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Unternehmensführung – Serie Initiative Personal<br />
INTERVIEW<br />
„Die Auswirkungen von Kurzarbeit sind teilweise fatal“<br />
Kurzarbeit hält Mitarbeiter im Unternehmen – ihre Motivation bleibt jedoch häufig auf <strong>de</strong>r Strecke.<br />
Ein Gespräch mit Bernhard Gruber, geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r Quiss GmbH in Puchheim.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER<br />
Herr Gruber, Kurzarbeit<br />
ist für viele<br />
im Mittelstand<br />
gera<strong>de</strong> ein Überlebensinstrument.<br />
Sie haben weniger<br />
gute Erfahrungen<br />
gemacht?<br />
Gruber: Ja. Vor<br />
einem Jahr haben wir – ausgelöst durch<br />
die wirtschaftliche Krise und die damit<br />
einhergehen<strong>de</strong> zurückhalten<strong>de</strong>n Investitionsbereitschaft<br />
– bei <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter mit Kurzarbeit angefangen,<br />
bei etwa einem Fünftel mit Kurzarbeit<br />
100 Prozent. Gera<strong>de</strong> haben wir diese<br />
Phase been<strong>de</strong>t. Ich muss zugeben, dass<br />
ich unterschätzt habe, was diese Zeit mit<br />
meinen Mitarbeitern macht. Die Auswirkungen<br />
sind teilweise fatal.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Gruber: Wenn man zehn Monate zu<br />
Hause ist, tun und lassen kann, was<br />
man will und dabei 60 Prozent seines<br />
Einkommens bezieht, gewöhnt man<br />
sich daran. Es ist irrsinnig schwer, manche<br />
Leute wie<strong>de</strong>r voll zu integrieren.<br />
Teilweise kennen sie die Prozesse nicht<br />
mehr richtig, fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Organisation<br />
kaum zurecht. Sie brauchen zu viel Zeit,<br />
um sich wie<strong>de</strong>r einzufin<strong>de</strong>n.<br />
Hätten Sie diese Situation nicht auch mit<br />
neuen Mitarbeitern?<br />
Gruber: Das Gefühl ist ein an<strong>de</strong>res: Für<br />
<strong>de</strong>n Unternehmer geht es endlich wie<strong>de</strong>r<br />
bergauf – und dann ziehen die Leute nicht<br />
mit. Ich <strong>de</strong>nke „endlich sind wir durch“<br />
und wür<strong>de</strong> mich gerne einen Moment zurücklehnen,<br />
aber ich muss mich noch mehr<br />
reinhängen, um die Motivation wie<strong>de</strong>r auf<br />
das Niveau vor <strong>de</strong>r Kurzarbeit zu bringen.<br />
Wir haben Aufträge und die Mitarbeiter haben<br />
sich daran gewöhnt, nur 20 Stun<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Woche zu arbeiten.<br />
Sie sprechen an dieser Stelle von <strong>de</strong>n Menschen<br />
in Kurzarbeit. Was ist mit Ihren an<strong>de</strong>ren<br />
Mitarbeitern?<br />
Gruber: Auch sie haben ein schlechtes<br />
Gefühl: Während die Mitarbeiter in Kurzarbeit<br />
sich in ihren Augen erholen konnten,<br />
mussten sie teilweise Aufgaben <strong>de</strong>r Kollegen<br />
mit erledigen.<br />
Was tun Sie, damit die Leute im Betrieb<br />
wie<strong>de</strong>r auf Touren kommen?<br />
Gruber: Ich pflege eine offene Kommunikation<br />
mit allen Mitarbeitern. Wir<br />
zeigen die aktuellen wirtschaftlichen<br />
Daten und erklären sie in monatlichen<br />
Berichten. Wir wollen die Menschen<br />
in die Kennzahlen einweihen, um die<br />
Motivation zu för<strong>de</strong>rn und ihnen gleichzeitig<br />
damit aufzeigen, dass sie Teil <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens sind. Das gelingt nicht<br />
bei allen, weil es Leute gibt, die nicht<br />
wissen wollen, woher ihr Geld kommt<br />
und die die Augen vor <strong>de</strong>r Perspektive<br />
verschließen.<br />
Was ist Ihr Resümee aus dieser Erfahrung?<br />
Gruber: Heute glaube ich, dass Kurzarbeit<br />
nicht immer das richtige Mittel ist.<br />
Mittlerweile wür<strong>de</strong> ich – speziell bei einer<br />
zu erwarten<strong>de</strong>n längeren Phase einer<br />
wirtschaftlichen „Durststrecke“ – <strong>de</strong>n<br />
harten Weg gehen und mein Personal<br />
schnell und konsequent anpassen. Das<br />
hält – bei offener Kommunikation über<br />
die wirtschaftliche Lage und die Chancen<br />
– wenigstens die Motivation <strong>de</strong>rjenigen<br />
aufrecht, die bleiben. Längere Kurzarbeit<br />
gefähr<strong>de</strong>t die Struktur und Kultur eines<br />
Unternehmens.<br />
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Mitarbeiterführung in Krisenzeiten Mit<br />
<strong>de</strong>r richtigen Kommunikation in <strong>de</strong>r Firma<br />
wer<strong>de</strong>n die Weichen für die Zukunft gestellt.<br />
gendorf. Es fin<strong>de</strong> eine Entsolidarisierung<br />
statt. Vor allem aber richtet sich <strong>de</strong>r<br />
Blick weg von <strong>de</strong>m, was sinnvoll für das<br />
Unternehmen ist. Wichtiges bleibt liegen.<br />
„Spätestens dann muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
Präsenz zeigen, an <strong>de</strong>n Pioniergeist<br />
aller Beteiligten appellieren und<br />
erinnern, dass schon manche Krise gemeinsam<br />
gemeistert wur<strong>de</strong>“, sagt Müller.<br />
Wesentlich sei auch das Bekenntnis<br />
zum Standort sowie klare Aussagen zur<br />
Lage sowie zum Anteil <strong>de</strong>s Einzelnen an<br />
<strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>r Schwierigkeiten.<br />
„Personalabbau und Kurzarbeit schüren<br />
Ängste, die paralysieren. Wenn Mitarbeiter<br />
sich nicht mehr trauen kritisch zu<br />
sein, geht die Kreativität verloren und<br />
eine Organisation gerät ins Wanken“,<br />
bestätigt Michaela Stach, Beraterin und<br />
Coach bei Soft-Skill-Marketing in Almersbach<br />
im Tal. Sie ist überzeugt, dass<br />
Ehrlichkeit und Transparenz <strong>de</strong>r Drehund<br />
Angelpunkt erfolgreichen Krisenmanagements<br />
sind: „Einen Stellenabbau<br />
aus <strong>de</strong>r Zeitung zu erfahren, stellt <strong>de</strong>n<br />
absoluten Vertrauensbruch dar.“<br />
Foto: privat<br />
34 ProFirma 07/08 2010