D - Miteinander
D - Miteinander
D - Miteinander
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5-6/2012<br />
V O N G O T T R E D E N<br />
Im Anfang war das Wort. Sind wir heute<br />
Im Anfang war das Wort.<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
4<br />
Sind wir<br />
sprachlos geworden? Im Anfang war das W<br />
I Im<br />
Ich komme<br />
Anfang<br />
aus einer weitgehend nicht<br />
war<br />
christlichen<br />
Gegend in Norddeutschland. In Begegschen<br />
Gott und uns. Und dieser Brücke zwi-<br />
das Wort. Sind<br />
tifex maximus, der<br />
wir<br />
eine Brücke<br />
heute<br />
schlägt zwinungen<br />
mit Menschen, denen der Glaube fremd<br />
schen Gott und Mensch haben Verkündigung<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
ist, aber auch mit jungen Leuten, mit denen<br />
und Liturgie zu dienen.<br />
ich in meiner Arbeit als Seelsorgerin Kontakt<br />
sprachlos<br />
habe, mache ich immer wieder<br />
geworden?<br />
die Erfahrung,<br />
Im Anfang<br />
„Deutsches<br />
war<br />
Kirchenlatein“<br />
das W<br />
dass es bei diesen Gesprächen wirklich zur<br />
Sache geht. Ich werde nicht primär nach innerkirchlichen<br />
Hier beginnen die Schwierigkeiten. Wenn ich<br />
Im Anfang<br />
Streitthemen gefragt, sondern:<br />
war das Wort. Sind<br />
Freunde, denen der<br />
wir<br />
Glaube fremd<br />
heute<br />
ist, in einen<br />
„Wozu seid ihr als Christen eigentlich gut?“<br />
Gottesdienst mitnehme, komme ich häufig in<br />
Oder: „Was meinst du, wenn du sagst: Du Daher muss die Mutter bei der Nahrungssuche<br />
das Kind auf den Boden legen. Hier stark auf, wie fremd und unverständlich man-<br />
Verlegenheit. Denn dann fällt mir besonders<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
glaubst an Gott?“ Und das wäre unser Auftrag:<br />
So von Gott zu reden, dass Menschen kommt es zu einer Urangst – nämlich zur che Gebete und Predigten klingen. So fragte<br />
sprachlos<br />
ihr Leben im Licht einer frohen<br />
geworden?<br />
Botschaft zeitweiligen Trennung von<br />
Im<br />
Mutter und<br />
Anfang<br />
Kind. mich jemand nach einem<br />
war<br />
Allerheiligengottesdienst,<br />
in dem vom „Verdienst der Heiligen“ das W<br />
sehen und der Güte Gottes trauen lernen. Dean Falk vermutet, dass in diesem Trauma<br />
der Ursprung der Sprache zu suchen ist. gesprochen worden ist, welche Gehaltsstufe<br />
Doch oft fehlen mir die Worte: Wie kann ich<br />
Im<br />
einem nicht<br />
Anfang<br />
religiösen Menschen sagen,<br />
war<br />
wer Denn das Kind reagiert<br />
Wort.<br />
auf diesen Trennungsschmerz<br />
mit Weinen oder Schreien. Die Mut-<br />
Die traditionelle religiöse Sprache hat sich<br />
Sind<br />
Heilige denn haben<br />
wir<br />
…<br />
heute<br />
„Gott“ ist? Wenn ich erklären soll, was „beten“,<br />
„Himmel“ oder „Auferstehung“ ist, verschlägt<br />
es mir manchmal die Sprache. Doch auf, indem sie ebenfalls mit Lauten antworfernt.<br />
Religiöse Bilder entstammen Sprachter<br />
baut umgekehrt den Kontakt zum Kind weitgehend von der Lebenswirklichkeit ent-<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
ohne Sprache können wir unseren Glauben tet. Es kommt zu einem Hin und Her von welten, die längst versunken sind. Wir reden<br />
sprachlos<br />
nicht leben. Es gilt sogar: Das<br />
geworden?<br />
Menschsein Klängen, einer Vorform der<br />
Im<br />
Kommunikation<br />
Anfang war das W<br />
selbst beginnt mit der Sprache.<br />
und gegenseitigen Beruhigung. Entstehungsgeschichtlich<br />
scheint die früheste Sprache also<br />
eine<br />
Im<br />
Im Anfang war das Wort<br />
war das<br />
Art Geborgenheitsersatz<br />
Wort.<br />
für den fehlenden<br />
Körperkontakt zu sein. Sprache dient Sind wir heute<br />
Ein Blick auf die Evolutionsgeschichte zeigt, dazu, über einen trennenden Abstand hinweg<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
dass mit der Menschwerdung die Entwicklung<br />
der menschlichen Sprache einhergeht.<br />
Nähe, Bindung und Geborgenheit zu stiften.<br />
sprachlos<br />
Verschiedene Wissenschaften versuchen,<br />
geworden? Der Mensch hat nicht nur<br />
Im<br />
eine Sprache<br />
Anfang<br />
für<br />
war das W<br />
Ursprung der Sprache evolutionsgeschichtlich die zwischenmenschliche Kommunikation gefunden,<br />
sondern auch für die Kommunikation<br />
zu erhellen, und kommen zu faszinierenden<br />
Im<br />
Folgerungen.<br />
Anfang 1 Die Neurobiologin und<br />
war<br />
Anthropologin<br />
Dean Falk beobachtet, dass sich im che des Gebets, die Sprache der Sehnsucht<br />
mit dem<br />
das<br />
von ihm „getrennten“<br />
Wort.<br />
Gott: die Spra-<br />
Sind wir heute<br />
Unterschied zum Affenbaby das Menschenbaby<br />
nicht an der Mutter festklammern kann. nend, dass das Johannesevangelium mit ei-<br />
nach Trost und Gerechtigkeit. Es ist bezeich-<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
ner Meditation über das göttliche Wort beginnt.<br />
So wie die ersten Worte<br />
sprachlos geworden? Im<br />
zwischen<br />
Anfang<br />
Mutter<br />
und Kind Abstand überbrücken, so von Gott als König, als Herrscher oder als<br />
war das W<br />
stiftet Jesus Christus als das Wort Gottes eine<br />
einzigartige<br />
gnädigem Richter. Aber ist das noch unsere<br />
Welt? Wie können wir in Begriffen<br />
Im Anfang war das<br />
Nähe<br />
Wort.<br />
zwischen Gott und den<br />
Sind heute<br />
von<br />
Menschen. Er ist der Brückenbauer, der Pon- Gott reden, die unserer modernen Gesellschaft<br />
entsprechen? 2 Leider muss man feststellen,<br />
dass<br />
Wort. Sind wir heute sprachlos geworden?<br />
wir in Kirche und Theologie<br />
eine Sprache haben, die oft übertrieben feiersprachlos<br />
geworden? Im Anfang war das W<br />
Sr. Melanie Wolfers sieht es als Auftrag,<br />
so von Gott zu reden, dass Menschen ihr Leben<br />
im Licht einer frohen Botschaft sehen.<br />
Körperkontakt schafft Nähe und Vertrautheit.<br />
Fehlt er, kann die Sprache zur Überbrückung<br />
der Distanz als Geborgenheitsersatz dienen.<br />
Können wir in Begriffen von Gott reden, die unserer<br />
heutigen Gesellschaft entsprechen?