Vertrieb T&E - Inriver
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Markt<br />
FTD.de 29.12.2011, 15:25<br />
Versicherungsvertrieb:<br />
Das große Solvency-Paradoxon<br />
Ab 2013 gelten neue Aufsichtsregeln für die Versicherungen. Sie<br />
sollen die Risiken im Geschäft mindern. Die größte Gefahr aber<br />
blendet Solvency II einfach aus.<br />
von Herbert Fromme<br />
Noch hat kein Versicherer seinen Jahresabschluss für 2011<br />
veröffentlicht. Aber schon jetzt steht fest: Es wird unangenehme<br />
Überraschungen geben. Die Gesellschaften müssen<br />
Abschreibungen auf Staatsanleihen melden, ihre nachrangigen<br />
Anleihen bei Banken neu bewerten und sich intensiv mit der<br />
Wertentwicklung anderer Kapitalanlagen im Bestand<br />
beschäftigen.<br />
Marktführer Allianz hat schon eine klare Warnung<br />
ausgesprochen. Zwar werde der Versicherer das geplante<br />
operative Ergebnis von 7,5 Mrd. Euro bis 8,5 Mrd. Euro<br />
erreichen, doch im Nettoergebnis werde die angespannte<br />
Marktlage bei allen Spuren hinterlassen, sagte Konzernchef<br />
Michael Diekmann der "Wirtschaftswoche". Dort fließen die<br />
heftigen Abschreibungen auf Bankenengagements ein.<br />
Anderen Versicherern wird es kaum besser gehen. Zahlreiche<br />
Gesellschaften publizieren bislang keine Vierteljahreszahlen - da<br />
kommt die ganze Krisenwahrheit mit einem Schlag ans Licht,<br />
umso heftiger kann der Schock ausfallen.<br />
Staatsanleihen müssen nicht gesichert werden<br />
Währenddessen müssen die Vorstände sich immer intensiver mit<br />
dem neuen Aufsichtsmodell Solvency II befassen, das ab 2013<br />
eingeführt werden und ab 2014 vollständig gültig sein soll. Viele<br />
Gesellschaften haben interne Risikomodelle entwickelt oder<br />
werden das tun. Sie sollen ihr spezifisches Geschäft besser<br />
abbilden als das Standardmodell. Diese Eigenkreationen müssen<br />
von der BaFin zertifiziert werden, der Prozess dauert seine Zeit.<br />
Bei diesen Arbeiten zeigt sich das Bizarre an der momentanen<br />
Situation:<br />
Die Krise der Staatsanleihen, die seit Monaten die Welt in Atem<br />
hält, wird in Solvency II nur in Teilbereichen abgebildet. "Das<br />
größte Krisenthema sind für uns sind Risiken aus<br />
Staatsanleihen", sagte der Vorstand eines großen rheinischen<br />
Versicherers. "Doch diese Risiken gibt es laut Solvency II gar<br />
nicht."<br />
Das neue Regelwerk sieht die Kapitalunterlegung des Geschäfts<br />
je nach Risiko vor. Wer höhere Versicherungsrisiken zeichnet,<br />
braucht dafür mehr Kapital. Die Abdeckung von komplexen<br />
Produkthaftpflichtrisiken muss höher unterlegt werden als die<br />
Wohngebäudeversicherung. Dasselbe Prinzip gilt für die<br />
Kapitalanlagen. Wer hoch in Aktien investiert, braucht mehr<br />
Eigenmittel zur Unterlegung als ein Versicherer, der Immobilien<br />
bevorzugt.<br />
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