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5-6/2012 D I E S C H L A G F E R T I G K E I T D E S P A P S T E S „Jeder kann Papst werden, das beste Beispiel bin ich“ 8 Johannes XXIII. musste sich nach seiner Wahl erst an seine neue Würde gewöhnen. Er erzählte, dass er manchmal in der Nacht aufwache und über ein wichtiges Problem nachdenke: „Da sage ich mir dann oft, das muss ich mit dem Papst besprechen. Plötzlich fällt mir ein, dass ich ja der Papst bin.“ Als Nuntius in Paris machte man Roncalli einmal Komplimente wegen seiner erstaunlichen Kenntnis des Alten Testaments. „Oh ja“, meinte er, „ich liebe das Alte Testament sehr. Aber vergessen Sie nicht, in Testamentsfragen gilt immer das letzte.“ Angelo Roncalli liebte es, das Essen in Gesellschaft einzunehmen. Seine Vorgänger im Papstamt pflegten aber die Tradition, allein zu speisen. Eine Woche lang hielt dies auch Johannes XXIII. durch. Dann durchsuchte er die Heilige Schrift, ob es einen Anhaltspunkt dafür gäbe, dass der Papst allein speisen müsse. „Ich fand keine solche Stelle, daher gab ich es auf, allein zu Tisch zu sitzen. Jetzt ist alles viel angenehmer und erfreulicher.“ Ein neu ernannter Bischof beklagte sich bei Johannes XXIII., dass ihn die neue Bürde nicht mehr schlafen lasse. Mitfühlend meinte dieser: „Mir ging es am Anfang meines Pontifikats genauso. Aber einmal erschien mir im Traum mein Schutzengel, der mir zuraunte: ,Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.‘ Seitdem schlafe ich wieder.“ Auch ein Kardinal hat Kleidersorgen. Als Angelo Roncalli zum Patriarchen von Venedig ernannt wurde, schrieb er an seine Schwester Ancilla: „Jetzt ist man in Paris und Rom dabei, meine Gewänder herzurichten. Ihr braucht Euch wegen der Kosten keine Sorgen machen … Es wird jedoch gut sein, wenn Ihr mir einige Paar Strümpfe aus Seide und Wolle anfertigt, rot wie das Käppchen … Drei Paar habe ich schon hier.“ Einmal stellte ein Journalist dem Papst die Frage: „Wie viele Menschen arbeiten im Vatikan?“ Seine Antwort war knapp: „Ungefähr die Hälfte.“ Als ihn jemand wegen seiner Demut lobte, sich nicht mehr auf dem päpstlichen Tragsessel (Sedia) tragen zu lassen, meinte Johannes XXIII.: „Ich bin gar nicht demütig, sondern dick und habe Angst, herunterzufallen.“ Der neue zwischenmenschliche Stil, den Angelo Roncalli auch als Papst pflegte, zeigte sich bereits bei seiner ersten Ansprache an seine Mitarbeiter im Vatikan: „Ich bin kein bedeutender Papst wie mein Vorgänger, ich bin nicht schön, schaut meine Ohren an, aber ihr werdet es gut bei mir haben.“ Ingeborg Schödl ■ Papst Johannes XXIII. erwies sich oft als geistreich, schlagfertig, liebenswürdig und spontan humorvoll. I Erste Über 60 Jugendliche, interessante Vorträge, engagierte Diskussionen: eine positive Bilanz des ersten „Theo-Tages“, mitgestaltet von der Arbeitsgemeinschaft Berufung, im Klagenfurter Diözesanhaus. Interessieren sich Jugendliche für Theologie? Monika Graschl, Ausbildungsleiterin für Theologiestudierende, und Michael Kapeller, Geschäftsführer des Institutes für kirchliche Ämter und Dienste (IKAED), haben es gemeinsam mit der Katholischen Jugend Kärnten und dem Bischöflichen Schulamt der Diözese Gurk herauszufinden versucht. Sie luden interessierte Schülerinnen und Schüler der 7. sowie 8. Klassen höherer Schulen ins Klagenfurter Diözesanhaus, um die Vielfalt theologischer Berufe vorzustellen. „Ich suche Antworten auf Fragen, die mich beschäftigen, und viele praktische Informationen“, antwortete Lisa sehr pragmatisch auf die Frage, warum sie der Einladung gefolgt ist. „Mein Interesse wurde durch eine Facharbeit über Euthanasie geweckt. Erst durch Aussagen der Theologie habe ich verstanden, warum es sinnvoll sein kann, Leid auszuhalten“, ergänzte ihre Freundin Manuela. Theologie – Glaube – Glück? „Theologie ist so alt wie die Kirche und so jung wie die Fragen, die sich Christen heute stellen“, meinte Elisabeth Pernkopf zu Beginn ihrer Einführung. „Sie ist der Versuch des Menschen, über Gott nachzudenken und sinnvoll über ihn und den Glauben zu reden.“ Zwei Theologie Lehrende waren aus Graz gekommen, um „echten“ Geschmack auf die Vorlesungen zu ma-
A U S D E R D I Ö Z E S E G U R K 5-6/2012 r „Theo-Tag“ im Klagenfurter Diözesanhaus 9 chen: Elisabeth Pernkopf, wissenschaftliche Assistentin am Institut für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, stellte ihre Untersuchungen, wie Glück und gelungenes Leben in Märchen, in der aristotelischen Philosophie und aus der Sicht des Glaubens dargestellt werden, vor. Der Fundamentaltheologe Christian Wessely diskutierte mit den Jugendlichen über Glauben, neue Medien und Unterhaltungsindustrie. Fisherman’s Friends Als „Fisherman’s Friends“ standen Diözesanjugendseelsorger Gerhard Simonitti und Dechant Michael Kopp – ihre Priesterberufung betreffend – Rede und Antwort. „Sister Act – berufen zur Ordensfrau“ gab Einblicke in Hintergründe und Alltag moderner Ordensberufungen, wobei auch heute Gebet und Spiritualität wesentliche Grundlagen der genannten Lebensformen sind. Die Bandbreite der Arbeitsgebiete von Schule bis zum Einsatz gegen Menschenhandel und Prostitution stellten Sr. Dorothea Rosenberger von der Gemeinschaft der Schwestern Jesu und Sr. Silke Mallmann vom Missionskloster Wernberg vor. Als ähnlich bunt, aber nicht an die zölibatäre Lebensform gebunden, präsentierten Lambert Jaschke und Katharina Jordan die Arbeit der PastoralassistentInnen. Begeisterung weitergeben „Wir möchten unsere eigene Begeisterung weitergeben und in den Jugendlichen die Begeisterung für den Glauben wecken“, erläuterte David Schöffmann und stellte mit seinem Team Religion als das spannendste Fach in der Schule und Religionslehrer-Sein als faszinierendsten unter den Lehrberufen vor. Ganz sicher aber ist es nicht weniger spannend, als Pastoralassistentin oder Pastoralassistent in einer Pfarre zu arbeiten. An Infoständen informierten sich die Jugend- Kärntner Schülerinnen im ungezwungenen Gespräch mit Generalvikar Engelbert Guggenberger, der so manche Frage beantwortete. lichen über die Arbeit von Missio, entdeckten das kirchliche Engagement hinter Fair-Trade-Produkten, tauschten Informationen aus, diskutierten. Generalvikar Engelbert Guggenberger, Gabriel Stabentheiner als Kirchenbeitragsreferent und Anja Six von der youngCaritas standen als Gesprächspartner zur Verfügung. Die Zukunft der Kirche, Priestermangel und Zölibat, auch das Priestertum der Frau waren Themen, die die Jugendlichen beschäftigten. Sie wollten Hintergrundwissen erhalten und Ansprechpartner für ihre Anliegen finden. Bei den Fragen nach dem Warum und der Verwendung der Kirchenbeitragsgelder überraschte Stabentheiner mit dem Hinweis, dass das Jahresbudget der gesamten Diözese mit 34 Millionen Euro zwar hoch erscheine, jedoch sicher nicht überdimensioniert sei – allein das Klagenfurter Stadttheater habe im Vergleich dazu ein Budget von knapp 20 Millionen. „Bleibt offen für das Leben und seine Herausforderungen!“, wünschte Generalvikar Guggenberger den Teilnehmern des Theo-Tages. Das gemeinsame Mittagessen bot eine weitere Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Inhalte zu vertiefen. Georg Haab ■ Mag. Georg Haab ist Redakteur der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“.
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