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Foto: privat<br />
ist immer auch eine Frage <strong>de</strong>r Perspektive<br />
und <strong>de</strong>s Anlasses <strong>de</strong>r Bewertung“,<br />
erklärt Dr. Marie-Claire Tietze, Expertin<br />
für Unternehmenstransaktionen bei <strong>de</strong>r<br />
Beratungsgesellschaft KPMG in München.<br />
Berater Frank ergänzt: „Der Wert<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens ist letztlich nicht<br />
berechenbar, son<strong>de</strong>rn es ist <strong>de</strong>r Betrag,<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Käufer bereit ist zu zahlen.“<br />
Wert ist nicht gleich Preis<br />
Während Verkäufer wie <strong>de</strong>r besagte<br />
Optiker für ihr Lebenswerk einen möglichst<br />
hohen Kaufpreis erzielen möchten,<br />
kalkuliert <strong>de</strong>r Interessent in erster<br />
Linie sein Risiko. Generell gilt zwar:<br />
Eine Betriebsübernahme kann für <strong>de</strong>n<br />
Käufer o<strong>de</strong>r Nachfolger nur interessant<br />
sein, wenn er bei einer alternativen<br />
Anlage am Kapitalmarkt keine höhere<br />
Rendite erzielen wür<strong>de</strong>. Allerdings können<br />
auch marktstrategische o<strong>de</strong>r synergetische<br />
Faktoren eine Rolle spielen.<br />
„Lassen sich für <strong>de</strong>n Erwerber Synergien<br />
zum eigenen Stammhaus nutzen, ist das<br />
Unternehmen für <strong>de</strong>n Käufer vielleicht<br />
sogar noch mehr wert als <strong>de</strong>r Verkäufer<br />
kalkuliert“, sagt Tietze. Die KPMG-Expertin<br />
empfiehlt prinzipiell, ein unabhängiges<br />
Gutachten erstellen zu lassen,<br />
auch und gera<strong>de</strong> wenn die Nachfolge<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Familie erfolgt.<br />
Standortbestimmung<br />
Nicht immer ist <strong>de</strong>r Verkauf aber <strong>de</strong>r<br />
Anlass für eine Bewertung. Um <strong>de</strong>n Status<br />
quo seines Betriebs zu ermitteln, ließ<br />
Drehermeister Lorenz Strobel in Ulm<br />
sein Unternehmen mit 16 Mitarbeitern<br />
von Bernd Juhl, Betriebsberater <strong>de</strong>r örtlichen<br />
Handwerkskammer, bewerten.<br />
„Wir wollten wissen, wo wir stehen“,<br />
erklärt Tochter Petra Strobel, Produktionsmanagerin<br />
<strong>de</strong>s Metalltechnik-Fachbetriebs.<br />
Bereits im Jahr 2002 ließen<br />
Vater und Tochter die Firma schätzen.<br />
„Gegenüber damals haben wir uns <strong>de</strong>utlich<br />
verbessert“, meint Petra Strobel.<br />
Vorzulegen waren <strong>de</strong>m Berater die aktuellen<br />
Zahlen und die Jahresabschlüsse<br />
<strong>de</strong>r vergangenen vier Jahre. Berater Juhl<br />
inspizierte die Firma, um sich ein genaues<br />
Bild zu machen.<br />
Handwerksmeister wie Strobel können<br />
ihr Unternehmen je<strong>de</strong>rzeit kostenfrei<br />
von ihrem Berater bei <strong>de</strong>r Kammer<br />
bewerten lassen. Juhl empfiehlt, diese<br />
Chance nicht nur bei akut anstehen<strong>de</strong>r<br />
Nachfolge zu nutzen, <strong>de</strong>nn „wer regelmäßig<br />
sein Unternehmen einschätzen<br />
lässt, erhält gleichzeitig ein fundiertes<br />
Feedback über die Geschäftsentwicklung“.<br />
Ansonsten kostet ein unabhängiges<br />
Gutachten für ein mittelständisches<br />
Unternehmen zwischen 2.000<br />
und 10.000 Euro.<br />
Das Ertragswertverfahren<br />
<strong>Als</strong> eine in <strong>de</strong>r Praxis beson<strong>de</strong>rs taugliche<br />
Bewertungsmetho<strong>de</strong> hat sich das<br />
Ertragswertverfahren etabliert. „Die<br />
Bewertung erfolgt, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Barwert<br />
künftiger Erträge errechnet und mit<br />
alternativen Investmentmöglichkeiten<br />
verglichen wird“, erklärt Fel<strong>de</strong>n. Im<br />
Klartext: Die prognostizierten Erträge<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Cashflow wer<strong>de</strong>n auf einen<br />
Stichtag abgezinst. Die Metho<strong>de</strong> zielt<br />
also insbeson<strong>de</strong>re darauf ab, die Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens zu<br />
bewerten. Im Handwerk wird das Ertragswertverfahren<br />
in einer speziellen<br />
Variante angewandt, <strong>de</strong>m sogenannten<br />
AWH-Verfahren. Es wur<strong>de</strong> auf Initiative<br />
<strong>de</strong>s Zentralverbands <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Handwerks für kleine und mittlere<br />
Handwerksbetriebe entwickelt. „Beim<br />
AWH-Verfahren wer<strong>de</strong>n die Gewinne<br />
<strong>de</strong>r vergangenen Jahre analysiert und<br />
um Einmaleinflüsse bereinigt. Dann<br />
INFOS AUS DEM NETZ<br />
Die Kammern bieten Mittelständlern<br />
zahlreiche Detailinformationen zu<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Bewertungsverfahren<br />
in <strong>de</strong>r Praxis an. Hier eine Auswahl<br />
interessanter Adressen:<br />
www.hk24.<strong>de</strong><br />
www.stuttgart.ihk24.<strong>de</strong><br />
www.bis-handwerk.<strong>de</strong><br />
www.ihk24-lueneburg.<strong>de</strong><br />
www.bdu.<strong>de</strong><br />
Quelle: eigene Recherchen<br />
wer<strong>de</strong>n einzelne Wirtschaftsjahre gewichtet,<br />
wobei die Jahre <strong>de</strong>r jüngeren<br />
Vergangenheit einen höheren Stellenwert<br />
haben. Das Ergebnis wird dann<br />
noch in die Zukunft projiziert“, erklärt<br />
Bernd Juhl.<br />
Knackpunkt beim Ertragswertverfahren<br />
ist grundsätzlich die Höhe <strong>de</strong>s<br />
Kapitalisierungszinsfußes. In diesen<br />
fließt das unternehmerische Risiko ein.<br />
Seine Höhe variiert abhängig von <strong>de</strong>r<br />
betriebswirtschaftlichen Tätigkeit und<br />
vom finanzwirtschaftlichen Risiko.<br />
<strong>Als</strong> Basis wählen Berater zunächst <strong>de</strong>n<br />
aktuellen Zinssatz für langfristige öffentliche<br />
Anleihen. Das ist jener Zins,<br />
<strong>de</strong>n ein Investor am Kapitalmarkt auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall für sein Geld erhalten sollte.<br />
„Je höher <strong>de</strong>r Risikozuschlag ist, <strong>de</strong>sto<br />
weniger wert ist das Unternehmen. Der<br />
Zinssatz ist insgesamt ein Hebel, <strong>de</strong>r<br />
sich im Ergebnis drastisch auswirkt“,<br />
fasst Expertin Fel<strong>de</strong>n zusammen. Das<br />
Problem: Es gibt keine ein<strong>de</strong>utigen Kriterien<br />
dafür, wie <strong>de</strong>r Risikozuschlag zu<br />
bemessen ist. Beim AWH-Verfahren<br />
fließen in <strong>de</strong>n Kapitalisierungszinsfuß<br />
zum Beispiel acht Risiko-/Erfolgsfaktoren<br />
(etwa Leistungen, Kun<strong>de</strong>n- und<br />
Mitarbeiterstruktur) sowie die Inhaberabhängigkeit<br />
in <strong>de</strong>n Zinssatz ein.<br />
Das Good-Will-Verfahren<br />
Berater Frank, <strong>de</strong>r sich auf mittelständische<br />
Han<strong>de</strong>lsunternehmen spezialisiert<br />
hat, wen<strong>de</strong>t alternativ oft die<br />
sogenannte „Direkte Metho<strong>de</strong>“ an.<br />
Firmenchef Lorenz Strobel (untere Reihe, Mitte)<br />
freut sich mit seinen Mitarbeitern über <strong>de</strong>n Erfolg:<br />
Der Wert seines Unternehmens ist in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahren gestiegen.<br />
ProFirma 07/08 2010<br />
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