Neujahrsblatt - Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH
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a) Luft im Gleichgewicht.<br />
Niveaul<strong>in</strong>ien des Luftdruckes bei Temperaturausgleich<br />
zwischen Land und<br />
Meer.<br />
b)Beg<strong>in</strong>n derErwärmung, Störung des<br />
Gleichgewichtes.<br />
c) neues Gleichgewicht, nn die neutrale<br />
Schicht<br />
Abb. 35.<br />
Entstehung des Seew<strong>in</strong>des<br />
(frei nach Hann)<br />
Die Insel ist wärmer als das Meer.<br />
- 37 -<br />
Abb. 36.<br />
Stationärer Zustand bei Landwlnd.<br />
Die Insel ist kälter als das Meer.<br />
durch die Verschiebung der Niveauflächen des<br />
Luftdruckes e<strong>in</strong>e neue Gleichgewichtslage e<strong>in</strong>,<br />
welche die Luftbewegung solange aufrecht<br />
erhält, als die wirksame Temperaturdifferenz<br />
besteht. Bei nächtlicher Abkühlung gelten die<br />
umgekehrten Verhältnisse: Der W<strong>in</strong>d als<br />
«Landw<strong>in</strong>d» weht vom Land aufs Meer. Analog<br />
nur <strong>in</strong> grösserem Maßstab, ist die all<br />
geme<strong>in</strong>e Zirkulation der Troposphäre zwischen Pol und Äquator zu deuten.<br />
Als zweites Beispiel betrachten wir die Entstehung der tagsüber wehenden<br />
«Talw<strong>in</strong>de» und der nächtlichen «Bergw<strong>in</strong>de» der Bergtäler. Durch die Erwärmung<br />
der Hänge des Tales durch die Sonnenbestrahlung dehnt sich die<br />
Luft um so stärker aus, je höher die über dem Boden bef<strong>in</strong>dliche Luftschicht<br />
ist. Dadurch werden die Niveauflächen gleichen Luftdruckes am stärksten<br />
über der Talachse gehoben. Dort bildet sich e<strong>in</strong> Hochdruckrücken, der gegen<br />
den Talausgang zu immer höher wird, während an den Hängen des Tales<br />
ke<strong>in</strong>erlei Verschiebung der Niveauflächen e<strong>in</strong>tritt, da ja an den Schnittl<strong>in</strong>ien<br />
der Niveauflächen mit dem Gelände die Höhe der erwärmten Luftschicht<br />
verschw<strong>in</strong>dend kle<strong>in</strong> ist. So wird e<strong>in</strong> gegen die Abhänge und den Talh<strong>in</strong>tergrund<br />
gerichteter «Talaufw<strong>in</strong>d» erzeugt, der sich im Sommer bei schönem<br />
Wetter durch die Bildung der Haufenwolken über den Berggipfeln verrät.<br />
Verstärkt wird die aufsteigende Luftbewegung durch die direkte Ablösung<br />
der untersten Luftschichten am sonnenbeschienenen Berghang durch Überhitzung.<br />
Der Bergw<strong>in</strong>d dagegen entsteht durch das Abs<strong>in</strong>ken der durch Aus<br />
strahlung kälter gewordenen, schweren Luft bis auf den Talboden. Nach sternklaren Nächten führt dies <strong>in</strong><br />
den Alpentälern oft zu der Ausbildung sogenannter «Kälteseen». Bei der Beurteilung der W<strong>in</strong>dströmungen<br />
vor und nach dem Auftreten des Föhnw<strong>in</strong>des dürfen die Talw<strong>in</strong>de nicht übersehen werden: im<br />
Kanton Glarus z.B. wird der Talw<strong>in</strong>d der Talrichtung entsprechend e<strong>in</strong> Nordw<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>.<br />
Die Tiefdruckgebiete oder Zyklonen entstehen nach der bekannten Polarfronttheorie von Bjerknes aus der<br />
Hebung warmer, im allgeme<strong>in</strong>en - auf der Nordhalbkugel - nach Nordosten fliessender Luftmassen durch<br />
nach Südosten abströmende kalte Polarluft. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e für die Wetterverhältnisse der<br />
gemässigten Klimazone ungeme<strong>in</strong> bedeutsame Teilersche<strong>in</strong>ung des allgeme<strong>in</strong>en Zirkulationssystems der<br />
Erdatmospäre. Nach den mathematischen Studien von P. Raethjen über die Theorie der Zyklonen 101 wirkt<br />
die Corioliskraft der Erdrotation stabilisierend auf Umlagerungen der Erdatmosphäre e<strong>in</strong>. Daher<br />
bedecken nach Raethjen Böenfronten und andere<br />
Störungsgebiete mit aufsteigenden Luftmassen im<br />
Mittel bloss ungefähr den 50. Teil der Erdoberfläche.<br />
Die Geschw<strong>in</strong>digkeit der abs<strong>in</strong>kenden Luftmassen<br />
wird mittels der Abkühlung durch Ausstrahlung<br />
<strong>in</strong> denWeltenraum reguliert. Abwärts gerichtete<br />
Luftströme benötigen bei e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von ca. 1-2 cm/Sek. e<strong>in</strong> bis zwei Tage für<br />
1000 Meter, während aufsteigende Luftströme im<br />
Durchschnitt e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit von 50 cm/Sek.<br />
besitzen.<br />
a) Längsschnitt. b) Querschnitt.<br />
Abb. 37. Entstehung des Talw<strong>in</strong>des.<br />
101 P. Raethjen, «Gleichgewichtstheorie der Zyklonen». Met. Zeitschr. 1936, S. 401. P. Raethjen, «Stabilitätstheorie der<br />
Zyklonen». Met. Zeitschr. 1936 S. 456.