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Neujahrsblatt - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH

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menfassenden Referat 21 als «physikalische<br />

Föhntheorie» bezeichnete<br />

Lehre durch 22 . (Desor nannte die<br />

Theorie Hann's aber noch 10 Jahre<br />

nach Ersche<strong>in</strong>en der ersten Arbeiten<br />

Hann's e<strong>in</strong>e Schultheorie.) Wild gebührt<br />

das Verdienst, auf den Nordföhn<br />

der südlichen Alpentäler aufmerksam<br />

gemacht zu haben. Die Entdeckung<br />

des Nordföhns stellte die «allgeme<strong>in</strong>e<br />

Natur der Föhnersche<strong>in</strong>ungen» sicher<br />

und zeigte, dass sie «ihre Entstehung<br />

<strong>in</strong> den Gebirgen selbst haben<br />

müssen» 23 Wild glaubte allerd<strong>in</strong>gs, das<br />

- 9 -<br />

Abb. 4. Hygrogramm des Kollegiums Altdorf vom 12.-19. November 1934.<br />

Während e<strong>in</strong>er Woche bricht die Föhnströmung viermal <strong>in</strong> Altdorf e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>ige<br />

Male nur für wenige Stunden.<br />

Fallen der Föhnw<strong>in</strong>de durch e<strong>in</strong>e Art Saugwirkung 24 der über den Alpenkamm streichenden Südstürme<br />

erklären zu müssen.<br />

Hann griff noch im gleichen Jahre wie Wild den Gedanken des Nordföhns 25 auf. Er konnte zeigen, dass<br />

bei Nordföhn auf der Südseite der Alpen die Temperaturzunahme manchmal fast 10 pro 100 m Abstieg<br />

beträgt, während sich auf der Nordseite, wo die feuchte Luft aufsteigt, die Temperaturabnahme pro 100 m<br />

Aufstieg nur auf etwa ½° beläuft und dass sich bei Südföhn auf der Nordseite das Verhältnis gerade umkehrt.<br />

1882 beschäftigte sich Hann mit der Frage 26 , weshalb nördlich der Alpen der Föhn oft schon auch<br />

dann auftrete, bevor auf der Südseite die Niederschläge e<strong>in</strong>gesetzt haben. Die Erklärung fand Hann <strong>in</strong> der<br />

Temperaturschichtung der Atmosphäre vor dem Ausbruch des Föhns: die oberen Luftschichten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesen Fällen als Folge früherer Kondensationsvorgänge relativ wärmer. «Werden später bei Fortdauer<br />

des Föhns die weiter zurückliegenden Luftmassen auch <strong>in</strong> die Bewegung mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen, dann<br />

beg<strong>in</strong>nt der Niederschlag auf der Südseite...» 27<br />

Drei Jahre später durfte J. Hann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em zusammenfassenden Referat 28 die allgeme<strong>in</strong>e Anerkennung der<br />

«physikalischen Föhntheorie» durch die Fachgenossen feststellen. Die grundlegenden Züge der<br />

Föhntheorie lagen fest. Hann schloss se<strong>in</strong>en Referat-Aufsatz mit dem nachstehenden, auch heute noch<br />

Geltung besitzenden H<strong>in</strong>weis 28 :<br />

«Aus dem Angeführten dürfte hervorgehen, dass es bei der Aufstellung der Föhntheorie ganz ähnlich zu-<br />

21 J. Hann, «E<strong>in</strong>ige Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Ansichten über den Ursprung des Föhns»<br />

(Deutsche Meteorolog. Zeitschrift, 1885). In diesem Aufsatz macht Hann übrigens darauf aufmerksam, dass der amerikanische<br />

Meteorologe James P. Espy 1857 und sogar schon 1841 («Philosophy of storms») die Grundgedanken der physikalischen Föhntheorie,<br />

wenn auch nicht dem Namen, so doch der Sache nach entwickelt habe: The theory, also, Would <strong>in</strong>dicate that dur<strong>in</strong>g the<br />

great ra<strong>in</strong>s that take place north of the head of the Golf of Venice, and south of the Carnic Alps, there would be felt on the north<br />

shore of these Alps a very hot, dry w<strong>in</strong>d, such as the sirocco is described to be». Nach J. Hann war «übrigens der schweizerische<br />

Naturforscher Ebel zu Anfang dieses Jahrhunderts selbst schon auf der richtigen Fährte zu der wahren Föhntheorie».<br />

22 Die schöne Arbeit des Lausanner Professors M. L. Duroun: «Recherches sur le Foehn du 23 Septembre 1866 en Suisse» (Bull.<br />

soc. vaud. scienc. nat., Lausanne 1868) steht auf dem Boden der Hann-Wild'schen Theorie und gibt e<strong>in</strong>e treffliche Schilderung<br />

e<strong>in</strong>es Föhnsturmes <strong>in</strong> der Westschweiz.<br />

23 J. Hann, «E<strong>in</strong>ige Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Ansichten über den Ursprung des Föhns», 1885, 1. c. S.398.<br />

24 In e<strong>in</strong>em oben offen, sonst aber geschlossenen Raum werde «die Luft jedesmal verdünnt, wenn e<strong>in</strong> kräftiger Luftstrom über<br />

den Rand der Oeffnung» h<strong>in</strong>wegstreiche. Dies geschehe auch mit der «<strong>in</strong> unsern <strong>in</strong>neren Alpentälern stets mehr oder m<strong>in</strong>der<br />

abgeschlossenen Luft, wenn e<strong>in</strong> heftiger Luftstrom über die e<strong>in</strong>schliessenden Gebirge» h<strong>in</strong>brause. «Die Folge davon ist aber,<br />

dass dieser Luftstrom <strong>in</strong> den durch die entgegenstehende Gebirgswand vor ihm geschützten Raum h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> aspiriert wird und nach<br />

und nach <strong>in</strong> das Tal h<strong>in</strong>untersteigt.» «Ueber Föhn und Eiszeit», S.28.<br />

25 J. Hann, Zeitschr. d. österr Ges. f. Met., 1868, III. Bd. «Der Scirocco der Südalpen.»<br />

26 J. Hann, «Der Föhn <strong>in</strong> Bludenz». Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 1882.<br />

27 «E<strong>in</strong>ige Bemerkungen usf.», l. c. S.398.<br />

28 l.c. S.399.

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