Neujahrsblatt - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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- 19 -<br />
e<strong>in</strong> Tiefdruckgebiet von Westen her auf den europäischen Kont<strong>in</strong>ent zuwandert, während Nordföhnlagen<br />
ursächlich meistens mit e<strong>in</strong>em Vorstoss des Azorenhochdruckes nach Mitteleuropa eventuell nach Abzug<br />
e<strong>in</strong>es Tiefdruckgebietes über der Ostsee und der Ausbildung von Tiefdruckgebieten südlich des Alpenwalles<br />
verknüpft s<strong>in</strong>d. Häufig bildet sich dabei im Isobarenbild das sowohl für Nord- als auch Südföhn<br />
charakteristische, dem Alpenbogen entlangführende «Föhnknie» aus.<br />
Stärke, Richtung und Wirkung der Föhnw<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d nicht nur von der geographischen Verteilung des<br />
Luftdruckes, sondern mehr noch von dessen zeitlicher Änderung bestimmt. Wenn wir im folgenden zwei<br />
Föhnstürme der letzten Jahre zur näheren Besprechung herausgreifen, so s<strong>in</strong>d wir uns dessen bewusst,<br />
dass es sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen S<strong>in</strong>ne um Ausnahmefälle handelt. Aber diese Ausnahmefälle lassen doch<br />
typische Merkmale des Föhns deutlich erkennen.<br />
4. KAPITEL<br />
Der A1pentalföhn vom 9./10. November 1934<br />
Als Beispiel e<strong>in</strong>es Alpentalföhnes wählen wir den Föhnsturm vom 9./10. November 1934, der meistens<br />
bei bedecktem Himmel blies, aber kurz vor dem Erlöschen bei relativ grossen W<strong>in</strong>dstärken <strong>in</strong> den Föhntälern<br />
und im Mittelland Aufhellung brachte. Die Wetterlage entwickelte sich folgendermassen. Am<br />
Nachmittag des 8. November lagen über Mittel- und Nordwesteuropa drei Tiefdruckgebiete: E<strong>in</strong>es über<br />
Böhmen und Oberschlesien, das zweite über dem südwestlichen Teil von Skand<strong>in</strong>avien, das dritte nordwestlich<br />
von Schottland und südlich von Irland. Bis zum 10. November schob sich aus Südosteuropa<br />
760<br />
-1<br />
2 1<br />
e<strong>in</strong> Hochdruckgebiet heran, welches die zwei östlichen T<br />
-4<br />
0 -2<br />
4<br />
-5<br />
Tiefdruckzentren unter langsamer Auffüllung nach Skand<strong>in</strong>avien<br />
verdrängte, während sich das westlich gelegene<br />
4 -3<br />
3<br />
4<br />
4 -6<br />
Tiefdruckgebiet unter gleichzeitiger Vertiefung nach dem<br />
7 6 4<br />
0<br />
4<br />
südwestlichen Teil von Grossbritannien verlagerte. Die<br />
-8 -10 2 3<br />
5<br />
7<br />
-10 750 6 7<br />
8<br />
5<br />
Verlagerung der Druck-gebiete war der Ausdruck entsprechender<br />
Luftströmungen. Am 10. November strömte<br />
765<br />
8<br />
1 7<br />
4<br />
0<br />
T 6<br />
9 8<br />
5<br />
7<br />
5<br />
maritime, wärmere Luft von Westen und Südwesten auf<br />
2 4<br />
6<br />
9<br />
6<br />
7<br />
6 7 7<br />
9<br />
6<br />
6<br />
7 740 7<br />
4<br />
3<br />
4<br />
6<br />
760<br />
6<br />
7<br />
4<br />
2<br />
den Kont<strong>in</strong>ent. Von Island her aber brach e<strong>in</strong>e Welle<br />
T<br />
7 4<br />
3<br />
7<br />
2<br />
6 6<br />
1<br />
4<br />
745<br />
2<br />
3<br />
9<br />
3<br />
kalter Polarluft e<strong>in</strong>, welche schon am 11. November das<br />
10<br />
6<br />
4<br />
1<br />
9 8<br />
5 3<br />
4<br />
4<br />
5<br />
4<br />
1 3<br />
Mittelmeer erreicht hatte, <strong>in</strong>dem sie den von Südengland<br />
10<br />
6<br />
8 8<br />
7<br />
7<br />
10<br />
7 7 7<br />
8<br />
9<br />
4 5 H<br />
nach Nordfrankreich verlagerten Wirbelkern umkreiste<br />
8<br />
6<br />
6<br />
5<br />
8<br />
11 8 13<br />
5 765<br />
und beim Zusammentreffen mit tropischer Luft im Golf<br />
14 6<br />
750 15<br />
15 5<br />
11 7<br />
15<br />
von Genua die Bildung e<strong>in</strong>es neuen Teiltiefs veranlasste,<br />
10<br />
12 12<br />
11<br />
13 17<br />
10<br />
wonach die Föhnlage <strong>in</strong> der Schweiz zusammenbrach.<br />
15 15<br />
15<br />
15<br />
755<br />
Am 9. November herrschte zwischen Locarno und Gersau<br />
bloss e<strong>in</strong> Überdruck von 0,8 mm; am 10. November 760<br />
9<br />
12<br />
17 16 16<br />
9<br />
10<br />
16<br />
15<br />
10<br />
war dieser um 8 h früh auf 9 mm an gestiegen, um am Abb. 20. Wetterkarte vom 10. November 1934, 8h.<br />
Morgen des 11. November wieder auf 1,2 mm zurückzugehen<br />
53 . Der Temperatursprung <strong>in</strong> gewissen Alpentälern<br />
ist für die Föhnlage<br />
755<br />
760<br />
H<br />
765<br />
53 Barometerstand (auf Meer red.):<br />
8. November 9. November 10.November 11. November<br />
h 7½ h 7½ h 13 ½ h 7½ h<br />
Locarno-Muralto 756,2 761,3 761,3 760,7 754,6<br />
Gersau - 760,5 752,3 - 753,4<br />
<strong>Zürich</strong> 760,0 761,2 754,0 752,7 754,6