01.11.2013 Aufrufe

Das Markusevangelium ist in lateinischer Sprache ... - Radikalkritik

Das Markusevangelium ist in lateinischer Sprache ... - Radikalkritik

Das Markusevangelium ist in lateinischer Sprache ... - Radikalkritik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

[102]<br />

Den Lesefehler entdeckt man leicht, wenn es e<strong>in</strong>e andere<br />

Übersetzung gibt, die ihn nicht begangen hat. E<strong>in</strong>ige Beispiele :<br />

ACCIPIETIS gelesen als ACCEPISTI von BW : XI, 24 credite quia<br />

accepietis D Θ πιστεύετε ὅτι λήµψεσε. BW ὅτι ἐλάβετε (absurd).<br />

ADPROPINQVARET gelesen als ADPROPINQVANT von B :<br />

XI, 1 cura adprop<strong>in</strong>quaret D ὅτε ἤγγιζεν B ὅτε ἐγγίζουσι.<br />

CUSTODIEBANT gelesen als CRUCIFΙGEBANT von BΘ<br />

(crucifixerunt kam gerade e<strong>in</strong> wenig vorher) : XV, 25 custodiebant<br />

illum D ἐφύλασσον αὐτὸν BΘ ἐσταύρωσαν αὐτὸν (obwohl Jesus<br />

schon gekreuzigt worden war).<br />

ACCENDITUR (UR möglicherweise als Ligatur) gelesen als<br />

ACCEDIT von B : IV, 21 numquid accenditur lucerna W µήτε<br />

καίεται ὁ λύχνας D µήτι ἅπτεται B µήτι ἔρχεται (gewagte<br />

Personifizierung).<br />

NEMINIDIXERIS gelesen als NEINTROIERIS von B : VIII, 26<br />

nem<strong>in</strong>i dixeris <strong>in</strong> castello D µηδενὶ εἴπης εἰς τὴν κώµην B µὴ εἰς<br />

τὴν κώµην εἰσέλθης (weniger natürliches Verbot).<br />

An anderen Stellen haben alle griechischen Handschriften den<br />

Lesefehler, sei es, dass er aus dem late<strong>in</strong>ischen Archetyp stammt, oder<br />

aber als Korrektur verallgeme<strong>in</strong>ert wurde. Beispiele :<br />

INIVRIAM gelesen als INVIDIAM : XV, 10 per <strong>in</strong>iuriam tradebant<br />

eum διὰ φθόνον παρεδεδώκεισαν αὐτὸν (weniger guter S<strong>in</strong>n).<br />

GRABATTO gelesen als QVADRATO : II, 3 portantes <strong>in</strong> grabatto<br />

paraliticum παραλυτικὸν φέροντες αἰρόµενον ὑπὸ τεσσάρων.<br />

HAEC gelesen als FECIT : XIV, 8 quod habuit haec praesumpsit et<br />

unguentauit B ὁ ἔσχεν ἐποίησεν προέλαβεν µυρίσαι. Beim Vergleich<br />

dieser zwei Texte <strong>ist</strong> bemerkenswert, dass ἐποίησεν im Late<strong>in</strong>ischen<br />

ke<strong>in</strong>e Entsprechung hat und haec ke<strong>in</strong>e im Griechischen. Deshalb<br />

nehme ich an, dass HAEC als FECIT gelesen worden <strong>ist</strong>, wodurch im<br />

Griechischen vier Verben aufe<strong>in</strong>ander folgen. Der griechische Text<br />

hat e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, jedoch e<strong>in</strong>en komplizierten : Die Frau hat getan was<br />

sie hatte (<strong>in</strong> ihrer Macht stand); sie hat genau zum richtigen<br />

Zeitpunkt me<strong>in</strong>en Leib zur Beerdigung gesalbt. (Tatsächlich <strong>ist</strong> es<br />

dafür viel zu früh !) <strong>Das</strong> Late<strong>in</strong>ische hat e<strong>in</strong>en ganz anderen und e<strong>in</strong>en<br />

besseren S<strong>in</strong>n : Frau hat alles genommen, was sie hat, und me<strong>in</strong>en<br />

Leib gesalbt.<br />

© Frans Joris Fabri - radikalkritik.de - Berl<strong>in</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!