D - Miteinander
D - Miteinander
D - Miteinander
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
I N T E R V I E W<br />
5-6/2012<br />
11<br />
ganisierte Hilfe. Man muss sich selbst rechtzeitig<br />
darum kümmern. Vielfach zerbrechen<br />
ja Ehen, Familien bei solch extremen Belastungen.<br />
Soziales Netz<br />
■ Wie reagieren die Menschen in Ihrem Umfeld,<br />
wenn Sie mit Irene an einem Schulfest<br />
oder Ball teilnehmen? Traut man sich, mit Ihnen<br />
über Ihre Situation zu sprechen?<br />
! Weil wir uns für unsere Tochter einsetzen,<br />
weil ihre Entwicklung und Pflege nicht nur<br />
für uns, sondern auch für andere großen<br />
Aufwand bedeutet, werden wir manchmal als<br />
fordernd erlebt. Wir wollen aber keine Opferrolle<br />
spielen, in der man für jede Brotkrume<br />
dankbar zu sein hat. Glücklicherweise erleben<br />
wir selten Menschen, die sich uns gegenüber<br />
grob verhalten.<br />
Es spielt eine große Rolle, dass wir mittlerweile<br />
recht selbstbewusst mit der Situation<br />
umgehen. Da ergeben sich leichter Gespräche.<br />
Durch ihre klar erkennbare Situation<br />
hat Irene es vielleicht sogar einfacher als<br />
Irene Rauchenberger im<br />
Urlaub am Strand. Ihre<br />
Eltern wünschen sich für<br />
sie ein altersentsprechendes<br />
Leben mit größtmöglicher<br />
„Normalität“.<br />
Die beiden Schwestern<br />
Irene und Isabella (l.)<br />
mit einer Betreuerin:<br />
alle festlich gekleidet für<br />
die Weihnachtsfeier<br />
Menschen mit einem Handicap, das nicht sofort<br />
auffällt. In der Schule wurde sie nie gehänselt<br />
oder ausgegrenzt. Sie war gut in die<br />
Klassengemeinschaft integriert. Erst in der<br />
Zeit der Pubertät war zu merken, dass die anderen<br />
jetzt mehr mit sich beschäftigt waren<br />
und Irene eher links liegen ließen.<br />
Für uns ist auch Vernetzung wichtig. Das erleichtert<br />
es, Hilfe zu holen, wenn es nötig ist.<br />
Irenes Betreuerinnen sind schon zu Freundinnen<br />
geworden, die an der Begegnung mit<br />
ihr Freude finden.<br />
■ Was wünschen Sie sich für Irene?<br />
! Unser aller Leben ist ein Geschenk auf<br />
Zeit. Mit und durch Irene leben wir dies sehr<br />
intensiv. Für Irene ist es schwierig, im Alter<br />
von 18 Jahren doch sehr viel Zeit gemeinsam<br />
mit den Eltern zu verbringen. Darum wünschen<br />
wir Irene ein Leben in Fülle, ein Leben<br />
mit größtmöglicher „Normalität“, ein altersentsprechendes<br />
Leben, das ihr ganzes Sein<br />
umfasst. Nicht ihre Beeinträchtigung soll im<br />
Vordergrund stehen, sondern ihr Mensch-, ihr<br />
Frausein.<br />
■ Sind Ihnen Kirche und Glaube dabei eine<br />
Stütze?<br />
! Die Pfarrgemeinde hat uns immer unterstützt.<br />
Deswegen dürfen wir danken<br />
• für die vier wundervollen Jahre im<br />
Pfarrkindergarten<br />
• für die schönen Feiern der Sakramente<br />
• für die Tischmütterrunden, die Firmvorbereitungsstunden<br />
…<br />
• für die großartigen Betreuerinnen des<br />
Vereins „Christina lebt“, die Irene aufs<br />
Tatkräftigste dabei unterstützen, ihr<br />
Teenagerleben voll auszukosten.<br />
Vertrauen entlastet<br />
Wir glauben daran, dass alles im Leben einen<br />
tieferen Sinn ergibt. Es nimmt uns eine große<br />
Last von den Schultern, nicht alles verstehen<br />
und begreifen zu müssen. Dieses Vertrauen<br />
und dieser Glaube geben uns Kraft.<br />
Denn immer steht auch der Tod im Raum: Die<br />
Behinderung selbst wie auch die Medikamente<br />
führen zu weiteren Schädigungen des<br />
Körpers. Jede Erkältung hat ganz anderes Gewicht,<br />
kann lebensbedrohliche Folgen haben.<br />
Die Überzeugung, dass wir nur das Menschenmögliche<br />
tun können, entlastet uns. Und alles,<br />
was war, was ist und was noch kommen<br />
wird, legen wir in Gottes Hand.<br />
■ Danke für das Gespräch!<br />
Elisabeth und Franz<br />
Rauchenberger leben in<br />
Krottendorf bei Weiz.<br />
Das Ehepaar hat drei<br />
Töchter: Katrin (28),<br />
Isabella (25) und Irene<br />
(18). Enkelkind Lea<br />
ist zwei Jahre alt.