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Finanzen & Steuern – Unternehmensbewertung<br />
Die Spanne zwischen <strong>de</strong>m gefühlten<br />
Wert und <strong>de</strong>m tatsächlichen Preis eines<br />
Unternehmens kann sehr groß sein.<br />
Unternehmensverkauf<br />
Preis-Fantasien<br />
Was ist die eigene Firma wirklich wert? Zwischen Wunsch und Realität klafft in <strong>de</strong>r<br />
Praxis oft eine Lücke. Trotz standardisierten Verfahren spielen subjektive Einschätzungen<br />
eine große Rolle. Wie <strong>de</strong>r Unternehmenswert berechnet wird. VON EVA NEUTHINGER<br />
Verhandlungsbasis 350.000 Euro: So offerierte<br />
ein Optiker aus Süd<strong>de</strong>utschland<br />
im vergangenen Jahr seinen Betrieb. Die<br />
Summe hatte er mit einer in Branchenkreisen<br />
kolportierten „Pi-mal-Daumen“-<br />
Metho<strong>de</strong> berechnet. Zehn Prozent vom<br />
Jahres-Nettoumsatz, so hatten ihm<br />
Branchenkollegen vermittelt, sei eine<br />
angemessene Richtgröße für <strong>de</strong>n Wert<br />
eines Optiker-Fachgeschäfts.<br />
Eine höchst simple Art und Weise, <strong>de</strong>n<br />
Unternehmenswert zu ermitteln, wie<br />
Peter Frank, Experte für Unternehmensbewertung<br />
bei <strong>de</strong>r BBE Han<strong>de</strong>lsberatung<br />
in München, meint: „Diese Faustformel<br />
kursiert aus irgen<strong>de</strong>inem Grund<br />
unter Optikern und stammt wohl noch<br />
aus einer längst vergangenen Zeit, als<br />
Umsatz im Einzelhan<strong>de</strong>l fast obligatorisch<br />
mit hohen Gewinnmargen verbun<strong>de</strong>n<br />
war.“ Für einen potenziellen<br />
Kaufinteressenten prüfte <strong>de</strong>r Experte<br />
die Preis-Fantasie <strong>de</strong>s Optikers und<br />
kam zu einem ganz an<strong>de</strong>ren Ergebnis:<br />
„Höchstens 180.000 Euro waren für das<br />
Geschäft zu veranschlagen“, sagt Frank.<br />
Verkäufer und Käufer verhan<strong>de</strong>lten<br />
noch eine Weile, fan<strong>de</strong>n aber keinen<br />
Konsens.<br />
Kein Einzelfall: Unter Firmenchefs kursieren<br />
oft unrealistische Annahmen<br />
vom Wert <strong>de</strong>s eigenen Betriebs und<br />
falsche Vorstellungen davon, wie dieser<br />
zu ermitteln ist. Gern wer<strong>de</strong>n pauschale<br />
Metho<strong>de</strong>n angewandt. Zum Beispiel<br />
dient in manchen Branchen <strong>de</strong>r Umsatz<br />
pro Quadratmeter Fläche als Richtwert.<br />
Saubere Ergebnisse sind so nicht zu<br />
bekommen. Allenfalls können solche<br />
Faustregeln als ein Anhaltspunkt bei beson<strong>de</strong>rs<br />
kleinen Unternehmen dienen.<br />
Erfahrene Berater aber pauschalieren<br />
ungern, zumeist wen<strong>de</strong>n sie finanzmathematisch<br />
höchst komplizierte<br />
Verfahren an. „Welche Metho<strong>de</strong> wann<br />
gewählt wird, hängt mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
vom Einzelfall ab“, erläutert Professor<br />
Dr. Birgit Fel<strong>de</strong>n, Vorstandssprecherin<br />
<strong>de</strong>r TMS Unternehmensberatung AG<br />
in Köln und Mitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
Deutscher Unternehmensberater<br />
(BDU).<br />
Ein allgemein gültiges und stets opportunes<br />
Verfahren gibt es aber nicht<br />
– genauso wenig wie unter <strong>de</strong>m Strich<br />
<strong>de</strong>r eine, ultimativ richtige Unternehmenswert<br />
stehen kann. „Das Ergebnis<br />
42 ProFirma 07/08 2010