Neujahrsblatt - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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Zu den ausgesprochenen Föhngebieten nördlich des Alpenkammes gehören das Val d'Entremont bis<br />
Martigny, das Rhonetal bis Bex, die Täler der Visp, der Kander, der Simme, der Saane, das Lütsch<strong>in</strong>ental,<br />
das Haslital bis Brienz, das Engelbergertal, das Reusstal, das Sernftal und das L<strong>in</strong>thtal bis zum Walensee<br />
e<strong>in</strong>erseits und bis zum obern <strong>Zürich</strong>see andererseits, das untere Toggenburg, das Rhe<strong>in</strong>tal vom H<strong>in</strong>terrhe<strong>in</strong><br />
und Medels bis zum Bodensee, nebst dem Tal von Bludenz und den Ausläufern des Alpste<strong>in</strong>gebirges.<br />
In den Ostalpen s<strong>in</strong>d als Föhnorte ausser Bludenz vor allem Innsbruck und Salzburg bekannt geworden<br />
33 . Nordföhn beobachtet man im Tess<strong>in</strong>, im Misox, im Bergell, im Puschlav, im Tal der Etsch, aber<br />
auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe anderer Orte des Ostalpengebietes 34 . Sogar im Gebiet des Jura s<strong>in</strong>d föhnartige Ersche<strong>in</strong>ungen<br />
nicht selten: Nach Angaben von W. Strub <strong>in</strong> Basel tritt im W<strong>in</strong>ter bei Nordwestw<strong>in</strong>d auf der<br />
südöstlichen Seite des Jura helles Wetter auf, «sobald die Nullgradgrenze genügend tief herabgegangen<br />
ist, so dass die Nebeldecke des elsässischen Rhe<strong>in</strong>tales, die bei Nordwestw<strong>in</strong>d auftritt, sich am Jura<br />
staut» 35 . Zweifellos dürften solche als Juraföhn zu bezeichnende Ersche<strong>in</strong>ungen auch am Ostrand des<br />
Kettenjura bei Biel und Neuenburg zu beobachten se<strong>in</strong>. Doch s<strong>in</strong>d uns aus der Durchsicht der Literatur<br />
ke<strong>in</strong>e diesbezüglichen Bemerkungen bekannt geworden. Der Vogesenföhn ist nach Peppler durch<br />
Hergesell und Schultheiss nachgewiesen worden.<br />
In Deutschland s<strong>in</strong>d föhnartige W<strong>in</strong>de u. a. im Harz und im Thür<strong>in</strong>gerwald, am Nordhang der Sudeten, im<br />
Riesengebirge, wie auch <strong>in</strong> der Eifel 36 beobachtet worden. In Pau wurde der seltene Pyrenäenw<strong>in</strong>d schon<br />
1874 festgestellt 37 . Espy führte bereits 1841 <strong>in</strong> «Philosophy of Storms» die auf der Ostseite der Rocky<br />
Mounta<strong>in</strong>s im Nordwesten Canadas wehenden «Ch<strong>in</strong>ookw<strong>in</strong>de» als besondere W<strong>in</strong>dart an. Hann hat -<br />
wie schon erwähnt - auf föhnartige W<strong>in</strong>de im Kaukasus am Elbrus und <strong>in</strong> Grönland 38 h<strong>in</strong>gewiesen. Hebert<br />
machte auf Föhnw<strong>in</strong>de des Alleghanygebirges (U.S.A.) aufmerksam. Interessant ist die Beobachtung von<br />
Landw<strong>in</strong>den mit föhnartigem Charakter auf den Kanarischen Inseln 39 , sowie der Nachweis von Föhnw<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> Japan und Korea 40 , <strong>in</strong> Australien und Neuseeland. Auch <strong>in</strong> den polnischen Karpaten und <strong>in</strong> Siebenbürgen<br />
beim Rothenturmpass s<strong>in</strong>d Föhnersche<strong>in</strong>ungen beobachtet worden, ebenso im Rhodopegebirge<br />
<strong>in</strong> Bulgarien 41 . In den südlichen Teilen Norwegens und Schwedens herrscht, wenn es an der Westküste<br />
Norwegens regnet, meist heiteres und helles Wetter. Zweifellos werden sich <strong>in</strong> der Zukunft durch genaue<br />
Untersuchungen noch zahlreiche andere Föhngebiete nachweisen lassen 42 .<br />
33 Föhnstürme im Salzkammergut und <strong>in</strong> Ischl siehe z. B. Met. Zeitschr., 1917, S.267 und 1919, S233.<br />
34 z.B. «Der Nordföhn zu Tragöss» (<strong>in</strong> Obersteiermark) von Dr. Rob. Kle<strong>in</strong>, 1900, Zeitschrift des deutschen und österr. Alpenvere<strong>in</strong>s.<br />
Nordwestföhn <strong>in</strong> Graz nach Czermak. Met. Zeitschr., 1903, S.35.<br />
35 Briefliche Mitteilung vom S. VII. 1937.<br />
36 Assmann 1885 <strong>in</strong> «Wetter»: Thür<strong>in</strong>gerwald, Harz. Assmann ebendort 1886: Sudeten. Kremer 1890, 1896, 1899, 1900, Abhandl.<br />
des preuss. Meteorol. Institutes: Riesengebirge. Kassner «Das Wetter», 1895: «Föhn im Riesengebirge». Treitsche 1892<br />
(Thür<strong>in</strong>gerwald). Dr. K. Joestes «Das Wetter», 1906: «Die Föhnersche<strong>in</strong>ungen im Riesengebirge». Met. Zeitschr., 1900, S.282:<br />
Eitel und Hoher Venn.<br />
37 Piche, «Le coup de Scirocco du 1er sept. 1874», Pau 1876. Ebenso Zeitschr. d. österr. Ges. f. Met., 1876, S.304 und M. F. F.<br />
Hébert: «Etude sur les grands mouvements de l'atmosphère et sur les lois de formation et de translations des tourbillons».<br />
Compte rendu 1878. F. M. Exner. Met. Zeitschr., 1905, S.372.<br />
38 Siehe auch «Klima und Föhn der Dänemark-Insel Scoresby-Sund». Woeikof, Met. Zeitschr., 1901, S.5. Helge Petersen über<br />
«Extrem hohe Temperaturen und Föhn <strong>in</strong> Grönland», Met. Zeitschr., 1934, S.289. Im Februar 1895 stieg <strong>in</strong> Upernisik die<br />
Temperatur bis auf über 15°. M. Herrmann beschreibt, Met. Zeitschr., 1933, S.472, die Ausbildung e<strong>in</strong>er Föhnlücke an der<br />
Westküste der Bären<strong>in</strong>sel mit e<strong>in</strong>er fast das Meeresniveau erreichenden «Föhnmauer».<br />
39 H. Hergesell, Met. Zeitschr., 1908, S.556. Die Temperatur sprang am 6. August 1904 zeitweise von 24 auf 42 Grad, die<br />
relative Feuchtigkeit sank von 67 auf 12 %.<br />
40 T. Okoda, Met. Zeitschr., 1902, S.340; Met. Zeitschr., 1908, S.88.<br />
41 C. Kassner, Met. Zeitschr., 1912, S.478.<br />
42 Siehe z. B. Met. Zeitschr., 1932, S.254; Met Zeitschr., 1921, S.121 (Föhnw<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Mexiko); Met Zeitschr.,<br />
1932, S.201 (Almw<strong>in</strong>d des Tatragebirges); Met. Zeitschr., 1926, S.33 (Krimföhn mit bloss 8 % relativer Feuchtigkeit); Dr. W.<br />
Schmidt, «Föhnersche<strong>in</strong>ungen und Föhngebiete», Innsbruck 1930.