Heute hier, morgen dort? - System Familie
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4 Psychologischer Diskussionsstand zum Wechselmodell 22<br />
u.a. Abarbarnel 1979, Brown Greif 1979, Steinman 1981, Luepnitz 1982, Shiller<br />
1986; zusammenfassend auch Kelly 2007, S. 47). Allerdings äußerten sich<br />
bereits die Autoren dieser ersten Studien nicht uneingeschränkt optimistisch,<br />
sondern wiesen auf mögliche Einschränkungen und Voraussetzungen einer<br />
abwechselnden Betreuung hin. Zudem handelte es sich bei den frühen Studien<br />
mangels geeigneter <strong>Familie</strong>n mit abwechselnder Betreuung oft um kleine,<br />
selektierte Stichproben, so dass die Aussagefähigkeit dieser Studien begrenzt<br />
ist.<br />
Die im Folgenden dargestellten späteren Studien verwandten demgegenüber<br />
differenziertere methodische Vorgehensweisen. Insgesamt ergaben sich in<br />
diesen Studien keine Hinweise darauf, dass eine abwechselnde Betreuung die<br />
kindliche Belastung nach einer elterlichen Trennung mildern konnte, allerdings<br />
schnitt die abwechselnde Betreuung auch nicht schlechter ab als andere<br />
Betreuungsformen (vgl. u.a. Luepnitz 1991).<br />
Nach Einschätzung von Johnston, Kline und Tschann (1989, S. 435) erklärten<br />
Sorgerechts- und Betreuungsregelungen nur einen minimalen und nichtsignifikanten<br />
Anteil der Varianz der kindlichen Anpassungsleistung nach der<br />
elterlichen Trennung. Obwohl Kinder in abwechselnder Betreuung gleich viel<br />
Kontakt zu beiden Elternteilen hatten, waren sie weder verhaltensauffälliger<br />
noch sozial oder emotional besser angepasst als Kinder in alleiniger Betreuung<br />
durch einen Elternteil. Die Verarbeitung der Trennung durch die betroffenen<br />
Kinder war demnach nicht allein abhängig von der getroffenen Sorgerechtsoder<br />
Betreuungsregelung oder vom Umfang des Kontakts mit beiden<br />
Elternteilen. Als Prädiktor der kindlichen Anpassung an die elterliche Trennung<br />
stellte sich vielmehr eine Kombination aus den drei Faktoren Alter und<br />
Geschlecht der Kinder, psychische Verfassung der Eltern zum Zeitpunkt der<br />
Trennung sowie vor allem das Ausmaß des elterlichen Konflikts dar.<br />
Pearson und Thoennes (1990, S. 244) konnten in ihrer Studie keine<br />
Unterschiede in der Anpassung von Kindern in verschiedenen Sorgerechts- und<br />
Betreuungsformen finden. Kinder in abwechselnder Betreuung zeigten sich in<br />
den Skalen Depression, Aggression, Delinquenz, sozialer Rückzug und