Neujahrsblatt - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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- 25 -<br />
südwestliche W<strong>in</strong>de auf, als Vorboten der Regenfront,<br />
die am 21. Mai am Mittag passierte 63 .<br />
Den unmittelbaren Anlass zur Steigerung des Föhnes bis<br />
zur Orkanstärke bildete die Wanderung e<strong>in</strong>es Tiefdruckgebietes,<br />
das aus der Sahara stammend, sich am Abend<br />
des 19. Mai <strong>in</strong> der Nähe von Algier zeigte, am frühen<br />
Morgen des 20. Mai mit se<strong>in</strong>em auf 750 mm vertieften<br />
Kern zwischen Korsika, Sard<strong>in</strong>ien und den Balearen lag,<br />
am Abend des 20. Mai sich bis zum Rhonedelta verlagert<br />
hatte und nun mit e<strong>in</strong>er mittleren Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von 60 km/Std. <strong>in</strong> knapp 12 Stunden durch das Rhonetal<br />
und Nordfrankreich bis zur südlichen Nordsee wanderte.<br />
Dieses so vitale Tiefdruckgebiet zog se<strong>in</strong>e lebendige<br />
Kraft aus dem Zusammenstoss maritimer Kaltluft, die<br />
von dem 19. Mai an der Westseite des bei Island liegenden<br />
Tiefs über Island, den Golf von Biscaya und Spanien<br />
bis <strong>in</strong>s Mittelmeergebiet und nach Algerien geströmt<br />
war und dort auf e<strong>in</strong>e über Tripolis und Malta<br />
nach Sard<strong>in</strong>ien und die Riviera vorstossende, besonders<br />
<strong>in</strong> der Höhe ausgeprägte, warme südöstliche Strömung<br />
traf. Die rasche Verlagerung dieses Tiefdruckgebietes <strong>in</strong><br />
nahezu süd-nördlicher Richtung h<strong>in</strong>g mit der allgeme<strong>in</strong><br />
herrschenden Südwestströmung bis nach Mitteleuropa<br />
zusammen. Der Vorstoss des Azorenhochs erst nach<br />
Marokko, dann nach Spanien und Südwestfrankreich<br />
entsprach dem Zustrom maritimer Luftmassen aus dem<br />
Gebiet des atlantischen Ozeans. Der Bogen der<br />
Westalpen setzte dem Abströmen der Luft aus der<br />
Poebene nach Westen e<strong>in</strong> starkes Hemmnis entgegen.<br />
So konnte sich südlich des Alpenkammes trotz dem<br />
starken Luftdruckgradienten <strong>in</strong> der Richtung zum<br />
Rhönedelta h<strong>in</strong> der Überdruck halten.<br />
Die allgeme<strong>in</strong>e Wetterlage Europas wird demnach vom<br />
19. bis zum 21. Mai durch das südlich von Island gelegene<br />
Tiefdruckgebiet bestimmt, das aus dem über der<br />
Adria und dem östlichen Mittelmeergebiet gelegene<br />
Hochdruckgebiet warme Tropikluft ansaugt, sich dadurch<br />
allmählich ausfüllt unter gleichzeitiger Abspal-<br />
29.V.8h<br />
29.V.13h<br />
20.V.13h<br />
21.V.14h<br />
21.V.<br />
21.V.8h<br />
20.V.8h<br />
21.V.8h<br />
21.V.<br />
21.V.2h<br />
20.V.18h<br />
20.V.18h<br />
20.V.13.5h<br />
20.V.7h<br />
19.V.18h<br />
- Wanderung des saharischen Tiefdruckgebietes.<br />
- Wanderung des atlantischen Tiefdruckgebietes<br />
und e<strong>in</strong>er Teildepression an der Westkflste Frankreichs.<br />
H<br />
755<br />
760<br />
750<br />
765<br />
760<br />
755<br />
750<br />
T<br />
770<br />
H<br />
775<br />
21.V.7h<br />
1h<br />
18h<br />
13h<br />
770 765 755<br />
T<br />
20.V.8h<br />
750<br />
Hoch<br />
T<br />
760<br />
765<br />
Wetterlage vom 20. Mai, 8h<br />
Abb. 28. Wanderung der TIefdruckgebiete vom 19.<br />
bis 21. Mai 1937.<br />
tung mehrerer kle<strong>in</strong>erer Tiefdruckgebiete, die <strong>in</strong> östlicher Richtung abwandern. Das Azorenhoch schiebt<br />
sich gleichzeitig über Marokko und Algier im Norden bis zu den Pyrenäen vor, sodass der bereits mehrfach<br />
erwähnte Tiefdruckwirbel aus den nördlichen Teilen der Sahara mit Saharastaub mit sich führender<br />
Luft durch maritime Luft längs der Grenze der über Südost- und Mitteleuropa heranströmender Tropikluft<br />
nach Norden gedrängt wird. Im Mittelmeergebiet hat der Vorstoss der Saharaluft am 19./20. Mai Oststürme<br />
zur Folge. Auch steigt die Temperatur schroff an trotz mangelnder E<strong>in</strong>strahlung.<br />
Die Verteilung des Luftdruckes über der Schweiz lässt zwar über dem nordwestlichen Teil der Schweiz<br />
hohen und im nordwestlichen Teile tiefen Luftdruck erkennen. Aber die Kurven gleichen Luftdruckes<br />
s<strong>in</strong>d am Alpenkamm ke<strong>in</strong>eswegs so dicht gedrängt, wie man bei e<strong>in</strong>em «typischen» Föhn erwarten<br />
würde. Dagegen erfolgt der allgeme<strong>in</strong>e Fall des Luftdruckes sehr rasch; sowohl nördlich als südlich der<br />
Alpenkette vom Mittag des 20. Mai bis zum Abend<br />
63 <strong>Zürich</strong>: 7 h 500 m W 20 km/Std., 1500 m SW 40km/Std. Basel: 5h 500 m NW 25 km/Std., 1000 m W 40km/Std. In Genf<br />
regnete es bereits um 8 h. Jungfraujoch und Rigi um 5 h noch S4, Weissenste<strong>in</strong> W1.