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Vom Befund Zum BefInden - lichtbilder

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KISPI-ZYTIG 6/08 | ausserhalb<br />

Einsatz in Simbabwe 25.Aug. 08 – 04.Okt. 08<br />

Text und Fotos Anni Schelker, Administration Notfall<br />

Dienstag 26.08.08<br />

Nach relativ ruhigem Flug kommen wir um 09:45 Uhr in Johannisburg<br />

an. <strong>Zum</strong> Umsteigen Richtung Harare haben wir nur<br />

eine Stunde Zeit. Für uns ist das kein Problem, höchstens für das<br />

Umladen unseres Gepäcks. Noch nicht ganz beruhigt, steigen wir<br />

um ins Flugzeug Richtung Harare. Nach ca. 1½ Stunden landen<br />

wir in Simbabwe. Wir warten auf unser Gepäck, leider erfolglos.<br />

Es wurde, wie vermutet, nicht umgeladen.<br />

Der nächste Flug aus Johannisburg kommt erst Abends gegen<br />

20:30 Uhr – und ob unsere Koffer dann wirklich dabei sind, ist<br />

fraglich! Afrika lässt grüssen!!<br />

Freitag 29.08.08<br />

Heute habe ich im Gebärsaal gearbeitet. Die Frauen sind sehr<br />

ruhig und geduldig, sie sitzen oder liegen auf dem Boden und<br />

stöhnen während der Wehen leise vor sich hin. Die Geburtshelferinnen<br />

helfen ihnen erst im letzten Moment, ein Dammschnitt<br />

wird wegen der Gefahr einer Infektion wenn immer möglich vermieden.<br />

Heute erlebe ich die erste afrikanische Geburt, die Frauen sind<br />

sehr tapfer. Es wird ein Junge, die Mutter strahlt. Keine halbe<br />

Stunde später steht sie auf, duscht sich und geht zu Fuss in ihr<br />

Zimmer. Ich begleite sie mit ihrem Sohn und zeige ihr, wie sie<br />

ihn stillen kann. Kurze Zeit später steht die Mutter auf und holt<br />

sich in einem Blechteller einen Löffel Satza (Maisbrei) und einen<br />

Becher Wasser: Das ist ihr Essen für den ganzen Tag! Wenn ich da<br />

an die Menueauswahl in unseren Spitälern denke…<br />

Sonntag 31.08.08<br />

Das Frühstück beginnt heute erst um 7 Uhr, um 08:30 Uhr ist<br />

Gottesdienst. Die Kirche ist gross und erst halbvoll, doch immer<br />

wieder kommen Leute herein, es ist ein Kommen und Gehen.<br />

Die Afrikaner singen wunderschön vierstimmig, und dazu wird<br />

der Rhythmus mit den Trommeln geschlagen. Die Menge bewegt<br />

sich, vom kleinsten Kind bis zur ältesten Frau. Die Mütter haben<br />

ihre Bebés auf dem Rücken. Werden sie unruhig, geben sie ihnen<br />

einfach die Brust. Es geht nicht sehr lange, und ich habe ein<br />

ca. dreimonatiges Kind auf dem Schoss, die Schwester des Bébés<br />

kommt auf die andere Seite und bewundert meine Haare.<br />

Dienstag 02.09.08<br />

Wir werden mit einem Kleinlastwagen abgeholt um mit diversem<br />

Material nach Silveira zu fahren. Nun, wie in Afrika so üblich,<br />

zwei Stunden später. Daran gewöhnt man sich bald! Normal ist<br />

auch das Überladen von Fahrzeugen – diverses Material, etliche<br />

Personen und zu guter Letzt noch zwei lebende Ziegen samt Besitzer<br />

werden aufgeladen. Überall an der Strasse warten Menschen<br />

geduldig auf eine Mitfahrgelegenheit, und dies mit Sack und<br />

Pack! Also bei uns geht nun definitiv nichts mehr auf die Ladebrücke.<br />

Nachdem zusätzlich noch zwei riesige Fässer zur Hälfte<br />

gefüllt mit Benzin aufgeladen werden, sitzen Christian (ein CH-<br />

Arzt aus Beringen), eine Einheimische und ich eng zusammen<br />

gepfercht. Ich bete und hoffe, dass kein Unfall passiert, denn<br />

ich kann mir eine gemütlichere Situation vorstellen, als mit zwei<br />

Benzinfässern einen Crash zu erleben! Jedenfalls überlege ich mir,<br />

wie ich irgendwie abspringen könnte im Falle einer kritischen Situation…<br />

Mittwoch 03.09.08<br />

Meine Aufgabe wird es sein, fünf Waisenkinder tagsüber zu betreuen.<br />

Sie sind zwischen einem Monat und 5 Jahren alt und<br />

heissen: Gertrud, Simba, Shivas, Boton und Emanuel. Emanuel<br />

ist eine Frühgeburt, wurde auf der Strasse ausgesetzt und hatte<br />

riesiges Glück, dass er aufgefunden wurde. Ein kleines Häufchen<br />

Elend, nur Haut und Knochen. Wir hoffen, dass er an Gewicht<br />

zunehmen wird und wir ihn durchbringen. Ich versuche den<br />

Kindern viel Nähe, sozialen Kontakt und Liebe zu geben. Diese<br />

Aufgabe übernehme ich sehr gerne, die Kinder hängen an mir wie<br />

Kletten. Nehme ich eines in meine Arme, kommen die anderen<br />

sofort und verlangen auch ihre Streicheleinheiten.<br />

Donnerstag 04.09.08<br />

Christian bietet mir an, mit ihm ca. 35 km weg vom Spital in<br />

die Dörfer zu fahren. Er macht dort alle zwei Wochen Krankenbesuche.<br />

Bei der Hinfahrt nimmt der Arzt immer Patienten mit,<br />

welche aus dem Spital entlassen werden, und diverse andere Passagiere<br />

samt Hühner und Ziegen. Beim Retourweg ist der Pickup<br />

noch mehr beladen, denn meistens nimmt der Arzt vier bis sechs<br />

Patienten zurück ins Hospital. Wir kommen in ein sehr kleines<br />

„Spital“ bestehend aus zwei Häusern, zum Teil ohne Fenster. Es<br />

gibt vier kleine Zimmer für stationäre Patienten, sehr spartanisch<br />

eingerichtet, die Scheiben der Fenster sind defekt, und der Wind<br />

bläst hindurch. Die gesamte Einrichtung ist sehr, sehr minimal,<br />

Betten oft ohne Matratzen, nur mit Metallfedern ausgerüstet.<br />

<strong>Vom</strong> medizinischen Material her eine kleinere Katastrophe, es<br />

fehlt einfach an allem!<br />

Samstag 06.09.08<br />

Ich darf mit Christian auf die Kinderstation, er macht grosse Visite.<br />

Jeden Patienten stellt er mir vor und erklärt, weshalb das Kind<br />

hier ist. Sehr viele Kinder haben Arm- respektive Beinbrüche, sie<br />

fallen von den Bäumen, wenn sie Früchte ernten. Es gibt auch<br />

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