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ad marginem Nr. 78/79 - Humanwissenschaftliche Fakultät ...

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Fabrizio, Clemens: Melodien auf Liedkarten. 140 nostalgische Karten von<br />

1897 bis 1957. Schopfheim: Uehlin Print und Medien GmbH, o. J. (2006)<br />

Wie ergiebig und nützlich Nostalgie-bewegtes Sammeln sein kann, das belegt<br />

zum wiederholten Male Clemens Fabrizio mit einem neuen – seinem zweiten –<br />

Band voller historischer Lied-Postkarten. Alle ca. 140 Liedkarten des Bandes –<br />

bei fünfen handelt es sich allerdings um Abdrucke von „Filmkurieren“ aus den<br />

Jahren 1938 bis 1940 ganz ohne Bildmotive – sind ggf. mit ihren Aufschriften<br />

aufgenommen – die meisten von ihnen wurden eben auch wirklich verschickt,<br />

und die überwiegende Zahl – stolz konstatiert der Autor in seinem Vorwort:<br />

70% – erscheinen im Vierfarbendruck so plastisch wie die Originale, der besseren<br />

Lesbarkeit wegen aber überwiegend in Vergrößerung. Und – was noch<br />

wichtiger ist – in vielen Fällen, wo das Ursprungslied auf der Postkarte nur auszugsweise<br />

zitiert oder nur als Text wiedergegeben war, sind auch hier wieder<br />

aus anderen – meist ebenfalls zeitgenössischen – Liederbüchern komplette und<br />

weitgehend konkordante Liedvorlagen mit aufgenommen. Ab und zu ist darunter<br />

stehend auch noch ein ganz anderes Lied zu finden, das zufällig auf der gleichen<br />

Liederbuchseite abgedruckt war oder dem Verfasser auch ohne Liedpostkarten-Bezug<br />

aufnahmewürdig erschien. Dabei hätte allerdings vermieden werden<br />

sollen, dass einige solcher zusätzlich hinzugekommenen Lieder nur Lied-<br />

Bruchstücke sind.<br />

Jedenfalls soll das Buch – so ist es sowohl die Intention des Verf. als auch der<br />

Wunsch der mit Grußworten am Buchanfang vertretenen Persönlichkeiten: des<br />

Ehrenpräsidenten des Deutschen Chorverbandes, des Landrats und eines Maulburger<br />

Chorleiters – zum Singen animieren und so zu verhindern helfen, dass<br />

die einst so populären alten Volkslieder in Vergessenheit geraten. Dass es sich<br />

bei den Liedzeugnissen im Buch aber durchaus nicht nur um solche „alten<br />

Volkslieder“ handelt, sondern auch Operettenlieder, Filmmelodien oder Schlager<br />

darunter sind – bis hin zu Lili Marleen, Mamatschi oder Heile, heile Gänsje<br />

–, bei denen dann allerdings teilweise die Beigabe der kompletten Originale<br />

fehlt, weitet die Perspektiven im Grunde durchaus wünschenswert. Zugleich soll<br />

es aber auch ein buntes, zum Blättern und Stöbern verleitendes Bilderbuch sein,<br />

das mit seinem immerhin einen Zeitraum von 1897 bis 1957 umspannenden<br />

Lied-, Text- und Bildrepertoire Vielen eine nostalgische Freude am Schauen und<br />

mitunter assoziativreichen Wiederbegegnen bereiten kann.<br />

So ist dieses Buch also auch keine Edition mit wissenschaftlichen Ansprüchen,<br />

sondern ein neues, aber nostalgisches Gebrauchsliederbuch, das jedoch – weil es<br />

so viele beredte und bildstarke Zeugnisse einer speziellen liedbezogenen Kommunikationspraxis<br />

vergangener Epochen enthält – auch ein dokumentarischer<br />

und damit empirischer, ganz konkreter Nachweis einstiger Alltagsbedeutung<br />

von Lied und Singen ist. Darüber hinaus ermöglicht es einen objektivierten Einblick<br />

in die Skala von Liedpräferenzen jener zwei Urgroß- und Großeltern-Generationen<br />

mit ihrer musikalischen Volkskultur. Allerdings gibt es fast keine<br />

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