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Vom Befund Zum BefInden - lichtbilder

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KISPI-ZYTIG 6/08 | aus dem kispi<br />

In Memoriam Dr. Katharina Waldvogel<br />

Text Prof. Felix H. Sennhauser Ärztlicher Direktor<br />

Am vergangenen 30. Oktober<br />

2008 haben wir uns auf<br />

dem Friedhof in Witikon<br />

mit grosser Anteilnahme<br />

von Frau Dr. Katharina<br />

Waldvogel verabschiedet.<br />

Mit ihrem erlösenden Tod<br />

nach beeindruckend tapfer<br />

und geduldig ertragener<br />

Krankheit fanden<br />

ihr langjähriges Wirken als<br />

kompetente und einfühlsame<br />

Leitende Ärztin der<br />

Intensivmedizin und Neonatologie am Kinderspital Zürich<br />

und ihre prägende und gestaltende Mitarbeit im Care Team<br />

und Ethik-Forum ein viel zu frühes Ende. Es ist nicht möglich,<br />

das umfassende Wirken einer „Ärztin aus Berufung“ in<br />

kurzen Worten adäquat zu würdigen. Es bleibt hingegen eine<br />

Verpflichtung, die Erinnerung an ihre vielseitige und segensreiche<br />

Tätigkeit wachzuhalten und gleichsam als Vermächtnis<br />

wahrzunehmen, ihr vorbildliches Arztsein und ihr vorgelebtes<br />

ärztliches Ethos als Zielsetzung für unseren künftigen Kispi-<br />

Alltag vorzugeben.<br />

Frau Dr. Waldvogel empfand fachliche Kompetenz und charakterliche<br />

Exzellenz als notwendige Voraussetzungen für medizinische<br />

Betreuung und psycho-emotionale Unterstützung<br />

ihrer Patienten und Familien. Berufliche Weiterentwicklung<br />

und unermüdliches Engagement waren selbstredende Voraussetzungen<br />

für ihren ärztlichen Einsatz. Narzistisches Karrieredenken<br />

war ihr völlig fremd. Authentische Lebensentfaltung<br />

als empathische Ärztin im Dienste ihr anvertrauter Kinder war<br />

für Frau Dr. Waldvogel Motivation und Zielvorgabe zugleich.<br />

In ihren Aufgaben als Leitende Ärztin und Fachverantwortliche<br />

der kardiologischen Intensivmedizin fand ihr „Herz für<br />

Kinder und ihre Angehörigen“ im wahrsten Sinne des Wortes<br />

reiche Entfaltung und Erfüllung. Eigenes Erleben limitierender<br />

Lebenskräfte bedeutete für sie gleichsam kraftvolle<br />

Quelle für die verständnisvolle Betreuung und Begleitung von<br />

Kindern ohne verbleibende Aussicht auf langes Leben oder auf<br />

ein Leben ohne gesundheitliche Einschränkungen. Das eigene<br />

Leiden war bis zuletzt für sie kein legitimer Grund, ihren leidenschaftlichen<br />

Einsatz für andere einzuschränken.<br />

„Lieber Gott,<br />

Ich habe versucht, meinen Eltern zu erklären, was das<br />

Leben für ein komisches Geschenk ist. Am Anfang überschätzt<br />

man dieses Geschenk, man glaubt, man lebt ewig.<br />

Später unterschätzt man es, man findet es kümmerlich, zu<br />

kurz, am liebsten würde man es wegschmeissen. Am Ende<br />

wird einem klar, dass es gar kein Geschenk ist, sondern nur<br />

geliehen. Also versucht man, es sich zu verdienen. Ich, der<br />

ich hundert Jahre alt bin, ich weiss, wovon ich rede. Je älter<br />

man wird, umso mehr Findigkeit muss man entwickeln,<br />

damit man das Leben zu schätzen weiss. Man muss feinfühliger<br />

werden, ein Künstler. Jeder hergelaufene Dummkopf<br />

kann das Leben mit zehn oder zwanzig geniessen, aber um<br />

es mit hundert noch zu schätzen, wenn man sich nicht<br />

mehr rühren kann, muss man seinen Verstand benutzen<br />

Ich weiss nicht, ob ich die beiden wirklich überzeugen konnte.<br />

Besuch sie. Bring die Arbeit zu Ende. Ich bin ein bisschen<br />

müde.<br />

Küsschen Oskar“<br />

Aus „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric-Emmanuel Schmitt – ein ergreifendes Buch,<br />

welches Katharina sehr geschätzt hat<br />

Mit dem Tod von Frau Dr. Katharina Waldvogel verliert das Kispi<br />

eine Kaderärztin von Format, die ihre fachlichen und menschlichen<br />

Qualitäten und Vorzüge loyal und unermüdlich in den<br />

Dienst am kranken und verunfallten Kind gestellt hat. Mit Überzeugung<br />

wollen wir ihr bleibendes Vermächtnis weiterführen und<br />

damit die Erinnerung an sie spür- und sichtbar aufrechterhalten.<br />

•<br />

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