22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...
22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...
22 | Ablaufstörungen in Bauprojekten - Einflussfaktoren für die ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 Def<strong>in</strong>ition und Systematik von Bauablaufstörungen 29<br />
stand. Der Referenzzustand 184 ist der Vergleichswert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abweichungsanalyse. Referenzzustand<br />
kann jeder beliebige, zeitpunktbezogene Soll- oder Ist-Zustand des Bauprojektes<br />
se<strong>in</strong>. 185 Wichtige Referenzzustände s<strong>in</strong>d das ursprünglich vere<strong>in</strong>barte und das aktuelle Bau-<br />
Soll. Der Beobachtungszustand ist ebenfalls e<strong>in</strong> beliebiger Projektzustand, wird aber vor allem<br />
auf das Bau-Ist zu e<strong>in</strong>em Stichtag abstellen. Aufgrund der dynamischen Zustandsdimension,<br />
müssen ex post m<strong>in</strong>destens drei Zustände des Bauprojekts unterschieden werden 186 : Das<br />
ursprünglich vere<strong>in</strong>barte Vertrags-Soll, das letztlich angeordnete Bau-Soll 187 und das tatsächliche<br />
Bau-Ist. 188<br />
Das Vertrags-Soll wird als <strong>die</strong> Summe derjenigen Vertragsvere<strong>in</strong>barungen def<strong>in</strong>iert, <strong>die</strong> das<br />
monetäre, term<strong>in</strong>liche und leistungsbezogene Soll bei Vertragsschluss festlegen. 189<br />
Das Bau-Soll ist derjenige Zustand, der zeitpunktbezogen der Ausführung zugrunde liegt. Das<br />
Bau-Soll entspricht somit dem aufgrund von Änderungen und anderen Anordnungen fortgeschriebenen<br />
Vertrags-Soll zum Betrachtungszeitpunkt 190 , das als unmittelbare Vorgabe der<br />
aktuellen Leistungsplanung oder -erbr<strong>in</strong>gung <strong>die</strong>nt. 191 Das Bau-Soll kann sowohl Auftragge-<br />
184 LECHLER spricht vom „Referenzsystem“. Vgl. Lechler, 1997, S. 67. Auch im Projektmanagement-Programm<br />
Power Project wird der Begriff „Referenzplan“ zur Bezeichnung der Ablaufpläne verwendet, mit denen der aktuelle<br />
Ablaufplanverglichen wird. Vgl. Heilfort, 2002b, S. 28 - 30, hier S. 29.<br />
185 Der Plan-Soll-Ist-Vergleich wurde bereits 1985 beschrieben. Vgl. Kessler, 1985.<br />
186 Vgl. Heilfort, 2002c, S. 76 - 78, hier S. 78.<br />
187 Vgl. Schiffers, 1993, S. 33 - 60, hier S. 34.<br />
188 Das Vertrags-Soll könnte demnach als Soll 1, das Bau-Soll als Soll 2 und <strong>die</strong> tatsächliche Bauausführung als<br />
Ist bezeichnet werden. Diese Begriffszuordnungen weichen von GUTSCHE ab, der unter dem Soll-2-Bauablauf<br />
den störungsmodifizierten Soll-1-Bauablauf versteht, der sich nach E<strong>in</strong>arbeitung etwaiger Beh<strong>in</strong>derungen bis<br />
zum Soll-2-Term<strong>in</strong> verschiebt. Wird <strong>die</strong>ser Soll-2-Bauablaufplan aufgrund bautechnologisch oder bauwirtschaftlich<br />
ungünstiger respektive unmöglicher Ablauffolgen korrigiert, liegt im Rahmen <strong>die</strong>ses Verfahrens schließlich<br />
der Soll-3-Bauablaufplan vor. Vgl. Gutsche, 1984, S. 1123 - 1167, hier S. 1123 ff. Vgl. auch Vygen/Schubert/Lang,<br />
1998, Rdn. 291 ff. Da <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Betrachtungsweise zugrunde liegende abstrakte Schadensberechnung<br />
nicht ohne weiteres vom BGH anerkannt worden ist, soll hier von <strong>die</strong>ser Begriffswahl abgewichen<br />
werden. Vgl. BGH: Urteil vom 20.02.1986 - VII ZR 286/84. In: BauR 1986, S. 347 - 351.<br />
189 Inhalt und Regelungsgehalt der Soll-Vorgaben werden wesentlich von der Vertragsform bestimmt. Vgl.<br />
Schach/Sperl<strong>in</strong>g, 2001, S. 81 f.<br />
190 Vgl. Vygen/Schubert/Lang, 1998, Rdn. 400 und 565. Ex ante, also im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, kann das Bau-Soll von Betrachtungszeitpunkt<br />
zu Betrachtungszeitpunkt unterschiedlich se<strong>in</strong>. Es gibt dann gegebenenfalls mehrere Bau-<br />
Soll-Zustände.<br />
191 MITSCHEIN leitet den Soll-Bauablauf aus der Arbeitskalkulation ab. Vgl. Mitsche<strong>in</strong>, 2001, S. 30 - 33, hier<br />
S. 32. PETZSCHMANN/DREIER sprechen vom modifizierten Soll. Vgl. Petzschmann/Dreier, 2000, S. 101 -<br />
109, hier S. 102. HEITKAMP lässt e<strong>in</strong> „operatives Soll“ dann zu, wenn <strong>die</strong> Planwerte kurzfristig unerreichbar<br />
s<strong>in</strong>d und über e<strong>in</strong>en begrenzten Zeitraum neue Vorgaben erforderlich werden. Vgl. Heitkamp, 1978, S. 241.<br />
[www.heilfort.de]