Das Markusevangelium ist in lateinischer Sprache ... - Radikalkritik
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weil der Menschensohn leiden und verhöhnt werden muss. Es <strong>ist</strong> also<br />
nicht die Aufgabe des Elias, den Ruhm, sondern die Leiden des<br />
Menschensohnes vorzubereiten. Der zweite Satz besagt, dass Elias<br />
sehr wohl gekommen <strong>ist</strong> und genau all das getan hat, was er nach<br />
Maßgabe der so ausgelegten Schrift tun musste. Der Tod Johannes des<br />
Täufers <strong>ist</strong> Vorbereitung. Diese Vorstellung entwickelt diejenige des<br />
Kapitels XI der Apokalypse, wo e<strong>in</strong> Zeuge, der die Wunder des Elias<br />
wiederholt, vor der Ankunft des Menschensohnes getötet wird.<br />
Zwei Stellen wurden offensichtlich verderbt, und dadurch wurde der<br />
S<strong>in</strong>n des Abschnitts zerstört.<br />
QUIA wurde als QUID kopiert oder gelesen. Die Erklärung : quia<br />
scriptum est <strong>ist</strong> zur Frage geworden : quid scriptum est? πῶς<br />
γέγραπται ... ; was man auch verstehen kann als : Wie steht<br />
geschrieben ... ? Diese unangebrachte Frage zerreißt den Satz. Die<br />
Beziehung von Elias zum Menschensohn wird <strong>in</strong>kohärent.<br />
Der zweite Fehler hat sich <strong>in</strong>nerhalb des Griechischen abgespielt :<br />
ἐποίησεν ὅσα ὤφελον (fecit quanta oportebat illum facere) <strong>ist</strong><br />
abgeändert worden zu : ἐποίησαν ὅσα ἤθελον (sie taten, was sie tun<br />
wollten) 1 . <strong>Das</strong> Verb hat ke<strong>in</strong> Subjekt. Man versteht, dass es sich um<br />
die Mörder Johannes des Täufers handelt, aber der S<strong>in</strong>n <strong>ist</strong> höchst<br />
fehlerhaft. <strong>Das</strong> Wesentliche <strong>ist</strong> verloren gegangen, nämlich das<br />
Johannes der Täufer genau das getan hat, was er tun musste. Und dem<br />
Satzende : wie über ihn geschrieben steht fehlt die Anwendung. Es <strong>ist</strong><br />
nicht nach irgende<strong>in</strong>er Prophezeiung, dass man mit Johannes dem<br />
Täufer tat, « was man wollte. »<br />
Die Überlegenheit des Late<strong>in</strong>ischen spr<strong>in</strong>gt an dieser Stelle <strong>in</strong>s<br />
Auge.<br />
<strong>Das</strong> Late<strong>in</strong>ische hat e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen Inhalt. Man erkennt, auf<br />
welche Weise dieser im griechischen korrumpiert worden <strong>ist</strong>.<br />
Wenn für diese Passage die late<strong>in</strong>ische offensichtlich die<br />
Orig<strong>in</strong>alfassung <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> die fehlerhafte Änderung von <strong>in</strong>ludetur zu<br />
<strong>in</strong>nulletur mit der Übersetzung ἐξουδενηθῆ problemlos erklärbar.<br />
1. ἐποίησεν anstelle von ἐποίησαν <strong>ist</strong> erhalten geblieben <strong>in</strong> Θ.<br />
© Frans Joris Fabri - radikalkritik.de - Berl<strong>in</strong>