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Vom Befund Zum BefInden - lichtbilder

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KISPI-ZYTIG 6/08 | ausserhalb<br />

viele Kinder mit Pneumonien, HIV-Patienten, TB, Mangelernährungen<br />

sowie nach diversen Unfällen und Verbrennungen.<br />

Auch Schlangenbisse gibt es sehr oft bei Kindern, beim Spielen<br />

achten sie nicht auf die Tiere.<br />

Sonntag 07.09.08<br />

Nach dem Mittagessen und dem Aufräumen gehen wir den Berg<br />

hinauf, um eine afrikanische Familie – Bekannte von Annemarie<br />

und Christian – zu besuchen. So habe ich die einmalige Gelegenheit,<br />

einen Kral zu besuchen und sogar in eine Rundhütte<br />

rein zu gehen, auch Fotos dürfen wir machen. In der Mitte der<br />

Hütte befindet sich die Feuerstelle; ich kann jetzt auch verstehen,<br />

warum Christian im Spital sehr viele Kinder mit Verbrennungen<br />

hat. An der Wand hat es ein Küchengestell mit diversem Material<br />

und links und rechts eine steinerne Sitzbank. Geschlafen wird<br />

normalerweise (ausser im Winter) in einer anderen Hütte. Sobald<br />

jemand heiratet, baut er eine eigene Hütte und zieht um.<br />

Mittwoch 10.09.08<br />

Diesen Morgen darf ich mit Christian in den OP, eine Hysterektomie<br />

steht auf dem Programm. Die Patientin wird vorbereitet,<br />

Christian ist steril umgezogen, die Narkose ist bereit, die Instrumente<br />

sind gerichtet... da gibt es Stromausfall. Nach einer halben<br />

Stunde hören wir das inzwischen bekannte Geräusch des Generators.<br />

Um 11 Uhr ist er fertig, und wir werden wieder in ein kleines<br />

Aussen-Spital fahren, diesmal in die andere Richtung. Es warten<br />

viele entlassene Patienten vor dem Spital auf eine Mitfahrgelegenheit,<br />

diesmal wird es wirklich eng! Doch Christian teilt die<br />

Plätze zu und so fahren wir Richtung Dorf. Diese Aussenklinik<br />

ist sehr einfach eingerichtet, es fehlt auch hier wieder an allem!<br />

Es gibt hier wirkliche Notfälle (nicht wie bei uns!), und ich sehe<br />

schreckliche Sachen. Die schweren Fälle werden danach gleich<br />

auf der Ladefläche des Pickups ins Spital mitgenommen. Auf dem<br />

Heimweg haben wir total sechs Patienten geladen, einige davon<br />

müssen baldmöglichst operiert werden.<br />

Es war ein sehr eindrücklicher Tag, ich habe viel Interessantes<br />

und Trauriges gesehen. Wie können wir – obwohl wir „Hunger“<br />

haben – eine Banane essen, wenn im selben Auto eine aidskranke<br />

Frau mit ihrem halbverhungerten Kind mitfährt? Da vergeht dir<br />

der Appetit von selber, Christian und ich trinken lediglich etwas<br />

Wasser.<br />

Morgen ist mein letzter Tag in Silveira – schade, es war für mich<br />

eine sehr schöne und spannende Zeit. Es fällt mir schwer, mich<br />

von den fünf Waisenkindern zu verabschieden, doch ich weiss sie<br />

wenigstens in guten Händen! Annemarie und Christian haben<br />

mich sehr gastfreundlich aufgenommen.<br />

Montag 15.09.08<br />

Wieder zurück in Matibi arbeite ich auf der Kinderabteilung. Das<br />

Stationszimmer ist spartanisch eingerichtet, es besteht aus einem<br />

Tisch, zwei oder drei Stühlen, einem kleinen Regal, einer Medikamentenbox,<br />

einer leeren Sauerstoff-Flasche und vielen diversen<br />

Heften für Statistiken (das scheint mir hier sehr wichtig zu sein,<br />

auch wenn sie nicht nachgeführt werden). Meine Aufgabe ist es,<br />

den „sogenannten“ Notfallkoffer zu kontrollieren und die Medikamente<br />

schön brav ins Heft einzutragen. Im Ganzen sollten<br />

etwa 20 verschiedene Medikamente im Koffer vorhanden sein,<br />

doch dem ist bei Weitem nicht so. Vier davon fehlen ganz, etwa<br />

sieben sind bereits abgelaufen. Die Sauerstoff-Flasche ist seit Tagen<br />

leer… (das macht nichts, don’t worry, that's African hospital<br />

like).<br />

Mit den Kindern verstehe ich mich auf Anhieb – trotzt Sprachproblemen:<br />

Wir verständigen uns mit Händen und Füssen und<br />

der Hilfe von einheimischen Hilfsschwestern.<br />

Sie amüsieren sich köstlich über meine Versuche, „Shona“ zu<br />

sprechen und singen mir in ihrer Sprache Lieder vor.<br />

Freitag 19.09.08<br />

Am Morgen bin ich wieder auf der ambulanten Aidsstation. Es<br />

kommen ca. 70 Personen, alles schon registrierte Patienten. Am<br />

Ende der Sprechstunde nimmt Sr. Appolonia ca. 20 Personen<br />

(neue HIV-Patienten) ins Sprechzimmer und klärt sie über das<br />

weitere Vorgehen sowie die persönlichen Verhaltensregeln auf.<br />

Erst wenn die Patienten alles verstehen und alles auswendig können,<br />

erhalten sie die nötigen Medikamente. Wenn sie nicht regelmässig<br />

zur Kontrolle kommen oder die Medikamente nicht<br />

einnehmen, fallen sie aus dem Hilfsprogramm. Ich habe erlebt,<br />

dass ein älterer Mann dreimal weggeschickt wurde, weil er die<br />

Verhaltensregeln nicht auswendig konnte. Erst als er diese beherrschte,<br />

erhielt auch er seine Medikamente.<br />

Mittwoch 24.09.08<br />

Heute klettert die Temperatur auf sage und schreibe 44 Grad, da<br />

schalten auch die Weissen einen Gang zurück! Doch mir wird<br />

nicht nur heiss wegen der Hitze, sondern weil ich einmal mehr<br />

Unglaubliches erlebe: die Tatsache, dass ich mit einer Erstgebärenden<br />

ein Kind vollständig alleine auf die Welt bringe! Es ist<br />

einfach niemand zur Stelle, da muss ich einfach reagieren und<br />

helfen. <strong>Zum</strong> Glück geht alles gut, Mutter und Kind sind gesund<br />

und wohlauf. Trotzt allem ein wenig stolz erzähle ich es anschliessend<br />

beim Nachtessen (von jetzt an bin ich nur noch „die Hebamme“).<br />

Donnerstag 25.09.08<br />

Heute Morgen besuche ich natürlich als erstes „meine Mutter“<br />

und „mein Kind“. Sie sind beide wohlauf, und im Laufe des heu-<br />

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