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Ueber die letzten Dinge (1904), von Otto Weininger - Natural Thinker

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Aphoristisches.<br />

Der höchste Ausdruck aller Moral ist: Sei!<br />

––––––––––––<br />

Der Mensch handle so, daß in jedem Momente seine ganze Individualität liege.<br />

––––––––––––<br />

Schlaf und Traum haben sicherlich etwas mit dem Zustande vor unserer Geburt<br />

gemein.<br />

––––––––––––<br />

Die Algebra ist begrifflich, <strong>die</strong> Arithmetik anschaulich.<br />

––––––––––––<br />

Die Gegenwart ist <strong>die</strong> Form der Ewigkeit; das Urteil über Aktuelles hat <strong>die</strong>selbe<br />

Form, wie das Urteil über Immerwährendes. Zusammenhang mit der Sittlichkeit,<br />

welche alle Gegenwart in Ewigkeit verwandeln, in <strong>die</strong> Enge des Bewußtseins alle<br />

Weite der Welt aufnehmen will.<br />

––––––––––––<br />

Was immer auch zum Determinismus führen wird, ist <strong>die</strong> Tatsache, daß der<br />

Kampf immer wieder aufgenötigt wird. Im Einzelfalle mag <strong>die</strong> Entscheidung ganz<br />

ethisch erfolgen, mag der Mensch sich für das Gute entscheiden; <strong>die</strong> Entscheidung ist<br />

aber nicht <strong>von</strong> Dauer, er muß wieder kämpfen. Freiheit, könnte man sagen, gibt es nur<br />

für den Moment.<br />

Und das liegt im Begriffe einer Freiheit. Denn was wäre das für eine Freiheit,<br />

<strong>die</strong> ich durch einen guten Akt aus irgend einer früheren Zeit für alle Zeit<br />

hervorgebracht, verursacht hätte: Es ist gerade der Stolz des Menschen, daß er in<br />

jedem Augenblick <strong>von</strong> neuem frei sein kann.<br />

Also für Zukunft wie für Vergangenheit gibt es keine Freiheit; über sie hat der<br />

Mensch keine Macht.<br />

Darum kann sich der Mensch auch nie verstehen: Denn er ist selbst ein<br />

zeitloser Akt, ein Akt, den er immer wieder vollzieht, und es gibt keinen Moment, wo<br />

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