Das Markusevangelium ist in lateinischer Sprache ... - Radikalkritik
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der Forscher akzeptiert 1 . Es waren zwar <strong>in</strong> Rom viele Menschen<br />
aus allen sozialen Klassen mit der griechischen <strong>Sprache</strong> vertraut,<br />
aber dennoch war im Allgeme<strong>in</strong>en Late<strong>in</strong> die am häufigsten<br />
gesprochene <strong>Sprache</strong>. Normalerweise musste e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Rom verfasstes<br />
und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für e<strong>in</strong> römisches Publikum bestimmtes Werk<br />
late<strong>in</strong>isch se<strong>in</strong>.<br />
Es stimmt, dass die ältesten erhaltenen Dokumente der römischen<br />
Kirche, der Klemensbrief, der Hirte des Hermas und die Apologien<br />
Just<strong>in</strong>s, auf Griechisch verfasst s<strong>in</strong>d. Der Klemensbrief richtet sich<br />
aber an Griechen, Hermas war allem Ansche<strong>in</strong> nach e<strong>in</strong><br />
griechischer Sklave, Griechisch war die Muttersprache Just<strong>in</strong>s,<br />
und die Kaiser, an die er sich richtete, hatten e<strong>in</strong>e griechische<br />
Kanzlei. Obige Beispiele beweisen nicht, dass Griechisch die<br />
e<strong>in</strong>zige, nicht e<strong>in</strong>mal, dass es die vorwiegende <strong>Sprache</strong> der<br />
chr<strong>ist</strong>lichen Gruppen Roms war.<br />
Ist das Markusorig<strong>in</strong>al griechisch oder late<strong>in</strong>isch ? Nur die<br />
Textuntersuchung kann das entscheiden. Und mit e<strong>in</strong>em<br />
flüchtigen H<strong>in</strong>schauen <strong>ist</strong> es dabei nicht getan.<br />
1914 stellte H. C. Hoskier, dem die ungewöhnlichen Abweichungen<br />
der griechischen Texte untere<strong>in</strong>ander aufgefallen waren, die<br />
Hypothese auf, dass das Evangelium gleichzeitig <strong>in</strong> zwei <strong>Sprache</strong>n<br />
verfasst worden sei. Der Autor habe simultan zwei Fassungen<br />
herausgegeben, e<strong>in</strong>e late<strong>in</strong>ische und e<strong>in</strong>e griechische 2 .<br />
Diese Hypothese <strong>ist</strong> nur e<strong>in</strong> Kompromiss. Auch wenn man<br />
annimmt – wofür nichts spricht –, dass schon zur ersten<br />
Stunde e<strong>in</strong>e Übersetzung angefertigt worden sei, bleibt die<br />
Tatsache, dass e<strong>in</strong>er der beiden Texte das Orig<strong>in</strong>al war,<br />
der andere die Übersetzung.<br />
Vergleichen muss man die ältesten erhalten gebliebenen<br />
late<strong>in</strong>ischen und griechischen Versionen des Markus untere<strong>in</strong>ander.<br />
1. Siehe <strong>in</strong>sbesondere B -J. Bacon, Is Mark a Roman Gospel? (Harvard<br />
Theol. Studies). 1919.<br />
2. H. C. Hoskier Codex B and its Allies, London, 1914, Part I, p. 126,<br />
172. — Robert Stahl hat mich als erster auf die Möglichkeit e<strong>in</strong>es late<strong>in</strong>ischen<br />
Orig<strong>in</strong>als von Markus h<strong>in</strong>gewiesen.<br />
© Frans Joris Fabri - radikalkritik.de - Berl<strong>in</strong>