong>in</strong>iert werden. <strong>22</strong>1 Weitere Differenzierungen der Begriffsbildung bestehen dar<strong>in</strong>,<br />

wie <strong>die</strong> Abgrenzung von Bauablaufstörungen und Bauablaufabweichungen def<strong>in</strong>iert wird<br />

und welche Kriterien <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Unterscheidung maßgeblich s<strong>in</strong>d.<br />

216 Vgl. Heilfort, 2002c, S. 76 - 78, hier S. 78.<br />

217 Vgl. Born, 1980, S. 120.<br />

218 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1573 ff.<br />

219 In der VOB 2002 wurde der Text des § 6 nicht geändert. Vgl. Ingenstau/Korbion, 2003, S. 18.<br />

<strong>22</strong>0 In § 6 Nr. 1 S. 2 VOB/B wird der Begriff des h<strong>in</strong>dernden Umstandes erstmals erwähnt („... Anspruch auf Berücksichtigung<br />

der h<strong>in</strong>dernden Umstände, wenn ...“). Auf h<strong>in</strong>dernde Umstände wird auch <strong>in</strong> § 6 Nr. 3 S. 2<br />

VOB/B („Sobald <strong>die</strong> h<strong>in</strong>dernden Umstände wegfallen, ...“) und <strong>in</strong> § 6 Nr. 6 S. 1 VOB/B („S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> h<strong>in</strong>dernden<br />

Umstände von e<strong>in</strong>em Vertragsteil zu vertreten, ...“) Bezug genommen. Der Umstand ohne das Adjektiv „h<strong>in</strong>dernd“<br />

wird verwendet <strong>in</strong> § 6 Nr. 2 (1) a VOB/B („durch e<strong>in</strong>en Umstand aus dem Risikobereich des Auftraggebers,“)<br />

und <strong>in</strong> § 6 Nr. 2 (1) c VOB/B („... oder andere <strong>für</strong> den Auftragnehmer unabwendbare Umstände.“). Von<br />

e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>fluss geht § 6 Nr. 2 (2) VOB/B („Witterungse<strong>in</strong>flüsse während der Ausführungszeit, ...“) aus.<br />

<strong>22</strong>1 Der <strong>in</strong>dustriebetriebliche Störungsbegriff ist meist wirkungsorientiert geprägt. Vgl. Heil, 1995, S. 30.<br />

[www.heilfort.de]


36 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>es nicht e<strong>in</strong>heitlichen Begriffsverständnisses werden nachfolgend ausgewählte<br />

Def<strong>in</strong>itionen <strong>in</strong> chronologischer Reihenfolge darauf untersucht, ob und gegebenenfalls welche<br />

begriffsbildenden Kriterien von den Autoren gefordert werden. Die Def<strong>in</strong>itionen werden zunächst<br />

dem ursachenorientierten oder wirkungsorientierten Ansatz zugeordnet und nach Anforderungen<br />

an den Referenzzustand, an den Beobachtungszustand und an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

selbst systematisiert und <strong>in</strong>terpretiert. <strong>22</strong>2 Den verschiedenen Def<strong>in</strong>itionsansätzen soll<br />

schließlich e<strong>in</strong>e eigene Begriffsbestimmung h<strong>in</strong>zugefügt werden.<br />

Nach NAWRATH (1968) <strong>22</strong>3 liegen Bauablaufstörungen dann vor, „wenn der betroffene Betrieb<br />

nicht mehr <strong>in</strong> der Lage ist, <strong>die</strong> Produktion ohne Inanspruchnahme zusätzlicher betrieblicher<br />

oder f<strong>in</strong>anzieller Mittel <strong>in</strong>nerhalb des [...] Streubereichs zum Abschluß zu br<strong>in</strong>gen.“ Dieser<br />

Def<strong>in</strong>itionsansatz ist e<strong>in</strong>em wirkungsorientierten Begriffsverständnis zuzuordnen, da auf<br />

<strong>die</strong> Auswirkung h<strong>in</strong>dernder Ereignisse Bezug genommen wird. Folgende Anforderungen lassen<br />

sich aus <strong>die</strong>ser Def<strong>in</strong>ition <strong>für</strong> das Zuerkennen e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung identifizieren:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planexistenz<br />

Indirekt enthält <strong>die</strong>se Def<strong>in</strong>ition das Erfordernis e<strong>in</strong>er vorliegenden Planung zum E<strong>in</strong>satz<br />

betrieblicher oder f<strong>in</strong>anzieller Mittel. Explizit werden jedoch ke<strong>in</strong>e Anforderungen<br />

an <strong>die</strong>se Planungen gestellt.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

E<strong>in</strong>e Bauablaufstörung muss sich konkret auf <strong>die</strong> Bauausführung auswirken, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Ressourcen. Abweichungen, <strong>die</strong> sich auch ohne zusätzliche<br />

Ressourcen nicht auf den term<strong>in</strong>gerechten Abschluss der Produktion <strong>22</strong>4 auswirken, s<strong>in</strong>d<br />

demnach ebenso wenig Bauablaufstörungen wie Soll-Soll-Abweichungen.<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Negativdifferenz<br />

Die Bauablaufstörung muss negative Folgen haben. Verursacht das h<strong>in</strong>dernde Ereignis<br />

e<strong>in</strong>en verr<strong>in</strong>gerten Ressourcene<strong>in</strong>satz, handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung.<br />

<strong>22</strong>2 In der Analyse werden <strong>die</strong> Def<strong>in</strong>itionen unter der <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Arbeit maßgeblichen Fragestellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Bestandteile<br />

zerlegt und <strong>in</strong>terpretiert. Die jeweiligen Autoren haben den Begriff der Bauablaufstörung jedoch teilweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Kontext aufgestellt und verwendet. Zudem werden aus den Begriffen vorausgesetzte Annahmen<br />

abgeleitet. Die Begriffsanalyse stellt <strong>in</strong>sofern auf e<strong>in</strong>e Interpretation des Wortlauts der e<strong>in</strong>zelnen Def<strong>in</strong>itionen,<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung im def<strong>in</strong>itorischen Kontext der Autoren ab.<br />

<strong>22</strong>3 Nawrath, 1968, S. 38.<br />

<strong>22</strong>4 NAWRATH bezieht se<strong>in</strong>e Ausführungen auf den „betroffenen Betrieb“, der e<strong>in</strong> Bauunternehmen se<strong>in</strong> wird.<br />

Hier soll der Produktionsbegriff weiter gefasst werden und sich auf <strong>die</strong> Wertschöpfung im Bauprozess beziehen,<br />

also neben der Bauausführung auch Planungs-, Überwachungs- und Managementleistungen umfassen.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 37<br />

Außergewöhnlichkeit<br />

Die Auswirkungen überschreiten e<strong>in</strong>en gewöhnlichen Streubereich h<strong>in</strong>zunehmender<br />

Bauablaufschwankungen.<br />

Ergebnisorientierung<br />

E<strong>in</strong>e Bauablaufstörung muss sich auf das Ergebnis des Bauprozesses <strong>22</strong>5 auswirken. Störungen,<br />

<strong>die</strong> nur den Bauprozess selbst betreffen, das Term<strong>in</strong>ziel aber nicht bee<strong>in</strong>flussen,<br />

fallen damit nicht unter <strong>die</strong>se Def<strong>in</strong>ition.<br />

BORN (1980) <strong>22</strong>6 versteht unter Bauablaufstörungen „unabhängig von der Verantwortlichkeit<br />

alle Störungen [..], <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Abweichen vom ursprünglich vorgesehenen zeitlichen Ablauf der<br />

Baudurchführung bewirken [...]“. Dieser ursachenorientierte Ansatz def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung<br />

als Grund <strong>für</strong> Abweichungen im Bauablauf. Bei der Erfüllung folgender Kriterien wäre<br />

demnach vom Vorliegen e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung auszugehen:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planexistenz<br />

Es existiert e<strong>in</strong> ursprünglich vorgesehener, zeitlicher Ablauf. <strong>22</strong>7 Offen bleibt aber, <strong>in</strong><br />

welcher Qualität der „Urplan“ vorliegen muss, so dass <strong>die</strong> Dimension möglicher Bauablaufstörungen<br />

von der Def<strong>in</strong>ition der planerischen Vorgaben abhängt.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Auch BORN versteht unter Bauablaufstörungen <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> Abweichungen<br />

des zeitlichen Ablaufs der Baudurchführung verursachen. <strong>22</strong>8 Die Störung muss sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abweichen der Baudurchführung von den ursprünglichen Annahmen manifestieren.<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Prozessorientierung<br />

Die Bauablaufstörung muss sich auf <strong>die</strong> Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit auswirken. Störungen<br />

können damit auch nur den Bauprozess betreffen, ohne das Term<strong>in</strong>ziel zu gefährden.<br />

Verursacherneutralität<br />

Ausdrücklich verweist BORN darauf, dass es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Störungseigenschaft nicht auf den<br />

oder <strong>die</strong> Verursacher ankommt.<br />

<strong>22</strong>5 Der Bauprozess umfasst alle vom Bauunternehmer zu erbr<strong>in</strong>genden Teilleistungen zwischen Baubeg<strong>in</strong>n und<br />

vollständiger Übergabe der Bauleistung.<br />

<strong>22</strong>6 Born, 1980, S. 45.<br />

<strong>22</strong>7 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

<strong>22</strong>8 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

[www.heilfort.de]


38 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

PFARR (1984) <strong>22</strong>9 fasst unter dem Begriff der Störung alle E<strong>in</strong>flüsse zusammen, <strong>die</strong> „auf e<strong>in</strong>en<br />

oder mehrere Produktionsfaktoren e<strong>in</strong>wirken und damit den geplanten Produktionsprozess bee<strong>in</strong>flussen“.<br />

Auch <strong>die</strong>ser Def<strong>in</strong>itionsansatz kann als ursachenorientiert bezeichnet werden.<br />

Damit s<strong>in</strong>d folgende Kriterien maßgeblich:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planexistenz<br />

Es existieren Planungen zum Produktionsprozess, ohne dass explizite Anforderungen an<br />

<strong>die</strong>se Planungen gestellt werden. 230<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Der E<strong>in</strong>fluss hat konkrete Auswirkungen auf <strong>die</strong> Produktionsfaktoren. 231<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Negativ- und Positivdifferenz<br />

Soll- und Ist-Zustand des Produktionsprozesses weichen bei e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung<br />

vone<strong>in</strong>ander ab. PFARR schließt damit positive Abweichungen nicht aus. 232<br />

OLSHAUSEN (1986) 233 verwendet folgende Def<strong>in</strong>ition: „Als Bauablaufstörung sollen unabhängig<br />

von der Verantwortlichkeit und Ursache <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse bezeichnet werden, <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong> nachteiliges Abweichen vom ursprünglich vorgesehenen zeitlichen und wirtschaftlichen<br />

Ablauf der Bauausführung bewirken.“ Im Rahmen <strong>die</strong>ses ursachenorientierten Def<strong>in</strong>itionsansatzes<br />

<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> folgenden Kriterien der Störungsbeschreibung:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planexistenz<br />

Es existieren Planungen zu e<strong>in</strong>em ursprünglich vorgesehenen, zeitlichen und wirtschaftlichen<br />

Ablauf des Produktionsprozesses.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Der E<strong>in</strong>fluss muss sich konkret auf <strong>die</strong> Bauausführung auswirken.<br />

<strong>22</strong>9 Pfarr, 1984, S. 299 f.<br />

230 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

231 Der Produktionsbegriff wird von NAWRATH und PFARR nicht auf alle Glieder der Wertschöpfungskette bezogen.<br />

Vgl. Nawrath, 1968, S. 38 und Pfarr, 1984, S. 299 f.<br />

232 BORN betrachtet nur negative Abweichungen. Vgl. Born, 1980, S. 45.<br />

233 Vgl. Olshausen, 1986, S. 324.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 39<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Verursacherneutralität<br />

Auch OLSHAUSEN verweist ausdrücklich darauf, dass es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Störungseigenschaft<br />

nicht auf den oder <strong>die</strong> Verursacher ankommt.<br />

Negativdifferenz<br />

Die Bauablaufstörung muss negative Abweichungen zur Folge haben.<br />

HEIL (1995) 234 nimmt e<strong>in</strong>e Sonderstellung e<strong>in</strong>, da er sich mit Störungen <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriebetrieblichen<br />

Produktion befasst 235 , soll aber ebenfalls <strong>in</strong> <strong>die</strong> Analyse e<strong>in</strong>bezogen werden, da er<br />

wichtige Aspekte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Begriffsdiskussion e<strong>in</strong>führt: „Störungen s<strong>in</strong>d zeitlich befristete Zustände<br />

der Wertschöpfungskette, <strong>in</strong> denen durch das E<strong>in</strong>wirken von Störgrößen auf <strong>die</strong> Produktionsfaktoren<br />

und deren Komb<strong>in</strong>ationsprozeß e<strong>in</strong>e unmittelbar festgestellte Abweichung<br />

vom optimalen Prozeßverlauf und/oder dessen Ergebnis entsteht.“ Im Rahmen <strong>die</strong>ses wirkungsorientierten<br />

Ansatzes <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> folgenden Kriterien der Störungsbeschreibung:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planrealität<br />

HEIL 236 stellt explizit <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> ursprünglich vorgesehenen Soll-Werte<br />

heraus, <strong>in</strong>dem er nur <strong>die</strong>jenigen Abweichungen als Störungen erkennt, <strong>die</strong> „im Rahmen<br />

des betrieblichen Führungs- und Controll<strong>in</strong>gkonzeptes“ 237 als Planabweichungen erkannt<br />

werden. Damit kommt der Qualität des optimalen Plans und dessen Überwachung<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle zu. 238<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Auftragnehmerbezug<br />

Störungen werden von HEIL nicht nur auf <strong>die</strong> Produktion, sondern auf <strong>die</strong> gesamte<br />

Wertschöpfungskette bezogen. Dieser Ansatz bezieht sich damit nicht nur auf <strong>die</strong> Produktionsfaktoren<br />

selbst, sondern ausdrücklich auch auf deren Komb<strong>in</strong>ation. Gleichwohl<br />

handelt es sich bei e<strong>in</strong>er Übertragung <strong>die</strong>ser Def<strong>in</strong>ition auf <strong>die</strong> Errichtung baulicher An-<br />

234 Heil, 1995, S. 32.<br />

235 Industrie- und Bauproduktion nähern sich <strong>in</strong> ihren Problemen e<strong>in</strong>ander an: Auch <strong>die</strong> stationäre Industrie ist<br />

aufgrund immer kürzerer Produktlebensdauern und e<strong>in</strong>er wachsenden Zahl von Produktvarianten von Problemen<br />

der optimalen Auslastung von Produktionssystemen betroffen, so dass sich auch <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustriebetriebliche Forschung<br />

stark mit Störungen <strong>in</strong> der Produktion beschäftigt.<br />

236 Heil, 1995, S. 33.<br />

237 Zum Controll<strong>in</strong>gbegriff vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 711.<br />

238 Es soll davon ausgegangen werden, dass der optimale Plan auch dem realistischen Plan entspricht.<br />

[www.heilfort.de]


40 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

lagen nur um e<strong>in</strong>en Auftragnehmerbezug, da HEIL ausdrücklich nur auf das betrachtete<br />

Unternehmen als Teil der gesamten Wertschöpfungskette abstellt. 239<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Prozessorientierung<br />

Die Störung kann sich auch nur auf den Prozessverlauf auswirken und muss nicht<br />

zwangsläufig zu Ergebnisabweichungen führen.<br />

Zeitbegrenzung<br />

Die Störung muss nach HEIL zeitlich befristet se<strong>in</strong>, um <strong>die</strong> Störung vom Fehler als zeitpunktbezogener<br />

Zustandsdifferenz und vom Projektscheitern als dauerhafter Zustandsdifferenz<br />

abgrenzen zu können. 240<br />

PETZSCHMANN (1996) 241 kennzeichnet Bauablaufstörungen dadurch, dass der Auftragnehmer<br />

„se<strong>in</strong>e realistisch geplante, um e<strong>in</strong>en Mittelwert ger<strong>in</strong>gfügig streuende Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

nicht mehr e<strong>in</strong>halten oder erreichen kann, ohne zusätzliche betriebliche oder f<strong>in</strong>anzielle<br />

Mittel <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen“. Nach <strong>die</strong>sem wirkungsorientierten Ansatz s<strong>in</strong>d folgende<br />

Kriterien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung erforderlich:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planrealität<br />

PETZSCHMANN geht explizit davon aus, dass der Auftragnehmer se<strong>in</strong>en Produktionsprozess<br />

realistisch planen muss, dass also <strong>die</strong> Vorgaben im Bauablaufplan auf vergleichbaren<br />

Erfahrungen, zuverlässigen Literaturangaben oder begründeten Annahmen<br />

beruhen. 242 Der Begriff „realistischer Plan“ bedeutet auch, dass der Planungsprozess das<br />

Störpotenzial zum<strong>in</strong>dest als Konstante berücksichtigt. 243 Bei nicht realistischen Auftragnehmer-Planungen<br />

treten Bauablaufstörungen damit nicht als Differenz vom (falschen)<br />

Soll-Ablaufplan, sondern von dessen hypothetischer Fortschreibung auf.<br />

239 An <strong>die</strong>ser Stelle zeigt sich auch der Unterschied zur Erbr<strong>in</strong>gung von Bauleistungen, <strong>die</strong> von wesentlich mehr<br />

Mitwirkungspflichten des Auftraggebers/Bestellers gekennzeichnet ist als <strong>die</strong>s <strong>in</strong> der stationären Industrieproduktion<br />

der Fall wäre.<br />

240 Aufgrund der Spezifik von Bauprozessen sollen <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit Bauablaufstörungen auch Fehler oder dauerhafte<br />

Zustandsdifferenzen umfassen, da im Bauwesen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Abgrenzung der Beh<strong>in</strong>derungsbegriff zur Verfügung<br />

steht.<br />

241 Vgl. Petzschmann, 1996, S. 263 - 278, hier S. 265, ebenso Möller/Kalusche, 2000, S. 139.<br />

242 Vgl. dazu Lang, 1988, S. 42.<br />

243 Vgl. Heilfort, 2002a, S. 38 - 41, hier S. 39.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 41<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d nur <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> sich auf den zeitlichen Ablauf der<br />

Bauproduktion selbst auswirken. 244 Von Bauablaufstörungen ist nur der Auftragnehmer<br />

betroffen, der zum Erreichen der ursprünglichen Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit zusätzliche<br />

Ressourcen e<strong>in</strong>setzen muss.<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Außergewöhnlichkeit<br />

Die Störung muss <strong>die</strong> Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit mehr als nur ger<strong>in</strong>gfügig bee<strong>in</strong>trächtigen,<br />

umfasst also nicht nur h<strong>in</strong>zunehmende Bauablaufschwankungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Streubereiches.<br />

245<br />

Prozessorientierung<br />

Bauablaufstörungen werden nur dann zuerkannt, wenn auch Abweichungen von den<br />

Planungen zum ursprünglich vorgesehenen zeitlichen Ablauf der Baudurchführung existieren.<br />

PLUM (1997) 246 versteht unter Bauablaufstörungen „alle E<strong>in</strong>flüsse auf <strong>die</strong> Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>er Baumaßnahme oder e<strong>in</strong>es Bauablaufs, <strong>die</strong> bei Vertragsschluss nicht bekannt waren und<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>dernde Wirkung auf den Bauablauf entfalten können“. Nach <strong>die</strong>ser ursachenorientierten<br />

Def<strong>in</strong>ition liegt e<strong>in</strong>e Bauablaufstörungen dann vor, wenn <strong>die</strong> nachfolgenden Kriterien<br />

erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planrobustheit<br />

Diese Def<strong>in</strong>ition stellt hohe Anforderungen an den Referenzzustand, <strong>in</strong>dem Bauablaufstörungen<br />

nur dann der Def<strong>in</strong>ition entsprechen, wenn auch alle zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses<br />

bekannten oder erkennbaren E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> <strong>die</strong> Planung e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e derartige Bauablaufplanung muss so robust se<strong>in</strong>, dass auch beim E<strong>in</strong>tritt erkennbarer<br />

Störungen ke<strong>in</strong>e Auswirkungen auf <strong>die</strong> Projektziele entstehen. 247<br />

244 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

245 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

246 Vgl. Plum, 1997, S. 82.<br />

247 Die vollständige Antizipation <strong>in</strong> der Zukunft liegender, aber bei Vertragsschluss erkennbarer Störe<strong>in</strong>flüsse<br />

dürfte sich <strong>in</strong>sbesondere aufgrund der fehlenden Konkretheit schwer abgrenzen lassen. Jedoch reicht <strong>die</strong> bloße<br />

Erkennbarkeit e<strong>in</strong>er Störung nicht aus, da <strong>die</strong> E<strong>in</strong>wirkung dann zwar absehbar, aber eben nicht konkret planbar<br />

wäre. Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 6 Rdn. 1.<br />

[www.heilfort.de]


42 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d nur <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> sich auf den zeitlichen Ablauf des<br />

Bauablaufs und damit auf <strong>die</strong> Bauproduktion selbst auswirken. 248 Von Bauablaufstörungen<br />

ist nur der Auftragnehmer betroffen.<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Wirkpotenzial<br />

PLUM sieht e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung bereits dann als gegeben an, wenn e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss das<br />

Potenzial besitzt, e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>dernde Wirkung zu entfalten. Es soll demnach nicht nur auf<br />

das tatsächliche Vorliegen, sondern bereits auf <strong>die</strong> Möglichkeit der h<strong>in</strong>dernden Wirkung<br />

des störenden Ereignisses auf <strong>die</strong> Bauausführung ankommen.<br />

MITSCHEIN (1999) 249 geht davon aus, dass Bauablaufstörungen alle Ereignisse s<strong>in</strong>d, „<strong>die</strong><br />

den Vertragsparteien bei Vertragsschluss nicht bekannt waren und <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en verändernden<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den geplanten Bauablauf haben“. Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d demnach <strong>die</strong> Ursachen<br />

von Abweichungen im Bauablauf, nicht <strong>die</strong> Abweichung selbst, entsprechen also e<strong>in</strong>em ursachenorientierten<br />

Def<strong>in</strong>itionsansatz mit folgenden Kriterien:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planrobustheit<br />

MITSCHEIN setzt implizit voraus, dass <strong>in</strong> der Bauablaufplanung alle <strong>die</strong>jenigen Ereignisse<br />

berücksichtigt werden, <strong>die</strong> beiden Vertragsparteien bei Vertragsschluss bekannt<br />

und damit planbar s<strong>in</strong>d. Der Bauablaufplan muss <strong>in</strong>sofern von realistischen Annahmen<br />

über <strong>die</strong> zu erwartende Leistungserbr<strong>in</strong>gung ausgehen, aber auch das erkennbare Störpotenzial<br />

antizipieren.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Bauablaufstörungen müssen sich auf <strong>die</strong> Bauproduktion selbst auswirken. 250<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Negativ- und Positivdifferenz<br />

Soll- und Ist-Zustand des Produktionsprozesses weichen bei e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung<br />

vone<strong>in</strong>ander ab. Die Wirkrichtung wird nicht e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Verursacherneutralität<br />

Es kommt nach MITSCHEIN nicht auf <strong>die</strong> etwaige Verursachung der Bauablaufstörungen<br />

durch e<strong>in</strong>e Vertragspartei an.<br />

248 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

249 Vgl. Mitsche<strong>in</strong>, 1999, S. 69.<br />

250 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 43<br />

KAPELLMANN/SCHIFFERS (2000) 251 def<strong>in</strong>ieren Bauablaufstörungen als „unplanmäßige<br />

E<strong>in</strong>wirkungen auf den vom Auftragnehmer vertragsgemäß geplanten Produktionsprozess“.<br />

Die folgenden Kriterien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Interpretation <strong>die</strong>ser ursachenorientierten Def<strong>in</strong>ition <strong>für</strong><br />

das Vorliegen von Bauablaufstörungen erforderlich:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Vertragstreue<br />

Abweichungen werden nur dann als Bauablaufstörungen anerkannt, wenn der Auftragnehmer<br />

bei se<strong>in</strong>en Planungen zum Soll-Zustand <strong>die</strong> vertraglichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

berücksichtigt. Die Vertragstreue soll dabei auch e<strong>in</strong>er realistischen und robusten Planung<br />

entsprechen, stellt also <strong>die</strong> höchsten Anforderungen an <strong>die</strong> Def<strong>in</strong>ition des Bau-<br />

Solls. Damit muss der Auftragnehmer geeignete Instrumente e<strong>in</strong>setzen, mit denen er <strong>die</strong><br />

vertragsgemäße Abwicklung se<strong>in</strong>er Bauleistungen überhaupt erst sicherstellen kann. 252<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d nur <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> Bauproduktion des<br />

Auftragnehmers auswirken. 253<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Prozessorientierung<br />

Die Bauablaufstörung muss den Bauprozess selbst betreffen. E<strong>in</strong>e Gefährdung der Projektergebnisse,<br />

zum Beispiel des Term<strong>in</strong>ziels, wird nicht vorausgesetzt.<br />

INGENSTAU/KORBION (2001) 254 verwenden den Begriff der Bauablaufstörungen nicht explizit<br />

255 , stellen als Vorbemerkung zu § 6 VOB/B jedoch fest: „Im Teil B § 6 werden außergewöhnliche<br />

Sachverhalte oder Störungen <strong>in</strong> der Zeit des vertraglich vorgesehenen Bauablaufes<br />

geregelt, <strong>die</strong> den normalen [...] Leistungsablauf bei der Herstellung der vertraglich vere<strong>in</strong>barten<br />

Bauleistung gegenwärtig unmöglich machen oder beh<strong>in</strong>dern“. Aus <strong>die</strong>sem ursachenorientierten<br />

Ansatz lassen sich <strong>die</strong> folgenden Kriterien ableiten:<br />

251 Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1202.<br />

252 Zur Frage, wie detailliert e<strong>in</strong> Planungs<strong>in</strong>strument se<strong>in</strong> muss, um <strong>die</strong>sen Anforderungen zu genügen vgl. Berk<strong>in</strong>g,<br />

1995, S. 13.<br />

253 Vgl. Nawrath, 1968, S. 38.<br />

254 Ingenstau/Korbion, 2001, B § 6 Rdn. 1.<br />

255 INGENSTAU/KORBION stellen entsprechend der VOB/B auf Beh<strong>in</strong>derungen ab. Der Begriff der Bauablaufstörung<br />

wird daher nicht <strong>in</strong> der juristischen Kommentarliteratur <strong>in</strong> der Regel nicht verwendet.<br />

[www.heilfort.de]


44 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Vertragstreue<br />

Abweichungen werden nur dann als Bauablaufstörungen anerkannt, wenn der Auftragnehmer<br />

bei se<strong>in</strong>en Planungen zum Soll-Zustand <strong>die</strong> vertraglichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

berücksichtigt. Die Vertragstreue soll dabei auch e<strong>in</strong>er realistischen und robusten Planung<br />

entsprechen.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Auftragnehmerbezug<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d nur <strong>die</strong>jenigen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> sich auf den normalen<br />

Leistungsablauf zur Herstellung der vertraglich vere<strong>in</strong>barten Bauleistung des<br />

Auftragnehmers <strong>in</strong> der Zeit zwischen Vertrag und Abnahme auswirken. Störungen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>ne s<strong>in</strong>d demnach auch beh<strong>in</strong>dernde oder unterbrechende E<strong>in</strong>wirkungen auf<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erbr<strong>in</strong>gung der Bauleistung erforderlichen, aber vorgelagerten Prozesse wie<br />

zum Beispiel der Planung oder Arbeitsvorbereitung.<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Zeitbegrenzung<br />

Die Störung muss zeitlich befristet se<strong>in</strong>. Die dauerhafte Unmöglichkeit der Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

ist vom Störungsbegriff nicht gedeckt. 256 Die störenden E<strong>in</strong>wirkungen führen<br />

nur zu vorübergehenden Auswirkungen. Fälle dauerhafter Unmöglichkeit s<strong>in</strong>d nicht<br />

erfasst.<br />

Außergewöhnlichkeit<br />

Die Störungen s<strong>in</strong>d mehr als nur h<strong>in</strong>zunehmende Bauablaufschwankungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

normalen Streubereiches.<br />

Die Abbildung 3 gibt e<strong>in</strong>e Übersicht der aus den Literaturquellen abgeleiteten, begriffsbildenden<br />

Kriterien <strong>für</strong> das Vorliegen von Bauablaufstörungen. Die Spalten der Abbildung 3 repräsentieren<br />

<strong>die</strong> chronologisch geordneten Def<strong>in</strong>itionen der Autoren, <strong>die</strong> Zeilen <strong>die</strong> Interpretationskriterien<br />

der Auswertung. Insbesondere bei den Anforderungen an den Referenzzustand<br />

kann e<strong>in</strong> Trend zu höheren Anforderungen erkannt werden, der vom Erfordernis e<strong>in</strong>er bloßen<br />

Planexistenz h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er realistischen, vertragsgerechten Planung reicht.<br />

256 Zur Unmöglichkeit der Leistung vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 6 Rdn. 3; ebenso Kapellmann/Schiffers,<br />

2000a, Rdn. 1208; Franke/Zanner/Kemper, 2001, S. 70.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 45<br />

Def<strong>in</strong>itionskriterien<br />

Autor(en)<br />

Jahr<br />

1968<br />

Born<br />

1980<br />

Pfarr<br />

1984<br />

1986<br />

Heil<br />

1995<br />

1996<br />

Plum<br />

1997<br />

1999<br />

Nawrath<br />

Olshausen<br />

Petzschmann<br />

Mitsche<strong>in</strong><br />

Kapellmann/<br />

Schiffers<br />

2000<br />

Ingenstau/<br />

Korbion<br />

2001<br />

Def<strong>in</strong>itionsansatz von Bauablaufstörungen<br />

Ursachenorientiert X X X X X X X<br />

Wirkungsorientiert X X X<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Planexistenz X X X X<br />

Planrealität X X<br />

Planrobustheit X X<br />

Vertragstreue X X<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Produktionsbezug X X X X X X X X<br />

Auftragnehmerbezug X X<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Verursacherneutralität X X X<br />

Wirkpotenzial<br />

X<br />

Prozessorientierung X X X X<br />

Ergebnisorientierung X X<br />

Außergewöhnlichkeit X X X<br />

Positivdifferenz X X<br />

Negativdifferenz X X X X<br />

Zeitbegrenzung X X<br />

Abbildung 3: Def<strong>in</strong>itionskriterien ausgewählter Autoren <strong>für</strong> Bauablaufstörungen 257<br />

Die Analyse der ausgewählten E<strong>in</strong>zelbeiträge zum Begriff der Bauablaufstörung zeigt, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Standarddef<strong>in</strong>ition existiert.<br />

257 Eigene Darstellung.<br />

[www.heilfort.de]


46 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

Aufbauend auf den bisherigen Beiträgen macht sich daher e<strong>in</strong>e eigenständige Def<strong>in</strong>ition erforderlich.<br />

Der Systematik <strong>die</strong>ser Arbeit folgend sollen Bauablaufstörungen als e<strong>in</strong>e Teilmenge<br />

von Abweichungen verstanden und damit im Rahmen e<strong>in</strong>es wirkungsorientierten Ansatzes<br />

untersucht werden. An <strong>die</strong> Def<strong>in</strong>ition von Bauablaufstörungen werden daher folgende<br />

Anforderungen gestellt:<br />

1. Anforderungen an den Referenzzustand<br />

Vertragstreue<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Vertragstreue des auftragnehmerseitigen Bauablaufplans wird KA-<br />

PELLMANN/SCHIFFERS 258 gefolgt. Abweichungen werden nur <strong>in</strong> dem Umfang als<br />

Bauablaufstörungen anerkannt, der vom Auftragnehmer <strong>für</strong> das primäre Vertrags-Soll<br />

berücksichtigt wurde. Es kommt aber nicht darauf an, ob das primäre Vertrags-Soll realistisch<br />

geplant wurde, sondern ob der Auftragnehmer bei se<strong>in</strong>en weiterführenden Planungen<br />

im Rahmen des sekundären Vertrags-Solls <strong>die</strong>se vertraglichen Vorgaben berücksichtigt<br />

und nicht nur <strong>die</strong> eigene Leistung betrachtet, sondern auch se<strong>in</strong>en Schutzpflichten<br />

dem Auftraggeber gegenüber Genüge getan hat. Die Schutzpflichten des Auftragnehmers<br />

basieren auf dem Verständnis von Treu und Glauben gemäß § 242 BGB. 259<br />

E<strong>in</strong> realistischer und robuster Bauablaufplan muss nicht nur baubetriebliche Belange erfüllen,<br />

sondern <strong>die</strong> Erfüllung des Vertrages <strong>in</strong>sgesamt gewährleisten. Der Auftragnehmer<br />

muss se<strong>in</strong> spezifisches Know-how e<strong>in</strong>setzen, um <strong>in</strong> das bauablaufbezogene, sekundäre<br />

Vertrags-Soll Ausgleichspotenziale e<strong>in</strong>zuarbeiten, damit zum<strong>in</strong>dest vorhersehbare<br />

Bauablaufabweichungen wie normale Schwankungen zeitlicher Vorgaben oder übliche<br />

Witterungse<strong>in</strong>flüsse nicht zu e<strong>in</strong>er Gefährdung der vere<strong>in</strong>barten Projektziele führen. 260<br />

Er kann zwar se<strong>in</strong>e Ausführung optimal planen, muss aber immer <strong>die</strong> vertraglichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>halten. 261<br />

Planäquivalenz<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d Abweichungen e<strong>in</strong>es Beobachtungszustandes von e<strong>in</strong>em Referenzzustand<br />

im Bauprojektablauf. 262 Der Beobachtungszustand muss daher im Referenzzustand<br />

e<strong>in</strong>e Entsprechung haben, damit Differenzen überhaupt festgestellt werden<br />

258 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1202.<br />

259 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 242 Rdn. 35.<br />

260 Zur Schutzpflicht bei bereits e<strong>in</strong>getretenen Bauablaufstörungen vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 137.<br />

Zur Schutzpflicht bei der Bauablaufplanung vgl. Heilfort, 2002b, S. 28 - 30, hier S. 28.<br />

261 Zielkonflikte können sich zum Beispiel aus dem Streben des Auftragnehmers nach Sicherheit bei der Erreichung<br />

des term<strong>in</strong>lichen Projektziels und e<strong>in</strong>er günstigen Liquiditätssituation ergeben: Unter Sicherheitsaspekten<br />

müssen alle Leistungen so früh wie möglich erbracht werden, unter Liquiditätsaspekten so spät wie möglich.<br />

262 Die Differenz kann zum Beispiel auftreten zwischen dem primären Vertrags-Soll und dem sekundären Vertrags-Soll<br />

oder zwischen der achten Planfortschreibung zum Bau-Soll 8 und dem Ist-Zustand.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 47<br />

können. Diese Entsprechung soll als Planäquivalenz 263 bezeichnet werden. Der Referenzzustand<br />

der Leistungserbr<strong>in</strong>gung muss immer alle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung maßgeblichen,<br />

vertrags- und ausführungsbestimmten E<strong>in</strong>flussfaktoren umfassen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> bei<br />

Abweichungen Bauablaufstörungen geltend gemacht werden sollen. Soll-Vorgaben s<strong>in</strong>d<br />

somit <strong>für</strong> alle Baubeteiligten zu def<strong>in</strong>ieren. Die Planung der Mitwirkungspflichten und<br />

Leistungen aller Projektbeteiligten kann multilateral oder bilateral zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer vere<strong>in</strong>bart werden, so dass e<strong>in</strong> System von Soll-Vorgaben entsteht,<br />

das den unternehmerischen Spielraum der Baubeteiligten erhält, aber dennoch<br />

aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt ist und so e<strong>in</strong>e kooperative und koord<strong>in</strong>ierte Projektrealisation<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stark arbeitsteiligen Umfeld ermöglicht. H<strong>in</strong>tergrund des e<strong>in</strong>schränkenden Kriteriums<br />

der Planäquivalenz ist <strong>die</strong> Überlegung, dass e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung auch <strong>für</strong> den<br />

externen Beobachter nachvollziehbar feststellbar se<strong>in</strong> muss. Ziel ist der verbesserte<br />

Nachweis e<strong>in</strong>es adäquat-kausalen Zusammenhangs zwischen der Störungsursache, der<br />

Bauablaufstörung als Abweichung selbst und deren Auswirkungen auf Bauzeit und Fertigstellungsterm<strong>in</strong>e.<br />

264 Der Soll-Zustand des Bauprojektablaufs wird nicht nur durch direkte<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren auf <strong>die</strong> zeitlich determ<strong>in</strong>ierte Erbr<strong>in</strong>gung der Bauleistung beschränkt,<br />

sondern erweitert um Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Art und Weise der Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>gesetzter<br />

Produktionsfaktoren. Die Erwartungshaltung der Baubeteiligten h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Determ<strong>in</strong>anten ihrer Interaktion soll damit ausdrücklich als Soll-Wert <strong>in</strong> den Controll<strong>in</strong>gprozess<br />

aus Planung, Überwachung und Nachsteuerung e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Planflexibilität<br />

Die Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung als Zustandsdifferenz zwischen Referenz- und<br />

Beobachtungszustand führt dazu, dass Bauablaufstörungen bereits dann auftreten können,<br />

wenn Abweichungen des Bau-Solls vom Vertrags-Soll auftreten. Der Referenzzustand<br />

muss damit flexibel fortgeschrieben werden können. Dies kann nur dann erfolgen,<br />

wenn der Bauablaufplan vernetzt erstellt wurde. 265 H<strong>in</strong>tergrund ist <strong>die</strong> <strong>für</strong> Bauprojekte<br />

typische, kont<strong>in</strong>uierliche E<strong>in</strong>flussnahme auf <strong>die</strong> Soll-Vorgaben <strong>für</strong> den Produktionsprozess<br />

im engeren S<strong>in</strong>ne und <strong>die</strong> damit erforderlichen Anpassungen. 266 Die Soll-Vorgaben<br />

263 Der Äquivalenzbegriff wird von KAPELLMANN/SCHIFFERS ursprünglich <strong>für</strong> den Zusammenhang zwischen<br />

Bau<strong>in</strong>halt und Bauzeit verwendet. Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1324.<br />

264 Die Theorie der adäquaten Kausalität nimmt e<strong>in</strong>e juristisch wertende E<strong>in</strong>schränkung der naturwissenschaftlichen<br />

Kausalitäten vor. Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB Vorbem. v. § 249 Rdn. 58 ff.<br />

265 Vgl. Heilfort, 2002a, S. 38 - 41, hier S. 39.<br />

266 Die Bauproduktion ist von e<strong>in</strong>er Vielzahl von Prozessketten geprägt. Unter der Produktion im engeren S<strong>in</strong>ne<br />

soll hier vorrangig <strong>die</strong> Leistung des Bauunternehmers verstanden werden, während <strong>die</strong> Produktion im weiteren<br />

S<strong>in</strong>ne auch <strong>die</strong> Leistungen des Bestellers wie Planung, Steuerung oder Faktorkomb<strong>in</strong>ation umfasst. Beide Ausprägungen<br />

s<strong>in</strong>d meist nicht e<strong>in</strong>deutig abgrenzbar, da jede Bauausführung e<strong>in</strong>es Bauunternehmers auch Planungsanteile,<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> Form der Arbeitsvorbereitung, enthält.<br />

[www.heilfort.de]


48 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

des Bauprojektes müssen <strong>die</strong>se baubegleitende Flexibilität abbilden können. Die unterschiedlichen<br />

Planungszustände werden im Vertrags-Soll und den Fortschreibungen zum<br />

Bau-Soll abgebildet. Die Soll-Vorgaben s<strong>in</strong>d im Vertrags-Soll explizit zu def<strong>in</strong>ieren und<br />

anhand der tatsächlichen Leistungserbr<strong>in</strong>gung bis zum Stichtag sowie als Ergebnis der<br />

aktuellen Anordnungen des Auftraggebers nach dem Stichtag als Bau-Soll kont<strong>in</strong>uierlich<br />

fortzuschreiben.<br />

2. Anforderungen an den Beobachtungszustand<br />

Wertschöpfungsbezug<br />

Aufgrund des Umfangs und der Bedeutung der Mitwirkungspflichten des Auftraggebers<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauproduktion reicht e<strong>in</strong>e Beschränkung von Bauablaufstörungen nur auf den<br />

Auftragnehmer oder <strong>die</strong> Bauproduktion im engeren S<strong>in</strong>n nicht aus. 267 Vielmehr kann <strong>die</strong><br />

gesamte Wertschöpfungskette von Bauablaufstörungen als Differenz zwischen Referenz-<br />

und Beobachtungszustand betroffen se<strong>in</strong>. Die Differenz kann sowohl als Soll-Soll-<br />

Abweichung, zum Beispiel zwischen dem primären Vertrags-Soll und dem sekundären<br />

Vertrags-Soll, oder als Soll-Ist-Abweichung, zum Beispiel zwischen der n-ten Planfortschreibung<br />

zum Bau-Soll n und dem Ist-Zustand, auftreten. 268 In Erweiterung der bisherigen<br />

Def<strong>in</strong>itionen sollen damit alle <strong>die</strong>jenigen Abweichungen vom Referenzzustand als<br />

Bauablaufstörungen erkannt werden, <strong>die</strong> geplante Mitwirkungspflichten oder Leistungen<br />

aller Projektbeteiligten erfassen. Bauablaufstörungen müssen nicht zw<strong>in</strong>gend das Prozessergebnis<br />

bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Controll<strong>in</strong>gerfordernis<br />

Bauablaufstörungen müssen im Rahmen des Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gs als Abweichung festgestellt<br />

werden. Insbesondere der ursachenorientierte Ansatz, wonach Bauablaufstörungen<br />

abweichungsbed<strong>in</strong>gende E<strong>in</strong>flüsse auf den Bauablauf s<strong>in</strong>d, wird damit um e<strong>in</strong>e konkret<br />

auf den Prozess der Wertschöpfung abstellende Betrachtungsweise ersetzt. H<strong>in</strong>tergrund<br />

ist das Verständnis von Bauablaufstörungen als Zustandsdifferenzen. Können <strong>die</strong>se Zustandsdifferenzen<br />

aufgrund e<strong>in</strong>es fehlenden oder mangelhaften Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gs nur<br />

über ihre Auswirkungen auf <strong>die</strong> Projektziele festgestellt werden, sollen nicht ex post<br />

Störungen reklamiert werden können. Im Rahmen des Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gs müssen daher<br />

sämtliche E<strong>in</strong>flussfaktoren des Referenzzustandes beobachtet werden.<br />

267 Der Begriff der „Bau“-Ablaufstörung müsste nach <strong>die</strong>sem Verständnis eigentlich durch den Begriff der „Projekt“-Ablaufstörung<br />

ersetzt werden. Im Interesse der Verwendung e<strong>in</strong>geführter Begriffe wird aber weiterh<strong>in</strong><br />

durchgängig von „Bauablaufstörungen“ beziehungsweise „Störungen“ gesprochen.<br />

268 Die Fortschreibungen des Vertrags-Solls können beg<strong>in</strong>nend mit Soll 1 <strong>für</strong> <strong>die</strong> vertraglichen Vorgaben und<br />

weiter mit Soll 2, Soll 3 bis Soll n bezeichnet werden. Vgl. Heilfort, 2002d, S. 25 - 28, hier S. 27.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 49<br />

3. Anforderungen an <strong>die</strong> Zustandsdifferenz<br />

Ursachenbezug<br />

Die Bauablaufstörung muss immer auf e<strong>in</strong>e oder mehrere Störungsursachen zurückzuführen<br />

se<strong>in</strong>. Die Identifikation der konkreten Ursache e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung kann bei<br />

Kausalitätsketten erschwert se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denen sich mehrere Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

überlagern. E<strong>in</strong>e Zuweisung der Störungsauswirkung zu e<strong>in</strong>er isolierten Störungsursache<br />

ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen oft nicht e<strong>in</strong>deutig möglich. 269 Gleichwohl existiert<br />

immer e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne oder vernetzte Ursache. Die Störungsursache kann sowohl auf den<br />

Referenzzustand 270 als auch auf den Beobachtungszustand 271 e<strong>in</strong>wirken. Der Ursachenbezug<br />

bildet e<strong>in</strong>e Abgrenzung der Störung zur Schwankung, <strong>die</strong> gerade nicht auf e<strong>in</strong>e<br />

konkrete Störungsursache zurückgeführt wird, sondern den üblichen Streubereich e<strong>in</strong>er<br />

nichtstationären, stark arbeitsteiligen Produktionsform widerspiegelt. Die Unterscheidung<br />

zwischen Störungsursache und Störung hängt davon ab, wie im jeweiligen E<strong>in</strong>zelfall<br />

der Soll-Ablauf def<strong>in</strong>iert ist. Umfasst das Bau-Soll zum Beispiel konkrete Vorgaben<br />

<strong>für</strong> Planlieferungen, so ist nach <strong>die</strong>sem Begriffsverständnis <strong>die</strong> verspätete Planlieferung<br />

<strong>für</strong> den Auftragnehmer bereits e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung. S<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen Planlieferungen im<br />

Soll nicht term<strong>in</strong>iert, ist der möglicherweise verspätete Arbeitsbeg<strong>in</strong>n <strong>die</strong> Störung, <strong>die</strong><br />

dann aber auf <strong>die</strong> verspätete Planlieferung als Störungsursache zurückzuführen ist. Es<br />

soll jedoch nicht darauf ankommen, dass sich aus der Bauablaufstörung auch konkrete<br />

Auswirkungen ergeben. Insofern erfolgt <strong>die</strong> Abgrenzung zum Beh<strong>in</strong>derungsbegriff, der<br />

zusätzlich an das Auftreten konkreter, negativer Auswirkungen gebunden ist.<br />

Aus den Vorüberlegungen und begriffsbildenden Kriterien resultiert <strong>die</strong> nachfolgende Def<strong>in</strong>ition<br />

272 : Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d alle im Rahmen des Controll<strong>in</strong>gprozesses festgestellten<br />

Differenzen zwischen vertragsgerechten Referenz- und äquivalenten Beobachtungszuständen<br />

<strong>in</strong> der Wertschöpfung e<strong>in</strong>es Bauprojektes, <strong>die</strong> auf konkrete Ursachen zurückgeführt werden.<br />

269 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1358.<br />

270 E<strong>in</strong>e Zustandsdifferenz kann beispielsweise auf <strong>die</strong> fehlerhafte Ermittlung des sekundären Vertrags-Solls als<br />

Referenzzustand zurückzuführen se<strong>in</strong>.<br />

271 Der Beobachtungszustand kann auch durch außergewöhnliche Witterungse<strong>in</strong>flüsse abweichen.<br />

272 Die Begriffe Bauablaufstörung und Störung werden hier zur Vere<strong>in</strong>fachung synonym verwendet.<br />

[www.heilfort.de]


50 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

3.3.2 Bauablaufschwankungen<br />

Zustandsdifferenzen im Bauablauf werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> Bauablaufstörungen<br />

und Bauablaufschwankungen unterschieden. Bauablaufschwankungen s<strong>in</strong>d demnach alle Differenzen<br />

zwischen Referenz- und Beobachtungszuständen <strong>in</strong> der Wertschöpfung e<strong>in</strong>es Bauprojektes,<br />

<strong>die</strong> nicht auf konkreten Ursachen beruhen oder nicht explizit festgestellt werden.<br />

Die Art der Schwankung wird also nicht nur von der Entwicklung des beobachteten Zustandes<br />

(Bau-Ist), sondern ganz wesentlich auch vom Referenzzustand (Vertrags- oder Bau-Soll) bestimmt,<br />

ist also lediglich Ergebnis e<strong>in</strong>er Differenzbetrachtung. E<strong>in</strong> Bauablaufplan, der beispielsweise<br />

<strong>in</strong> genauer Kenntnis oder zutreffender Erwartung alle zeitaufwandsbee<strong>in</strong>flussenden<br />

Eventualitäten und Randbed<strong>in</strong>gungen der zu erbr<strong>in</strong>genden Leistungen vorwegnimmt, wird<br />

<strong>die</strong>ser Def<strong>in</strong>ition nach ke<strong>in</strong>e Bauablaufschwankungen aufweisen. In der Praxis werden Bauablaufschwankungen<br />

jedoch bei den meisten <strong>Bauprojekten</strong> auftreten 273 , wie zahlreiche Beispiele<br />

aus unterschiedlichen Gewerken 274 belegen. Der Bauunternehmer kann <strong>die</strong>se Schwankungen<br />

entweder ergebnisneutral im Bauablauf ausgleichen 275 oder im Rahmen e<strong>in</strong>er Position <strong>für</strong> Unvorhergesehenes<br />

antizipieren 276 , auch wenn <strong>die</strong> konkreten Auswirkungen dem Grunde oder<br />

der Höhe nach nicht vorhersehbar s<strong>in</strong>d. Wenn Bauablaufschwankungen dauerhaft e<strong>in</strong>en negativen<br />

Trend aufweisen und auch durch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geplanten Puffer nicht neutralisiert werden<br />

können, liegen Bauablaufstörungen vor, zum Beispiel aufgrund fehlerhafter Soll-Ermittlung.<br />

Bauablaufschwankungen werden nicht immer e<strong>in</strong>deutig zu identifizieren se<strong>in</strong>. 277 Die Unsicherheit<br />

beg<strong>in</strong>nt damit, dass bereits <strong>die</strong> planerischen Ausgangswerte von verallgeme<strong>in</strong>ernden<br />

Annahmen, groben Kennwerten und geschätzten Inputgrößen bestimmt werden. 278 Schließlich<br />

ist auch <strong>für</strong> den Fall umfassender Kenntnis der tatsächlichen Ausführungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sehr frühen Projektphase nicht davon auszugehen, dass <strong>die</strong> exakten, realistischen Planwer-<br />

273 Zum Problem der Bauablaufschwankungen vgl. Born, 1980, S. 133 f.; Berk<strong>in</strong>g, 1994, S. 1; Raeder, 1996,<br />

S. 65.<br />

274 Vgl. Schottke, 1993, S. 110 ff. und Frenzel, 2000.<br />

275 Vgl. Raeder, 1996, S. 65.<br />

276 MICHEL schlägt <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Position <strong>für</strong> „Unvorhergesehenes“ vor. Vgl. Michel, 1993, S. 241. BAHR fordert<br />

<strong>die</strong> planerische Berücksichtigung von Puffern und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Vorabnahme durch den Auftragnehmer. Vgl.<br />

Bahr, 1999, S. 109. Vgl. auch Nawrath, 1968, S. 35.<br />

277 In vielen Fällen erfordert <strong>die</strong> Trennung zwischen Bauablaufschwankungen und Bauablaufstörungen e<strong>in</strong>e fallweise<br />

Entscheidung. Problematisch ist auch, wie mit Schwankungen der Auftraggeber-Leistungen zu verfahren<br />

ist, wenn zum Beispiel <strong>die</strong> Planbearbeitung ohne Ursache unwesentlich um <strong>die</strong> Planterm<strong>in</strong>e schwankt.<br />

278 Selbst wenn <strong>die</strong> Verteilung der Arbeit exakt und zutreffend vorgeplant werden würde, steht doch derzeit ke<strong>in</strong><br />

geeignetes Instrument zur Darstellung <strong>die</strong>ser Detailschärfe zur Verfügung. Die stochastischen Verfahren stehen<br />

jedenfalls noch am Anfang. Vgl. Han, 1996, S. 159.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 51<br />

te auch tatsächlich genau erreicht werden. Vielmehr wird <strong>die</strong> Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit um e<strong>in</strong>en<br />

Mittelwert ger<strong>in</strong>gfügig streuen. 279 Diese Schwankungen s<strong>in</strong>d nach allgeme<strong>in</strong>er Auffassung<br />

zum<strong>in</strong>dest dann ke<strong>in</strong>e Bauablaufstörungen oder gar Beh<strong>in</strong>derungen 280 , wenn ihr Auftreten<br />

nicht durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ner- oder außerbetriebliche E<strong>in</strong>wirkung verursacht wird 281 , sondern lediglich<br />

„aus dem Vorgang heraus“ erfolgt. 282<br />

3.3.3 Baubeh<strong>in</strong>derungen<br />

Baubeh<strong>in</strong>derungen 283 grenzen den Störungsbegriff enger e<strong>in</strong>, bilden also im Begriffsverständnis<br />

<strong>die</strong>ser Arbeit e<strong>in</strong>e Teilmenge von Bauablaufstörungen. 284 Der Beh<strong>in</strong>derungsbegriff ist,<br />

obwohl mehrfach von den Schöpfern der VOB aufgegriffen, allgeme<strong>in</strong>sprachlich geprägt 285<br />

und wird daher aus baubetrieblicher und juristischer Perspektive oft unterschiedlich def<strong>in</strong>iert.<br />

286<br />

BORN (1980) 287 stellt Verschiebungen, Beh<strong>in</strong>derungen und Unterbrechungen auf e<strong>in</strong>e Ebene<br />

und spricht dann von e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung, „wenn irgendwelche Umstände oder Ereignisse den<br />

vorgesehenen Leistungsablauf hemmen oder verzögern“. Er fasst auch Änderungen der vorgesehenen<br />

Leistung oder Erweiterungen des vere<strong>in</strong>barten Leistungsumfangs als Beh<strong>in</strong>derungen<br />

auf, wenn <strong>die</strong>se dazu führen, dass der Bauablauf tatsächlich gestört und verzögert wird. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Verschiebung verh<strong>in</strong>dern demnach <strong>die</strong> störenden Ereignisse den Baubeg<strong>in</strong>n, bei e<strong>in</strong>er<br />

Unterbrechung kommen <strong>die</strong> Arbeiten <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en begrenzten Zeitraum völlig zum Stillstand.<br />

279 E<strong>in</strong>e Reihe von Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit der Voraussage wahrsche<strong>in</strong>licher Endterm<strong>in</strong>e auf<br />

stochastischer Basis. Vgl. stellvertretend <strong>die</strong> Arbeiten von Han, 1996; Xiong, 1995, S. 90, Rothkegel, 1980,<br />

S. 119.<br />

280 Vgl. stellvertretend Petzschmann, 1996, S. 263 - 278, S. 267.<br />

281 Sobald <strong>die</strong> Abweichung auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wirkung zurückgeführt wird, greift der Fall der Bauablaufstörung.<br />

282 Zu den Ursachen geänderter Vorgangsdauern vgl. Xiong, 1995, S. 66 f.<br />

283 Die Begriffe „Baubeh<strong>in</strong>derung“ und „Beh<strong>in</strong>derung“ werden hier synonym verwendet.<br />

284 Hier steht entsprechend der Zielstellung der Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer und Bauablaufstörungen im Mittelpunkt. Juristische Aspekte, <strong>die</strong> bei der Beurteilung von Beh<strong>in</strong>derungen<br />

im Vordergrund stehen, werden nur im def<strong>in</strong>itorischen Rahmen betrachtet, nicht weiter vertieft.<br />

285 Vgl. Schiffers, 1998, S. 275 - 314, hier S. 288.<br />

286 Vgl. Dreier, 2001, S. 9.<br />

287 Born, 1980, S. 19.<br />

[www.heilfort.de]


52 3.3 Spezielle Zustandsdifferenzen im Bauablauf<br />

WERNER/PASTOR/MÜLLER (1995) 288 stellen fest: „E<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derung der Ausführung ist<br />

stets dann gegeben, wenn bestimmte Umstände nicht zum Stillstand des Bauvorhabens führen,<br />

aber doch dessen geplanten Fortgang hemmen oder verzögern.“ Demgegenüber wird <strong>die</strong> Unterbrechung<br />

durch den vorübergehenden Stillstand der Bauarbeiten gekennzeichnet.<br />

Nach HEIERMANN/RIEDL/RUSAM (2000) 289 s<strong>in</strong>d Beh<strong>in</strong>derungen „alle Ereignisse, <strong>die</strong> sich<br />

auf den vorgesehenen Leistungsablauf hemmend oder verzögernd auswirken, <strong>die</strong> Leistung<br />

selbst aber nicht, auch nicht <strong>für</strong> kürzere Zeit, unmöglich machen.“<br />

HEIERMANN/LINKE (2000) 290 verstehen unter e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung „sämtliche Umstände, <strong>die</strong><br />

zwar noch nicht den Stillstand des Baugeschehens bewirken, aber doch dessen planmäßigen<br />

Fortgang hemmen oder verzögern.“<br />

Nach INGENSTAU/KORBION (2001) 291 fallen unter den Begriff Beh<strong>in</strong>derung „alle Ereignisse,<br />

<strong>die</strong> den vorgesehenen Leistungsablauf <strong>in</strong> sachlicher, zeitlicher oder räumlicher H<strong>in</strong>sicht<br />

hemmen oder verzögern. Die Arbeit als solche kann zwar noch ihren Fortgang nehmen, sie<br />

geht aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>für</strong> den betreffenden E<strong>in</strong>zelfall beachtlichen Maße langsamer als geplant<br />

oder sonst erforderlich vor sich [...].“<br />

FRANKE/KEMPER/ZANNER/GRÜNHAGEN (2002) 292 def<strong>in</strong>ieren Beh<strong>in</strong>derungen als <strong>die</strong>jenigen<br />

Umstände, „<strong>die</strong> sich auf den vertraglich vorgesehenen zeitlichen Ablauf der Erbr<strong>in</strong>gung<br />

der Bauleistungen negativ auswirken“.<br />

Beh<strong>in</strong>derungen sollen hier <strong>in</strong> Anlehnung an KAPELLMANN/SCHIFFERS (2000) 293 def<strong>in</strong>iert<br />

werden als „Störungen mit (negativen) Folgen“.<br />

288 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 238.<br />

289 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 6 Rdn. 2.<br />

290 Vgl. Heiermann/L<strong>in</strong>ke, 2000, S. 119.<br />

291 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 6 Rdn. 2.<br />

292 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 8.<br />

293 Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1202.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 53<br />

3.4 Systematik von Bauablaufstörungen<br />

3.4.1 Gliederung nach den Störungsursachen<br />

Die wichtigste ursachenorientierte Gliederung von Bauablaufstörungen ist <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

§ 6 VOB/B <strong>die</strong> nach der Verantwortlichkeit der Vertragsparteien. Unter Würdigung des<br />

jeweiligen Vertrages kommt es darauf an, welcher Risikosphäre e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung zuzurechnen<br />

ist. Maßgeblich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> Sphären des Auftraggebers und des Auftragnehmers.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist auch <strong>die</strong> Isolierung von neutralen Störungen erforderlich, da <strong>die</strong>se<br />

Fälle <strong>in</strong> Bezug auf etwaige term<strong>in</strong>liche oder monetäre Beh<strong>in</strong>derungsfolgen unterschiedlich<br />

gehandhabt werden. Aus der verantwortlichkeitsorientierten Gliederung resultieren <strong>die</strong> drei<br />

Gruppen Auftraggeber-, Auftragnehmer- und Neutrale Störungen.<br />

Die der Sphäre des Auftraggebers und des Auftragnehmers zuzurechnenden Bauablaufstörungen<br />

können weiterh<strong>in</strong> nach ihrer Rechtsnatur unterschieden werden. 294 Damit wird den systematischen<br />

Unterschieden zwischen e<strong>in</strong>er Störung nach Anordnung, also dem vertraglich zulässigen,<br />

aktiven Tun, und der Störung nach Pflichtverletzung, also nach nicht vertragsgemäßem<br />

Tun oder Unterlassen, Rechnung getragen. 295 Neutrale E<strong>in</strong>flüsse haben ihre Ursache außerhalb<br />

vertraglicher Beziehungen und werden nicht nach der Rechtsnatur unterschieden. 296<br />

Rechtskonforme Bauablaufstörungen beruhen <strong>in</strong> der Regel auf anderen Anordnungen des<br />

Auftraggebers und können sich auf Bau<strong>in</strong>halte und Bauumstände beziehen. 297 Bauablaufstörungen<br />

aufgrund geänderter Bau<strong>in</strong>halte gehen auf Mengenänderungen, Leistungsänderungen<br />

oder Zusatzleistungen zurück 298 , <strong>die</strong> bei der Projektrealisierung häufig auftreten und somit<br />

zum Normfall gehören. Der Pflicht des Auftragnehmers, derartige Abweichungen h<strong>in</strong>zunehmen<br />

299 , steht e<strong>in</strong> vertraglicher Sondervergütungsanspruch 300 und bei negativen Auswirkungen<br />

auf den Bauablauf auch e<strong>in</strong> Fristverlängerungs- beziehungsweise Schadensersatzanspruch<br />

294 KAPELLMANN unterscheidet rechtswidrige und rechtskonforme Beh<strong>in</strong>derungen und geht von e<strong>in</strong>er Subsummierung<br />

unter § 6 Nr. 6 VOB/B aus. Vgl. Kapellmann, 1993, S. 11 - 32, hier S. 29.<br />

295 Vgl. Plum, 2000, S. 119 - 138, hier S. 120; Ágh-Ackermann, 1999, S. 326 - 327, hier S. 326.<br />

296 Die Rechtsnatur stellt begrifflich auf den jeweiligen Vertrag ab, so dass „rechtskonform“ immer vertrags- beziehungsweise<br />

vere<strong>in</strong>barungskonform bedeutet.<br />

297 Vgl. Hofmann/Frikell, 1998, S. 17; Ágh-Ackermann, 1999, S. 326 - 327, hier S. 326.<br />

298 Vgl. Lang, 1988, S. 11; Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 328.<br />

299 Vgl. § 1 Nr. 3 und 4 VOB/B.<br />

300 Vgl. § 2 VOB/B: Vergütung.<br />

[www.heilfort.de]


54 3.4 Systematik von Bauablaufstörungen<br />

nach § 6 VOB/B gegenüber. 301 Neben Änderungen des Bauentwurfs darf der Auftraggeber<br />

auch sonstige Anordnungen treffen, <strong>die</strong> zur Sicherung der vertragsgemäßen Ausführung oder<br />

der vere<strong>in</strong>barten Ordnung erforderlich s<strong>in</strong>d. 302 Der Auftragnehmer kann rechtskonforme Bauablaufstörungen<br />

im S<strong>in</strong>ne der hier verwendeten Def<strong>in</strong>ition dann verursachen, wenn Leistungsverweigerungsrechte<br />

bestehen 303 oder vertragliche Rechte zur eigenverantwortlichen Organisation<br />

der Arbeiten genutzt werden. 304<br />

Rechtswidrige Bauablaufstörungen umfassen <strong>die</strong> Verletzung von Haupt- und Nebenpflichten<br />

durch Auftraggeber oder Auftragnehmer. Der Auftraggeber kommt im <strong>für</strong> Bauverträge typischen<br />

Fall denjenigen Mitwirkungshandlungen nicht oder nur verspätet nach, zu deren<br />

Erbr<strong>in</strong>gung der Auftraggeber nach dem Vertrag verpflichtet ist. 305 Neben Unterlassen kann<br />

der Auftraggeber auch durch unberechtigte Anordnungen, also Handlung beziehungsweise<br />

„Nicht erlaubtes Tun“ Bauablaufstörungen verursachen, zum Beispiel durch unberechtigten<br />

oder unzweckmäßigen E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> <strong>die</strong> Leitungsrechte des Auftragnehmers nach § 4 Nr. 2<br />

VOB/B. 306<br />

Aus Verantwortlichkeit und Rechtsnatur von Bauablaufstörungen lassen sich bei e<strong>in</strong>er Unterscheidung<br />

von Auftraggeber und Auftragnehmer zunächst vier Ursachengruppen bilden. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt <strong>die</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Rechtsnatur nicht unterscheidbare Gruppe der neutralen Störungen,<br />

so dass gemäß Abbildung 4 <strong>in</strong>sgesamt fünf ursachenorientierte Fallgruppen festgestellt<br />

werden können.<br />

301 Vgl. Möller/Kalusche, 2000, S. 141; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 11.<br />

302 Vgl. § 4 Nr. 1 (3) VOB/B.<br />

303 Die Leistung verweigern kann der Auftragnehmer zum Beispiel dann, wenn der Auftraggeber fällige Zahlungen<br />

oder Sicherheiten nicht leistet, sonst <strong>in</strong> Schuldnerverzug gerät oder wenn der Auftraggeber trotz vorliegender<br />

Voraussetzungen der §§ 2 Nr. 5 und 2 Nr. 6 VOB/B e<strong>in</strong>e Preisvere<strong>in</strong>barung abschließend und endgültig ablehnt.<br />

Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 648 a Rdn. 2 f.; Le<strong>in</strong>emann, 1999, S. 43; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen,<br />

2002, B § 2 Rdn. 166. Der Auftragnehmer trägt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen E<strong>in</strong>flüsse, <strong>die</strong> vom Auftraggeber zu vertreten<br />

s<strong>in</strong>d, rechtskonform <strong>in</strong> den Bauablauf h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, ist aber selbst nicht unmittelbarer Verursacher.<br />

304 § 4 Nr. 2 Abs. 1 VOB/B.<br />

305 Unterlassungen können ke<strong>in</strong>e Vergütungsansprüche nach § 2 VOB/B auslösen. Vgl. Kapellmann/Schiffers,<br />

2000a, Rdn. 1321.<br />

306 Vgl. Lang, 1998, S. 28. In <strong>die</strong>sem Fall können pr<strong>in</strong>zipiell auch Vergütungsansprüche entstehen. Vgl. Kapellmann/Schiffers,<br />

2000a, Rdn. 13<strong>22</strong>; Schottke, 2003, S. 42 - 71, hier S. 49.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 55<br />

Verantwortlichkeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauablaufstörung<br />

Auftraggeber-Störung<br />

Neutrale Störung<br />

Auftragnehmer-Störung<br />

Rechtsnatur der Bauablaufstörung<br />

Rechtskonforme Störung<br />

Rechtswidrige Störung<br />

(1) Rechtskonforme<br />

Auftraggeber-Störungen,<br />

z. B. andere Anordnungen<br />

zu Leistungs<strong>in</strong>halten und<br />

Leistungsumständen<br />

(2) Rechtswidrige<br />

Auftraggeber-Störungen,<br />

z. B. Verletzung der Pflicht<br />

zur rechtzeitigen Bereitstellung<br />

von Ausführungsunterlagen<br />

(3) Neutrale Störungen,<br />

z. B. Streik, Aussperrung,<br />

höhere Gewalt oder<br />

andere unabwendbare<br />

E<strong>in</strong>flüsse<br />

(4) Rechtskonforme<br />

Auftragnehmer-Störungen,<br />

z. B. berechtigte<br />

Leistungsverweigerung<br />

oder Wahrnehmung<br />

unternehmerischer Freiheiten<br />

(5) Rechtswidrige<br />

Auftragnehmer-Störungen,<br />

z. B. Verletzung der<br />

Pflicht zu fristgemäßem<br />

Beg<strong>in</strong>n, angemessener<br />

Förderung und fristgemäßer<br />

Vollendung der Leistungen<br />

Abbildung 4: Ursachengruppen von Bauablaufstörungen 307<br />

(1) Rechtskonforme Auftraggeber-Störungen bilden <strong>die</strong> Gruppe 1. Typische Fälle <strong>die</strong>ser<br />

Bauablaufstörungen s<strong>in</strong>d Abweichungen des Bau-Solls vom Vertrags-Soll, <strong>die</strong> vor allem<br />

durch Planänderungen oder andere vertraglich erlaubte Entscheidungen zur Art und Weise der<br />

Ausführung hervorgerufen werden. Derartige Abweichungen vom Referenzzustand der Bau<strong>in</strong>halte<br />

oder Bauumstände können sich baukonstruktiv oder bauzeitlich auswirken. Über <strong>die</strong><br />

Regelungen der VOB/B h<strong>in</strong>aus 308 s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest im Individualvertrag e<strong>in</strong>e Reihe von Vere<strong>in</strong>barungen<br />

denkbar und zulässig, <strong>die</strong> störende E<strong>in</strong>griffe des Auftraggebers erlauben.<br />

(2) Rechtswidrige Auftraggeber-Störungen bilden <strong>die</strong> Gruppe 2. Bauablaufstörungen <strong>die</strong>ser<br />

Gruppe s<strong>in</strong>d auf Pflichtverletzungen des Auftraggebers und se<strong>in</strong>er Erfüllungsgehilfen durch<br />

Unterlassen oder aktives Tun zurückzuführen. E<strong>in</strong>e rechtswidrige Ursache von Bauablaufstörungen<br />

ist zum Beispiel <strong>die</strong> nicht rechtzeitige Bereitstellung von Ausführungsunterlagen.<br />

(3) Neutrale Störungen bilden <strong>die</strong> Gruppe 3. Obwohl nicht nach der Rechtsnatur der Störungsursache<br />

selbst unterschieden werden muss, bestehen h<strong>in</strong>sichtlich der Auswirkungen<br />

307 Eigene Darstellung.<br />

308 Vgl. <strong>in</strong>sbesondere den § 1 VOB/B.<br />

[www.heilfort.de]


56 3.4 Systematik von Bauablaufstörungen<br />

neutraler Störungen große Unterschiede. So verlängern Streik, Aussperrung, höhere Gewalt<br />

oder andere unabwendbare E<strong>in</strong>flüsse gemäß § 6 Nr. 2 VOB/B zwar <strong>die</strong> Ausführungsterm<strong>in</strong>e<br />

des Auftragnehmers, bed<strong>in</strong>gen nach § 6 Nr. 6 VOB/B jedoch ke<strong>in</strong>e Schadensersatzansprüche.<br />

(4) Rechtskonforme Auftragnehmer-Störungen bilden <strong>die</strong> Gruppe 4. Im Mittelpunkt vertragsrechtlich<br />

erlaubter, vom Auftragnehmer <strong>in</strong> den Bauablauf h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragener Störungsursachen<br />

stehen Fälle berechtigter Leistungsverweigerung oder der Wahrnehmung unternehmerischer<br />

Freiheiten, <strong>die</strong> sich zwar auf den Bauprozess, nicht aber auf das Projektergebnis auswirken.<br />

309 So kann der Auftragnehmer Puffer <strong>in</strong>nerhalb des Bauprojektablaufes verschieben, um<br />

<strong>in</strong>nerhalb se<strong>in</strong>es Multiprojektmanagements 310 auch nach Def<strong>in</strong>ition des sekundären Vertrags-<br />

Solls noch Optimierungen vornehmen zu können. Die Grenze <strong>die</strong>ser Möglichkeiten bildet das<br />

primäre Vertrags-Soll.<br />

(5) Rechtswidrige Auftragnehmer-Störungen bilden <strong>die</strong> Gruppe 5 mit Pflichtverletzungen<br />

des Auftragnehmers durch Tun oder Unterlassen. Der Auftragnehmer kann vor allem Leistungspflichten<br />

verletzen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gesamtheit der ausgeschriebenen und zu deren vertragsgemäßen<br />

Erfüllung erforderlichen Leistungsteile umfassen. 311 Die VOB/B nennt <strong>in</strong> § 5 <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>die</strong> Verletzung der Pflicht zu fristgemäßem Beg<strong>in</strong>n, angemessener Förderung und<br />

fristgemäßer Vollendung der Leistungen.<br />

3.4.2 Gliederung nach den Störungsauswirkungen<br />

Die Systematisierung von Bauablaufstörungen kann ferner nach deren Auswirkungen erfolgen.<br />

E<strong>in</strong> Gliederungskriterium ist der Umfang der Störungsauswirkungen. Bauablaufstörungen<br />

können danach unterschieden werden, ob sie Auswirkungen auf Ereignisse, Prozesse<br />

oder Ergebnisse bed<strong>in</strong>gen. 312 Maßgeblich <strong>für</strong> deren Unterscheidung s<strong>in</strong>d das im Bauablaufplan<br />

def<strong>in</strong>ierte, sekundäre Vertrags-Soll und <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelfallspezifischen Vere<strong>in</strong>barungen und<br />

Annahmen. Diese Maßgeblichkeit <strong>in</strong>dividueller vertraglicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen weitet <strong>die</strong><br />

E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> kritische und nicht kritische Fälle von Bauablaufstörungen aus, wie sie zum Bei-<br />

309 Es handelt sich <strong>in</strong>sbesondere bei Zustandsdifferenzen aufgrund der bewussten Wahrnehmung unternehmerischer<br />

Freiheiten durch den Auftragnehmer ursachenorientiert um rechtskonforme Bauablaufstörungen, wenn sich<br />

ke<strong>in</strong>e negativen Auswirkungen auf das vere<strong>in</strong>barte Projektergebnis ergeben.<br />

310 Multiprojektmanagement ist <strong>die</strong> synchrone Planung, Kontrolle und Steuerung mehrerer Projekte zur Verfolgung<br />

projektübergeordneter Ziele.<br />

311 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 315; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 58 f.<br />

312 HEIL unterscheidet lediglich Prozesswirkung und Ergebniswirkung. Vgl. Heil, 1995, S. 91.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 57<br />

spiel von CALLAHAN/QUACKENBUSH/ROWINGS 313 vorgenommen wird. Kritisch ist e<strong>in</strong>e<br />

Störung dann, wenn <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelverzögerung e<strong>in</strong>es Leistungsteils sich unmittelbar auf <strong>die</strong><br />

Projektfertigstellung durchschlägt, das term<strong>in</strong>liche Projektergebnis also verfehlt wird. Nicht<br />

kritische Störungen h<strong>in</strong>gegen wirken sich zwar nicht auf <strong>die</strong> Fertigstellung des eigentlichen<br />

Projektes aus, können aber gleichwohl das Kostenziel der Bauausführung bee<strong>in</strong>flussen. In der<br />

Folge sollen Ereignis-, Prozess- und Ergebnisstörungen unterschieden werden.<br />

Ereignisstörungen treten bei Abweichungen von def<strong>in</strong>ierten Ereignissen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Ereignis<br />

wird als def<strong>in</strong>ierter Vorgang mit der Dauer Null betrachtet, der den Baubeg<strong>in</strong>n, Zwischen- und<br />

Fertigstellungsterm<strong>in</strong>e oder Arbeitsvoraussetzungen wie Planlieferungen oder Bemusterungen<br />

umfassen kann. 314 Besteht e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung ausschließlich <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Ereignisabweichung,<br />

ohne dass dadurch etwaig nachfolgende Prozesse betroffen s<strong>in</strong>d, liegt der vom Umfang<br />

her kle<strong>in</strong>stmögliche Störungsfall vor. Gleichwohl tritt e<strong>in</strong>e Zustandsdifferenz auf, <strong>die</strong> nach der<br />

hier verwendeten Def<strong>in</strong>ition neben anderen Kriterien e<strong>in</strong>e Voraussetzung <strong>für</strong> Bauablaufstörungen<br />

ist. Um e<strong>in</strong>e solche Ereignisstörung kann es sich zum Beispiel dann handeln, wenn e<strong>in</strong>e<br />

Planlieferung zwar gemäß dem Referenzzustand verspätet erfolgt, sich aber aufgrund e<strong>in</strong>es<br />

ausreichenden Puffers nicht auf nachfolgende Vorgänge auswirkt. 315<br />

Prozessstörungen beschreiben jedwede Auswirkung auf <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erreichung der Projektziele<br />

erforderlichen (Teil-)Prozesse, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Ablaufplanung auch als Vorgänge bezeichnet<br />

werden. 316 Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere Verschiebung, Verlängerung und Unterbrechung<br />

von Vorgängen. 317 E<strong>in</strong> Vorgang ist dabei e<strong>in</strong> zeiterforderndes, <strong>in</strong>haltlich beschriebenes<br />

Prozesselement im Projektablauf mit def<strong>in</strong>iertem Anfang und Ende. 318 Je nach Betrachtungstiefe<br />

können <strong>die</strong>s Arbeitsvorgänge, Teilleistungen oder Bauabschnitte se<strong>in</strong>. 319 Vorgänge können<br />

als E<strong>in</strong>zelprozesse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verfahrenstechnischen Betrachtung Haupt-, Neben und Hilfs-<br />

313 In der angloamerikanischen Literatur wird anstatt von Bauablaufstörungen meist von Verzögerungen (delays)<br />

gesprochen, <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall also von „Critical and Noncritical Delays“. Vgl. Callahan/Quackenbush/Row<strong>in</strong>gs,<br />

1992, S. 298.<br />

314 Vgl. Heilfort, 2002a, S. 38 - 41, hier S. 38. Für <strong>die</strong> Abgrenzung von Ereignissen und Vorgängen kommt es alle<strong>in</strong><br />

auf deren Dauer an. Der Anfangs- oder Endterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Vorgangs ist demzufolge ke<strong>in</strong> Ereignis.<br />

315 Der Prozess „Arbeitsvorbereitung nach Planlieferung“ wird im Referenzzustand des Bauprojektablaufes meist<br />

nicht als eigenständiger Vorgang, sondern nur als Zeitabstand zum Beispiel zwischen e<strong>in</strong>em Ereignis „Lieferung<br />

Bewehrungsplan EG“ und e<strong>in</strong>em Bauprozess „Stützen bewehren EG“ dargestellt.<br />

316 Aufgrund der hier herausgestellten Bedeutung des sekundären Vertrags-Solls werden <strong>die</strong> im Ablaufplan def<strong>in</strong>ierten<br />

Vorgänge als kle<strong>in</strong>stes Prozesselement begriffen. Für Vorgänge werden synonym auch <strong>die</strong> Begriffe Tätigkeit<br />

und Aktivität verwendet. Vgl. Kochendörfer, 1978, S. 6.<br />

317 Vgl. Heilfort, 2002a, S. 38 - 41, hier S. 39 f.<br />

318 Vgl. Scheifele, 1991, Anhang, A. 92; Wischnewski, 2001, S. 166.<br />

319 Vgl. Fleischmann, 1997, S. 34.<br />

[www.heilfort.de]


58 3.4 Systematik von Bauablaufstörungen<br />

prozesse der Bauwerkserstellung selbst se<strong>in</strong> 320 , aber auch Prozesse der Planung und Steuerung<br />

umfassen, mith<strong>in</strong> <strong>die</strong> gesamte Wertschöpfung.<br />

Für Ergebnisstörungen e<strong>in</strong>er Bauablaufstörung kommt es darauf an, ob durch <strong>die</strong> Störung<br />

e<strong>in</strong> Projektziel unmittelbar gefährdet ist. Das Projektergebnis wird vor allem durch den Zielerreichungsgrad<br />

der drei Projektziele Leistungen, Term<strong>in</strong>e und Kosten 321 sowie der sonstigen<br />

Nebenbed<strong>in</strong>gungen bestimmt. 3<strong>22</strong> Die Ergebniswirkung von Bauablaufstörungen wird sich <strong>in</strong><br />

der Regel <strong>in</strong> Abweichungen vom Term<strong>in</strong>- oder Kostenziel manifestieren, wobei bereits <strong>die</strong><br />

Gefährdung e<strong>in</strong>es isolierten Projektziels maßgeblich se<strong>in</strong> soll. 323 Dem Ergebnis werden auch<br />

Subziele zugerechnet, zum Beispiel vere<strong>in</strong>barte Zwischenterm<strong>in</strong>e.<br />

Bauablaufstörungen sollen neben dem Umfang auch nach der Wirkrichtung unterschieden<br />

werden, also danach, ob sich <strong>die</strong> Abweichung term<strong>in</strong>verlängernd oder term<strong>in</strong>verkürzend auswirkt.<br />

324 Die hier maßgebliche, objektive Beurteilung der Wirkungsrichtung stellt auf <strong>die</strong> getroffenen<br />

Vere<strong>in</strong>barungen und Annahmen ab 325 , wie sie im sekundären Vertrags-Soll beziehungsweise<br />

im fortgeschriebenen Bau-Soll def<strong>in</strong>iert worden s<strong>in</strong>d. 326 Die term<strong>in</strong>lichen Auswirkungen<br />

werden immer als Differenz zwischen Beobachtungs- und Referenzzustand ermittelt<br />

und lassen sich im Rahmen des Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gs leicht und zeitnah feststellen. 327<br />

320 Vgl. Pfarr, 1984, S. 192.<br />

321 Vgl. Hahn, 2002, S. 16. Zur Zieldef<strong>in</strong>ition vgl. Egloff, 1996, S. 16 ff. Häufig wird „Leistung“ auch durch den<br />

(technischen/funktionalen) Qualitätsbegriff ersetzt. Vgl. von Erdély, 2001, S. 80; Pfarr, 1984, S. 204; Hackney,<br />

1965, S. 7.<br />

3<strong>22</strong> Sonstige Nebenbed<strong>in</strong>gungen können zum Beispiel Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutz, technische<br />

Innovationskraft oder Unternehmensliquidität se<strong>in</strong>.<br />

323 Hier werden primär term<strong>in</strong>liche Projektziele betrachtet.<br />

324 Pr<strong>in</strong>zipiell kann <strong>die</strong> Wirkrichtung auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kosten- und Leistungsdimension festgestellt werden. Unter<br />

Umständen müssen bei e<strong>in</strong> und derselben Bauablaufstörung unterschiedliche Wirkrichtungen auf <strong>die</strong> Projektziele<br />

berücksichtigt werden. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn e<strong>in</strong>e term<strong>in</strong>verkürzende Auswirkung e<strong>in</strong>e Kostenerhöhung<br />

verursacht.<br />

325 Auf <strong>die</strong> Bauzeit bezogen können <strong>die</strong> Auswirkungen auch nach der Intensität der Leistungserstellung [c] unterschieden<br />

werden, <strong>die</strong> sich über das Verhältnis aus der monatlichen Durchschnittsleistung der Ausführung zur<br />

monatlichen Durchschnittsleistung des Vertrages def<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong> Wert von c < 1 entspricht demnach e<strong>in</strong>er Bauzeitverlängerung,<br />

e<strong>in</strong> Wert von c > 1 e<strong>in</strong>er Bauzeitverkürzung. Vgl. Jurecka, 1982, S. 1451 - 1456, hier S. 1451.<br />

326 Die zeitdauerbezogene Analyse und damit <strong>die</strong> Unterscheidung <strong>in</strong> Bauzeitverkürzung, Bauzeitverschiebung<br />

und Bauzeitverlängerung erschwert <strong>die</strong> Analyse von Bauablaufstörungen, <strong>die</strong> sich nur auf Ereignisse oder Prozesse,<br />

aber gerade nicht auf <strong>die</strong> Bauzeit auswirken.<br />

327 Vgl. Heilfort, 2002a, S. 38 - 41, hier S. 39 f.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 59<br />

Term<strong>in</strong>verkürzende Störungen liegen dann vor, wenn <strong>die</strong> dem Term<strong>in</strong> zugeordnete Leistung<br />

vor dem Referenzterm<strong>in</strong> 328 erreicht wird. E<strong>in</strong>e Unterschreitung der Soll-Werte ist <strong>in</strong> der<br />

Praxis zwar selten, gleichwohl nicht unmöglich. 329<br />

Bei term<strong>in</strong>verlängernden Störungen wird <strong>die</strong> betreffende Leistung erst nach dem Referenzterm<strong>in</strong><br />

erreicht. Ebenfalls term<strong>in</strong>verlängernd s<strong>in</strong>d Fälle dauernder Unmöglichkeit 330 , wenn <strong>die</strong><br />

Leistung nicht nur verspätet, sondern überhaupt nicht erreicht wird. Dieser Sonderfall wird<br />

zwar nicht mehr vom § 6 Nr. 6 VOB/B erfasst 331 , gehört aber gemäß des hier def<strong>in</strong>ierten,<br />

wertneutralen Störungsverständnisses zu den term<strong>in</strong>verlängernden Bauablaufstörungen. Der<br />

Begriff der Term<strong>in</strong>verlängerung unterscheidet sich vom Begriff der Verzögerung, <strong>die</strong> dann<br />

gegeben ist, wenn der Bauunternehmer vere<strong>in</strong>barte Term<strong>in</strong>e oder bei Nichtvorliegen e<strong>in</strong>er<br />

Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barung <strong>die</strong> im E<strong>in</strong>zelfall angemessene Frist überschreitet. 332 Der Begriff der<br />

Term<strong>in</strong>verzögerung ist jedoch stark umgangssprachlich geprägt und wird <strong>in</strong> der Baupraxis<br />

meist ergebnisorientiert aufgefasst, entspricht mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>def<strong>in</strong>ition im engeren S<strong>in</strong>ne.<br />

333 Noch weiter e<strong>in</strong>geengt ist der Begriff des Verzuges, <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong> Schuldner dann bef<strong>in</strong>det,<br />

wenn <strong>die</strong> Fälligkeit der Leistung erreicht ist und er auch nach Mahnung nicht leistet. 334<br />

Bauablaufstörungen können somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Matrix aus den Kriterien Umfang und Wirkungsrichtung<br />

gemäß Abbildung 5 <strong>in</strong> sechs wirkungsorientierte Fallgruppen e<strong>in</strong>geteilt werden.<br />

328 Der Referenzterm<strong>in</strong> kann e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> aus dem Vertrags-Soll oder dem Bau-Soll se<strong>in</strong>.<br />

329 Vgl. Schwarze, 1994, S. <strong>22</strong>3.<br />

330 Unterschieden wird h<strong>in</strong>sichtlich des E<strong>in</strong>trittszeitpunktes <strong>in</strong> ursprüngliche (§ 306 BGB) und vorübergehende<br />

(§ 308 BGB) Unmöglichkeit. Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 306 Rdn. 1 ff. und § 308 Rdn. 1 ff.; Mommsen,<br />

1853, S. 7.<br />

331 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 3.<br />

332 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 673.<br />

333 E<strong>in</strong> weiterführendes Begriffsverständnis def<strong>in</strong>iert den Term<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>e beliebige, kalendarisch bestimmbare<br />

Stelle im Projektablauf, dem e<strong>in</strong>e konkrete Leistungsgröße zugeordnet ist.<br />

334 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 676; BGH: Urteil vom 26.10.1989 - VII ZR 75/89, NJW 1990, S. 1231.<br />

[www.heilfort.de]


60 3.4 Systematik von Bauablaufstörungen<br />

Wirkungsrichtung von Bauablaufstörungen<br />

Term<strong>in</strong>verkürzung<br />

Term<strong>in</strong>verlängerung<br />

Umfang der Auswirkung von Bauablaufstörungen<br />

Ereignisstörung<br />

Prozessstörung<br />

Ergebnisstörung<br />

(1) Term<strong>in</strong>verkürzende Ereignisstörung,<br />

z. B. vorfristige Auswahl bemusterter<br />

Ausführungsalternativen<br />

durch den Auftraggeber<br />

(2) Term<strong>in</strong>verkürzende Prozessstörung,<br />

z. B. Leistungsreduzierung aufgrund<br />

anderer Anordnungen durch<br />

den Auftraggeber<br />

(3) Term<strong>in</strong>verkürzende Ergebnisstörung,<br />

z. B. Beschleunigung des gesamten Bauablaufs<br />

mit dem Ziel der Geme<strong>in</strong>kostensenkung<br />

durch den Auftragnehmer<br />

(4) Term<strong>in</strong>verlängernde Ereignisstörung,<br />

z. B. verspätete Planlieferung ohne<br />

Auswirkung auf nachfolgende Prozesse<br />

oder Projektergebnisse<br />

(5) Term<strong>in</strong>verlängernde Prozessstörung,<br />

z. B. längere Ausführungsdauern<br />

e<strong>in</strong>zelner Vorgänge, <strong>die</strong> vom Auftragnehmer<br />

<strong>in</strong>tern ausgeglichen werden<br />

(6) Term<strong>in</strong>verlängernde Ergebnisstörung,<br />

z. B. Unterbrechungen des<br />

Bauablaufs durch Pflichtverletzungen<br />

des Auftraggebers<br />

Abbildung 5: Wirkungsorientierte Gliederung von Bauablaufstörungen 335<br />

(1) Term<strong>in</strong>verkürzende Ereignisstörungen zeigen <strong>in</strong> besonderem Maße, dass der hier verwendete<br />

Störungsbegriff auf wertneutrale Zustandsdifferenzen zurückgeht. Die Feststellung<br />

e<strong>in</strong>er positiven Differenz zwischen dem Referenz- und dem Beobachtungszustand ist <strong>für</strong> das<br />

betroffene Ereignis weder mit Auswirkungen auf <strong>die</strong> Prozessebene noch mit etwaig negativen<br />

E<strong>in</strong>flüssen auf das Projektergebnis verbunden. Gleichwohl ist <strong>die</strong> Abweichung auf e<strong>in</strong>e konkrete<br />

Ursache zurückzuführen, ist also nicht lediglich e<strong>in</strong>e Bauablaufschwankung.<br />

(2) Term<strong>in</strong>verkürzende Prozessstörungen liegen dann vor, wenn nicht nur Ereignisse, sondern<br />

Prozesse von term<strong>in</strong>verkürzenden Zustandsdifferenzen betroffen s<strong>in</strong>d. Diese Störungen<br />

können auf <strong>die</strong> Reduzierung vere<strong>in</strong>barter Leistungen bei unverändertem Baufortschritt ebenso<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong> wie auf <strong>die</strong> Erhöhung des Baufortschritts bei unveränderten Leistungs<strong>in</strong>halten.<br />

Sobald <strong>die</strong> Zustandsdifferenz auf e<strong>in</strong>e konkrete Ursache zurückzuführen ist, liegt e<strong>in</strong>e<br />

term<strong>in</strong>verkürzende Prozessstörung vor. Term<strong>in</strong>liche Projektziele s<strong>in</strong>d nicht betroffen.<br />

(3) Term<strong>in</strong>verkürzende Ergebnisstörungen umfassen alle Zustandsdifferenzen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> im<br />

Rahmen des Term<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>gs das Erreichen der Leistung des Referenzzustandes vor dessen<br />

zugeordnetem Term<strong>in</strong> beobachtet wird. Bei dem term<strong>in</strong>lichen Projektergebnis muss es sich<br />

335 Eigene Darstellung.<br />

[www.heilfort.de]


3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 61<br />

nicht nur um den vertraglichen Fertigstellungsterm<strong>in</strong> handeln. Vielmehr kommt es e<strong>in</strong>zelfallspezifisch<br />

auf das primäre Vertrags-Soll oder Bau-Soll an. Insofern s<strong>in</strong>d auch vere<strong>in</strong>barte<br />

Zwischenterm<strong>in</strong>e als Projektergebnisse zu verstehen.<br />

(4) Term<strong>in</strong>verlängernde Ereignisstörungen betreffen lediglich e<strong>in</strong> Ereignis. Die Abgrenzung<br />

zum Prozess erfolgt dabei über <strong>die</strong> Dauer. 336 So ist <strong>die</strong> verspätete Freigabe von Ausführungsunterlagen<br />

durch den Auftraggeber dann e<strong>in</strong>e term<strong>in</strong>verlängernde Ereignisstörung, wenn<br />

<strong>die</strong> Planlieferung auch im Referenzplan als Ereignis dargestellt wurde. 337 Es bleibt so lange<br />

bei e<strong>in</strong>er Ereignisstörung, bis auch der nächste geplante Prozess bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

(5) Term<strong>in</strong>verlängernde Prozessstörungen führen zum verspäteten Abschluss von Prozessen,<br />

haben jedoch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das term<strong>in</strong>liche Projektergebnis. Dies ist zum Beispiel<br />

dann der Fall, wenn sich Prozesse zwar verlängern, <strong>die</strong> Verlängerung der Prozessdauer aber<br />

kle<strong>in</strong>er als der im Referenzzustand def<strong>in</strong>ierte Gesamtpuffer ist. 338 Gleichwohl können <strong>die</strong>se<br />

Bauablaufstörungen Mehrkosten hervorrufen, zum Beispiel aufgrund von verlängerter Gerätevorhaltung<br />

oder Produktivitätsverlusten. Die aus Prozessstörungen resultierenden Mehrkosten<br />

s<strong>in</strong>d unter bestimmten Voraussetzungen erstattungsfähig. 339<br />

(6) Term<strong>in</strong>verlängernde Ergebnisstörungen wirken sich negativ auf <strong>die</strong> Projektergebnisse<br />

aus. Betroffen können <strong>in</strong> term<strong>in</strong>licher H<strong>in</strong>sicht nicht nur <strong>die</strong> Fertigstellungsterm<strong>in</strong>e, sondern<br />

alle im Vertrag vere<strong>in</strong>barten Subziele se<strong>in</strong>. Die Ergebnisstörung umfasst <strong>die</strong> Verlängerung<br />

von Ereignissen oder Prozessen, aus dem <strong>die</strong> Ergebnisabweichung erst folgt. Insbesondere<br />

Term<strong>in</strong>verzögerungen fallen unter <strong>die</strong>se Kategorie, da der Term<strong>in</strong>begriff <strong>in</strong> der Baupraxis<br />

meist ergebnisorientiert aufgefasst wird. 340<br />

336 E<strong>in</strong> Ereignis hat <strong>die</strong> Dauer Null.<br />

337 Wird h<strong>in</strong>gegen der Planungsprozess nur als Vorgang mit e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Dauer def<strong>in</strong>iert, handelt sich bei der<br />

Abweichung um e<strong>in</strong>e Prozessstörung.<br />

338 Der Gesamtpuffer ist <strong>die</strong> Differenz zwischen spätestem und frühestem Ende e<strong>in</strong>es Prozesses.<br />

339 So setzt e<strong>in</strong> Schadensersatzanspruch des Auftragnehmers voraus, dass h<strong>in</strong>dernde Umstände aufgetreten s<strong>in</strong>d,<br />

adäquat-kausal auf den Schädiger zurückgehen und von <strong>die</strong>sem zu vertreten ist. Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 6 Rdn. 41 ff.<br />

340 Der umgangssprachlich geprägte Begriff der Term<strong>in</strong>verzögerung soll e<strong>in</strong>engend als term<strong>in</strong>verlängernde Abweichung<br />

von vere<strong>in</strong>barten Fertigstellungsterm<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terpretiert werden, da <strong>die</strong>ser Arbeit e<strong>in</strong> weiterführendes Begriffsverständnis<br />

vom Term<strong>in</strong> zugrunde liegt. Der Term<strong>in</strong> ist demnach e<strong>in</strong>e beliebige, kalendarisch bestimmbare<br />

Stelle im Projektablauf, dem e<strong>in</strong>e konkrete Leistungsgröße zugeordnet ist.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen<br />

4.1 Vorüberlegungen<br />

Aus der <strong>in</strong> Kapitel 3 erfolgten Systematisierung von Zustandsdifferenzen im Bauablauf ergibt<br />

sich, dass Beh<strong>in</strong>derungen und damit verbundene Ansprüche nur e<strong>in</strong> Teil im komplexen Netz<br />

von Ursache-Wirkungs-Beziehungen s<strong>in</strong>d. Es s<strong>in</strong>d somit verschiedene Betrachtungsweisen<br />

zur Systematisierung der Ursachen und Auswirkungen von Zustandsdifferenzen im Bauprojektablauf<br />

möglich, mit denen jeweils spezifische Frage- und Zielstellungen untersucht werden<br />

können. Forschungsarbeiten können auf e<strong>in</strong>e wirkungs- und ursachenorientierte Betrachtungsweise<br />

fokussieren.<br />

Die wirkungsorientierte Betrachtung von Zustandsdifferenzen führt zu der Frage, wie <strong>die</strong><br />

aus den Abweichungen möglicherweise resultierenden Ansprüche am besten gesichert, ermittelt<br />

und abgerechnet werden können. Vertreter s<strong>in</strong>d zum Beispiel <strong>die</strong> baubetrieblichen Forschungsarbeiten<br />

von BORN 341 , LANG 342 , KOSANKE 343 , PAWLIK 344 , PLUM 345 , MIT-<br />

SCHEIN 346 oder DREIER 347 , <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Entwicklung von Verfahren zur erleichterten Ermittlung<br />

der Anspruchshöhe oder zur verbesserten Darstellung der Anspruchsgrundlage im Beh<strong>in</strong>derungsfall<br />

abzielen.<br />

Die ursachenorientierte Betrachtung von Bauablaufstörungen zielt auf <strong>die</strong> Identifizierung<br />

konkreter Ursachen <strong>für</strong> Störungen des Bauablaufs ab. Wirken sich <strong>die</strong> Störungsursachen unmittelbar<br />

auf den Bauablauf aus, kann von direkten Störungsursachen gesprochen werden.<br />

348 Indirekte Störungsursachen 349 können nicht über konkrete Abweichungen von<br />

341 Born, 1980.<br />

342 Lang, 1988.<br />

343 Kosanke, 1988.<br />

344 Pawlik, 1993.<br />

345 Plum, 1997.<br />

346 Mitsche<strong>in</strong>, 1999.<br />

347 Dreier, 2001.<br />

348 LIEB verwendet <strong>die</strong> Begriffe direkte und <strong>in</strong>direkte Bee<strong>in</strong>flussung. Vgl. Lieb, 1997, S. 14.<br />

349 Vgl. Lieb, 1997, S. 14.<br />

[www.heilfort.de]


64 4.1 Vorüberlegungen<br />

Planwerten erkannt werden, da <strong>die</strong> Soll-Werte meist nicht explizit determ<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. 350 Wenn<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung notwendiger, aber verspätet gelieferter Plan zu tatsächlichen<br />

Beh<strong>in</strong>derungen führt, ist <strong>die</strong>s zunächst e<strong>in</strong> typischer Fall e<strong>in</strong>es direkten Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhangs. Werden jedoch <strong>die</strong> Gründe der Störungsursache „Planlieferung“<br />

untersucht, zeigt sich, dass e<strong>in</strong>e Reihe <strong>in</strong>direkter Umstände sowohl das Entstehen als auch den<br />

Umfang von Bauablaufstörungen negativ bee<strong>in</strong>flussen.<br />

In <strong>die</strong>ser Arbeit soll der juristische Ansatz erweitert werden. Grundlage ist <strong>die</strong> These, dass der<br />

Ursprung vieler störungsverursachender Kausalketten <strong>in</strong> mangelnder Kooperation zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer zu suchen ist. Die empirische Überprüfung <strong>die</strong>ser These soll<br />

anhand der sekundärstatistischen Auswertung 351 e<strong>in</strong>er Umfrage unter sächsischen Bauunternehmen<br />

erfolgen. 352 Es wird untersucht, ob sich e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen dem Verhalten<br />

der Baubeteiligten und der Häufigkeit ausgewählter Störungsursachen herstellen lässt. 353<br />

Durch <strong>die</strong> Erweiterung des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs auf das Verhalten der Baubeteiligten<br />

wird der klassische, juristisch geprägte Begriff der adäquaten Kausalität 354 im Interesse<br />

der Störungsvermeidung ergänzt um <strong>die</strong> Analyse auch <strong>in</strong>direkter, im juristischen S<strong>in</strong>n<br />

„nicht adäquater“ Wirkzusammenhänge. Ziel ist <strong>die</strong> Identifikation neuer Ansatzpunkte <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Vermeidung von Bauablaufstörungen auf empirisch gesicherter Basis.<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel 4 werden im Abschnitt 4.2 zunächst Methodik der Datenerhebung und Datenanalyse<br />

dargestellt. Auf Basis des vorliegenden Datenmaterials werden im Abschnitt 4.3<br />

<strong>die</strong> empirischen Befunde zu Häufigkeiten und Häufigkeitsverteilungen ausgewählter Störungsursachen<br />

abgeleitet und im Rahmen der Korrelations- und Regressionsanalyse auf ihren<br />

Zusammenhang zum Kooperationsgrad untersucht. Im Abschnitt 4.4 werden <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

zusammengestellt und <strong>in</strong>terpretiert.<br />

350 E<strong>in</strong>e frühe Betrachtung <strong>in</strong>direkter Störungsursachen f<strong>in</strong>det sich bei PFARR, der Störgrößen zunächst auf baurechtliche,<br />

bauwirtschaftliche und bautechnische Ursachen zurückführt, <strong>die</strong> wiederum an Bauherreneigenschaften,<br />

Term<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung, Objektkomplexität, Objektnovität und Objektgröße gebunden s<strong>in</strong>d. Vgl. Pfarr, 1984, S. 301.<br />

351 Die Sekundärstatistik basiert auf nicht eigens <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweilige Untersuchung erhobenem Datenmaterial. Vgl.<br />

Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 5.<br />

352 Dieser Untersuchung liegen <strong>die</strong> mit dem Statistikprogramm SPSS erfassten Rohdaten e<strong>in</strong>er an der TU Dresden<br />

durchgeführten Nachunternehmerbefragung zugrunde. Vgl. Kropff, 2000.<br />

353 Abhängigkeiten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bauablaufstörungen werden nicht untersucht.<br />

354 Kausal ist jedes Ereignis, ohne das e<strong>in</strong>e Wirkung nicht denkbar wäre. Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB Vorbem.<br />

v. § 249 Rdn. 58.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 65<br />

4.2 Statistische Methodik der Untersuchung<br />

4.2.1 Datenerhebung<br />

Das Datenmaterial wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit erfasst, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Kooperation zwischen<br />

dem Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen und dem Lehrstuhl <strong>für</strong> technologieorientierte Existenzgründung<br />

und Innovationsmanagement, beide TU Dresden, sowie e<strong>in</strong>em führenden deutschen<br />

Bauunternehmen entstanden ist. 355 Hauptsächlicher Gegenstand der Befragung war <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

von Nachunternehmern mit dem Generalunternehmer. Im Ergebnis liegt e<strong>in</strong>e<br />

Datenmatrix aus 137 Fragen und 145 beantworteten Fragebögen vor, <strong>die</strong> mit dem Programm<br />

SPSS ® ausgewertet wird. 356 Die Datenmatrix ist so aufgebaut, dass <strong>die</strong> Fragen an <strong>die</strong> Unternehmer<br />

spaltenweise und <strong>die</strong> dazugehörigen Antworten zeilenweise aufgeführt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Datenerhebung umfasst auch stichprobenbeschreibende Merkmale der befragten Unternehmen<br />

und Personen. Als Erhebungsmethode wurde <strong>die</strong> schriftliche Befragung aller <strong>in</strong> Sachsen<br />

registrierten Nachunternehmer des betreffenden Bauunternehmens gewählt. Die standardisierten<br />

Fragebögen verb<strong>in</strong>den mehrere Forschungsprojekte und erfassen so e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Merkmalsausprägungen verschiedener mit Vergabe, Abwicklung und Abrechnung von Bauleistungen<br />

zusammenhängender E<strong>in</strong>zelaspekte. Neben Angaben zu Gewerkekategorien, Anzahl<br />

der Beschäftigten und Auftragsvolumen wurden auch Position und Ausbildung der Bearbeiter<br />

des Fragebogens erfasst. Insgesamt umfasst <strong>die</strong> Umfrage acht Variablenblöcke A bis H.<br />

Der Block A erfasst klassifizierende Fragen zum Unternehmen. Insbesondere erfolgt <strong>die</strong> E<strong>in</strong>ordnung<br />

der Befragten nach Gewerkekategorie, Unternehmensgröße, Auftragsvolumen pro<br />

Jahr und Qualifikation des Fragebogenbeantworters. Der Block B befasst sich mit der Auftragsvergabe.<br />

Im Mittelpunkt stehen Fragen zur Situation bei der Auftragsvergabe, zu Kosten<br />

der Angebotserstellung und Kriterien bei der Auftragsvergabe. Block C stellt Fragen zum<br />

Thema Nachträge, so zum Beispiel zur Höhe, zu Gründen und der Häufigkeit bei Pauschalund<br />

E<strong>in</strong>heitspreisverträgen. Für <strong>die</strong>se Untersuchung relevant ist der Block D mit Fragen zum<br />

Problem Term<strong>in</strong>verzögerungen. Block E befasst sich mit der Zusammenarbeit und Kommunikation<br />

zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Die Befragten sollten <strong>die</strong> gegenwärtige Situation<br />

e<strong>in</strong>schätzen und Vorschläge <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e zukünftig bessere Zusammenarbeit unterbreiten.<br />

Im Block F wurde e<strong>in</strong> Nachunternehmermodell des <strong>die</strong> Befragung unterstützenden Generalunternehmers<br />

zur Diskussion gestellt. Der Block G umfasst Fragen zur Verteilung des Gesamtnutzens<br />

e<strong>in</strong>er besseren Kooperation und zur derzeitigen Situation der Zusammenarbeit. Der<br />

355 Vgl. Kropff, 2000.<br />

356 SPSS <strong>für</strong> W<strong>in</strong>dows, Release 11.0, Copyright SPSS Inc.<br />

[www.heilfort.de]


66 4.2 Statistische Methodik der Untersuchung<br />

Fragebogen endet mit dem Block H, der weitere Fragen zur Thematik Bauablaufstörungen<br />

und Nachtragsmanagement enthält. 357<br />

Die Verwendbarkeit der Umfrageergebnisse <strong>für</strong> <strong>die</strong> sekundärstatistische Auswertung im Bezugsrahmen<br />

<strong>die</strong>ser Arbeit ergibt sich aus Kontext und Typ der erfassten Daten. Hier kommt es<br />

auf das Verhältnis von Auftraggeber und Auftragnehmer an, nicht alle<strong>in</strong> auf das spezielle<br />

Verhältnis zwischen Bauherr und Bauunternehmer. So ist e<strong>in</strong> vom Generalunternehmer verspätet<br />

übergebener Plan auch dann dessen Risikosphäre zuzuordnen, wenn der Plan von dessen<br />

Auftraggeber verspätet geliefert worden ist. 358 Auch <strong>die</strong> Datentypen der untersuchten<br />

Merkmale, <strong>die</strong> <strong>die</strong> erlaubten Auswertungsoperationen def<strong>in</strong>ieren 359 , s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung<br />

des vermuteten Zusammenhangs zwischen dem Kooperationsgrad und der Häufigkeit term<strong>in</strong>verlängernder<br />

Bauablaufstörungen gut geeignet. Es werden diskrete und stetige Merkmalsausprägungen<br />

unterschieden. Beispiele diskreter Merkmale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der gegenständlichen Umfrage<br />

<strong>die</strong> Fragen nach dem Gewerk des befragten Unternehmens und der Position des Bearbeiters.<br />

Im Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit werden Fragen zur derzeitigen Zusammenarbeit am Bau<br />

(Frage 40) 360 und zur Häufigkeit direkter Bauablaufstörungen (Fragenkomplex 27) 361 verwendet.<br />

Der Fragenkomplex zur Häufigkeit von Bauablaufstörungen, <strong>die</strong> zu Term<strong>in</strong>verzögerungen<br />

führen, untergliedert sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Teilfragen 27.1 bis 27.14. Die Frage 40 zum Kooperationsgrad<br />

erfasst <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schätzung der Befragten zur Zusammenarbeit am Bau auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen,<br />

stetigen Skala von „kooperativ“ über „50/50“ bis „immer“. Auch <strong>die</strong> Häufigkeit der Ursachen<br />

von Term<strong>in</strong>verzögerungen wurde auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen, stetigen Skala von „nie“ über<br />

„teils teils“ bis „immer“ ermittelt. Die Abstände und Quotienten der Merkmalsausprägungen<br />

lassen sich daher <strong>für</strong> <strong>die</strong> Fragen 27 und 40 s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong>terpretieren. 362 Es wird somit der Praxis<br />

der statistischen Auswertung gefolgt, <strong>für</strong> alle Daten mit e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens fünfstufigen Schätzskala<br />

e<strong>in</strong>en stetigen Datentypus anzunehmen und e<strong>in</strong>e Weiterverarbeitung mit wirkungsvolle-<br />

357 Vgl. Kropff, 2000, S. 72 ff.<br />

358 Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> term<strong>in</strong>lichen Auswirkungen kommt es auf <strong>die</strong> Frage, ob auch e<strong>in</strong> Verschulden des<br />

Generalunternehmers vorliegt, nicht an. Es genügt e<strong>in</strong> Umstand aus dessen Sphäre. Vgl. § 6 Nr. 2 VOB/B.<br />

359 Vgl. Lehnert, 2000, S. 100.<br />

360 Frage 40: „Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> derzeitige Zusammenarbeit am Bau?“ Vgl. Kropff, 2000, Anhang, S. 137.<br />

361 Frage 27: „Wie oft s<strong>in</strong>d Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>die</strong> folgenden Punkte der Grund <strong>für</strong> das Entstehen von Term<strong>in</strong>verzögerungen?“<br />

Vgl. Kropff, 2000, Anhang, S. 134.<br />

362 Vgl. Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 9.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 67<br />

ren statistischen Analyseverfahren, <strong>in</strong>sbesondere mit der Korrelations- und Regressionsanalyse<br />

zuzulassen. 363<br />

Abbildung 6 systematisiert <strong>die</strong> zur Bewertung gestellten Bauablaufstörungen nach der Verantwortlichkeit<br />

<strong>in</strong> Auftraggeber-, Auftragnehmer- und neutrale Störungen. 364<br />

Auftraggeber-Störungen Neutral Auftragnehmer-Störungen<br />

(27.1) Mangelhafte Ausführungsplanung<br />

(27.2) Missverständliche Ausschreibung<br />

(27.3) Schlechte Unterstützung des AN<br />

(27.6) Verzögerte/mangelhafte SUB-<br />

Vorleistung<br />

(27.9) Änderung der Ausführungspläne<br />

(27.10) Zu späte Freigabe der Ausführungspläne<br />

(27.12) Nachträge führen zu größeren Auftragsvolumen<br />

(27.8) Ungeplante<br />

Schwierigkeiten<br />

(Wetter,<br />

Ausfälle...<br />

)<br />

(27.4) Mangelnde Kapazität des AN<br />

(27.5) Hoher Term<strong>in</strong>druck / zu kurze Fristen<br />

(27.7) Eigene Fehler <strong>in</strong> der Term<strong>in</strong>planung<br />

(27.11) Eigene Probleme bei der Erstellung<br />

von Detailzeichnungen<br />

(27.13) Schwierigkeiten bei der Arbeitsvorbereitung<br />

(27.14) Probleme bei der Materiallieferung<br />

Abbildung 6: Gliederung der Ursachen <strong>für</strong> Term<strong>in</strong>verzögerungen nach Verantwortlichkeit 365<br />

4.2.2 Datenanalyse<br />

Als Kennwerte der Datenanalyse werden Mittelwert, Standardabweichung und Korrelationskoeffizient<br />

mit der zugehörigen Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit verwendet. Für <strong>die</strong> beschreibende<br />

Statistik wird ergänzend <strong>die</strong> Regressionsanalyse sowie das Bestimmtheitsmaß herangezogen.<br />

Die <strong>für</strong> <strong>die</strong>se sekundärstatistische Untersuchung relevanten Teile der <strong>in</strong> SPSS 366 vorliegenden,<br />

von KROPFF 367 gewonnenen Rohdaten werden mit <strong>die</strong>sen Kennwerten h<strong>in</strong>sichtlich Lage,<br />

Streuung und Zusammenhang beschrieben und ausgewertet.<br />

363 Vgl. Lehnert, 2000, S. 102. Insofern liegt <strong>die</strong>ser Arbeit e<strong>in</strong> pragmatischer Ansatz zugrunde. Im Mittelpunkt<br />

soll nicht <strong>die</strong> Identifikation statistischer Gesetzmäßigkeiten, sondern das Erkennen neuer Ansatzpunkte <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

häufigere Erreichung des term<strong>in</strong>lichen Projekterfolgs auch mit Hilfe statistischer Methoden stehen.<br />

364 Die e<strong>in</strong>zelnen Störgrößen wurden im Interesse des Erhebungsdesigns mit leichten und e<strong>in</strong>deutig verständlichen<br />

Fragen typisiert. Zusätzlich zu den angebotenen Störungsursachen haben <strong>die</strong> Befragten <strong>in</strong> <strong>die</strong> drei Felder<br />

„Sonstiges“ ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>tragungen vorgenommen. Vgl. Kropff, 2000, S. 69 ff.<br />

365 Eigene Darstellung.<br />

366 SPSS <strong>für</strong> W<strong>in</strong>dows, Release 11.0, Copyright SPSS Inc.<br />

367 Kropff, 2000.<br />

[www.heilfort.de]


68 4.2 Statistische Methodik der Untersuchung<br />

Der Mittelwert x zeigt <strong>die</strong> zentrale Tendenz e<strong>in</strong>er Verteilung und wird mit SPSS als arithmetischer<br />

Mittelwert bestimmt. 368 Für das arithmetische Mittel ist <strong>die</strong> Summe der quadrierten<br />

Abweichungen aller Merkmalswerte x i am kle<strong>in</strong>sten. Zur Abgrenzung und Vorbereitung der<br />

Korrelations- und Regressionsanalyse werden <strong>die</strong> Mittelwerte des Kooperationsgrades mit x,<br />

<strong>die</strong> mittleren Störhäufigkeiten mit y bezeichnet. 369<br />

Die Standardabweichung s ist das Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stärke der Abweichung vom Mittelwert und<br />

wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit als maßgebliche Größe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Streuung der erhobenen Daten verwendet.<br />

Im Intervall von e<strong>in</strong>er Standardabweichung um den Mittelwert liegen bei normalverteilten<br />

Werten zwei Drittel aller Werte. 370<br />

Der Korrelationskoeffizient r XY beschreibt Richtung und Stärke des Zusammenhangs zwischen<br />

den Merkmalen X und Y. 371 Basiert <strong>die</strong> Korrelationsanalyse auf <strong>in</strong>tervallskalierten,<br />

normalverteilten Werten 372 , beschreibt der e<strong>in</strong>fache l<strong>in</strong>eare Korrelationskoeffizient den Zusammenhang<br />

zwischen den Variablen X und Y. 373 Zur Interpretation des Korrelationskoeffizienten<br />

ist e<strong>in</strong>e positive oder negative Korrelation zu unterscheiden. Es gilt -1 < r xy < +1. Das<br />

Vorzeichen von r xy beschreibt <strong>die</strong> Richtung des Zusammenhangs, der Betrag dessen Stärke.<br />

Bei r xy = 0 besteht ke<strong>in</strong> Zusammenhang. Bei r xy = +1 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Merkmale direkt proportional<br />

abhängig, bei r xy = -1 besteht e<strong>in</strong> gegenläufiger Zusammenhang. Beträge bis etwa r xy = 0,5<br />

weisen auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Korrelation h<strong>in</strong>, bis r xy = 0,7 wird e<strong>in</strong>e mittlere und bis r xy = 0,9 e<strong>in</strong>e<br />

hohe Korrelation angenommen. Bei r xy > 0,9 besteht e<strong>in</strong>e sehr hohe Korrelation. 374<br />

Die Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit wird bei Korrelationen mit dem Wert p signalisiert und<br />

zeigt, wie häufig e<strong>in</strong> Test auf bivariaten Zusammenhang abgelehnt wird. 375 Je kle<strong>in</strong>er folglich<br />

368 Vgl. Voelkl/Gerber, 1999, S. 46.<br />

369 Der Median wäre formal ebenso verwendbar, br<strong>in</strong>gt aber nach dem herkömmlichen Abzählverfahren, wonach<br />

<strong>in</strong> Häufigkeitstabellen über und unter dem Median jeweils <strong>die</strong> gleiche Anzahl von Werten liegt, nur „[...] e<strong>in</strong>en<br />

völlig unbefriedigenden, weil nicht genügend differenzierenden Wert.“ Bühl/Zöfel, 2000, S. 111.<br />

370 Vgl. Bühl/Zöfel, 2000, S. 107.<br />

371 Vgl. Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 112.<br />

372 Basis der Korrelationsanalyse <strong>für</strong> <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>samen Häufigkeitsverteilungen zweier quantitativer Merkmale<br />

s<strong>in</strong>d Korrelations- oder Kreuztabellen, <strong>in</strong> deren Feldern kreuzweise <strong>die</strong> Summen n ij der realisierten Ausprägungen<br />

aller Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen e<strong>in</strong>getragen werden. Vgl. Bamberg/Baur, 1993, S.31; Lehnert, 2000, S. 118;<br />

Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 109.<br />

373 Der e<strong>in</strong>fache l<strong>in</strong>eare Korrelationskoeffizient wird auch Bravais-Pearson-Korrelationskoeffizient genannt. Vgl.<br />

Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 112.<br />

374 Vgl. Bühl/Zöfel, 2000, S. 303.<br />

375 Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere der T-Test, der <strong>die</strong> Mittelwerte zweier Messreihen vergleicht, und der F-<br />

Test, der <strong>die</strong> Streuung zweier normalverteilter, zufälliger Größen vergleicht. Vgl. Zeidler (Hrsg.), 1996, S. 86 f.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 69<br />

der Wert p ist, desto wahrsche<strong>in</strong>licher ist e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen den untersuchten Variablen.<br />

Entsprechend können unterschiedliche Signifikanzniveaus unterschieden werden.<br />

Abbildung 7 zeigt <strong>die</strong> Interpretation der <strong>in</strong> SPSS verwandten Symbolik.<br />

Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit Bedeutung Symbolisierung<br />

p > 0,05 nicht signifikant ns<br />

p 0,05 signifikant *<br />

p 0,01 sehr signifikant **<br />

p < 0,001 höchst signifikant ***<br />

Abbildung 7: E<strong>in</strong>schätzung der Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit und Anzeige <strong>in</strong> SPSS 376<br />

Die funktionale Abhängigkeit e<strong>in</strong>er abhängigen von e<strong>in</strong>er unabhängigen Variablen wird <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>ser Arbeit mit der Regressionsanalyse untersucht, wobei generell e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang<br />

postuliert wird. 377 Die Regressionsgerade bestimmt sich bezüglich der Abstände <strong>in</strong> Richtung<br />

der Ord<strong>in</strong>ate über das Kriterium der kle<strong>in</strong>sten Quadrate. 378 Der Anstieg a gibt an, um wie<br />

viele E<strong>in</strong>heiten sich der Y-Wert ändert, wenn sich der X-Wert um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit erhöht. 379 Das<br />

Vorzeichen des Regressionskoeffizienten a als Anstieg der l<strong>in</strong>earen Regressionsgeraden zeigt,<br />

ob e<strong>in</strong> positiver, proportionaler oder e<strong>in</strong> negativer, umgekehrt proportionaler Zusammenhang<br />

vorliegt. Der Ord<strong>in</strong>atenabschnitt b als Absolutglied der l<strong>in</strong>earen Regressionsfunktion 380 def<strong>in</strong>iert<br />

den Schnittpunkt mit der vertikalen y-Achse. In <strong>die</strong>ser Arbeit wird <strong>die</strong> Regressionsanalyse<br />

auf e<strong>in</strong>er von der Korrelationsanalyse abweichenden Datenbasis durchgeführt, um mit zwei<br />

unterschiedlichen Verfahren <strong>für</strong> den <strong>in</strong>direkten und somit schwachen Zusammenhang zwischen<br />

Kooperationsgrad und Störhäufigkeit gegebenenfalls e<strong>in</strong>en Trend bestimmen zu können.<br />

Während im Rahmen der Korrelationsanalyse <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Verteilung der Stichprobe<br />

e<strong>in</strong>e Abhängigkeit aller Werte y j vom Kooperationsgrad untersucht wird, bezieht sich <strong>die</strong> Regressionsanalyse<br />

auf <strong>die</strong> klassierten, mittleren Störhäufigkeiten<br />

y<br />

j<br />

.<br />

376 Entnommen aus Bühl/Zöfel, 2000, S. 100.<br />

377 Die allgeme<strong>in</strong>e, l<strong>in</strong>eare Regressionsgleichung wird hier <strong>in</strong> der Form: y<br />

j<br />

= f(x) = ax + b bestimmt.<br />

378 Voraussetzungen s<strong>in</strong>d normal verteilte Residuen sowie metrische, stetige Daten. Vgl. Schneider/Kornrumpf/-<br />

Mohr, 1993, S. 9. Die Beurteilung der Datenbasis als metrische Daten muss kritisch beurteilt werden.<br />

379 Vgl. Bamberg/Baur, 1993, S. 42.<br />

380 Der Ord<strong>in</strong>atenabschnitt b der Regressionsgeraden errechnet sich wie folgt: b y a x<br />

[www.heilfort.de]


70 4.2 Statistische Methodik der Untersuchung<br />

Beide Verfahren werden <strong>für</strong> jede Kooperationsklasse X i <strong>in</strong> getrennten Programmen realisiert.<br />

Mit SPSS wird <strong>die</strong> Korrelations- 381 , mit EXCEL 382 <strong>die</strong> Regressionsanalyse durchgeführt. 383<br />

Das Bestimmtheitsmaß B ist e<strong>in</strong> normiertes Maß zur Beurteilung der Güte der Anpassung der<br />

Regressionsgeraden an <strong>die</strong> Werte der abhängigen Variablen. 384 Je größer das Bestimmtheitsmaß<br />

ist, umso besser werden <strong>die</strong> Ausprägungen des abhängigen Merkmals durch <strong>die</strong> Gerade<br />

erklärt. Als Basis der Regressionsanalyse werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit <strong>die</strong> mittleren, klassierten<br />

Häufigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Bauablaufstörungen verwendet. Das Bestimmtheitsmaß B bezieht<br />

sich damit auf e<strong>in</strong>e andere Datenbasis als der Korrelationskoeffizient r xy , der <strong>für</strong> alle Werte y j<br />

bestimmt wird. 385 Die Bestimmtheitsmaße können gemäß Abbildung 8 <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

Bestimmtheitsmaß<br />

B = 0<br />

Bedeutung<br />

Ke<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

0 < B < 0,5 Schwacher Zusammenhang<br />

0,5 B < 0,75 Guter Zusammenhang<br />

0,75 B < 1 Sehr guter Zusammenhang<br />

B = 1<br />

Direkter, funktionaler Zusammenhang<br />

Abbildung 8: Interpretation des Bestimmtheitsmaßes<br />

Im Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit werden <strong>die</strong> direkten Störungsursachen und das Verhalten<br />

der Vertragspartner auf Mittelwerte, Streuung, Korrelation und Regression untersucht. Der<br />

Kooperationsgrad (Frage 40) wird als unabhängige Variable (X-Wert), <strong>die</strong> Häufigkeiten der<br />

direkten Bauablaufstörungen (Fragen 27.1 bis 27.14) werden als vom Kooperationsgrad <strong>in</strong>direkt<br />

bee<strong>in</strong>flusste Variablen (Y-Wert) def<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong> positiver Zusammenhang liegt aufgrund<br />

der Charakteristik der untersuchten Stichprobe dann vor, wenn Bauablaufstörungen umso häufiger<br />

auftreten, je kompetitiver das Verhalten der Projektpartner wahrgenommen wird. Umgekehrt<br />

würde e<strong>in</strong> negativer Zusammenhang dann vorliegen, wenn zunehmend kompetitives<br />

Verhalten zu e<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ken der Störhäufigkeit führen würde.<br />

381 Vgl. Voelkl/Gerber, 1999, S. 172 ff.<br />

382 Microsoft Excel 2000, Copyright Microsoft Corporation.<br />

383 Vgl. Erben, 1998, S. 237 ff.<br />

384 Vgl. Schneider/Kornrumpf/Mohr, 1993, S. 115.<br />

385 Im Fall e<strong>in</strong>er identischen Datenbasis und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Regressionsanalyse ist <strong>die</strong> Quadratwurzel aus dem<br />

Bestimmtheitsmaß B gleich dem Korrelationskoeffizienten nach Pearson r xy . Vgl. Bühl/Zöfel, 2000, S. 319.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 71<br />

4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen<br />

4.3.1 Charakteristik der Stichprobe<br />

Neben allgeme<strong>in</strong>en, klassifizierenden Merkmalen e<strong>in</strong>er Stichprobe kommt es bei der Beurteilung<br />

erhobener Daten zunächst darauf an, ob von der Stichprobe auf <strong>die</strong> Grundgesamtheit geschlossen<br />

werden kann. Die Repräsentativität der Stichprobe ist am Auswahlverfahren, am<br />

Stichprobenumfang und an der Stichprobenverteilung festzumachen.<br />

Nach dem Auswahlverfahren können Zufalls- und Beteiligungsstichproben unterschieden<br />

werden. Zufallsstichproben ermöglichen auf theoretisch abgesicherter Basis zuverlässige Datenauswertungen<br />

und Hochrechnungen auf Basis der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsgesetze. 386 Beteiligungsstichproben<br />

werden als typische Auswahl, Cut-off-Verfahren und Quotenauswahl durchgeführt.<br />

387 Der vorliegenden Stichprobe liegt e<strong>in</strong>e typische Auswahl zugrunde, <strong>die</strong> als<br />

Auswahl der Grundgesamtheit sächsischer Bauunternehmen den gesamten, alle 478 <strong>in</strong> Sachsen<br />

gemeldeten Nachunternehmer e<strong>in</strong>es führenden deutschen Bauunternehmens umfasst. 388<br />

Als Stichprobenumfang stehen 145 korrekt ausgefüllte Fragebögen zur Verfügung. Dies entspricht<br />

e<strong>in</strong>em Rücklauf von über 30 %. 389 Die Stichprobe deckt damit etwa 0,48 % 390 der<br />

Grundgesamtheit von etwa 30.000 sächsischen Baubetrieben ab. 391<br />

Die Stichprobenverteilung kann an der Betriebsgröße festmacht werden. Die Betriebsgrößenklassen<br />

der Stichprobe werden daher <strong>in</strong> Abbildung 9 mit der Verteilung der Grundgesamtheit<br />

aller sächsischen Baubetriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes verglichen. 392<br />

386 Vgl. Hartung/Elpelt/Klösener, 1998, S. 315 und Schlittgen, 1993, S. 257 - 258.<br />

387 Vgl. Hartung/Elpelt/Klösener, 1998, S. 316.<br />

388 Vgl. Kropff, 2000, S. 75.<br />

389 (145 / 478) * 100 % = 30,3 %<br />

390 (145 / 30.000) * 100 % = 0,48 %<br />

391 Die Betriebsgrößenklasse 1 - 9 wird im Ausbaugewerbe im Rahmen der Totalerhebung des statistischen Landesamtes<br />

nicht erfasst. Als Berechnungsbasis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anzahl der Unternehmen im Ausbaugewerbe mit 1 - 9 Beschäftigten<br />

wird daher das Unternehmensregister verwendet, das am 11.06.2002 <strong>in</strong>sgesamt 20.968 Betriebe <strong>die</strong>ser<br />

Klasse ausweist. Vgl. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.), 2002. Das restliche Ausbaugewerbe<br />

umfasst 2.178 Betriebe. Vgl. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.), 2. Quartal 2000,<br />

S. 4. Im Bauhauptgewerbe ergab <strong>die</strong> Totalerhebung <strong>für</strong> das Jahr 2000 <strong>in</strong>sgesamt 6.605 Betriebe <strong>in</strong> Sachsen. Vgl.<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.), Juni 2000, S. 5.<br />

392 Von <strong>in</strong>sgesamt 145 Fragebögen waren bezüglich der Frage 2 zur Betriebsgrößenklasse nur 144 gültig.<br />

[www.heilfort.de]


72 4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen<br />

Baubetriebe der Stichprobe Baubetriebe der Grundgesamtheit <strong>in</strong> Sachsen 2000<br />

Häufigkeit [gültige Prozente]<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

84,7 %<br />

34,7 %<br />

21,5 % <strong>22</strong>,2 %<br />

8,8 %<br />

Anzahl und Anteil der Betriebsgrößenklassen<br />

Beschäftigte Stichprobe Grundgesamtheit<br />

1-9 50 34,7 % 25.156* 84,7 %<br />

10-19 31 21,5 % 2.624 8,8 %<br />

20-49 32 <strong>22</strong>,2 % 1.369 4,6 %<br />

50-99 17 11,8 % 399 1,3 %<br />

> 100 14** 9,7 % 145 0,5 %<br />

Summe 144 100,0 % 29.693 100,0 %<br />

4,6 %<br />

11,8 %<br />

9,7 %<br />

1,3 % 0,5 %<br />

1-9<br />

Beschäftigte<br />

10-19<br />

Beschäftigte<br />

20-49<br />

Beschäftigte<br />

50-99<br />

Beschäftigte<br />

> 100<br />

Beschäftigte<br />

Antwortkategorien [angepasst an Landesstatistik]<br />

* Die Betriebsgrößenklasse 1-9 im Ausbaugewerbe wurde geschätzt anhand Unternehmensregister 2002 (20.968 Betriebe)<br />

** Die Gruppe > 100 Beschäftigte umfasst <strong>die</strong> Stichprobenklassen von 100 - 199, 200 - 499 und > 500 Beschäftigten.<br />

Abbildung 9: Die Baubetriebe der Stichprobe nach Betriebsgrößenklassen 393<br />

Die Repräsentativität der Stichprobe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grundgesamtheit sächsischer Baubetriebe ist<br />

kritisch zu bewerten. Da <strong>die</strong> typische Auswahl aus der Nachunternehmerdatenbank e<strong>in</strong>es Generalunternehmers<br />

stammt, hatte nicht jedes Element der Grundgesamtheit <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

zum<strong>in</strong>dest theoretisch an der Umfrage teilnehmen zu können. Zudem zeigt <strong>die</strong> Stichprobenverteilung,<br />

dass besonders <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>en Baubetriebe <strong>in</strong> der Stichprobe unterrepräsentiert s<strong>in</strong>d.<br />

Die These von der <strong>in</strong>direkten Kooperationsabhängigkeit von Bauablaufstörungen wird daher<br />

nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stichprobe selbst überprüft. Die ermittelten Werte sollten nicht ohne fachkundige<br />

Wertung des E<strong>in</strong>zelfalls auf <strong>die</strong> Grundgesamtheit übertragen werden.<br />

4.3.2 Häufigkeitsverteilungen<br />

Im Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit werden <strong>die</strong> Datensätze zum Kooperationsgrad (Frage 40) 394<br />

und zur Häufigkeit ergebnisrelevanter Bauablaufstörungen (Fragenkomplex 27) 395 zunächst<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Lageparameter Mittelwert und Standardabweichung ausgewertet.<br />

393 Eigene Darstellung.<br />

394 Frage 40: „Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> derzeitige Zusammenarbeit am Bau?“ Kropff, 2000, Anhang, S. 137.<br />

395 Frage 27: „Wie oft s<strong>in</strong>d Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>die</strong> folgenden Punkte der Grund <strong>für</strong> das Entstehen von Term<strong>in</strong>verzögerungen?“<br />

Vgl. Kropff, 2000, Anhang, S. 134.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 73<br />

Gegenstand der Frage 40 war <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schätzung der derzeitigen Zusammenarbeit am Bau. Für<br />

<strong>die</strong>ses als Kooperationsgrad bezeichnete Merkmal konnten <strong>die</strong> Befragten zwischen fünf<br />

Wertigkeiten wählen. Die Wertelabel bezeichnen <strong>die</strong> zum Ankreuzen vorgesehenen Felder im<br />

Fragebogen und werden als Kooperationsklassen X i bezeichnet. Der Wert x i <strong>die</strong>nt der Datenauswertung<br />

mittels SPSS. Die Interpretation transformiert <strong>die</strong> absolut numerischen Werte aus<br />

SPSS <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Prozent ausgedrückten, relativen Kooperationsgrad x' i , der bei vollständig kooperativem<br />

Verhalten 100 % und bei vollständig kompetitivem Verhalten 0 % betragen<br />

soll.396 E<strong>in</strong> als günstig <strong>in</strong>terpretierter Wert liegt also nahe am Ursprung. Abbildung 10 zeigt<br />

<strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Wertelabel, Kooperationsklasse, Wert und Kooperationsgrad.<br />

Wertelabel (qualitativ)<br />

Kooperativ<br />

Eher<br />

kooperativ<br />

50/50<br />

Wenig<br />

kooperativ<br />

Nicht<br />

kooperativ<br />

Kooperationsklassen (X i ) X 1 X 2 X 3 X 4 X 5<br />

Wert <strong>in</strong> SPSS (x i ) -2 -1 0 +1 +2<br />

Kooperationsgrad (x' i ) 100 % 75 % 50 % 25 % 0 %<br />

Abbildung 10: Wertelabel der Datensätze und Interpretation als Kooperationsgrad 397<br />

SPSS gibt jeweils <strong>die</strong> numerischen Werte x i aus. Der prozentuale Kooperationsgrad x' i wird<br />

lediglich zur transparenteren E<strong>in</strong>ordnung des Mittelwertes verwendet. Die nachfolgende<br />

Abbildung 11 zeigt <strong>die</strong> Verteilung der Stichprobe auf der Basis von 143 gültigen Werten. 398<br />

Für jede Klasse ist absolut und relativ angegeben, wie häufig von den Befragten <strong>die</strong> jeweilige<br />

Merkmalsausprägung als relevant markiert worden ist. Der numerische Mittelwert wird von<br />

SPSS mit x = 0,31 berechnet 399 und liegt somit <strong>in</strong> der Kooperationsklasse 50/50 mit Trend zu<br />

„wenig kooperativ“. Aus dem Wert x errechnet sich e<strong>in</strong> mittlerer Kooperationsgrad<br />

x ' = 42 %. 400 Die Standardabweichung wurde mit s = 1,06 berechnet und entspricht bezogen<br />

auf den Kooperationsgrad s' = 26 %.<br />

396 Die Merkmalsausprägungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Fragebögen über e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stelligen Wert erfasst worden, um <strong>die</strong><br />

Transparenz des Fragebogens zu erhöhen und den Aufwand der manuellen Datenübernahme zu reduzieren.<br />

Zur Berechnung von x' i aus x i wird folgende Formel benutzt: x' i 25x<br />

i<br />

50 [%]<br />

397 Eigene Darstellung.<br />

398 Von 145 beantworteten Fragebögen konnten 143 Datensätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantwortung der Frage 40 gewertet werden.<br />

Zwei Fragebögen enthielten ke<strong>in</strong>e gültigen Angaben.<br />

399 Die auf der Annahme stetiger Daten basierende Berechnung des Mittelwertes impliziert e<strong>in</strong>e Genauigkeit, <strong>die</strong><br />

aus der Struktur des Fragebogens und der damit erfassten Merkmalsausprägungen letztlich nicht abgeleitet werden<br />

kann. Die Angabe von Nachkommastellen erfolgt daher nur im Zuge von Zwischenrechnungen. Im Ergebnis<br />

entstehen <strong>für</strong> alle Werte vergleichbare Trends, <strong>die</strong> der baubetrieblichen Beurteilung und Interpretation bedürfen.<br />

400 Umrechnung der numerischen Werte <strong>in</strong> den Kooperationsgrad: x' i 25 0,3147 50 42,13 %<br />

[www.heilfort.de]


74 4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen<br />

Häufigkeit [Basis: gültige Prozente]<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

5,6 %<br />

8<br />

kooperativ<br />

(-2)<br />

Frage 40: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> derzeitige Zusammenarbeit am Bau?<br />

14,0 %<br />

20<br />

eher koop.<br />

(-1)<br />

37,8 %<br />

54<br />

50/50<br />

(0)<br />

28,7 %<br />

41<br />

wenig koop.<br />

(+1)<br />

Kooperationsklassen X i<br />

mit Wertelabel / Wert<br />

Gültige Werte n = 143<br />

Mittelwert x = 0,31<br />

Standardabweichung s = 1,06<br />

14,0 %<br />

20<br />

nicht koop.<br />

(+2)<br />

Abbildung 11: E<strong>in</strong>schätzungen der Befragten zum Kooperationsgrad 401<br />

Die Häufigkeit ergebnisrelevanter Bauablaufstörungen wurde mit dem Fragenkomplex 27 ermittelt.<br />

Für <strong>die</strong>ses als Störhäufigkeit bezeichnete Merkmal konnten <strong>die</strong> Befragten gemäß<br />

Abbildung 12 zwischen fünf Häufigkeitsklassen Y j wählen. Die Wertelabel der Häufigkeitsklassen<br />

Y j reichen von „nie“ bis „immer“. Die zugehörigen Werte y j <strong>die</strong>nen der Datenauswertung<br />

<strong>in</strong> SPSS. Der Wert y j = 0 entspricht dem Wertelabel „teils teils“. In e<strong>in</strong>er Interpretation<br />

werden <strong>die</strong> absoluten, numerischen Werte y j <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>in</strong> Prozent ausgedrückte Störhäufigkeit y' j<br />

überführt 402 , <strong>die</strong> <strong>für</strong> das Wertelabel „nie“ y' j = 0 % und <strong>für</strong> „immer“ y' j = 100 % betragen<br />

soll. 403 Abbildung 12 zeigt <strong>die</strong> Umrechnung von Wertelabel, Häufigkeitsklassen, Wert und<br />

Störhäufigkeit.<br />

401 Eigene Darstellung.<br />

402 Umrechnung der numerischen Werte <strong>in</strong> <strong>die</strong> Störhäufigkeit: y' j 25y<br />

j<br />

50 [%]<br />

403 Vgl. Dreier, 2001, S. 35.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 75<br />

Wertelabel (qualitativ) Nie Selten Teils teils Öfters Immer<br />

Häufigkeitsklassen (Y j ) Y 1 Y 2 Y 3 Y 4 Y 5<br />

Wert <strong>in</strong> SPSS (y j ) -2 -1 0 +1 +2<br />

Störhäufigkeit (y' j ) 0 % 25 % 50 % 75 % 100 %<br />

Abbildung 12: Wertigkeiten der Datensätze und Interpretation als Störhäufigkeit 404<br />

Am Beispiel der ersten Teilfrage 27.1 soll <strong>die</strong> Ermittlung der mittleren Störhäufigkeiten sowie<br />

der Standardabweichung erläutert werden. Abbildung 13 zeigt <strong>die</strong> Verteilung der Stichprobe<br />

auf der Basis von 135 gültigen Werten. 405 Für jede Klasse Y j ist <strong>die</strong> Nennung durch <strong>die</strong> Befragten<br />

absolut und relativ zu den gültigen Werten angegeben. Der numerische Mittelwert aus<br />

SPSS beträgt y = 0,73, woraus e<strong>in</strong>e mittlere Störhäufigkeit <strong>für</strong> das Auftreten mangelhafter<br />

Ausführungspläne <strong>in</strong> Höhe von y ' = 68 % folgt. 406 Die Standardabweichung <strong>in</strong> Höhe von<br />

s = 0,97 beträgt mit Bezug zur Störhäufigkeit s' = 24 %. 407<br />

Häufigkeit [Basis: gültige Prozente]<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

27.1 Wie oft ist mangelhafte Ausführungsplanung der Grund <strong>für</strong> das<br />

Entstehen von Term<strong>in</strong>verzögerungen?<br />

3,0 % 3,7 %<br />

4 5<br />

34,8 % 34,1 %<br />

47 46<br />

Gültige Werte n = 135<br />

Mittelwert y = 0,73<br />

Standardabweichung s = 0,97<br />

24,4 %<br />

nie (-2) selten (-1) teils teils (0) öfters (+1) immer (+2)<br />

Häufigkeitsklassen Y j<br />

mit Wertelabel / Wert<br />

33<br />

Abbildung 13: Störhäufigkeit aufgrund mangelhafter Ausführungsplanung 408<br />

404 Eigene Darstellung.<br />

405 Insgesamt 135 von 145 beantworteten Fragebögen enthielten <strong>für</strong> Frage 27.1 gültige Antworten.<br />

406 Umrechnung des numerischen Mittelwerts <strong>in</strong> <strong>die</strong> mittlere Störhäufigkeit: y'<br />

j<br />

25 0,73 50 68,25 [%]<br />

407 Ermittlung der transformierten Standardabweichung: s'<br />

i<br />

25 s<br />

i<br />

25 0,97 24,25 [%]<br />

408 Eigene Darstellung.<br />

[www.heilfort.de]


76 4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen<br />

Analog zur Frage 27.1 wurden <strong>für</strong> alle vierzehn Teilfragen Häufigkeit und Häufigkeitsverteilung<br />

berechnet und <strong>in</strong> <strong>die</strong> mittleren Störhäufigkeiten transformiert. Werden <strong>die</strong> Ergebnisse<br />

nach der Störhäufigkeit sortiert, ergibt sich <strong>die</strong> <strong>in</strong> Abbildung 14 dargestellte Reihenfolge der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Störungen. Angegeben ist jeweils <strong>die</strong> mittlere transformierte Störhäufigkeit y '.<br />

Der Bereich von plus m<strong>in</strong>us e<strong>in</strong>er Standardabweichung s' i um den Mittelwert wird grafisch<br />

dargestellt. 409 In <strong>die</strong>sem Intervall liegen bei normalverteilten Werten zwei Drittel aller Werte.<br />

410 Dies bedeutet zum Beispiel <strong>für</strong> Term<strong>in</strong>verzögerungen aufgrund von Verzögerten oder<br />

mangelhaften Vorleistungen, dass zwei Drittel der Befragten deren Häufigkeit zwischen „teils<br />

teils“ und „immer“ e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Mittlere Störhäufigkeit<br />

Standardabweichung<br />

27.6 Verzögerte/mangelhafte Vorleistungen<br />

27.9 Änderung der Ausführungspläne<br />

27.5 Hoher Term<strong>in</strong>druck (zu kurze Fristen)<br />

27.1 Mangelhafte Ausführungsplanung<br />

27.10 Zu späte Freigabe der Ausführungspläne<br />

27.12 Nachträge führen zu größerem Auftragsvolumen<br />

27.2 Missverständliche Ausschreibung<br />

27.3 Schlechte Unterstützungdurch den GU<br />

27.8 Ungeplante Schwierigkeiten (Wetter, Ausfälle...)<br />

27.14 Probleme bei der Materiallieferung<br />

27.4 Mangelnde Kapazität des Auftragnehmers<br />

27.7 Eigene Fehler <strong>in</strong> der Term<strong>in</strong>planung<br />

27.13 Schwierigkeiten bei der Arbeitsvorbereitung<br />

27.11 Eigene Probleme bei Detailzeichnungen<br />

74 %<br />

71 %<br />

70 %<br />

68 %<br />

66 %<br />

55 %<br />

51 %<br />

51 %<br />

47 %<br />

42 %<br />

38 %<br />

35 %<br />

33 %<br />

20 %<br />

0 %<br />

(nie)<br />

25 % 50 %<br />

(teils teils)<br />

75 % 100 %<br />

(immer)<br />

Abbildung 14: Häufigkeit von Bauablaufstörungen 411<br />

409 In Abschnitt 4.4 werden <strong>die</strong> Ergebnisse der Auswertung <strong>für</strong> alle Teilfragen nochmals zusammengefasst. E<strong>in</strong>e<br />

detaillierte Übersicht der empirischen Befunde enthält <strong>in</strong>sbesondere Abbildung 18.<br />

410 Vgl. Bühl/Zöfel, 2000, S. 107.<br />

411 Eigene Darstellung, sortiert nach der Häufigkeit.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 77<br />

4.3.3 Korrelations- und Regressionsanalyse<br />

Neben der Häufigkeitsverteilung von E<strong>in</strong>zelmerkmalen s<strong>in</strong>d Datenverknüpfungen von besonderem<br />

Interesse. Mit der Korrelationsanalyse wird im Bezugsrahmen <strong>die</strong>ser Arbeit geprüft,<br />

wie <strong>die</strong>jenigen Befragten, <strong>die</strong> zum Beispiel bei der Frage 40 <strong>die</strong> Merkmalsausprägung „kooperativ“<br />

ausgewählt haben, <strong>die</strong> Fragen 27.1 bis 27.14 zur Störhäufigkeit beantworten. Der Kooperationsgrad<br />

wird <strong>in</strong> sämtlichen Auswertungen als unabhängige Größe, mith<strong>in</strong> als X-Wert<br />

postuliert. Es wird untersucht, ob zwischen <strong>die</strong>sem Kooperationsgrad als unabhängiger Größe<br />

und der Häufigkeit ausgewählter, ergebnisrelevanter Bauablaufstörungen (Y-Wert) e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

besteht. Abbildung 15 zeigt das Beispiel e<strong>in</strong>er Kreuztabelle der Merkmale Kooperationsgrad<br />

X (Frage 40) und Störhäufigkeit Y (Frage 27.1) mit den zugewiesenen Wertigkeiten<br />

x i und y j . Für jede Ausprägung des Merkmals X (x i ) der Kooperationsklasse i wird der<br />

zugehörige mittlere Wert des Merkmals Y ( y ) ermittelt.<br />

j<br />

27.1 Mangelhafte Ausführungsplanung<br />

40 Beurteilung der derzeitigen Zusammenarbeit am Bau<br />

X 1 = X 2 = eher<br />

X<br />

X 3 = 50/50 4 = wenig X 5 = nicht<br />

Merkmale X i /Y j und<br />

kooperativ kooperativ<br />

kooperativ kooperativ<br />

Wertigkeiten x i /y j<br />

x 1 = -2 x 2 = -1 x 3 = 0 x 4 = 1 x 5 = 2<br />

Y 1 = nie y 1 = -2 n 1.1 = 1 n 2.1 = 1 n 3.1 = 2 n 4.1 = 0 n 5.1 = 0<br />

Y 2 = selten y 2 = -1 n 1.2 = 0 n 2.2 = 1 n 3.2 = 3 n 4.2 = 1 n 5.2 = 0<br />

Y 3 = teils teils y 3 = 0 n 1.3 = 4 n 2.3 = 6 n 3.3 = 18 n 4.3 = 15 n 5.3 = 4<br />

Y 4 = häufig y 4 = 1 n 1.4 = 1 n 2.4 = 8 n 3.4 = 14 n 4.4 = 15 n 5.4 = 7<br />

Y 5 = immer y 5 = 2 n 1.5 = 1 n 2.5 = 3 n 3.5 = 12 n 4.5 = 9 n 5.5 = 7<br />

Spaltensumme n .j n 1.j = 7 n 2.j = 19 n 3.j = 49 n 4.j = 40 n 5.j = 18<br />

Spaltenmittelwert y i y 1 = 0,14 y 2 = 0,58 y 3 = 0,63 y 4 = 0,80 y 5 = 1,17<br />

Abbildung 15: Datenmatrix der Korrelationstabelle 40/27.1 412<br />

In der Korrelationsanalyse werden <strong>die</strong> Korrelationskoeffizienten r xy sowie <strong>die</strong> Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />

p ermittelt. Beide Werte charakterisieren Stärke und Zuverlässigkeit des Zusammenhangs<br />

zwischen dem Kooperationsgrad (Frage 40) und der Häufigkeit ergebnisrelevanter<br />

Bauablaufstörungen aufgrund mangelhafter Ausführungsplanung (Frage 27.1). Der Zusammenhang<br />

ist <strong>in</strong> Abbildung 16 gemäß der SPSS-Ausgabetabelle <strong>in</strong> Höhe von r xy = 0,<strong>22</strong>3<br />

auf dem Niveau von 0,01 sehr signifikant. 413 Das Signifikanzniveau ** gibt an, dass der gefundene<br />

schwache Zusammenhang mit der Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von p = 0,01 zutrifft.<br />

412 Eigene Darstellung.<br />

413 Zur Interpretation der Signifikanzniveaus vgl. Abbildung 7.<br />

[www.heilfort.de]


78 4.3 Empirische Befunde im Bezugsrahmen<br />

27.1 Mangelhafte<br />

Ausführungsplanung<br />

40 Derzeitige<br />

Zusammenarbeit<br />

am Bau<br />

Korrelation nach Pearson<br />

Signifikanz (2-seitig)<br />

N<br />

Korrelation nach Pearson<br />

Signifikanz (2-seitig)<br />

N<br />

**. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.<br />

27.1 Mangelhafte 40 Derzeitige Zusammenarbeit<br />

Ausführungsplanung<br />

am Bau<br />

1 ,<strong>22</strong>3**<br />

, ,010<br />

135 133<br />

,<strong>22</strong>3** 1<br />

,010 ,<br />

133 143<br />

Abbildung 16: Korrelationskoeffizient und Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit (Fragen 40/27.1) 414<br />

Im Gegensatz zur Korrelationsanalyse wird <strong>die</strong> Regressionsanalyse auf Basis der klassierten<br />

Spaltenmittelwerte aller <strong>in</strong> der Kooperationsklasse 1 erfassten Werte y 1.j durchgeführt.<br />

Abbildung 17 zeigt <strong>die</strong> resultierende Punktwolke (x i ; y ) mit der Regressionsgerade. Der Anstieg<br />

a = 0,<strong>22</strong>8 gibt an, dass <strong>die</strong> Störhäufigkeit um 0,<strong>22</strong>8 E<strong>in</strong>heiten oder um 5,7 % ansteigt,<br />

wenn sich der Kooperationsgrad um e<strong>in</strong>e Klasse verschlechtert. Es liegt somit e<strong>in</strong> positiv proportionaler<br />

Zusammenhang vor. Das Bestimmtheitsmaß B = 0,93 zeigt, dass <strong>die</strong> Regressionsgerade<br />

<strong>die</strong> beschriebene Punktwolke (x i ; y ) sehr gut beschreibt. 415<br />

Mittlere Häufigkeit der Störung [y]<br />

27.1 Mangelhafte<br />

Ausführungsplanung<br />

0,14<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,58 0,63<br />

0,5<br />

0,0<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

0,80<br />

1,17<br />

-2 -1 1 2<br />

-0,5<br />

y = 0,<strong>22</strong>8x + 0,664<br />

B = 0,9327<br />

40 Beurteilung der Zusammenarbeit [X]<br />

Abbildung 17: Mangelhafte Ausführungsplanung als Funktion des Kooperationsgrades 416<br />

414 Eigene Darstellung auf Basis der SPSS-Ergebnisausgabe.<br />

415 Die Verwendung der Gruppenmittelwerte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regressionsanalyse weicht von der Korrelationsanalyse ab.<br />

416 Eigene Darstellung.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 79<br />

4.4 Übersicht und Interpretation der Ergebnisse<br />

Die relevanten Ergebnisse der statistischen Auswertung des betrachteten Teils der Untersuchung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 18 dargestellt. Für <strong>die</strong> Fragen 27.1 bis 27.14 s<strong>in</strong>d als Kennwerte der<br />

Häufigkeitsverteilung jeweils <strong>die</strong> mittlere transformierte Störhäufigkeit und <strong>die</strong> Standardabweichung<br />

s' i , <strong>für</strong> <strong>die</strong> Korrelation aller Werte y j der Korrelationskoeffizient r xy und <strong>die</strong> Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

p sowie als Ergebnis der Regressionsanalyse auf Basis der mittleren<br />

Störhäufigkeiten der Anstieg a der l<strong>in</strong>earen Regressionsgeraden, der Ord<strong>in</strong>atenabschnitt b und<br />

das Bestimmtheitsmaß B angegeben. Alle Bauablaufstörungen mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß<br />

B 0,75 s<strong>in</strong>d markiert.<br />

Nr.<br />

Wie oft s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> folgenden Punkte der Grund<br />

<strong>für</strong> das Entstehen von Term<strong>in</strong>verzögerungen?<br />

Störhäufigkeit<br />

Korrelation<br />

aller Werte<br />

Regressionsanalyse<br />

der Mittelwerte<br />

y' j s’ i r xy p a b B<br />

27.1 Mangelhafte Ausführungsplanung 68 % 24 % 0,<strong>22</strong>3 0,01** 0,<strong>22</strong>8 0,664 0,93<br />

27.2 Missverständliche Ausschreibung 51 % 29 % 0,175 - 0,217 0 0,79<br />

27.3 Schlechte Unterstützung durch den GU 51 % 25 % 0,308 0,01** 0,286 -0,0<strong>22</strong> 0,83<br />

27.4 Mangelnde Kapazität des Auftragnehmers 38 % 29 % 0,137 - 0,207 -0,576 0,79<br />

27.5 Hoher Term<strong>in</strong>druck (zu kurze Fristen) 70 % 27 % 0,175 0,05* 0,200 0,766 0,72<br />

27.6 Verzögerte/mangelhafte Vorleistungen 74 % 24 % 0,146 - 0,1<strong>22</strong> 0,962 0,86<br />

27.7 Eigene Fehler <strong>in</strong> der Term<strong>in</strong>planung 35 % 24 % 0,189 0,05* 0,165 -0,600 0,67<br />

27.8 Ungeplante Schwierigkeiten (Wetter, Ausfälle...) 47 % 28 % 0,055 - 0,147 -0,158 0,27<br />

27.9 Änderung der Ausführungspläne 71 % 23 % 0,111 - 0,213 0,716 0,35<br />

27.10 Zu späte Freigabe der Ausführungspläne 66 % 28 % 0,182 0,05* 0,304 0,490 0,59<br />

27.11 Eigene Probleme bei Detailzeichnungen 20 % 24 % 0,124 - 0,150 -1,182 0,49<br />

27.12 Nachträge führen zu größerem Auftragsvolumen 55 % 29 % 0,104 - 0,177 0,104 0,71<br />

27.13 Schwierigkeiten bei der Arbeitsvorbereitung 33 % <strong>22</strong> % 0,157 - 0,128 -0,660 0,64<br />

27.14 Probleme bei der Materiallieferung 42 % 30 % 0,010 - -0,023 -0,190 0,02<br />

Abbildung 18: Übersicht der empirischen Befunde 417<br />

417 Eigene Darstellung. Beim Vergleich des Korrelationskoeffizienten mit dem Bestimmtheitsmaß s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Berechnungsgrundlagen zu beachten.<br />

[www.heilfort.de]


80 4.4 Übersicht und Interpretation der Ergebnisse<br />

In e<strong>in</strong>er ersten Stufe der Ergebnis<strong>in</strong>terpretation auf Basis aller Werte wird damit bestätigt,<br />

dass ke<strong>in</strong>e direkten Zusammenhänge zwischen Kooperationsgrad und Störhäufigkeit festgestellt<br />

werden können, da der Korrelationskoeffizient r xy durchgängig kle<strong>in</strong>er als r xy 0,5 ist.<br />

Auf der Basis stärker verdichteter Daten konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten Stufe der Ergebnis<strong>in</strong>terpretation<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>in</strong> Abbildung 18 markierten Störungsursachen e<strong>in</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>direkter Zusammenhang<br />

zwischen dem Kooperationsgrad und den klassierten mittleren Störhäufigkeiten y<br />

j'<br />

festgestellt werden.<br />

Die Ursache des nur auf der Basis von klassierten Mittelwerten feststellbaren Zusammenhangs<br />

ist aus baubetrieblicher Sicht, dass <strong>die</strong> Art der Zusammenarbeit auf den Baustellen zwar<br />

mitentscheidend <strong>für</strong> den term<strong>in</strong>lichen Projekterfolg ist, aber nicht als alle<strong>in</strong>ige Ursache angesehen<br />

werden kann. Für <strong>die</strong>jenigen Bauablaufstörungen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Bestimmtheitsmaß<br />

B 0,75 auf e<strong>in</strong>e unter den def<strong>in</strong>ierten Voraussetzungen sehr gute Abhängigkeit der mittleren,<br />

klassierten Störhäufigkeiten vom Kooperationsgrad h<strong>in</strong>weist, wird nachfolgend <strong>die</strong> Plausibilität<br />

der statistischen Ergebnisse aus baubetrieblicher Sicht geprüft. Der Beschränkung auf Bestimmtheitsmaße<br />

B 0,75 liegt das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Regressionsanalyse gewählte, vere<strong>in</strong>fachte Verfahren<br />

zugrunde.<br />

Mit B = 0,93 ist der untersuchte Zusammenhang zwischen dem Kooperationsgrad und mangelhafter<br />

Ausführungsplanung (Frage 27.1) besonders straff. Aus e<strong>in</strong>er nicht kooperativen<br />

Zusammenarbeit folgen demnach vor allem mangelhafte Ausführungspläne. Aus der baubetrieblichen<br />

Interpretation ergibt sich e<strong>in</strong> ähnliches Ergebnis, da sich e<strong>in</strong>e frühe und kooperative<br />

E<strong>in</strong>flussnahme des ausführenden Unternehmens positiv auf <strong>die</strong> Qualität auftraggeberseitiger<br />

Planungen auswirken dürfte.<br />

Die Stärke des Zusammenhangs zwischen missverständlicher Ausschreibung (Frage 27.2)<br />

und dem Kooperationsgrad (B = 0,79) ist ebenfalls aus baubetrieblicher Sicht zu erklären. Nur<br />

bei guter Zusammenarbeit vor und nach Vertragsschluss können Lücken und Unklarheiten <strong>in</strong><br />

der Leistungsbeschreibung, aus denen sich Term<strong>in</strong>verzögerungen ergeben, erkannt und beseitigt<br />

werden.<br />

Für <strong>die</strong> Störungsursache „Schlechte Unterstützung durch den Generalunternehmer“ (Frage<br />

27.3) kann trotz des hohen Bestimmtheitsmaßes von B = 0,83 bereits aus statistischer Sicht<br />

ke<strong>in</strong>e klare Aussage getroffen werden, da aus baubetrieblicher Sicht auch e<strong>in</strong>e umgekehrte<br />

Wirkrichtung möglich ist, <strong>die</strong> Kooperation von den Befragten also umso besser e<strong>in</strong>geschätzt<br />

wird, je mehr Unterstützung sie von ihrem Auftraggeber erhalten. Der starke Zusammenhang<br />

zwischen den beiden Merkmalen zeigt aber zum<strong>in</strong>dest, dass <strong>die</strong> Unterstützung des Auftragnehmers<br />

unmittelbar über dessen Kooperationsverständnis entscheidet.<br />

[www.heilfort.de]


4 Analyseansatz: Erweiterung der Ursachen von Bauablaufstörungen 81<br />

Mangelnde Kapazität des Auftragnehmers kann mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von B = 0,79<br />

auch aus baubetrieblicher Sicht über den Kooperationsgrad erklärt werden. Kooperative Auftragnehmer<br />

werden ausreichend Kapazitäten bereitstellen. Auch das Aufstocken ohne Anordnung<br />

ist nur <strong>für</strong> denjenigen Auftragnehmer relevant, der sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen Umfeld<br />

sicher ist, dass <strong>die</strong>ser Mehre<strong>in</strong>satz entweder vergütet oder anderweitig honoriert wird.<br />

Verzögerte oder mangelhafte Vorunternehmerleistungen s<strong>in</strong>d nach Auffassung der Befragten<br />

im Mittel zu 74 % <strong>für</strong> Term<strong>in</strong>verzögerungen verantwortlich. Mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß<br />

von B = 0,86 lässt sich e<strong>in</strong> sehr guter Zusammenhang zum Kooperationsgrad herstellen.<br />

Auch aus baubetrieblicher Sicht ist <strong>die</strong>s e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Ergebnis, denn vor allem <strong>die</strong><br />

Qualität der Schnittstellen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Nachunternehmern zeigt, wie gut oder wie<br />

schlecht <strong>die</strong> Zusammenarbeit der e<strong>in</strong>zelnen Baubeteiligten funktioniert.<br />

Für Bestimmtheitsmaße B < 0,75 sollen aufgrund der def<strong>in</strong>ierten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der<br />

statistischen Auswertung nur schwache beziehungsweise ke<strong>in</strong>e Zusammenhänge angenommen<br />

werden. Zusammenhänge mit dem Kooperationsgrad auf der Basis von Bestimmtheitsmaßen<br />

0,5 B < 0,75 wurde <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bauablaufstörungen hoher Term<strong>in</strong>druck, Nachträge, eigene Term<strong>in</strong>planungsfehler,<br />

Schwierigkeiten bei der Arbeitsvorbereitung sowie verspätete Freigabe<br />

von Ausführungsplänen bestimmt. Nur schwache beziehungsweise ke<strong>in</strong>e Zusammenhänge<br />

konnten <strong>für</strong> eigene Probleme bei Detailzeichnungen, <strong>die</strong> Änderung der Ausführungspläne, das<br />

Auftreten ungeplanter Schwierigkeiten wie Wetter und Ausfälle sowie Probleme bei der Materiallieferung<br />

nachgewiesen werden. Diese vier Ursachengruppen s<strong>in</strong>d auch nach e<strong>in</strong>er baubetrieblichen<br />

Analyse nicht von der Art der Zusammenarbeit auf der Baustelle bestimmt, bestätigen<br />

<strong>in</strong>sofern <strong>in</strong>direkt <strong>die</strong> Praxisrelevanz der empirischen Befunde und der gefundenen Zusammenhänge.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung<br />

5.1 Vorüberlegungen<br />

Der Kooperationsgrad beschreibt <strong>die</strong> Art und Weise der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer auf dem Weg zu den Projektzielen und bestimmt mit, wie häufig<br />

und mit welchen Auswirkungen kooperationssensitive Bauablaufstörungen auftreten. 418 Im<br />

Kapitel 5 soll der empirisch beobachtete Zusammenhang auf Basis des Verständnisses vom<br />

Bauen als permanenter Interaktion erklärt werden. Im Mittelpunkt des Erklärungsansatzes<br />

steht das phasentypische Verhalten <strong>in</strong>sbesondere von Auftraggeber und Auftragnehmer. Zentrale<br />

Bedeutung hat <strong>die</strong> These, wonach das Verhalten der Vertragspartner aus ihren gruppen<strong>in</strong>dividuellen<br />

Zielen und Erwartungen resultiert, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Phasen des Bauprojektes<br />

unterscheiden und zu unterschiedlichen Stärkeprofilen führen.<br />

Als kooperatives Verhalten werden <strong>die</strong>jenigen Handlungsweisen e<strong>in</strong>es Interaktionspartners<br />

bezeichnet, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Maximierung des partnerschaftlichen Gesamtnutzens zum Ziel haben.<br />

Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Auftragnehmer se<strong>in</strong>e Schadensm<strong>in</strong>derungspflicht<br />

ernst nimmt und im Fall von Bauablaufstörungen das Optimierungspotenzial während<br />

der Bauausführung auch unter Mehraufwendungen so ausschöpft, dass ohne Aufgabe eigener<br />

Zielstellungen <strong>die</strong> Störungsauswirkungen so weit wie möglich reduziert werden. Kompetitives<br />

Verhalten ist h<strong>in</strong>gegen auf <strong>die</strong> Maximierung <strong>in</strong>dividueller Nutzgrößen ohne Beachtung<br />

der Auswirkungen auf den Interaktionspartner gerichtet.<br />

Zur Erläuterung des Erklärungsansatzes gliedert sich das Kapitel 5 neben den Vorüberlegungen<br />

<strong>in</strong> drei weitere Abschnitte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Angebotsphase (5.2), <strong>die</strong> Ausführungsphase (5.3) und<br />

<strong>die</strong> Übergabephase (5.4). Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion, <strong>die</strong> Entscheidungsprobleme<br />

von Auftraggeber und Auftragnehmer sowie das Konfliktmanagement der VOB/B zum<br />

Zeitpunkt der Befragung stehen jeweils im Mittelpunkt des phasenspezifischen Erklärungsansatzes.<br />

419 Im Ergebnis wird <strong>für</strong> jede Phase festgestellt, ob unter den gegebenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> kooperative Zusammenarbeit gegeben s<strong>in</strong>d oder welche Ungleichgewichte<br />

gegebenenfalls existieren.<br />

418 Kooperationssensitiv s<strong>in</strong>d alle <strong>die</strong>jenigen Bauablaufstörungen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen dem Kooperationsgrad<br />

und der Störhäufigkeit festgestellt wurde.<br />

419 Die Erläuterungen beziehen sich wie <strong>die</strong> Kommentarliteratur auf <strong>die</strong> VOB 2000. Aus der am 29.10.2002 veröffentlichten<br />

Neufassung der nunmehr „Vergabe- und Vertragsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen“ genannten VOB 2002<br />

ergeben sich bezüglich der erläuterten Sachverhalte ke<strong>in</strong>e beziehungsweise nur ger<strong>in</strong>ge Änderungen.<br />

[www.heilfort.de]


84 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

5.2.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion<br />

Orig<strong>in</strong>äres Ziel der Angebotsphase ist e<strong>in</strong> Bauvertrag, der <strong>die</strong> zu erreichenden Projektziele <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>die</strong> Interaktion berücksichtigenden Langzeitvertrag 420 def<strong>in</strong>iert und sichert. 421 Das <strong>die</strong><br />

Angebotsphase bestimmende Zustandekommen des Bauvertrages folgt <strong>in</strong> der Regel aus Ausschreibung,<br />

Angebot, Verhandlung und Vergabe. Mit der Ausschreibung def<strong>in</strong>iert der Auftraggeber<br />

den vorgesehenen Leistungsumfang, der vom Auftragnehmer erbracht werden soll.<br />

Mit dem Angebot nennt der Bieter Preise <strong>für</strong> <strong>die</strong> vom Auftraggeber beschriebenen Leistungen.<br />

In Vergabeverhandlungen werden nochmals technische, gegebenenfalls auch wirtschaftliche<br />

und rechtliche Details geklärt. 4<strong>22</strong> Der Bauvertrag ist auf <strong>die</strong> Herstellung e<strong>in</strong>es materiellen Arbeitsergebnisses<br />

gerichtet und regelt <strong>die</strong> Rechtsbeziehung zwischen dem Auftraggeber und<br />

dem Auftragnehmer. 423 Es wird das zu erstellende Werk und der zu zahlende Werklohn e<strong>in</strong>schließlich<br />

aller Nebenbed<strong>in</strong>gungen def<strong>in</strong>iert.<br />

In der Angebotsphase werden wirtschaftliche Handlungen vorwiegend über den Markt koord<strong>in</strong>iert.<br />

424 Auf dem Markt <strong>für</strong> Bauleistungen s<strong>in</strong>d jedoch wesentliche Voraussetzungen freien<br />

Wettbewerbs nicht gegeben. 425 So ist der Markt nicht beliebig teilbar, da wie bei allen<br />

Werkleistungen <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong> marktfähiges Produkt, sondern e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Werk<br />

nachgefragt wird. 426 Im Pr<strong>in</strong>zip kann jedes Bauvorhaben als eigener Markt mit nur e<strong>in</strong>em<br />

Nachfrager und e<strong>in</strong>er fast unbegrenzten Anzahl von beliebig substituierbaren Anbietern von<br />

Bauleistungen betrachtet werden. 427 Der Baumarkt ist demzufolge auf der Nachfrageseite e<strong>in</strong>e<br />

Summe aus beliebig vielen E<strong>in</strong>zelmärkten, der auf der Angebotsseite e<strong>in</strong>e weitgehend homogene<br />

Masse e<strong>in</strong>er großen Anzahl potentieller Bieter gegenüber steht, <strong>die</strong> bei hoher Markt-<br />

420 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 9.<br />

421 „Der Bauherr schließt mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Bauunternehmern Bauverträge ab, mit dem Ziel, das Bauwerk<br />

entsprechend se<strong>in</strong>en Vorstellungen zu errichten.“ Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 49.<br />

4<strong>22</strong> Die Möglichkeit der Preisverhandlung besteht nur bei privaten Auftraggebern.<br />

423 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB E<strong>in</strong>f. v. § 631 Rdn. 3; Werner/Pastor/Müller, 1995, S. <strong>22</strong>0.<br />

424 Auch <strong>die</strong> Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen beruht auf dem Pr<strong>in</strong>zip des Wettbewerbs. Vgl. Kirsch, 1936,<br />

S. 126; Daub/Piel/Soergel/Steffani, 1976, S. 1.<br />

425 Zum Modell der vollständigen Konkurrenz vgl. Möller, 2001, S. 11 und Olten, 1998. Vgl. auch Reckerzügl,<br />

2000, S. 92 f.<br />

426 Marktfähige Produkte im Bauwesen s<strong>in</strong>d zum Beispiel Fertigteilhäuser. Hier werden jedoch Bauprojekte betrachtet,<br />

<strong>die</strong> sich unter anderem durch ihre E<strong>in</strong>zigartigkeit auszeichnen.<br />

427 Vgl. Maier, 2002, S. 1, hier S. 1.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 85<br />

transparenz pr<strong>in</strong>zipiell über <strong>die</strong> selben Informationen zur Bauaufgabe verfügen. Für den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bieter ist jedoch sowohl <strong>die</strong> Anzahl als auch das Verhalten der Mitbieter ungewiss. 428<br />

Da <strong>die</strong> Markte<strong>in</strong>- und Marktaustrittsbarrieren <strong>für</strong> Bauunternehmen relativ ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d und<br />

mittelständische Strukturen überwiegen, ist auf Anbieterseite nicht mit e<strong>in</strong>er Konzentration zu<br />

rechnen. S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Kapazitäten der Bau<strong>in</strong>dustrie nur unzureichend ausgelastet, müssen <strong>die</strong> Auftraggeber<br />

ihre Bauleistungen <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> Konkurrenz mit anderen Nachfragern ausschreiben<br />

und verhandeln. In Phasen e<strong>in</strong>es besonders hohen Angebotsüberhangs s<strong>in</strong>d somit<br />

auch fallende Baupreise möglich. 429 Da zugleich <strong>die</strong> Anbieter von Baustoffen 430 und Arbeitsleistung<br />

431 e<strong>in</strong>e starke Position e<strong>in</strong>nehmen, bleiben wesentliche Determ<strong>in</strong>anten des Baupreises<br />

von e<strong>in</strong>er Kostenreduzierung ausgeschlossen.<br />

In der Angebotsphase ist auf dem Teilmarkt e<strong>in</strong>er Bauleistung somit e<strong>in</strong>e marktbeherrschende<br />

Stellung der Auftraggeber zu verzeichnen. E<strong>in</strong>em Nachfrager steht e<strong>in</strong>e meist relativ<br />

hohe Anzahl von Anbietern gegenüber. Umgekehrt muss e<strong>in</strong> Bauunternehmen e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Angeboten erstellen, um e<strong>in</strong>en Auftrag zu erhalten. Übersteigt das Angebot <strong>die</strong><br />

Nachfrage, wird vom Käufermarkt gesprochen. 432 In der Folge unterliegen neu zu vergebende<br />

Leistungen e<strong>in</strong>em starken Wettbewerb, der mangels anderer Kriterien im Wesentlichen über<br />

den Preis ausgetragen wird. 433 Auftraggeber können somit bei der Vertragsanbahnung <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es nachfrageseitig dom<strong>in</strong>ierten Marktes e<strong>in</strong>e große Marktmacht ausüben 434 , <strong>die</strong> bis zur<br />

Durchsetzung nicht kostendeckender Preise führen kann. 435<br />

So wurde <strong>für</strong> e<strong>in</strong> großes mittelständisches Bauunternehmen ermittelt, dass im Mittel von 13<br />

Angeboten nur e<strong>in</strong>es beauftragt wird. 436 Die Vergabe erfolgt auf dem deutschen Markt vor-<br />

428 HEITKAMP spricht von „Aggressivitätsgraden“ der Anbieter von Bauleistungen. Vgl. Heitkamp, 1978, S. 79.<br />

429 Vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 855.<br />

430 Das Bundeskartellamt hat bereits mehrfach Bußgelder wegen illegaler Preisabsprachen, unter anderem gegen<br />

Zement- und Transportbetonhersteller, verhängt. Vgl. Noosten, 2002, S. 38 - 41, hier S. 38.<br />

431 Ziel von Gewerkschaften und Gesetzgeber ist derzeit <strong>die</strong> Durchsetzung von Tarif- und M<strong>in</strong>destlöhnen <strong>für</strong> alle<br />

Baubeschäftigten.<br />

432 Nachfrageseitig dom<strong>in</strong>ierte Vertragsformen bezeichnet BURKHARDT als Käuferverträge, auch wenn es sich<br />

selbstverständlich nicht um Kaufverträge, sondern nach wie vor Werkverträge handelt. Vgl. Burkhardt, 1963,<br />

S. 87. Vgl. auch Marhold, 2001, S. 38 - 41, hier S. 40.<br />

433 Vgl. Heilfort, 2001b, S. 72 - 73, hier S. 72.<br />

434 Vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 49 f.<br />

435 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694; Schottke, 2003, S. 42 - 71, hier S. 43.<br />

436 Vgl. Ritzschel, 2001, S. 43.<br />

[www.heilfort.de]


86 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

wiegend über den Preis 437 , während eigene Kontrolluntersuchungen <strong>in</strong> den USA ergeben haben,<br />

dass auf dem dortigen Baumarkt e<strong>in</strong> Mix aus verschiedenen Vergabekriterien im Vordergrund<br />

steht. Die Bedeutung des gewerkespezifischen Know-hows, der Kontaktpflege und der<br />

Kooperationsfähigkeit des zu beauftragenden Unternehmers lassen dort auf e<strong>in</strong>e weniger ausgeprägte<br />

Marktdom<strong>in</strong>anz der Nachfrageseite schließen. 438<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass <strong>in</strong> der Angebotsphase der Auftraggeber über das<br />

größere Stärkepotenzial verfügt. Diese Stellung wird <strong>in</strong> der Regel dazu genutzt, um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ihrer<br />

funktionalen und technischen Qualität beschriebene Bauleistung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />

Bauzeit zu möglichst ger<strong>in</strong>gen Kosten zu vergeben. 439<br />

5.2.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner<br />

Die ungleichgewichtige Marktsituation bed<strong>in</strong>gt spezifische Entscheidungsprobleme von<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer, <strong>die</strong> den Grad der Kooperation <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

bestimmen. Die wirkenden Marktkräfte s<strong>in</strong>d somit wesentliche Grundlage der phasentypischen<br />

Interaktion. Bei Entstehung e<strong>in</strong>es Vertrages können e<strong>in</strong>e Vielzahl von Faktoren bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden, <strong>die</strong> bei Nichtbeachtung das Entstehen von Bauablaufstörungen begünstigen. 440<br />

PLUM 441 spricht <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang vom „Beh<strong>in</strong>derungspotenzial“. Störfaktoren bei<br />

der Bestimmung des Vertrags-Solls beruhen oft auf fehlenden oder falschen Informationen,<br />

mangelnder Sozialkompetenz (Kle<strong>in</strong>lichkeit, Unentschlossenheit, Unzuverlässigkeit, Kompromisslosigkeit,<br />

Offenheit, Sturheit, Wunschdenken, Manipulation, ...) sowie unzureichender<br />

oder fehlerhafter Planung. 442 Auch mangelndes Vertrauen, Enttäuschung und Schädigung führen<br />

zu häufigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen 443 und dem Auftreten von Bauablaufstörungen.<br />

437 Für <strong>die</strong> öffentliche Hand ist gemäß der nach § 97 Abs. 6 GWB, § 6 VgV zw<strong>in</strong>genden Vergabeentscheidung<br />

nach VOB/A das wirtschaftlichste Angebot maßgeblich, wobei es auf das Gesamtangebot, nicht auf eventuelle<br />

Missverhältnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Positionen ankommt. Vgl. Kullack, 2002, S. 25 - 27, hier S. 25 und Weyer, 2002,<br />

S. 1894 - 1896, hier S. 1894.<br />

438 Vgl. Heilfort, 2001b, S. 72 - 73, hier S. 72.<br />

439 Vgl. Huber, 1885, S. 21 und 201; Born, 1980, S. 6.<br />

440 Zu Störgrößen bei der Vertragsgestaltung selbst vgl. Heussen, 1997a, S. 29 - 332, Rdn. 83.<br />

441 Vgl. Plum, 1997, S. 125.<br />

442 Vgl. Heussen, 1997a, S. 29 - 332, Rdn. 84.<br />

443 Vgl. Riehm/Grimm, 1963, S. 121.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 87<br />

Phasentypisches Ziel des Auftraggebers 444 ist <strong>in</strong> jedem Fall <strong>die</strong> vertragliche Absicherung e<strong>in</strong>es<br />

möglichst günstigen Verhältnisses aus Bauleistung, Bauzeit und Baukosten. Rationale<br />

Auftraggeber 445 müssen daher <strong>in</strong> der Angebotsphase daran <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, sämtliche Leistungsbestandteile<br />

des Auftragnehmers <strong>in</strong> leistungs-, term<strong>in</strong>- und kostenbezogener Sicht möglichst<br />

erschöpfend <strong>die</strong>ser marktlichen Koord<strong>in</strong>ation zu unterwerfen. Diese kompetitive Strategie<br />

wird über <strong>die</strong> vertragliche Verlagerung auch nichttechnischer Risiken auf den Auftragnehmer<br />

häufig zur Vermeidung von Kosten- oder Term<strong>in</strong>abweichungen genutzt. 446<br />

E<strong>in</strong>e „Vertragsmoral“ 447 fehlt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Fällen. So berichten CONRAD/NIEDERICH 448 aus<br />

ihrer anwaltlichen Praxis, dass „Mehrkosten zu e<strong>in</strong>em wesentlichen Teil auf e<strong>in</strong> schlechtes<br />

Vertragswerk [...] zurückzuführen s<strong>in</strong>d.“ BURKHARDT 449 verweist bereits 1963 auf den Umfang<br />

bauherr- und objektbestimmter Wagnisse, <strong>die</strong> bei Käuferverträgen auf den Unternehmer<br />

übertragen werden. 450 Meist gehen <strong>die</strong> Auftraggeber davon aus, dass sich im Rahmen des<br />

„(Anti -) Claim-Managements“ 451 mit e<strong>in</strong>er verbesserten Informationsbasis Nachträge und<br />

Term<strong>in</strong>verzögerungen vermeiden lassen. Zahlreiche, allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen<br />

unwirksame Bauvertragsklauseln 452 zeugen von den Versuchen der Auftraggeber,<br />

das Problem häufiger Bauablaufstörungen durch missbräuchliche Ausnutzung der<br />

Marktverhältnisse 453 zu lösen, <strong>in</strong>dem <strong>die</strong> Rechtsfolgen von auftraggeberseitig verursachten<br />

Bauablaufstörungen durch restriktive Vertragsregelungen möglichst ger<strong>in</strong>g gehalten wer-<br />

444 Auf öffentliche Bauherren soll hier nicht näher e<strong>in</strong>gegangen werden. Es wird <strong>in</strong>dividuell gew<strong>in</strong>nmaximierendes,<br />

rationales Verhalten der Marktteilnehmer vorausgesetzt.<br />

445 Rationale Auftraggeber stellen <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuelle Nutzenmaximierung <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihrer Handlungen.<br />

446 Vgl. Michel, 1996, S. 206; Hahn, 2002, S. 138; Heiermann/L<strong>in</strong>ke, 2000, S. 120.<br />

447 Knacke, 1998, S. 473 - 490, hier S. 478.<br />

448 Conrad/Niederich, 2001, S. 68 - 69, hier S. 68, ebenso Knipp, 1996, S. 64.<br />

449 Vgl. Burkhardt, 1963, S. 87.<br />

450 Vgl. auch Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 695.<br />

451 Conrad/Niederich, 2001, S. 68 - 69, hier S. 68. Claimmanagement, auch Nachtragsmanagement, umfasst alle<br />

Maßnahmen zur planmäßigen Begründung oder Abwehr von Forderungen gegenüber den Vertragspartnern. Vgl.<br />

Hahn, 2002, S. 119; Plum, 2000, S. 119 - 138, hier S. 133; Witteler, 2000, S. 1.<br />

452 So werden zum Beispiel restriktive Klauseln mit <strong>in</strong> den Vertrag aufgenommen, <strong>die</strong> dem Auftragnehmer auch<br />

dann ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Schadensersatz <strong>für</strong> verzögerte Arbeiten zubilligen, wenn <strong>die</strong> Bauleitung des Auftraggebers<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitsunterbrechung anordnet oder zu vertreten hat. Vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell, 2000, S. 204 -<br />

215 (§ 6 VOB/B), hier S. 210. Der Auftragnehmer sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fall auch verschuldensunabhängig bei<br />

bloßer Fristüberschreitung zahlen. Vgl. o. V., 2000b; S. 24 - 25.<br />

453 Zur missbräuchlichen Verwendung von vorformulierten Vertragsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Bauwirtschaft vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell,<br />

2000, S. 15 f. und Vgl. Clemm/Borgmann, 1999, S. 20 f.<br />

[www.heilfort.de]


88 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

den. 454 Gleichzeitig sollen Verträge aus Sicht der Auftraggeber neben Leistungs-, Term<strong>in</strong>- und<br />

Kostenzielen 455 auch e<strong>in</strong>e hohe Leistungsflexibilität sichern. E<strong>in</strong> Auftraggeber muss se<strong>in</strong>e<br />

Ziele h<strong>in</strong>reichend genau beschreiben, um vertragliche Unsicherheit zu vermeiden. 456 Gleichwohl<br />

sorgt neben dem Risikotransfer zum Auftragnehmer häufig der Wunsch nach Flexibilität<br />

bei der Umsetzung von Änderungswünschen <strong>für</strong> mangelnde Def<strong>in</strong>ition der Projektvorgaben.<br />

457 Typisches Beispiel e<strong>in</strong>er derartigen Konfliktsituation ist <strong>die</strong> Beauftragung zusätzlicher<br />

Nutzerwünsche <strong>in</strong> der letzten Bauphase. 458<br />

Phasentypisches Ziel des Auftragnehmers ist zunächst, <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausgeschriebene Leistung unter<br />

Beachtung der term<strong>in</strong>lichen Nebenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en Auftrag zu auskömmlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und Preisen zu erhalten. Nur so kann auch der Auftragnehmer se<strong>in</strong>e übergeordneten<br />

Unternehmensziele Rentabilität, Liquidität und Sicherung der unternehmerischen Existenz erreichen.<br />

459 Je nach Betrachtungsweise lassen sich e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Subzielen ableiten,<br />

<strong>die</strong> das Hauptziel unterstützen. Derartige Subziele s<strong>in</strong>d vor allem Gew<strong>in</strong>n, aber auch Kundenzufriedenheit<br />

oder technische Innovationskraft. Notwendige Nebenbed<strong>in</strong>gungen bei der Verfolgung<br />

des Primärziels s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Sicherung der Liquidität und <strong>die</strong> Vermeidung der Überschuldung.<br />

460 Abbildung 19 zeigt das Dilemma, <strong>in</strong> dem sich der Auftragnehmer bef<strong>in</strong>det, wenn er<br />

se<strong>in</strong>e strategischen Ziele <strong>in</strong> der Angebotsphase <strong>in</strong> operative unternehmerische Aktivität umsetzen<br />

will. Bezogen auf das e<strong>in</strong>zelne Bauprojekt wirken vor allem <strong>die</strong> Marktverhältnisse<br />

limitierend, da sie sich unmittelbar auf das Verhältnis der erzielten oder erzielbaren Preise zu<br />

den Selbstkosten des Auftragnehmers auswirken.<br />

454 Vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell, 2000, S. 204 und Vgl. Clemm/Borgmann, 1999, S. 20.<br />

455 Vgl. Hahn, 2002, S. 16.<br />

456 SCHUBERT/LANG fordern daher <strong>die</strong> explizite Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Bauablaufplans mit klaren Term<strong>in</strong>en und<br />

Zwischenterm<strong>in</strong>en. Vgl. Schubert/Lang, 1985, S. 1045 - 1050, hier S. 1045.<br />

457 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 404.<br />

458 Vgl. Brößkamp, 2000, S. 137 - 159, hier S. 144.<br />

459 Vgl. Talaj, 1993, S. 12.<br />

460 Vgl. Talaj, 1993, S. 29.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 89<br />

Strategisches Ziel des Auftragnehmer-Unternehmens<br />

Gew<strong>in</strong>n<br />

Liquidität<br />

Verfügbares<br />

Know-how<br />

Image<br />

Technische<br />

Innovation<br />

...<br />

Operatives Ergebnis<br />

des Auftragnehmers<br />

Eigenkapital<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Eigenkapitalrendite<br />

Marktverhältnisse<br />

Ergebnis Restriktionen<br />

Subziele Ziel<br />

Abbildung 19: Zielsystem des Auftragnehmers 461<br />

Die Angebotssumme des Auftragnehmers muss angesichts der Restriktionen <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

e<strong>in</strong>erseits alle zur Preisbildung erforderlichen Kostene<strong>in</strong>flussgrößen <strong>in</strong> ausreichendem<br />

Umfang berücksichtigen, andererseits aber auch wettbewerbsfähig se<strong>in</strong>. 462 Das Angebot<br />

sollte sich durch e<strong>in</strong>en niedrigen Preis bei E<strong>in</strong>haltung der term<strong>in</strong>lichen und leistungsbezogenen<br />

Vorgaben des Auftraggebers auszeichnen. 463 Die Bauleistung ist zwar <strong>in</strong> qualitativer und<br />

quantitativer H<strong>in</strong>sicht def<strong>in</strong>iert, kann aber durchaus vom Auftragnehmer anders <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden als vom Auftraggeber. HUBER 464 wurde bereits zitiert mit folgender Feststellung aus<br />

dem Jahr 1885: „Aus allen betheiligten Industriezweigen heraus wird bezeugt, dass <strong>die</strong> durch<br />

Submission erzielten, gewöhnlich viel zu niederen Preise entweder den Ru<strong>in</strong> des Liefernden<br />

herbeiführen, oder geschickt versteckte, unsolide Qualitäts-M<strong>in</strong>derung provozirten.“<br />

461 Eigene Darstellung.<br />

462 Fehlkalkulationen werden nicht betrachtet, da rationales Verhalten der Marktteilnehmer vorausgesetzt wird.<br />

Zu den Folgen e<strong>in</strong>er Fehlkalkulation vgl. weiterführend Kapellmann/Schiffers, 1999, S. 42 - 43.<br />

463 Vgl. Reckerzügl, 2000, S. 14 f.<br />

464 Huber, 1885, S. 8. Vgl. auch Witteler, 2000, S. 2.<br />

[www.heilfort.de]


90 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Im Ergebnis bildet der Auftragnehmer nicht nur e<strong>in</strong>en Preis <strong>für</strong> <strong>die</strong> ausgeschriebene, sondern<br />

spekulativ auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> erwartete Leistung. 465 Diese voraussichtliche Abrechnungssumme<br />

ist jedoch weitgehend unabhängig von der Angebotssumme und <strong>für</strong> den Auftraggeber weder<br />

erkennbar noch nachvollziehbar. So können selbst zunächst unauskömmliche Preise 466 durch<br />

<strong>die</strong> Differenz aus Angebots- und erwarteter Abrechnungssumme ausgeglichen werden. Als<br />

Folge der Marktsituation ist der Auftragnehmer somit daran <strong>in</strong>teressiert, möglichst große Teile<br />

se<strong>in</strong>es Angebotes <strong>in</strong> leistungs-, term<strong>in</strong>- und kostenbezogener Sicht der marktlichen Koord<strong>in</strong>ation<br />

zu entziehen. Das Pr<strong>in</strong>zip der Gew<strong>in</strong>nmaximierung bezieht sich <strong>für</strong> den rationalen Auftragnehmer<br />

somit nicht alle<strong>in</strong> auf <strong>die</strong> ausgeschriebene, sondern auf <strong>die</strong> erwartete Leistung.<br />

Für <strong>die</strong> Auftragnehmer folgen aus den oft ambitionierten term<strong>in</strong>lichen Projektzielen des Auftraggebers<br />

467 kostenbezogen suboptimale Bauzeitvere<strong>in</strong>barungen, <strong>die</strong> nicht mit den eigenen<br />

Bauzeitvorstellungen übere<strong>in</strong>stimmen. 468 Grund ist, dass <strong>die</strong> zeitabhängigen Anteile der<br />

Selbstkosten von Auftraggeber und Auftragnehmer 469 unterschiedliche bauzeitabhängige Kostenm<strong>in</strong>ima<br />

zur Folge haben. 470 Entsprechend werden Bauzeitvere<strong>in</strong>barungen und Bauablaufpläne<br />

auch gemäß der Marktsituation erstellt: In Nachfragermärkten 471 dom<strong>in</strong>ieren <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>vorstellungen<br />

der Auftraggeber.<br />

Entsprechend werden Bauabläufe <strong>in</strong> der Regel nach der Top-down-Methode geplant: Von „oben<br />

nach unten“ oder auch vom „Groben <strong>in</strong>s Detail“. 472 Nur <strong>in</strong> Anbietermärkten, wie es bei-<br />

465 Vgl. Reckerzügl, 2000, S. 18 f. und Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 109 f.<br />

466 Vgl. Drittler, 1992, S. 39 - 41, hier S. 40; Stohlmann, 2001, S. 24; Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694.<br />

467 HUBER stellt fest: „Auffallend ist der Gegensatz, <strong>in</strong> welchem zu der ‚Gemüthlichkeit’ beim Zuschlag und bei<br />

der Abwicklung <strong>die</strong> ungemüthliche Hast bei Bemessung des Submissions- und Vollendungsterm<strong>in</strong>s steht.“ Huber,<br />

1885, S. 201.<br />

468 Vgl. Kochendörfer, 1978, S. 32.<br />

469 Vgl. Schwarze, 1994, S. 198; Mawdesley/Askew/ O’Reilly, 1997, S. 16; Kochendörfer, 1978, S. 37; Fleischmann,<br />

1997, S. 35.<br />

470 Das Kostenm<strong>in</strong>imum des Auftraggebers wird immer dann bei e<strong>in</strong>er kürzeren Bauzeit als das Kostenm<strong>in</strong>imum<br />

des Auftragnehmers erreicht se<strong>in</strong>, wenn Alternativkosten wie entgangene Nutzungsentgelte, verschobene Abschreibungszuweisungen<br />

oder auslaufende Fördermittel höher s<strong>in</strong>d als <strong>die</strong> im selben Zeitraum entstehenden, höheren<br />

Baukosten. Es ist aber e<strong>in</strong> „Crash Po<strong>in</strong>t“ oder Zusammenbruchspunkt identifizierbar, bei dem <strong>die</strong> Bauzeit<br />

auch durch massiven Kapitale<strong>in</strong>satz nicht verkürzt wird. Vgl. Grabner, 1971, S. 159; Schwarze, 1994, S. 198;<br />

Nawrath, 1968, S. 49 f.; Bockrath, 2000, S. 194; Mawdesley/Askew/ O’Reilly, 1997, S. 88.<br />

471 E<strong>in</strong> nachfrageseitig dom<strong>in</strong>ierter Markt wird auch als Käufermarkt bezeichnet. Vgl. Marhold, 2001, S. 38 - 41,<br />

hier S. 40.<br />

472 Top-down-Methode: Die Analyse erfolgt vom Groben zum Fe<strong>in</strong>en. Vgl. Berk<strong>in</strong>g, 1995, S. 12; Georgantzis,<br />

2000, S. 1 - 4, hier S. 2; Hahn, 2002, S. 86; Schiffers, 1998, S. 275 - 314, hier S. 282; Stumpp, 1999, S. 21; Wysocki/Beck/Crane,<br />

2000, S. 139.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 91<br />

spielsweise im Nachkriegsdeutschland 473 oder bis 1989 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR<br />

der Fall war, herrscht <strong>die</strong> Bottom-up-Methode 474 vor: Bauablaufplanung von „unten nach o-<br />

ben“. Ausgehend von den Bedürfnissen beziehungsweise Fähigkeiten der Anbieter von Bauleistungen<br />

kann unter <strong>die</strong>ser Prämisse zum Beispiel <strong>die</strong> „ [...] Verbesserung der Kont<strong>in</strong>uität<br />

der Produktionsprozesse [...]“ im Vordergrund stehen. 475 In Teilbereichen wirkt auch das<br />

„Gegenstrompr<strong>in</strong>zip“, nach dem Top-Ziele durch e<strong>in</strong>e Bottom-up-Planung auf ihre Realisierbarkeit<br />

überprüft werden. 476<br />

Müssen <strong>die</strong> Auftragnehmer aufgrund der Marktverhältnisse <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>vorgaben der Auftraggeber<br />

umsetzen, obwohl sie zunächst an anderen Bauzeiten <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d 477 , kann der spekulative<br />

Ansatz der Auftragnehmer auch e<strong>in</strong>e voraussichtliche Bauzeit umfassen. Aufgrund<br />

der Komplexität, des Planungsstandes oder der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es Projektes erwarten<br />

<strong>die</strong> Auftragnehmer Bauablaufstörungen, ohne jedoch über konkrete Kenntnisse zu verfügen.<br />

Nach dem Auftreten der ersten anspruchsbegründenden Bauablaufstörungen wird dann über<br />

e<strong>in</strong>e Fristverlängerung doch <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Auftragnehmer optimale Bauzeit durchgesetzt. Der<br />

Auftragnehmer verändert so <strong>die</strong> Sollbauzeit h<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>em Selbstkostenm<strong>in</strong>imum, obwohl <strong>in</strong><br />

der Angebotsphase e<strong>in</strong> möglicherweise sehr restriktiver Vertrag geschlossen worden ist.<br />

Die kosten- und term<strong>in</strong>bezogenen Zielkonflikte zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

werden <strong>in</strong> der Angebotsphase durch <strong>die</strong> marktbeherrschende Stellung des Auftraggebers entschieden.<br />

Der Auftragnehmer verfügt aber aufgrund des Flexibilitätsbedarfs und Störpotenzials<br />

von <strong>Bauprojekten</strong> über <strong>die</strong> Möglichkeit der spekulativen Preis- und Bauzeitvere<strong>in</strong>barung.<br />

Die Zielkonflikte werden daher nicht gelöst, sondern nur <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausführungsphase h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen,<br />

<strong>in</strong> der pr<strong>in</strong>zipiell kompensierbare Bauablaufstörungen zu Fristverlängerungen und Projektkostensteigerungen<br />

führen.<br />

In e<strong>in</strong>er Zusammenfassung der phasentypischen Entscheidungsprobleme lässt sich feststellen,<br />

dass es <strong>in</strong> der Angebotsphase <strong>für</strong> den Auftraggeber ökonomisch rational ist, se<strong>in</strong>e Stärke<br />

zur Durchsetzung e<strong>in</strong>es vorteilhaften Preis-Leistungs-Zeit-Verhältnisses auszunutzen. Aufgrund<br />

des Auftraggeber-Interesses, Modifikationen der vertraglich vere<strong>in</strong>barten Leistung fle-<br />

473 Vgl. Burkhardt, 1963, S. 15.<br />

474 Bottom-up-Methode: Es wird (zum Beispiel bei der Term<strong>in</strong>planung) von Teilaufgaben und Grundfunktionen<br />

ausgegangen, <strong>die</strong> sich zur Gesamtlösung zusammensetzen. Vgl. Talaj, 1993, S. 46; Witt, 1997, S. 35 f.; Patzak/Rattay,<br />

1998, S. 153.<br />

475 Rothkegel, 1980, S. 5.<br />

476 Vgl. Talaj, 1993, S. 46.<br />

477 Vgl. Born, 1980, S. 8.<br />

[www.heilfort.de]


92 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

xibel und baubegleitend vornehmen zu können 478 , lassen sich <strong>die</strong> dadurch gegebenenfalls entstehenden<br />

Nachtrags- und Fristverlängerungsansprüche jedoch auch durch restriktive Vertragsklauseln<br />

nicht vermeiden. Vielmehr wird mit derartigen Verträgen lediglich der zu erwartende<br />

Kooperationsgrad des Auftragnehmers während der Bauausführung bee<strong>in</strong>flusst. Je mehr<br />

der Auftraggeber folglich <strong>in</strong> der Angebotsphase auf kompetitives Verhalten setzt, desto eher<br />

wird sich der Auftragnehmer ebenso verhalten. E<strong>in</strong> rationaler Auftragnehmer versucht aufgrund<br />

der marktbeherrschenden Stellung des Auftraggebers <strong>in</strong> der Angebotsphase, wesentliche<br />

Teile se<strong>in</strong>er Gesamtkalkulation dem starken Wettbewerb zu entziehen und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kalkulation<br />

<strong>die</strong> ausgeschriebene und <strong>die</strong> erwartete Leistung ganzheitlich zu betrachten. 479 Die<br />

Folge ist e<strong>in</strong>e Zweiteilung des Preises <strong>für</strong> <strong>die</strong> vertragliche Leistung. Der im Wettbewerb verwendete<br />

Angebotspreis ist dabei nur e<strong>in</strong>e Teilmenge des erwarteten Gesamtpreises.<br />

5.2.3 Konfliktmanagement der VOB/B<br />

Auftraggeber 480 und Auftragnehmer s<strong>in</strong>d beim Abschluss e<strong>in</strong>es Bauvertrages weitestgehend<br />

frei von äußeren Zwängen und Inhaltskontrollen, es besteht pr<strong>in</strong>zipiell Vertragsfreiheit, <strong>die</strong><br />

als Abschluss- und Gestaltungsfreiheit auf der allgeme<strong>in</strong>en Handlungsfreiheit nach dem<br />

Grundgesetz fußt. 481 Wichtigste gesetzliche Grundlagen von Bauverträgen s<strong>in</strong>d neben dem<br />

Sachen- und Deliktsrecht <strong>die</strong> werkvertraglichen Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches,<br />

<strong>die</strong> jedoch mit Ausnahme weniger Paragrafen 482 vor spezielleren Vertragsbed<strong>in</strong>gungen zurücktreten,<br />

deren wichtigste <strong>die</strong> VOB ist. 483 Vorformulierte Regelungen wie <strong>die</strong> VOB/B werden<br />

jedoch nur bei ausdrücklicher Vere<strong>in</strong>barung Vertragsbestandteil. Gleichwohl handelt es<br />

sich bei der VOB/B nach DIEHL/OPPLER 484 um „fast gesetzesvertretende Allgeme<strong>in</strong>e Ge-<br />

478 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 404.<br />

479 Die führenden Programme zur Kalkulation von Baupreisen durch den Auftragnehmer (zum Beispiel „ARRI-<br />

BA“) können im Zuge der Angebotskalkulation sämtlich m<strong>in</strong>destens zwei verschiedene Mengenermittlungen <strong>für</strong><br />

Mengen aus dem Leistungsverzeichnis (LV-Mengen) und Mengen der voraussichtlichen Abrechnung (VA-<br />

Mengen) unterscheiden.<br />

480 Die Institutionen der öffentlichen Hand und e<strong>in</strong>iger Sektoren öffentlichen Interesses werden hier nicht betrachtet,<br />

da sie nicht dem ökonomischen Bild e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell nutzenmaximierenden Marktakteurs entsprechen,<br />

sondern ursächlich auch andere Ziele verfolgen; zum Beispiel <strong>die</strong> langfristige Sicherung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heimischen,<br />

auch mittelständisch geprägten Bauwirtschaft.<br />

481 Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz.<br />

482 Zum Beispiel ist § 648 a BGB [Sicherheitsleistung des Bestellers] auch <strong>in</strong>dividualvertraglich unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 648 a, Rdn. 1.<br />

483 Vgl. Knacke, 1998, S. 473 - 490, hier S. 473; Ingenstau/Korbion, 2003, S. 18.<br />

484 Diehl/Oppler, 2000, S. 5.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 93<br />

schäftsbed<strong>in</strong>gungen“, <strong>die</strong> aufgrund ihrer Ausgewogenheit nicht der Inhaltskontrolle des AGB-<br />

Gesetzes unterliegen. 485 Aufgrund des Übergewichts der staatlichen Auftraggeberseite im<br />

Vorstand des Deutschen Vergabe- und Vertragsausschusses <strong>für</strong> Bauleistungen (DVA) ist „<br />

[...] auch <strong>in</strong> Zukunft kaum zu erwarten, dass <strong>die</strong> VOB/B so umgestaltet und modernisiert wird,<br />

dass sie [...] zugleich auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auftragnehmerseite ohne wesentliche Änderungen als gerechter<br />

Interessenausgleich empfunden [...] werden kann“. 486<br />

Im Interesse der Vertragsgerechtigkeit existieren auch <strong>für</strong> nichtöffentliche Vertragsparteien<br />

487 E<strong>in</strong>schränkungen der Vertragsfreiheit, wenn <strong>die</strong>se Freiheiten nur von e<strong>in</strong>em Bauvertragspartner<br />

<strong>in</strong> Anspruch genommen werden. 488 Das mit der Schuldrechtsreform zum<br />

01.01.2002 unter §§ 305 bis 310 <strong>in</strong> das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) <strong>in</strong>tegrierte Gesetz zur<br />

Regelung des Rechts der Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen (AGBG) stellt <strong>in</strong>sbesondere<br />

vorformulierte Vertragsregelungen unter e<strong>in</strong>e strikte Inhaltskontrolle. 489 Informierte Auftragnehmer<br />

werden auf dessen Basis <strong>die</strong> Unwirksamkeit restriktiver Klauseln erkennen und <strong>die</strong>se<br />

<strong>in</strong> vorformulierten Verträgen ignorieren. 490 Die Vertragspartner können sich nur im sogenannten<br />

Individualvertrag auf Abschluss-, Gestaltungs- und Formfreiheit berufen. 491 Der Auftragnehmer<br />

muss <strong>die</strong> aus restriktiven Regelungen resultierenden Kostenrisiken bei Individualvere<strong>in</strong>barungen<br />

dann e<strong>in</strong>kalkulieren. 492<br />

485 Vgl. Korbion/Locher, 1997, S. 42 f.<br />

486 Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 18. Seit der VOB-Fassung 2002: Deutscher Vergabe- und Vertragsausschuss<br />

<strong>für</strong> Bauleistungen.<br />

487 Letztlich <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen nach ihrer Grund<strong>in</strong>tention der e<strong>in</strong>schränkenden<br />

Kontrolle des staatlichen Quasimonopols aus politischen Überlegungen heraus. Nur <strong>die</strong> öffentliche Hand muss<br />

<strong>die</strong> Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen anwenden, ergänzt <strong>die</strong>se jedoch durch zusätzliche und besondere<br />

Vertragsbed<strong>in</strong>gungen. Die VOB ist jedoch auch <strong>für</strong> private Anwender zur fast gesetzesvertretenden Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Geschäftsbed<strong>in</strong>gung geworden. Vgl. Diehl/Oppler, 2000, S. 5.<br />

488 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2001, BGB E<strong>in</strong>f. v. § 145 Rdn. 7.<br />

489 Die Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen unterliegt nicht der Inhaltskontrolle der §§ 305 - 310 BGB, wobei<br />

<strong>in</strong> der Literatur diskutiert wird, ob <strong>die</strong>se Gesamtprivilegierung vor dem Bundesgerichtshof (BGH) und dem Europäischen<br />

Gerichtshof (EuGH) Bestand haben wird. Vgl. Schwenker/He<strong>in</strong>ze, 2002, S. 1143 - 1160, hier S. 1160<br />

und Weyer, 2002, S. 1894 - 1896.<br />

490 Vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell, 2000, S. 16.<br />

491 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 29.<br />

492 Vgl. Bockrath, 2000, S. 194; Heiermann/L<strong>in</strong>ke, 2000, S. 15.<br />

[www.heilfort.de]


94 5.2 Interaktion <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Die Abschluss- und Gestaltungsfreiheit unterliegt jedoch auch dann E<strong>in</strong>schränkungen, wenn<br />

<strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barungen gegen gesetzliche Verbote 493 oder <strong>die</strong> guten Sitten verstoßen 494 oder wenn<br />

der Vertrag auf e<strong>in</strong>e objektiv unmögliche Leistung gerichtet ist. 495<br />

Aus der VOB/B 496 ergeben sich <strong>in</strong> der Angebotsphase <strong>in</strong> Bezug auf Bauablaufstörungen <strong>in</strong>sbesondere<br />

Planungspflichten des Auftraggebers sowie Prüf- und Erkundigungspflichten des<br />

Auftragnehmers. 497<br />

Die Planungspflicht des Auftraggebers ist <strong>in</strong> § 3 Nr. 1 VOB/B e<strong>in</strong>deutig geregelt: „Die <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Ausführung erforderlichen Unterlagen s<strong>in</strong>d dem Auftragnehmer unentgeltlich und rechtzeitig<br />

zu übergeben.“ Die erforderlichen Unterlagen def<strong>in</strong>iert § 15 Abs. 2 Nr. 5 HOAI als alle<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung notwendigen E<strong>in</strong>zelangaben. 498 Dies s<strong>in</strong>d demzufolge endgültige, vollständige<br />

Ausführungs-, Detail- und Konstruktionszeichnungen im Maßstab 1: 50 bis 1: 1 mit<br />

den erforderlichen textlichen Ausführungen und Berechnungen. 499 Häufig werden <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en,<br />

zusätzlichen oder besonderen Vertragsbed<strong>in</strong>gungen auch spezifische Regelungen<br />

vorgenommen. 500 Die Pläne müssen vom Auftraggeber beziehungsweise dessen bevollmächtigtem<br />

Architekten freigegeben se<strong>in</strong>, Vorabzüge haben rechtlich ke<strong>in</strong>e Bedeutung 501 , auch<br />

nicht <strong>für</strong> den Fall der späteren Freigabe. 502 Die Pflicht zur Herbeiführung der erforderlichen<br />

öffentlich-rechtlichen Genehmigungen und Erlaubnisse liegt ebenso beim Auftraggeber. 503<br />

Die Planungspflicht kann der Auftraggeber vertraglich auf den Auftragnehmer übertragen 504 ,<br />

auch wenn immer e<strong>in</strong> Teil der Planung beim Auftraggeber verbleiben wird. Besondere Bedeu-<br />

493 § 134 BGB.<br />

494 § 138 BGB.<br />

495 § 306 BGB.<br />

496 Auf <strong>die</strong> aus der VOB/A resultierenden Pflichten soll hier nicht näher e<strong>in</strong>gegangen werden, weil nur <strong>in</strong>dividuell<br />

gew<strong>in</strong>nmaximierende, rationale Marktteilnehmer betrachtet werden.<br />

497 Genau genommen gilt <strong>die</strong> VOB/B erst ab Vertragsschluss. Gleichwohl lassen sich Grundpr<strong>in</strong>zipien auch auf<br />

<strong>die</strong> Angebotsphase übertragen. Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 21.<br />

498 Vgl. § 15 Abs. 2 Nr. 5 HOAI.<br />

499 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 7. DREES/PAUL schränken <strong>die</strong>se Aussage e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie nicht<br />

pr<strong>in</strong>zipiell <strong>die</strong> Planlieferung mit dem letzten Index annehmen, sondern e<strong>in</strong>e Prüfung der tatsächlichen Ausführbarkeit<br />

im E<strong>in</strong>zelfall fordern. Vgl. Drees/Paul, 2000, S. <strong>22</strong>1.<br />

500 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 36.<br />

501 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1295.<br />

502 Vgl. Ganten/Jagenburg/Motzke (Hrsg.), 2000, B § 6 Rdn. 49.<br />

503 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 358.<br />

504 Vgl. Lang, 1988, S. 18.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 95<br />

tung bei der Bewertung der Planungspflicht des Auftraggebers hat auch das Adjektiv „rechtzeitig“.<br />

505<br />

Die Prüfpflicht ist e<strong>in</strong>e echte Hauptpflicht des Auftragnehmers. 506 Die vom Auftraggeber zu<br />

übergebenden Planungsunterlagen s<strong>in</strong>d zwar <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung maßgebend, der Auftragnehmer<br />

hat <strong>die</strong>se aber zu prüfen und den Auftraggeber auf etwaige Unstimmigkeiten h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

507 Auch aus der Pflicht des Auftragnehmers, Bedenken gegen unberechtigte oder unzweckmäßige<br />

Anordnungen des Auftraggebers anzumelden, ergibt sich <strong>die</strong> Pflicht der Prüfung<br />

von Ausführungsanordnungen. 508 Die Prüfpflicht geht jedoch nur so weit, wie es zur ordnungsgemäßen<br />

Vertragserfüllung gehört. 509 Erforderlich ist <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong> unmittelbarer<br />

technischer Zusammenhang zu der vom Auftragnehmer geschuldeten Leistung. 510<br />

Die Erkundigungspflicht des Auftragnehmers ist Teil der <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführungsphase<br />

geltenden Aufklärungspflicht. Um den Auftraggeber <strong>in</strong>formieren zu können, muss sich<br />

der Auftragnehmer erst erkundigen, also selbst Informationen über erkennbar fehlende oder<br />

ungenügende Angaben oder Sachverhalte beschaffen. Besondere Relevanz hat <strong>die</strong> Erkundigungspflicht<br />

im Rahmen der vertraglichen Preisf<strong>in</strong>dung vor Vertragsschluss. Fehlen <strong>die</strong> <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>e ordnungsgemäße Kalkulation maßgeblichen Angaben oder ist das Leistungsverzeichnis<br />

erkennbar lückenhaft, darf <strong>die</strong>s vom Auftragnehmer nicht e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Vielmehr müssen alle erkennbaren Zweifelsfragen vor Angebotsabgabe geklärt werden.<br />

Kommt der Auftragnehmer se<strong>in</strong>er Erkundigungspflicht nicht nach, kann er ex post nicht auf<br />

e<strong>in</strong>e Änderung der Preisermittlungsgrundlage plä<strong>die</strong>ren. 511<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dem Auftragnehmer <strong>in</strong> der Angebotsphase mit<br />

der Prüf- und Erkundigungspflicht Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Planung des Auftraggebers übertragen<br />

wird. Die VOB/B unterstützt mit <strong>die</strong>sen Pflichten primär den Auftraggeber und verstärkt<br />

somit noch <strong>die</strong> bereits bestehende Stärke des Auftraggebers <strong>in</strong> der Angebotsphase. Der Auftraggeber<br />

kann sich bei eigenen Planungsfehlern immer darauf berufen, dass der Auftragnehmer<br />

ihn hätte auf Unstimmigkeiten h<strong>in</strong>weisen müssen.<br />

505 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 352. Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 3 Rdn. 10.<br />

506 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 344 u. 460; Ingenstau/Korbion, 2001, B § 4 Rdn. 185.<br />

507 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 33; Drees/Paul, 2000, S. 216; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen,<br />

2002, B § 3 Rdn. 18; Kapellmann, 1993, S. 11 - 32, hier S. 18.<br />

508 § 4 Nr. 1 (4) VOB/B.<br />

509 § 3 Nr. 3 S. 2 VOB/B. Der Auftragnehmer muss alle denkbaren Gesichtspunkte berücksichtigen. Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 4 Rdn. <strong>22</strong>.<br />

510 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 33.<br />

511 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 2 Rdn. 235.<br />

[www.heilfort.de]


96 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

5.3.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion<br />

Basis der Bauausführung ist der Bauvertrag, an den beide Seiten gebunden s<strong>in</strong>d. In der Ausführungsphase<br />

wirken <strong>die</strong> freien Marktkräfte daher durch nunmehr hohe Markte<strong>in</strong>- beziehungsweise<br />

Marktaustrittsschranken nur bed<strong>in</strong>gt. 512 Sowohl im Fall der Auflösung des<br />

Vertragsverhältnisses mit anschließender Neuvergabe der Restleistungen 513 als auch im Fall<br />

von nachträglich erforderlichen, zusätzlichen Leistungen 514 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong><br />

Informationen über <strong>die</strong> bereits erbrachte Bauleistung asymmetrisch verteilt. Der vertraglich<br />

gebundene Auftragnehmer wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rest- oder Nachtragsleistung immer über mehr<br />

Informationen als e<strong>in</strong> möglicher neuer Bieter verfügen. So besteht bei der Beauftragung<br />

ergänzender Leistungen nach Vertragsschluss zwar <strong>die</strong> pr<strong>in</strong>zipielle Möglichkeit der Vergabe<br />

an andere Anbieter, aufgrund der asymmetrischen Informationsbasis über <strong>die</strong> Bauleistung<br />

bleibt <strong>die</strong> reale Konkurrenzsituation <strong>für</strong> den bereits verpflichteten Auftragnehmer jedoch<br />

ger<strong>in</strong>g. Zudem erschweren zusätzliche Schnittstellenprobleme den Marktaustritt des<br />

Auftraggebers. Diese Barrieren fördern <strong>die</strong> Zusammenarbeit bei Nachtragsleistungen.<br />

So existieren <strong>in</strong> der VOB/B Regelungen zur Abrechnung geänderter oder zusätzlicher Leistungen<br />

515 , <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Fortschreibung der unter Wettbewerbsbed<strong>in</strong>gungen def<strong>in</strong>ierten Preisbasis<br />

vorsehen. Die E<strong>in</strong>beziehung anderer Unternehmer <strong>in</strong> <strong>die</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung und das Wirken<br />

der Marktkräfte wird damit zwar erschwert, aber nicht unmöglich gemacht. So können auch<br />

bei <strong>die</strong>sen Leistungen <strong>die</strong> Marktmechanismen wirken, wenn größere Nachtragsleistungen von<br />

den Auftraggebern ausgeschrieben und damit dem Wettbewerb unterworfen werden würden.<br />

Der Austritt aus dem Bauvertrag ist <strong>für</strong> den Auftraggeber somit zwar möglich, er muss aber<br />

je nach Kündigungsgrund mit deutlichen Mehrkosten rechnen, <strong>die</strong> sich zum e<strong>in</strong>en aus der Abrechnung<br />

des gekündigten Auftrags, zum anderen aus Mehrkosten bei Beauftragung e<strong>in</strong>es<br />

neuen Auftragnehmers ergeben. Für den potentiellen Auftragnehmer bestehen Unsicherheiten<br />

durch e<strong>in</strong>e häufig unklare Leistungsabgrenzung und Gewährleistungsprobleme an den Schnittstellen<br />

zu bereits erbrachten Leistungen. Der Preisunterschied ist vor allem auf asymmetrische<br />

Informationsverteilung, aber auch auf <strong>die</strong> Höhe verlorener Kosten, zum Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Baustellene<strong>in</strong>richtung,<br />

zurückzuführen. Der Auftragnehmer hat e<strong>in</strong>en Informationsvorsprung, da<br />

512 Grundlage der Betrachtung ist das <strong>in</strong>dividuelle Bauwerk, das als eigener Teilmarkt verstanden wird.<br />

513 E<strong>in</strong> Vertragsverhältnis kann zum Beispiel durch Kündigung oder Insolvenz aufgelöst werden.<br />

514 Nachtragsleistungen könnten auch ausgeschrieben und der marktlichen Koord<strong>in</strong>ation unterworfen werden.<br />

515 Geänderte Leistungen: § 2 Nr. 5; Zusätzliche Leistungen: § 2 Nr. 6 VOB/B.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 97<br />

er <strong>die</strong> bisherigen Bauleistungen selbst erstellt hat. Vorteile aus e<strong>in</strong>er Neubeauftragung hat e<strong>in</strong><br />

Auftraggeber nur dann, wenn <strong>die</strong> asymmetrische Informationsverteilung zu e<strong>in</strong>em niedrigeren<br />

Preisniveau der Bieter führt, <strong>die</strong> bestehende Schwierigkeiten nicht erkennen (können).<br />

Insbesondere aufgrund mangelnder marktlicher Koord<strong>in</strong>ation, asymmetrischer Information<br />

und verlorener Kosten ist der Auftraggeber an den Auftragnehmer gebunden. Der Auftragnehmer<br />

verfügt <strong>in</strong> der Ausführungsphase somit über das größere Stärkepotenzial, mit dem <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> der Angebotsphase h<strong>in</strong>zunehmenden Nachteile ausgeglichen werden können.<br />

5.3.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner<br />

Die Entscheidungsprobleme von Auftragnehmer und Auftraggeber hängen <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

weniger vom Markt, sondern vielmehr vom <strong>in</strong>dividuellen Verhalten des Vertragspartners<br />

ab. Von den Projektbeteiligten müssen permanent Entscheidungen getroffen<br />

werden, deren Erfolg sich erst aus dem Zusammenspiel mit anderen Projektbeteiligten und deren<br />

Entscheidungen ergibt. 516 Der Bauvertrag regelt so zwar <strong>die</strong> gegenseitigen Rechte und<br />

Pflichten, ist alle<strong>in</strong> jedoch noch ke<strong>in</strong>e Gewähr <strong>für</strong> den beiderseitigen Erfolg des Bauprojektes<br />

<strong>in</strong> der Ausführungsphase. Zusätzlich zu den expliziten Regelungen hegt jede Vertragsseite unterschiedliche<br />

Erwartungen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Vertragserfüllung, <strong>die</strong> auch Vertrauen erfordern. 517<br />

Im Mittelpunkt der Interessen der Auftraggeber <strong>in</strong> der Ausführungsphase steht vor allem<br />

<strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung der Leistungs-, Term<strong>in</strong>- und Kostenvere<strong>in</strong>barungen. 518 Da <strong>die</strong> Auftraggeber<br />

mit der Erreichung <strong>die</strong>ser Ziele jedoch oft nur bed<strong>in</strong>gt zufrieden s<strong>in</strong>d 519 , fokussieren deren<br />

Konzepte auf <strong>die</strong> leistungsbezogenen, term<strong>in</strong>lichen oder monetären Zielabweichungen, <strong>die</strong><br />

besser gehandhabt, nach Möglichkeit aber zuverlässig vermieden werden sollen. 520 Im Zuge<br />

der Projektnavigation kann der Auftraggeber zwar überwachen und gegensteuern 521 , <strong>die</strong>s aber<br />

immer nur <strong>in</strong> Interaktion mit dem Auftragnehmer.<br />

516 Zum E<strong>in</strong>fluss der Entscheidungen anderer Akteure auf das eigene Verhalten vgl. Jost, 2001, S. 9.<br />

517 Vgl. Riehm/Grimm, 1963, S. 121.<br />

518 Vgl. Hahn, 2002, S. 16.<br />

519 E<strong>in</strong>e Umfrage der Dresden Bus<strong>in</strong>ess School unter 100 Bauherren und größeren Bauunternehmen zeigt, dass<br />

<strong>die</strong> Kostene<strong>in</strong>haltung bei der Durchführung von Bauleistrungen mit 96 % und <strong>die</strong> Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>haltung mit 95 % an<br />

der Spitze der abgefragten Wichtigkeitskriterien rangieren. Zufrieden s<strong>in</strong>d aber nur 61 % (Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>haltung) beziehungsweise<br />

57 % (Kostene<strong>in</strong>haltung) der Bauherren. Vgl. Schach/Töpfer/Karnani, 2001, S. 32 - 36, hier S. 33.<br />

520 Vgl. Michel, 1996, S. 207.<br />

521 Vgl. von Erdély, 2001, S. 120.<br />

[www.heilfort.de]


98 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

Der Auftragnehmer kann das primäre Vertrags-Soll <strong>in</strong> der Ausführungsphase nicht bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Wettbewerbsbed<strong>in</strong>gt unauskömmliche Preise 5<strong>22</strong> lassen den Auftragnehmer jedoch<br />

versuchen, <strong>die</strong> Kosten der Bauausführung durch aggressives Subunternehmermanagement,<br />

m<strong>in</strong>imal mögliche Qualität der e<strong>in</strong>gesetzten Stoffe oder Leistungen, auf Nachtragsmanagement<br />

fokussierten Bauleitungse<strong>in</strong>satz 523 oder extensive Interpretation problematischer Vertragsklauseln<br />

zu senken. 524 Da Bauleistungen nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen wie ausgeschrieben<br />

oder vere<strong>in</strong>bart ausgeführt werden, ergibt sich vor allem aus <strong>die</strong>sen Änderungen e<strong>in</strong> erhebliches<br />

Potenzial <strong>für</strong> den Auftragnehmer, <strong>in</strong> term<strong>in</strong>licher und monetärer H<strong>in</strong>sicht vom Vertrags-<br />

Soll abzuweichen. Änderungen, Ergänzungen und Verzögerungen von Auftraggeberseite treten<br />

nach Vertragsschluss auf und s<strong>in</strong>d daher nicht der marktlichen Koord<strong>in</strong>ation unterworfen -<br />

<strong>für</strong> den Auftragnehmer häufig Gelegenheit, spekulative Ansätze der Angebotsphase bestätigt<br />

zu f<strong>in</strong>den und se<strong>in</strong>e Preis- und Term<strong>in</strong>vorstellungen nachvertraglich durchzusetzen. 525<br />

Als Grundlage der Analyse der Entscheidungsprobleme und des Verhaltens der Interaktionspartner<br />

wird daher e<strong>in</strong> Verfahren der bereits 1944 von NEUMANN/MORGENSTERN 526 vorgestellten<br />

Spieltheorie angewandt. Mit der Spieltheorie werden <strong>die</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er<br />

Entscheidung def<strong>in</strong>iert, Entscheidungsprobleme rationalisiert und <strong>die</strong> resultierenden<br />

Handlungen der beteiligten Spieler analysiert. 527 Wichtig ist, welche Strategien <strong>die</strong> Projektbeteiligten<br />

wählen, wenn Bauablaufstörungen auftreten. Es kommt immer darauf an, wie sich rationale<br />

Spieler verhalten sollten, nicht, wie sie sich tatsächlich verhalten. 528 Die Spieltheorie<br />

ist <strong>in</strong>sofern nur e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Modell <strong>für</strong> wirtschaftliches und soziales Verhalten <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von mehreren Variablen, <strong>die</strong> auch vom Spielerverhalten bestimmt werden können.<br />

529 Geme<strong>in</strong>sames Ziel des Verhaltens von Auftragnehmer und Auftraggeber 530 soll <strong>die</strong><br />

Maximierung des <strong>in</strong>dividuellen Gew<strong>in</strong>ns 531 durch <strong>die</strong> Wahl e<strong>in</strong>er bestimmten Handlung<br />

se<strong>in</strong>. 532<br />

5<strong>22</strong> Vgl. Drittler, 1992, S. 39 - 41, hier S. 40; Stohlmann, 2001, S. 24; Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694.<br />

523 Vgl. Witteler, 2000, S. 2.<br />

524 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 405.<br />

525 Vgl. Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 139.<br />

526 Neumann/Morgenstern, 1944.<br />

527 Vgl. Dixit/Nalebuff, 1995, S. 1 und 34.<br />

528 Vgl. Davis, 1999, S. 15 und Rasmusen, 1995, S. 2.<br />

529 Vgl. Morgenstern, 1963, S. 196.<br />

530 Öffentliche Auftraggeber werden nicht betrachtet, da <strong>die</strong>se tendenziell andere Ziele verfolgen.<br />

531 Gew<strong>in</strong>n kann auch im S<strong>in</strong>ne nichtmonetärer Nutzgrößen <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

532 Vgl. Rasmusen, 1995, S. 10.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 99<br />

Kompetitive Auftraggeber versuchen, bei nachträglichen Zieländerungen <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

herrschende Stärke <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausführungsphase h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zutragen. Die Bauleistung soll<br />

unter ähnlich restriktiven Bed<strong>in</strong>gungen an <strong>die</strong> geänderten Anforderungen angepasst werden.<br />

Da aber nach Beauftragung e<strong>in</strong>es Angebotes <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong> Spielraum mehr <strong>für</strong> das Ausnutzen<br />

der marktbeherrschenden Stellung e<strong>in</strong>es Nachfragers besteht, müssen andere Instrumente<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. So erteilt der Auftraggeber andere Anordnungen nicht direkt, sondern<br />

über den Architekten als <strong>in</strong> der Regel nicht bevollmächtigtem Vertreter. 533 Informationen<br />

über Planlieferschwierigkeiten werden dem Auftragnehmer nicht rechtzeitig mitgeteilt. Beh<strong>in</strong>derungsanzeigen<br />

und rechtlich e<strong>in</strong>wandfreie Zugangsbestätigungen werden im Interesse<br />

e<strong>in</strong>er „guten“ Vertragsabwicklung <strong>für</strong> nicht erforderlich erklärt. Diesen Beispielen ist zu eigen,<br />

dass der Auftragnehmer im Wissen um <strong>die</strong> hohen Anforderungen der Rechtsprechung <strong>die</strong><br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> vertraglich berechtigte Ansprüche oft nicht nachweisen kann. So<br />

verbleiben zum Beispiel nach der empirischen Untersuchung 44 % der Mehrkosten aus Bauablaufstörungen<br />

unverschuldet beim Auftragnehmer 534 , wo<strong>für</strong> <strong>in</strong> 65 % aller Fälle Probleme<br />

mit dem Nachweis der Anspruchsgrundlage verantwortlich gemacht werden. 535<br />

Kompetitive Auftragnehmer verhalten sich zum Beispiel gezielt nachtragspolitisch und setzen<br />

im Rahmen des Claim-Managements 536 auf <strong>die</strong> planmäßige Suche nach Zusatzvergütungen.<br />

537 Die erwartete Höhe der Abschläge von der Nachtragsforderung wird oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufschlag<br />

auf den Anspruch vorweggenommen. Kompetitive Auftragnehmer versuchen vom ersten<br />

Tag an, „mit e<strong>in</strong>er Flut von Nachtrags- und Beh<strong>in</strong>derungsmeldungen nachträglich bessere<br />

Konditionen durchzusetzen“ 538 , also <strong>die</strong> im Wettbewerb um Bauleistungen erzielten, möglicherweise<br />

unauskömmlichen Preise aufzubessern. Typisch <strong>für</strong> gestörte Bauabläufe ist <strong>die</strong><br />

mangelnde Bereitschaft zur Schadensm<strong>in</strong>derung. 539 Der von Bauablaufstörungen betroffene<br />

Unternehmer sichert e<strong>in</strong>seitig se<strong>in</strong>en Anspruch, ohne <strong>die</strong> Interessen des Auftraggebers und <strong>die</strong><br />

term<strong>in</strong>lichen Regelungen des Vertrages weiter zu verfolgen.<br />

Kooperative Auftraggeber ordnen nachträgliche Zielkorrekturen dem Vertrag unter. Kosten<br />

aus verspäteten Mitwirkungspflichten oder nachträglich anderen Anordnungen werden als<br />

Entscheidungskriterium antizipiert, was zum Beispiel zur kostenbed<strong>in</strong>gten Ablehnung von<br />

533 Wenn der Auftragnehmer ke<strong>in</strong>e Vollmacht nachweist, können berechtigte Ansprüche verloren gehen.<br />

534 Vgl. Heilfort, 2001a, S. 28 - 29, hier S. 28.<br />

535 Vgl. Heilfort, 2002d, S. 25 - 28, hier S. 25.<br />

536 Vgl. Plum, 2000, S. 119 - 138, hier S. 120; Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 695.<br />

537 Vgl. Witteler, 2000, S. 2.<br />

538 O. V., 2001b, S. 16. Vgl. auch Knacke, 1998, Rdn. 319.<br />

539 Vgl. Heussen, 1997a, S. 29 - 332, Rdn. 85.<br />

[www.heilfort.de]


100 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

Änderungswünschen führen kann. Beh<strong>in</strong>derungsanzeigen des Auftragnehmers werden pr<strong>in</strong>zipiell<br />

positiv betrachtet, da der Auftragnehmer, der se<strong>in</strong>er Informations-, Warn- und Schutzpflicht<br />

nachkommt, den Auftraggeber primär <strong>in</strong>formieren und vor Mehrkosten warnen will. 540<br />

Der Auftraggeber kann <strong>in</strong> der Folge entstehende Bauablaufstörungen aktiv verh<strong>in</strong>dern, statt<br />

nur <strong>die</strong> Folgen abzuwälzen. E<strong>in</strong> kooperativer Auftraggeber wird dem Auftragnehmer frühzeitig<br />

mitteilen, dass Pläne verspätet e<strong>in</strong>gehen werden, damit <strong>die</strong>ser se<strong>in</strong>e Leistungen mit e<strong>in</strong>er<br />

ausreichenden Vorlaufzeit umdisponieren und so monetäre und term<strong>in</strong>liche Folgen von Bauablaufstörungen<br />

verh<strong>in</strong>dern kann.<br />

Auftragnehmer mit e<strong>in</strong>er kooperativen Strategie s<strong>in</strong>d an der Aufteilung des geme<strong>in</strong>samen<br />

Gew<strong>in</strong>ns oder an e<strong>in</strong>er engen Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber <strong>in</strong>teressiert. Partner<strong>in</strong>g-<br />

Modelle werden be<strong>für</strong>wortet. 541 Insbesondere bei e<strong>in</strong>er frühen und regelmäßigen Zusammenarbeit<br />

können Konflikte zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber aufgrund der <strong>in</strong>tensiveren<br />

Kommunikation frühzeitig erkannt und vom Auftragnehmer berücksichtigt werden. 542 In Bezug<br />

auf das Bauprojekt selbst wird <strong>die</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung zum Ausgleich von Bauablaufstörungen<br />

zeitlich, quantitativ und <strong>in</strong>tensitätsmäßig angepasst 543 , auch dann, wenn ke<strong>in</strong>e unmittelbare<br />

Verpflichtung besteht. Ansprüche werden erst dann antizipiert, wenn Vere<strong>in</strong>barungen<br />

mit dem Auftraggeber vorliegen. Die baubegleitende Anspruchssicherung des kooperativen<br />

Auftragnehmers ist häufig ungenügend.<br />

Am Beispiel des „Gefangenendilemmas“ sollen nachfolgend <strong>die</strong> Auswirkungen verschiedener<br />

Komb<strong>in</strong>ationen aus kompetitiven und kooperativen Strategien von Auftragnehmer und<br />

Auftraggeber untersucht werden. 544 Es wird das Dilemma rationalen Verhaltens der Vertragspartner<br />

beim Auftreten von Bauablaufstörungen <strong>in</strong> der Ausführungsphase gezeigt. In <strong>die</strong>ser<br />

Anwendung auf Basis der Spieltheorie müssen sich <strong>die</strong> beiden Spieler unabhängig vone<strong>in</strong>ander<br />

entscheiden, ob sie sich beim E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>es bestimmten Spielereignisses, hier e<strong>in</strong>er vom<br />

Auftraggeber zu vertretenden Bauablaufstörung, ohne Information über <strong>die</strong> Strategie des<br />

540 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 1994, S. 62 - 64, hier S. 64.<br />

541 Partner<strong>in</strong>g-Modelle umfassen 6 % des Bauumsatzes. Vgl. Steffes-Mies/Müsch, 2000, S. 30 - 33, hier S. 32.<br />

542 Vgl. Persch, 2002, S. 56 - 57, hier S. 57.<br />

543 Vgl. Petzschmann, 1996, S. 263 - 278, hier S. 269.<br />

544 Im Fall des Gefangenendilemmas werden zwei e<strong>in</strong>es Raubüberfalls Verdächtigte zwar wegen unerlaubten<br />

Waffenbesitzes festgenommen, können aber aufgrund Mangels an Beweisen ohne Aussage e<strong>in</strong>es Tatverdächtigen<br />

nicht wegen Raubes verurteilt werden. Getrennt vone<strong>in</strong>ander muss sich jeder Gefangene entscheiden, ob er mit<br />

der Staatsanwaltschaft kooperiert und zu Lasten des Mitgefangenen aussagt oder nicht. Gesteht nur Spieler A,<br />

wird <strong>die</strong>ser aufgrund e<strong>in</strong>er Kronzeugenregelung freigelassen und Spieler B erhält <strong>die</strong> Höchststrafe von neun Jahren.<br />

Gestehen beide Spieler, erhalten beide e<strong>in</strong>e Gefängnisstrafe von 6 Jahren. Gesteht ke<strong>in</strong>er der beiden Spieler,<br />

werden beide zu jeweils e<strong>in</strong>em Jahr Gefängnis wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt. Vgl. Jost, 2001,<br />

S. 20.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 101<br />

Spielpartners kooperativ oder kompetitiv verhalten. 545 Im Ergebnis der simultanen Interdependenzen<br />

des Spielerverhaltens 546 entsteht e<strong>in</strong>e Matrix, <strong>die</strong> jeweils <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nänderung beider<br />

Spieler ausweist. Ökonomisch rationales, unabhängiges Verhalten wird vorausgesetzt. Für<br />

das zu untersuchende Beispiel sei e<strong>in</strong> Bauablauf gegeben, der erstmals von e<strong>in</strong>er um 10 Kalendertage<br />

verspäteten Lieferung unmittelbar ausführungsrelevanter Pläne betroffen ist. Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer stehen somit erstmals und e<strong>in</strong>stufig 547 vor der Entscheidung,<br />

sich kooperativ oder kompetitiv zu verhalten. Das Verhalten der anderen Partei ist weder bekannt,<br />

noch mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zu bestimmen. 548 Für jeden Kalendertag Bauzeitverlängerung<br />

verschlechtert sich unter Anwendung der Differenzmethode 549 <strong>die</strong> tatsächliche Vermögenssituation<br />

des Auftragnehmers um 5.000,- €. In Ableitung der Preisermittlungsgrundlage<br />

soll aus e<strong>in</strong>em Kalendertag Bauzeitverlängerung jedoch e<strong>in</strong> Vergütungsanspruch des Auftragnehmers<br />

<strong>in</strong> Höhe von 7.500,- € resultieren. 550 Zeitabhängige Kosten des Auftraggebers<br />

werden nicht betrachtet. Es wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier möglichen Strategiekomb<strong>in</strong>ationen untersucht,<br />

wie sich der Gew<strong>in</strong>n unter den gegebenen Bed<strong>in</strong>gungen und als Resultat eigenen und fremden<br />

Verhaltens verändert. Für den unabhängig handelnden Vertragspartner kann <strong>die</strong> Entscheidung<br />

des ebenfalls unabhängig handelnden Partners als Umweltzustand <strong>in</strong>terpretiert werden. 551<br />

Im Fall 1 verhalten sich Auftraggeber und Auftragnehmer kooperativ, <strong>in</strong>dem der Auftraggeber<br />

frühzeitig stockende Planlieferungen mitteilt, der Auftragnehmer <strong>die</strong> Arbeitsvorbereitung kosten-<br />

und term<strong>in</strong>neutral umdisponiert und der Auftraggeber <strong>die</strong> Planerstellung mit e<strong>in</strong>em zu-<br />

545 Vgl. Morgenstern, 1963, S. 81.<br />

546 Bei simultaner Interdependenz entscheiden sich <strong>die</strong> Spieler gleichzeitig oder nache<strong>in</strong>ander, ohne über Informationen<br />

über <strong>die</strong> Entscheidung des Mitspielers zu verfügen. Bei sequentieller Interdependenz entscheiden sich<br />

<strong>die</strong> Spieler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Verfahren nache<strong>in</strong>ander. Nachlaufende Entscheidungen können somit von vorangegangenen<br />

Entscheidungen abhängig gemacht werden. Vgl. Jost, 2001, S. 14 f.<br />

547 Die Entscheidung soll erstmals erfolgen, Auftraggeber und Auftragnehmer verfügen also bisher noch nicht<br />

über Informationen zum möglichen Verhalten des Mitspielers. E<strong>in</strong>stufig ist das Verfahren, weil nur e<strong>in</strong>e Bauablaufstörung<br />

betrachtet wird und ke<strong>in</strong>e mehrstufiger Prozess, bei dem das bisherige Verhalten des Mitspielers <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> eigenen Überlegungen mit e<strong>in</strong>bezogen werden kann. Vgl. Jost, 2001, S. 15.<br />

548 Die Entscheidung der Spielpartner erfolgt somit unter Unsicherheit. Auch <strong>in</strong> der Praxis ist vom Verfasser beobachtet<br />

worden, dass sich der Auftragnehmer zwar oft e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung über <strong>die</strong> verme<strong>in</strong>tliche Strategie des Auftraggebers<br />

bildet, <strong>die</strong>se Sicherheit aber nur sche<strong>in</strong>bar existiert. Tatsächlich bleibt <strong>die</strong> Entscheidung des Auftraggebers<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei großen Streitwerten auch bei vorheriger Kooperation vollkommen unsicher.<br />

549 Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />

550 Diese Situation entsteht, wenn z. B. <strong>die</strong> Preisermittlung des Auftragnehmers von zu hohen zeitabhängigen<br />

Kosten ausgeht und <strong>die</strong>s bei der Schadensermittlung nach der Differenzmethode nicht berücksichtigt wird.<br />

551 Im Gefangenendilemma werden <strong>die</strong> der gleichen Straftat Verdächtigten getrennt untergebracht und verhört.<br />

[www.heilfort.de]


102 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

sätzlichen Kostenaufwand von 10.000,- € fördert. Der störungsbed<strong>in</strong>gte Verlust soll <strong>für</strong> den<br />

Auftraggeber 10.000,- € betragen. 552 Für den Auftragnehmer bleibt der Gew<strong>in</strong>n unverändert.<br />

Im Fall 2 trifft <strong>für</strong> den Fall der um 10 Tage verspäteten Planlieferung kompetitives Verhalten<br />

des Auftragnehmers auf kooperatives Verhalten des Auftraggebers. Der Auftraggeber kann<br />

dem Auftragnehmer zum Beispiel mitteilen, dass <strong>die</strong> Pläne verspätet e<strong>in</strong>gehen werden. Der<br />

Auftragnehmer <strong>in</strong>terpretiert <strong>die</strong>s als e<strong>in</strong>e <strong>die</strong> Bauzeit betreffende Anordnung, macht e<strong>in</strong>e unveränderte<br />

Dispositionszeit und Bauzeitverlängerung geltend und rechnet auf Basis der Preisermittlungsgrundlage<br />

10 Ausfalltage zu 75.000,- € ab. Gegenüber se<strong>in</strong>er ursprünglichen Vermögenslage<br />

verbessert sich <strong>die</strong> Situation des Auftragnehmers um 25.000,- €. Der Auftraggeber<br />

erleidet e<strong>in</strong>en Verlust <strong>in</strong> Höhe von 75.000,- €.<br />

Im Fall 3 verhält sich der Auftraggeber kompetitiv, <strong>in</strong>dem er <strong>die</strong> Verzögerung <strong>in</strong> der Planlieferung<br />

nicht bekannt gibt. Der Auftragnehmer verhält sich kooperativ und verzichtet auf e<strong>in</strong>e<br />

Beh<strong>in</strong>derungsanzeige. Dennoch führt <strong>die</strong> verspätete Planlieferung zu e<strong>in</strong>er Bauzeitverlängerung<br />

von 10 Tagen. Der Auftragnehmer will den nach der Differenzmethode ermittelten Schaden<br />

<strong>in</strong> Höhe von 50.000,- € abrechnen, scheitert aber vollständig an der fehlenden Anspruchsgrundlage.<br />

In der Folge hat der Auftragnehmer e<strong>in</strong>en Verlust von 50.000,- € zu tragen, während<br />

<strong>die</strong> Bauablaufstörung <strong>für</strong> den Auftraggeber kostenneutral bleibt.<br />

Der Fall 4 ist von beiderseitig kompetitivem Verhalten gekennzeichnet. Die Lösung von Projektproblemen<br />

wie Bauablaufstörungen ist erschwert. 553 Der Auftraggeber unterlässt jede vergütungsbegründende<br />

Anordnung, verweigert aber auch den Ausgleich der Schadensberechnung<br />

des Auftragnehmers. Der Auftragnehmer hat zwar Anspruchsgrundlage und Anspruchshöhe<br />

korrekt nachgewiesen, vergleicht sich aber mit dem Auftraggeber über <strong>die</strong> halbe Schadenshöhe.<br />

Beiden Seiten entsteht e<strong>in</strong> Verlust von 25.000,- €. 554<br />

Abbildung 20 systematisiert Entscheidungssituation und verhaltensabhängige Spielergebnisse.<br />

Jedes Feld steht <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Spielsituation und weist strategieabhängig l<strong>in</strong>ks unten <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nänderung<br />

des Auftragnehmers, rechts oben <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nänderung des Auftraggebers aus.<br />

552 In e<strong>in</strong>er alternativen Fallgestaltung kann der Auftraggeber <strong>für</strong> den Fall verspäteter Planlieferungen <strong>die</strong> tatsächlichen<br />

Beschleunigungskosten des Auftragnehmers <strong>in</strong> Höhe von 10.000,- € ersetzen.<br />

553 Vgl. Ponschab/Breidenbach/Peres, 1997, S. 849 - 906, Rdn. 1663.<br />

554 Dem Auftragnehmer werden vom Schaden <strong>in</strong> Höhe von 50.000,- € nur 25.000,- € ersetzt.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 103<br />

Strategie- und umweltabhängiger Gew<strong>in</strong>n des AN<br />

Kompetitive Strategie Kooperative Strategie<br />

Strategie- und umweltabhängiger Gew<strong>in</strong>n des AG<br />

Kooperative Strategie Kompetitive Strategie<br />

0,- €<br />

25.000,- €<br />

-10.000,- €<br />

Fall 1: Nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Mehrkosten <strong>für</strong> den AG<br />

-75.000,- €<br />

B1<br />

Fall 2: Sicherer Vergütungsanspruch<br />

des AN<br />

A1<br />

-50.000,- €<br />

-25.000,- €<br />

0,- €<br />

Fall 3: Schaden des AN<br />

ist nicht durchsetzbar<br />

A2<br />

-25.000,- €<br />

B2<br />

Fall 4: Vergleichsweise<br />

Schadensabrechnung<br />

A2<br />

B1<br />

Gew<strong>in</strong>nänderung des Auftraggebers<br />

Gew<strong>in</strong>nänderung des Auftragnehmers<br />

Verhaltenstrend des AG<br />

Verhaltenstrend des AN<br />

Abbildung 20: Kompetitives Gleichgewicht bei Bauablaufstörungen 555<br />

Im Ergebnis <strong>die</strong>ser <strong>für</strong> das Bauen typischen Spielsituation kommt es bei ökonomisch rationalem<br />

Verhalten von Auftragnehmer und Auftraggeber immer zum gesamtökonomisch ungünstigsten<br />

Fall 4. Der rational handelnde Auftraggeber wird als Strategie kompetitives Verhalten<br />

wählen, da er sich <strong>in</strong>dividuell besser stellt als bei kooperativem Verhalten (Trend A). Der<br />

Auftragnehmer muss ebenfalls <strong>die</strong> kompetitive Strategie wählen (Trend B). Ursache <strong>die</strong>ses<br />

Dilemmas ist, dass es <strong>für</strong> den Auftraggeber sowohl unter Annahme e<strong>in</strong>es kooperativen als<br />

auch e<strong>in</strong>es kompetitiven Verhaltens se<strong>in</strong>es Mitspielers rational ist, Trend A1 beziehungsweise<br />

A2 zu folgen. Bei Annahme e<strong>in</strong>es kooperativen Auftragnehmers (Trend A1) verbessert sich<br />

der Gew<strong>in</strong>n des Auftraggebers durch eigenes kompetitives Verhalten von -10.000,- € auf 0,- €,<br />

bei Annahme e<strong>in</strong>es kompetitiven Auftragnehmers (Trend A2) von -75.000,- € auf -25.000,- €.<br />

Auch <strong>für</strong> den Auftragnehmer ist kompetitives Verhalten rational. Bei Annahme e<strong>in</strong>es kooperativen<br />

Auftraggebers (Trend B1) verbessert sich, wie <strong>in</strong> Abbildung 20 gezeigt, der Gew<strong>in</strong>n des<br />

Auftragnehmers von 0,- € auf 25.000,- €, bei Annahme e<strong>in</strong>es kompetitiven Auftragnehmers<br />

(Trend B2) von -50.000,- € auf -25.000,- €.<br />

Aus dem Dilemma <strong>in</strong>dividuell rationalen Verhaltens folgt letztlich e<strong>in</strong> deutlicher Trend h<strong>in</strong><br />

zum gesamtökonomisch höchsten Verlust. Dieser geme<strong>in</strong>schaftliche Verlust beträgt als Summe<br />

aus den Ergebnissen der beiden Spieler im Feld 1 mit beiderseitig kooperativem Verhalten<br />

-10.000,- €, im Feld 4 mit beiderseitig kompetitivem Verhalten jedoch -50.000,- €. Kompeti-<br />

555 In Anlehnung an <strong>die</strong> Spielsituation des Gefangenendilemmas. Vgl. Jost, 2001, S. 21.<br />

[www.heilfort.de]


104 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

tives Verhalten nur e<strong>in</strong>er Vertragspartei führt somit zunächst zu sche<strong>in</strong>baren <strong>in</strong>dividuellen<br />

Vorteilen. Da jedoch Auftraggeber und Auftragnehmer gleichermaßen kompetitiv handeln,<br />

verschlechtern sich letztlich beide Parteien. Bereits <strong>die</strong>se e<strong>in</strong>fache spieltheoretische Anwendung<br />

556 zeigt, dass unter den gegebenen Annahmen e<strong>in</strong> stabiler Trend zu beiderseitig kompetitivem<br />

Verhalten mit e<strong>in</strong>em <strong>für</strong> Auftraggeber und Auftragnehmer unbefriedigenden Ergebnis<br />

besteht. 557 Damit kann neben der praktischen Erfahrung 558 und der statistischen Analyse 559<br />

auch <strong>die</strong> Spieltheorie <strong>die</strong> These von der Kooperationsabhängigkeit der Bauablaufstörungen<br />

beziehungsweise deren Folgen nachweisen. Je kompetitiver sich <strong>die</strong> Bauvertragspartner verhalten,<br />

desto häufiger ist mit negativen Folgen von Bauablaufstörungen zu rechnen. Ziel muss<br />

es daher se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> stabiles, kooperatives Gleichgewicht zu erzeugen, das Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer an kooperatives Verhalten b<strong>in</strong>det.<br />

In e<strong>in</strong>er Zusammenfassung der phasentypischen Entscheidungsprobleme lässt sich feststellen,<br />

dass es <strong>in</strong> der Ausführungsphase <strong>für</strong> den Auftragnehmer zunächst ökonomisch rational<br />

ist, se<strong>in</strong>e Phasenstärke zum Ausgleich der durch den Auftraggeber <strong>in</strong> der Angebotsphase erzielten<br />

Preis- und Zeit-Vorteile e<strong>in</strong>zusetzen, sich also kompetitiv zu verhalten. Der Auftraggeber<br />

kann e<strong>in</strong>em zielorientierten Nachtragsmanagement des Auftragnehmers <strong>in</strong> der Regel<br />

wenig entgegensetzen, da oft <strong>die</strong> Bereitschaft beziehungsweise Fähigkeit des Auftraggebers<br />

fehlt, Leistungsänderungen zu vermeiden. Das Ziel der Kosten- und Term<strong>in</strong>sicherheit kann<br />

der Auftraggeber somit nicht durch restriktive Vertragsklauseln, sondern nur durch Kooperation<br />

des Auftragnehmers <strong>in</strong> der Ausführungsphase erreichen - e<strong>in</strong>e Kooperation, über deren<br />

Stärke der Auftraggeber durch se<strong>in</strong> Verhalten <strong>in</strong> der Angebotsphase selbst mitentscheidet.<br />

5.3.3 Konfliktmanagement der VOB/B<br />

Ziel der VOB/B ist <strong>die</strong> Regelung der längerfristigen, kooperativen Zusammenarbeit von aufe<strong>in</strong>ander<br />

angewiesenen Vertragspartnern. 560 Dem Auftragnehmer werden <strong>in</strong>sbesondere Kooperations-,<br />

Unterstützungs-, H<strong>in</strong>weis- und Schutzpflichten auferlegt, während der Auftraggeber<br />

vor allem Abruf-, Überlassungs-, Erstellungs-, Koord<strong>in</strong>ations- und Entscheidungspflichten<br />

wahrnehmen muss. Aus Rechten des e<strong>in</strong>en folgen wiederum Pflichten des anderen Vertrags-<br />

556 Für <strong>die</strong> Analyse realer Situationen kommt es nicht auf <strong>die</strong> Komplexität des Spieles, sondern auf <strong>die</strong> Praktikabilität<br />

und Realitätsnähe an. Vgl. Morgenstern, 1963, S. 77.<br />

557 Spiele werden ganz wesentlich von den Spielregeln def<strong>in</strong>iert, können also bei deren Änderung zu anderen Ergebnissen<br />

führen. Vgl. Bieta/Siebe, 1998, S. 35.<br />

558 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 695.<br />

559 Vgl. Kapitel 4 <strong>die</strong>ser Arbeit.<br />

560 Vgl. Nicklisch/Weick, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 1 ff., zustimmend Ingenstau/Korbion, 2001, E<strong>in</strong>leitung, Rdn. 9.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 105<br />

partners. So folgt aus dem Änderungsrecht des Auftraggebers <strong>die</strong> Pflicht zur Ausführung geänderter<br />

Leistungen durch den Auftragnehmer. Auch der Auftragnehmer hat e<strong>in</strong> Recht auf ungestörte<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gung. Nachfolgend werden <strong>die</strong> wichtigsten, <strong>für</strong> das Konfliktmanagement<br />

im Fall von Bauablaufstörungen während der Bauausführung maßgeblichen Pflichten<br />

und Rechte erläutert.<br />

Die Kooperationspflicht beider Vertragspartner soll gewährleisten, dass Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten<br />

oder Konflikte nach Möglichkeit e<strong>in</strong>vernehmlich gelöst werden. 561 Die VOB/B regelt<br />

<strong>die</strong> Kooperationspflicht <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> Abrechnung geänderter und zusätzlicher<br />

Leistungen. Demnach soll möglichst noch vor Ausführung E<strong>in</strong>vernehmen über <strong>die</strong><br />

Anpassung der Vergütung erzielt werden. 562 Bei Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten über Berechtigung<br />

und Höhe etwaiger Mehrkostenforderungen ist der Auftragnehmer so lange zur Kooperation<br />

verpflichtet, bis der Auftraggeber se<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> Kooperation nachhaltig und endgültig<br />

verweigert. 563 Ziel kooperativen Verhaltens ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit der Bauvertragspartner<br />

mit dem Ziel der Konfliktlösung mit dem größten Gesamtnutzen beziehungsweise dem niedrigsten<br />

Gesamtschaden. 564<br />

Unterstützungspflichten hat der Auftragnehmer immer dann, wenn der Auftraggeber zur<br />

ordnungsgemäßen Erfüllung se<strong>in</strong>er Pflichten auf <strong>die</strong> Mitwirkung des Auftragnehmers angewiesen<br />

ist. So kann der Auftraggeber bei gleichzeitig arbeitenden Unternehmern nur dann se<strong>in</strong>er<br />

Koord<strong>in</strong>ationspflicht nachkommen, wenn der Auftragnehmer auch an Baubesprechungen<br />

teilnimmt. 565 Auch <strong>für</strong> bestimmte Planungsunterlagen kann e<strong>in</strong>e Pflicht des Auftragnehmers<br />

zur Beibr<strong>in</strong>gung von Unterlagen vere<strong>in</strong>bart 566 werden. Typische Beispiele s<strong>in</strong>d Verlegeanleitungen<br />

oder Schalpläne <strong>für</strong> bestimmte Systemschalungen.<br />

Die H<strong>in</strong>weispflicht, auch Aufklärungs-, Informations- oder Mitteilungspflicht des Auftragnehmers,<br />

sieht <strong>die</strong> unaufgeforderte Information über entscheidungsrelevante Umstände vor. 567<br />

Sie ist Nebenpflicht 568 und folgt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes unmittel-<br />

561 Vgl. Nicklisch/Weick, 2001, § 2 Rdn. 6.<br />

562 § 2 Nr. 5 und § 2 Nr. 6 VOB/B.<br />

563 Vgl. BGH: Urteil vom 28.10.1999 - VII ZR 393/98. In: NJW 2000, S. 807 - 808, hier S. 807. Zustimmend<br />

Heiermann, 2000, S. 18 - 19, hier S. 18.<br />

564 Vgl. Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 145.<br />

565 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 7.<br />

566 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 12.<br />

567 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 4 Rdn. 25 und B § 3 Rdn. 16a; Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 242<br />

Rdn. 37.<br />

568 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 3 Rdn. <strong>22</strong>.<br />

[www.heilfort.de]


106 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

bar aus der Pflicht zur Kooperation vor und während der Vertragsdurchführung. 569 Der Auftragnehmer<br />

hat zum Beispiel bereits im Fall nur vermuteter Beh<strong>in</strong>derungen <strong>die</strong> Pflicht, den<br />

Auftraggeber detailliert zu <strong>in</strong>formieren 570 , also auch über dessen eigene Versäumnisse. 571 Unterlässt<br />

der Auftragnehmer <strong>die</strong>se Beh<strong>in</strong>derungsanzeige nach § 6 Nr. 1 VOB/B, verliert er nicht<br />

nur se<strong>in</strong> Recht auf Term<strong>in</strong>verlängerung 572 , sondern muss unter Umständen auch Schadensersatzforderungen<br />

des Auftraggebers aus positiver Vertragsverletzung gegen sich gelten lassen,<br />

wenn <strong>die</strong>sem aus der unterlassenen Beh<strong>in</strong>derungsanzeige e<strong>in</strong> Schaden entsteht. 573<br />

Auch bei der Feststellung e<strong>in</strong>es offensichtlichen oder auch nur vermuteten Fehlers <strong>in</strong> den Planungsunterlagen<br />

des Auftraggebers unterliegt der Auftragnehmer der H<strong>in</strong>weispflicht. 574 H<strong>in</strong>weispflichten<br />

<strong>die</strong>nen somit ganz wesentlich der Vermeidung mehrkostenverursachender Anordnungen<br />

oder Versäumnisse des Auftraggebers, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser unter Umständen ohne kooperative<br />

H<strong>in</strong>weise des Auftragnehmers nicht erkennen würde. 575<br />

Kern der Schutzpflichten des Auftragnehmers gemäß § 4 Nr. 5 VOB/B ist, den Auftraggeber<br />

vor Schaden an se<strong>in</strong>em Eigentum zu bewahren. 576 In der VOB/B wird dem Auftragnehmer<br />

explizit <strong>die</strong> Gefahr des Untergangs bereits erbrachter Leistungen und übergebener Gegenstände<br />

zugeordnet 577 , aber auch <strong>die</strong> Pflicht zur Übergabe von Funden mit Altertums-, Kunst- oder<br />

wissenschaftlichem Wert. 578 Den Schutzpflichten ist auch <strong>die</strong> Schadensm<strong>in</strong>derungspflicht zur<br />

Verr<strong>in</strong>gerung entstehender Schäden zuzuordnen, der e<strong>in</strong> Auftragnehmer dann unterliegt, wenn<br />

Beh<strong>in</strong>derungen den Bauablauf negativ bee<strong>in</strong>flussen. 579 Der Auftragnehmer hat im Rahmen<br />

des billigerweise Zumutbaren <strong>in</strong>sbesondere alles zur Fortführung der Arbeiten beziehungs-<br />

569 Vgl. BGH, NJW 1974, S. 1080; BGH, BauR 1996, S. 704; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1395.<br />

570<br />

§ 6 Nr. 1 VOB/B. Vgl. auch Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 3 Rdn. 20; Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 6 Rdn. 5. Weitere Fallbeispiele zu H<strong>in</strong>weispflichten f<strong>in</strong>den sich bei Schäfer/F<strong>in</strong>nern/Hochste<strong>in</strong>,<br />

1999, S. 299 ff.<br />

571 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1396.<br />

572 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 7.<br />

573 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 6 Rdn. 9; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 30.<br />

574 Vgl. Kapellmann (Hrsg.), 1997, S. 248; Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 39.<br />

575 Vgl. Schiffers, 1996, S. 231 - 262, hier S. 245.<br />

576 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 342. Lang, 1988, S. 17.<br />

577 § 4 Nr. 5 VOB/B.<br />

578 § 4 Nr. 9 VOB/B.<br />

579 § 6 Nr. 3 VOB/B.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 107<br />

weise zu deren unverzüglicher Wiederaufnahme zu tun. 580 Insbesondere ist der Auftragnehmer<br />

gehalten, den ursprünglich geplanten Bauablauf im Fall von Bauablaufstörungen auf<br />

Ausgleichspotenziale zu untersuchen. 581 Beim BGB-Vertrag greift analog <strong>die</strong> Schutzpflicht<br />

nach § 242 BGB, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en Vertragsteil verpflichtet, sich so zu verhalten, dass Personen, Eigentum<br />

oder sonstige Rechtsgüter des anderen Teils nicht verletzt werden. 582 Der Auftragnehmer<br />

nimmt auch mit der Stellung von Beh<strong>in</strong>derungsanzeigen se<strong>in</strong>e Schutzfunktion<br />

wahr. 583<br />

E<strong>in</strong>er Abrufpflicht unterliegt der Auftraggeber nur <strong>für</strong> den Fall, dass <strong>für</strong> den Baubeg<strong>in</strong>n ke<strong>in</strong>e<br />

Frist vere<strong>in</strong>bart worden ist. 584 Der Auftraggeber hat <strong>die</strong> Bauleistung dann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er angemessenen<br />

Frist abzurufen 585 , <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>nerhalb von drei Monaten. 586 Noch vor Abruf<br />

hat der Auftraggeber dem Auftragnehmer nach § 5 Nr. 2 VOB/B auf Verlangen zudem „Auskunft<br />

über den voraussichtlichen Beg<strong>in</strong>n zu erteilen“. 587 Insofern geht der Abrufpflicht noch<br />

e<strong>in</strong>e Auskunftspflicht voraus. 588<br />

Die Überlassungspflicht schließlich regelt nach § 4 Nr. 4 VOB/B <strong>die</strong> unentgeltliche Zurverfügungstellung<br />

von Lager- und Arbeitsplätzen, vorhandenen Zufahrtswegen und Anschlussgleisen<br />

sowie Anschlüssen <strong>für</strong> Wasser und Energie. 589 Allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> vielen Bauverträgen<br />

abweichende und e<strong>in</strong>schränkende Regelungen. 590<br />

Erstellungspflichten e<strong>in</strong>es Auftraggebers tragen zur konkreten Realisation des Bauwerkes<br />

bei, s<strong>in</strong>d also neben der Pflicht zur Abnahme und zur Zahlung der Vergütung <strong>in</strong> der Regel<br />

Hauptpflichten. 591 So liegt e<strong>in</strong>e notwendige Erstellungshandlung des Auftraggebers dann vor,<br />

580 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 9; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 51; Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 6 Rdn. 16; Schiffers, 1998, S. 275 - 314, hier S. 304.<br />

581 Vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 137.<br />

582 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 242 Rdn. 35.<br />

583 Vgl. Kraus, 2000a, S. 218. Zustimmend: BGH, Urteil vom 21.03.2002, VII ZR <strong>22</strong>4/00.<br />

584 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1319.<br />

585 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 5 Rdn. 16; Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 79.<br />

586 Für den Fall fehlender sonstiger Vere<strong>in</strong>barungen oder e<strong>in</strong>deutiger sonstiger Umstände lässt sich <strong>die</strong> Dreimonatsfrist<br />

aus § 6 Nr. 7 VOB/B ableiten. Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1320.<br />

587 § 5 Nr. 2 VOB/B.<br />

588 Der Auftraggeber unterliegt auch Auskunftspflichten gegenüber se<strong>in</strong>em Architekten, zum Beispiel über <strong>die</strong><br />

Höhe der anrechenbaren Kosten. Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 120.<br />

589 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 359.<br />

590 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 81.<br />

591 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 9 Rdn. 27. Ebenso Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1300.<br />

[www.heilfort.de]


108 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

wenn <strong>die</strong> direkte Mitwirkung bei der Herstellung des Auftragnehmer-Werkes sich <strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>barung<br />

„bauseitiger“ Leistungen ausdrückt. Erstellungspflicht kann auch <strong>die</strong> Bereitstellung<br />

von Ausführungsunterlagen durch den Auftraggeber se<strong>in</strong>, wenn da<strong>für</strong> vertragliche Term<strong>in</strong>e<br />

vere<strong>in</strong>bart worden s<strong>in</strong>d. 592 Bedeutung haben <strong>die</strong> Erstellungspflichten <strong>in</strong>sbesondere beim Auftreten<br />

vorunternehmerverursachter Bauablaufstörungen.<br />

Die Koord<strong>in</strong>ationspflicht des Auftraggebers ist <strong>in</strong> § 4 Nr. 1 (1) VOB/B geregelt und umfasst<br />

nicht nur <strong>die</strong> räumliche, sondern auch <strong>die</strong> zeitliche und technische Steuerung des Zusammenwirkens<br />

der am Bau Beteiligten. 593 Demnach hat der Auftraggeber neben der „Aufrechterhaltung<br />

der allgeme<strong>in</strong>en Ordnung auf der Baustelle“ auch „das Zusammenwirken der verschiedenen<br />

Unternehmer zu regeln“. 594 Der Projektablauf muss vom Auftraggeber im Fall von E<strong>in</strong>zelvergaben<br />

realistisch vorgeplant se<strong>in</strong>. 595 In der VOB/B bleibt dabei offen, <strong>in</strong>wiefern <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ationspflicht<br />

des Auftraggebers nach § 4 Nr. 1 (1) VOB/B <strong>die</strong> unternehmerische Freiheit<br />

des Auftragnehmers nach § 4 Nr. 2 (1) VOB/B beschneiden darf, der se<strong>in</strong>e „Leistung unter eigener<br />

Verantwortung“ auszuführen hat. 596 Die Koord<strong>in</strong>ationspflicht des Auftraggebers kann<br />

zum Beispiel bei den <strong>für</strong> Ausbaugewerke typischen, sehr komplexen Schnittstellenproblemen<br />

sehr weit <strong>in</strong>s Detail reichen 597 , während e<strong>in</strong>em Alle<strong>in</strong>unternehmer, zum Beispiel im Rohbau,<br />

weitreichende Freiheiten zugestanden werden können. Der Inhalt und Umfang der koord<strong>in</strong>ativen<br />

Verantwortung des Auftraggebers hängt damit ganz wesentlich vom jeweiligen E<strong>in</strong>zelfall<br />

ab und kann sogar ganz auf e<strong>in</strong>en Unternehmer übertragen werden. Teile der Koord<strong>in</strong>ationspflicht<br />

überträgt der Auftraggeber se<strong>in</strong>em Architekten, der <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> Fachplaner zu<br />

koord<strong>in</strong>ieren hat. 598 Beim Auftreten vorunternehmerverursachter Bauablaufstörungen hat <strong>die</strong><br />

Abgrenzung der Koord<strong>in</strong>ationspflicht als Nebenpflicht von der Erstellungspflicht als Hauptpflicht<br />

Bedeutung.<br />

Die Entscheidungspflicht des Auftraggebers ergänzt dessen Planungspflicht nach § 3 Nr. 1<br />

VOB/B. Sie umfasst <strong>in</strong> Abhängigkeit von den vertraglichen Regelungen <strong>die</strong> Pflicht des Auftraggebers,<br />

rechtzeitig <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> endgültige Ausführung erforderlichen Entscheidungen zu<br />

treffen. 599 Typische Beispiele s<strong>in</strong>d Auswahlentscheidungen nach der Bemusterung von ver-<br />

592 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1363.<br />

593 Vgl. Lang, 1988, S. 16; Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 4 Rdn. 6 f.<br />

594 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 71; Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 140 f.; Vygen, 1997, Rdn. 357.<br />

595 Realistisch heißt, dass <strong>die</strong> Vorgabezeiten im Bauablaufplan auf vergleichbaren Erfahrungen, zuverlässigen Literaturangaben<br />

oder begründeten Annahmen beruhen. Vgl. auch Lang, 1988, S. 42.<br />

596 § 4 Nr. 2 (1) VOB/B.<br />

597 Vgl. Jagenburg/Jagenburg/Sieber/Mantscheff (Hrsg.), 2000, Abschnitt C, Rdn. 36.<br />

598 Vgl. Locher/Koeble/Frik, 1996, S. 496.<br />

599 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1300.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 109<br />

schiedenen Farben oder Materialien beziehungsweise Entscheidungen über letztlich auszuführende<br />

Bau<strong>in</strong>halte, wenn baubegleitend Mieterwünsche berücksichtigt werden. Entscheidungspflichten<br />

s<strong>in</strong>d pr<strong>in</strong>zipiell vom Auftraggeber wahrzunehmen, können aber nach Mahnung,<br />

Fristsetzung und Fristablauf auch auf den Auftragnehmer übergehen. 600<br />

Der Auftraggeber hat beim wirksamen E<strong>in</strong>bezug der VOB/B e<strong>in</strong> Änderungsrecht, womit er<br />

Art und Umfang der Leistung auch nach Vertragsschluss noch ändern kann. 601 So darf der<br />

Auftraggeber Änderungen des Bauentwurfs oder nicht vere<strong>in</strong>barte Leistungen, auf <strong>die</strong> der Betrieb<br />

des Auftragnehmers e<strong>in</strong>gerichtet ist, e<strong>in</strong>seitig anordnen. 602 Aus <strong>die</strong>sem rechtlich zulässigen<br />

Tun kann nach KAPELLMANN/SCHIFFERS ke<strong>in</strong> Anspruch auf Schadensersatz<br />

(§ 6 Nr. 6 VOB/B) oder Entschädigung (§ 642 BGB) folgen. 603 FRANKE/KEMPER/ZAN-<br />

NER/GRÜNHAGEN 604 und HEIERMANN/RIEDL/RUSAM 605 h<strong>in</strong>gegen bejahen Ansprüche<br />

aus § 6 Nr. 6 VOB/B aus rechtlich zulässigem Tun des Auftraggebers. Im Werkvertrag nach<br />

dem Bürgerlichem Gesetzbuch muss der Unternehmer nur <strong>die</strong> vertraglich vere<strong>in</strong>barte Leistung<br />

ausführen. 606<br />

In Abgrenzung zum Änderungsrecht bezieht sich das Anordnungsrecht auf <strong>die</strong> Art und Weise<br />

der Leistungserbr<strong>in</strong>gung. 607 Darüber h<strong>in</strong>aus kann der Auftraggeber auch ausdrückliche oder<br />

stillschweigende Anordnungen zur Art und Weise der Leistungserbr<strong>in</strong>gung treffen. 608 Voraussetzung<br />

ist, dass <strong>die</strong> Anordnungen der vertragsgemäßen Leistungserbr<strong>in</strong>gung <strong>die</strong>nen 609 oder<br />

mangelhafte beziehungsweise vertragswidrige Stoffe, Bauteile 610 oder Leistungen 611 vom<br />

Auftragnehmer zu entfernen s<strong>in</strong>d. 612<br />

600 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Rdn. 9.<br />

601 Vgl. Knacke, 1998, Rdn. 323; Lang, 1988, S. 11.<br />

602 § 1 Nr. 3 und § 1 Nr. 4 VOB/B.<br />

603 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1326; Ingenstau/Korbion, 2003, S. 18.<br />

604 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 11.<br />

605 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 6 Rdn. 2.<br />

606 Vgl. Knacke, 1998, Rdn. 3<strong>22</strong>.<br />

607 Vgl. Lang, 1988, S. 11.<br />

608 Vgl. Heiermann, 1992b, S. 57 - 59, hier S. 58. Und Heiermann, 1992a, S. 47 - 48.<br />

609 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 141.<br />

610 § 4 Nr. 6 VOB/B.<br />

611 § 4 Nr. 7 VOB/B.<br />

612 Vgl. Franke/Zanner/Kemper, 2001, S. 45.<br />

[www.heilfort.de]


110 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

Das Überwachungsrecht folgt aus § 4 Nr. 1 (2) VOB/B. Der Auftraggeber hat <strong>in</strong>sbesondere<br />

das Recht auf Zutritt zu allen Arbeitsplätzen, er kann darüber h<strong>in</strong>aus auch E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> alle<br />

Werkszeichnungen und Ausführungsunterlagen nehmen. 613 Von besonderer Bedeutung ist<br />

auch das Recht des Auftraggebers, jederzeit E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Bauablaufpläne des Auftragnehmers<br />

zu nehmen. 614 Der Auftraggeber hat nach § 4 Nr. 8 VOB/B zudem e<strong>in</strong> Recht auf Ausführung<br />

der Bauleistungen im eigenen Betrieb des Auftragnehmers. 615 Das Überwachungsrecht<br />

wird durch das Pr<strong>in</strong>zip der Eigenverantwortung des Auftragnehmers begrenzt. 616<br />

Hauptpflicht des Auftragnehmers ist <strong>die</strong> Leistungspflicht. Die Leistungspflicht umfasst <strong>die</strong><br />

Gesamtheit der ausgeschriebenen und zu deren vertragsgemäßen Erfüllung erforderlichen<br />

Leistungsteile. 617 Darüber h<strong>in</strong>aus hat der Auftragnehmer beim VOB-Vertrag auch <strong>die</strong>jenigen<br />

Leistungen zu erbr<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> zur Ausführung der vertraglichen Leistung vom Auftraggeber<br />

angeordnet werden und auf <strong>die</strong> der Betrieb des Auftragnehmers e<strong>in</strong>gerichtet ist. 618 Der Auftragnehmer<br />

hat dabei <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>en Anspruch auf e<strong>in</strong>e Preisvere<strong>in</strong>barung vor Ausführung<br />

der Nachtragsleistungen, ist also selbst bei Ablehnung der angebotenen Preise der Höhe<br />

nach zu kooperativem Verhalten <strong>in</strong> Form der Leistungserbr<strong>in</strong>gung verpflichtet. 619 Der Auftragnehmer<br />

hat se<strong>in</strong>e Arbeiten ferner <strong>in</strong>nerhalb der verb<strong>in</strong>dlichen Fristen zu beg<strong>in</strong>nen, angemessen<br />

zu fördern und zu vollenden. 620 Die Leistungen s<strong>in</strong>d beim VOB-Vertrag im Gegensatz<br />

zum BGB-Vertrag <strong>in</strong> der Regel im eigenen Betrieb auszuführen. 621 Vertragswidrige Stoffe<br />

und Bauteile s<strong>in</strong>d auf Verlangen des Auftraggebers ebenso zu entfernen 6<strong>22</strong> wie mangelhafte<br />

oder vertragswidrige Leistungen. 623<br />

Die Unternehmerpflichten des Auftragnehmers werden <strong>in</strong> § 4 Nr. 2 VOB/B nochmals ausdrücklich<br />

dargestellt. Demnach ist der Auftragnehmer <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>-<br />

613 Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 141.<br />

614 Vgl. Schiffers, 1998, S. 275 - 314, hier S. 290.<br />

615 Vgl. Franke/Zanner/Kemper, 2001, S. 45.<br />

616 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 16; Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 4 Rdn. 13.<br />

617 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 315; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 58 f.<br />

618 § 1 Nr. 4 VOB/B.<br />

619 Vgl. Le<strong>in</strong>emann, 1999, S. 42.<br />

620 § 5 Nr. 1 VOB/B.<br />

621 Zu § 4 Nr. 8 VOB/B vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 25; Knacke, 1998, Rdn. 106.<br />

6<strong>22</strong> § 4 Nr. 6 VOB/B.<br />

623 § 4 Nr. 7 VOB/B. Vgl. Franke/Zanner/Kemper, 2001, S. 49.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 111<br />

gung 624 , aber auch <strong>für</strong> se<strong>in</strong> Verhältnis gegenüber se<strong>in</strong>en Arbeitnehmern alle<strong>in</strong> verantwortlich.<br />

625 Die Leistungen s<strong>in</strong>d vom Auftragnehmer <strong>in</strong> eigener Verantwortung und unter Beachtung<br />

der anerkannten Regeln der Technik sowie gesetzlicher und behördlicher Bestimmungen<br />

durchzuführen. 626<br />

E<strong>in</strong>e Beschaffungspflicht des Auftragnehmers ist e<strong>in</strong>e vertragliche Nebenpflicht und kann<br />

aus § 3 Nr. 5 VOB/B <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit entsprechenden vertraglichen Vere<strong>in</strong>barungen folgen,<br />

nach denen der Auftragnehmer gegebenenfalls Zeichnungen, Berechnungen, Nachprüfungen<br />

oder sonstige Unterlagen fristgerecht zu beschaffen hat. 627<br />

Rechte des Auftragnehmers bestehen vor allem im Recht auf ungestörte Leistungserbr<strong>in</strong>gung.<br />

Demnach hat der Auftraggeber alles zu unterlassen, was nach auftragsgemäßem Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>die</strong> vertragsgemäße Leistungserbr<strong>in</strong>gung stört. 628 Ziel ist <strong>die</strong> Ermöglichung e<strong>in</strong>er ungestörten,<br />

zügigen Arbeit des Auftragnehmers. 629 Der Auftragnehmer hat <strong>die</strong> Arbeiten eigenverantwortlich<br />

durchzuführen. 630<br />

Das Leistungsverweigerungsrecht 631 <strong>für</strong> Nachtragsleistungen steht dem Auftragnehmer ausnahmsweise<br />

dann zu, wenn der Auftraggeber trotz vorliegender Voraussetzungen der §§ 2 Nr.<br />

5 und 2 Nr. 6 VOB/B e<strong>in</strong>e Preisvere<strong>in</strong>barung abschließend und endgültig ablehnt, nicht jedoch<br />

dann, wenn lediglich Preisvere<strong>in</strong>barungen nicht bereits vor der Ausführung erzielt werden<br />

können. 632 Die gesamte Leistung kann dann verweigert werden, wenn der Auftraggeber<br />

e<strong>in</strong>e nach § 648 a BGB angeforderte Sicherheit nicht fristgerecht beibr<strong>in</strong>gt. 633<br />

Das Kündigungsrecht des Auftragnehmers 634 gilt nicht wie <strong>für</strong> den Auftraggeber une<strong>in</strong>geschränkt,<br />

sondern bezieht sich lediglich auf ausgewählte Fälle. Es besteht nach der VOB/B<br />

624 Vgl. Jagenburg/Jagenburg/Sieber/Mantscheff, 2000, Abschnitt C, Rdn. 5; Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B<br />

§ 4 Rdn. 32.<br />

625 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 4 Rdn. 79.<br />

626 § 4 Nr. 2 VOB/B.<br />

627 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 3 Rdn. 33.<br />

628 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1288.<br />

629 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2001, B § 3 Nr. 14.<br />

630 § 4 Nr. 2 Abs. 1 VOB/B.<br />

631 Vgl. auch § 320 BGB [E<strong>in</strong>rede des nicht erfüllten Vertrags].<br />

632 Vgl. Le<strong>in</strong>emann, 1999, S. 43; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 2 Rdn. 166.<br />

633 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 648 a Rdn. 2 f.<br />

634 Vgl. Lang, 1988, S. 17.<br />

[www.heilfort.de]


112 5.3 Interaktion <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

immer dann, wenn e<strong>in</strong>e Unterbrechung der Bauarbeiten länger als drei Monate andauert 635 ,<br />

wenn der Auftraggeber ihm obliegende Handlungen unterlässt, so dass der Auftragnehmer<br />

se<strong>in</strong>e Leistung nicht erbr<strong>in</strong>gen kann und wenn der Auftraggeber e<strong>in</strong>e fällige Zahlung nicht<br />

leistet oder sonst <strong>in</strong> Schuldnerverzug gerät. 636 Die Kündigung ist an <strong>die</strong> Schriftform und das<br />

Verstreichen e<strong>in</strong>er Nachfrist mit Kündigungsandrohung gebunden. 637 Im Fall e<strong>in</strong>er vom Auftragnehmer<br />

nicht zu vertretenden, dauerhaften Unmöglichkeit, wenn also <strong>die</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

generell nicht mehr möglich ist 638 , wird der Auftragnehmer nach § 275 BGB von se<strong>in</strong>er<br />

Leistungspflicht frei. 639 Beim BGB-Vertrag kann der Auftragnehmer nach § 643 BGB dann<br />

kündigen, wenn <strong>die</strong> Mitwirkungshandlung dauerhaft und nachhaltig unterbleibt oder wenn <strong>in</strong><br />

Ausnahmefällen das Festhalten am Vertrag nach § 242 BGB nicht mehr zumutbar ist. 640 In<br />

E<strong>in</strong>zelfällen kann der Auftragnehmer auch grob vertragswidriges Verhalten des Auftraggebers<br />

zum Anlass nehmen, um wegen Änderung oder Wegfalls der Geschäftsgrundlage nach § 242<br />

BGB e<strong>in</strong>seitig vom Vertrag zurückzutreten. 641<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Auftraggeber pr<strong>in</strong>zipiell über ausreichend<br />

Möglichkeiten verfügt, e<strong>in</strong>en nicht kooperativen Auftragnehmer im S<strong>in</strong>ne des Vertrages festzuhalten.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Regelungen zur Vergütung geänderter oder zusätzlicher Leistungen,<br />

<strong>die</strong> hohen Anforderungen an <strong>die</strong> Abrechnung von term<strong>in</strong>lichen und monetären Ansprüchen<br />

aus Bauablaufstörungen sowie <strong>die</strong> umfassende Pflicht des Auftragnehmers zur Schadensm<strong>in</strong>derung<br />

können Konflikte <strong>in</strong> der Interaktion lösen helfen. Im Interesse des Auftragnehmers<br />

werden <strong>die</strong> Mitwirkungs- und Koord<strong>in</strong>ationspflichten des Auftraggebers geregelt.<br />

Die VOB/B def<strong>in</strong>iert aber letztlich nur Rechte und Pflichten, ke<strong>in</strong>e ökonomischen Anreize.<br />

635 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 120.<br />

636 § 9 Nr. 1 a) und b) VOB/B.<br />

637 § 9 Nr. 3 VOB/B.<br />

638 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 275 Rdn. 4.<br />

639 § 275 BGB [Nicht zu vertretende Unmöglichkeit].Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 23.<br />

640 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 34f.<br />

641 Vgl. Fricke, 2001, S. 80 -83, hier S. 80.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 113<br />

5.4 Interaktion <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

5.4.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Interaktion<br />

Die Übergabephase beg<strong>in</strong>nt mit der Fertigstellung der Bauleistungen und endet mit der vollständigen<br />

Schlusszahlung. Herausragend ist <strong>die</strong> Pflicht des Auftraggebers zu Abnahme und<br />

Zahlung sowie <strong>die</strong> Pflicht des Auftragnehmers zur Übergabe se<strong>in</strong>es Werkes. In der Übergabephase<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Wettbewerb nicht mehr statt.<br />

Der Auftragnehmer verfügt bei der Vertragsabrechnung über e<strong>in</strong>en Informationsvorsprung,<br />

da dem Auftraggeber im Regelfall nicht alle verfügbaren Informationen ohne Schwierigkeiten<br />

zugänglich s<strong>in</strong>d. So kommt es beispielsweise beim Entstehen von Forderungen des Auftragnehmers<br />

auf Fristverlängerung 642 oder Schadensersatz aufgrund von Bauablaufstörungen 643 <strong>in</strong><br />

bedeutendem Maße auf hypothetische Sollannahmen des Auftragnehmers wie zum Beispiel<br />

<strong>die</strong> Arbeitskalkulation 644 oder <strong>die</strong> Bauablaufplanung an, deren Ansätze <strong>für</strong> den Auftraggeber<br />

vor Anspruchsberechnung nicht ohne weiteres vorhersehbar oder bewertbar s<strong>in</strong>d.<br />

Der Auftraggeber kann jedoch durch <strong>die</strong> Verweigerung oder Verschleppung von Zahlungen,<br />

den E<strong>in</strong>behalt von Bürgschaften oder überhöhte Abzüge mehr Vorteile erzielen als der Auftragnehmer<br />

durch <strong>die</strong> Leistungsverweigerung bei der Mängelbeseitigung.<br />

Der Gesetzgeber hat das Problem des kompetitiven Verhaltens des Auftraggebers <strong>in</strong> der Ü-<br />

bergabephase erkannt und versucht, mit se<strong>in</strong>en Mitteln e<strong>in</strong>e Lösung herbeizuführen. Am<br />

30.03.2000 wurde daher vom Bundestag e<strong>in</strong> Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen<br />

beschlossen. Nach <strong>die</strong>ser Regelung kommt der Schuldner e<strong>in</strong>er Geldforderung 30 Tage nach<br />

Fälligkeit und Zugang e<strong>in</strong>er Rechnung oder e<strong>in</strong>er gleichwertigen Zahlungsaufforderung <strong>in</strong><br />

Verzug. Während des Verzugs ist <strong>die</strong> geschuldete Zahlung mit 5 % über dem Basisz<strong>in</strong>ssatz zu<br />

verz<strong>in</strong>sen. Neu ist auch <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er sogenannten Fertigstellungsbesche<strong>in</strong>igung 645 , <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>er Abnahme gleichsteht. Der Auftragnehmer muss gutachtlich bestätigen lassen, dass das<br />

versprochene Werk hergestellt und frei von Mängeln ist. Zudem hat <strong>die</strong> Bundesregierung am<br />

31.07.2002 den Bundesratsentwurf e<strong>in</strong>es Gesetzes zur d<strong>in</strong>glichen Sicherung von Werkunternehmeransprüchen<br />

und zur verbesserten Durchsetzung von Forderungen <strong>in</strong> den Bundestag<br />

642 Fristverlängerung: § 6 Nr. 2 VOB/B.<br />

643 Schadensersatz bei Beh<strong>in</strong>derungen: § 6 Nr. 6 VOB/B.<br />

644 Für <strong>die</strong> Arbeitskalkulation wird auch der Begriff Plankostenrechnung verwendet. Vgl. Seel<strong>in</strong>g/Hengefeld,<br />

2000, S. 57 - 60, hier S. 59.<br />

645 § 641 a BGB.<br />

[www.heilfort.de]


114 5.4 Interaktion <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

e<strong>in</strong>gebracht. 646 Insbesondere sollen <strong>die</strong> Regelungen über den Eigentumsvorbehalt bei Kaufverträgen<br />

647 mit Modifikationen auch <strong>für</strong> den Werkunternehmer gelten, so dass bei Zahlungsunwilligkeit<br />

des Auftraggebers der Auftragnehmer se<strong>in</strong> Eigentum an e<strong>in</strong>gebauten Sachen sichern<br />

kann. Weitere Änderungsvorschläge des Gesetzgebers betreffen <strong>die</strong> Regelungen zur<br />

Fälligkeit von Vergütungsansprüchen des Subunternehmers und zur bisherigen Fertigstellungsbesche<strong>in</strong>igung,<br />

<strong>die</strong> künftig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vergütungsbesche<strong>in</strong>igung überführt werden wird. 648<br />

Die am 29.10.2002 bekannt gemachte Vertrags- und Vergabeordnung (VOB 2002) hat <strong>die</strong><br />

Regelungen zur Schlusszahlung <strong>in</strong> § 16 Nr. 3 Abs. 1 S. 1 klargestellt. 649 Dauert <strong>die</strong> Schlussrechnungsprüfung<br />

durch den Auftraggeber länger als 2 Monate nach Zugang e<strong>in</strong>er prüffähigen<br />

Abrechnung noch an, tritt unabhängig von der tatsächlichen Prüfung <strong>die</strong> Fälligkeit e<strong>in</strong>. 650<br />

Der Gesetzgeber ist zwar auf dem richtigen Weg, <strong>die</strong> Position des Auftragnehmers <strong>in</strong> der Ü-<br />

bergabephase zu stärken, dennoch kann <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> Fälligkeit von Zahlungen <strong>für</strong> nachträglich<br />

angeordnete oder auf Bauablaufstörungen zurückzuführende Forderungen des Auftragnehmers<br />

nach wie vor von e<strong>in</strong>em zahlungsunwilligen Auftraggeber bee<strong>in</strong>flusst werden. 651<br />

In der Übergabephase verfügt der Auftraggeber somit über das größere Stärkepotenzial.<br />

5.4.2 Entscheidungsprobleme und Verhalten der Interaktionspartner<br />

Da <strong>die</strong> Bauleistung mit Beg<strong>in</strong>n der Übergabephase pr<strong>in</strong>zipiell erbracht ist, handelt derjenige<br />

Auftraggeber ökonomisch rational, der se<strong>in</strong>e Zahlungsleistungen verzögert, da aus <strong>die</strong>sem<br />

Verhalten ke<strong>in</strong>e oder nur ger<strong>in</strong>ge Konsequenzen resultieren, aber hohe Z<strong>in</strong>s- und Liquiditätsvorteile<br />

erzielt werden können. 652 Gerade <strong>die</strong> aufgrund des großen Umfangs handwerklicher<br />

Leistungen auftretenden Ungleichmäßigkeiten der Ausführung werden oft als Rechtfertigung<br />

hoher Mängele<strong>in</strong>behalte herangezogen. Der Faktor Zahlungszeitpunkt wird durch den faktischen<br />

Ermessensspielraum h<strong>in</strong>sichtlich des Abnahmezeitpunktes und der Bewertung festge-<br />

646 Zum Forderungssicherungsgesetz siehe Bundestags-Drucksache 14/9848.<br />

647 § 449 BGB.<br />

648 Das zum 01. Januar 2002 <strong>in</strong> Kraft getretene Schuldrechtsmodernisierungsgesetz ändert vor allem das Recht<br />

der Verjährung, der Unmöglichkeit, des Schadensersatzes und des Rücktritts. Vgl. Wirth/Sienz/Englert, 2002,<br />

S. 5.<br />

649 Vgl. Ingenstau/Korbion, 2003, S. 50 ff.<br />

650 Vgl. Heiermann, 2002, S. <strong>22</strong> - 24, hier S. <strong>22</strong>.<br />

651 Vgl. o. V., 2001a, S. 73.<br />

652 SCHLAPKA beschreibt das „Mängelmanagement“ der Auftraggeber als Instrument e<strong>in</strong>es restriktiven Zahlungsmanagements.<br />

Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 695.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 115<br />

stellter Mängel <strong>in</strong>direkt zu e<strong>in</strong>er wichtigen E<strong>in</strong>flussgröße <strong>in</strong> der Projektabrechnung, <strong>die</strong> zur<br />

Verbesserung des monetären Projekterfolges e<strong>in</strong>gesetzt wird. Darüber h<strong>in</strong>aus hat der Auftraggeber<br />

auch e<strong>in</strong> Interesse an e<strong>in</strong>em möglichst späten Beg<strong>in</strong>n der Gewährleistung.<br />

Der rationale Auftragnehmer wird versuchen, e<strong>in</strong> Gegengewicht zur E<strong>in</strong>flussgröße „Zahlungszeitpunkt“<br />

aufzubauen. Insbesondere bei Positionen, bei denen zwar e<strong>in</strong> Anspruch dem<br />

Grunde nach besteht, <strong>die</strong> aber der Höhe nach nicht vere<strong>in</strong>bart s<strong>in</strong>d, kann der Auftragnehmer<br />

bewusst e<strong>in</strong>en entsprechenden Verhandlungsspielraum e<strong>in</strong>bauen. Die Vergütungsanteile des<br />

Zahlungsanspruchs bestimmen sich aus den vere<strong>in</strong>barten Preisen <strong>für</strong> <strong>die</strong> vere<strong>in</strong>barten Bauleistungen<br />

und den auf <strong>die</strong>ser Basis gegebenenfalls fortgeschriebenen Preisen <strong>für</strong> nachträglich angeordnete<br />

Leistungen. Schadensanteile bestimmen sich aus dem konkreten Vermögensschaden,<br />

der durch pflichtwidriges Verhalten der Vertragspartner entstehen kann. 653 Dem auf e<strong>in</strong>e<br />

Verhandlungslösung setzenden Auftraggeber ist <strong>die</strong> Ermittlung des gesamten Zahlungsanspruchs<br />

bei Abweichungen von der vere<strong>in</strong>barten Bauleistung <strong>in</strong>sbesondere aufgrund der oft<br />

wenig transparenten Preisermittlungsgrundlage 654 , der nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmbaren ortsüblichen<br />

Vergütung 655 oder der hypothetischen Soll-Vermögenslage 656 nicht ohne weiteres möglich.<br />

Der Auftraggeber kann <strong>die</strong> mangelnde Durchsetzbarkeit <strong>die</strong>ser sogenannten „Streichpositionen“<br />

der Höhe, möglicherweise auch dem Grunde nach, zunächst nicht oder nur erschwert<br />

erkennen. 657 Mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Verhandlungslösung über <strong>die</strong> Höhe der Gesamtzahlung werden<br />

<strong>die</strong>se Positionen vom Auftragnehmer später wieder reduziert.<br />

Insbesondere bei Bauablaufstörungen lassen sich Ansprüche vom Auftragnehmer nicht ohne<br />

weiteres durchsetzen. 658 Die bei <strong>Bauprojekten</strong> üblichen, zahlreichen Vergleiche zeigen, dass<br />

<strong>die</strong> hohen Kosten, langen Dauern und vor allem Unwägbarkeiten e<strong>in</strong>er streitigen Anspruchsdurchsetzung<br />

oft gescheut werden. 659 Auch <strong>die</strong> Gerichte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jeder Verfahrenslage gehalten,<br />

im Rahmen der sogenannten Güteverhandlung e<strong>in</strong>en Vergleich anzustreben. 660 In der Folge<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bauunternehmer häufig bereit, Abschläge selbst auf ihre berechtigten Ansprüche h<strong>in</strong>zunehmen,<br />

wenn dadurch schnelle Lösungen erzielt werden können. Der planmäßige Umgang<br />

653 Die nicht unmittelbar mit dem Vertragsverhältnis Auftraggeber – Auftragnehmer zusammenhängenden Kosten<br />

werden hier nicht betrachtet. Zu Kostenbegriffen und Kostenbestandteilen vgl. Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 125 ff.<br />

654 Nachtragspreise müssen nach § 2 VOB/B auf <strong>die</strong> Preisermittlungsgrundlage abstellen.<br />

655 Auf <strong>die</strong> ortsübliche Vergütung kommt es bei Nachträgen zu BGB-Verträgen an.<br />

656 Die hypothetische Soll-Vermögenslage bestimmt <strong>die</strong> Höhe des nach der Differenzmethode ermittelten Schadens<br />

mit. Vgl. Schottke, 1994, S. 41 - 46, hier S. 42 f.<br />

657 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694 f.<br />

658 Vgl. Heilfort, 2002d, S. 25 - 28, hier S. 25.<br />

659 Vgl. Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 143.<br />

660 Vgl. Liepe, 2002, S. 985.<br />

[www.heilfort.de]


116 5.4 Interaktion <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

der Auftragnehmer mit <strong>die</strong>sem Problem kann ebenso wie beim Auftraggeber <strong>in</strong> kompetitiver<br />

und kooperativer Form erfolgen. Typisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Baupraxis s<strong>in</strong>d jedoch Mischformen.<br />

In e<strong>in</strong>er Zusammenfassung der phasentypischen Entscheidungsprobleme <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

ist es <strong>für</strong> den Auftraggeber somit ökonomisch rational, se<strong>in</strong>e Phasenstärke zur Bee<strong>in</strong>flussung<br />

der nach Abnahme fälligen Zahlungen zu nutzen. Dem Auftragnehmer stehen zur<br />

Begegnung oft unberechtigter Mängele<strong>in</strong>reden und damit verbundener Zahlungsverschleppungen<br />

neben dem Schaffen von „Streichpositionen“ meist nur gerichtliche Mittel zur Verfügung,<br />

<strong>die</strong> sehr zeit- und kosten<strong>in</strong>tensiv s<strong>in</strong>d.<br />

5.4.3 Konfliktmanagement der VOB/B<br />

Der Auftraggeber hat auch <strong>in</strong> der Übergabephase Schutzpflichten dem Auftragnehmer gegenüber.<br />

Ausdrücklich geregelt ist jedoch nur <strong>die</strong> Berücksichtigung von Urheberrechten des<br />

Auftragnehmers an dessen Unterlagen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> gemäß § 3 Nr. 6 VOB/B ohne Zustimmung e<strong>in</strong><br />

Verwendungsverbot besteht. 661 Vertrauensschutz <strong>in</strong> kooperatives Verhalten auch nach der<br />

Abnahme ist <strong>in</strong> der VOB/B nicht geregelt.<br />

E<strong>in</strong> Vertragsstrafenanspruch des Auftraggebers ergibt sich aus § 11 VOB/B. Voraussetzung<br />

ist <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barung im Vertrag, Fälligkeit, Verschulden des Auftragnehmers, Mahnung und<br />

e<strong>in</strong> Vorbehalt im Abnahmeprotokoll. Unbenommen s<strong>in</strong>d eventuelle Schadensersatzansprüche<br />

des Auftraggebers auch nach § 6 Nr. 6 VOB/B. 662 Voraussetzungen s<strong>in</strong>d jedoch das tatsächliche<br />

oder rechtlich bed<strong>in</strong>gte Vorliegen e<strong>in</strong>er vom Auftragnehmer zu vertretenden Beh<strong>in</strong>derung,<br />

das Entstehen und der Nachweis e<strong>in</strong>es konkreten Schadens sowie <strong>die</strong> Kausalität zwischen h<strong>in</strong>derndem<br />

Umstand und e<strong>in</strong>getretenen Schäden. 663<br />

E<strong>in</strong> Vergütungsanspruch besteht zunächst <strong>für</strong> <strong>die</strong> vertraglich vere<strong>in</strong>barten Leistungen des<br />

Auftragnehmers. 664 Trifft der Auftraggeber darüber h<strong>in</strong>aus abweichende Anordnungen, ent-<br />

661 Vgl. Franke/Zanner/Kemper, 2001, S. 42; Jagenburg/Jagenburg/Sieber/Mantscheff, 2000, Abschnitt C,<br />

Rdn. 4.<br />

662 Vgl. Dorn, 1997, S. 35.<br />

663 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 12; Heiermann/L<strong>in</strong>ke, 2000, S. 1<strong>22</strong>. Das Recht auf Entschädigung nach § 635<br />

BGB wird hier nicht betrachtet. In seltenen Ausnahmefällen kann der Auftraggeber bei unerlaubter Handlung des<br />

Auftragnehmers e<strong>in</strong>en Schadensersatzanspruch aus § 823 BGB haben, der sich aber auf Schäden an Rechtsgütern,<br />

z. B. am Eigentum des Auftraggebers. Vgl. Werner/Pastor/Müller, 1995, S. 623 f.. Offen bleibt, ob der Auftraggeber<br />

e<strong>in</strong>e vom Auftragnehmer verursachte Beh<strong>in</strong>derung ordnungsgemäß anzeigen muss, nach dem Wortlaut<br />

des § 6 Nr. 1 VOB/B ist davon jedoch nicht auszugehen.<br />

664 Für den VOB-Vertrag vgl. Vygen, 1997, Rdn. 747. Für den BGB-Vertrag vgl. Lauer/Kle<strong>in</strong>, 2000, S. 37.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 117<br />

stehen Mehrvergütungsansprüche aus § 2 VOB/B. 665 Abweichende Anordnungen liegen im<br />

Fall von Bauablaufstörungen zum Beispiel dann vor, wenn der Auftraggeber Entscheidungen<br />

trifft, <strong>die</strong> zu Bauablaufstörungen führen. 666 Typisches Beispiel ist <strong>die</strong> Anordnung e<strong>in</strong>es geänderten<br />

Baubeg<strong>in</strong>ns. 667 Wichtig ist, dass e<strong>in</strong>e Anordnung nicht nur <strong>die</strong> vere<strong>in</strong>barte Leistung<br />

ausgestaltet, sondern <strong>die</strong>se tatsächlich ändert. 668<br />

E<strong>in</strong> Schadensersatzanspruch des Auftragnehmers aus Bauablaufstörungen 669 setzt voraus,<br />

dass h<strong>in</strong>dernde Umstände aufgetreten s<strong>in</strong>d, der Schaden adäquat-kausal auf den Schädiger zurückgeht<br />

und von <strong>die</strong>sem zu vertreten ist. 670 Die Höhe des Schadensersatzes nach § 6 Nr. 6<br />

VOB/B bestimmt sich aus der Differenz zwischen der hypothetischen Vermögenslage ohne<br />

Beh<strong>in</strong>derung und der tatsächlichen Vermögenslage unter E<strong>in</strong>schluss des h<strong>in</strong>dernden Ereignisses.<br />

671 Zum Schaden zählen dabei auch externe Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schadensermittlung 672 und Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Geschäftskosten 673 , der Gew<strong>in</strong>n aber nach herrschender Me<strong>in</strong>ung nur bei Vorsatz o-<br />

der grober Fahrlässigkeit. 674 Der Auftragnehmer muss <strong>die</strong> h<strong>in</strong>dernden Umstände, <strong>die</strong> Anzeige<br />

oder Offenkundigkeit der Beh<strong>in</strong>derung, den adäquat-kausalen Zusammenhang zwischen Ursache<br />

und Wirkung 675 , <strong>die</strong> Pflichtverletzung des Auftraggebers sowie den Schaden selbst darlegen<br />

und beweisen 676 , nicht jedoch Verschulden des Auftraggebers. 677 Vielmehr hat sich der<br />

665 Maßgeblich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere § 2 Nr. 5, 6, 8 und 9 VOB/B. Vgl. Kapellmann (Hrsg.), 1997, S. 247 ff. Im Fall<br />

des § 2 Nr. 3 VOB/B können Mengenmehrungen und -m<strong>in</strong>derungen auch ohne Anordnung des Auftraggebers zu<br />

Vergütungsänderungen führen. Vgl. Plum, 2000, S. 119 - 138, hier S. 1<strong>22</strong>.<br />

666 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 16; Kapellmann (Hrsg.), 1997, S. 256.<br />

667 Vgl. LG Köln, BauR 2000, S. 1076.<br />

668 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 795.<br />

669 Bis zur Verabschiedung der Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen 1926 konnte <strong>die</strong> auftraggebende Behörde<br />

„jede Verzögerung des Beg<strong>in</strong>nes der Arbeit, jede Unterbrechung und sogar <strong>die</strong> völlige Annullierung des Auftrags<br />

vornehmen [..], ohne daß dem Unternehmer e<strong>in</strong> Recht auf Schadloshaltung zustand“. Die VOB <strong>in</strong> der Fassung<br />

1926 lautet <strong>in</strong> Bezug auf das Vertretenmüssen von Beh<strong>in</strong>derungen und Unterbrechungen: „S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> h<strong>in</strong>dernden<br />

Umstände von e<strong>in</strong>em Vertragsteil zu vertreten, so hat der andere Teil Anspruch auf Ersatz des nachweislich entstandenen<br />

unmittelbaren Schadens, nicht aber des entgangenen Gew<strong>in</strong>nes.“ Zitiert aus Kirsch, 1936, S. 61 f.<br />

670 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 6 Rdn. 41 ff.<br />

671 Vgl. Drittler, 1999, S. 825 - 829, hier S. 825; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1649; Dorn, 1997, S. 16.<br />

672 Vgl. Heiermann/Riedl/Rusam, 2000, B § 6 Rdn. 50.<br />

673 Vgl. OLG Düsseldorf: Urteil vom 28.04.1987 - 23 U 151/86. In: BauR 1988, S. 487.<br />

674 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1491 ff.<br />

675 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB Vorbem. v. § 249 Rdn. 58.<br />

676 Vgl. Dorn, 1997, S. 36; Kapellmann (Hrsg.), 1997, S. 255.<br />

677 Vgl. Le<strong>in</strong>emann, 1999, S. 63.<br />

[www.heilfort.de]


118 5.4 Interaktion <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

Auftraggeber vom Verschuldensvorwurf zu entlasten. 678 Die Regelungen des § 6 VOB/B gehen<br />

jedoch pr<strong>in</strong>zipiell von e<strong>in</strong>em partnerschaftlichem Umgang der Vertragspartner aus. 679<br />

E<strong>in</strong> Entschädigungsanspruch des Auftragnehmers folgt aus § 642 BGB 680 und ist beim<br />

VOB-Vertrag <strong>in</strong>sbesondere bei Annahmeverzug durch <strong>die</strong> Verletzung von Mitwirkungspflichten<br />

relevant 681 , zum Beispiel bei Beh<strong>in</strong>derungen durch Vorunternehmer. 682 Voraussetzung e<strong>in</strong>es<br />

Entschädigungsanspruches ist e<strong>in</strong>e nicht, nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgemäß erbrachte<br />

Mitwirkungshandlung des Auftraggebers 683 , Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit<br />

und Leistungsangebot des Auftragnehmers 684 sowie <strong>die</strong> Anzeige der Beh<strong>in</strong>derung durch den<br />

Auftragnehmer. 685 Es kommt aber im Gegensatz zum Schadensersatzanspruch aus § 6 Nr. 6<br />

VOB/B nicht auf Verschulden des Auftraggebers an. 686 Die Höhe der Entschädigung bestimmt<br />

sich nach der Dauer des Verzuges und der Höhe der vere<strong>in</strong>barten Vergütung, nicht jedoch<br />

nach e<strong>in</strong>em Schaden. 687 Der Unternehmer muss sich jedoch ersparte Aufwendungen und<br />

andere Erwerbe gegenrechnen lassen. 688 Auch der Ersatz von Wagnis und Gew<strong>in</strong>n ist ausgeschlossen.<br />

689 Der Entschädigungsanspruch nach § 642 BGB überlagert meist den (seltenen)<br />

Ersatz von Mehraufwendungen nach § 304 BGB, wonach der Auftragnehmer <strong>die</strong> Mehrkosten<br />

erstattet bekommen kann, <strong>die</strong> ihm <strong>für</strong> das erfolglose Anbieten se<strong>in</strong>er Leistung entstanden<br />

s<strong>in</strong>d. 690<br />

Der Fristverlängerungsanspruch des Auftragnehmers resultiert aus § 6 Nr. 2 VOB/B und<br />

besteht dann, wenn Beh<strong>in</strong>derungen aus dem Risikobereich des Auftraggebers stammen, durch<br />

678 Vgl. Kapellmann/Langen, 2001, Rdn. 108.<br />

679 Vgl. Daub/Piel/Soergel/Steffani, 1976, S. 314.<br />

680 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 39; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1321.<br />

681 Vgl. Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 6 Rdn. 84.<br />

682 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1396.<br />

683 Vgl. § 642 BGB; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1648.<br />

684 Vgl. §§ 297, 294 - 296 BGB.<br />

685 Vgl. BGH, Urteil vom 21.10.1999. In: BauR 2000, S. 7<strong>22</strong> - 725.<br />

686 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1648; ebenso Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 16; Heiermann/Riedl/Rusam,<br />

2000, B § 6 Rdn. 39.<br />

687 Vgl. Kapellmann/Langen, 2001, Rdn. 112; Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1649.<br />

688 Vgl. § 642 BGB.<br />

689 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 16 und Ingenstau/Korbion, 2003, S. 19. KAPELLMANN/SCHIFFERS vertreten<br />

<strong>die</strong> gegenteilige Me<strong>in</strong>ung, wonach e<strong>in</strong> Entschädigungsanspruch aus § 642 BGB sehr wohl Gew<strong>in</strong>n und im<br />

Übrigen auch <strong>die</strong> Mehrwertsteuer umfasst. Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000b, Rdn. 1620.<br />

690 Vgl. Palandt (Hrsg.), 2000, BGB § 304 Rdn. 2 und Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 32.<br />

[www.heilfort.de]


5 Erklärungsansatz: Bauen als Austauschbeziehung 119<br />

Streik beziehungsweise Aussperrung oder durch höhere Gewalt beziehungsweise andere, <strong>für</strong><br />

den Auftragnehmer unabwendbare Umstände entstanden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung ist<br />

bis auf wenige Ausnahmefälle <strong>die</strong> Stellung e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derungsanzeige an den Auftraggeber.<br />

691 Auch beim BGB-Vertrag ist <strong>die</strong> Fristverlängerung möglich, wenn <strong>die</strong> Beh<strong>in</strong>derung aus<br />

dem Risiko- und Verantwortungsbereich des Auftraggebers stammt und der Auftragnehmer<br />

mit den h<strong>in</strong>dernden Umständen bei Vertragsschluss nicht rechnen musste. 692<br />

E<strong>in</strong> Wahlrecht hat der Auftragnehmer dann, wenn mehrere Rechte oder Ansprüche, zum Beispiel<br />

das Recht auf Vergütung und das Recht auf Schadensersatz, nebene<strong>in</strong>ander bestehen. 693<br />

Der Bundesgerichtshof bestätigt grundsätzlich 694 , dass aus e<strong>in</strong>er Anordnung des Auftraggebers<br />

zur Bauzeit alternativ Vergütungsansprüche aus § 2 Nr. 5 und Schadensersatzansprüche<br />

aus § 6 Nr. 6 VOB/B entstehen können. 695 Wird ferner <strong>die</strong> Auffassung des Bundesgerichtshofes<br />

zugrunde gelegt, wonach der § 642 BGB durch den § 6 Nr. 6 VOB/B nicht ausgeschlossen<br />

ist, besteht bei Ansprüchen aus verspäteten Vorunternehmerleistungen ebenfalls Anspruchskonkurrenz.<br />

696 Wahlrechte hat der Auftragnehmer auch, wenn Art und Umfang der vertraglichen<br />

Leistungspflicht nicht abschließend def<strong>in</strong>iert werden können. 697 Hat der Auftragnehmer<br />

e<strong>in</strong> Wahlrecht, kann er entscheiden, auf welche Vorschrift er se<strong>in</strong>en Anspruch stützt. 698<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass <strong>die</strong> VOB/B <strong>in</strong> der Übergabephase nur ungenügende<br />

Möglichkeiten zur Sicherung e<strong>in</strong>es fristgerechten und vollständigen Ausgleichs der<br />

monetären Ansprüche des Auftragnehmers bietet. Formal bestehen zwar <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

E<strong>in</strong>zelfällen spezifische Regelungen, real hat der Auftragnehmer aber nur ger<strong>in</strong>ge Chancen,<br />

<strong>die</strong> von ihm ermittelten Ansprüche auch der Höhe nach vollständig durchzusetzen. Die E<strong>in</strong>forderung<br />

e<strong>in</strong>er Sicherheit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vorleistungen nach § 648a BGB kann nur das Risiko des<br />

Zahlungsausfalls vermeiden helfen.<br />

691 Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 8.<br />

692 Anspruchsgrundlage ist dann der § 242 BGB. Vgl. Wirth, 2001, II. Teil Rdn. 27.<br />

693 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000b, Rdn. 1614.<br />

694 BGH: Urteil vom 21.03.1968 - VII ZR 84/67. In: NJW 1968, S. 1234 f.; BGH: BauR 1971, S. 203; BGH Urteil<br />

vom 27.06.1985 - VII ZR 23/84. In: BauR 1985, S. 561 - 564.<br />

695 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1386; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, B § 2 Rdn. 128.<br />

696 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1396 und 1648.<br />

697 Vgl. Vygen, 1997, Rdn. 315.<br />

698 Vgl. Kapellmann/Schiffers, 2000a, Rdn. 1648.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion<br />

6.1 Vorüberlegungen<br />

Die bisherigen Untersuchungen haben <strong>in</strong> Kapitel 4 zunächst gezeigt, dass zwischen e<strong>in</strong>em<br />

Teil der Bauablaufstörungen und dem Kooperationsgrad e<strong>in</strong> statistisch nachweisbarer, <strong>in</strong>direkter<br />

Zusammenhang besteht. Die Ursachensysteme <strong>für</strong> Bauablaufstörungen konnten somit<br />

um e<strong>in</strong>en weiteren E<strong>in</strong>flussfaktor erweitert werden, dessen systematische Beachtung sich positiv<br />

auf <strong>die</strong> Vermeidung von Bauablaufstörungen und deren negative Folgen auswirkt.<br />

Im Kapitel 5 wurde e<strong>in</strong> Erklärungsansatz <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>fluss des Kooperationsgrades vorgestellt.<br />

Phasenspezifische Marktsituationen, Entscheidungsprobleme und VOB-Regeln bed<strong>in</strong>gen<br />

unterschiedliche Stärkeprofile von Auftraggeber und Auftragnehmer <strong>in</strong> der Angebots-, Ausführungs-<br />

und Übergabephase. Daraus folgt e<strong>in</strong> Konfliktpotenzial, das <strong>die</strong> Interaktion zwischen<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer bee<strong>in</strong>trächtigt und damit das Auftreten von Bauablaufstörungen<br />

begünstigt. Die Abbildung 21 stellt als graue Flächen schematisch <strong>die</strong> derzeit<br />

beobachteten, <strong>in</strong>homogenen Stärkeprofile, als schwarze Flächen <strong>die</strong> gewünschten Stärkeprofile<br />

<strong>in</strong> der Angebots-, Ausführungs- und Übergabephase dar.<br />

Stärke des AG<br />

Stärke des AN 50/50<br />

Ausschreibung<br />

Derzeitig vorherrschendes Stärkeprofil bei <strong>Bauprojekten</strong><br />

Angestrebtes Stärkeprofil nach dem homogen-kooperativen Interaktionsansatz<br />

Angebotsphase:<br />

Relative Stärke des<br />

Auftraggebers<br />

Vergabe<br />

Ausführungsphase:<br />

Relative Stärke des<br />

Auftragnehmers<br />

(Teil-)Fertigstellung<br />

Übergabephase:<br />

Relative Stärke des<br />

Auftraggebers<br />

Schlusszahlung<br />

Projektablauf<br />

Abbildung 21: Phasenorientierte Stärkeprofile von Auftraggeber und Auftragnehmer 699<br />

699 Eigene Darstellung.<br />

[www.heilfort.de]


1<strong>22</strong> 6.2 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Dieses Kapitel 6 basiert auf dem <strong>in</strong> Kapitel 5 entwickelten Erklärungsansatz <strong>für</strong> den <strong>in</strong> Kapitel<br />

4 statistisch nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Kooperationsgrad und Bauablaufstörungen.<br />

Es wird e<strong>in</strong> kooperationsorientierter Lösungsansatz entwickelt, der das kooperative<br />

Verhalten von Auftraggeber und Auftragnehmer fördern und so <strong>die</strong> Häufigkeit von Bauablaufstörungen<br />

verr<strong>in</strong>gern soll. Dazu werden konkrete Vorschläge zum Ausgleich der <strong>in</strong>homogenen<br />

Stärkeprofile h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em ausgewogeneren Verhältnis zwischen Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer unterbreitet. Das Kapitel 6 gliedert sich neben den Vorüberlegungen <strong>in</strong> drei<br />

Teile: In Abschnitt 6.2 werden Vorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung des homogen-kooperativen Lösungsansatzes<br />

<strong>in</strong> der Angebotsphase unterbreitet, <strong>die</strong> vor allem auf e<strong>in</strong>e Verbesserung der Position<br />

des Auftragnehmers abzielen. Der Abschnitt 6.3 befasst sich mit Vorschlägen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Ausgleich der relativen Schwäche des Auftraggebers <strong>in</strong> der Ausführungsphase. Unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

der spieltheoretisch gewonnenen Erkenntnisse wird gezeigt, wie das Verfolgen kooperativer<br />

Strategien auch bei ökonomisch rationalem Verhalten erreicht werden kann. Im<br />

Abschnitt 6.4 schließlich werden Maßnahmen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Verbesserung der Position des Auftragnehmers<br />

<strong>in</strong> der Übergabephase vorgeschlagen.<br />

6.2 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Ausgangspunkt der Lösungsvorschläge zum Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

ist der gefundene Zusammenhang zwischen Kooperationsgrad und Störhäufigkeit.<br />

Sollen Bauablaufstörungen vermieden werden, muss bereits <strong>in</strong> der Angebotsphase kooperatives<br />

Verhalten beider Vertragspartner angestrebt werden. Es wird davon ausgegangen, dass e<strong>in</strong><br />

„climate of cooperation“ 700 <strong>in</strong> der Angebotsphase auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausführungsphase h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen<br />

wird. Voraussetzung ist, dass der Auftragnehmer <strong>die</strong> vertraglichen Regelungen nicht als<br />

aufoktroyiert, unfair oder kompetitiv empf<strong>in</strong>det und se<strong>in</strong> eigenes Verhalten <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

an den kooperativen Vorgaben des Auftraggebers ausrichten kann. Zur Erklärung<br />

der Abhängigkeit zwischen Kooperationsgrad und Störhäufigkeit <strong>in</strong> der Angebotsphase wurde<br />

im Abschnitt 5.2.2 gezeigt, dass der Auftraggeber vor allem aufgrund der Marktsituation über<br />

e<strong>in</strong>e deutlich stärkere Position als der Auftragnehmer verfügt. Es ist <strong>für</strong> den Auftraggeber <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>ser Phase somit ökonomisch rational, se<strong>in</strong>e Stärke zur Durchsetzung e<strong>in</strong>es vorteilhaften<br />

Preis-Leistungs-Zeit-Verhältnisses auszunutzen, sich also zunächst kompetitiv zu verhalten.<br />

Als Lösungsansatz <strong>die</strong>ses Problems bietet sich e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung der Bauprojektphasen<br />

und <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> E<strong>in</strong>beziehung der starken Auftragnehmer-Position <strong>in</strong> der<br />

Ausführungsphase an. Es ist zu prüfen, wie <strong>die</strong>se E<strong>in</strong>flüsse bereits <strong>in</strong> den Prozess der Aus-<br />

700 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 411.<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 123<br />

schreibung, Verhandlung und Vergabe e<strong>in</strong>bezogen werden können, um <strong>die</strong> Selbstregulierungskräfte<br />

des Marktes <strong>für</strong> Bauleistungen sowie <strong>die</strong> Anreize zur Kooperation zu verbessern.<br />

Restriktive Vertragsklauseln, <strong>die</strong> auf e<strong>in</strong>seitige Vorteilsnahme des Auftraggebers gerichtet<br />

s<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gen erhebliche Unsicherheiten <strong>in</strong> der späteren Vertragsabwicklung und damit <strong>in</strong> der<br />

Preisf<strong>in</strong>dung. Die <strong>in</strong> der Angebotsphase vere<strong>in</strong>barten Vertragsbed<strong>in</strong>gungen entstehen zwar im<br />

Wettbewerb, führen aber zu mangelnder Kooperationsbereitschaft und Identifikation des Auftragnehmers<br />

mit dem Vertrags<strong>in</strong>halt sowie zu Unsicherheit über <strong>die</strong> Zulässigkeit vorformulierter<br />

Vertragsbed<strong>in</strong>gungen. 701 Auch aus der Sprache des Vertrages können Bauablaufstörungen<br />

herrühren. Insbesondere bei <strong>in</strong>tensiven Verhandlungen über <strong>die</strong> Vertrags<strong>in</strong>halte ist es<br />

schwierig, im Vertragstext oder Leistungsverzeichnis präzise und auch <strong>für</strong> Dritte unmissverständlich<br />

das festzuhalten, was tatsächlich vere<strong>in</strong>bart worden ist. 702 Beispiele s<strong>in</strong>d Formulierungen<br />

wie „<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er angemessenen Frist“, „gleichwertig“ oder „Beg<strong>in</strong>n nach Aufforderung“.<br />

703 Mit derartigen Formulierungen werden bereits bei der Entstehung des Vertrages<br />

<strong>die</strong> Grundlagen <strong>für</strong> spätere Interpretationsmöglichkeiten gelegt, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

des Kooperationsgrades führen und somit <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens von Bauablaufstörungen<br />

erhöhen können. Der störungsfreien Übertragung aller Informationen zu getroffenen<br />

Entscheidungen und erforderlichen Dokumentationen von den verhandelnden auf <strong>die</strong><br />

ausführenden Personen kommt somit bereits vor dem Projektstart e<strong>in</strong> großes Gewicht zu. 704<br />

Die VOB hat bereits 1926 e<strong>in</strong>e - wenn auch e<strong>in</strong>geschränkte - Stärkung des Auftragnehmers<br />

verfolgt, der bis zu deren Inkrafttreten <strong>in</strong> hohem Maße der Willkür und Rigorosität der auftraggebenden<br />

Verwaltung ausgesetzt war. 705 Insofern ist <strong>die</strong> VOB/B zwar pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong> partnerschaftliches<br />

Vertragsmodell, kann aber dennoch kompetitives Verhalten der Vertragspartner<br />

mit negativen Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Häufigkeit von Bauablaufstörungen nicht verh<strong>in</strong>dern. Die<br />

Suche nach <strong>in</strong>novativen Vertragsformen nimmt daher zu 706 , <strong>in</strong>sbesondere der Abschluss so<br />

genannter „target contracts“, also zielorientierter Verträge. 707 Typisches Beispiel ist der GMP-<br />

701 Der betroffene Auftragnehmer kann sich - soweit <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen vere<strong>in</strong>bart - im Fall<br />

unwirksamer Bauvertragsklauseln jederzeit auf deren Unwirksamkeit berufen, es entstehen somit ke<strong>in</strong>e tatsächlich<br />

tragfähigen Vorteile gegenüber e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formierten Auftragnehmer. Vgl. Glatzel/Hofmann/Frikell, 2000,<br />

S. 15 f.<br />

702 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 405. Ebenso Englert, 2000, S. 120.<br />

703 Vgl. Drittler, 1992, S. 39 - 41, hier S. 40. Weitere Beispiele bei Hofmann/Frikell, 1998, S. 80 f.<br />

704 Vgl. Gareis, 2000, S. 451 - 467, hier S. 452; Michel, 1996, S. 209; Riehm/Grimm, 1963, S. 29.<br />

705 Vgl. Kirsch, 1936, S. 61 und Kullack, 2002, S. 25 - 27, hier S. 25.<br />

706 Vgl. Gralla, 1999.<br />

707 Vgl. Blecken/Gralla, 1998, S. 251 - 274, hier S. 260.<br />

[www.heilfort.de]


124 6.2 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Vertrag 708 , bei dem der Unternehmer e<strong>in</strong>en garantierten Maximalpreis zusichert, bei dessen<br />

Unterschreiten er e<strong>in</strong>en Anteil an der e<strong>in</strong>gesparten Differenz erhält. 709 Ziel <strong>die</strong>ser Vertragsformen<br />

ist <strong>die</strong> Förderung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation, bei der beide Seiten Gew<strong>in</strong>n aus der größeren<br />

Kooperation schöpfen und geme<strong>in</strong>sam Nachteile zu reduzieren suchen. 710<br />

Aus der Perspektive <strong>die</strong>ser Arbeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Angebotsphase vor allem das häufige Vorliegen<br />

baubegleitender Planung und das Erfordernis e<strong>in</strong>er hohen Leistungsflexibilität auch während<br />

der Ausführungsphase Ursachen von Bauablaufstörungen. 711 Die Vorlage sämtlicher Ausführungsunterlagen<br />

noch <strong>in</strong> der Angebotsphase und der Verzicht auf andere Anordnungen zur<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gung während der Bauzeit würde Bauablaufstörungen zwar vermeiden, entspricht<br />

aber letztlich nicht den praktischen Erfahrungen, da sich aufgrund der Nachfrageabhängigkeit<br />

auch des Auftraggebers sowie des Trends zu kurzen Projektrealisierungszeiten Störungsfälle<br />

aufgrund spät oder mangelhaft gelieferten beziehungsweise geänderten Ausführungsunterlagen<br />

nie ganz ausschließen lassen werden. 712 Kosten, <strong>die</strong> aufgrund <strong>die</strong>ser Bauablaufstörungen<br />

entstehen, s<strong>in</strong>d letztlich als Opportunitätskosten kurzer Bauzeiten und flexibler<br />

Leistungsbeschreibungen zu werten und entsprechend <strong>in</strong> <strong>die</strong> Gesamtkalkulation e<strong>in</strong>es Projektes<br />

e<strong>in</strong>zustellen. Je nach Gewichtung der Faktoren Projektrealisierungszeit und Leistungsflexibilität<br />

kann sich jeder Auftraggeber <strong>für</strong> se<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell optimales Modell entscheiden.<br />

Es kommt somit nicht darauf an, dass der Planungsprozess <strong>für</strong> <strong>die</strong> Leistungen des Auftragnehmers<br />

vollständig <strong>in</strong> der Angebotsphase abgeschlossen wird, sondern dass auch <strong>die</strong> Interessen<br />

des Auftraggebers auf Leistungsflexibilität bereits <strong>in</strong> der Angebotsphase Bestandteil des<br />

Vergabeverfahrens und der Preisbildung werden. Das Dilemma der Leistungsflexibilität bei<br />

gleichzeitigem Erfordernis e<strong>in</strong>deutiger Leistungsbeschreibung nimmt zwar umso mehr zu, je<br />

umfangreicher <strong>die</strong> Leistungen des Auftragnehmers s<strong>in</strong>d. Doch auch bei E<strong>in</strong>zelvergaben kann<br />

der Auftraggeber <strong>die</strong> Ausschreibung und Vergabe verme<strong>in</strong>tlich nachrangiger Gewerke nicht<br />

beliebig h<strong>in</strong>auszögern, ohne <strong>die</strong> term<strong>in</strong>lichen Projektziele zu gefährden. Kooperation umfasst<br />

daher den offenen Umgang mit Informationen zum Grad der angestrebten Verzahnung von<br />

Planung und Ausführung sowie zur Leistungsflexibilität.<br />

708 GMP = Garantierter Maximalpreis.<br />

709 Vgl. Persch, 2002, S. 56 - 57, hier S. 56.<br />

710 Vgl. Kraus, 1998, S. 137 - 176, hier S. 145; Franke/Kemper/Zanner/Grünhagen, 2002, Anhang zu B § 2<br />

Rdn. 269; McGeorge/Palmer, 1997, S. 191; Steffes-Mies/Müsch, 2000, S. 30 - 33, hier S. 31.<br />

711 Vgl. Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 404.<br />

712 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694.<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 125<br />

Drängt der Auftraggeber dem Auftragnehmer <strong>in</strong> sogenannten „Knebelverträgen“ 713 sehr restriktive<br />

Regelungen auf und wertet Angebote der Auftragnehmer nicht auch nach deren Fähigkeit<br />

zu kooperativem Verhalten bei erforderlicher Flexibilität, bed<strong>in</strong>gt <strong>die</strong>s fast zwangsläufig<br />

spekulatives Verhalten des Auftragnehmers, der se<strong>in</strong>e Kalkulation nicht auf <strong>die</strong> Angebots-<br />

sondern auf <strong>die</strong> voraussichtliche Abrechnungssumme abstellt. 714 Mit der Angebotskalkulation<br />

ermittelt der Unternehmer zunächst <strong>die</strong> zur Erbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Leistung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zeit voraussichtlich erforderlichen Kosten. 715 Der Auftragnehmer kann aber<br />

<strong>die</strong> Preise <strong>die</strong>ser aus se<strong>in</strong>er Sicht technisch und ökonomisch effizienten Produktionsfaktoren<br />

716 nicht am Markt durchsetzen. In e<strong>in</strong>er zweiten Stufe wird der Auftragnehmer daher angesichts<br />

der Preisrestriktionen <strong>in</strong> der Angebotsphase prüfen, <strong>in</strong>wiefern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em spekulativen<br />

Ansatz <strong>die</strong> Angebotssumme gesenkt werden kann, ohne dass <strong>die</strong>s Auswirkungen auf <strong>die</strong> erwartete,<br />

tatsächliche Abrechnungssumme hat. 717 Dieser erwartete Gesamtpreis ist vom Auftraggeber<br />

<strong>in</strong> der Regel nicht vorhersehbar.<br />

Die zunächst unauskömmlich vere<strong>in</strong>barten Preise können so von e<strong>in</strong>em zu kompetitivem Verhalten<br />

gedrängten Auftragnehmer bei Änderungs- und Ergänzungswünschen des Auftraggebers<br />

sehr schnell ausgeweitet werden. 718 Analog kann vom Auftragnehmer mit der Bauzeit<br />

verfahren werden: Term<strong>in</strong>- und Vertragsstrafenvere<strong>in</strong>barungen werden im Wissen unterzeichnet,<br />

dass ohneh<strong>in</strong> Bauablaufstörungen auftreten werden, ohne <strong>die</strong>se jedoch im Detail zu kennen.<br />

Nach den ersten Beh<strong>in</strong>derungen kann der Auftragnehmer dann se<strong>in</strong>e Vorstellungen von<br />

e<strong>in</strong>er optimalen Bauzeit leichter durchsetzen als <strong>in</strong> der Angebotsphase. Durch <strong>die</strong>se Preis- und<br />

Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barungen auf spekulativer Basis, <strong>die</strong> unmittelbar auf kompetitives Verhalten der<br />

Auftraggeber <strong>in</strong> der Angebotsphase zurückzuführen s<strong>in</strong>d, werden letztlich <strong>die</strong> kooperativen,<br />

nicht spekulativ kalkulierenden Auftragnehmer aus dem Markt gedrängt - mit negativen Folgen<br />

auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auftraggeber. E<strong>in</strong>seitig kooperatives Verhalten führt somit zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

aller am Bau Beteiligten.<br />

713 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 695.<br />

714 Kalkulationsprogramme (zum Beispiel „ARRIBA“) ermöglichen <strong>in</strong> der Regel <strong>die</strong> differenzierte Preisermittlung<br />

auf der Basis verschiedener Mengenermittlungen.<br />

715 Bezogen auf <strong>die</strong> Erstellung e<strong>in</strong>es Bauwerks s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> <strong>die</strong> Preisf<strong>in</strong>dung des Auftragnehmers im Wesentlichen <strong>die</strong><br />

Marktpreise der bezogenen Lieferungen und Leistungen, leistungsabhängige Zeit- beziehungsweise Mengenansätze<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Eigenleistung sowie fixe Wertansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereitstellung von Organisation, Betriebsmittel und<br />

Kapital maßgeblich. Vgl. Ágh-Ackermann, 1999, S. 326 - 327, hier S. 326.<br />

716 Vgl. Gutenberg, 1983, S. 316.<br />

717 Vgl. Reckerzügl, 2000, S. 18.<br />

718 Vgl. Drittler, 1992, S. 39 - 41, hier S. 40; Stohlmann, 2001, S. 24.<br />

[www.heilfort.de]


126 6.2 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

Der limitierende E<strong>in</strong>fluss der Marktverhältnisse sollte auch auf <strong>die</strong> Differenz aus Angebots-<br />

und Abrechnungssumme sowie aus vere<strong>in</strong>barter und tatsächlicher Bauzeit ausgeweitet<br />

werden. Nur so erhalten auch <strong>die</strong> sich kooperativ verhaltenden Anbieter von Bauleistungen<br />

e<strong>in</strong>e Chance im Bieterwettbewerb. Diese Internalisierung erwarteter Preis- und Term<strong>in</strong>änderungen<br />

als bisher ausschließlich ausführungsrelevanter E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> <strong>die</strong> Angebotsphase muss<br />

somit wesentlicher E<strong>in</strong>flussfaktor <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auswahl des geeigneten Bieters se<strong>in</strong>. Da jedoch <strong>die</strong><br />

E<strong>in</strong>beziehung abstrakter Größen und E<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong> das Vergabeverfahren auf außerordentliche<br />

Schwierigkeiten stößt, bestehen hohe Anforderungen an den Auftraggeber. Insofern wird empfohlen,<br />

offensiv mit e<strong>in</strong>er gewünschten Leistungsflexibilität umzugehen und <strong>in</strong> der Angebotsphase<br />

kooperative Elemente zu betonen. Die Reaktion der Auftragnehmer kann dann als Vergabekriterium<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden. Erklärt sich der Auftraggeber und beschreibt das Änderungspotenzial<br />

während der Bauausführung oder absehbare Planlieferprobleme, wird verh<strong>in</strong>dert,<br />

dass derjenige Auftragnehmer den Auftrag erhält, dessen Angebot <strong>die</strong> risikofreudigsten<br />

Ansätze enthält. Weiterh<strong>in</strong> sollten <strong>die</strong> Auftragnehmer aufgefordert werden, sich h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Auswirkungen anderer Leistungs<strong>in</strong>halte auf <strong>die</strong> Bauzeit bereits bei Angebotsabgabe zu erklären.<br />

Dies kann zum Beispiel dadurch erfolgen, dass Preise <strong>für</strong> typische Änderungswünsche<br />

oder e<strong>in</strong>e verschobene beziehungsweise verlängerte Bauzeit abgefragt werden.<br />

Der Nutzen der Auftraggeber dürfte durch <strong>die</strong> Offenlegung der Informationsbasis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

höheren Kosten- und Term<strong>in</strong>sicherheit liegen. Der Auftraggeber, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen<br />

Ansatz neben den angebotenen auch <strong>die</strong> tatsächlichen Preise und Term<strong>in</strong>e zur Grundlage se<strong>in</strong>er<br />

Vergabeentscheidung macht, wird von e<strong>in</strong>em erhöhten Gesamtnutzen profitieren können,<br />

der <strong>in</strong>sbesondere auf leistungsfähigere Auftragnehmer sowie e<strong>in</strong>e höhere Zielgenauigkeit von<br />

Preis- und Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barungen zurückzuführen ist.<br />

Der Vorteil des Auftragnehmers liegt dar<strong>in</strong>, dass bei der term<strong>in</strong>lichen und monetären Kalkulation<br />

der Leistungserbr<strong>in</strong>gung kalkulatorische Ansätze zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Rang von Entscheidungsgrundlagen<br />

erhoben werden und damit <strong>die</strong> Gefahr s<strong>in</strong>kt, den Auftrag an e<strong>in</strong>en kompetitiven<br />

Anbieter mit spekulationsbed<strong>in</strong>gt zu niedrigen Preisen zu verlieren. Der Auftragnehmer<br />

kann aufgrund e<strong>in</strong>deutiger Ausschreibungsunterlagen <strong>die</strong> gewünschte Flexibilität bereits <strong>in</strong><br />

der Angebotsphase antizipieren und realistische Preise und Term<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>baren.<br />

Vor allem dürfte der Vorteil beider Vertragspartner im Zugew<strong>in</strong>n an Offenheit liegen. Ist<br />

bereits vor Vertragsschluss klar, dass Planlieferungen spät erfolgen oder Leistungen mit hoher<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit geändert werden, kann sich der Auftragnehmer darauf e<strong>in</strong>stellen. Sehr<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich werden auch weniger leistungsfähige Bieter von vorn here<strong>in</strong> ausscheiden, so<br />

dass bei konsequenter Anwendung mittel- bis langfristig e<strong>in</strong>e Entspannung der stark nachfrageseitig<br />

dom<strong>in</strong>ierten Marktsituation zu erwarten ist, und zwar ausdrücklich auch zu Gunsten<br />

der Auftraggeber, <strong>die</strong> aus leistungsfähigen Bietern auswählen, ihre Kosten- und Term<strong>in</strong>ziele<br />

genauer erreichen und <strong>die</strong> Gefahr der Auftragnehmer-Insolvenz verr<strong>in</strong>gern können. Mit der<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 127<br />

„Schwächung“ der Position des Auftraggebers <strong>in</strong> der Angebotsphase wird so der Grundste<strong>in</strong><br />

gelegt <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt erfolgreichere Zusammenarbeit.<br />

Um den gefundenen Zusammenhang zwischen Kooperationsgrad und Störhäufigkeit von Bauablaufstörungen<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en höheren Projekterfolg zu nutzen, sollten daher <strong>in</strong>sbesondere folgende<br />

Regeln beachtet werden:<br />

<br />

<br />

<br />

Für abgeschlossene Bauprojekte sollten <strong>in</strong>stitutionelle Auftraggeber Anlass, Gegenstand<br />

und Auswirkung von Leistungsänderungen erfassen und systematisieren. Im Ergebnis lassen<br />

sich Rückschlüsse auf das Maß der <strong>in</strong> der Regel erforderlichen Leistungsflexibilität<br />

ziehen, <strong>die</strong> bei zukünftigen Ausschreibungen berücksichtigt werden können. Typische Positionen,<br />

<strong>die</strong> mit ausgeschrieben und <strong>in</strong> <strong>die</strong> Vergabeentscheidung e<strong>in</strong>bezogen werden sollten,<br />

s<strong>in</strong>d Verschiebung und Verlängerung der Bauzeit, E<strong>in</strong>heitspreise <strong>für</strong> verkürzte Arbeitsvorbereitungszeiten<br />

oder <strong>die</strong> Umsetzung alternativer Leistungspositionen.<br />

Auftragnehmer sollten zur Nennung gewerkespezifischer „Deadl<strong>in</strong>es“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> kosten- und<br />

term<strong>in</strong>neutrale Änderung von Leistungen aufgefordert werden.<br />

Referenzlisten, <strong>die</strong> das kooperative Verhalten e<strong>in</strong>es Bauunternehmers <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

belegen, sollten stärker <strong>in</strong> <strong>die</strong> Vergabeentscheidung e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

6.3 Ausgleich der Auftragnehmer-Stärke <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

Der Auftragnehmer hat <strong>in</strong> der Ausführungsphase ökonomisch rationale Anreize zu kompetitivem<br />

Verhalten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit se<strong>in</strong>er relativen Phasenstärke das vom Auftraggeber<br />

gewünschte Projektergebnis negativ bee<strong>in</strong>flussen können. Die statistischen Befunde zur Abhängigkeit<br />

e<strong>in</strong>es Teils der Bauablaufstörungen vom Kooperationsgrad belegen zusätzlich, dass<br />

hier e<strong>in</strong> Ansatzpunkt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verr<strong>in</strong>gerung der Häufigkeit von Bauablaufstörungen liegt.<br />

Aus Sicht des Auftraggebers können Partner<strong>in</strong>g-Modelle e<strong>in</strong>e Lösung se<strong>in</strong>, um aufgrund von<br />

Vertrauen und Kommunikation kooperatives Verhalten des Auftragnehmers <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

sicherzustellen. Besonders <strong>die</strong> angloamerikanische Literatur beschäftigt sich seit<br />

den 1980iger, teilweise sogar seit den 1930iger Jahren 719 mit Partner<strong>in</strong>g-Modellen. AHU-<br />

JA/DOZZI/ABOURIZK 720 empfehlen den Bauherren als Konsequenz ihrer Untersuchungen<br />

das Schaffen e<strong>in</strong>es „climate of cooperation“, wobei positive Erfahrungen vor allem aus der<br />

Vermeidung von Nachträgen gezogen werden. Durch kooperatives Mite<strong>in</strong>ander der Baubetei-<br />

719 Vgl. McGeorge/Palmer, 1997, S. 189.<br />

720 Ahuja/Dozzi/AbouRizk, 1994, S. 411.<br />

[www.heilfort.de]


128 6.3 Ausgleich der Auftragnehmer-Stärke <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

ligten werden mittel- bis langfristig oft Verbesserungen von Rendite und Kundenzufriedenheit<br />

beobachtet. 721 Auch <strong>in</strong> Deutschland existieren kooperative Ansätze, wenn auch häufig nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geschränkter Form. So zielt das Kooperations- beziehungsweise Schlichtungsmodell nach<br />

SCHLAPKA 7<strong>22</strong> zu Gunsten des Auftraggebers nur auf e<strong>in</strong>e erhöhte Kooperation des Auftragnehmers,<br />

der zum Beispiel „parteiöffentliche Unterlagen“ bereitstellen muss, <strong>die</strong> allen am Bau<br />

Beteiligten zugänglich gemacht werden. Auch im GMP-Modell 723 verhalten sich Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer letztlich nur zu Lasten der Nachunternehmer kooperativ. Der (Haupt-)<br />

Unternehmer wird so zwar <strong>in</strong> der Tat am Erfolg beteiligt. Da dessen Leistungen aber baubegleitend<br />

aufgeteilt und an Subunternehmer vergeben werden, <strong>die</strong> unter vollem Wettbewerbsdruck<br />

stehen, wird der Wettbewerb bei der Vergabe von Nachunternehmerleistungen sogar <strong>in</strong>tensiviert.<br />

724 In der Baupraxis kann Partner<strong>in</strong>g von Seiten des Auftraggebers auch bedeuten,<br />

e<strong>in</strong> persönlich positives Verhältnis zum Bauleiter des Auftragnehmers aufzubauen mit dem<br />

Ziel, Beh<strong>in</strong>derungsanzeigen und e<strong>in</strong>e adäquat-kausale Störungsdokumentation zu verh<strong>in</strong>dern,<br />

sich als Auftraggeber also letztlich doch kompetitiv zu verhalten.<br />

Wird zur Lösung des Kooperationsdilemmas auf Kommunikation, Vertrauen und feste Regeln<br />

gesetzt, bedeutet <strong>die</strong>s <strong>in</strong> der spieltheoretischen Dimension, dass das e<strong>in</strong>schränkende Kriterium<br />

der Unabhängigkeit der <strong>in</strong>dividuellen Entscheidung aufgehoben wird. Beide Spieler müssen<br />

sich glaubhaft, dauerhaft und sanktionierbar ihres kooperativen Verhaltens versichern, um<br />

das gesamtökonomisch beste Ergebnis zu erreichen. Es muss jedoch sichergestellt se<strong>in</strong>, dass<br />

der Wille zur Kooperation auch dann gewahrt bleibt, wenn Bauablaufstörungen auftreten und<br />

sich jede Partei durch eigenes kompetitives Verhalten besser stellen kann. Dies ist sicher bei<br />

langfristigen Beziehungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer der Fall, wenn der aus<br />

der Bauablaufstörung möglicherweise resultierende Schaden im Verhältnis zum Volumen der<br />

<strong>in</strong>sgesamt geme<strong>in</strong>schaftlich getätigten Transaktionen relativ ger<strong>in</strong>g ist. Überschreitet der mögliche<br />

Vorteil aus kompetitivem Verhalten im Verhältnis zur Gesamttransaktionssumme jedoch<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuell kritischen Schwellenwert, kann das <strong>in</strong>stabile kooperative Gleichgewicht<br />

wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e beiderseits kompetitive Situation umschlagen. Partner<strong>in</strong>g-Modelle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern<br />

zwar Ansätze, <strong>die</strong> mit unterschiedlichen Mitteln auf <strong>die</strong> Verr<strong>in</strong>gerung der Auftragnehmer-Stärke<br />

<strong>in</strong> der Ausführungsphase abzielen und <strong>die</strong> Möglichkeiten der steuernden E<strong>in</strong>flussnahme<br />

des Auftraggebers auf <strong>die</strong> Bauausführung erhöhen sollen. Nach der spieltheoretischen<br />

Logik können Partner<strong>in</strong>g-Modelle kompetitives Verhalten jedoch langfristig nicht unterb<strong>in</strong>den,<br />

da jeder Spieler gerade dann den höchsten Gew<strong>in</strong>n erzielt, wenn er sich kompetitiv, der<br />

721 Vgl. zum Beispiel Knipper, 2000, S. 34 und Steffes-Mies/Müsch, 2000, S. 30 - 33, hier S. 33.<br />

7<strong>22</strong> Schlapka, 2001, S. 9 und Schlapka, 2002, S. 694 - 703.<br />

723 Beim GMP-Modell (Guaranteed Maximum Price) teilen sich Auftraggeber und Auftragnehmer <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>schaftlich<br />

erzielten E<strong>in</strong>sparungen gegenüber dem Maximalpreis nach e<strong>in</strong>em vorbestimmten Schlüssel.<br />

724 Vgl. Blecken/Gralla, 1998, S. 251 - 274, hier S. 263.<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 129<br />

Mitspieler aber kooperativ verhält. Rationale Spieler müssen folglich zunächst den Mitspieler<br />

zu kooperativem Verhalten drängen, um anschließend aufgrund alle<strong>in</strong>ig kompetitiven Verhaltens<br />

den höchsten Gew<strong>in</strong>n zu erzielen. Genau <strong>die</strong>s kann bei Partner<strong>in</strong>g-Modellen nicht ausgeschlossen<br />

werden. Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen s<strong>in</strong>d zwar pr<strong>in</strong>zipiell zu be<strong>für</strong>worten, können<br />

aber <strong>die</strong> Gesetze ökonomisch rationalen Verhaltens nicht langfristig und zuverlässig umkehren.<br />

Auch gestaltet sich <strong>die</strong> Suche nach Kooperationsgew<strong>in</strong>nen oft schwierig, da Informationen<br />

entgegen den Annahmen der klassischen Mikroökonomie nicht gleichmäßig und vollständig<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d. 725<br />

Als erweiterter Lösungsansatz wird daher <strong>in</strong> Anwendung der spieltheoretischen Ergebnisse<br />

das Schaffen ökonomischer Anreize <strong>für</strong> kooperatives Verhalten vorgeschlagen. Dazu wird<br />

<strong>die</strong> resultierende Gew<strong>in</strong>nänderung <strong>für</strong> jede mögliche Spielkomb<strong>in</strong>ation durch vertragliche Regelungen<br />

so bee<strong>in</strong>flusst, dass e<strong>in</strong> robuster Trend zu beiderseits kooperativem Verhalten entsteht.<br />

Dies soll dadurch erreicht werden, dass Auftragnehmer und Auftraggeber bei Auftraggeber-Störungen<br />

<strong>die</strong> Erstattung e<strong>in</strong>es vertraglich festgelegten Pauschalschadens vere<strong>in</strong>baren,<br />

der aber der Höhe nach unter dem tatsächlichen Schaden des Auftragnehmers liegt.<br />

Gegenüber der derzeitigen, <strong>in</strong> Abschnitt 5.3.2 beschriebenen Situation sollen folgende andere<br />

Spielbed<strong>in</strong>gungen gelten: Für jeden Kalendertag Bauzeitverlängerung verschlechtert sich unter<br />

Anwendung der Differenzmethode 726 <strong>die</strong> tatsächliche Vermögenssituation des Auftragnehmers<br />

um 5.000,- €, der vom Auftraggeber zu ersetzende Pauschalschaden soll aber nur<br />

2.500,- € pro Tag betragen, und auch <strong>die</strong> Geltendmachung höherer Vergütungsansprüche <strong>für</strong><br />

bauzeitrelevante Anordnungen soll ausgeschlossen se<strong>in</strong>. Unverändert bleiben <strong>die</strong> sonstigen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, wonach unmittelbar ausführungsrelevante Pläne 10 Tage verspätet geliefert<br />

werden und beide Vertragspartner unabhängig vone<strong>in</strong>ander vor der Entscheidung stehen,<br />

sich kooperativ oder kompetitiv zu verhalten. Zeitabhängige Kosten des Auftraggebers<br />

werden nicht betrachtet. Es wird <strong>in</strong> Abbildung <strong>22</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier möglichen Strategiekomb<strong>in</strong>ationen<br />

untersucht, wie sich der Gew<strong>in</strong>n als Resultat eigenen und fremden Verhaltens verändert.<br />

725 Vgl. Ponschab/Breidenbach/Peres, 1997, S. 849 - 906, Rdn. 1655.<br />

726 Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />

[www.heilfort.de]


130 6.3 Ausgleich der Auftragnehmer-Stärke <strong>in</strong> der Ausführungsphase<br />

Gew<strong>in</strong>n des Auftraggebers<br />

Kooperative Strategie Kompetitive Strategie<br />

Gew<strong>in</strong>n des Auftragnehmers<br />

Kompetitive Strategie Kooperative Strategie<br />

0,- €<br />

-10.000,- €<br />

Fall 1': Nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Mehrkosten <strong>für</strong> den AG<br />

B1'<br />

-25.000,- €<br />

-25.000,- €<br />

Fall 2': AG und AN tragen<br />

Pauschalschaden hälftig<br />

A1'<br />

-25.000,- €<br />

-25.000,- €<br />

Fall 3': AG und AN tragen<br />

Pauschalschaden hälftig<br />

B2'<br />

A2'<br />

Fall 4': AG und AN tragen<br />

Pauschalschaden hälftig<br />

-25.000,- €<br />

-25.000,- €<br />

A2'<br />

B1'<br />

Gew<strong>in</strong>nänderung des Auftraggebers<br />

Gew<strong>in</strong>nänderung des Auftragnehmers<br />

Verhaltenstrend des AG<br />

Verhaltenstrend des AN<br />

Abbildung <strong>22</strong>: Kooperatives Gleichgewicht durch Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Pauschalschadens 727<br />

Im Ergebnis des Spiels ändert sich Fall 1' gegenüber der Ausgangssituation nicht, da nach<br />

wie vor davon ausgegangen wird, dass Auftraggeber und Auftragnehmer durch kooperatives<br />

Verhalten frühzeitig stockende Planlieferungen bemerken, geme<strong>in</strong>sam gegensteuern und das<br />

Auftreten e<strong>in</strong>er Bauzeitverlängerung mit e<strong>in</strong>em zusätzlichen Kostenaufwand von 10.000,- €,<br />

den der Auftraggeber <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en beschleunigten Planungsprozess trägt, vermieden werden<br />

kann. Der störungsbed<strong>in</strong>gte Verlust beträgt damit <strong>für</strong> den Auftraggeber 10.000,- €. 728 Für den<br />

Auftragnehmer bleibt der Gew<strong>in</strong>n unverändert. Für <strong>die</strong> Fälle 2', 3' und 4' besteht nun aber aufgrund<br />

der Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es verr<strong>in</strong>gerten Pauschalschadensersatzes e<strong>in</strong>e wesentlich andere<br />

Anreizsituation. Im Fall 2' kann sich der Auftragnehmer zwar im Gegensatz zum Auftraggeber<br />

kompetitiv verhalten, <strong>die</strong>s wirkt sich aber letztlich negativ auch auf den eigenen Gew<strong>in</strong>n aus.<br />

Ursache ist, dass aufgrund der Bauzeitverlängerung von 10 Tagen beim Auftragnehmer zwar<br />

e<strong>in</strong> unveränderter Schaden von 50.000,- € entsteht, <strong>die</strong>ser aber nicht <strong>in</strong> voller Höhe abgerechnet<br />

werden kann. Der Gew<strong>in</strong>n des Auftragnehmers verr<strong>in</strong>gert sich so um 25.000,- €. Der Auftragnehmer<br />

hat nunmehr e<strong>in</strong>en Anreiz, sich kooperativ zu verhalten: Der Trend B1 hat sich<br />

umgekehrt. Auch der Auftraggeber kann sich durch kompetitives Verhalten nur verschlechtern,<br />

da der Anspruch des Auftragnehmers vertraglich besteht. Die Gew<strong>in</strong>nänderungen der<br />

727 In Anlehnung an <strong>die</strong> Spielsituation des Gefangenendilemmas. Vgl. Jost, 2001, S. 21.<br />

728 In e<strong>in</strong>er alternativen Fallgestaltung kann der Auftraggeber <strong>für</strong> den Fall verspäteter Planlieferungen <strong>die</strong> tatsächlichen<br />

Beschleunigungskosten des Auftragnehmers <strong>in</strong> Höhe von 10.000,- € ersetzen.<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 131<br />

Fälle 3' und 4' bleiben daher gegenüber 2' unverändert negativ. Alle Trends weisen auf e<strong>in</strong> stabiles,<br />

kooperatives Gleichgewicht h<strong>in</strong>.<br />

Das Beispiel zeigt, dass durch das Setzen ökonomischer Anreize e<strong>in</strong> stabiles, kooperatives<br />

Gleichgewicht erreicht werden kann, das <strong>die</strong> Chancen auf e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Störhäufigkeiten,<br />

wie statistisch nachgewiesen, steigen lässt. Auftragnehmer und Auftraggeber sollten<br />

daher beiderseits Interesse an der Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Pauschalschadensersatzes haben. Der<br />

Auftraggeber hat neben der kalkulierbaren Schadenssumme den Vorteil, dass <strong>die</strong> Klausel nach<br />

wie vor an se<strong>in</strong> Verschulden gebunden ist, Ansprüche des Auftragnehmers bei eigenverursachten<br />

Bauablaufstörungen also ausgeschlossen bleiben. Der Auftragnehmer hat den Vorteil,<br />

dass <strong>für</strong> den Fall e<strong>in</strong>er trotz Kooperation zu verzeichnenden Bauzeitverlängerung <strong>die</strong> zeitabhängigen<br />

Schäden ohne langwierige und aufwändige Ause<strong>in</strong>andersetzungen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Höhe<br />

des Pauschalschadensersatzes ersetzt werden. 729<br />

Um den gefundenen Zusammenhang <strong>in</strong> den Vertrag zu implementieren, sollten folgende H<strong>in</strong>weise<br />

beachtet werden:<br />

<br />

<br />

<br />

Auftraggeber und Auftragnehmer sollten sich explizit verpflichten, e<strong>in</strong>ander im Fall von<br />

Bauablaufstörungen unverzüglich zu <strong>in</strong>formieren, geme<strong>in</strong>sam Gegenmaßnahmen zu prüfen<br />

und e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Für den Fall, dass <strong>die</strong> h<strong>in</strong>dernden Umstände vom Auftraggeber zu vertreten s<strong>in</strong>d, sollte <strong>für</strong><br />

den Auftragnehmer e<strong>in</strong> Pauschalschadensersatz <strong>in</strong> Höhe von zum Beispiel 50 % des nachgewiesenen<br />

Schadens oder alternativ e<strong>in</strong>e Pauschalsumme pro Kalendertag Bauzeitverzögerung<br />

vere<strong>in</strong>bart werden.<br />

Der Auftragnehmer sollte verpflichtet werden, Schäden aus Bauablaufstörungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Frist nach Störende abzurechnen, damit <strong>die</strong> Anspruchsgrundlage nachprüfbar<br />

bleibt, spätere Forderungen ausgeschlossen s<strong>in</strong>d und der Auftraggeber <strong>die</strong> Mehrkosten<br />

gegebenenfalls bei den Verursachern der Bauablaufstörung geltend machen kann.<br />

729 Für eventuell auftretende Produktivitätsverluste könnten gegebenenfalls separate Regelungen getroffen werden.<br />

Der Auftragnehmer hat aber bereits bei <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>fachen Regelung e<strong>in</strong>en Anreiz, zum<strong>in</strong>dest so lange zu beschleunigen,<br />

bis <strong>die</strong> Beschleunigungsmehrkosten den nicht erstattungsfähigen Schadensbetrag erreichen.<br />

[www.heilfort.de]


132 6.4 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

6.4 Ausgleich der Auftraggeber-Stärke <strong>in</strong> der Übergabephase<br />

Die den Auftragnehmern zur Bewertung gestellten Bauablaufstörungen fokussieren zunächst<br />

auf <strong>die</strong> Angebots- und Ausführungsphase. Bauablaufstörungen <strong>in</strong> der Übergabephase s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> der zugrunde liegenden Befragung nicht statistisch erfasst worden, können also sekundärstatistisch<br />

nicht abgebildet werden. 730 Gleichwohl können auch <strong>in</strong> der Übergabephase Bauablaufstörungen<br />

auftreten. Phasentypische Auftraggeber-Störungen s<strong>in</strong>d zum Beispiel noch nicht<br />

def<strong>in</strong>ierte Restleistungen im Ausbau oder verzögerte Abnahmen der Bauleistung. 731 In den Risikobereich<br />

des Auftragnehmers fallen h<strong>in</strong>gegen verzögerte Übergaben aufgrund von<br />

Beschädigungen, Mängeln oder unvollendeten Komplettierungsarbeiten.<br />

Ob sich Bauablaufstörungen <strong>in</strong> der Übergabephase auf <strong>die</strong> <strong>in</strong>sbesondere term<strong>in</strong>lichen Projektziele<br />

auswirken, hängt ebenso wie <strong>in</strong> den anderen Phasen ganz wesentlich vom Verhalten der<br />

Vertragspartner ab. Es liegt hier vor allem <strong>in</strong> den Händen des Auftraggebers, <strong>die</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von Bau-Ist und letztlich angeordnetem Bau-Soll auch <strong>für</strong> den Fall festzustellen,<br />

dass Teile des pr<strong>in</strong>zipiell vere<strong>in</strong>barten, aber aufgrund fehlender Voraussetzungen noch undef<strong>in</strong>ierten<br />

Bau-Solls nicht <strong>die</strong> Abnahme der restlichen Leistungen und damit <strong>die</strong> Fälligkeit der<br />

Hauptleistung des Auftraggebers, also der vollständigen Zahlung des Werklohns, verzögern.<br />

Im Interesse des homogen-kooperativen Interaktionsmodells soll <strong>die</strong> Phasenstärke des Auftraggebers<br />

reduziert werden, um e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt ausgeglichenes Kooperationsprofil zu erhalten.<br />

Ziel ist, den Auftragnehmer bereits mit dem <strong>in</strong> der Angebotsphase zu erarbeitenden Vertragswerk<br />

zu signalisieren, dass Kooperation nicht alle<strong>in</strong> von Seiten des Auftragnehmers erwartet,<br />

sondern verb<strong>in</strong>dlich auch vom Auftraggeber zugesichert wird. Die vom Auftragnehmer<br />

erlebte Kooperation des Auftraggebers <strong>in</strong> der Übergabephase hängt wesentlich davon ab,<br />

wie <strong>die</strong> Zahlung des Restwerklohns <strong>in</strong> Bezug auf Zahlungszeitpunkt und Zahlungshöhe erfolgt.<br />

Der Auftraggeber wiederum wird se<strong>in</strong> Zahlungsverhalten auch von der Kooperation des<br />

Auftragnehmers <strong>in</strong> der Ausführungsphase abhängig machen.<br />

Um <strong>die</strong> Anreizsituation <strong>für</strong> kooperatives Verhalten zu verbessern, wird daher <strong>die</strong> vertragliche<br />

E<strong>in</strong>schränkung der vielfältigen Möglichkeiten des Auftraggebers zur Bee<strong>in</strong>flussung von Zahlungsterm<strong>in</strong>en<br />

vorgeschlagen. Höhe und Zeitpunkt der Schlusszahlung sollten daher nicht im<br />

Ermessensspielraum des Auftraggebers liegen. Vor Überzahlung kann sich der Auftraggeber<br />

leicht durch Stellung e<strong>in</strong>er Zahlungsbürgschaft durch den Auftragnehmer absichern.<br />

730 Der Fragebogen umfasst neben den explizit erfragten Bauablaufstörungen auch jeweils drei Leerfelder <strong>für</strong><br />

„Sonstiges“, <strong>in</strong> <strong>die</strong> jedoch ke<strong>in</strong>er der Befragten E<strong>in</strong>tragungen vorgenommen hat. Vgl. Kropff, 2000, S. 72 ff.<br />

731 Vgl. Schlapka, 2002, S. 694 - 703, hier S. 694.<br />

[www.heilfort.de]


6 Lösungsansatz: Homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion 133<br />

Im Ergebnis entsteht e<strong>in</strong> Vertragswerk, das e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf das Verhalten von Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer <strong>in</strong> allen Bauprojektphasen ausüben dürfte. Bei der Umsetzung<br />

sollten folgende H<strong>in</strong>weise beachtet werden:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Der Auftragnehmer sollte dem Auftraggeber mit erreichter Fertigstellung e<strong>in</strong>e Zahlungsanforderung<br />

über den gesamten Restwerklohn stellen können.<br />

Der Auftraggeber zahlt dem Auftragnehmer den nach Fertigstellung angeforderten Werklohn<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Frist gegen Stellung e<strong>in</strong>er Zahlungsbürgschaft aus, auf deren Höhe<br />

<strong>die</strong> Gewährleistungsbürgschaft anzurechnen ist.<br />

Die Kosten der Zahlungsbürgschaft trägt der Auftragnehmer.<br />

Bei festgestellter Überzahlung des Auftragnehmers sollte <strong>die</strong>ser zur Rückzahlung e<strong>in</strong>schließlich<br />

aufgelaufener Z<strong>in</strong>sen verpflichtet werden.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


7 Resümee<br />

7.1 Zusammenfassung<br />

Störungen des Bauablaufs s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Schwerpunktthema bei der Abwicklung von <strong>Bauprojekten</strong>.<br />

Aus meist e<strong>in</strong>fachen Ursachen folgen zum Teil erhebliche Abweichungen <strong>in</strong>sbesondere von<br />

den Kosten- und Term<strong>in</strong>zielen. Angesichts des Umfangs der Zielabweichungen kann bereits<br />

aus ger<strong>in</strong>gfügig positiven Veränderungen der Häufigkeit e<strong>in</strong>zelner Bauablaufstörungen e<strong>in</strong><br />

großer Nutzen gezogen werden. Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung war daher<br />

<strong>die</strong> Fragestellung, ob sich <strong>die</strong> Kooperation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer als positiver<br />

Erfolgsfaktor im Bauprojektmanagement nachweisen, aus dem Verhalten der Interaktionspartner<br />

erklären und gezielt <strong>für</strong> das Vermeiden von Bauablaufstörungen e<strong>in</strong>setzen lässt.<br />

Als Grundlage der Untersuchungen wurden im Kapitel 2 zunächst unterschiedliche Standpunkte<br />

und Perspektiven <strong>in</strong> Bezug auf Bauablaufstörungen erläutert. Die baubetriebswissenschaftliche<br />

Perspektive wurde als Perspektive der Forschung und Lehre an den deutschen<br />

Hochschulen auf das Fachgebiet identifiziert, <strong>in</strong> deren Mittelpunkt <strong>die</strong> Entwicklung und<br />

Verbreitung von Methoden zur verbesserten Sicherung, Darstellung und Berechnung von Ansprüchen<br />

des Auftragnehmers steht. Maßgeblich ist derzeit <strong>die</strong> juristische Perspektive auf gestörte<br />

Bauabläufe, <strong>die</strong> Bauablaufstörungen lediglich als anspruchsbegründenden Sachverhalt<br />

wahrnimmt, dessen Folgen sich aus Gesetzen, Verordnungen und Vere<strong>in</strong>barungen ergeben.<br />

Die oft nachrangig betrachtete Perspektive der von Bauablaufstörungen betroffenen Projektbeteiligten<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit durch <strong>die</strong> sekundärstatistische Auswertung e<strong>in</strong>er Nachunternehmerbefragung<br />

gewürdigt, so dass neben der baubetriebswissenschaftlichen und juristischen<br />

Logik auch Me<strong>in</strong>ungen und Erfahrungen der ausführenden Unternehmer <strong>in</strong> <strong>die</strong> Arbeit e<strong>in</strong>fließen<br />

konnten. Aus der praktischen Erfahrung resultiert auch der begriffsbestimmende Abschnitt<br />

2.2, mit dem der Bezugsrahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verknüpfung <strong>in</strong>genieurwissenschaftlichen,<br />

kaufmännischen und juristischen Verständnisses vom Bauen def<strong>in</strong>itorisch abgegrenzt wurde.<br />

Die Unterscheidung von Projekt-, Institutionen- und Prozessdimension wird <strong>in</strong> den nachfolgenden<br />

Kapiteln wieder aufgenommen und weiterverfolgt.<br />

Das Kapitel 3 war als Folge der unterschiedlichen Perspektiven auf das Forschungsgebiet<br />

Bauablaufstörungen erforderlich, das trotz zahlreicher Forschungsarbeiten letztlich erst am<br />

Anfang steht. Die Betrachtung zeitpunktbezogener Zustände im Bauprojektablauf ermöglichte<br />

<strong>die</strong> systematische Analyse von Abweichungen zwischen Referenz- und Beobachtungszustand,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> ihrer Vielschichtigkeit mit der undifferenzierten Begriffskategorie „Soll-Ist-Vergleich“<br />

nicht bauablaufgerecht erfassbar war. In <strong>die</strong>ser Arbeit wurden daher <strong>die</strong> Begriffe der Zustands-<br />

und Gestaltungsdimension e<strong>in</strong>geführt, bei deren E<strong>in</strong>führung und Fortschreibung je-<br />

[www.heilfort.de]


136 7.1 Zusammenfassung<br />

weils zeitpunktbezogen alle relevanten primären beziehungsweise sekundären Zustände Vertrags-Soll,<br />

Bau-Soll und Bau-Ist vertrags- und praxisgerecht abgebildet werden können. Erst<br />

aus <strong>die</strong>sem Begriffsverständnis heraus lassen sich Bauablaufstörungen, Bauablaufschwankungen<br />

und Baubeh<strong>in</strong>derungen als spezielle Zustandsdifferenzen identifizieren und beschreiben.<br />

Da selbst <strong>die</strong>se zentralen Begriffe des Forschungsgebietes nicht e<strong>in</strong>heitlich def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d,<br />

wurden mit dem Schwerpunkt Bauablaufstörungen zentrale Def<strong>in</strong>itionsansätze vorgestellt, a-<br />

nalysiert und um e<strong>in</strong>en eigenen Ansatz ergänzt. Für <strong>die</strong> Gliederung von Bauablaufstörungen<br />

wurden ursachen- und wirkungsorientierte Ansätze entwickelt.<br />

Mit dem Ziel der E<strong>in</strong>beziehung praktischer Erfahrungen auf systematischer Grundlage wurde<br />

im Kapitel 4 e<strong>in</strong>e von der TU Dresden durchgeführte Umfrage sekundärstatistisch ausgewertet.<br />

Es wurde mit zwei verschiedenen Verfahren der Datenanalyse festgestellt, dass sich aus<br />

der vorliegenden Datenbasis neben Erkenntnissen zur Häufigkeit e<strong>in</strong>zelner Bauablaufstörungen<br />

teilweise auch e<strong>in</strong>e Abhängigkeit vom Kooperationsgrad ableiten lässt. Der Zusammenhang<br />

ist zwar nach statistischen Maßstäben sehr schwach, entspricht damit aber den baubetrieblichen<br />

Erfahrungen und Erwartungen. Neben den bekannten direkten Störungsursachen<br />

konnte mit dem Kooperationsgrad damit e<strong>in</strong> weiterer, <strong>in</strong>direkter E<strong>in</strong>flussfaktor auf den Projekterfolg<br />

nachgewiesen werden. Dass Bauablaufstörungen ebenso wie der Kooperationsgrad<br />

ke<strong>in</strong>e determ<strong>in</strong>istischen, nur von wenigen E<strong>in</strong>flussgrößen quasi mathematisch abhängigen<br />

Größen s<strong>in</strong>d, gehört zu den grundlegenden baubetrieblichen Annahmen. Insofern ist jeder statistische<br />

Schluss von der Stichprobe auf <strong>die</strong> Grundgesamtheit ebenso abzulehnen wie der Versuch<br />

e<strong>in</strong>er Berechnung erwarteter Störhäufigkeiten. Gerade <strong>die</strong> hohen Standardabweichungen<br />

zeigen, dass es trotz aller empirischen Analysen letztlich immer auf den konkreten, projekt-,<br />

<strong>in</strong>stitutionen- und prozessspezifischen E<strong>in</strong>zelfall ankommt.<br />

Im Kapitel 5 wurde auf Basis der empirischen Ergebnisse zur Bedeutung des Kooperationsgrades<br />

e<strong>in</strong> Erklärungsansatz da<strong>für</strong> angeboten, von welchen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Entscheidungsproblemen<br />

und Konfliktlösungen <strong>die</strong> Kooperation der Interaktionspartner abhängt. Die<br />

Analyse von Bedeutung, E<strong>in</strong>flussfaktoren und Regeln der Interaktion zwischen Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer <strong>in</strong> der Angebots-, Ausführungs- und Übergabephase zeigt, dass <strong>in</strong> jeder<br />

Bauprojektphase e<strong>in</strong> unterschiedliches Stärkeprofil von Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

vorherrscht, aus dem <strong>in</strong> besonderer Weise Konflikte und damit Bauablaufstörungen herrühren.<br />

So wurde erläutert, dass der Auftraggeber <strong>in</strong> der Angebotsphase vorrangig aufgrund der<br />

Marktsituation ke<strong>in</strong> Interesse an Kooperation hat, sondern vielmehr se<strong>in</strong>e relative Phasenstärke<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Durchsetzung e<strong>in</strong>es günstigen Preis-Leistungs-Zeit-Verhältnisses nutzt. Gleichzeitig<br />

resultieren viele restriktive Vertragsregelungen aus Be<strong>für</strong>chtungen der Auftraggeber, der jeweilige<br />

Auftragnehmer könnte se<strong>in</strong>e relative Stärke <strong>in</strong> der Ausführungsphase zum Anlass<br />

nehmen, term<strong>in</strong>liche und monetäre Zielabweichungen nicht entschieden genug zu m<strong>in</strong>dern<br />

oder sogar bewusst herbeizuführen. Dass aus kompetitivem Verhalten des Auftraggebers dann<br />

auch tatsächlich e<strong>in</strong> entsprechend kompetitives Verhalten des Auftragnehmers folgt, kann <strong>in</strong><br />

[www.heilfort.de]


7 Resümee 137<br />

der Baupraxis immer wieder beobachtet werden. Doch bereits isoliert von derartigen phasenübergreifenden<br />

E<strong>in</strong>flüssen konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen spieltheoretischen Anwendung gezeigt<br />

werden, dass alle<strong>in</strong> aufgrund unterschiedlicher juristischer Anspruchsvoraussetzungen <strong>für</strong><br />

Vergütungs- und Schadensersatzansprüche aus Bauablaufstörungen e<strong>in</strong> stabiler Trend beider<br />

Interaktionspartner zu kompetitivem Verhalten besteht. In der Ausführungsphase verfügt dann<br />

auch der rationale, zielgerichtet anspruchssichernde Auftragnehmer über das größere Stärkepotenzial.<br />

Dass der Auftraggeber <strong>in</strong> der Übergabephase wieder se<strong>in</strong>e anfängliche Stärke zurückgew<strong>in</strong>nt,<br />

resultiert aus der erbrachten Leistung des Auftragnehmers, der nunmehr umso<br />

mehr auf den Zahlungswillen des Auftraggebers h<strong>in</strong>sichtlich Höhe und Zeitpunkt angewiesen<br />

ist, je stärker sich das limitierende Element der Liquidität auf den Auftragnehmer auswirkt.<br />

Die im Rahmen des Erklärungsansatzes erläuterten, unterschiedlichen Stärkeprofile von Auftraggeber<br />

und Auftragnehmer bed<strong>in</strong>gen unmittelbar den im Kapitel 6 vorgestellten Lösungsansatz,<br />

der e<strong>in</strong>e homogen-kooperative Projekt<strong>in</strong>teraktion zum Ziel hat. Für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bauprojektphasen<br />

wurden daher praxisorientierte Lösungsvorschläge unterbreitet, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en Ausgleich<br />

der Stärkeprofile von Auftraggeber und Auftragnehmer erreichen sollen. So muss der<br />

Auftraggeber erkennen, dass auch <strong>die</strong> noch so restriktive Ausnutzung der Wettbewerbssituation<br />

<strong>in</strong> der Angebotsphase kontraproduktiv ist. Begriffe wie „Pauschalfestpreis“ oder „absolut<br />

b<strong>in</strong>dender Vertragsterm<strong>in</strong>“ sollen zwar <strong>die</strong> Zielerreichung sichern, s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> dem Moment<br />

h<strong>in</strong>fällig, wenn der Auftraggeber se<strong>in</strong>e im Vertrag nicht beschriebenen Möglichkeiten zur<br />

Leistungsflexibilität wahrnimmt. Vielmehr sollte der Auftraggeber offen damit umgehen, dass<br />

<strong>die</strong> im Vertrag beschriebene Leistung nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen auch der tatsächlich ausgeführten<br />

Leistung entspricht. Bereits durch <strong>die</strong> Antizipation voraussichtlicher Änderungen und<br />

das bewusste Zulassen e<strong>in</strong>er gewissen Leistungsflexibilität kann <strong>die</strong> Stärke des Auftragnehmers<br />

<strong>in</strong> der Ausführungsphase stärker e<strong>in</strong>grenzt werden als <strong>die</strong>s durch restriktive, aber letztlich<br />

starre Regelungen der Fall ist. Zusätzlich sollten unterschiedlichste Anreize <strong>für</strong> den kooperativen<br />

Auftragnehmer <strong>in</strong> den Vertrag aufgenommen werden. Kern der Vorschläge ist daher<br />

<strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barung von Verfahren zur Abwicklung von Leistungs- und Zeitänderungen, e<strong>in</strong>es<br />

unter dem tatsächlichen Vergütungs- oder Schadensersatzanspruchs liegenden Pauschalschadensersatzes<br />

und der gesicherten, bed<strong>in</strong>gten Zahlung des Restwerklohns nach Fertigstellung<br />

der Bauleistung.<br />

7.2 Ergebnisse und Konsequenzen<br />

Zentrales Ergebnis der Arbeit ist <strong>die</strong> Identifikation e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>direkten Zusammenhangs zwischen<br />

dem Kooperationsgrad und der Häufigkeit ergebnisrelevanter Bauablaufstörungen. Auf<br />

der Basis empirischer und praktischer Beobachtungen sowie baubetrieblicher und <strong>in</strong>dividualökonomischer<br />

Analysen konnte so e<strong>in</strong> Ansatzpunkt <strong>für</strong> <strong>die</strong> gezielte Verr<strong>in</strong>gerung der Häufigkeit,<br />

des Umfangs und der Auswirkungen von Bauablaufstörungen aufgezeigt werden: Bei ei-<br />

[www.heilfort.de]


138 7.3 Kritik und Ausblick<br />

ner Verbesserung der Kooperation auf den Baustellen lassen sich <strong>die</strong> vere<strong>in</strong>barten Projektziele<br />

öfter erreichen.<br />

Aus Sicht des Verfassers beruhen <strong>die</strong> Ursachen kompetitiven Verhaltens ganz wesentlich auf<br />

den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Entscheidungsproblemen der Interaktionspartner, <strong>für</strong> <strong>die</strong> auch<br />

<strong>die</strong> VOB/B ke<strong>in</strong>e abschließende Konfliktlösung darstellt. Vor allem fehlt es an der ganzheitlichen<br />

Betrachtung der Zusammenhänge zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bauprojektphasen: Auftraggeber,<br />

<strong>die</strong> ihre Stärke <strong>in</strong> der Angebotsphase zu kompetitivem, auf e<strong>in</strong>seitige Vorteilsnahme gerichtetem<br />

Verhalten ausnutzen, beachten nicht <strong>die</strong> Stärke des Auftragnehmers <strong>in</strong> der Ausführungsphase,<br />

der bereits bei kle<strong>in</strong>en, typischerweise auftretenden Leistungsänderungen oder<br />

Beh<strong>in</strong>derungen aus den engen vertraglichen Vorgaben ausbrechen und fortan eigene Interessen<br />

verfolgen kann.<br />

Als Konsequenz aus der Untersuchung sollte sich <strong>die</strong> baubetriebswissenschaftliche Forschung<br />

und Lehre noch mehr mit kooperativen Ansätzen beschäftigen. Die Rechtsprechung<br />

sollte ihre hohen Anforderungen an den Nachweis von monetären Störungsfolgen den Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Bauunternehmens anpassen. Die Interaktionspartner selbst<br />

aber sollten erkennen, dass das eigene Problemvermeidungs- und Problemlösungspotenzial allen<br />

beratenden, gesetzgebenden oder rechtsprechenden Möglichkeiten weit überlegen ist. Die<br />

eigene Baustellenpraxis des Verfassers bestätigt, dass selbst <strong>für</strong> aus juristischer Sicht hoffnungslose<br />

Fälle zufrieden stellende Lösungen gefunden werden können, wenn <strong>die</strong> unmittelbaren<br />

Baubeteiligten aufgrund ihrer ureigenen Erfahrungen, Kenntnisse und Verhaltensweisen<br />

frühzeitig und geme<strong>in</strong>sam Differenzen erkennen, analysieren und ausräumen können.<br />

Wichtige Erfolgsfaktoren von <strong>Bauprojekten</strong> s<strong>in</strong>d damit <strong>die</strong> unmittelbar handelnden Personen<br />

mit ihren fachlichen, sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.<br />

7.3 Kritik und Ausblick<br />

Gerade <strong>die</strong> Analyse des persönlichen Verhaltens der Projektbeteiligten konnte <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

nur unzureichend betrachtet werden. Auftraggeber und Auftragnehmer wurden letztlich<br />

immer nur als Institutionen mit ihren gruppenspezifischen Interessen und Zielen betrachtet.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist aber auch aus den unterschiedlichen egozentrischen Perspektiven der Handelnden<br />

e<strong>in</strong> großer E<strong>in</strong>fluss auf den Projekterfolg zu erwarten - sowohl <strong>in</strong> positiver als auch <strong>in</strong><br />

negativer Wirkrichtung. Die Erweiterung um psychologische Denkansätze verspricht somit<br />

weitere H<strong>in</strong>weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verr<strong>in</strong>gerung der Häufigkeit von Bauablaufstörungen.<br />

Offen geblieben ist auch <strong>die</strong> multiple Interaktion aller Projektbeteiligten. Gerade das Bauen<br />

ist nicht nur von e<strong>in</strong>er zweiseitigen Interaktion zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer,<br />

sondern von e<strong>in</strong>er Vielzahl jeweiliger Vertreter und Erfüllungsgehilfen geprägt, <strong>die</strong> wiederum<br />

[www.heilfort.de]


7 Resümee 139<br />

spezifische Interessen und Konflikte <strong>in</strong> den Bauablauf h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>tragen. In der Folge können abweichende<br />

auftraggeber- und auftragnehmertypische Verhaltensweisen erwartet werden. Die<br />

multiplen Interaktionsbeziehungen könnten mit synchronen Befragungen nicht nur e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zelnen Gruppe, sondern aller Projektbeteiligten empirisch untersucht und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Erklärungs- und Lösungsansatz e<strong>in</strong>gebunden werden, der noch stärker auf <strong>die</strong><br />

Ganzheitlichkeit von <strong>Bauprojekten</strong> abstellt.<br />

Da der Prozess des Errichtens oder Erneuerns baulicher Anlagen von e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen,<br />

langfristigen Interaktion zwischen e<strong>in</strong>er Vielzahl verschiedener Institutionen gekennzeichnet<br />

ist und gekennzeichnet bleiben wird, werden immer auch Störungen im Bauprojektablauf zu<br />

verzeichnen se<strong>in</strong>. Bei der Beobachtung, Analyse und Bee<strong>in</strong>flussung von Bauablaufstörungen<br />

besteht somit noch e<strong>in</strong> erheblicher Forschungsbedarf, unter anderem aus baubetriebswissenschaftlicher,<br />

juristischer und kaufmännischer Perspektive. Die <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Arbeit vorgestellten<br />

Lösungsansätze zeigen letztlich nur Möglichkeiten auf, deren praktische Umsetzbarkeit erst<br />

überprüft werden muss. Pr<strong>in</strong>zipiell wird sich jedoch an der Grundaussage <strong>die</strong>ser Arbeit nur<br />

wenig ändern: Kooperation fördert den Projekterfolg, aber nur dann, wenn das kooperative<br />

Verhalten aller Projektbeteiligten <strong>in</strong> jeder Phase sichergestellt ist.<br />

[www.heilfort.de]


[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis<br />

Ágh-Ackermann, Ernst (1999)<br />

Ahuja, Hira N.; Dozzi, S. P.; Abou-<br />

Rizk, S. M. (1994)<br />

Aust, Max; Dräger, Jürgen; Lenke,<br />

Christoph; Nagel, Ulrich; Petri, Karsten<br />

(1997)<br />

Bahr, Matthias (1999)<br />

Bamberg, Günter; Baur, Franz (1993)<br />

Barrie, Donald S.; Paulson, Boyd C.<br />

(1992)<br />

Bartsch-Beuerle<strong>in</strong>, Sandra; Klee, Oliver<br />

(2001)<br />

Technisch-wirtschaftliche Aspekte des Bauvertrages<br />

- Beh<strong>in</strong>derung im VOB-Vertrag. In: BauR<br />

1999, S. 326 - 328<br />

Project Management - Techniques <strong>in</strong> Plann<strong>in</strong>g and<br />

Controll<strong>in</strong>g Construction Projects. 2 nd ed., New<br />

York et al, John Wiley & Sons, 1994<br />

Baustellenorganisation. Berl<strong>in</strong>, Cornelsen, 1997<br />

Kundenzufriedenheit als Strategieelement <strong>in</strong> der<br />

Bau<strong>in</strong>dustrie. Diss., Technische Universität Berl<strong>in</strong>,<br />

1999<br />

Statistik. 8., überarb. und erw. Aufl., München/Wien,<br />

Oldenbourg, 1993<br />

Professional Construction Management. 3 rd ed.,<br />

New<br />

York et al, McGraw-Hill, 1992<br />

Projektmanagement mit dem Internet. Konzepte<br />

und Lösungen <strong>für</strong> virtuelle Teams. München, Carl<br />

Hanser Verlag, 2001<br />

Bauer, Hermann (2001) Baubetrieb: Bauablauf, Kosten, Störungen. 3., ü-<br />

berarb. u. aktualisierte Aufl., Berl<strong>in</strong>, Heidelberg,<br />

Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, 2001<br />

Berk<strong>in</strong>g, Arne Theodor (1995) Moderne Ablaufplanung. Aachen, Shaker, 1995<br />

Berk<strong>in</strong>g, Arne Theodor (1994)<br />

Bieta, Volker; Siebe, Wilfried (1998)<br />

Bilf<strong>in</strong>ger Berger AG (Hrsg.) (2001)<br />

Ablaufplanung mit Unterstützung durch Expertensysteme.<br />

Diss., Technische Universität München,<br />

1994<br />

Spieltheorie <strong>für</strong> Führungskräfte - was Manager<br />

vom Militär über Strategie lernen können. Ueberreuter,<br />

Wien, 1998<br />

Geschäftsbericht 2001. Eigenverlag, Mannheim,<br />

2001<br />

[www.heilfort.de]


142 8 Literaturverzeichnis<br />

Blecken, Udo; Gralla, Mike (1998)<br />

Bockrath, Joseph T. (2000)<br />

Bohn, Thomas (1993)<br />

Bohn, Thomas u. a. (1996)<br />

Bohn, Thomas; Hütter, Hermann;<br />

Funke, Hermann (1999)<br />

Born, Bernd-Ludger (1980)<br />

Brandt, Andreas (1997)<br />

Brößkamp, Marcus (2000)<br />

Brüssel, Wolfgang (1998)<br />

Bühl, Achim; Zöfel, Peter (1996)<br />

Neue Wettbewerbsmodelle im deutschen Baumarkt.<br />

In: Kapellmann/Vygen: Jahrbuch Baurecht<br />

1998. Düsseldorf, Werner, 1998, S. 251 - 274<br />

Contracts and the Legal Environment for Eng<strong>in</strong>eers<br />

and Architects. 6 th ed., New York et al,<br />

McGraw-Hill, 2000<br />

Wirtschaftlichkeit und Kostenplanung von kommunalen<br />

Abwasserre<strong>in</strong>igungsanlagen. Diss., Universität<br />

Stuttgart, Ehn<strong>in</strong>gen bei Böbl<strong>in</strong>gen, expert-<br />

Verlag, 1993<br />

Projektcontroll<strong>in</strong>g im Umweltbereich - Technisch<br />

und wirtschaftlich optimale Abwicklung von Abwasser-<br />

und Abfallprojekten. Renn<strong>in</strong>gen-<br />

Malmsheim, expert-Verlag, 1996<br />

Projektmanagement im Abwasser- und Abfallwesen<br />

- Zielorientierte Entwicklung, Planung und<br />

Realisierung von Umweltprojekten. Renn<strong>in</strong>gen-<br />

Malmsheim, expert-Verlag, 1999<br />

Systematische Erfassung und Bewertung der durch<br />

Störungen im Bauablauf verursachten Kosten.<br />

Diss., Technische Universität Hannover, Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1980<br />

E<strong>in</strong>satz künstlicher neuronaler Netzwerke <strong>in</strong> der<br />

Ablaufplanung. Diss., Universität Bayreuth, Wiesbaden,<br />

Deutscher Universitätsverlag, 1997<br />

Organisationsanforderungen an den Generalunternehmer<br />

und deren vertragliche Regelung. In: Kapellmann/Vygen<br />

(Hrsg.): Jahrbuch Baurecht 2000.<br />

3. Jahrgang, Düsseldorf, Werner-Verlag, 2000, S.<br />

137 - 159<br />

Baubetrieb von A - Z. 3., bearb. Aufl., Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1998<br />

Professionelle Datenanalyse mit SPSS <strong>für</strong> W<strong>in</strong>dows.<br />

Bonn u. a., Addison-Wesley, 1996<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 143<br />

Bühl, Achim; Zöfel, Peter (2000)<br />

Burkhardt, Georg (1963)<br />

Buscher, René (2001)<br />

Callahan, Michael T.; Quackenbush,<br />

Daniel G.; Row<strong>in</strong>gs, James E. (1992)<br />

Clemm, Nils; Borgmann, Matthias<br />

(1999)<br />

Conrad, Christoph; Niederich, Nikolaus<br />

(2001)<br />

Daub, Walter; Piel, Rudolf; Soergel,<br />

Carl; Steffani, Wolfgang (1976)<br />

Davis, Morton D. (1999)<br />

DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.<br />

V. (Hrsg.) (2000)<br />

DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e.<br />

V. (Hrsg.) (2002)<br />

Diederichs, Claus Jürgen (1987)<br />

Diederichs, Claus Jürgen (1996)<br />

Diehl, He<strong>in</strong>z; Oppler, Peter Michael<br />

(2000)<br />

Dixit, Av<strong>in</strong>ash K.; Nalebuff, Barry<br />

(1995)<br />

SPSS Version 9 – E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> moderne Datenanalyse<br />

unter W<strong>in</strong>dows. 6., überarb. u. erw.<br />

Aufl., München u. a., Addison-Wesley, 2000<br />

Kostenprobleme der Bauproduktion. Wiesbaden,<br />

Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1963<br />

Vertreter und Vertretungsmacht. In: Bauzeitung,<br />

Heft 9/2001, S. 86 - 87<br />

Construction Project Schedul<strong>in</strong>g. International ed.,<br />

New York et al, McGraw-Hill, 1992<br />

Bauvertragsrecht. E<strong>in</strong> Leitfaden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis.<br />

Berl<strong>in</strong> u. a., Spr<strong>in</strong>ger, 1999<br />

Was ist Realisierungsmanagement? In: Bauzeitung,<br />

Heft 9/2001, S. 68 - 69<br />

Kommentar zur VOB. Teile A und B Fassung<br />

1973. Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1976<br />

Spieltheorie <strong>für</strong> Nichtmathematiker. 3. Aufl., Oldenbourg,<br />

München, 1999<br />

VOB - Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen.<br />

Textausgabe, Berl<strong>in</strong> u. a., Beuth-Verlag, 2000<br />

VOB – Vergabe- und Vertragsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen.<br />

Textausgabe, Berl<strong>in</strong> u. a., Beuth-<br />

Verlag, 2002<br />

Sonderprobleme der Kalkulation (Teil 4): Schadenersatz<br />

wegen Beh<strong>in</strong>derung (§ 6 Nr. 6 VOB/B).<br />

In: Bauwirtschaft, Heft 5/1987, S. 123 - 127<br />

Handbuch der strategischen und taktischen Bauunternehmensführung.<br />

Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag,<br />

1996<br />

Privates Baurecht - Gesetze und Materialien.<br />

Bonn, Deutscher Anwaltverlag, 2000<br />

Spieltheorie <strong>für</strong> E<strong>in</strong>steiger - strategisches Knowhow<br />

<strong>für</strong> Gew<strong>in</strong>ner. Schäffer-Poeschel, Stuttgart,<br />

1995<br />

[www.heilfort.de]


144 8 Literaturverzeichnis<br />

Dorn, Carsten (1997)<br />

Drees, Gerhard; Paul, Wolfgang<br />

(2000)<br />

Dreier, Frank (2001)<br />

Dressel, Gerhard (1995)<br />

Drittler, Matthias (1992)<br />

Drittler, Matthias (1999)<br />

Egloff, Markus (1996)<br />

Englert, Klaus (2000)<br />

Erben, Wilhelm (1998)<br />

Eschenbruch, Klaus (1999)<br />

Fleischmann, Hans Dieter (1997)<br />

Frank, Hermann (1986)<br />

Systematisierte Aufbereitung von Dokumentationstechniken<br />

zur Steuerung von Bauabläufen und<br />

zum Nachweis von Bauablaufstörungen. Diss.,<br />

Technische Hochschule Darmstadt, Düsseldorf,<br />

VDI-Verlag, 1997<br />

Kalkulation von Baupreisen. 6., erw. u. akt. Aufl.,<br />

Berl<strong>in</strong>, Bauwerk Verlag, 2000<br />

Nachtragsmanagement <strong>für</strong> gestörte Bauabläufe aus<br />

baubetrieblicher Sicht. Diss., Brandenburgische<br />

Technische Universität Cottbus, Eigenverlag, 2001<br />

Controll<strong>in</strong>g im mittelständischen Bauunternehmen.<br />

Eschborn, Rationalisierungs-Kuratorium der<br />

Deutschen Wirtschaft / Rationalisierungs-<br />

Geme<strong>in</strong>schaft Bauwesen, 1995<br />

Kalkulation und Bauzeit: M<strong>in</strong>destanforderungen<br />

mit Blick auf spätere Nachträge. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 8/1992, S. 39 - 41<br />

Beh<strong>in</strong>derungsschaden des Auftragnehmers nach<br />

§ 6 Nr. 6 VOB/B - Gehören Allgeme<strong>in</strong>e Geschäftskosten<br />

dazu? In: BauR 1999, S. 825 - 829<br />

Ziele und Lenkungsmöglichkeiten des Bauherrn.<br />

Diss., Eidgenössische Technische Hochschule Zürich,<br />

Zürich, vdf Hochschulverlag, 1996<br />

Klare Vere<strong>in</strong>barung zum Fertigstellungsterm<strong>in</strong><br />

notwendig! Zu OLG Düsseldorf, Urteil vom<br />

16.12.1999 - 23 U 75/99. In: IBR 2000, S. 120<br />

Statistik mit Excel 5 oder 7. München/Wien, Oldenbourg,<br />

1998<br />

Recht der Projektsteuerung. Düsseldorf, Werner-<br />

Verlag, 1999<br />

Bauorganisation: Ablaufplanung, Baustellene<strong>in</strong>richtung,<br />

Arbeitsstudium, Bauausführung. 3., neu<br />

bearb. u. erw. Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1997<br />

Project F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g. Wien, Fachverlag an der Wirtschaftsuniversität,<br />

1986<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 145<br />

Franke, Horst, Kemper, Ralf; Zanner,<br />

Christian; Grünhagen, Matthias (2002)<br />

Franke, Horst, Zanner, Christian;<br />

Kemper, Ralf (2001)<br />

Frenzel, Torsten (2000)<br />

Fricke, Jörg (2001)<br />

Ganten, Hans; Jagenburg, Walter;<br />

Motzke, Gerd (Hrsg.) (2000)<br />

Gareis, Roland (2000)<br />

Gehri, Markus (1992)<br />

Georgantzis, Stavros (2000)<br />

Glatzel, Ludwig; Hofmann, Olaf;<br />

Frikell, Eckhard (2000)<br />

Grabner, Edw<strong>in</strong> R. (1971)<br />

Gralla, Mike (1999)<br />

VOB-Kommentar, Bauvergaberecht, Bauvertragsrecht.<br />

Düsseldorf, Werner Verlag, 2002<br />

VOB/B kompakt: Grundlagen, Handhabung, Entscheidungshilfen.<br />

Verlag Rudolf Müller, Köln,<br />

2001<br />

Erfassung und Analyse von Produktivitätsverlusten<br />

im Ausbau. Diplomarbeit, TU Dresden, 2000<br />

Kündigung des Bauvertrages durch den Auftragnehmer.<br />

In: Bauzeitung, Heft 9/2001, S. 80 - 83<br />

Beck’scher VOB-Kommentar - Verd<strong>in</strong>gungsordnung<br />

<strong>für</strong> Bauleistungen Teil B. München, C. H.<br />

Beck, 2000<br />

Manag<strong>in</strong>g the project start. In: Turner, J. R.; Simister,<br />

S. J. (Hrsg.): The Gower Handbook of Project<br />

Management. Gower, Aldershot, 2000, S. 451<br />

- 467<br />

Computerunterstützte Baustellenführung. Diss.,<br />

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich,<br />

Zürich, Verlag der Fachvere<strong>in</strong>e an den schweizerischen<br />

Hochschulen und Techniken, 1992<br />

Projekt-Controll<strong>in</strong>g mit MS Project, Teil 1. In:<br />

Project <strong>in</strong>side 6/2000, S. 1 - 4<br />

Unwirksame Bauvertragsklauseln nach dem AGB-<br />

Gesetz. 9. Aufl., Stamsried, Verlag Ernst Vögel,<br />

2000<br />

M<strong>in</strong>imierung der Kostenprogression bei der Beschleunigung<br />

bzw. Term<strong>in</strong>ierung von Projekten<br />

durch zeitliche Variation ausgewählter Teilprozesse<br />

auf der Basis von Vorgangsknotennetzen. Diss,<br />

Technische Universität München, 1971<br />

Neue Wettbewerbs- und Vertragsformen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

deutsche Bauwirtschaft - Produktivitätssteigerung<br />

und partnerschaftliche Zusammenarbeit durch den<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>novativer Wettbewerbs- und Vertragsformen.<br />

Diss., Technische Universität Dortmund,<br />

Berl<strong>in</strong>, WiB Kolleg, 1999<br />

[www.heilfort.de]


146 8 Literaturverzeichnis<br />

Gre<strong>in</strong>, Gunther (1997)<br />

Gutenberg, Erich (1983)<br />

Gutsche, Hanskarl (1984)<br />

Hackney, John W. (1965)<br />

Hahn, Rolf (2002)<br />

Halp<strong>in</strong>, Daniel W.; Woodhead, Ronald<br />

W. (1998)<br />

Han, Gengzan (1996)<br />

Hartung, Joachim; Elpelt, Bärbel;<br />

Klösener, Karl-He<strong>in</strong>z (1998)<br />

Heiermann, Wolfgang (1992a)<br />

Heiermann, Wolfgang (1992b)<br />

Wissensbasierte Kapazitäts- / Term<strong>in</strong>planung von<br />

Konstruktionsprozessen. Diss., Universität Karlsruhe,<br />

Aachen, Shaker, 1997<br />

Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre - Die Produktion.<br />

24., unveränd. Aufl., Berl<strong>in</strong> [u. a.], Spr<strong>in</strong>ger,<br />

1983<br />

Beh<strong>in</strong>derung der Bauausführung und Vergütungsansprüche<br />

bei nicht rechtzeitiger Übergabe von<br />

Ausführungsunterlagen. Bauwirtschaft, Heft 34<br />

(1984), S. 1123 - 1167<br />

Control and Management of Capital Projects: Dynamic<br />

Estimat<strong>in</strong>g, Control and Management by<br />

Owner Corporations of the Cost, Time and Value<br />

of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Construction Projects. New York<br />

et al, Wiley, 1965<br />

Projektmanagement <strong>für</strong> Ingenieure. We<strong>in</strong>heim,<br />

Wiley-VCH Verlag, 2002<br />

Construction Management. 2 nd ed., New York et<br />

al, John Wiley & Sons, 1998<br />

Computergestützte Ablaufplanung zur optimalen<br />

Baustellensteuerung mit Hilfe von stochastischer<br />

Simulation. Diss., Brandenburgische Technische<br />

Universität Cottbus, Eigenverlag, 1996<br />

Statistik - Lehr- und Handbuch der angewandten<br />

Statistik; mit zahlreichen, vollständig durchgerechneten<br />

Beispielen. 11., durchges. Aufl., München,<br />

Oldenbourg, 1998<br />

Die <strong>die</strong> Preisgrundlagen ändernde Bauanordnung<br />

(§§ 2 Nr. 5, 4 Nr. 1 Abs. 3 VOB/B). In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 11/1992, S. 47 - 48<br />

Die stillschweigende Anordnung des Auftraggebers<br />

als Voraussetzung <strong>für</strong> den Anspruch des Auftragnehmers<br />

auf Mehrvergütung gemäß § 2 Nr. 5<br />

VOB/B. In: Bauwirtschaft, Heft 9/1992, S. 57 - 59<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 147<br />

Heiermann, Wolfgang (2000)<br />

Heiermann, Wolfgang (2002)<br />

Heiermann, Wolfgang; L<strong>in</strong>ke, Liane<br />

(2000)<br />

Heiermann, Wolfgang; Riedl, Richard;<br />

Rusam, Mart<strong>in</strong> (2000)<br />

Heil, Manfred (1995)<br />

Heilfort, Thomas (2001a)<br />

Heilfort, Thomas (2001b)<br />

Heilfort, Thomas (2002a)<br />

Heilfort, Thomas (2002b)<br />

Heilfort, Thomas (2002c)<br />

Heilfort, Thomas (2002d)<br />

Heitkamp, Engelbert (1978)<br />

Henseler, Herwig (1998)<br />

Arbeitse<strong>in</strong>stellung bei Nachtragsstreitigkeiten. Zu<br />

BGH: Urteil vom 28.10.1999. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 8/2000, S. 18 - 19<br />

VOB/B 2002. Teil III. In: Baumarkt + Bauwirtschaft,<br />

Heft 12/2002, S. <strong>22</strong> -23<br />

VOB-Musterbriefe <strong>für</strong> Auftraggeber. 4., überarb.<br />

u. erw. Aufl., Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 2000<br />

Handkommentar zur VOB. 9., völlig neu bearb. u.<br />

erw. Aufl., Wiesbaden und Berl<strong>in</strong>, Bauverlag,<br />

2000<br />

Entstörung betrieblicher Abläufe. Diss., Technische<br />

Universität München, Wiesbaden, Gabler,<br />

1995<br />

Bauablaufstörungen: Mehr Erfolg durch Kooperation.<br />

In: Bauwirtschaft, Heft 9/2001, S. 28 - 29<br />

General- und Nachunternehmer: Spannungsverhältnis<br />

oder Symbiose? In: Trockenbau Akustik,<br />

Heft 11/2001, S. 72 - 73<br />

Bauablaufstörungen - Anspruchsgrundlage sichern<br />

(Teil 1). In: Baumarkt + Bauwirtschaft 03/2002, S.<br />

38 - 41<br />

Bauablaufstörungen: Anspruchsgrundlage sichern<br />

(Teil 2). In: Baumarkt + Bauwirtschaft 6/2002, S.<br />

28 - 30<br />

Gestörte Bauabläufe vernichten Produktivität. In:<br />

Trockenbau + Akustik, Heft 09/2002, S. 76 - 78<br />

Bauablaufstörungen - Fristverlängerungsanspruch<br />

ermitteln und begründen. In: Baumarkt + Bauwirtschaft,<br />

Heft 11/2002, S. 25 - 28<br />

Computergestütztes Controll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Bauunternehmung.<br />

Diss., Technische Universität München,<br />

1978<br />

Aktive Ablaufplanung mit Multi-Agenten. Diss.,<br />

Universität Oldenburg, Sankt August<strong>in</strong>, Infix,<br />

1998<br />

[www.heilfort.de]


148 8 Literaturverzeichnis<br />

Heussen, Benno (1997a)<br />

Heussen, Benno (Hrsg.) (1997b)<br />

Vertragsmanagement. In: Heussen, B. (Hrsg.):<br />

Handbuch Vertragsverhandlung und Vertragsmanagement.<br />

Köln, Verlag O. Schmidt, 1997, S. 29 -<br />

332<br />

Handbuch Vertragsverhandlung und Vertragsmanagement.<br />

Planung, Verhandlung, Design und<br />

Durchführung von Verträgen. Köln, Verlag O.<br />

Schmidt, 1997<br />

Hochtief AG (Hrsg.) (2001) Geschäftsbericht 2001. Essen, Eigenverlag, 2001<br />

Hofmann, Olaf; Frikell, Eckhard<br />

(1998)<br />

Nachträge am Bau. 2. Aufl., Stamsried, VOB-<br />

Verlag Ernst Vögel, 1998<br />

Huber, F. C. (1885) Das Submissionswesen. Tüb<strong>in</strong>gen, Verlag der H.<br />

Lauppschen Buchhandlung, 1885<br />

Huhnt, Wolfgang (2000) Informationsverarbeitung <strong>in</strong> Bauunternehmen -<br />

Struktur der Informationen zur Bearbeitung betriebswirtschaftlicher<br />

und baubetrieblicher Aufgaben.<br />

Habil., Bauhaus-Universität Weimar, 2000<br />

Ingenstau, He<strong>in</strong>z; Korbion, Hermann<br />

(neu hrsg. v. Locher, Horst; Vygen,<br />

Klaus) (2001)<br />

Ingenstau, He<strong>in</strong>z; Korbion, Hermann<br />

(neu hrsg. v. Locher, Horst; Vygen,<br />

Klaus) (2003)<br />

Jacob, Dieter; R<strong>in</strong>g, Gerhard; Wolf,<br />

Ra<strong>in</strong>er (2001)<br />

Jacob, Mattias; Leifert, Werner (Hrsg.)<br />

(1996)<br />

Jagenburg, Walter; Jagenburg, Inge;<br />

Sieber, Walter; Mantscheff, Heide<br />

(Hrsg.) (2000)<br />

Jost, Peter-Jürgen (Hrsg.) (2001)<br />

Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen: VOB -<br />

Teile A und B., 14., völlig neu bearb. und erw.<br />

Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag, 2001<br />

Die Änderungen <strong>in</strong> der VOB/B Fassung 2002. Beilage<br />

zur 14. Auflage des VOB Kommentars Ingenstau/Korbion,<br />

Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

2003<br />

Freiberger Handbuch zum Baurecht. Bonn, Deutscher<br />

Anwaltverlag, 2001<br />

Festschrift Prof. Dr. oec. publ. Bau<strong>in</strong>g. Egon<br />

Leimböck zu se<strong>in</strong>em sechzigsten Geburtstag.<br />

Dortmund, Eigenverlag, 1996<br />

Das private Baurecht im Spiegel der Rechtsprechung.<br />

3., völlig neu bearb. Aufl., Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 2000<br />

Die Spieltheorie <strong>in</strong> der Betriebswirtschaftslehre.<br />

Stuttgart, Schäffer-Poeschel, 2001<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 149<br />

Jurecka, Walter (1982)<br />

Kahlbacher, Helmut G. (1992)<br />

Kapellmann, Klaus D. (1993)<br />

Kapellmann, Klaus D. (Hrsg.) (1997)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Langen, Werner<br />

(2001)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Schiffers, Karl-<br />

He<strong>in</strong>z (1994)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Schiffers, Karl-<br />

He<strong>in</strong>z (1999)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Schiffers, Karl-<br />

He<strong>in</strong>z (2000a)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Schiffers, Karl-<br />

He<strong>in</strong>z (2000b)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Vygen, Klaus<br />

(Hrsg.) (1998)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Vygen, Klaus<br />

(Hrsg.) (1999)<br />

Kapellmann, Klaus D.; Vygen, Klaus<br />

(Hrsg.) (2000)<br />

Kosten von Bauzeitverlängerungen. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 39/1982, S. 1451 - 1456<br />

Term<strong>in</strong>- und Ablaufplanung - e<strong>in</strong> analytischer Zugang.<br />

Diss., Universität Kaiserslautern, 1992<br />

Rechtliche Voraussetzungen <strong>für</strong> Ansprüche des<br />

Auftragnehmers bei Abweichungen vom Bauvertrag.<br />

In: Wirtschaftsvere<strong>in</strong>igung Bau<strong>in</strong>dustrie e. V.<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Hrsg.): Ansprüche des Bauunternehmers<br />

bei Abweichungen vom Bauvertrag.<br />

2., akt. Aufl., Düsseldorf, Wibau-Verlag, 1993, S.<br />

11 - 32<br />

Juristisches Projektmanagement bei Entwicklung<br />

und Realisierung von <strong>Bauprojekten</strong>. Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1997<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> VOB/B. Basiswissen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Praxis. 10., neu bearb. u. erw. Aufl., Düsseldorf,<br />

Werner, 2001<br />

Auftrag wegen Beh<strong>in</strong>derung. In: Baumarkt 6/1994,<br />

S. 62 - 64<br />

Der externe Kalkulationsirrtum - endlich e<strong>in</strong>e<br />

Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofes.<br />

In: Baumarkt 1/1999, S. 42 - 43<br />

Vergütung, Nachträge und Beh<strong>in</strong>derungsfolgen<br />

beim Bauvertrag, Band 1: E<strong>in</strong>heitspreisvertrag, 4.<br />

Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag, 2000<br />

Vergütung, Nachträge und Beh<strong>in</strong>derungsfolgen<br />

beim Bauvertrag. Band 2: Pauschalvertrag e<strong>in</strong>schließlich<br />

Schlüsselfertigbau. 3., neu bearb. u.<br />

erw. Aufl., Werner-Verlag, Düsseldorf, 2000<br />

Jahrbuch Baurecht 1998. 1. Jahrgang, Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1998<br />

Jahrbuch Baurecht 1999. 2. Jahrgang, Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1999<br />

Jahrbuch Baurecht 2000. 3. Jahrgang, Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 2000<br />

[www.heilfort.de]


150 8 Literaturverzeichnis<br />

Kapellmann, Klaus D.; Vygen, Klaus<br />

(Hrsg.) (2001)<br />

Kessler, Hermann (1985)<br />

Jahrbuch Baurecht 2001. 4. Jahrgang, Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 2001<br />

Der Plan-Soll-Ist-Vergleich mit e<strong>in</strong>em Nachweis<br />

zeitvariabler Kostenänderung bei e<strong>in</strong>er Bauzeitverschiebung.<br />

Diss., Technische Hochschule<br />

Darmstadt, 1985<br />

Kirsch, Wilhelm Michael (1936) Das deutsche Verd<strong>in</strong>gungswesen. Stuttgart, C. E.<br />

Poeschel Verlag, 1936<br />

Knacke, Jürgen (1998a) Ause<strong>in</strong>andersetzungen im privaten Baurecht. 3.,<br />

neu bearb. Aufl., Köln, RWS - Verlag Kommunikationsforum,<br />

1998<br />

Knacke, Jürgen (1998b)<br />

Knipp, Bernd (1996)<br />

Knipper, Michael (2000)<br />

Kochendörfer, Bernd (1978)<br />

Korbion, Hermann; Locher, Horst<br />

(1997)<br />

Kosanke, Bernd (1988)<br />

Kraus, Steffen (1998)<br />

Privates Baurecht - Was ist das? In: Kapellmann/Vygen:<br />

Jahrbuch Baurecht 1998. Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1998, S. 473 - 490<br />

Projektmanagement auf gesicherter Rechtsgrundlage.<br />

Eschborn, Rationalisierungs-Kuratorium der<br />

Deutschen Wirtschaft / Rationalisierungs-<br />

Geme<strong>in</strong>schaft Bauwesen (RKW), 1996<br />

Mitunternehmer statt Subunternehmer. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 5/2000, S. 34<br />

Bauzeit und Baukosten von Hochbauten. Diss.,<br />

Universität Stuttgart, Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag,<br />

1978<br />

AGB-Gesetz und Bauerrichtungsverträge. 3., neu<br />

bearb. u. erw. Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1997<br />

Der Schadensnachweis nach § 6 Nr. 6 VOB/B aus<br />

baubetrieblicher Sicht. Diss., Technische Universität<br />

Berl<strong>in</strong>, 1988<br />

Rational-kooperatives Verhandeln - E<strong>in</strong>e geeignete<br />

Alternative zum Bauprozess? In: Kapellmann/Vygen:<br />

Jahrbuch Baurecht 1998. Düsseldorf,<br />

Werner-Verlag, 1998, S. 137 - 176<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 151<br />

Kraus, Steffen (2000a)<br />

Kraus, Steffen (2000b)<br />

Kraus, Steffen (2000c)<br />

Kraus, Steffen; Sienz, Christian (2000)<br />

Kropff, Andreas (2000)<br />

Kullack, Andrea (2002)<br />

Lang, Andreas (1988)<br />

Lang, Andreas (1998)<br />

Lauer, Jürgen; Kle<strong>in</strong>, Walter (2000)<br />

Lechler, Thomas (1997)<br />

Beh<strong>in</strong>derungsanzeige: Welche Anforderungen s<strong>in</strong>d<br />

an sie zu stellen und wann ist sie entbehrlich? Zu<br />

BGH, Urteil vom 21.10.1999 - VII ZR 185/98. In:<br />

IBR 2000, S. 218<br />

Der Vorunternehmer ist regelmäßig nicht Erfüllungsgehilfe<br />

des AG <strong>in</strong> dessen Verhältnis zum<br />

Nachfolgeunternehmer! Zu BGH, Urteil vom<br />

21.10.1999 - VII ZR 185/98. In: IBR 2000, S. 216<br />

Verzögerung durch Vorunternehmer: Haftet der<br />

AG dem Folgeunternehmer? In: IBR 2000, S. 217<br />

Der Deutsche Verd<strong>in</strong>gungsausschuss <strong>für</strong> Bauleistungen<br />

(DVA): Bremse der VOB/B? In: BauR<br />

2000, S. 631 - 638<br />

Die Koord<strong>in</strong>ation von Subunternehmern: Situationsanalyse<br />

und Optimierungsmöglichkeiten aus<br />

Sicht e<strong>in</strong>es Generalunternehmers. Diplomarbeit,<br />

Technische Universität Dresden, Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen,<br />

2000<br />

Niedrigpreisangebote und deren Behandlung. In:<br />

Baumarkt + Bauwirtschaft, Heft 12/2002, S. 25 -<br />

27<br />

E<strong>in</strong> Verfahren zur Bewertung von Bauablaufstörungen<br />

und zur Projektsteuerung. Diss., Technische<br />

Hochschule Darmstadt, Düsseldorf, VDI-<br />

Verlag, 1988<br />

Beh<strong>in</strong>derungen und Beh<strong>in</strong>derungsfolgen beim<br />

Bauablauf aus technisch-betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht - Dokumentation und Ermittlung der Beh<strong>in</strong>derungskosten.<br />

Sem<strong>in</strong>arunterlagen, Heppenheim,<br />

1998<br />

Privates Baurecht. Bonn, Deutscher Anwaltverlag,<br />

2000<br />

Erfolgsfaktoren des Projektmanagements. Diss.,<br />

Universität Karlsruhe, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> et al,<br />

Verlag Peter Lang, 1997<br />

[www.heilfort.de]


152 8 Literaturverzeichnis<br />

Lehnert, Uwe (2000)<br />

Le<strong>in</strong>emann, Ralf (1999)<br />

Lieb, Rupert H.G. (1997)<br />

Liepe, Horst (2002)<br />

Locher, Horst; Koeble, Wolfgang;<br />

Frik, Werner (1996)<br />

Maier, He<strong>in</strong>z-Jürgen (2002)<br />

Marhold, Knut (2001)<br />

Mart<strong>in</strong>sen, Ulfert (1973)<br />

Mawdesley, Michael; Askew, William;<br />

O’Reilly, Michael (1997)<br />

McGeorge, Denny; Palmer, Angela<br />

(1997)<br />

Michel, Re<strong>in</strong>er M. (1993)<br />

Michel, Re<strong>in</strong>er M. (1996)<br />

Datenanalysesystem SPSS Version 9.0: Handlungsorientiertes<br />

und leicht verständliches Lehrbuch<br />

zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> statistische Datenanalyse.<br />

3., vollst. überarb. Aufl., München/Wien, Oldenbourg,<br />

2000<br />

Die Bezahlung der Bauleistung: Durchsetzung und<br />

Sicherung von Zahlungsansprüchen im VOB-<br />

Vertrag. 2., neu bearb. Aufl., Köln u. a., Carl Heymanns<br />

Verlag, 1999<br />

Wirtschaftliche Aspekte und Konsequenzen der<br />

Forcierung oder Verzögerung von Bauvorhaben.<br />

Diss., Eidgenössische Technische Hochschule Zürich,<br />

Zürich, vdf Hochschulverlag, 1997<br />

Das Aus <strong>für</strong> <strong>die</strong> Güteverhandlung nach § 278 ZPO<br />

n. F.? In: BauR 2002, S. 985<br />

Kommentar zur HOAI. 7. Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1996<br />

Market<strong>in</strong>g - Bewährungsprobe <strong>in</strong> der Krise. In:<br />

Baumarkt + Bauwirtschaft, Heft 09/2002, S. 1<br />

New Market<strong>in</strong>g: Neue Trends oder alte Hüte? In:<br />

Baumarkt + Bauwirtschaft 10/2001, S. 38 - 41<br />

Modell e<strong>in</strong>er optimalen Struktur des Steuerungsprozesses<br />

im Baubetrieb. Diss., TH Hannover,<br />

1973<br />

Plann<strong>in</strong>g and Controll<strong>in</strong>g Construction Projects.<br />

Essex, Addison Wesley Longman, 1997<br />

Construction Management: New Directions. Oxford,<br />

London et al, Blackwell Science, 1997<br />

Taschenbuch Projektcontroll<strong>in</strong>g: Know-how der<br />

Just-<strong>in</strong>-time-Steuerung. Heidelberg, Sauer-Verlag,<br />

1993<br />

Projektcontroll<strong>in</strong>g und Report<strong>in</strong>g. 2., vollst. neu<br />

bearb. u. erw. Aufl., Heidelberg, Sauer-Verlag,<br />

1996<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 153<br />

Mitsche<strong>in</strong>, Andreas (1999)<br />

Mitsche<strong>in</strong>, Andreas (2001)<br />

Möller, Dietrich-Alexander (2001)<br />

Möller, Dietrich-Alexander; Kalusche,<br />

Wolf<strong>die</strong>trich (2000)<br />

Mommsen, Friedrich (1853)<br />

Morgenstern, Oskar (1963)<br />

Motzke, Gerd; Nettesheim, Wolfgang<br />

(2000)<br />

Muchowski, Eugen (2001)<br />

Nawrath, Joachim (1968)<br />

Neumann, John von; Morgenstern,<br />

Oskar (1944)<br />

Die baubetriebliche Bewertung gestörter Bauabläufe<br />

aus Sicht des Auftragnehmers. Diss., Universität<br />

Gesamthochschule Essen, Aachen, Wissenschaftsverlag<br />

Ma<strong>in</strong>z, 1999<br />

Bewertung gestörter Bauabläufe. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 1/2001, S. 30 - 33<br />

Planungs- und Bauökonomie - Band 1: Grundlagen<br />

der wirtschaftlichen Bauplanung. 4. völlig ü-<br />

berarb. Aufl., München, Oldenbourg Verlag, 2001<br />

Planungs- und Bauökonomie - Band 2: Grundlagen<br />

der wirtschaftlichen Bauausführung. 4. völlig<br />

überarb. Aufl., München, Oldenbourg Verlag,<br />

2000<br />

Die Unmöglichkeit der Leistung. Braunschweig,<br />

Verlag Schwetschke und Sohn, 1853<br />

Spieltheorie und Wirtschaftswissenschaft. Wien et<br />

al, Oldenbourg, 1963<br />

Privates Baurecht: Ausgewählte höchstrichterliche<br />

und obergerichtliche Rechtsprechung im Praxisüberblick.<br />

In: Betriebs-Berater (BB) 2000, S. 2581<br />

- 2591<br />

Vom Projekt zum Prozess. In: Projektmanagement<br />

aktuell, Heft 3/2001, S. 25 - 29<br />

Analyse und Steuerung von L<strong>in</strong>ienbaustellen.<br />

Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1968<br />

Theory of games and economic behavior. Pr<strong>in</strong>ceton<br />

University Press, 1944<br />

Nickel, Edmund (1985) Computergestützte Projekt<strong>in</strong>formationssysteme -<br />

Grundlagen e<strong>in</strong>er anwendungsbezogenen Gestaltung<br />

mit besonderer Berücksichtigung des Großanlagenbaus.<br />

Diss., Universität Frankfurt a. M., Idste<strong>in</strong>,<br />

Wissenschaftlicher Verlag Dr. Schulz-<br />

Kirchner, 1985<br />

Nicklisch, Fritz; Weick, Günter (2001) Verd<strong>in</strong>gungsordnung <strong>für</strong> Bauleistungen. Teil B. 3.,<br />

völlig neu bearb. Aufl., Verlag C. H. Beck, München,<br />

2001<br />

[www.heilfort.de]


154 8 Literaturverzeichnis<br />

Noosten, Dirk (2002)<br />

Signal<strong>in</strong>g - Die legale Alternative zum Kartell. In:<br />

Baumarkt + Bauwirtschaft, Heft 10/2002, S. 38 -<br />

41<br />

o. V. (2000) Vorunternehmer als Erfüllungsgehilfe des Bauherrn<br />

Zu: OLG Düsseldorf, Urteil vom<br />

29.06.1999. In: Bauwirtschaft 7/2000, S. <strong>22</strong> - 23<br />

o. V. (2000b) Wirksame Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>er Vertragsstrafe. Zu:<br />

OLG Oldenburg, Urteil vom 23.02.2000). In:<br />

Bauwirtschaft 10/2000; S. 24 - 25.<br />

o. V. (2001a) Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen<br />

greift nicht. In: Deutsche Bauzeitung, Heft<br />

09/2001, S. 73<br />

o. V. (2001b) Kooperation statt Krieg auf den Baustellen. In: Die<br />

Welt, Ausgabe vom 30.10.2001, S. 16<br />

Oberlender, Garold D. (2000)<br />

Olshausen, H.-G. (1986)<br />

Project Management for Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g and Construction.<br />

2 nd ed., New York et al, McGraw-Hill,<br />

2000<br />

Planung und Steuerung als Grundlage <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

zusätzlichen Vergütungsanspruch bei gestörtem<br />

Bauablauf. In: Pastor, W. (Hrsg.): Festschrift <strong>für</strong><br />

Hermann Korbion zum 60. Geburtstag am 18. Juni<br />

1986; Düsseldorf, Werner, 1986<br />

Olten, Ra<strong>in</strong>er (1998) Wettbewerbstheorie und Wettbewerbspolitik. 2.<br />

Auflage, Oldenbourg, München u. a., 1998<br />

Palandt, Otto (Hrsg.) (2000)<br />

Patzak, Gerold; Rattay, Günter (1998)<br />

Pawlik, Albrecht (1993)<br />

Bürgerliches Gesetzbuch. 59. Aufl.,<br />

C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München,<br />

2000<br />

Projektmanagement. Leitfaden zum Management<br />

von Projekten, Projektportfolios und projektorientierten<br />

Unternehmen. 3. Aufl., Wien, L<strong>in</strong>de Verlag,<br />

1998<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er wirtschaftlichen Methode zur<br />

nachträglichen Bewertung von häufigen Ereignissen<br />

aus §§ 2 und 6 VOB/B. Diss., Bergische Universität<br />

Gesamthochschule Wuppertal, Wuppertal,<br />

DVP-Verlag, 1993<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 155<br />

Persch, Volker (2002)<br />

Petzschmann, Eberhard; Dreier, Frank<br />

(2000)<br />

Petzschmann, Eberhardt (1996)<br />

Pfarr, Karlhe<strong>in</strong>z (1984)<br />

Plum, He<strong>in</strong>z (1997)<br />

Plum, He<strong>in</strong>z (2000)<br />

Ponschab, Re<strong>in</strong>er; Breidenbach,<br />

Stephan; Peres, Holger (1997)<br />

Preussner, Mathias (2002)<br />

Raeder, Wolfgang (1996)<br />

Rasmusen, Eric (1995)<br />

Teamorientiertes Bauen <strong>in</strong> der Praxis. In: <strong>in</strong>dustrieBau,<br />

Heft 1/2002, S. 56 - 57<br />

Verbesserung der Aussagekraft von Dokumentationen<br />

baubetrieblicher Sachverhalte durch visualisierte<br />

Darstellung <strong>für</strong> Störungsnachweise. In: BTU<br />

Cottbus (Hrsg.): Forum der Forschung. Heft 11,<br />

Cottbus, Eigenverlag, 2000, S. 101 - 109<br />

Baubetriebliche und bauwirtschaftliche Bewertung<br />

von <strong>Ablaufstörungen</strong> aus Änderung der vertraglich<br />

vere<strong>in</strong>barten Leistung. In: Jacob/Leifert (Hrsg.):<br />

Festschrift <strong>für</strong> Prof. Dr. Leimböck, Dortmund,<br />

1996, S. 263 - 278<br />

Grundlagen der Bauwirtschaft. Essen, Deutscher<br />

Consult<strong>in</strong>g-Verlag, 1984<br />

Sachgerechter und prozeßorientierter Nachweis<br />

von Beh<strong>in</strong>derungen und Beh<strong>in</strong>derungsfolgen beim<br />

VOB-Vertrag. Diss., Rhe<strong>in</strong>isch-Westfälische<br />

Technische Hochschule Aachen, Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1997<br />

Claim-Management. In: Dornbusch, Johannes<br />

(Hrsg.): 50 Jahre Lehrstuhl <strong>für</strong> Baumasch<strong>in</strong>en und<br />

Baubetrieb - Festschrift. Aachen, Shaker, 2000, S.<br />

119 - 138<br />

Außergerichtliche Konfliktbeilegung. In: Heussen,<br />

B. (Hrsg.): Handbuch Vertragsverhandlung und<br />

Vertragsmanagement. Köln, Verlag O. Schmidt,<br />

1997, S. 849 - 906<br />

Das neue Werkvertragsrecht im BGB 2002. In:<br />

BauR 2002, S. 231 - 242<br />

E<strong>in</strong> durchgängiges und <strong>in</strong>tegriertes Planungs- und<br />

Steuerungsmodell zum Management schlüsselfertiger<br />

Bauvorhaben. Diss., Technische Universität<br />

München, 1996<br />

Games and <strong>in</strong>formation - an <strong>in</strong>troduction to game<br />

theory. Cambridge et al, Blackwell, 1995<br />

[www.heilfort.de]


156 8 Literaturverzeichnis<br />

Reckerzügl, Walter (2000)<br />

Riehm, Paul; Grimm, Gerhard (1963)<br />

Ritzschel, Thomas (2001)<br />

Rothkegel, Uwe (1980)<br />

Schach, Ra<strong>in</strong>er; Sperl<strong>in</strong>g, Wolfgang<br />

(2001)<br />

Schach, Ra<strong>in</strong>er; Töpfer, Arm<strong>in</strong>;<br />

Karnani, Fritjof (2001)<br />

Schäfer, Hans; F<strong>in</strong>nern; Hochste<strong>in</strong>,<br />

Re<strong>in</strong>er (Hrsg.) (1999)<br />

Scheifele, Daniel R. (1991)<br />

Schiffers, Karl-He<strong>in</strong>z (1993)<br />

Schiffers, Karl-He<strong>in</strong>z (1996)<br />

Spekulation <strong>in</strong> der Bauwirtschaft - Gratwanderung<br />

zwischen Liberalisierung und Regulierung der<br />

Baupreisbildung. Diss., Technische Universität<br />

Wien, 2000<br />

Grundzüge der Bauorganisation und des Vertragswesens.<br />

Wiesbaden und Berl<strong>in</strong>, Bauverlag,<br />

1963<br />

Die Verknüpfung von Arbeitskalkulation und<br />

Bauablaufplanung: Integriertes Projektcontroll<strong>in</strong>g<br />

durch ganzheitliche Bausolldef<strong>in</strong>ition. Diplomarbeit,<br />

TU Dresden, 2001<br />

Beitrag zur Modellierung und Ablaufplanung stochastisch<br />

bee<strong>in</strong>flußter Produktionsprozesse auf L<strong>in</strong>ienbaustellen<br />

des Verkehrswesens. Diss., Hochschule<br />

<strong>für</strong> Verkehrswesen Dresden, Dresden, 1980<br />

Baukosten: Kostensteuerung <strong>in</strong> Planung und Ausführung.<br />

Berl<strong>in</strong> u. a., Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, 2001<br />

Kundenzufriedenheit br<strong>in</strong>gt Wettbewerbsvorteile.<br />

In: Baumarkt, Heft 10/2001, S. 32 - 36<br />

Rechtsprechung zum privaten Baurecht - Kurzausgabe<br />

1993 - 1998. Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1999<br />

Bauprojektablauf: Grundlagen und Modelle <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Ablaufplanung im Bauwesen. Köln,<br />

Verlag TÜV Rhe<strong>in</strong>land, 1991<br />

Baubetriebliche Voraussetzungen <strong>für</strong> Ansprüche<br />

des Auftragnehmers bei Abweichungen vom Bauvertrag.<br />

In: Wirtschaftsvere<strong>in</strong>igung Bau<strong>in</strong>dustrie e.<br />

V. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Hrsg.): Ansprüche des<br />

Bauunternehmers bei Abweichungen vom Bauvertrag.<br />

2., akt. Aufl., Düsseldorf, Wibau-Verlag,<br />

1993, S. 33 - 60<br />

Term<strong>in</strong>planung und -steuerung - E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme<br />

und noch anstehende Aufgaben.<br />

In: Jacob/Leifert (Hrsg.): Festschrift <strong>für</strong> Prof. Dr.<br />

Leimböck, Dortmund, 1996, S. 231 - 262<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 157<br />

Schiffers, Karl-He<strong>in</strong>z (1998)<br />

Ausführungsfristen - ihre Festlegung und ihre<br />

Fortschreibung bei auftraggeberseitig zu vertretenden<br />

Beh<strong>in</strong>derungen. In: Kapellmann/Vygen: Jahrbuch<br />

Baurecht 1998. Düsseldorf, Werner-Verlag,<br />

1998, S. 275 - 314<br />

Schlapka, Franz-Josef (2001) Das Kooperationsmodell macht das Kriegsbeil ü-<br />

berflüssig. In: Immobilien Zeitung, Ausgabe<br />

17/2001, S. 9<br />

Schlapka, Franz-Josef (2002)<br />

Schlittgen, Ra<strong>in</strong>er (1993)<br />

Schmitt, Wolfram (1989)<br />

Schneider, Wolfgang; Kornrumpf,<br />

Joachim; Mohr, Walter (1993)<br />

Schottke, Ralf (1993)<br />

Schottke, Ralf (1994)<br />

Schottke, Ralf (2003)<br />

Schlichtungsmodell - E<strong>in</strong> Weg aus der Krise laufender<br />

Bauvorhaben. In: BauR 2002, S. 694 - 703<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Statistik - Analyse und Modellierung<br />

von Daten. 4., überarb. und erw. Aufl.,<br />

München/Wien, Oldenbourg, 1993<br />

Internationale Projektf<strong>in</strong>anzierung bei deutschen<br />

Banken: Analyse e<strong>in</strong>er neuen Bankmarktleistung<br />

unter besonderer Berücksichtigung risikopolitischer<br />

und implementierungsstrategischer Entscheidungsfelder.<br />

Frankfurt a. M., Knapp, 1989<br />

Statistische Methodenlehre: Def<strong>in</strong>itions- und Formelsammlung<br />

zur deskriptiven und <strong>in</strong>duktiven<br />

Statistik mit Erläuterungen. München/Wien, Oldenbourg,<br />

1993<br />

Die VOB-gerechte Leistungsbeschreibung <strong>für</strong> den<br />

allgeme<strong>in</strong>en Tunnelvortrieb unter Berücksichtigung<br />

e<strong>in</strong>er angemessenen Vergütung. Diss., Technische<br />

Universität Hannover, Düsseldorf, Werner-<br />

Verlag, 1993<br />

Schadenersatzanspruch des Auftragnehmers beim<br />

VOB-Vertrag. In: Baumarkt, Heft 1/1994, S. 41 -<br />

46<br />

Leistungsänderung und ihre Auswirkung auf <strong>die</strong><br />

Vergütung des AN - Baubetrieblicher Nachweis<br />

der Vergütung im Vergleich zum Schaden. In:<br />

Sem<strong>in</strong>a (Hrsg.): Störung des Bauablaufes. Neustadt,<br />

Sem<strong>in</strong>a Verlag, 2003, S. 42 - 71<br />

[www.heilfort.de]


158 8 Literaturverzeichnis<br />

Schubert, Eberhard; Lang, Andreas<br />

(1985)<br />

Schulze-Hagen, Alfons (2000)<br />

Schwarze, Jochen (1994)<br />

Schwenker, Hans Christian; He<strong>in</strong>ze,<br />

Florian (2002)<br />

Seel<strong>in</strong>g, R.; Hengefeld, G. (2000)<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates<br />

Sachsen (Hrsg.) (2000a)<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates<br />

Sachsen (Hrsg.) (2000b)<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates<br />

Sachsen (Hrsg.) (2002)<br />

Steffes-Mies, Mart<strong>in</strong>; Müsch, Thomas<br />

(2000)<br />

Stohlmann, Friedrich-Wilhelm (2001)<br />

Stumpp, Semmy (1999)<br />

Talaj, Robert (1993)<br />

Taphorn, Matthias (2000)<br />

Verursachungsgerechte Erfassung und kostengerechte<br />

Bewertung von Verzögerungen (Teil 2).<br />

Bauwirtschaft, Heft 28 (1985), S. 1045 - 1050<br />

Vertragsstrafe <strong>für</strong> Zwischenterm<strong>in</strong>e wirksam? Zu:<br />

OLG Hamm, Urteil vom 10.02.2000 - 21 U 85/98.<br />

In: IBR 2000, S. 489<br />

Netzplantechnik - E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Projektmanagement.<br />

7., vollst. überarb. Aufl., Herne/Berl<strong>in</strong>,<br />

Verlag Neue Wirtschaftsbriefe, 1994<br />

Die VOB/B 2002. In: BauR 2002, S. 1143 - 1160<br />

Controll<strong>in</strong>g - Ziele, Wege, Hilfsmittel. In: Podium<br />

HTWK Leipzig 2/2000 (Sonderheft), S. 57 - 60<br />

Baugewerbe im Freistaat Sachsen - Ergebnisse der<br />

jährlichen Erhebung im Ausbaugewerbe. Dresden,<br />

Eigenverlag, 2000<br />

Baugewerbe im Freistaat Sachsen - Ergebnisse der<br />

Totalerhebung im Bauhauptgewerbe. Dresden, Eigenverlag,<br />

2000<br />

Unternehmensregister 2002. Telefonische Auskunft<br />

Frau Müller, 11. Juni 2002<br />

Nicht Abwehr, sondern Partnerschaft. In: Bauwirtschaft,<br />

Heft 1/2000, S. 30 - 33<br />

Die 20 „Todsünden“ bei der Abwicklung von<br />

Bauverträgen. 5., erw. Aufl., Düsseldorf, Verlagsanstalt<br />

Handwerk, 2001<br />

Projektmanagement mit MS Project. München,<br />

Verlag Markt und Technik, 1999<br />

Operatives Controll<strong>in</strong>g <strong>für</strong> bauausführende Unternehmen.<br />

Wiesbaden u. Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1993<br />

Welche Vollmacht hat e<strong>in</strong> Bauleiter? Zu: OLG<br />

Düsseldorf, Urteil vom 29.02.2000 - 5 U 10/99. In:<br />

IBR 2000, S. 365<br />

[www.heilfort.de]


8 Literaturverzeichnis 159<br />

Thielsch, Andreas (2001)<br />

Thomas, He<strong>in</strong>z; Putzo, Hans (2001)<br />

Toffel, Rolf F. (1982)<br />

Ulle, Jürgen (1971)<br />

Voelkl, Krist<strong>in</strong> E.; Gerber, Susan B.<br />

(1999)<br />

von Erdély, Alexander (2001)<br />

Vorwerk, Volkert (2003)<br />

Vygen, Klaus (1997)<br />

Vygen, Klaus; Schubert, Eberhard;<br />

Lang, Andreas (1998)<br />

Werner, Ulrich; Pastor, Walter (2002)<br />

Werner, Ulrich; Pastor, Walter; Müller,<br />

Karl (1995)<br />

Weyer, Friedhelm (2002)<br />

Analyse und Verbesserungsvorschläge zur Optimierung<br />

des Bauleitungse<strong>in</strong>satzes. Diplomarbeit,<br />

TU Dresden, Institut <strong>für</strong> Baubetriebswesen, 2001<br />

Kommentar zur ZPO mit Nebengesetzen.<br />

23. Auflage, München, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung,<br />

2001<br />

E<strong>in</strong>e Methode zur Ermittlung der Kosten geänderter<br />

Bauabläufe. Bauwirtschaft, Heft 13/1982, S.<br />

447 - 459<br />

Verlustquellenforschung auf Baustellen, dargestellt<br />

am Beispiel e<strong>in</strong>er Fahrbahndeckenerneuerung<br />

im Straßenbau. Diss., Universität Stuttgart,<br />

Wiesbaden/Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1971<br />

Us<strong>in</strong>g SPSS for W<strong>in</strong>dows – Data Analysis and<br />

Graphics. New York et al, Spr<strong>in</strong>ger, 1999<br />

Prozessorientierte Informationsbestimmung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Projektsteuerung von Hochbauten. Diss., Universität<br />

Stuttgart, Berl<strong>in</strong>, Bauwerk-Verlag, 2001<br />

Mängelhaftung des Werkunternehmers und Rechte<br />

des Bestellers nach neuem Recht. In: BauR 2003,<br />

S. 1 - 13<br />

Bauvertragsrecht nach VOB und BGB: Handbuch<br />

des privaten Baurechts. 3., neu bearb. u. erw.<br />

Aufl., Wiesbaden, Berl<strong>in</strong>, Bauverlag, 1997<br />

Bauverzögerung und Leistungsänderung: Rechtliche<br />

und baubetriebliche Probleme und ihre Lösungen.<br />

3., neu bearb. u. erw. Aufl., Wiesbaden, Berl<strong>in</strong>,<br />

Bauverlag, 1998<br />

Der Bauprozeß. Prozessuale und materielle Probleme<br />

des zivilen Bauprozesses. 9., neu bearb. u.<br />

erw. Aufl., Düsseldorf, Werner-Verlag, 2002<br />

Baurecht von A - Z. Lexikon des öffentlichen und<br />

privaten Baurechts. 6., neu bearb. u. stark erw.<br />

Aufl., München, Beck, 1995<br />

Totgesagte leben länger: Die VOB/B und ihre Privilegierung.<br />

In: BauR 2002, S. 1894 - 1896<br />

[www.heilfort.de]


160 8 Literaturverzeichnis<br />

Wiedemann, Simon (1994)<br />

Wirth, Axel (Hrsg.) (2001)<br />

Wirth, Axel; Sienz, Christian; Englert,<br />

Klaus (Hrsg.) (2002)<br />

Wischnewski, Erik (2001)<br />

Kommunikation im Bauprozess. Diss., Eidgenössische<br />

Technische Hochschule Zürich, Zürich, vdf<br />

Hochschulverlag, 1994<br />

Handbuch zur Vertragsgestaltung, Vertragsabwicklung<br />

und Prozessführung im privaten und öffentlichen<br />

Baurecht. Band 1. Privates Baurecht.<br />

Werner-Verlag, Düsseldorf, 2001<br />

Verträge am Bau nach der Schuldrechtsreform.<br />

E<strong>in</strong>führung und Kommentar zum neuen Recht.<br />

Düsseldorf, Werner-Verlag, 2002<br />

Modernes Projektmanagement: PC-gestützte Planung,<br />

Durchführung und Steuerung von Projekten.<br />

7., vollst. überarb. Aufl., Braunschweig/Wiesbaden,<br />

Friedrich Vieweg & Sohn<br />

Verlagsgesellschaft, 2001<br />

Witt, Frank-Jürgen (1997) Lexikon des Controll<strong>in</strong>g. München, Verlag C. H.<br />

Beck, 1997<br />

Witteler, Hans-Gerd (2000)<br />

Wysocki, Robert K.; Beck, Robert;<br />

Crane, David B. (2000)<br />

Xiong, Guangwei (1995)<br />

Nachtrags-Management und Unternehmens-<br />

Ergebnis. In: Landesverband Bayerischer Bau<strong>in</strong>nungen<br />

(Hrsg.): Betriebswirtschaft <strong>für</strong> Bauunternehmer,<br />

Heft 96, 2000<br />

Effective Project Management. New York et al,<br />

John Wiley & Sons, 2000<br />

Computergestützte Planung der Baustellen-<br />

Abläufe. Diss., Eidgenössische Technische Hochschule<br />

Zürich, Zürich, vdf Hochschulverlag, 1995<br />

Zeidler, Eberhard (Hrsg.) (1996) Teubner-Taschenbuch der Mathematik, Teil I.<br />

Leipzig, B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, 1996<br />

Zelenka, Ingo (1991)<br />

Akzeptanzprobleme moderner Informationsverarbeitungsmethoden,<br />

dargestellt am Beispiel der Ablaufplanung.<br />

Diss., Technische Hochschule Darmstadt,<br />

1991<br />

[www.heilfort.de]


9 Index<br />

Ablauf 28<br />

Abnahme <strong>22</strong><br />

Abrufpflicht 107<br />

Abweichungen<br />

Ist- 34<br />

primäre Soll- 34<br />

sekundäre Soll- 34<br />

Simultan- 35<br />

Änderungsrecht 109<br />

Anfrage <strong>22</strong><br />

Angebotsphase 24<br />

Anordnungsbeziehung 16<br />

Anordnungsrecht 109<br />

Architekt 19<br />

Auftrag <strong>22</strong><br />

Auftraggeber 16<br />

Auftraggeber-Störungen<br />

rechtskonforme 55<br />

rechtswidrige 55<br />

Auftragnehmer 18<br />

Auftragnehmer-Störungen<br />

rechtskonforme 56<br />

rechtswidrige 56<br />

Ausführungsphase 24<br />

Bauablauf 14<br />

Bauablaufabweichung 33<br />

Bauablaufplanung 15<br />

Bauablaufschwankung 50<br />

Bauablaufstörung<br />

Def<strong>in</strong>ition 49<br />

rechtskonforme 53<br />

rechtswidrige 54<br />

Bauablaufstörungen<br />

term<strong>in</strong>verkürzende 59<br />

term<strong>in</strong>verlängernde 59<br />

Baubetreuer 20<br />

Bauherr 17<br />

Bau-Ist 30<br />

primäres 32<br />

sekundäres 32<br />

Bauleistung 13<br />

Bauobjekt 12<br />

Bauprojekt 12<br />

im engeren S<strong>in</strong>n 23<br />

im weiteren S<strong>in</strong>n 25<br />

Bauprojektablauf 15<br />

Bauprojekte 3<br />

Bauprozess 37<br />

Bau-Soll 29<br />

primäres 32<br />

sekundäres 32<br />

Bauträger 17<br />

Beobachtungszustand 29<br />

Beschaffungspflicht<br />

des Auftragnehmers 111<br />

Besteller 17<br />

Bestimmtheitsmaß 70<br />

Bieter 18<br />

Bottom-up-Methode 91<br />

Claimmanagement 87<br />

Entschädigungsanspruch<br />

des Auftragnehmers 118<br />

Entscheidungspflicht 108<br />

Ereignis 16, 57<br />

Ereignisstörung 57<br />

Erfüllungsgehilfe 19<br />

Ergebnisstörung 58<br />

Erkundigungspflicht<br />

des Auftragnehmers 95<br />

Erstellungspflichten<br />

des Auftraggebers 107<br />

Fachplaner 20<br />

Fallgruppen<br />

ursachenorientierte 54<br />

wirkungsorientierte 59<br />

Fehler 40<br />

Fertigstellung <strong>22</strong><br />

Fortschreibung 30<br />

Fristverlängerungsanspruch 118<br />

Geschäftsprozess 12<br />

Gläubiger 17<br />

H<strong>in</strong>weispflicht<br />

des Auftragnehmers 105<br />

Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit 69<br />

Käufermarkt 85<br />

Kausalität<br />

Doppel- 33<br />

e<strong>in</strong>fache 33<br />

kumulative 33<br />

Kooperationsgrad 3, 73<br />

Kooperationspflicht 105<br />

Koord<strong>in</strong>ationspflicht 108<br />

[www.heilfort.de]


162 9 Index<br />

Korrelationskoeffizient 68<br />

Korrelationstabelle 68<br />

Kostenziel 13<br />

Leistung 13<br />

Leistungspflicht<br />

des Auftragnehmers 110<br />

Leistungsverweigerungsrecht 111<br />

Mittelwert 68<br />

Multiprojektmanagement 56<br />

Nachunternehmer 21<br />

Planäquivalenz 47<br />

Planungspflicht 94<br />

Produktion<br />

im engeren S<strong>in</strong>ne 48<br />

im weiteren S<strong>in</strong>ne 48<br />

Projekt 12<br />

Projekt<strong>in</strong>itiation 25<br />

Projektplanung 25<br />

Projektrealisation 25<br />

Projektsteuerer 20<br />

Projektziele 13<br />

Prozessstörung 57<br />

Prüfpflicht<br />

des Auftragnehmers 95<br />

Puffer<br />

Gesamt- 61<br />

Recht auf ungestörte Leistungserbr<strong>in</strong>gung 111<br />

Referenzterm<strong>in</strong> 59<br />

Referenzzustand 29<br />

Rentabilitätsvermutung 34<br />

Repräsentativität 71<br />

Risikosphäre 53<br />

Schadensersatzanspruch<br />

des Auftraggebers 116<br />

des Auftragnehmers 117<br />

Schadensm<strong>in</strong>derungspflicht 106<br />

Schlusszahlung <strong>22</strong><br />

Schuldner 18<br />

Schutzpflichten<br />

des Auftraggebers 116<br />

des Auftragnehmers 106<br />

Sonderfachleute 20<br />

Standardabweichung 68<br />

Störhäufigkeit 74<br />

Störungen<br />

neutrale 55<br />

Störungsursachen<br />

direkte 63<br />

<strong>in</strong>direkte 63<br />

Strategie<br />

kompetitive, des Auftraggebers 99<br />

kompetitive, des Auftragnehmers 99<br />

kooperative, des Auftraggebers 99<br />

kooperative, des Auftragnehmers 100<br />

Term<strong>in</strong> 14<br />

Term<strong>in</strong>planung 15<br />

Term<strong>in</strong>verzögerung 61<br />

Term<strong>in</strong>ziel 14<br />

Top-down-Methode 90<br />

Übergabephase 25<br />

Überlassungspflicht<br />

des Auftraggebers 107<br />

Überwachungsrecht 110<br />

Unmöglichkeit, dauernde 59<br />

Unternehmer 18<br />

Unternehmerpflichten<br />

des Auftragnehmers 110<br />

Unterstützungspflichten<br />

des Auftragnehmers 105<br />

Vergütungsanspruch<br />

des Auftragnehmers 116<br />

Verhalten<br />

kompetitives 83<br />

kooperatives 83<br />

Verlustquelle 3<br />

Vertrags-Soll 29<br />

primäres 31<br />

sekundäres 31<br />

Vertragsstrafenanspruch<br />

des Auftraggebers 116<br />

Vertretung 19<br />

Vorgang 16, 57<br />

Vorunternehmer 20<br />

Werklieferungsunternehmer 21<br />

Zustand 28<br />

[www.heilfort.de]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!