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Geschichte der Grafen von Virneburg - Medievalcoinage.com

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^2117<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

:: <strong>von</strong> ihren Anfängen bis auf Robert IV. (1383). ::<br />

= Mit Beilagen. =<br />

Inaugural- Dissertation<br />

Erlangung <strong>der</strong> Doktorwürde<br />

genehmigt<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> philosophischen Fakultät<br />

<strong>der</strong><br />

Friedrich-Wilhelm-Universität<br />

zu Berlin.<br />

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Von<br />

Wilhelm Iwanski<br />

. |,; •: - \<br />

aus: Cpblenz.


Referente n :<br />

Professor Dr. Schäfer.<br />

Professor Dr. Tangl.<br />

J< UsGC<br />

HM'W<br />

Coblenz 1912.<br />

Druck <strong>der</strong> Görres-Druckerejj[Coblenzer<br />

"*<<br />

Volkszcitung).


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Vorbemerkung.<br />

Die vorliegende Abhandlung ging aus <strong>der</strong> Anregung des Herrn Archivrats<br />

Dr. Richter-Coblcnz hervor, eines <strong>der</strong> mittclrheinischen Dynastengeschlechter<br />

zu behandeln. Ich wählte die <strong>Virneburg</strong>er aus. Herr Geh. Rat, Professor<br />

Dr. Schäfer-Berlin ging gütigst auf meinen Vorschlag ein. Ich danke ihm an dieser<br />

Stelle beson<strong>der</strong>s für mannigfache För<strong>der</strong>ung und das <strong>der</strong> Arbeit entgegenge¬<br />

brachte Interesse. Oleichfalls danke ich den Herren Archivräten Dr. Richter<br />

und Dr. Knipping, Herrn Dr. Hirschfeld vom Staatsarchiv Coblenz sowie Herrn<br />

Dr. Kentenich, Trier für ihre freundliche Unterstützung.<br />

Quellensammlung.<br />

Das Quellenmaterial ist teils aus Urkundenbüchern, teils aus den Archi¬<br />

valien im Coblenzer Staatsarchiv geschöpft. Es kommen da ausser Originalen<br />

drei Kopiare und ein Band Prozessakten aus dem Erbschaftstreite um die Graf¬<br />

schaft (1548—1581) in Betracht. Die Kopiare sind : Das grössere Urkundenbuch<br />

<strong>der</strong> Grafschaft, Urk. <strong>von</strong> 1220—1484 enthaltend, Sammelband des 15. Jahrhdts.<br />

(A I 33'), zitiert als Kop. 1; das mittlere Urkundenbuch 1192—1534, Hs. des<br />

15. und 16. Jahrhdts. (A I 33 2), zitiert als Kop. 2; das kleinere Urkundenbuch,<br />

<strong>von</strong> Trier für den Prozess zusammengestellt.<br />

Die am häufigsten herangezogenen Urkundenbücher sind abgekürzt zitiert:<br />

MR. Reg. = A. Goerz, Mittelrheinische Regesten. Coblenz 1876—1886. 4 Bde.<br />

MR. ÜB. — Urkundenbuch <strong>der</strong> jetzt die preussischen Regierungsbezirke Cob¬<br />

lenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, bearbeitet<br />

<strong>von</strong> H. Beyer, L. <strong>von</strong> Eltester, A. Goerz. Coblenz 1860—1874.<br />

3 Bde.<br />

Günther CD. = W. Günther, Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus. Coblenz<br />

1822—1826. 5 Bde.<br />

Lac. ÜB. = La<strong>com</strong>blet, Urkundenbuch für die <strong>Geschichte</strong> des Nie<strong>der</strong>rheins.<br />

Düsseldorf 1840—1858. 4 Bde.<br />

VR. = Urkunden und Regesten zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Rheinlande aus dem<br />

Vatikanischen Archiv, bearbeitet <strong>von</strong> H. V. Sauerland. Bonn<br />

1902—1912. 6 Bde. (Publikationen <strong>der</strong> Gesellschaft für rhein. Ge¬<br />

schichtskunde. Bd. 23).<br />

Grimm = Weistümer gesammelt <strong>von</strong> Jak. Grimm. Göttingen 1840—1878. 7 Bde.<br />

W mit Ortsnamen = Weistum des betr. Ortes.<br />

Ungedruckte Quellen sind mit * kenntlich gemacht.


Einleitung.<br />

Das Gebiet <strong>der</strong> alten Grafschaft <strong>Virneburg</strong> (in den Quellen<br />

auch Virnenburg geschrieben) verteilt sich heute auf die Kreise<br />

Mayen und Adenau im Regierungsbezirk Coblenz. Gross war<br />

die Grafschaft nicht. Aber die über sie geboten, nahmen eine<br />

Zeitlang in <strong>der</strong> rheinischen <strong>Geschichte</strong> eine bedeutsame Stelle<br />

ein. Die Grafschaft teilt mit mancher an<strong>der</strong>n Herrschaft das<br />

Geschick, dass sie unvermittelt zur Bedeutung gelangt, eine<br />

Weile auf <strong>der</strong> Höhe bleibt und sinkt, bis dann eine neu sich durch¬<br />

setzende Ordnung die altersschwache hinwegfegt. Die vorliegende<br />

Arbeit ist bis auf Robert IV. <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, als den glänzendsten<br />

Vertreter seines Geschlechts, geführt.


Die Entwicklung des Besitzstandes <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>.<br />

Die Lehnbeziehungen.<br />

Die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> treten auf im Gebiete des alten Mayengaues.<br />

Der erste Graf, sowie das castellum <strong>Virneburg</strong> sind um das Jahr<br />

1112 sicher bezeugt. 1) Das Kastell muss aber schon früher bestanden<br />

haben; denn wir treffen für das Jahr 1052,_ einen nach ihm benannten<br />

Bern de U i r n i b u r c an. 2) Das Jahr 1229 bringt uns die erste grössere<br />

Nachricht über die Grafschaft. 3) Sie erscheint bereits als Familien- und<br />

Erbgut. Allerdings hören wir nichts vom Umfang <strong>der</strong> Grafschaft, wohl<br />

<strong>von</strong> Lehen, die sonst zu ihr gehören. Es werden da erwähnt die<br />

Vogteien zu Mertloch, Einig, Nachtsheim und <strong>der</strong> Hof Mayen, sowie ein<br />

Allod' zu Elz. Die genannten Vogteien und <strong>der</strong> Hof in Mayen sind<br />

trierische Lehen. Die Urkunde, auf die wir uns hier stützen, behandelt<br />

die Erbteilung unter den Brü<strong>der</strong>n Hermann und Philipp <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>.<br />

Hermann, <strong>der</strong> allein den <strong>Grafen</strong>titel führt, erhält die Grafschaft, die selbst<br />

wohl nur aus dem Gerichtsbezirk des Tales <strong>Virneburg</strong>, dessen im Jahre<br />

1336 Erwähnung getan wird, bestehen dürfte. Mit <strong>der</strong> Grafschaft bleibt<br />

die Vogtei Nachtsheim vereint. Nachtsheim ist nämlich <strong>Virneburg</strong><br />

benachbart. Die Vogtei Mayen wurde dem Bru<strong>der</strong> des <strong>Grafen</strong> Hermann<br />

zugesprochen. Sie ist in <strong>der</strong> Folgezeit im Besitze eines Rittergeschlechtes<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, das wohl <strong>von</strong> jenem Philipp seinen Ausgang genommen<br />

hat. Die Vogteien zu Mertloch und Einig rühren vom Pellenzlehen her.<br />

Beide Orte gehörten nämlich zur Münstermaifel<strong>der</strong> Pellenz, die den<br />

<strong>Virneburg</strong>ern <strong>von</strong> den Pfalzgrafen bei Rhein verliehen worden ist. 4) Zur<br />

Vogtei Mertloch gehört ein Wald zwischen Elz, Drill- und Alkenbach,<br />

auf den Philipp zugunsten seines Bru<strong>der</strong>s verzichtete. Die Burg Monreal,<br />

') MR. ÜB. I, 488 Nr. 425. -<br />

2) MR. ÜB. I, 395 Nr. 339. -<br />

•'


— 10 —<br />

<strong>der</strong> zweite Sitz <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>, ist zur Zeit <strong>der</strong> Erbteilung erst erbaut worden<br />

und zwar im Gebiete <strong>der</strong> Jurisdiktion Philipps, bemerkenswert genug, da<br />

die Burg später auch als trierisches Lehen erscheint.<br />

Der Hof Minkelfeld (Kreis Mayen), <strong>der</strong> sich im Besitz <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong><br />

befand, wurde schon im Jahre 1219 aufgegeben. Graf Hermann schenkte<br />

seine Rechte auf diesen Hof „ob anime remedium" <strong>der</strong> benachbarten<br />

Kirche Lonnig. 1)<br />

Wir bemerken auch bei den <strong>Grafen</strong> früh schon das Streben, bei<br />

Besitzerwerbungen ihr Ziel weiter zu stecken. Graf Hermann hatte die<br />

Tochter des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Nassau und <strong>der</strong> Elisa <strong>von</strong> Schaumburg, Gräfin<br />

<strong>von</strong> Nassau, heimgeführt. Das gab ihm Anrecht auf das väterliche Erbe<br />

seiner Schwiegermutter, die aus dem Hause Isenburg stammte. 2) Dass<br />

Hermann darauf bedacht war, eine Schmälerung des Erbes nicht zu<br />

gestatten, zeigt uns eine Urkunde vom Jahre 1217, in <strong>der</strong> er nachträglich<br />

eine <strong>von</strong> ihm angefochtene Schenkung seiner Schwiegermutter an das<br />

Kloster Eberbach (Rheingau) bestätigte. 3) Im Jahre 1222 konnte Graf<br />

Hermann das Erbgut seiner Gemahlin Lukarde <strong>der</strong> Grafschaft einver¬<br />

leiben. Bei dieser Gelegenheit kam es über die Erbschaft zu einem Streit<br />

mit dem Burggrafen Burkhard <strong>von</strong> Querfurt, den <strong>der</strong> Erzbischof Engel¬<br />

bert <strong>der</strong> Heilige <strong>von</strong> Köln schlichtete. 4) Darnach erhielt Hermann Schloss<br />

Schaumburg (Schoweburgh) a. d. Lahn, den vierten Teil des Schlosses<br />

Leiningen (Hunsrück) und Rechte an den umliegenden Wäl<strong>der</strong>n, ins¬<br />

gesamt den dritten Teil <strong>der</strong> ganzen Erbschaft. Der Burggraf wurde<br />

verpflichtet, dem <strong>Grafen</strong> eirfe Rente zu zahlen und Lehnsmann des <strong>Grafen</strong><br />

zu sein; denn nur mit <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> Erlaubnis sollte er <strong>von</strong><br />

dem Erbgut etwas veräussern dürfen. Ueberhaupt steht den <strong>Grafen</strong><br />

gegebenenfalls das Vorkaufsrecht zu.<br />

Das in <strong>der</strong> Teilungsurkunde <strong>von</strong> 1229 vorliegende Bild zeigt uns<br />

also einen entwicklungsfähigen Embryo des späteren virneburgischen<br />

Territoriums. Schon ist <strong>der</strong> Ansatz gemacht, Besitzstücke <strong>der</strong> Nachbar¬<br />

schaft in den Machtbereich <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> hineinzubeziehen. Im Laufe des<br />

13. Jahrhun<strong>der</strong>ts wächst die Bedeutung des <strong>Grafen</strong>geschlechtes. Als<br />

mächtige Herren erscheinen sie unter <strong>der</strong> Regierung des Kurfürsten<br />

Balduin <strong>von</strong> Trier. Und da gibt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1336<br />

die zweite Etappe in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Grafschaft.<br />

In diesem Jahre verkaufte Graf Robert dem Erzbischof Balduin für<br />

2200 Florentiner Gulden die <strong>Virneburg</strong>. 5) Als Pfand stellt er eine Rente<br />

<strong>von</strong> 200 Florentiner Gulden aus den Einkünften, die er aus folgenden<br />

Dörfern bezieht: aus Arbach 10 Malter Roggen und 38 Ml. Hafer (even),<br />

aus Baar 5 Ml. Futterhafer, aus Freilingen 4 Ml. Roggen und 30 Ml.<br />

Hafer, aus Lierstall (Leppelzal) 8 Ml. Roggen und 14 Ml. Hafer, aus<br />

') MR. ÜB. III, 106—07 Nr. 110. — MR. Reg. II, 391 Nr. 1433.<br />

2) Schliephake, <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> Nassau I, 267, Wiesbaden 1866—89.<br />

3) MR. Reg. II, 368 Nr. 1343a. — Roth, Geschichtsquellen aus Nassau<br />

I, 3, S. 357, Wiesbaden 1880—84.<br />

4) MR. ÜB. III, 163 Nr. 192. — MR. Reg. II, 427 Nr. 1580.<br />

•>) Beilage 1, Nr. II.


— 11 —<br />

Mannebach Futterhafer und 29 Ml. Hafer, aus Nitz 1 Ml. Mühlenmass<br />

Roggen, 11 Ml. Hafer und 5 Ml. Futterhafer, aus Retterath 8 Ml.<br />

Roggen, 33 Ml. Hafer und Futterhafer, aus Uess 6 Ml. Hafer, aus<br />

<strong>Virneburg</strong> 12 Ml. Roggen uf ein mulen, 6 Ml. Roggen, 20 Ml. Hafer,<br />

1 Schwein und an Gerichtsgefällen 10 Mark Pfennige, aus Wan<strong>der</strong>ath<br />

(Wamentrade) 2 Ml. Roggen und 10 Ml. Hafer, aus Elz (Oberelz) 14 Ml.<br />

Hafer und Futterhafen (die genannten Orte gehören heute zum Kreis<br />

Adenau), aus Boos 12 Ml. Roggen und 30 Ml. Hafer, vom dortigen Hofe<br />

2 Ml. Roggen und 6 Ml. Hafer, aus Luxem 10 Ml. Roggen und 20 Ml.<br />

Hafer, aus Weiler 20 Ml. Hafer und Futterhafer (Orte, die zum Kreis<br />

Mayen gehören), aus Drachelnburg (?) 2 Ml. Roggen und 8 Ml. Hafer,<br />

aus Bey (?) 14 Ml. Flafer und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mühle zu Nussschnulen (?) 1 Ml.<br />

Hafer. Dazu treten Abgaben aus einigen Vogteien, so <strong>von</strong> <strong>der</strong> zu<br />

Müsch 25 Ml. Roggen, 33 Ml. Hafer nach Mayener Mass und 16 Mark<br />

Pfennige, aus Nachtsheini 6 Ml. Roggen, 30 Ml. Hafer und Futterhafer,<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Bede zu Mertloch 55 Ml. Roggen und vom Zehnten zu Uersfeld<br />

4 Ml. Roggen, 18 Ml. Hafer und 24 Ml. Hafer, die Lehen sind.<br />

In den meisten <strong>der</strong> aufgezählten Dörfer können wir, wenn nicht<br />

den Umfang <strong>der</strong> Grafschaft, so doch mindestens das Eigen <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong>er<br />

in <strong>der</strong> Grafschaft erblicken, indem wir da eine Urkunde vom<br />

Jahre 1339 heranziehen, die vom Eigengut <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> spricht. Zudem<br />

wird, wie wir gleich sehen werden, in einigen dieser Dörfer schon vor<br />

1336 gräfliches Eigen erwähnt. An<strong>der</strong>e, also Arbach, Baar, Freilingen,<br />

Wan<strong>der</strong>ath, Lierstall, Nitz, Luxem, Mannebach, Oberelz, Retterath, Virne¬<br />

burg und Weiler erscheinen im Jahre 1789 noch im Gefüge <strong>der</strong> Graf¬<br />

schaft. 1) An den Gerichtsbezirk im Tale zu <strong>Virneburg</strong>, dessen in <strong>der</strong><br />

vorliegenden Urkunde zum ersten Mal gedacht ist, sind allmählich wohl<br />

jene Orte angeglie<strong>der</strong>t worden.<br />

Von den erwähnten Abgaben soll nun Balduin den Wert <strong>der</strong> 2200<br />

Gulden erheben dürfen. Der Rest soll für die Kosten <strong>der</strong> Burghut<br />

verwandt werden. Als Termin des Rückkaufs ist festgesetzt eine Zeit vor<br />

dem 8. September des nächsten Jahres (1337). Ist bis dahin <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>¬<br />

kauf noch nicht erfolgt, dann soll die Burg in den folgenden Jahren<br />

14 Tage vor o<strong>der</strong> nach dem Lichtmesstage dem <strong>Grafen</strong> zum Kauf bereit<br />

stehen. Unterdes verwaltet Ritter Paul <strong>von</strong> Eich als Amtmann des Erz¬<br />

bischofs die Burg. Wenn aber die zur Verfügung gestellte Gülte noch<br />

nicht ausreichen soll, dann hat Balduin das Recht, sich an des <strong>Grafen</strong><br />

sonstiges Gut zu halten.<br />

Der Verkaufsbrief zeigt, wie gesagt, ein erweitertes Bild <strong>der</strong> Graf¬<br />

schaft, was uns berechtigt, mit dem Jahre 1336 einen zweiten Abschnitt<br />

in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Grafschaft zu bilden. Ueberschauen wir nunmehr<br />

die Zeitspanne <strong>von</strong> 1229 bis zum Jahre 1336. Wie hat sich da <strong>der</strong> gräf¬<br />

liche Besitz weiter entwickelt?<br />

i) Erläuterungen zum geschichtl. Atlas <strong>der</strong> Rheinprvz. II, 378, bearb. <strong>von</strong><br />

Fabricius. 12. Bd. <strong>der</strong> Publikationen <strong>der</strong> Gesellschaft für rhein. Geschichtskunde,<br />

Bonn 1898.


12<br />

Weifen wir zunächst unsern Blick auf das Eigengut. Da lag<br />

innerhalb <strong>der</strong> Grafschaft Retterath, das 1270 vom <strong>Grafen</strong> Heinrich als<br />

sein Allod bezeichnet wird. Es heisst „tout ce que nous a<strong>von</strong>s a Rettheroyde<br />

nostre ville, la queils chose estoit nostre alleux." Graf Heinrich I.<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> und sein Sohn Robert trugen 1270 das Dorf dem <strong>Grafen</strong><br />

Heinrich <strong>von</strong> Luxemburg zu Lehn auf gegen Empfang <strong>von</strong> 200 Pfd.<br />

trierischen Geldes.') Da<strong>von</strong> sind 100 Pfd. ausbezahlt worden, die für<br />

Retterath gelten. Für die übrigen 100 Pfd. erhielt Heinrich eine Rente<br />

<strong>von</strong> 10 Pfd. zu Echternach angewiesen. Die luxemburgische Lehnshoheit<br />

über Retterath sollte auch für die spätem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> gelten.<br />

Graf Heinrich ist dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Luxemburg „loialment en bonne foi"<br />

als sein Vasall verbunden.<br />

Graf Hermann, <strong>der</strong> 1238 als Mönch ins Kloster Himmerode eintrat,<br />

schenkte in seiner frommen Stimmung diesem Kloster 1238 einige Güter,<br />

die er sich selbst erworben hatte, nämlich ein praedium zu Boos und<br />

23 Morgen Land zu Thür (Krs. Mayen).-) Die Güter zu Thür müssen<br />

irgendwie trierische Lehn gewesen sein; denn es sollen 30 kölnische<br />

Denare an die Trierer Domkirche gezahlt werden.<br />

Schreiten wir aus <strong>der</strong> Grafschaft hinaus zunächst an die Mosel.<br />

Da beziehen die <strong>Grafen</strong> aus Valwig den Zehnten. Graf Heinrich I.<br />

bestimmte in seinem Testament vom Jahre 1289 einen Teil dieses Zehnten,<br />

ein Fu<strong>der</strong> Wein (carrata vini), zur Ausstattung <strong>der</strong> Monrealer Pfarr¬<br />

kirche. 3)<br />

Steigen wir <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mosel wie<strong>der</strong> nordwärts hinauf, so treffen<br />

wir zunächst den Hof Spurzenheim bei Monreal (heute verschwunden)<br />

als gräfliches Eigentum an. Im Jahre 1295 wurde Graf Robert gegen<br />

Empfang <strong>von</strong> 150 kölnischer Mark Bürger <strong>der</strong> Stadt Köln. 4) Er leistete<br />

den Bürgereid und die Konzivilität verpflichtete ihn, <strong>der</strong> Stadt beizu¬<br />

stehen und in Notfällen sich dort einzulagern. Bei dieser Gelegenheit<br />

nun übergab er seinen ererbten Hof Spurzenheim <strong>der</strong> Stadt, um ihn <strong>von</strong><br />

ihr zu Lehn zu tragen (iure concivilitatis) — doch nicht in seiner Eigen¬<br />

schaft als Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, son<strong>der</strong>n als Inhaber <strong>der</strong> Herrschaft<br />

Monreal. Der weiter nordwärts gelegene Hof zu Langenbahn (in <strong>der</strong><br />

Gemeinde Rieden; heute nicht mehr vorhanden) wurde vor dem Jahre<br />

1263 aus dem gräflichen Besitz herausgelöst. Rosemann, Herr zu Kempe¬<br />

nich, bekundet 1263, dass Friedrich, olim dominus in <strong>Virneburg</strong>, den<br />

Hof dem Kloster Rommersdorf (bei Engers) geschenkt habe. 5) Auf<br />

dem Wege des Verkaufs trennt sich <strong>der</strong> Hof Kell, nordöstlich des Laacher<br />

Sees, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Grafschaft. Heinrich I. verkaufte ihn im Einvernehmen<br />

mit seiner Gattin und seinen Kin<strong>der</strong>n i275 für 200 Mk. an das Kloster<br />

Maria Laach. B) Zu Rübenach (Krs. Coblenz) hatte sich Robert Güter des<br />

') MR. Reg. III, 569 Nr. 2522. — Beilage 1, Nr. 2.<br />

') MR. ÜB. 111, 483 Nr. 634. — MR. Reg. II, 19 Nr. 86.<br />

3) MR. Reg. IV, 377 Nr. 1663. — Beilage 1, Nr. 4.<br />

4) MR. Reg. IV, 545 Nr. 2439. — Lac. ÜB. II, 565 Nr. 956.<br />

■"')Günther CD. II, 319 Nr. 202.<br />

6) MR. Reg. IV, 52 Nr. 231. — Günther CD. II. 409 Nr. 268.


— 13 —<br />

dortigen Vogts erworben. Diese schenkte er 1312 seinem Getreuen, dem<br />

Ritter Peter <strong>von</strong> Elz. 1)<br />

Von Rübenach wenden wir unsern Weg zum Rhein ins Lahntal<br />

hinein nach Schaumburg. Wir haben gesehen, dass Graf Hermann diese<br />

Burg in Gemeinschaft mit dem Burggrafen <strong>von</strong> Querfurt besass. 2) Dessen<br />

Anteil muss später au die Herren <strong>von</strong> Isenburg gefallen sein; denn 1232<br />

entschied Erzbischof Theo<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> Trier einen Streit des <strong>Grafen</strong><br />

Hermann mit den Brü<strong>der</strong>n Heinrich und Gerlach <strong>von</strong> Isenburg. 3) Danach<br />

hatten beide Parteien gleiches Anrecht auf die Burg. Graf Hermann<br />

hatte auf seinem Teil zu bauen begonnen, und die Isenburger wollten es<br />

ihm wehren. Da kam es zum Streit. Theo<strong>der</strong>ich sprach beiden Parteien<br />

das Baurecht auf ihrem Anteil zu. Damit die <strong>com</strong>positio nicht gebrochen<br />

würde, stellten die Parteien sich gegenseitig einige Güter zum Pfand. Da<br />

hören wir denn, dass die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> an die Herren <strong>von</strong><br />

Isenburg den Zehnten zu Zeuzheim (bei Hadamar) und einen Hof zu<br />

Hadamar als Lehn ausgetan haben. Welche Besitzstücke nun zu Schaumburg<br />

gehörten, erfahren wir aus einer Urkunde, die um das Jahr 1320<br />

ausgestellt worden ist. Eine Schuldenlast zwang <strong>Grafen</strong> Ruprecht, die<br />

schaumburgischen Güter zu verkaufen. 4) Es sind <strong>der</strong> Zehnte zu Fachingen<br />

an <strong>der</strong> Lahn, ein Gut zu Birlebach, zu Wasenbach, zu Habscheid und zu<br />

Hahnstetten (alle im Krs. Diez); ferner ein Gut zu Berbach, Furbach<br />

(nicht mehr vorhanden, lag bei Ketternschwalbach, r') zu Michelbach und<br />

Hohenfels (alle im Untertaunuskreis). Auf diesen Gütern sitzen gräfliche<br />

Eigenleute. Das schaumburgische Gut ist also ein Streubesitz über den<br />

Taunus hin nach Mainz zu. Ausserdem führt Graf Robert noch Besitz¬<br />

tum zwischen Montabaur und <strong>der</strong> Höhe auf, nämlich Gülten, Zinsen,<br />

Renten, Gefälle <strong>von</strong> Holz, Feld, Wiesen und Aeckern, sowie Eigenleute.<br />

Der ganze Güterkomplex ist an Reinhard <strong>von</strong> Westerburg und seine<br />

Burgleute verpfändet worden. Ritter Wolf gestattet dem <strong>Grafen</strong> den<br />

Wie<strong>der</strong>kauf für 900 kleine Gulden, mit <strong>der</strong> Bestimmung, dass das ver¬<br />

kaufte Gut auch zur Hälfte wie<strong>der</strong> eingelöst werden könne.<br />

Ein Mittelglied zwischen den beiden getrennten Besitzgebieten<br />

rechts und links des Rheins stellte Graf Robert her, indem er die Herr¬<br />

schaft Wied erwarb. Es geschah dies im Jahre 1306. ß) Robert kaufte<br />

dem Sigfried <strong>von</strong> Eppstein den Teil <strong>der</strong> Grafschaft Wied ab, den die<br />

Eppsteiner geerbt hatten, nämlich die Schlösser Nie<strong>der</strong>wied (Altwied bei<br />

Neuwied) und Olbrück am Brohlbach. Die wichtigste Besitzung ist<br />

Nie<strong>der</strong>wied, da mit ihr pfälzische Lehnstücke verbunden sind. Die<br />

Schlösser selbst sind kölnische Lehen. Erzbischof Heinrich <strong>von</strong> Köln<br />

aus virneburgischem Geschlecht belehnte seinen Neffen, <strong>Grafen</strong> Robert,<br />

') Gudenus, Codex diplomaticus II, 1006 Nr. 73, Frankfurt 1747<br />

-') S IC.<br />

:1). MR. ÜB 111, 368 Nr. 471. — MR. Reg. II, 540 Nr. 2042.<br />

4) Beilage 1, Nr. 8.<br />

•r>) Seh fiep hake, a. a. O. 2,51.<br />

°) Günther CD. III, 117 Nr. 26.


— 14 —<br />

mit Olbrück und Nie<strong>der</strong>wied. Die Belehnung des <strong>Grafen</strong> mit den<br />

pfälzischen Lehen erwirkte Sigfried <strong>von</strong> Eppstein 1307 vom Pfalzgrafen<br />

Ruprecht. Der Verkaufsbrief gibt nur summarisch an, was zu den Burgen<br />

gehört: Herrschaftsrechte, Gerichte, Vasallen, Ministerialen, Eigenleute,<br />

Acker, Weide, Wald u. a. Im Besitz <strong>der</strong> Herrschaft nennt sich Robert<br />

aucji Graf <strong>von</strong> Wied. Das castrum Nie<strong>der</strong>wied wurde zunächst mit <strong>der</strong><br />

zugehörigen Herrschaft den Edlen Hermann, Herren zu Solms, und<br />

Dietrich <strong>von</strong> Runkel übergeben, bis Graf Robert die Kaufsumme bezahlt<br />

hätte. 3) 1319 verkaufte Robert Burg und Herrschaft Wied dem Godewart<br />

<strong>von</strong> Sayn. Anlass zum Verkauf war die Schuldenlast, die auf Robert und<br />

seinem Oheim, dem Kölner Erzbischof, wegen des Erwerbs <strong>der</strong> Burg<br />

Vollmunstein (Vollmarstein an <strong>der</strong> Ruhr) lastete. Doch wahrt sich Robert<br />

seine Herrschaftsrechte, indem er unbefugten Burgbau zu verhin<strong>der</strong>n den<br />

Godewart verpflichtet. 2) Die Einlösung <strong>der</strong> Herrschaft ist wie<strong>der</strong> erfolgt;<br />

denn im Jahre 1329 wurde sie schon wie<strong>der</strong> vom <strong>Grafen</strong> Robert im<br />

Einverständnis mit Mutter, Brü<strong>der</strong>n und Söhnen an Ritter Dietrich Meynfel<strong>der</strong><br />

aus An<strong>der</strong>nach verkauft. 3) Interessant ist die Angabe <strong>der</strong> Be¬<br />

dingungen, unter denen die Herrschaft wie<strong>der</strong> eingelöst werden kann.<br />

Man sieht hier, wie leicht bei <strong>der</strong>artigen Verpfändungen Lehnsverhältnisse<br />

entstehen können. Die Herrschaft Wied, um 2500 Mk. An<strong>der</strong>nacher<br />

Währung verkauft, kann mit 2000 Mk. wie<strong>der</strong> eingelöst werden. Für die<br />

übrigen 500 Mk. sollen die <strong>Grafen</strong> in ihrem zur Herrschaft Wied<br />

gehörigen Gut dem Ritter eine Rente <strong>von</strong> 50 Mk. anweisen. Wenn aber<br />

die <strong>Grafen</strong> die 500 Mk. glatt bezahlen, so soll Ritter Dietrich den <strong>Grafen</strong><br />

eine Rente zu Lehn auftragen und <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> Mann sein. Wahrscheinlich<br />

ist die Herrschaft wie<strong>der</strong> eingelöst worden. Sie fiel al^Erbteil seiner<br />

Gattin, einer Tochter des <strong>Grafen</strong> Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, aiiNKilhelm <strong>von</strong><br />

Isenburg-Braunsberg, <strong>der</strong> die alte Grafschaft Wied neu erstehen lässt. 1)<br />

Zu Wied scheinen auch die Höfe in den Dörfern Oberbieber, Hayn und<br />

Mieln zu gehören, die Graf Robert 1310 dem Mainzer Erzbischof<br />

aufliess. 5)<br />

Dem Erwerb <strong>von</strong> Eigengut parallel geht, wie wir bereits bemerken<br />

konnten, die Aufnahme <strong>von</strong> Lehnsbesitz, sei es nun, dass die <strong>Grafen</strong> selbst<br />

Lehn in Empfang nehmen, o<strong>der</strong> sei es, dass sie als Lehnsherren Gut aus¬<br />

geben und sich so eine sichere Stütze ihrer Macht und ihres Ansehens<br />

schaffen.<br />

Ein Hof und Hofgüter zu Kottenheim (Krs. Mayen), den die<br />

<strong>Grafen</strong> ausgetan hatten, wurden im Jahre 1235 dem bisherigen Lehns¬<br />

inhaber zu freiem Eigentum überlassen/') Lehnsgut werden auch die<br />

* 1) St. A, Koblenz, Kopiar 1, Nr. 34, 1306 Dez. 21.<br />

z) Fischer, Gcschlechtsrcgistcr <strong>der</strong> Häuser Iscnburg, Wied und Runkel<br />

Nr. 99, Mannheim 1775. — St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 54.<br />

:l) Beilage 1, Nr. 9.<br />

4) Günther CD. III, S. 9<br />

6) S. S. 22.<br />

,;) MR. ÜB. III, 423 Nr. 547. -- MR. Reg. II, 574 Nr. 2195.


— 15 —<br />

Güter zu Güls gewesen sein, die Otto <strong>von</strong> Mendig mit Erlaubnis des<br />

<strong>Grafen</strong> Heinrich 1254 an das Servatiuskloster zu Maestricht verkaufte. 1)<br />

Sie bestanden, wie eine Urkunde <strong>von</strong> 1363 ersehen lässt, aus einem Hof<br />

mit seinen Zugehörigkeiten. 2) War 1235 ein Gut zu Kottenheim aufgegeben,<br />

so trat im Jahre 1267 ein neues an seine Stelle. Zugleich mit seiner Burg<br />

Bell trug Ritter Hermann <strong>von</strong> Bell auch seinen Hof zu Kottenheim dem<br />

<strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> als ein erbliches Lehn auf. 3) Er leistete dem<br />

<strong>Grafen</strong> „fidelitatem, que vulgariter ledicheit appellatur", d. h. er verpflich¬<br />

tete sich, den <strong>Virneburg</strong>ern die Burg Bell zu öffnen, wenn man im Kriegs¬<br />

falle <strong>der</strong> Burg benötigte. Graf Heinrich verlieh 1280 die Burg wie<strong>der</strong><br />

mit dem Charakter eines virneburgischen Offenhauses den Brü<strong>der</strong>n<br />

Walther, Gerlach und Hermann <strong>von</strong> Bell. 4) Als Hermann und Rulmann<br />

<strong>von</strong> Bell die Burg 1336 dem Erzbischof Balduin zu Lehn auftrugen, be¬<br />

durften sie hierzu <strong>der</strong> Genehmigung des <strong>Grafen</strong> Robert, <strong>der</strong> sich seine<br />

Rechte an <strong>der</strong>Burg vollauf wahrt. 6) Allerdings darf er sie nicht zum<br />

Stützpunkt einer Operation gegen trierischen Besitz machen, was eben¬<br />

falls dem Erzbischof verwehrt ist, wollte er einen Anschlag gegen Virne¬<br />

burg unternehmen. Wir sehen also eine Kreuzung <strong>der</strong> Interessensphären,<br />

die bezweckt, sich im Kriegsfalle an einer für beide Parteien wichtigen<br />

Stelle zu decken. Das gleiche Interesse, das <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> an<br />

Bell hat, dürfte auch <strong>der</strong> Kurfürst <strong>von</strong> Trier hegen. Sind doch die <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> und Balduin <strong>von</strong> Trier mehr als einmal aneinan<strong>der</strong><br />

geraten. In <strong>der</strong> hintern Pellenz, einem trierisch-pfälzischen Lehn, gelegen,<br />

ist Schloss Bell für beide Parteien zur Sicherung ihrer Rechte gleich<br />

geeignet. Als Lehnsherr <strong>der</strong>er <strong>von</strong> Arka (Coblenzer Rittergeschlecht)<br />

willigte Graf Heinrich 1275 in den Verkauf <strong>der</strong> Güter und Hofrechte am<br />

Hofe <strong>der</strong> Abtei Marienstatt zu Metternich (bei Coblenz) ein. Die Ritter<br />

sind verpflichtet, entsprechende Lehnsgüter als Ersatz zu stellen. 6) Aus<br />

dem Testament des <strong>Grafen</strong> Heinrich hören wir noch, dass die <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> den Höfen des Heinrich <strong>von</strong> Polch den Zehnten beziehen. 7) Weiter<br />

hinunter an den Nie<strong>der</strong>rhein führt uns ein Lehnsrevers aus dem Jahre<br />

1327. Burkhard, Herr <strong>von</strong> Bruch, trug dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

seinen Hof Speldorp supra Ruram (Speidrop Krs. Rees) zu Lehen auf. 8)<br />

Wie an<strong>der</strong>e gleichen Ranges verschmähen es auch die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong> nicht, Lehnsträger mächtigerer Herren zu werden. Die<br />

späteren Territorialherren belieben es, durch Lehen ihren Besitz zu vergrössern.<br />

Und gerade bei den <strong>Virneburg</strong>ern gibt ein grosses Lehnsstück<br />

den <strong>Grafen</strong> erst das rechte Ansehen. Es ist das Pellenzlehen, das die<br />

i) MR.Reg. III, 253 Nr. 1095.<br />

2) Compte rendu des scances de la <strong>com</strong>mission royalc d' histoire, Serie 3,<br />

Bd. 9, im cartulairc du chapitre de saint Servais, Brüssel 1867.<br />

3) Beilage 1, Nr. 1.<br />

4) Beilage 1, Nr. 3.<br />

•') Günther CD. III, 338 Nr. 214. !<br />

«) MR. Reg. IV, 42 Nr. 191. — Günther CD. II, 405 Nr. 265.<br />

') Beilage 1, Nr. 4.<br />

* 8) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 97, 1327 Mai 4.


— 16 —<br />

Pfalz an die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ausgetan hat. Im Jahre 1304 schenkte<br />

Graf Robert dem Kloster Marienstatt (bei Hachenburg, Westerwald) als<br />

Ersatz für den Schaden, den sein Sohn Robert dem Kloster zugefügt hatte,<br />

Güter bei Thür, die er „de Palatia" besitze. 1) „De Palatia habere" kann<br />

nun bedeuten, Lehen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Pfalzgrafschaft, o<strong>der</strong> Besitz, <strong>der</strong> dem <strong>Grafen</strong><br />

als dem Inhaber des Pellenzlehns zusteht. Beides fällt in eins zusammen;<br />

Pellenz und Pfalz — die Rheinpfalz nämlich — stehen zu einan<strong>der</strong> in<br />

Beziehung. Die Pellenz ist eine „Landschaft", zum Teil <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>eifel<br />

vorgelagert, zum Teil ein Stück des Maifeldes bei Coblenz umfassend.<br />

Die Grenze sei hier zunächst allgemein angegeben; das Land südlich <strong>der</strong><br />

Linie An<strong>der</strong>nach—Laacher See bis zur Mosel hin.<br />

Pellenz bedeutet Pfalz. Schon 1232 finden wir die Bezeichnung<br />

palatia für das Pellenzhochgericht. 2) Die deutschen Schreibungen sind<br />

Palentz o<strong>der</strong> Pfalenz (1371) und Pellenze (1372). 3) 13Q9 spricht Ritter<br />

Johann <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> in dem Lehnrevers für den Pfalzgrafen <strong>von</strong> seinen<br />

Lehnsgütern in <strong>der</strong> Pfalnze. Das ist die Pellenz, da die zu ihr gehörigen<br />

Orte Trimbs, Hausen, Betzing und Ettlingen genannt sind. 4) Den Titel<br />

des Pfaizgrafen bei Rhein finden wir 1371 geschrieben als Pallentzgraue. 0)<br />

Die Pellen? ghörte zu dem mittelrheinischen Besitz <strong>der</strong> Pfalzgrafen. Eine<br />

Urkunde <strong>von</strong> 1230 besagt, dass die „parochiani" <strong>von</strong> Thür dem Pfalzgrafen<br />

schon seit alters, „ab antiquo tempore", einige pfalzgräfliche Abgaben zu<br />

leisten hätten. 1) Das Abkommen des Kurfürsten Johann <strong>von</strong> Trier im<br />

Jahre 1545 bei <strong>der</strong> virneburgischen Erbschaftsfrage spricht da<strong>von</strong>, die<br />

Pellenz sei seit alter Zeit vom Erzstift Trier lehnsrührig und sei <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

kurfürstlichen Pfalz an die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> zu Afterlehn ausgetan<br />

worden. 0)<br />

Man spricht <strong>von</strong> einer grossen o<strong>der</strong> hintern und einer kleinen o<strong>der</strong><br />

vordem Pellenz. Die grosse Pellenz liegt links vom Nettebach. Sie er¬<br />

streckt sich östlich gegen An<strong>der</strong>nach zu, westlich stösst sie an die Mayener<br />

Gemarkung und nördlich umschliesst sie fast den Laacher See. Sie war<br />

ein Hochgerichtsbezirk mit 14 Heimburgschaften. Nach dem Pellenzweistum<br />

7) sind es die Dörfer Ettringen, Hausen, Kottenheim, Mendig<br />

(Nie<strong>der</strong>mendig), Thür, Trimbs, Welling, Nickenich, Wassenach, Bell,<br />

!) Günther CD. III, 111 Nr. 18.<br />

-) MR. ÜB. III, 361 Nr. 461.<br />

n) Günther CD. III, 745Nr.524: 764 Nr. 539.<br />

4) Günther CD. III, 947 Nr. 664.<br />

* 6) St. A. Koblenz, Rcichsgrafschft. <strong>Virneburg</strong>, Or., Pg., 1371.<br />

6) MR. ÜB. III, 312 Nr. 393. . . . pensa annone iure palatini <strong>com</strong>itis attinentis<br />

neenon<br />

<strong>com</strong>itis.<br />

super quadam exaetione de hospitiis et procuratione prefati<br />

') Günther CD. V, 282—83 ... die auch gleicherweise <strong>von</strong> unseren<br />

vorältern seligen unie uns durch die <strong>von</strong> Virnenburgh zu je<strong>der</strong>zeit, vvan sich<br />

das <strong>von</strong> recht o<strong>der</strong> nach gewonheit gedachter churfürstlichen pfaltzs geburet<br />

liatt, empfangen worden sindt.<br />

«) Grimm VI, 621.


— 17 —<br />

Eich, Kretz 1), Plaidt und Fressen. Von den Heiniburgen dieser Orte sind<br />

1230 als assessores <strong>der</strong> Richter auf dem Mendiger Berge, wo das Hoch¬<br />

gericht seinen Sitz hat, schon genannt <strong>der</strong> Heimburg <strong>von</strong> Ettlingen, Bell,<br />

Eich, Plaidt, Kretz, Thür, Nickenich, Wassenach und Fressen. Da <strong>von</strong><br />

den Richtern totius provincie in monte Mendig gesprochen wird, geht<br />

daraus hervor, dass die Orte zur Pellenz gehören, die Pellenz also ein<br />

geschlossener Bezirk ist. Die 14 Heimburgen erwähnt dann eine Ur¬<br />

kunde <strong>von</strong> 1348. 2) Nicht dem Hochgericht unterstehen die Orte Kruft<br />

und Obermendig. Kruft wurde im Jahre 1232 <strong>von</strong> <strong>der</strong> Pellenzhochgerichtsbarkeit<br />

eximiert; 3) Obermendig gehörte zum Stift St. Florin in<br />

Coblenz. 4)<br />

Die kleine o<strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e Pellenz bildet einen Teil des Maifeldes.<br />

Sie war gleichfalls Hochgericht mit dem Gerichtssitz zu Münstermaifeld,<br />

in den Quellen auch einfach Münster genannt. Der Hochgerichtsbezirk<br />

umfasste 24 Heimburgschaften r') mit Namen Münster, Dreckenach, Einig,<br />

Gering, Gierschnach, Gondorf, Hatzenport, Kalt, Karden, Keldung, Ker¬<br />

ben, Kollig, Küttig, Lasserg, Löf, Mertloch, Mörz, Moselkern, Moselsürsch,<br />

Müden, Naunheim, Nie<strong>der</strong>fell, Pillig und Ruber. 11) Beide Pellenzen<br />

werden auch einfach nach dem Sitz des Hochgerichts die Pellenz zu<br />

Münster und zu Mendig genannt. 7) Nun werden aber in den Lehns¬<br />

reversen <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong>er gegen die Pfalzgrafen noch an<strong>der</strong>e Gerichte<br />

als unter den Begriff <strong>der</strong> grossen und kleinen Pellenz fallend genannt.<br />

Es sind dies die Gerichte auf Bubenheimer Berg (bei Coblenz), auf dem<br />

Drei-Tonnen-Hügel(bei Lonnig), zu Fell, Brohl, Masburg, Beltheim,<br />

Alflen und Sabershausen. Da<strong>von</strong> gehört Fell zur kleinen Pellenz, und<br />

Sabershausen bildet ein Untergericht im Hochgericht Beltheim (Hunsrück).<br />

s Die an<strong>der</strong>n Gerichte sind Hochgerichtsbezirke. Sie gehören<br />

streng genommen nicht zur kleinen o<strong>der</strong> grossen Pellenz, da mit diesen<br />

Begriffen eben das Münsterer und Mendiger Hochgerichi gemeint ist.<br />

Aber sie dürften in altem engern Zusammenhang mit den Pellenzgerichten<br />

stehen.<br />

Alle erwähnten Gerichtsbezirke hatten die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> den Pfalz¬<br />

grafen zu rechtem Mannlehn.") Graf Gerhard erklärt 1371, dass schon<br />

seine Vorfahren <strong>von</strong> den Pfalzgrafen mit den Pellenzen belehnt worden<br />

seien. Im Jahre 1285 wurde <strong>der</strong> Streit des Erzbischofs <strong>von</strong> Trier mit<br />

l) Das Weistum hat die Schreibung Brctzig, ein Verschreiben für Gretzig;<br />

Grezigheisst <strong>der</strong> Ort in einer Urkunde <strong>von</strong> 1232. MR. ÜB. III, Nr. 461. Ein<br />

Spruch des kaiserl. Hofgerichts zu Rottweil <strong>von</strong> 1515 schreibt Krez. Annalen<br />

des hist. Vereins für den Nie<strong>der</strong>rhein, 2. Erg. Bd., 71.<br />

*) Günther CD. III, 516 Nr. 352;<br />

3) MR. ÜB. III, 361 Nr. 461. — MR. Reg. II, 537 Nr. 2032.<br />

-i) Grimm II, 495. III, 821.<br />

5) Grimm II, 487, W. Pellenz 1417.<br />

'•) Fabrizius, a. a. O. 209.<br />

7) Günther CD. III, 618 Nr. 427.<br />

8) Fabrizius, a. a. O. 196.<br />

9) Günther CD. III, 745 Nr. 524; IV, 429 Nr. 202.


— 18 —<br />

dem <strong>Grafen</strong> Heinrich <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>' beendigt. Dem <strong>Grafen</strong> wurde die<br />

Gerichtsbarkeit in „Monasterio in Meinfeit et alibi" — d. h. in <strong>der</strong> Pellenz<br />

— belassen zu dem Rechte, wie sie seinem Vater in Gemeinschaft mit dem<br />

Pfalzgrafen zustand und wie Graf Heinrich selbst sie zur Zeil des Erz¬<br />

bischofs Arnold besessen habe.') Arnold II. hatte <strong>von</strong> 1242 bis 1259 den<br />

Trierer Erzstuhl inne und <strong>der</strong> Pfalzgraf, <strong>von</strong> dem hier die Rede ist, würde<br />

Otto II. sein, <strong>der</strong> <strong>von</strong> 1206—1263 regierte. Demnach kann angenommen<br />

werden, dass die Münsterer Pellenz im ersten Drittel des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

an die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> kam. Wir sahen ja auch die <strong>Grafen</strong> be¬<br />

reits 1229 im Besitz <strong>der</strong> Vogteien Einig und Mertloch. Um dieselbe Zeit<br />

ist auch die grosse Pellenz an die <strong>Grafen</strong> gekommen. Im Jahre 1230<br />

erscheint <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> als Richter in <strong>der</strong> Pellenz; 2) neben<br />

ihm allerdings noch <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> Sayn. Ein Streit des <strong>Grafen</strong> Heinrich<br />

<strong>von</strong> Sayn mit <strong>der</strong> Gemeinde Thür über die pfalzgräflichen Abgaben ist<br />

1230 beigelegt worden. Die Richter auf dem Mendiger Berge bestätigen<br />

nachträglich die Bedingungen, unter denen die Einigung zustande ge¬<br />

kommen war. Als Richter fungieren ein Walpode des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Virne¬<br />

burg und <strong>der</strong> cellerarius Sainensis. Das Nebeneinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

Sayn und <strong>Virneburg</strong> in <strong>der</strong> Pellenz zeigt noch eine Urkunde vom Jahre<br />

1232. 3) Graf Heinrich <strong>von</strong> Sain befreit den Hof und die Hörigen <strong>der</strong><br />

Abtei Laach in Kruft und sonst in <strong>der</strong> Pellenz, wo sie seiner Gerichtsbar¬<br />

keit unterstehen, <strong>von</strong> den pfalzgräflichen Abgaben. Ausserdem eximiert<br />

er Kruft aus dem Hochgerichtsbezirk <strong>der</strong> grossen Pellenz. Dass <strong>der</strong><br />

Graf <strong>von</strong> Sayn <strong>von</strong> pfalzgräflichen Abgaben und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit<br />

<strong>der</strong> Pellenz befreit, während doch schon <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> das<br />

Peilenziehen inne hat, legt die Ansicht nahe, dass zuerst die Sayner<br />

<strong>Grafen</strong> die Pellenz <strong>von</strong> den Pfalzgrafen zu Lehen trugen, und dass sie es<br />

dann an die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ausgaben. Wahrscheinlich im Zu¬<br />

sammenhang mit <strong>der</strong> Grafschaft <strong>Virneburg</strong>; denn diese ist pfälzischsaynisches<br />

Lehen.<br />

Greifen wir hier wie<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Urkunde <strong>von</strong> 1336! Der Graf<br />

<strong>von</strong> Sayn hat seine Zustimmung zum Verkauf <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong> gegeben.<br />

Erörtern wir hier im Anschluss an das Pellenzlehen die Lehensabhängig¬<br />

keit und die Herkunft <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>.<br />

Nach dem Aussterben <strong>der</strong> alten Sayner <strong>Grafen</strong> erbten die <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> Sponheim, mütterlicherseits dem Hause Sayn verwandt, im Jahre<br />

1247 die Besitzungen des letzten <strong>Grafen</strong>. 1) Im folgenden Jahre trat<br />

Heinrich <strong>von</strong> Heinsberg seinem Bru<strong>der</strong>, dem <strong>Grafen</strong> Simon <strong>von</strong> Spon¬<br />

heim, einige Besitzungen aus dem Nachlass des Oheims ab, Besitzungen,<br />

<strong>von</strong> denen es heisst, sie seien <strong>der</strong> Herrschaft Sayn verloren gegangen.<br />

Darunter ist auch <strong>Virneburg</strong> genannt/') 1318 meldet sich dann wie<strong>der</strong><br />

') Acta academica Theod. Palat. VI, 325, Mannheim 1789.<br />

2) MR. ÜB. III, 312 Nr. 393.<br />

3) MR. ÜB. III, 361 Nr. 461. — MR. Reg. II, 537 Nr. 2032.<br />

i) MR. ÜB. III, 681 Nr. 912.<br />

'■>)MR. ÜB. III, 726 Nr. 967.


— 19 —<br />

ein Graf <strong>von</strong> Sponheim zu Wort. Graf Johann tut Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

kund, dass doch die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> <strong>der</strong> Sponheimer Lehns¬<br />

mannen seien und zwar „<strong>von</strong> aldirt als <strong>von</strong> <strong>der</strong> graveschaft wegen <strong>von</strong><br />

Sponheim". Er und seine Neffen Johann und Simon hätten darüber<br />

Lehnsbriefe. Diese Mannschaft habe aber nichts zu tun mit <strong>der</strong>, in <strong>der</strong><br />

Graf Robert sonst dem <strong>Grafen</strong> Johann ergeben sei. 1) Noch 1398 wird<br />

<strong>der</strong> jüngere Graf Simon <strong>von</strong> Sponheim vom Pfalzgrafen mit <strong>der</strong> Graf¬<br />

schaft <strong>Virneburg</strong> (Fyrenburg) belehnt. 2)<br />

Dass ausser den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sponheim auch Sayn noch Lehns¬<br />

ansprüche erhebt, ist weiter nicht auffällig; denn die Häuser Sayn und<br />

Sponheim sind verwandt und <strong>von</strong> den Sponheimern geht die Wie<strong>der</strong>¬<br />

belebung <strong>der</strong> alten Grafschaft Sayn aus, indem Johann <strong>von</strong> Sponheim,<br />

Neffe des letzten <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn aus, sich diesen Titel zulegt. 3) König<br />

Ludwig belehnte 1327 den <strong>Grafen</strong> Johann mit den pfalzgräflichen Lehen<br />

Gottfrieds <strong>von</strong> Sayn, zu denen nebst an<strong>der</strong>n Grafschaften auch <strong>Virneburg</strong><br />

(Vierneburg) gehört. 4) Derselbe Graf gab 1358 dem Pfalzgrafen Rup¬<br />

recht das Lehen Beilstein auf und behielt die Grafschaften Solms und<br />

Sayn, sowie das Maus <strong>Virneburg</strong>."') Auch im Lehensreverse <strong>von</strong> 1398<br />

spricht <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> Sayn nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Grafschaft <strong>Virneburg</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

nur <strong>von</strong> dem Gut in <strong>der</strong> Grafschaft, das <strong>der</strong> „grave <strong>von</strong> Virnburg furbass<br />

<strong>von</strong> uns zu lehen hat".") Die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn erheben also Lehns¬<br />

ansprüche auf die <strong>Virneburg</strong>. Deshalb war 1336 zum Verkauf des<br />

Schlosses die Erlaubnis des Sayner <strong>Grafen</strong> erfor<strong>der</strong>lich. Deshalb wird<br />

im Jahre 1339, als Graf Robert dem Erzbischof Balduin einen Teil <strong>der</strong><br />

Burg zu Lehen auftrug und sie als ein trierisches Offenhaus erklärte,<br />

auf die saynische Lehnsherrlichkeit Rücksicht genommen, indem <strong>der</strong><br />

Charakter eines Offenhauses nicht Geltung haben soll gegenüber den<br />

<strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn. 7) Das Mannbuch <strong>der</strong> Grafschaft Sayn <strong>von</strong> 1475 er¬<br />

klärt, dass ein Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn Mann sein soll<br />

wegen des Schlosses <strong>Virneburg</strong>; denn dies sei zuerst pfalzgräfliches<br />

Lehen <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn gewesen. 8) Noch am 19. September 1496<br />

belehnt Pfalzgraf Philipp den <strong>Grafen</strong> Gerhard <strong>von</strong> Sayn mit dem Haus<br />

<strong>Virneburg</strong>.")<br />

Aus den angeführten Zeugnissen ergibt sich, dass eine Lehens¬<br />

herrlichkeit <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn <strong>von</strong> Anfang an über <strong>Virneburg</strong> be¬<br />

standen hat. Und wenn ausserdem noch die Sponheimer als Lehns¬<br />

herrn auftreten, so hat das damit seine Bewandtnis, dass die Grafschaft<br />

') Beilage 1, Nr. 7.<br />

-) Koch-Wille, Regesten <strong>der</strong> Pfalzgrafen, 356 Nr. 5885.<br />

8) Günther CD. II, S. 12.<br />

4) Günther CD. III, 251 Nr. 151.<br />

5) Koch-Wille, a.a.O., 189 Nr. 3158.<br />

>•) Günther CD. III, 937 Nr. 659.<br />

T) Günther CD. III, 396 Nr. 250.<br />

s) Reisacli und Linde, Archiv für rhein. <strong>Geschichte</strong>, 2. Teil, 127,<br />

Koblenz 1855.<br />

") Fürstlich Wiedischcs Archiv, Regest Nr. 819, Neuwied 1912.<br />

2.


20<br />

Sayn auf dem Wege <strong>der</strong> Erbschaft an das Sponheimer Dynastengeschlecht<br />

übergegangen war. Als oberster Lehnsherr erscheint aber <strong>der</strong> Pfalzgraf<br />

bei Rhein. Er verleiht die Grafschaft <strong>Virneburg</strong> an die Dynasten <strong>von</strong><br />

Sayn und Sponheim. Unter den Grafschaften, die <strong>der</strong> Pfalzgraf auf dem<br />

„Steine" zu Alzei verleiht, führt das Alzeier Weistum auch <strong>Virneburg</strong><br />

auf. 1) Die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> haben den Pfalzgrafen über ihre<br />

Grafschaft keinen Revers ausgestellt. Die Lehnsabhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Rheinpfalz kann nur dadurch bedingt sein, dass die Grafschaft Virne¬<br />

burg auf altem pfalzgräflichem Boden liegt. Der Gerichtsbezirk im Tale<br />

<strong>Virneburg</strong> nebst dem auf dem zugehörigen <strong>Grafen</strong>gut erbauten Kastell<br />

muss demnach pfalzgräfliches Eigen gewesen sein, zuerst ausgetan an<br />

die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn. Der anfangs in den Urkunden wohl als Inhaber<br />

<strong>der</strong> Gerichtsbarkeit auftretende Bern de <strong>Virneburg</strong> scheint nicht zur<br />

Dynastie zu gehören, da sein Name nicht wie<strong>der</strong> vorkommt. Des ersten<br />

<strong>Grafen</strong> wird 1112 Erwähnung getan. Die <strong>Virneburg</strong> war, wie das<br />

saynische Lehnsbuch sagt, zuerst <strong>von</strong> den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn als Lehn<br />

gehalten. Auch sahen wir vorerst den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn als Inhaber des<br />

Pellenzlehens. Er verfügt ja darüber, ohne des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

zu achten. Eben jenes Nebeneinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sayner und <strong>Virneburg</strong>er und<br />

das freie Verfügen des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn über ein Lehen, das bereits in<br />

an<strong>der</strong>n Händen ist, lässt schliessen, dass die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

Abkömmlinge des Hauses Sayn und als solche mit Burg, Grafschaft und<br />

Pellenz ausgestattet sind.<br />

Die Bedeutung des Pellenzlehens für die <strong>Grafen</strong> war die, dass es<br />

aus <strong>der</strong> kleinen Grafschaft einen bedeuten<strong>der</strong>en Machtbereich machte,<br />

indem es den Einfluss <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> auf ein Gebiet zwischen Mosel, Rhein,<br />

Brohl- und Uessbach ausdehnte. Oberster Lehnsherr über die Pellenz<br />

ist das Erzstift Trier. Wir haben auch schon die Komplikation erwähnt,<br />

zu <strong>der</strong> ein gemeinschaftlicher Besitz Trier und <strong>Virneburg</strong> unter Erz¬<br />

bischof Heinrich geführt hat. Im Jahre 1335 verkaufte Graf Heinrich <strong>der</strong><br />

Jüngere um 1000 Pfd. Heller an Balduin <strong>von</strong> Trier einen Teil <strong>der</strong><br />

Pellenz, namhch Gericht und Recht zu Münstermaifeld, auf Drei Tonnen,<br />

zu Lonnig und auf Bubenheimer Berg nebst zugehörigen Eigenleuten<br />

und Weingutern zu Hatzenport. Heinrichs Vater Graf Robert gab seine<br />

Erlaubnis zum Verkauf.-)<br />

Trierisches Lehn war fernerhin <strong>der</strong> zweite Herrensitz <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>,<br />

oie Burg Monreal. Gebaut wurde sie um 1229 in einem Bezirke, <strong>der</strong> den<br />

uraten nicht zu frei eignem Ermessen verfüglich war, son<strong>der</strong>n dem Erzrw<br />

k\ ,° rte ' nämlich im Gebiete <strong>der</strong> v °gtei Mertloch. 3) Die<br />

uraten bestrebten sich nun, ein Gebiet um die Burg herum abzugrenzen<br />

ZtvJ? ^ Zu S ehöri g kc it ^ lösen. Wir können ihr Vorgehen<br />

gut verfolgen. Zunächst stört den <strong>Grafen</strong> Heinrich <strong>der</strong> Wald <strong>der</strong> Edel-<br />

') Grimm I, 799.<br />

■) Günther CD. III, 334 Nr 211<br />

s) MR. ÜB. III, 304 Nr. 382.


21 —<br />

märker <strong>von</strong> Polch. Da lässt er denn, mit seinen Burgmannen, den<br />

Rittern Nikolaus, Heinrich und Siegfried <strong>von</strong> Polch und Karl <strong>von</strong> Monreal<br />

gemeinsame Sache machend, ohne weiteres roden. Vielleicht nimmt<br />

er als Pellenzherr das Neubruchsrecht für sich in Anspruch. Dagegen<br />

wehren sich die Märker. Sie geben dem <strong>Grafen</strong> nach Märkerrecht jene<br />

Novalien gegen 2 Mk. jährlich in Erbpacht. Er wird in die Zahl <strong>der</strong><br />

Edelmärker aufgenommen. Doch werden die Grenzen seiner Novalien<br />

abgesteckt. Es sind Neubrüche in den Wäl<strong>der</strong>n, die in dem <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Elz bei Monreal gebildeten Winkel liegen. Lieber die Grenzlinie, die<br />

durch Bäume (arbores limitatorias) kenntlich gemacht ist, darf <strong>der</strong> Graf<br />

nicht hinausroden, aber alle Wohnungen und Län<strong>der</strong>eien innerhalb<br />

dieser Grenze sind in die Pacht mit einbezogen. Den Bürgern <strong>von</strong><br />

Monreal untersagen die Erben die Benutzung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien und<br />

Wiesen in den Wäl<strong>der</strong>n Kond und Polcher Holz. Die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong> sind verpflichtet, Vergehen gegen diese Bestimmung zu ahn¬<br />

den. Aber nicht als Graf, son<strong>der</strong>n als Herr <strong>von</strong> Monreal hat Heinrich I.<br />

für sich und seine Nachfolger im Jahre 1275 diese Novalien in Pacht ge¬<br />

nommen. 1) Der Wäl<strong>der</strong>tausch, den Graf Robert 1303 mit Mertloch ein¬<br />

ging sollte die Herrschaft Monreal noch mehr runden. Es fehlte noch<br />

ein Stück Robert tauschte den Mertlocher Vogtswald, aus dem an den<br />

trierischen Hof in Mayen ein Zins <strong>von</strong> 10 sol und 4 den. fällig war,<br />

gegen an<strong>der</strong>e Wäl<strong>der</strong> dem Dorf Weiler gegenüber ein. Für den Zins<br />

stellte er eine gleichwertige Rente in seinem Eigengut als Ersatz. Doch<br />

erhielt er vom Erzbischof Diether den Novalzehnten in dem einge¬<br />

tauschten Wald zu Lehen. 2)<br />

Die Mayener Fehde zwischen Heinrich dem Jüngeren und dem<br />

Kurfürsten Balduin hatte zur Folge, dass Heinrich im Jahre: 1334 einige<br />

Allodien dem Erzbischof zu erblichem Lehn auftrug den Hof Spurzenheim<br />

bei Monreal und 28 Morgen Land und einen Schafstall zu Kehng.<br />

Die Lehnshoheit <strong>der</strong> Stadt Köln über Spurzenheim, die 1295 begründet<br />

worden war, muss demnach wie<strong>der</strong> aufgehoben worden sein Im fol¬<br />

genden Jahr (1335) versprach dann Graf Heinrich, nach dem Tode<br />

seines Vaters die Burg Monreal, ein Lehn, das schon sein Vater und<br />

seine Altvor<strong>der</strong>n gehabt haben, als trierisches Lehn anzuerkennend)<br />

1336 verlieh Balduin jene Lehnstücke <strong>der</strong> Witwe Heinrichs, Maria <strong>von</strong><br />

Jülich, die ihm darüber einen Revers ausstellte.') ,„-■-.<br />

Monreal bildet als Herrschaft einen weitern Teil <strong>der</strong> Grafschaft.<br />

Diese besteht also um die Wende des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts zum 14 aus <strong>der</strong><br />

Grafschaft <strong>Virneburg</strong> als dem Grundstock des ganzen Machtbereichs<br />

<strong>der</strong> Herrschaft Monreal und dem Peilenziehen, ein Zustand, den noch<br />

TMRTReg. IV, 31 Nr. 142; 50 Nr 222 - Gudcnus a. a. 0. II, 958,<br />

961 Nr 29. - Günther CD. II, 402 Nr. 264.<br />

2) Beilage 1, Nr. 6,<br />

s) Beilage 1, Nr. 10.<br />

4) Günther CD. III, 333 Nr. 210.<br />

5) Beilage 1, Nr. 12.


— 22 —<br />

die Teilungsurkunde vom Jahre 1445 wi<strong>der</strong>spiegelt. Es heisst dort:<br />

„die grafschaft Virnenburg mit den slossen Virnenburg und Monreal, die<br />

groise und die cleyne Pellentzen mit allen yren dorffern, gerichten, renten,<br />

weiden, velden . . . mit aller herriiehkeit, wie die zu den vurg. slossern,<br />

grafschaft und heirschaft gehoirt han ... die auch <strong>von</strong> al<strong>der</strong>s also<br />

unversplissen und unverdeild geweist und bleven synt". 1)<br />

Für die 1306 erworbenen Burgen Olbrück und Nie<strong>der</strong>wied wurde<br />

Graf Robert kölnischer Lehnsträger. Schon seit <strong>der</strong> 2. Hälfte des 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts erscheinen die <strong>Virneburg</strong>er als Vasallen des Kölner Erz¬<br />

stifts. Um 1252 verwaltet Graf Heinrich I. das Amt eines erzbischöflichen<br />

Schultheissen. 2) Es wird dies Amt Lehn gewesen sein. Jedenfalls wird<br />

Heinrich 1289 fidelis des Erzbischofs Sigfried genannt. Im Jahre 1290<br />

befreite Papst Nikolaus IV. den Erzbischof <strong>von</strong> den Eiden, die er dem<br />

<strong>Grafen</strong> Adolf <strong>von</strong> Berg und seinen Helfern, zu denen auch Heinrich<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> gehört, hatte schwören müssen. Adolf und seine Partei¬<br />

gänger hätten sich als „vasalli ecclesie Coloniensis" gegen ihre Treupflicht<br />

verfehlt.' 1)<br />

Zum Erzstift Mainz trat Graf Robert III. dadurch in ein Lehnsverhältnis,<br />

dass er vom Erzbischof Peter ein Burglehn in <strong>der</strong> Stadt<br />

Oberlahnstein am Rhein nahm. Der Erzbischof hatte dem <strong>Grafen</strong> 250<br />

Mark kölnischer Denare gegeben, wofür ihm Robert eine Rente <strong>von</strong> 20<br />

Mark an seinen Höfen in Oberbieber, Hahn (Hayn, Hahnhof, Krs. Neu¬<br />

wied), Mieln (Miellen a. d. Lahn) und Ouch (?) anwies. Doch verzichtete<br />

er auf die Rente und wurde statt dessen des Erzbischofs Burgmann zu<br />

Lahnstein. Ebenso sollen es seine Nachfolger, die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>,<br />

halten. 4)<br />

Dem Reiche sind die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ihrer Grafschaft<br />

wegen nicht verpflichtet, da dieselbe kein Reichslehn ist. Doch trat<br />

Graf Robert zu König Adolf in Lehnsbeziehungen. Er wurde im Jahre<br />

1293 für 500 kölnische Mark des Königs und des Reiches Vasall. Als<br />

Pfand wies ihm Adolf eine Rente <strong>von</strong> 50 Mark in Reichsgut an. Die<br />

500 Mark sollte Graf Robert als erbliches Reichslehn halten/')<br />

Die Zeitspanne, die wir somit überblickt haben, zeigt ein reiches<br />

Leben in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Grafschaft. Das beginnende 14. Jahr¬<br />

hun<strong>der</strong>t findet bereits ein bestimmtes Herrschaftsgebiet vor. Es ist die<br />

Grafschaft <strong>Virneburg</strong> mit Monreal und dem grossen Anhängsel des<br />

Pellenziehens. Die Entwicklung bleibt aber bei dem Jahre 1336 nicht<br />

stehen. Sie schreitet gemäss <strong>der</strong> gesteigerten Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong><br />

') Günther CD. IV, 443 Nr. 214.<br />

2)Knipping, Regesten <strong>der</strong> Erzbischöfe <strong>von</strong> Köln III, 234 Nr. 1706. 21.<br />

Bd. <strong>der</strong> Publik, <strong>der</strong> ücsellschft. für rhein. Geschichtskunde, Bonn 1909.<br />

3) Fahne, Codex diplomatictis Salmo-Reifferscheidnaus, 52—54 Nr. 85.<br />

Bd. 2 <strong>der</strong> Gesch. <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> und Fürsten zu Salm-Reiferscheid, Köln 1858.<br />

4) Würdtwein, Diplomatica Maguntina II, 21, 1788. -- 1339 erscheint<br />

Robert auf dem Manngcricht des Erzbischofs Heinrich <strong>von</strong> Mainz. Reimer,<br />

Hessisches Urknndenbuch II, 511 Nr. 528 Leipzig 1892.<br />

") Beilage 1, Nr. 5.


— 23 —<br />

rüstig voran. Die <strong>Virneburg</strong> selbst ist wie<strong>der</strong> eingelöst worden. Wir<br />

linden in den Nachträgen zur Hauptrechnung des Erzstifts für das Rech¬<br />

nungsjahr 1338—39 600 fl. „de redemptione Virnemberg" vermerkt. 1)<br />

Der Rückkauf muss den <strong>Grafen</strong> Robert in grössere Schulden gestürzt<br />

haben. Am 16. März 1339 verkaufte Robert an den Erzbischof Balduin<br />

Güter zu Valwig, Winningen und Güls,-) am 9. Juni trug er ihm den<br />

höchsten Turm <strong>der</strong> Burg und alles Eigengut in <strong>der</strong> Grafschaft zu Lehn<br />

auf, da er dem Erzbischof grosse Summen schuldig sei. 3) Am 5. August<br />

reichte er Balduin einen grossen Schuldzettel ein. 4) Da Graf Robert <strong>von</strong><br />

seinem Eigengut spricht, geht daraus hervor, dass nicht die ganze Graf¬<br />

schaft ihm zugehört, dass er aber wohl über das ganze Territorium<br />

Herrschaftsrechte ausübte.<br />

Schauen wir zu, was die Urkunden über hinzukommenden Besitz<br />

berichten. Da bemerken wir, dass die <strong>Grafen</strong> innerhalb <strong>der</strong> Grafschaft<br />

an verschiedenen Stellen zur Festigung ihrer Herrschaft Lehen ausgeben.<br />

So besitzt 1339 Heinrich <strong>von</strong> Nürburg zu Boos ein Kastell mit seinen<br />

Zugehörigkeiten als Burglehn/' In Klotten hat <strong>der</strong> Kochemer Burggraf<br />

Heinrich <strong>von</strong> Klotten 4 Ohm Wein zu Mannlehen, die <strong>von</strong> den <strong>Grafen</strong><br />

für 100 Mark Denare zurückgekauft werden können.' 1) Der Ritter Karl<br />

<strong>von</strong> Monreal hatte um 1350 ein Haus zur <strong>Virneburg</strong> als Burglehn. Dazu<br />

gehörte <strong>der</strong> Zehnte aus Kottenheim und das Hofgericht zu Gierschnach<br />

bei Münstermaifeld, das Karl mit den Brü<strong>der</strong>n Werner und Dietrich <strong>von</strong><br />

Monreal gemeinschaftlich besass. 7) Ritter Dietrich teilte sich mit Karl<br />

<strong>von</strong> Monreal in das Burglehn zu <strong>Virneburg</strong>. Er hat ausser dem Anteil<br />

am Gierschnacher Dinghof noch ein an<strong>der</strong>es Hofgericht zu Hauroth als<br />

Lehen. In seinem Lehnsrevers aus dem Jahre 1350 gibt er an, dass ihm<br />

jenes Gericht im laufenden Jahre 24 Malter Frucht, Korn und Hafer,<br />

eingebracht habe.") Ein weiteres Burglehen zu <strong>Virneburg</strong>, gleichfalls<br />

ein Haus, ist an Heinrich <strong>von</strong> Renneberg ausgetan, das, wie er erklärt,<br />

schon seine Eltern <strong>von</strong> den <strong>Grafen</strong> zu Lehen erhalten hätten.") 1353<br />

bekunden die Ritter Johann und Meinwart <strong>von</strong> Kottenheim, dass ihnen<br />

ihr Herr Graf Gerhard einen Hof zu rechtem Mannslehen verliehen habe.<br />

Die Ritter erneuern hier das Lehnsverhältnis, das schon unter Gerhards<br />

Vater, dem <strong>Grafen</strong> Robert, begründet worden war. 10) In Fell hatten die<br />

<strong>Grafen</strong> an die Brü<strong>der</strong> Eberhard und Wilhelm <strong>von</strong> Krummenau die halbe<br />

Vogtei zu Fell und einen Wingert <strong>von</strong> y» Morgen Grösse zu Mann-<br />

') Lamprecht, Deutsches WirtschaftslebenIII, 424.<br />

") Beilage 1, Nr. 14.<br />

3) Günther CD. III, 396 Nr. 250.<br />

4) Lamprecht a. a. O. 171 Nr. 143.<br />

") Günther CD. III, 396 Nr. 250.<br />

•') Beilage 1, Nr. 16.<br />

* 7) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 61, c. 1350.<br />

■ s) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 62, c. 1350.<br />

|:n ) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 73, 1355 Nov. 8.<br />

10) Beilage 1, Nr. 21. Die zum Hofe gehörigen Grundstücke sind hier<br />

aufgezählt.


— 24 —<br />

lehen ausgetan. Mit Erlaubnis ihres Herrn verpfänden sie jene Lehen<br />

im Jahre 1358 an den Ritter Heinrich <strong>von</strong> Nürburg. 1) Die virneburgischen<br />

Höfe zu Fell und Mertloch trugen die Herren <strong>von</strong> Elz zu Lehen.<br />

Bei einem Verkauf ihrer Güter im Jahre 1359 nahmen Peter und Johann<br />

<strong>von</strong> Elz die Höfe zu Fell und Mertloch aus. '-) 1371 stellte Johann <strong>von</strong><br />

Elz dem <strong>Grafen</strong> Gerhard über die virneburgischen Mannlehen, nämlich<br />

den Hof zu Mertloch und zu Fell, zu dem <strong>der</strong> kleine Hof Sürsch (Moselsürsch)<br />

gehört, einen Revers aus. 3) Peter <strong>von</strong> Elz verkaufte 1375 an<br />

Johann <strong>von</strong> Müden eine Korngülte <strong>von</strong> 7 Malter und stellte als Pfand<br />

den Hof zu Sürsch. 4) Da dieser Hof ein Lehen des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

war, musste Peter die Erlaubnis des <strong>Grafen</strong> Gerhard einholen. Von dem<br />

zum Hofe Sürsch gehörigen Land hatte schon 1338 Peters Vater, Ritter<br />

Dietrich <strong>von</strong> Elz, 2 Stücke verpfändet. 5) Innerhalb des Lehmener<br />

Gerichtsbezirks sind <strong>von</strong> den <strong>Grafen</strong> drei Wingerte an Friedrich <strong>von</strong><br />

Lehmen ausgetan. 0) Als Mannlehen seit alters bezeichnet Rörich Walpod<br />

<strong>von</strong> Ulmen seine Lehen zu Moselkern. Es sind 12 Malter Korn und<br />

2 Fu<strong>der</strong> Weingülte. Für diese Lehen ist er den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

zu Mannschaft, Huld und Treue verpflichtet, wie das Mannlehens Recht<br />

und Gewohnheit ist. 7) Ein Gut zu Polch war den Herren <strong>von</strong> Schöneck<br />

als Lehen gegeben. Konrad <strong>von</strong> Schöneck hatte 1375 dieses Gut mit<br />

Einwilligung seines Herrn, des <strong>Grafen</strong> Gerhard, für 150 Gulden ver¬<br />

pfändet, wobei Konrad und Johann Nebe in Mertloch, an die jenes Gut<br />

verpfändet wurde, dem <strong>Grafen</strong> das Recht <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einlösung vor¬<br />

behielten. 8) „Von Gnaden des edlen Herrn Gerhard" trug Ritter Emicho<br />

<strong>von</strong> Bürresheim einen Wingert in Hatzenport zu Mannlehen. Dazu<br />

bezog er aus Dickscheid iy 2 Schilling und 200 Eier.")<br />

Wir bemerken, dass die <strong>Grafen</strong> bemüht sind, die Herren und<br />

Ritter, die innerhalb des gräflichen Machtbereiches wohnen o<strong>der</strong> dort<br />

Güter haben, zu gewinnen, ein Versuch, <strong>der</strong> darauf'hinauslaufen soll,<br />

ein geschlossenes Territorium zu begründen. Es zeigt sich bei den<br />

<strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> in kleinerem Massstab dasselbe Streben, das auch<br />

grössere Territorialherren bei Ausbau ihres Territoriums beseelt. Das<br />

Mannlehen überwiegt. Diese Art Lehen zu vergeben, leitet sich her aus<br />

dem natürlichen Streben <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>, sich ihren Besitz zu erhalten. Das<br />

Mannlehen fällt immer wie<strong>der</strong> an den Lehnsherrn zurück und kann<br />

immer wie<strong>der</strong> ausgetan werden, ein erwünschtes Verfahren, wodurch <strong>der</strong><br />

Besitzstand nicht vermin<strong>der</strong>t wird und immer Lehnsmannen gewonnen<br />

*i •) St. A. Koblenz, Reichsgrfschft. Vbg, Or., Pg.,1358 April 3.<br />

2) Roth, <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Herren und <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Elz 1, 19, Mainz 1889-<br />

* 3) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 66, 1371 März 23.<br />

4) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 91.<br />

* 5<br />

') St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 68, 1338 April 2.<br />

°) Beilage 1, Nr. 24.<br />

7) Beilage 1, Nr. 28.<br />

* 9 8) Beilage 1, Nr. 30. — * St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 89, 1375 Juni 12.<br />

9) St. A. Koblenz, Kop 2, Nr. 83, 1375 März 30.


werden können. Wenn daher die Lehnsinhaber, also die Herren <strong>von</strong><br />

Schöneck, Elz u. a., ihre Lehen verpfänden o<strong>der</strong> verkaufen, so bedürfen<br />

sie dazu <strong>der</strong> Genehmigung des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>. Sie müssen ihm<br />

die Wie<strong>der</strong>einlösung zusichern o<strong>der</strong> Ersatzgüter stellen. Die <strong>Grafen</strong><br />

lassen sich wohl auch selbst vom neuen Inhaber Reverse ausstellen,<br />

wonach sie verpfändete Güter wie<strong>der</strong> einlösen können. 1) Die <strong>Grafen</strong><br />

beschränken sich nicht allein auf die Herren- und Rittergeschlechter des<br />

Landes, auch einfache Leute sehen wir sie für sich gewinnen. So trugen<br />

die Eheleute Matheus Cotus und Frau einen Hof zu Müsch mit allem<br />

Zubehör zu Lehen. 1341 kaufte Graf Robert für 115 kölnische Mk. den<br />

Hof zurück. 2) Dem Mayener Gobelin Pfeffersack sind 10 Summer jähr¬<br />

licher Rente in Thür auf Lebenszeit zu Lehn gegeben. 3) Von den virneburgischen<br />

Weingütern in <strong>der</strong> Koberner Mark verkaufte Graf Gerhard<br />

1363 einige mit Wie<strong>der</strong>kaufsrecht an den Schöffen Johann Dörffer aus<br />

Mayen. 4) 1369 bekunden Heinrich <strong>von</strong> Alflen, seine Frau und sein<br />

Sohn, Bürger zu Monreal, dass sie dem <strong>Grafen</strong> und <strong>der</strong> Grafschaft Leib<br />

und Gut nicht entfremden, noch an<strong>der</strong>swo Bürger werden wollen. Sie<br />

verpflichten sich, des <strong>Grafen</strong> dinghörige Leute zu sein/') Elias Gyr <strong>von</strong><br />

Mertloch war vom <strong>Grafen</strong> Adolf mit drei Malter Korngülte am gräflichen<br />

Hof körn zu Mertloch belehnt. Dieses Lehen kann mit 100 schweren<br />

Gulden wie<strong>der</strong> eingelöst werden. Doch verpflichtet Adolf den Elias, im<br />

Falle <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einlösung 10 schwere Gulden auf sein eigenes, <strong>der</strong> Graf¬<br />

schaft <strong>Virneburg</strong> nächstgelegenes Gut dem <strong>Grafen</strong> anzuweisen und sie<br />

als Mannlehen in Empfang zu nehmen. 0)<br />

Auch ausserhalb <strong>der</strong> Grafschaft suchen sich die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Virne¬<br />

burg eine Position zu schaffen. Es kommen hier hauptsächlich Lehen<br />

in Betracht die in <strong>der</strong> Nachbarschaft des schaumburgischen Gutes<br />

gelegen wohl <strong>der</strong> Sicherung dieses Besitzes dienen. So sind im Dorfe<br />

Weiler und Nie<strong>der</strong>heim auf dem Einrich (wie aus einer Urkunde <strong>von</strong><br />

1397 hervorgeht) 7) einige Mannlehen an die Schilhnk <strong>von</strong> Lahnstein<br />

ausgegeben Das Lehen zu Weiler besteht aus 11 Malter Korn und Hafer,<br />

10 Hühnern 2 Gänsen und 4 Schilling; im Dorfe Nie<strong>der</strong>heim sind es<br />

5i/, Mltr Korn und Hafer, 8 Hühner, 2 Gänse und 4 Schilling Dazu<br />

kommt das Besthaupt.") Zu Rodenbach hatte Johann <strong>von</strong> Rodenbach<br />

•) Johann <strong>von</strong> Mertloch gesteht Graf Gerhard die Wie<strong>der</strong>einlösung des<br />

ihm <strong>von</strong> Lanzlot <strong>von</strong> Elz verpfändeten Teils am Hofe zu Mertloch zu.<br />

:i;St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 90, 1375 Jan. 4.<br />

*») St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 27, 1341 Jan. 7.<br />

■i-3\ St. A. Koblenz, Reichsgrfschft. Vbg., Or., Pg, 1342 Mai i<br />

**) SteilA g Ko1ble>!iz, 27Reicli Sgrfsclift.Vbg., Or., Pg., 1369 Okt. 18.<br />

A Stei AS Koblcnz, 3 Kop. 2, Nr. 77. Weiler, 'Nie<strong>der</strong>heim und Rodenbach<br />

sind untefda, Dörfern'aufgezählt,die zum Vierherrn Gericht auf dem Einrieb<br />

gehören. Grimm, VI, 797. Der Einrichgau hegt auf <strong>der</strong> Hohe ob halb<strong>der</strong><br />

Linie Caub-Lahnstein, also in <strong>der</strong> Nachbarschaft des schaumburgischen Gutes.<br />

*•) St A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 74, 1362 Febr. 24.


— 26 —<br />

dem <strong>Grafen</strong> Robert ein Lehen aufgetragen, das 1350 an Heinrich <strong>von</strong><br />

Rodenbach weiter verliehen wurde. 1) Erwin <strong>von</strong> Lahnstein hatte vom<br />

<strong>Grafen</strong> Robert ein Ohm Weingülte zu Braubach am Rhein als Mannlehen.<br />

Ausserdem erhielt er 2 Gulden zu Monreal, wohl als Burglehn. 2) 1372<br />

gab Johann Buve <strong>von</strong> Lahnstein dieses Lehen auf und bat den <strong>Grafen</strong><br />

Gerhard, es Erwin <strong>von</strong> Butzbach erblich zu verleihen.") Es ist den<br />

<strong>Grafen</strong> bei diesen Lehen darum zu tun, den <strong>von</strong> ihrem Grafschaftssitz<br />

entlegenen Güterkomplex, <strong>der</strong> zu ihrem Anteil an Schloss Schaumburg<br />

gehört, schützen zu lassen.<br />

Ueber die <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong> benachbarte Nürburg wurde 1346 eine<br />

Lehnshoheit begründet. In diesem Jahre trugen Engelbrecht und<br />

Gottfried <strong>von</strong> Sayn, Herren zu Hohenberg, all ihr Gut, das sie zu<br />

Nürburg ihr Eigen nannten, dem <strong>Grafen</strong> Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> zu Lehn<br />

auf, um sich die Hilfe dieses <strong>Grafen</strong> gegen den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn zu<br />

sichern. Der Lehnsauftrag fand zu Godesberg statt. 4)<br />

Zu Brohl am Rhein trug 1342 Johann <strong>von</strong> Staffel dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong> 2 Hofstätten und Einkünfte aus dem Brohler Walde zu<br />

Lehen auf. 5)<br />

In An<strong>der</strong>nach lag ein Hof, genannt <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, den die<br />

<strong>Grafen</strong> vom Erzstift Köln zu Lehen trugen. Dazu kam im Jahre 1370<br />

<strong>der</strong> Hof in <strong>der</strong> „nunnergassen zu Ryne". Ein Streit zwischen dem <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> und <strong>der</strong> Stadt An<strong>der</strong>nach wurde vom Erzbischof Kuno<br />

<strong>von</strong> Trier, Vikar des Kölner Erzstifts, in diesem Jahre geschlichtet. Als<br />

Ersatz für den angerichteten Schaden musste die Stadt dem <strong>Grafen</strong><br />

den Hof des Heinnenmann Dochen, <strong>der</strong> eidbrüchig geworden war,<br />

geben. 1') Von dem erstgenannten Hofe hatte Graf Gerhard 1356 einen<br />

Anteil an den Zöllner Wychmann <strong>von</strong> An<strong>der</strong>nach verkauft. 7) 1369 war<br />

an den Ritter Meynfel<strong>der</strong> ebenfalls ein Teil des Hofes für 20 kleine<br />

Florentiner Gulden verkauft worden. Gegen 200 Gulden war <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>kauf möglich. 8)<br />

Im Jahre 1341 nahm Graf Robert vom Landgrafen Heinrich <strong>von</strong><br />

Hessen ein Burglehn <strong>von</strong> 25 Aachener Denaren zu Frankenberg.")<br />

Von Lehen, die die <strong>Virneburg</strong>er als Reichslehen tragen, hören wir<br />

wenig. Kaiser Karl IV. bestätigte 1349 dem <strong>Grafen</strong> Robert für die den<br />

früheren Kaisern und ihm geleisteten Dienste alle „homagia, feuda et<br />

privilegia". 1")<br />

') Beilage 1, Nr. 18.<br />

2) Beilage 1, Nr. 19.<br />

"') Beilage 1, Nr. 29.<br />

* 4) St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 37, Frankfurt, 1346 März 16.<br />

* ') St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 76, 1342 Aug. 13.<br />

*") St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 54, 1370 April 28.<br />

* 7) St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 24, 1356 Juli 7.<br />

* 8) St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 18, 1369 Nov. 20.<br />

9) Beilage 1, Nr. 15.<br />

I0) Beilage 1, Nr. 17.


Zum Eigengut <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> kam nach 1336 ein Teil des ver¬<br />

pfändeten schaumburgischen Gutes wie<strong>der</strong> zurück. 1343 bekundete<br />

Reinhard <strong>von</strong> Westerburg, dass sein Schwager Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

das virneburgische Gut zu Schaumburg eingelöst habe. 1) Diesen Teil<br />

gab Graf Robert seinem Sohne Gerhard, <strong>der</strong> darüber mit Balduin <strong>von</strong><br />

Trier in einen Konflikt geriet, indem Balduin sich an jenes Gut hielt,<br />

da ihm Gerhard die Geiselschaft nicht gehalten hatte. 2)<br />

Graf Adolf erhielt 1361 das Erbe seines Oheims Johann, des<br />

Probstes zu Xanten, auf das seine beiden Brü<strong>der</strong> verzichteten. Es war<br />

<strong>der</strong> Hof zu Odcndorf mit Zubehör und eine Korngülte zu Ludensdorf<br />

(Krs. Rheinbach)."')<br />

Wir haben bemerkt, dass die <strong>Grafen</strong> manchen Teil ihres Besitzes<br />

wegen Schulden verkaufen o<strong>der</strong> verpfänden mussten. Aus dieser prekären<br />

Lage kommen sie aucli nicht heraus. Das Streben, eine bedeuten<strong>der</strong>e<br />

Rolle mitzuspielen und einigen ihres Geschlechts den geistlichen Kurhut<br />

zu gewinnen, erfor<strong>der</strong>te manches Opfer. Musste doch Graf Robert sogar<br />

seinen Stammsitz verkaufen, da er Geldes bedürftig war. Wegen 800<br />

holländischer Mk. Schulden, die Graf Robert mit seiner ersten Frau<br />

Nese zur Deckung an<strong>der</strong>er Schulden beim Erzbischof Balduin stehen<br />

hatte, verkaufte er Balduin sein Gut zu Valwig, Güls und Winningen (an<br />

<strong>der</strong> Mosel), bestehend in Gülten, Zinsen u. a. Nach acht Jahren soll<br />

die Schuld getilgt werden. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, so soll sich Balduin an<br />

den Einkünften aus jenen drei Dörfern schadlos halten. 4) In demselben<br />

Jahre trug Robert ebenfalls wegen einer grossen Schuld dem Erzstift<br />

Trier ausser dem höchsten Turm auf <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong> und dem Eigengut<br />

in <strong>der</strong> Grafschaft Vogtei und Gericht zu Nachtsheiin, sowie das Schloss<br />

in Boos zu Lehen auf/ 1) Für diese Lehen ist er dem Erzbischof mit<br />

„menscheffie, eyden und diensten als lehens recht und gewanheit ist"<br />

verbunden. Die <strong>Virneburg</strong> wurde als ein trierisches Offenhaus erklärt.<br />

Doch darf <strong>von</strong> hier aus nicht gegen den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Sayn als den Lehns¬<br />

herrn operiert werden, ausser wenn <strong>der</strong> trierische Lehnsgerichtshof<br />

an<strong>der</strong>s entscheidet. Der Graf verspricht, <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> o<strong>der</strong> <strong>von</strong> Boos<br />

aus das Erzstift nicht zu schädigen. Das Versprechen gilt für auf¬<br />

gehoben, wenn Trier gegen <strong>Virneburg</strong> vorgehen sollte. Ueberhaupt soll<br />

für alle Streitfragen zwischen beiden Parteien das geistliche Gericht des<br />

Erzbischofs zuständig sein. In <strong>der</strong> Folgezeit blieb bis zum Erlöschen<br />

des Dynastengeschlechts <strong>der</strong> höchste Turm zu <strong>Virneburg</strong>, Nachtsheim,<br />

Boos und die Herrschaft Monreal Lehen des Erzstifts Trier.<br />

') St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 39, 1343.<br />

*) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 24, 1350 Juli 6.<br />

■') St. A. Koblenz, Kop. 1, Nr. 94, 1361 Mai 22.<br />

4) Beilage 1, Nr. 14.<br />

'•) Günther CD. hl, 396 Nr. 250.


— 28 —<br />

Ein Streit zwischen Kurfürst Balduin und Graf Robert über die<br />

Abgrenzung <strong>der</strong> bei<strong>der</strong>seitigen Rechte in <strong>der</strong> Pellenz fand 1348 sein<br />

Ende. 1)<br />

Im Jahre 1353 unterhandelte die Witwe Heinrichs, Maria <strong>von</strong><br />

Jülich, Burgfrau zu Monreal, mit dem Erzbischof wegen <strong>der</strong> Einlösung<br />

<strong>der</strong> <strong>von</strong> Heinrich verkauften Pellenz. Die Verhandlungen haben zum<br />

Ziel geführt. Das Lösegeld sowie die sonstigen Schulden, die Heinrich<br />

und Maria bei Balduin stehen hatten, wurden bezahlt. Doch lässt<br />

Balduin erklären, nur Probst Gerhard zu Aachen, Sohn Heinrichs, habe<br />

das Recht, die Pellenz einzulösen.-) Balduin sichert hier das Recht <strong>der</strong><br />

Nachkommen <strong>von</strong> Graf Roberts erstgebornem Sohne Heinrich. Ebenfalls<br />

zur Wahrung dieser Rechte schloss Balduins Nachfolger Erzbischof<br />

Boemund mit dem <strong>Grafen</strong> Gerhard, dem Oheim des Probstes, einen<br />

Vertrag ab, wonach <strong>der</strong> Graf alle seine Ansprüche auf die Pellenz acht<br />

Jahre ruhen lassen solle.") Wenn aber die Pellenz durch Erbschaft an<br />

ihn käme, so soll nach dem Spruch des trierischen Lehnsgerichtshofes<br />

verfahren werden. Die Erwähnung des Erbschaftsrechtes an <strong>der</strong> Pellenz<br />

zeigt, dass es sich bei diesem Vertrag nicht um eine Wie<strong>der</strong>einlösung<br />

handelt, als wenn die Bemühungen <strong>der</strong> Maria erfolglos gewesen wären.<br />

Es soll das Erbrecht des Sohnes gesichert werden. Graf Gerhard glaubt<br />

aber, dass er als Nachfolger seines Bru<strong>der</strong>s und als regieren<strong>der</strong> Graf die<br />

Pellenz für sich beanspruchen könne mit Uebergehung <strong>der</strong> Rechte seines<br />

Neffen. Und noch ein an<strong>der</strong>es zeigt <strong>der</strong> Vertrag. Die Erbschaftsfrage<br />

wird erst noch dem trierischen Lehnsgerichtshof, dem die <strong>Grafen</strong> als<br />

Vasallen Kurtriers unterstehen, vorgelegt. 1363 beauftragt dann Probst<br />

Gerhard seinen Oheim, die Pellenz einzulösen. 4) In demselben Jahre<br />

gewährten Bischof Johann <strong>von</strong> Münster und seine Brü<strong>der</strong>, die <strong>Grafen</strong><br />

Gerhard und Adolf, ihrer Schwägerin Maria gegen 1000 Pfd. Heller die<br />

Nutzniessung <strong>der</strong> Pellenz auf Lebenszeit/') Die Ansprüche, die Mit¬<br />

glie<strong>der</strong> des gräflichen Hauses auf die Pellenz als ein erbliches Lehen<br />

machten, — Probst Gerhard spricht da<strong>von</strong>, dass sie zur Grafschaft<br />

<strong>Virneburg</strong> gehört — kamen nicht zur Ruhe. So stellte im Jahre 1372<br />

Graf Gerhard dem Erzbischof Kuno <strong>von</strong> Trier einen Revers aus, wonach<br />

er o<strong>der</strong> sein Bru<strong>der</strong> Adolf etwaige Ansprüche seitens des Neffen o<strong>der</strong><br />

sonst jemandes an die verkaufte und wie<strong>der</strong>eingelöste Pellenz ordnen<br />

wolle. 11) Nachher ist dann Graf Gerhard endlich im Besitz <strong>der</strong> Pellenz.<br />

Doch verkaufte er wie<strong>der</strong> im Jahre 1374 an den Erzbischof <strong>von</strong> Trier für<br />

2000 Mainzer Gulden dieselben Gerichte, nämlich das zu Münster, auf<br />

i) Günther CD. III, 516 Nr. 352.<br />

s) Günther CD. III, 592 Nr. 402.<br />

3) Günther CD. III, 618 Nr 427.<br />

") Beilage 1, Nr. 25.<br />

•) Beilage I, Nr. 26.<br />

") Günther CD. III, 764 Nr. 539.


29 —<br />

Drei Tonnen, zu Lonnig und auf Bubenheimer Berg. 1) In allen Verkaufs¬<br />

briefen wird gesagt, dass die altern <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> die Pellenz<br />

in Gemeinschaft mit den Erzbischöfen <strong>von</strong> Trier besessen haben. Das<br />

Verkaufsstadium <strong>der</strong> Pellenz erreicht mit dem Jahre 1374 noch nicht<br />

sein Ende. Sie ist dasjenige Besitzstück, das <strong>von</strong> den <strong>Grafen</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> an Trier verpfändet wird, so dass ihre Rechte dort zusammen¬<br />

schmelzen, ein Zustand, den schon das Pellenzweistum aus dem 14. Jahr¬<br />

hun<strong>der</strong>t festhält.<br />

Sonst greifen die <strong>Grafen</strong> zu ihrem Eigengut. So verkaufte Graf<br />

Adolf im Jahre 1379 an den Kochemer Burggrafen Johann <strong>von</strong> Klotten<br />

sein Haus und seinen sonstigen Besitz zu Klotten. 2) Derselbe Graf ver¬<br />

kaufte im Jahre darauf sein „fry eygen gut" zu Valwig, Fanke] und Bruttig<br />

an <strong>der</strong> Mosel.") In Valwig sind es zwei Teile am grossen Zehnten sowie<br />

<strong>der</strong> kleine Zehnte, in Fankel ein Drittel des grossen und kleinen Zehnten,<br />

in Bruttig Teile am Hof und seinen Zugehörigkeiten. Die Güter wurden<br />

mit dem Rechte des Wie<strong>der</strong>kaufs an Philipp <strong>von</strong> Dümerstein und Kuno<br />

<strong>von</strong> Frankenstein verkauft.<br />

II.<br />

Übersicht über die Hoheitsrechte <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>.<br />

Wir haben im vorigen Abschnitt die natürlichen Grundlagen<br />

kennen gelernt, auf denen sich Hoheitsrechte verankern konnten. Das<br />

Herrschaftsgebiet <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> setzt sich zusammen aus <strong>der</strong><br />

Grafschaft <strong>Virneburg</strong>, <strong>der</strong> Herrschaft Monreal und <strong>der</strong> Pellenzlandschaft.<br />

Das alles betrachten die <strong>Virneburg</strong>er als ihre „Grafschaft".<br />

Was <strong>Virneburg</strong> anbelangt, so ist da <strong>von</strong> Interesse, dass im Jahre<br />

1336 Gerichtsgefälle aus dem Tale zu <strong>Virneburg</strong> erwähnt werden. 4) Es<br />

lässt sich daraus schliessen, dass die Grafschaft ihren Ausgang <strong>von</strong> eben<br />

jenem Gericht genommen hat. lieber die Grafschaft gibt uns die Tei¬<br />

lungsurkunde vom Jahre 1229 einigen Aufschlüsse') Nur einer <strong>der</strong><br />

beiden Brü<strong>der</strong> führt den <strong>Grafen</strong>titel. Ohne Streit ist die Erbteilung<br />

nicht vor sich gegangen. Die Urkunde sagt: „Tandem de consilio<br />

amicorum suorum talis inter eos convenit <strong>com</strong>positio". Hermann erhält<br />

die Grafschaft (<strong>com</strong>itatus). Philipp wird mit an<strong>der</strong>n Stücken abgefunden<br />

und zwar „in re<strong>com</strong>pensationem", da er auf die Grafschaft Verzicht leistet.<br />

') Günther CD. III, 784 Nr. 549.<br />

2) Beilage 1, Nr. 31.<br />

3) Beilage 1, Nr. 33.<br />

*) Beilage l,Nr. 11.<br />

•r>) MR. ÜB. III, 304 Nr. 382.


— 30 —<br />

Wir sehen also hier zunächst, dass die gräfliche Würde erblich ist und<br />

die Grafschaft als Hausgut betrachtet wird. Es werden privatrechtliche<br />

Ansprüche auf sie erhoben. Doch wird für das <strong>Grafen</strong>amt noch die<br />

Unteilbarkeit aufrecht erhalten. Es kommt nachher noch einmal zur<br />

Teilung. Philipp wehrt sich gegen einen Eingriff seines Bru<strong>der</strong>s in die<br />

eigene Jurisdiktion. Es handelt sich um den Bau <strong>der</strong> Burg Monreal im<br />

Vogteigebiet Philipps. Bei <strong>der</strong> Teilung verzichtet nun Philipp auf den<br />

Mertlocher Vogteiwald und auf ein Lehen, das er bisher ausgegeben und<br />

das nun sein Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Graf, verleihen wird. Graf Hermann sichert<br />

sich also ein Mitrecht an den Vogteien, die offenbar als zur Grafschaft<br />

gehörig gelten. Doch gibt er seinem Bru<strong>der</strong> „in re<strong>com</strong>pensationem iuris"<br />

eine Entschädigung. Die Lehen <strong>der</strong> Grafschaft hat Graf Hermann zu<br />

vergeben. Wenn Philipp <strong>von</strong> seinen Gütern jemandem ein Lehn geben<br />

will, so ist hierzu die Erlaubnis des <strong>Grafen</strong> erfor<strong>der</strong>lich. Und nun das<br />

Wichtigste. Philipps Leute unterstehen dem öffentlichen <strong>Grafen</strong>gericht,<br />

„publicum Judicium <strong>com</strong>itis". Findet sich bei <strong>der</strong> Untersuchung, dass<br />

Gerichtssachen <strong>der</strong> Jurisdiktion Philipps angehören, so werden sie ihm<br />

überwiesen (ab omni jure <strong>com</strong>itis liberi dimittentur). Also <strong>der</strong> Graf ist<br />

oberster Gerichtsherr und Lehnsherr in <strong>der</strong> Grafschaft. Auch über die<br />

Vogteigerichte hat er ein gewisses Aufsichtsrecht. An <strong>der</strong> Unteilbarkeit<br />

<strong>der</strong> gräflichen Gewalt wird festgehalten. Dafür lassen sich noch einige<br />

Zeugnisse aufweisen. Beim Vergleich über die Rechte in <strong>der</strong> Pellenz<br />

(1348) bemerkt Kurfürst Balduin ausdrücklich, es solle immer nur ein<br />

Graf zu <strong>Virneburg</strong> sein. 1) Das Gleiche bestimmt noch Erzbischof Kuno<br />

<strong>von</strong> Trier im Jahre 1374.-) Die Erzbischöfe können gegen das Schicksal<br />

ihrer Pellenzlandschaft nicht gleichgültig sein; denn jenes Lehen ist an<br />

die <strong>Grafen</strong> und nicht an die Familie als solche ausgetan. Das ist <strong>der</strong><br />

Schlüssel zum Verhalten <strong>der</strong> Erzbischöfe bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einlösung <strong>der</strong><br />

Pellenz unter Maria, Gräfin <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>.' 1)<br />

Gleichfalls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit leitet sich die Herrlichkeit zu<br />

Monreal ab. Landherr des Gerichts im Tale zu Monreal ist <strong>der</strong> Graf<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, 4) deshalb schwören und hulden ihm die Schöffen. Der<br />

Graf hat die Gewalt zu Monreal, ist Flerr über Wasser und Weide. Ihm<br />

steht <strong>der</strong> Wildbann zu. Anerkennung <strong>der</strong> landesherrlichen Gewalt liegt<br />

darin ausgesprochen, dass dem <strong>Grafen</strong> ein Verfügungsrecht über Acker,<br />

Wiese, Baumgarten u. a. zusteht. Es mag auffallen, dass den Virne-<br />

') Günther, CD. III, 516 Nr. 352.<br />

* 2) St. A. Koblenz, Reichsgrfschft. Vbg., Or., Pg„ 1374 Aug. 2. — Daß an<br />

<strong>der</strong> Unteilbarkeit<br />

zeigt eine Stelle<br />

<strong>der</strong> Grafschaft und am Erstgeburtsrecht festgehalten wird,<br />

in einer Urk. <strong>von</strong> 1306. Es ist <strong>von</strong> Heinrich, dem ältesten<br />

Sohn des <strong>Grafen</strong> Robert, die Rede, „<strong>der</strong> besitzen sal die grafschaf inde heirschaf<br />

van Virnenburg inde dat<br />

Lac. ÜB. III, 34 Nr. 47.<br />

dar zogehoeret inde iiernomaelz gewinnen mach".<br />

s) S. S. 28.<br />

•i) Grimm III, 813—14, W. Monreal 1507.


— 31 —<br />

bürgern so ausgedehnte Rechte zustellen, da doch Monreal trierisches<br />

Lehen ist. Doch zeigt die Uebersicht über die Rechte in <strong>der</strong> Pellenz, dass<br />

die Stellung als „Pellenzgraf" Hoheitsrechte im Gefolge hat, was viel¬<br />

leicht auf die Herrschaft Monreal abgefärbt hat. Die <strong>Grafen</strong> haben<br />

Monreal aus <strong>der</strong> Pellenz herausgelöst. Die Burg Monreal ist 1229 auf<br />

dem zur Vogtei Mertloch gehörigen Boden erbaut worden.<br />

Die Hoheitsrechte in <strong>der</strong> Pellenz teilen unter sich das Erzstift Trier<br />

als Lehnsherr und <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> als Lehnträger. Der Graf führt<br />

den Titel Pellenzgraf. 1) Als solcher ist er <strong>der</strong> Gewaltrichter des Landes<br />

„<strong>von</strong> beiden Herrn aus", d. h. als Stellvertreter des Erzbischofs und dann<br />

als Inhaber <strong>der</strong> Würde eines Pellenzgrafen. Grundherr bei<strong>der</strong> Pellenzlandschaften<br />

ist <strong>der</strong> Erzbischof <strong>von</strong> Trier.-) Die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

üben also hier die Gerichtsbarkeit im Namen des Erzbischofs aus. Doch<br />

ist auch Kurfürst Balduin einmal „Palentzgreue in de Palentzen" ge¬<br />

nannt. 3) Wenn es im Weistum <strong>der</strong> vordem Pellenz aus dem Jahre 1417<br />

heisst, dass <strong>der</strong>Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> „sinsselbsund siner grafschaft" wegen<br />

nach Münstcrmaifeld zumGerichtstaggekommen ist, 4) so will das besagen,<br />

dass <strong>der</strong> Graf als Inhaber <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>gewalt auch im Besitz <strong>von</strong> persön¬<br />

lichen Rechten ist. Die Heimburgen hulden auch ihm. 5) Als Pellenz¬<br />

grafen üben die <strong>Virneburg</strong>er die Blutsgerichtsbarkeit aus. „Es sulle ein<br />

greve van Virnenburgh einen scharprichter halden, over hals und over<br />

buch zu richten, beiden hern zo iren noeden".") Aehnlich das Weistum<br />

<strong>der</strong> kleinen Pellenz.") Gericht hält <strong>der</strong> vom <strong>Grafen</strong> damit beauftragte<br />

Walpode unter dem Beisitz des trierischen Amtmannes o<strong>der</strong> Schultheissen.<br />

Der Walpod dingt. 7) Die <strong>Grafen</strong> haben das ,,Vorgeding", s) soll wohl<br />

heissen, das Recht, allein zu dingen. Sonst sichert sich in <strong>der</strong> kleinen<br />

Pellenz <strong>der</strong> Erzbischof das Vorgeding, was hier wohl die Vorverhand¬<br />

lung bei Gericht bedeuten soll. 9) Denn <strong>der</strong> Schultheiss soll dingen mit<br />

sieben Heimburgen, und des <strong>Grafen</strong> Walpode soll schweigen. Dann soll<br />

<strong>der</strong> Walpod dingen mit den 24 Schöffen des Gerichts. Ueberhaupt lässt<br />

<strong>der</strong> Beisitz des erzbischöflichen Amtmannes erkennen, dass sich Trier<br />

seine Rechte sichern will, was auch sonst auf andre Weise zum Ausdruck<br />

gebracht wird. So soll in <strong>der</strong> grossen Pellenz nach trierischem Brauch<br />

gedingt werden. Es heisst: „Und wes unseres hern van Trieren amptsmanne<br />

is gebroch, van des seluen unses herrn wegen, dat sal her des<br />

]) Grimm VI, 629, W. des Hoclidings in d. Pellenz 14. Jahrhdt.<br />

-) Grimm VI, 622, W. Pellenz 14 Jahrhdt.; II, 458. W. Münstermaifeld<br />

1372 und 489, WM. 1417 weisen dem Erzbischof die grundherrlichen Rechte zu.<br />

3) Günther CD. III, 516 Nr. 352.<br />

') Grimm II, 487.<br />

5) Grimm II, 488.<br />

°) Grimm VI, 629; II 457.<br />

7) Grimm VI, 629; II, 457; II, 488. - Günther CD. III, 516, Nr. 352.<br />

s) Günther D. III, 516, <strong>der</strong> Graf ein „Vordynger."<br />

ö) Grimm II, 457; 488.


— 32 —<br />

greuen amptmanne howisliche und heimeliche sagen, dar na sal her yme<br />

dingen und des uszdrach machen". 1) Ebenso wird es in <strong>der</strong> vordem<br />

Pellenz gehalten. Der trierische Amtmann hat den Walpoden zu<br />

mahnen, falls er sich am Dingen vergesse, und <strong>der</strong> Walpod soll darnach<br />

dingen.-) Also <strong>der</strong> Graf richtet nur an Stelle des Erzbischofs. Die<br />

Gerichtsgefälle stehen beiden Herrn zu gleichen Teilen zu. 3) Die Einkünfte<br />

vom Vorgeding in <strong>der</strong> kleinen Pellenz fallen nur dem Erzbischof anheim.<br />

4) Der Graf nimmt als <strong>der</strong> Gerichtsherr die Heimburgen in Eid.<br />

Sie erzählen ihm den Eid „<strong>von</strong> König Karl an" 1) Vermögensstrafen,<br />

Wette und Busse, teilen gleichfalls Trier und <strong>Virneburg</strong> unter sich. 5)<br />

Ist Pfändung nötig, so ist auch da <strong>der</strong> Anteil bei<strong>der</strong> Amtmänner bestimmt.<br />

Der virneburgische Amtmann pfändet im Hause und soll dem Amtmann<br />

des Erzbischofs den ihm zukommenden Teil geben. Ist Pfändung nicht<br />

möglich, so sollen beide Amtmänner den Pfändling in Haft halten, bis<br />

die Schuld beglichen ist. Der virneburgische ist ausdrücklich<br />

dazu verpflichtet. Des <strong>Grafen</strong> Amtmann darf den Sträfling bis zum<br />

Gericht halten. Das Recht, jemand in Haft zu halten, ist also bestimmt.<br />

Drei Tage lang steht es dem Erzbischof zu. Ist dann noch kein Ge¬<br />

richtstag gewesen, so muss <strong>der</strong> Amtmann den Gefangenen an den <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ausliefern. Dieser hat ihn ans Gericht nach Münstermaifeld<br />

bringen zu lassen und ihn dort zu richten.") Des <strong>Grafen</strong> und des Erz¬<br />

bischofs Anteil am gerichtlichen Zweikampf (wurde yman kemplich an¬<br />

gesprochen) ist genau bestimmt. Wenn sich <strong>der</strong> trierische Amtmann<br />

nicht darum kümmert, so hat <strong>der</strong> Graf einzutreten. Er soll denjenigen,<br />

<strong>der</strong> sich da dem Kampfe unterziehen muss, 6 Wochen und 3 Tage halten<br />

und ihn im Kampfe unterweisen lassen. Gleichfalls auf des <strong>Grafen</strong><br />

Kosten ist <strong>der</strong> „Angesprochene" auf vierzehn Tage nach Münster zu<br />

führen. Den Zweikampf (warff) sollen Graf und Amtmann des Erz¬<br />

bischofs schirmen. Etwaige Sühne aus <strong>der</strong> „kemplichen Ansprache" ist<br />

beiden Herrn gemeinsam. Dreimal im Jahre sollen Amtmann und Graf<br />

zu Gericht laden (dem lande richten mit virzeln) und deshalb dem<br />

Lande gebieten, darüber hinaus aber nicht. 7) Das Dorf, in dem ein<br />

Missetäter ergriffen wird, muss dem Gerichtsherrn die Herberge (nachtselde)<br />

gewähren, eine Verpflichtung, die auch in Zahlen einer Geld¬<br />

summe umgewandelt werden kann. Beide Herren haben darauf Anrecht.<br />

Doch spricht sie das Weistum <strong>von</strong> 1417 dem <strong>Grafen</strong> allein zu. s)<br />

Die hohe Gerichtsbarkeit hat <strong>der</strong> Graf als Vertreter des Kurfürsten<br />

<strong>von</strong> Trier. Die nie<strong>der</strong>e Gerichtsbarkeit in <strong>der</strong> Pellenz ist durch die<br />

1) Günther CD. III, 516 Nr. 252. — Grimm VI, 629.<br />

2) Grimm II, 457, 488.<br />

B) Grimm II, 457, 489.<br />

") Grimm II, 488.<br />

•") Günther CD. III, 516 Nr. 352.<br />

B) Grimm<br />

') Grimm<br />

II, 457; 489. — Günther<br />

II, 457—58.<br />

CD. III, 516 Nr. 352.<br />

s) Grimm II, 457; 489.


— 33 —<br />

Hofgedinge einzelner Herren zersetzt. 1) Einige dieser Dinghöfe besitzt<br />

<strong>der</strong> Graf. So verleimt er die Gerichtseinkünfte am Hofe Sürsch, den<br />

Dinghof zu Gierschnach und das Hofgericht zu Hauroth.<br />

Gerichtsherr ist <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> weiter im Hochgericht<br />

Masburg, einem Kirchspiel <strong>von</strong> sieben Dörfern. 2) Auch hier ist Hochund<br />

Grundherr <strong>der</strong> Erzbischof <strong>von</strong> Trier. Der Graf ist Gewaltherr. 3)<br />

Wenn im Gerichtsbezirk, in <strong>der</strong> „hocheit", ein Ueberfall vorkommt, so hat<br />

<strong>der</strong> Gewaltherr den Gefangenen in Gewahrsam zu halten. Er hat die<br />

Untersuchung vorzunehmen, die Masburger haben „mit wehrhaffti^er<br />

haut" zu erscheinen und den Gefangenen ans Gericht nach Masburo- zu<br />

bringen. Hier richtet <strong>der</strong> Graf. Als Inhaber <strong>der</strong> Hochgerichtsbarkeit<br />

schützt er das Weistum <strong>der</strong> Sendschöffen zu Masburg, <strong>von</strong> wo das Kapitel<br />

zu Karden an <strong>der</strong> Mosel den Zehnt bezieht. 4) 1359 bekundet Dietrich,<br />

Herr zu Ulmen auf <strong>der</strong> Oberburg, des <strong>Grafen</strong> Mann zu sein wegen des<br />

Gerichts zu Masburg. Er bezieht da die gräflichen Einkünfte, die höchste<br />

Busse <strong>von</strong> fünf Schilling und die Sühne vom Totschlag und blutigen<br />

Kampf zu sechs Pfennigen."')<br />

Als Pellenzherr ist <strong>der</strong> Graf Oberdingherr im Kirchspiel Retterath<br />

6); das Dorf ist des <strong>Grafen</strong> Allod. Hier liegt auch ein Dinghof<br />

des Trierer Erzbischofs. 7) Der Graf ist Gewaltherr. Deshalb hat er<br />

auf Ansuchen des Kurfürsten <strong>von</strong> Trier die Freiheit des trierischen Hofes<br />

zu schirmen. 8) Es gibt jener Hof denen die Freiheit, die ihr Leben ver¬<br />

wirkt und sich dorthin geflüchtet haben. Sie wird gewährt auf sechs<br />

Wochen und drei Tage. Wird es nicht so gehalten, dann hat <strong>der</strong> Graf<br />

einzutreten. Die Zusammensetzung des Hofgerichts am trierischen Hofe<br />

zeigt einen Schultheiss des Erzbischofs als Beisitzer. Schöffen, Vogt<br />

und Bote sind vom <strong>Grafen</strong> bestellt.") Die Hofgerichtsbarkeit übt <strong>der</strong> Graf<br />

aus. Er entscheidet über die Busse, die er mit dem Erzbischof teilt. 8)<br />

Aber er glaubt als Oberdingherr die Busse allein beanspruchen zu<br />

können.") Er besitzt selbst auch einen Eigenhof in Retterath. 11') Wir be¬<br />

merken bei diesem Gericht eine eigentümliche Verquickung <strong>der</strong> Rechte<br />

bei<strong>der</strong> Herrn. Das Weistum vom Jahre 1468 weist offenbar den <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> als den Herrn über den ganzen Gerichtsbezirk und den<br />

trierischen Hof. Der Erzbischof hat sich dann seinen Anteil am allge¬<br />

meinen Gericht gesichert. Der Graf setzt sieben Schöffen, drei Heim-<br />

') Grimm VI, 622 W. Pellenz 14. Jlidt.<br />

2) Grimm VI, 654. W. Masburg.<br />

«) Grimm II, 608. W. Masburg 1543.<br />

4) Grimm VI, 654.<br />

B) Beilage 1, Nr. 22.<br />

°) Grimm II, 480; 609. W. Retterath 1468.<br />

7) Grimm II, 610.<br />

8) Grimm II, 480.<br />

9) Grimm II, 481.<br />

10) Grimm II, 610.


— 34 —<br />

bürgen, Vogt und Gerichtsboten und <strong>der</strong> Erzbischof einen Schultheiss als<br />

Beisitzer ein. 1) Was des Erzbischofs Brauch ist, des mahnt <strong>der</strong> Schult¬<br />

heiss den Vogt. 1) Die <strong>Grafen</strong> üben hier die Blutsgerichtsbarkeitaus.<br />

Sie sind Richter über Hals und Leib, Raub und Brand, Gebot und Ver¬<br />

bot. 1) Sie halten die ergriffenen Missetäter in Haft und lassen sie <strong>von</strong><br />

ihrem Scharfrichter hinrichten. An den Gerichtsgefällen haben beide<br />

Herrn Anteil. 1) Auch vom trierischen Hofgericht bezieht <strong>der</strong> Graf als<br />

Richter die Hälfte <strong>der</strong> Busse.-) Geteilt wird ferner die Habe des<br />

Hingerichtetenund sonstiger Fund im Gerichtsbezirk. 3) Der Graf hat<br />

als Gerichtsherr Anspruch auf die Futterbede. Am Gerichtstage sollen<br />

30 Pferde des <strong>Grafen</strong> weiden dürfen. An sonstigen Abgaben erhält er<br />

einen Falken, drei Vogelhunde, zwei Windhunde, Brot für die Hunde,<br />

18 Summer Spelz, zwei Hühner, 12 Pfennig zu Fleisch, einen Eimer<br />

Wein, da<strong>von</strong> er die Hälfte den Schöffen geben soll, „uff dat sy eme syn<br />

wistum hclffen behalden". An den beiden an<strong>der</strong>n Dingtagen zu Ostern<br />

und zu geschworenen Montag (Montag nach drei König) gibt man dem<br />

<strong>Grafen</strong> 2 Malter Hafer, 18 Summer Winterhafer (even), 2 Hühner, 12<br />

Pfennig und einen Eimer Wein. 4) Der Trierer Erzbischof hat ein An¬<br />

recht auf das Vermögen, auf die Erbschaft. Von den Zinsen gehören<br />

zwei Teile dem Erzbischof und ein Teil dem <strong>Grafen</strong>. Die Zinsen <strong>von</strong><br />

den Dinghöfen bei<strong>der</strong> Herrn gehören jedem allein. 4) Die Gerechtigkeit<br />

am Walde Etscheid (nördl. Retterath) besitzt <strong>der</strong> Graf, da sich sonst nie¬<br />

mand des Waldes angenommen hat. 4)<br />

Als emporstrebende Territorialherrn erwerben die <strong>Grafen</strong> Vogteien,<br />

um ihre Macht an solchen Stellen zu begründen, wo sie nicht unmittel¬<br />

bar Einfluss ausüben. So besitzen sie im Jahre 1229 schon die Vogteien<br />

zu Mertloch, Einig und Nachtsheim. Als Vögte <strong>von</strong> Mertloch haben<br />

die <strong>Virneburg</strong>er ihren Dinghof dort. 6) Die Gemeinde Mertloch zahlt<br />

ihnen die Bede. 1304 ist das Hofkorn zu Mertloch als an den <strong>Grafen</strong><br />

fällig erwähnt. 11) 1375 heisst es, dass die <strong>von</strong> Mertloch dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong> das Bedekorn zahlen. 7) Die <strong>Grafen</strong> erheben als Vogteiinhaber<br />

Anspruch auf Grund und Boden. Denn das Bedekorn, 18^<br />

Malter, zahlt die Gemeinde für Grund, Wasser und Weide. 8) Diese<br />

Bede hat demnach ihren Ursprung in <strong>der</strong> Schutzherrschaft.<br />

Wegen <strong>der</strong> Vogteirechte zu Münstermaifeld geriet Graf Heinrich<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> mit dem Erzbischof Heinrich <strong>von</strong> Trier in einen Streit,<br />

') Grimm II, 609.<br />

-) Grimm H, 480.<br />

3) Grimm II, 60:).<br />

4) Grimm II, 610.<br />

') Grimm VI, 601. W. des. Hofes. 16. Jlidt<br />

") Beilage 1, Nr. 6.<br />

J:T) Pachtrevers des Bäckers Klais. St. A. Koblenz, Reichsgrafschft. Virne<br />

bürg, Or., 1375 März 26.<br />

s) Grimm VI, 601


<strong>der</strong> im Jahre 1285 geschlichtet wurde. 1) Graf Heinrich hält die Vogtei<br />

zu Münster als Inhaber <strong>der</strong> vordem Pellenz. Er beansprucht daher das<br />

Recht, die Stadt zu befestigen. Er ist also darauf bedacht, seine Stellung<br />

zu stärken und womöglich vorzuschieben. Dies Streben stösst aber mit<br />

den Interessen des Erzbischofs zusammen. So wird denn entschieden<br />

(amicabiliter), dass Graf Heinrich auf die Vogtei und das Befestio-uno-srecht<br />

verzichtet, wogegen ihn <strong>der</strong> Erzbischof mit 200 Mk. entschädigt.<br />

Der Graf lässt sich mithin Rechtsansprüche, die er aus seinem Amt als<br />

Vogt herleitet, abkaufen. Der Verzicht Heinrichs gilt auch für seinen<br />

Nachfolger. Sie behalten die Gerichtsbarkeit in Münstermaifeld mit den<br />

Erzbischöfen zusammen. Die Leute o<strong>der</strong> Burgmannen des <strong>Grafen</strong> zu<br />

Münster o<strong>der</strong> Mayen wird <strong>der</strong> Erzbischof nicht gegen den <strong>Grafen</strong> unter¬<br />

stützen. Das Gleiche tut <strong>der</strong> Graf dem Erzbischof gegenüber.<br />

Es werden des <strong>Grafen</strong> Vogteileute zu Mayen erwähnt. Die Voo-tei<br />

zu Mayen findet sich schon früh im Besitz <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>. Bei <strong>der</strong> ersten<br />

Erbteilung vom Jahre 1229 erhielt sie Philipp, <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> des <strong>Grafen</strong><br />

Hermann. Im Jahre 1297 wurde sie dem Erzbischof Bonmund ver¬<br />

kauf!.-') Ebenso findet sich im Besitz <strong>der</strong> Nebenlinie die Vogtei zu<br />

Dieblich an <strong>der</strong> Mosel. Hier gibt Graf Ruprecht als Vormund <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> Johanns <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> dem Dorfe die Erlaubnis, die vogteiliche<br />

Bede an das Deutsch-Ordenshaus in Coblenz zu verkaufen. 3) Mit<br />

<strong>der</strong> Vogtei zu Mayen sind Güter und Gefälle im benachbarten Dorfe<br />

Kürrenberg verbunden.-) Daher mag es kommen, dass das Kürrenberger<br />

Weistum dem Schlosse <strong>Virneburg</strong> das Recht zuspricht, Bauholz im Walde<br />

<strong>von</strong> Kürrenberg zu holen, und zwar mit zwei Eseln zu Recht und dem<br />

Dritten zu Gnade.')<br />

Die Vogtei zu Klotten hatte Graf Heinrich dem Könige Rudolf<br />

verpfändet. Unter Adolf <strong>von</strong> Nassau geht sie gegen an<strong>der</strong>e Lehen ans<br />

Reich über/')<br />

1311 wird Graf Robert Vogt des Waldes <strong>der</strong> Erben <strong>von</strong> Mertloch.<br />

Der Erben Wald lag bei dem gräflichen Schloss Monreal. Auf diese<br />

Weise blieb den Erben <strong>der</strong> Wald gesichert vor des <strong>Grafen</strong> eigenen An¬<br />

sprüchen und denen an<strong>der</strong>er. Der Graf gibt das Versprechen, dass we<strong>der</strong><br />

e r, noch sonst jemand Holz fällen lassen soll ohne Erlaubnis <strong>der</strong> Erben.<br />

Diese wählen sich ihre Förster, <strong>der</strong> Graf aber bestätigt und schützt sie.<br />

Eben für den Schutz nimmt er das Recht <strong>der</strong> Bestätigung in Anspruch.<br />

Auch nimm! er es auf sich, Forstvergeiien in jenem Walde zu bestrafen. 0)<br />

') Acta acad. Theod. Palat. VI, 325. — Görz A1R. Reg. IV. 290 Nr. 1284<br />

*) Görz MR. Reg. IV, 581 Nr. 2594.<br />

8) Hennes, Urktindenbuch d. deutsch. Ordens II, 386 Nr. 447, Mainz 1861.<br />

') Grimm VI, 639. W. Kürrenberg.<br />

•') Beilage 1, Nr. 5.<br />

°) Günther CD. III, 141 Nr. 50.


36 —<br />

In gleicher Weise verpflichtete sich Graf Heinrich im Jahre 1275,<br />

<strong>der</strong> Polcher Edelmärker Wald zu schützen. 1)<br />

Einen Einschnitt in des <strong>Grafen</strong> Gebiet machte das Kloster Laach<br />

mit seinem Dorfe Kruft. 1346 bezog Graf Ruprecht jenes Gebiet in<br />

seinen Schutzbereich ein. Die <strong>Grafen</strong> sicherten dem Abte das Geleite,<br />

Graf Robert nahm Abt, Kirche und Besitzungen in seinen Schutz. Das<br />

Schutzverhältnis ist begründet in den guten Beziehungen, die zwischen<br />

dem <strong>Grafen</strong> und dem Kloster bestehen.-) Die übrigen Vogteien waren,<br />

wie wir sahen, mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> gerichtlichen Charakters und boten<br />

willkommene Gelegenheit, <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> Macht zu erhöhen. Ein Blick auf<br />

die Karte macht das erkenntlich.<br />

Die Gerichtsbarkeit also bildet den Hauptkern <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>gewalt<br />

<strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong>er. Als Inhaber richterlicher Gewalt üben sie zu <strong>Virneburg</strong><br />

<strong>Grafen</strong>rechte, zu Monreal Herrschaftsrechteaus. In <strong>der</strong> Pellenz<br />

können sich die <strong>Grafen</strong> nicht ganz entfalten. Denn hier steht als Oberherr<br />

das Erzstift Trier da, und <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ist nur <strong>der</strong> stellvertre¬<br />

tende Gerichtsherr. Er beansprucht zwar als Oberdingherr in <strong>der</strong> Eides¬<br />

formel zuerst genannt zu werden. 3) Die Pellenz gibt aber doch den<br />

<strong>Grafen</strong> erst ihre rechte Bedeutung. Ihre Einkünfte sind durch sie sehr<br />

gesteigert, und es stehen ihnen sonst einflusssichernde Rechte zu. So hat<br />

<strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ausgedehnte Rechte an den Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Pellenz.<br />

Er erlaubt dem Abte <strong>von</strong> Laach, die Waldfrevler im Krufter Walde zu<br />

strafen, nach dem Rechte <strong>der</strong> gräflichen Amtleute in <strong>der</strong> Pellenz. Das Dorf<br />

Kruft gehört <strong>der</strong> Abtei. Graf Robert erklärt, dass <strong>der</strong> Abt damit keinen<br />

Eingriff in die gräflichen Rechte tue. 4) Dass Graf Heinrich 1275 un¬<br />

rechtlich Novalien im Wald <strong>der</strong> Polcher Edelmärker machte, kann seinen<br />

Grund wohl darin haben, dass <strong>der</strong> Graf als Pellenzherr und Obermärker<br />

ein Verfügungsrecht über den Wald beansprucht. Landesherrn sind die<br />

<strong>Grafen</strong> in <strong>der</strong> Pellenz nicht. Als Hoch- und Grundherrn weisen die<br />

Pellenzheimburgendie Erzbischöfe <strong>von</strong> Trier. Doch sind die grundherrlichen<br />

Rechte unter die beiden Herrn verteilt. ..Glocke, Folge, Bann,<br />

herkommen<strong>der</strong> Mann, Fund, rostiger Spiess, <strong>der</strong> graue Wald, <strong>der</strong><br />

krumme Bach, Wasser, Weide, Acht und Herberge" gehören dem Erz¬<br />

bischof. 5) Im Masburger Gericht hat auf jene „geweltlichen Sachen" <strong>der</strong><br />

Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> Anrecht.") In <strong>der</strong> grossen Pellenz ist dem <strong>Grafen</strong><br />

<strong>der</strong> Glockenklang und die Folge zugewiesen, wenn er des Not hat. 7)<br />

Der Vertrag zwischen Balduin <strong>von</strong> Trier und Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> weist<br />

') Gudenus a. a. O. II, 960.<br />

2) Wegelcr, Codex dipl. Laecnsis,<br />

Bonn 1854.<br />

90 Nr. 170 in „Kloster Laach"<br />

3) Grimm II, 488.<br />

4) Wegelcr a. a. O., 90 Nr. 170.<br />

r') Grimm I! 458; 489.<br />

,;) Grimm II, 608.<br />

7) Grimm VI, 629.


jene Rechte, <strong>der</strong>en beide I ierrn zur Ausübung ihrer landesherrlichen<br />

faezw. richterlichen Gewalt bedürfen, beiden Teilen zu.') In Mertloch<br />

wie<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Graf Herr über Grund, Wasser und Weide. 1')<br />

Dagegen die Polizeigewalt, Gebot und Verbot, an sich auch beiden<br />

Herren zustehend, übt in <strong>der</strong> Pellenz <strong>der</strong> Graf als Gerichtsherr, in seinem<br />

Dorfe Rerterath als alleiniger Inhaber aus. s) Der Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

darf <strong>der</strong> Pellenzlandschaft nur gebieten, insofern es aus Gerichtsverhält¬<br />

nissen sich ergibt, darüber hinaus nur <strong>der</strong> Erzbischof. 4)<br />

jene Gemeinsamkeit <strong>von</strong> Rechten führt zu häufigem Streitigkeiten<br />

zwischen Trier und <strong>Virneburg</strong>. Dazu tragen nicht unerheblich die häu¬<br />

figen Verpfändungen <strong>der</strong> Pellenz seitens <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> bei. Trier ist da<br />

immer <strong>der</strong> stärkere Teil. Zudem min<strong>der</strong>n jene Verpfändungen auch die<br />

Rechte <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>. 5) Ihr Machtbereich besteht nur zu einem kleinen<br />

Teil aus Eigen, <strong>der</strong> weitaus grössere Teil ist Lehen. Ein Versuch, sich<br />

jene Lehen anzueignen, hätte gar keinen Erfolg gehabt. Ist doch schon<br />

des <strong>Grafen</strong> Heinrich I. Versuch gescheitert. Dazu umgab Kurtrier die<br />

kleine Grafschaft <strong>von</strong> allen Seiten und Kurfürst Balduin hatte sein Terri¬<br />

torium schon so gefestigt, dass sein Bestand für die Folgezeit gesichert<br />

war. Auch war das Territorium <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> noch in <strong>der</strong><br />

Entwicklung begriffen. Aber sie rechnen die Pellenz zu ihrer Graf¬<br />

schaft. Sie bezeichnen die Grafschaft als ihr Land. So wohnt <strong>der</strong> Abt<br />

<strong>von</strong>Laach in „grangiis terre nostre". 11) Graf Robert nennt sich 1310 „<strong>com</strong>es<br />

dei gratia" 7), eine Bezeichnung, die schon 1238 Graf Hermann führt.") Der<br />

Titel zeigt, dass man sich fühlt. Daher wehren die <strong>Grafen</strong> unbefugtem<br />

Burgbau in ihren Besitzteilen. So muss sich Ritter Meinfel<strong>der</strong> ver¬<br />

pflichten, zusammen mit den Herrn des Landes, unrechtmässigen Burg¬<br />

bau zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Wir konnten bereits bemerken, dass <strong>der</strong> Erzbischof und <strong>der</strong> Graf<br />

die ihnen in Gerichtsverfassung und Territorialverwaltungzustehenden<br />

Rechte durch Beamte ausüben lassen. Fassen wir hier kurz das zu¬<br />

sammen, was sich über den virneburgischen Beamtenapparat in unserm<br />

Zeitraum sagen lässt. Früh schon erscheint in <strong>der</strong> Gerichtsverfassung<br />

<strong>der</strong> Walpode. 1230 treffen wir unter den Pellenzrichtern den Walpoden<br />

') Günther, CD. III. 516 Nr. 352.<br />

2) Grimm VI, 601.<br />

8) Grimm VI629; das Abkommen mit Balduin v.J. lo48 bestimmt beiden<br />

das .Verbot" in <strong>der</strong> Pellenz; <strong>der</strong> Graf soll hierbei dem Erzbischof zu Willen sein.<br />

l ) Grimm II, 458.<br />

) Im Weistum des Hochgerichts Pellenz (14. Jhdt.) erkennen die Heim¬<br />

burgen den Erzb. als Hoch- und Grundherrn<br />

bischof verfallen." Grimm VI, 622.<br />

an „dieweil es nu an den erz-<br />

") Wegeler a. a. O. 90, Nr. 170.<br />

7) Wiirdtwein, Dipl. Mag., II, 21.<br />

H) MR. ÜB. 111, 483 Nr. «34.


— 38<br />

Krul an, als „vvalpodo <strong>com</strong>itis de <strong>Virneburg</strong>". 1) Er ist also vom <strong>Grafen</strong><br />

ernannt als sein Stellvertreter, mit den Heimburgen des Gerichts zu<br />

dingen.-) Er befragt die Schöffen nach dem Weistum und den Rechten<br />

des Gerichtsherren. 3) Nach dem Pellenz-Weistum ist zur Bergung eines<br />

im Gerichtsbezirk Ermordeten die Erlaubnis des Walpoden nötig. Der<br />

Walpod ist befugt, den Schultheiss zur Busse zu verpflichten, wenn in<br />

einem Dorfe <strong>der</strong> Heimburge etwaigen Frevel nicht gerügt hat. Ohne<br />

des Walpoden Willen darf keiner eine Pfändung vornehmen,'<br />

In <strong>der</strong> uie<strong>der</strong>n Gerichtsbarkeit erscheint <strong>der</strong> Vogt als Vorsitzen<strong>der</strong><br />

bei Gericht. Er befragt die Schöffen nach <strong>der</strong> Gerechtsame <strong>der</strong> Herrn<br />

des Hofes. r') Sonst ist <strong>der</strong> Schultheiss Vorsteher des Hofdings. In den<br />

Gerichten, wo <strong>der</strong> Kurfürst <strong>von</strong> Trier und <strong>der</strong> Graf gemeinsame Rechte<br />

ausüben, bestellt <strong>der</strong> Graf seinen Vogt und <strong>der</strong> Erzbischof seinen Schult¬<br />

heiss.") Im Jahre 1338 verlieh Kaiser Ludwig dem <strong>Grafen</strong> Robert das<br />

Recht, in den vom Reiche lehnsrührigen Dörfern, nämlich in Polch,<br />

Fiedel, Kaifenheim, Kehrig, Düngenheim, Urmersbach, Gappcnach und<br />

Gamlen Schultheissen „<strong>von</strong> wegen des Reiches und seiner selbst" ein¬<br />

zusetzen, damit sie Gericht halten. Auch dort, wo noch keine Schult¬<br />

heissen waren, soll <strong>der</strong> Graf solche einsetzen dürfen. Wichtig ist jenes<br />

Recht für den <strong>Grafen</strong>, da er auch seine Diener mit dem Amte ausstatten<br />

kann. Den Dörfern befiehlt <strong>der</strong> Kaiser, Gehorsam zu leisten, „als man<br />

eynen scholteizzen billich toen sol by unsen und des ryches hulden. 7)<br />

In <strong>der</strong> Verwaltung finden wir Amtmänner (officiati) <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong><br />

tätig, die auch Gerichtsgewalt in Vertretung haben. 8) Sonst sind sie<br />

Aufsichtabeamte. So haben sie z. B. Waldfrevler festzunehmen.") Die<br />

Amtmänner sind in <strong>der</strong> ganzen Grafschaft verteilt. Es begegnen uns<br />

solche in <strong>der</strong> Pellenz, 1") im Tal zu Monreal.") Nach dem Lehnsrevers des<br />

Erwin <strong>von</strong> Lahnstein zu schliessen, ist <strong>der</strong> Amtmann beauftragt, die<br />

Lehnsgel<strong>der</strong> auszuzahlen.")<br />

') MR. ÜB. III, Nr. 393. -- Noch im Jahre 1500 erscheint in <strong>der</strong> Pellenz<br />

ein virneburgisclier Walpode. Annalen des bist. Vereins für den Nie<strong>der</strong>rhein.<br />

2. Erg. Bd. S. 71.<br />

2) Grimm<br />

W. Rettcrath.<br />

VI, 629, W. Pellenz; II, 457. 488, W. Miinstcrmaifeld; II, 609,<br />

:l) Grimm VI, 629; II 609.<br />

') Grimm Vi, 630, 631.<br />

5) Grimm il, 480, W. Rettcrath.<br />

fi) Grimm II, 480; 609, Rettcrath.<br />

7) Beilage 1, Nr. 13.<br />

8J Günther CD. III, 516 Nr. 352.<br />

9) Günther CD. III, 142 Nr. 50.<br />

,0) Wegeier a. a. O. Nr. 168.<br />

") Beilage 1, Nr. 19.


39<br />

III.<br />

Die politische <strong>Geschichte</strong>.<br />

Wie bewegt sich auf den beiden vorhin skizzierten Grundlagen die<br />

politische Stellung unseres <strong>Grafen</strong>geschlechtes, heisst nun die dritte Frage,<br />

die die beiden ersten Punkte zu einem Ganzen verbinden soll. Das<br />

Herrschergeschlecht vertrat zu damaliger Zeit die Geschicke eines Landes<br />

so sehr war das Land o<strong>der</strong> Ländchen mit den Interessen seiner Herrn<br />

verwachsen. Von Staat kann ja noch nicht die Rede sein. Dafür tritt<br />

eben das Dynastengeschlecht ein. Es schafft sich seinen „Staat" sozu¬<br />

sagen, und seine <strong>Geschichte</strong> ist das Schicksal des Landes, in dem es<br />

herrscht. So erlebt denn die Dynastie, wie <strong>der</strong> einzelne Mensch, <strong>der</strong> da<br />

in die Allgemeinheit hineingestellt ist, seine ihm zugewiesene Aufgabe zu<br />

erfüllen, ihre Kindheit, ihre stürmische Jugend, ihre Reife, ihr Greisen¬<br />

alter und Ende. Sie ist das verbindende Glied, das ein Land in einen<br />

grösseren politischen Zusammenhang einknüpft.<br />

Unsere <strong>Grafen</strong> beginnen im elften Jahrhun<strong>der</strong>t hervorzutreten.<br />

Für dieses und das folgende Jahrhun<strong>der</strong>t stehen sie noch in keinem<br />

engern Zusammenhang mit <strong>der</strong> Reichsgeschichte. Noch führen sie fernab<br />

ein Son<strong>der</strong>dasein. Nur zweimal erscheinen um jene Zeit <strong>Virneburg</strong>er in<br />

d°n Zeugenreihen <strong>der</strong> Königsurkunden. So Graf Hermann im Schutz¬<br />

brief König Konrads III. für das Kloster Springiersbach aus dem Jahre<br />

U43') und 1157 ein Graf Hermann, <strong>der</strong> <strong>der</strong> zweite dieses Stammes sein<br />

dürfte, bei Kaiser Rotbart in Trier. 2) Die ersten <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

sehen wir meist in Urkunden <strong>der</strong> Erzbischöfe <strong>von</strong> Trier, was auf ein<br />

gutes Verhältnis zwischen beiden schliessen lässt. Allerdings des Ein¬<br />

vernehmens schöne Krone, die Uebertragung <strong>der</strong> Grafschaft in die Hände<br />

des Erzbischofs im Jahre 1192 (96) schwindet als Fälschung in sich zu¬<br />

sammen.'1) Etwas mehr politisches Leben beginnt mit dem <strong>Grafen</strong> Her¬<br />

mann III., <strong>der</strong> <strong>von</strong> 1204 bis 123S als regieren<strong>der</strong> Graf erscheint. Durch<br />

seine Heirat mit <strong>der</strong> nassauischen <strong>Grafen</strong>tochter brachte er seiner Graf¬<br />

schaft einen entlegenen, grössern Besitz zu und lenkte das Augenmerk<br />

seiner Nachfolger über die kleine Grafschaft hinaus. Und Besitzstreitig¬<br />

keiten brachten ihn in Berührung mit dem Burggrafen <strong>von</strong> Querfurt<br />

(1222) 4) und den Herrn <strong>von</strong> Isenburg (1232). 5) Die Ereignisse <strong>der</strong><br />

nähern Umgebung lenken das Interesse <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> auf sich. So ist Graf<br />

Hermann III. als Zeuge beim Streit um die Vogtei über das Kloster<br />

Maria-Laach, die Graf Gerhard <strong>von</strong> Ahr an sich gerissen hatte, beteiligt<br />

i) MR. ÜB. I, 592 Nr. 532. — MR. Reg. I, 550 Nr. 2002.<br />

-') MR. ÜB. I, 057 Nr. 598. — MR. Reg. II, 31 Nr. 114.<br />

3) Beilage 2.<br />

■») MR. ÜB. III, 163 Nr. 192.<br />

") MR. ÜB. III, 368 Nr. 471.


— 40<br />

(1210). 1) Der Besitz des Klosters reizt den Vimeburger mit an<strong>der</strong>n im;<br />

Bunde zu einem Vorgehen gegen dasselbe, weshalb das Kloster bei Papst<br />

Gregor IX. Beschwerde führt (1236). 2)<br />

Aus dem engen Räume, auf dem sich bis gegen die Mitte des 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> abspielte, riss Graf Heinrich I.<br />

sein Geschlecht heraus. Er war ein tatkräftiger Herr, bemüht, seiner<br />

Grafschaft Bedeutung zu verschaffen. Er begann mit einem Raubzug<br />

gegen den Besitz des Stifts zu Karden. Im Jahre 1242 kam wegen des<br />

Schadenersatzes ein Vergleich zustande.") Als Schiedsrichter schlichtete<br />

Heinrich 1251 zusammen mit dem Erzbischof Konrad <strong>von</strong> Köln und<br />

an<strong>der</strong>n <strong>Grafen</strong> die Streitigkeiten Heinrichs <strong>von</strong> Isenburg mit dem <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> Diez wegen <strong>der</strong> Vogteirechte zu Vilmar. 4) Zu Konrad <strong>von</strong> Hochstaden<br />

stand Heinrich in sehr reger Beziehung. Im Jahre 1255 erschien<br />

Graf Heinrich auf dem Städtetag zu Worms/') Jahrs zuvor war <strong>der</strong><br />

rheinische Städtebund gegründet worden. Diesem Bunde trat Heinrich<br />

1250 bei.") Waren bisher die Beziehungen <strong>der</strong> Vimeburger zu den Erz¬<br />

bischöfen <strong>von</strong> Trier ungestört gewesen, so blieb es unter dem äusserst<br />

regsamen Heinrich nicht dabei. Jedenfalls muss damals eine Spannung<br />

bestanden haben; denn 1254 gewann sich Heinrich den <strong>Grafen</strong> Gottfried<br />

<strong>von</strong> Sponheim zu einem getreuen Helfer, <strong>der</strong> ihm versprach, in Streit¬<br />

fällen sich nicht ohne ihn mit dem Trierer Erzbischof zu vergleichen. 7)<br />

Als Anhänger Konrads <strong>von</strong> Hochstaden ist er für Richard <strong>von</strong> Kornwall<br />

eingetreten. Er erscheint 1257 in Richards Gefolge im Lager vor Boppard,<br />

wo die Stadt Oberwesel ihre Reichsunmittelbarkeit bestätigt erhielt. 8)<br />

Um Reichsangelegenheiten zu erörtern, hatte Erzbischof Konrad eine<br />

Reise nach Prag zu König Ottokar unternommen. In <strong>der</strong> Begleitung<br />

Konrads treffen wir auch Heinrich <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> an.") Er beteiligt sich<br />

an des Erzbischofs Händel in Westfalen wegen <strong>der</strong> Herzogsgewalt des<br />

Kölner Erzstifts. Bei dem Abschluss des Bündnisses zwischen Konrad,<br />

dem Abte Thimo <strong>von</strong> Korvey und dem Herzog Albert <strong>von</strong> Braunschweig<br />

nahe <strong>der</strong> Burg Kogelnberg (Volkmarsen) am 30. Mai 1260 ist er<br />

zugegen. 1") Dass Heinrich im Jahre 1270 Lehnsmann des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

Luxemburg wurde, ist bereits erwähnt. Offenbar suchte Graf Heinrich<br />

<strong>von</strong> Luxemburg, <strong>der</strong> mit dem Herzoge <strong>von</strong> Lothringen verfeindet war,<br />

Bundesgenossen. Heinrich <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> verpflichtete sich und seine<br />

') MR. ÜB. II, 288 Nr. 247, 248;<br />

1120, 1121.<br />

301 Nr. 260. — MR. Reg. II, 308 Nr.<br />

B) Wegeier a. a. O. 29 Nr. 53.<br />

3) MR. ÜB. III, 528 Nr. 697. - MR. Reg. III, 61 Nr. 277.<br />

4) Knipping, Regesten <strong>der</strong> Erzb. <strong>von</strong> Köln III, 223 Nr. 1618.<br />

') MR. Reg. III, 279 Nr. 1233.<br />

") Weizsäcker, <strong>der</strong> rhein. Bund 1254, S. 2«, Tübingen 1879.<br />

7) Günther CD. II, 266 Nr. 161.<br />

«) MR. ÜB. III, 1016 Nr. 1406.<br />

9) Knipping a. a. O. III, 257 Nr. 1903.<br />

'") Knipping a. a. O. III, 284 Nr. 2106.


— 41 —<br />

Nachfolger als Parteigänger des Luxemburgers. Eine Parteinahme fin¬<br />

den Lothringer Herzog verhin<strong>der</strong>te Heinrich selbst dadurch, dass er<br />

seinen Sohn Robert verpflichtet, dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Luxemburg Gefolgschaft<br />

zu leisten. 1) Bald ist Heinrich I. wie<strong>der</strong> am Nie<strong>der</strong>rhein zu finden. Die<br />

Freundschaft mit Konrad <strong>von</strong> Hochstaden machte <strong>der</strong> Gegnerschaft gegen<br />

dessen Nachfolger Sigfried <strong>von</strong> Westerburg Platz. Sigfried hatte sich mit<br />

dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Jülich wegen <strong>der</strong> Vogtei zu Worringen verfeindet. 2)<br />

Graf Heinrich stand auf Seiten des <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Jülich. Er trat dem<br />

Bündnisse bei, das am 7. April 1277 die Gegner des Erzbischofs Sigfried,<br />

<strong>der</strong> sich mit den Erzbischöfen <strong>von</strong> Trier und Mainz verbündet hatte, zu<br />

Deutz schlössen. :!) Es mag wohl um jene Zeit schon <strong>der</strong> Zwist Heinrichs<br />

mit dem Trierer Erzbischof Heinrich <strong>von</strong> Vinstingen um die Vogteirechte<br />

zu Münstermaifeld bestanden haben. Der ebenfalls am Deutzer Bündnis<br />

beteiligte Graf <strong>von</strong> Sponheim hatte um die Burg Böckelheim (an <strong>der</strong><br />

Nahe) mit dem Erzbischof <strong>von</strong> Mainz, Werner <strong>von</strong> Eppstein, eine heftige<br />

und erbitterte Fehde auszufechten. 4) Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> kämpfte mit.<br />

Im Jahre 1281 vertrug sich nun Johann <strong>von</strong> Sponheim mit Erzbischof<br />

Werner. Der <strong>von</strong> den Mainzern gefangene Robert wurde entlassen, um<br />

seinen Vater Heinrich zum Friedensschluss mit Heinrich II. <strong>von</strong> Trier zu<br />

veranlassen. An<strong>der</strong>nfalls solle er in die Gefangenschaft wie<strong>der</strong> zurück¬<br />

kehren/') Heinrichs Zwist mit dem Erzbischof fand erst im Jahre 1285<br />

sein Ende.'') Allerdings sehen wir ihn schon 1283 unter den Zeugen für<br />

den Vertrag, den die bezwungenen Coblenzer Bürger in demütiger llnterwerfung<br />

unter ihren Herrn und Erzbischof schlössen. 7) Unterdessen<br />

War <strong>der</strong> Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg ausgebrochen, ein<br />

Streit, <strong>der</strong> die ganzen nie<strong>der</strong>rheinischen Lande bös aufwühlte und fast<br />

alle dortigen Herren auf den Plan rief. Graf Heinrich I. <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>,<br />

durchaus kein Freund des Kölner Erzbischofs, hielt zum <strong>Grafen</strong> Adolf<br />

Von Berg. Wahrscheinlich hat er auch an <strong>der</strong> Worringer Schlacht teil¬<br />

genommen, in <strong>der</strong> Sigfried besiegt und gefangen genommen wurde. In<br />

jenem Kampfe glaubte wohl Heinrich auch sein Teil erbeuten zu können,<br />

nämlich die Burg und Herrschaft Nürburg, die seiner Grafschaft Nach¬<br />

barin war. Er hatte schon Hand auf sie gelegt. Sein Nachfolger Robert<br />

verglich sich im Jahre 1290 mit dem Erzbischof und gab zu seinen<br />

Gunsten die virneburgischen Rechte auf. 8) Heinrich muss 1289 gestorben<br />

sein. Wir sehen, dass er ein überaus rühriger Herr war. Der Grundton,<br />

den er bei seinem Regierungsanfang mit dem Vorgehen gegen das<br />

Kardener Stift angeschlagen hatte, hielt an bis zuletzt. Wo nur in <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft eine Fehde ist, tut Heinrich mit. Keck stellte er so seine<br />

') Beilage 1, Nr. 2<br />

a) Ennen, <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Stadt Köln, II, 219 ff., Köln 1865.<br />

:') MR. Reg. 'IV, 91 Nr. 400.<br />

') <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ropp, Erzbischof Werner <strong>von</strong> Mainz, 123 ff., Göttingen 1872.<br />

b) MR. Reg. VI, 179 Nr. 788.<br />

") MR. Reg. IV, 290 Nr. 1284.<br />

7) MR. ÜB. IV, 246 Nr. 1087.<br />

B) MR. Reg. IV, 401 Nr. 1788.


42 —<br />

Grafschaft als einen wohl brauchbaren Faktor hinein in das politische Ge¬<br />

triebe im Rheinland, so den Grund legend zu <strong>der</strong> Rolle, die seine Nach¬<br />

folger spielen sollten. Mit ihm ist die Grafschaft <strong>Virneburg</strong> auf einmal<br />

bedeutend geworden. Wenn ihm <strong>der</strong> Versuch, seine Grafschaft an<br />

Rechten zu bereichern misslungen war (1285), so hatte <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong><br />

Verbindung mit den nie<strong>der</strong>rheinischen Dynasten zum Ziel geführt.<br />

Die nachfolgenden <strong>Grafen</strong> setzten Heinrichs Bestrebungen fort.<br />

Robert II., schon zu Lebzeiten des Vaters Graf genannt, entschied als<br />

Schiedsrichter 1286 zwischen Gerhard und Otto <strong>von</strong> Landskron. 1) In<br />

engere Beziehungen trat Robert zu König Adolf, mit dem er verwandt<br />

war.-) Er ist bei seiner Krönung in Aachen zugegen. 3) Adolf musste<br />

dem Erzbischof Boemund <strong>von</strong> Trier für die Erfüllung <strong>der</strong> Wahl¬<br />

kapitulation Bürgen stellen. Graf Robert übernahm nebst an<strong>der</strong>n Edlen<br />

diese Bürgschaft. 4) Im Jahre 1293 wurde er im Lager zu Boppard des<br />

Königs Vasall."') Er begleitete ihn auf seinem Zuge nach dem Elsass<br />

gegen Herzog Albrecht. Wir sehen nämlich Robert mit dem Könige im<br />

Lager vor Kolmar. 11) Mit Adolfs Bru<strong>der</strong>, dem Erzbischof Diether <strong>von</strong><br />

Trier, stand Robert ebenfalls in guten Beziehungen. Es heisst in jener<br />

Urkunde <strong>von</strong> 1303, worin Diether den Wäl<strong>der</strong>tausch Roberts mit dem<br />

Dorfe Meitloch genehmigt, dass er wegen <strong>der</strong> guten Dienste, die ihm und<br />

<strong>der</strong> trierischen Kirche vom <strong>Grafen</strong> geleistet seien, ihm Lehen verliehen<br />

habe. 7) Im Jahre 1304 wurde er vom Erzbischof unter die Schiedsrichter<br />

gewählt, die den Streit mit <strong>der</strong> Stadt Koblenz beilegen sollten. 8) Ein<br />

unangenehmes Erlebnis hatte Robert einmal in Köln. Bei einem Auf¬<br />

enthalt in <strong>der</strong> Stadt wurde er <strong>von</strong> Walthelm <strong>von</strong> Aducht und seinen<br />

Genossen überfallen und in Haft gesetzt, weshalb er sich bei <strong>der</strong> Stadt<br />

beschwerte und die Entscheidung des Rates anrief.") In demselben Jahre<br />

1295 wurde er Bürger Kölns.'") Durch den Tod Wikbolds <strong>von</strong> Holte<br />

war <strong>der</strong> Kölner Erzstuhl ledig geworden. Roberts Oheim Heinrich,<br />

schon einmal in Trier zum Erzbischof gewählt, 11) aber nicht bestätigt,<br />

bewarb sich nun um den Kölner Metropolitansitz. Nach langem Harren<br />

') MR. Reg. IV, 301 Nr. 1329.<br />

2) VR. I, Nr. 13. Bonifaz VIII. schreibt an Heinrich, germano <strong>com</strong>itis de<br />

<strong>Virneburg</strong>, consanguineo Adolfi regis; Erzb. Diether nennt Robert 1303 eben¬<br />

falls consanguineus.<br />

8) Böhmer, Reg. Imp. I, 161 Nr. 8, Stuttgart 1844.<br />

4) MR. Reg. IV, 452 Nr. 2018.<br />

") MR. Reg. IV, 486 Nr. 2173.<br />

fi) MR. Reg. IV, 494 Nr. 2215.<br />

7) Beilage I, Nr. 6.<br />

8) Bar, Urkunden u. Akten zur Gesch. <strong>der</strong> Verfassung und Verwaltung<br />

<strong>der</strong> Stadt Coblenz, 36 Nr. 5. 17. Bd. <strong>der</strong> Publik, <strong>der</strong> Oesellschft. für rhein. Geschichtskunde<br />

1898.<br />

») MR. Reg. IV, 534 Nr. 2391.<br />

'») MR. Reg. IV, 545 Nr. 2439.<br />

") Dominikus,<br />

Nr. 86.<br />

Baldcwin <strong>von</strong> Lützelburg, 26, Koblenz 1862. — VR. I,


— 4;; —<br />

und Bangen gab im Jahre 1306 Papst Klemens V. seinen Konsens. 1) Nun<br />

konnte nicht nur <strong>der</strong> Nepotismus emporschiessen. Graf Robert konnte<br />

jetzt auch intimeren Anteil an <strong>der</strong> Reichspolitik nehmen. Zunächst wurde<br />

zwischen dem <strong>Grafen</strong> Gerhard <strong>von</strong> Jülich und dem Erzbischof eine<br />

Einigung erzielt; war doch einer <strong>der</strong> Herren <strong>von</strong> Jülich Heinrichs Gegen¬<br />

kandidat. Der Erzbischof bewerkstelligte die Verlobung seines Gross¬<br />

neffen Heinrich, des Sohnes Roberts III. mit einer Tochter des <strong>Grafen</strong><br />

Gerhard. Als Heiratsgut gab er den Verlobten die Burg Ringsheim<br />

(Kreis Rheinbach) zu Lehen.-) Am 2. September 1306 besiegelte Graf<br />

Robert nebst den <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> Jülich und Graf Eberhard <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mark<br />

das Bündnis seines Bru<strong>der</strong>s Heinrich mit den Herzögen <strong>von</strong> Lothringen<br />

und Brabant, die sich zu gegenseitigem Schutz zusammenschliessen.3)<br />

Die Freundschaft und Hinneigung Heinrichs zu Frankreich teilt Robert.<br />

Er verpflichtet sich zur Erfüllung des Vertrags, den <strong>der</strong> Erzbischof mit<br />

dem König Philipp IV. schloss, worin er dem Franzosen Treue versprach<br />

und Hilfe gegen seine Feinde, nur nicht gegen den römischen König. 4) Es<br />

ist eine Adressenliste <strong>der</strong>jenigen deutschen Grossen, mit denen <strong>der</strong> König<br />

<strong>von</strong> Frankreich im Briefwechsel steht, überliefert. Dort wird Graf<br />

Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> als beson<strong>der</strong>er Freund des Königs aufgeführt:<br />

„amicoet speciali nostro<strong>com</strong>itiWernebourc"/') Erzbischof Heinrich neigte<br />

zu dem französischen Prinzen, zu Karl <strong>von</strong> Valois, hin. Doch stehen die<br />

<strong>Virneburg</strong>er nachher auf Seiten Kurfürst Balduins, gewonnen für dessen<br />

Plan, seinen Bru<strong>der</strong> Heinrich <strong>von</strong> Luxemburg zum König wählen zu<br />

Sassen. Am 23. Februar 1308 verspricht Heinrich, für den Fall <strong>der</strong> Wahl,<br />

eine Heirat seines Bru<strong>der</strong>s Walram mit einer Schwester des <strong>Grafen</strong> Robert<br />

zustande zu bringen, ohne dass Mitgift verlangt werde. Robert selbst<br />

soll <strong>von</strong> Balduin auf Lebenszeit zu seinem Amtmann in Kochern, Münster-<br />

•naifeld und Mayen bestellt werden, Posten, die dem <strong>Grafen</strong> wichtig<br />

genug erscheinen konnten. Aber er soll keine „infidelitas" gegen Balduin<br />

begehen. 0) So sucht also Balduin, <strong>der</strong> darauf bedacht war, sein Terri¬<br />

torium auszubauen und zu festigen, <strong>von</strong> vornherein den <strong>Virneburg</strong>er<br />

unschädlich zu machen. Robert, <strong>von</strong> dem hier die Rede ist, war unterdes<br />

auf seinen Vater Robert II. gefolgt.<br />

Die Politik des Kölner Erzbischofs ist für seine Verwandten mass¬<br />

gebend. Wir finden Robert III. bei <strong>der</strong> neuen Königswahl vom Jahre 1314<br />

als Anhänger <strong>der</strong> Habsburger. Kurfürst Heinrich hatte sich für Friedrich<br />

den Schönen entschieden. Dem <strong>Grafen</strong> Robert sicherte Herzog Leopold<br />

') Eine Kölner Chronik schreibt: „Ind want greve Henrich van Virncnberch<br />

Vurmails bi dri jairen im hove zo Rome gestanden hadde ind bekant was,<br />

kreicli hei die confirmacic, Chroniken <strong>der</strong> deutschen Städte, Köln 3, 658. —<br />

V R- I, Nr. 165."<br />

2) Lac. ÜB. III, 34 Nr. 47.<br />

:l) Lac. ÜB. III, 36 Nr. 48.<br />

4) Kern, Anfänge <strong>der</strong> französ. Ausdehnungspolitik bis zum Jahre 1308,<br />

341—42, Anni., Tübingen 1910.<br />

■"')Kern, Acta imperii 1267— 1313, 234 Nr. 286, Tübingen 1911<br />

*) Lac. ÜB. III, 52 Nr. 68.


— 44 —<br />

<strong>von</strong> Oesterreich 12 000 Pfd. Heller zu. Ausserdem wurde die Vermählung<br />

<strong>der</strong> Elisabeth. Schwester Roberts, mit einem Bru<strong>der</strong> des Herzogs ver¬<br />

abredet. 1) Robert ist seinem Oheim behilflich, Anhänger zu gewinnen.<br />

So suchen beide 1314, den Edelherrn Gerhard <strong>von</strong> Landskron zu bereden,<br />

ihnen bei <strong>der</strong> künftigen Königswahl beizustehen, indem sie ihm eine<br />

Summe Geldes versprechen.-) Robert nahm in Aachen an <strong>der</strong> Krönungs¬<br />

feierlichkeit des <strong>von</strong> seinem Oheim geför<strong>der</strong>ten Kandidaten teil.') Am<br />

22. Juni 1317 hatte König Ludwig zu Bacharach einen Landfrieden für<br />

das Rheinland verkündigt. Der Kölner Erzbischof, <strong>der</strong> als Gegner Lud¬<br />

wigs darin einen Zügel sehen könnte, den man ihm anlegte, trat doch<br />

dem Landfrieden bei. Da er immer für die Sache <strong>der</strong> Habsburger eintrat,<br />

hatte er am Nie<strong>der</strong>rhein viele Gegner, und die Fehden dort wollten gar<br />

nicht aufhören. Ein Schiedsspruch aus dem Jahre 1317 zwischen<br />

Heinrich, dem <strong>Grafen</strong> Engelbert <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mark und ihrem Anhang auf <strong>der</strong><br />

einen, dem <strong>Grafen</strong> Gerhard <strong>von</strong> Jülich, mit dem <strong>der</strong> Erzbischof beson<strong>der</strong>s<br />

verfeindet war, Dietrich <strong>von</strong> Kleve und Gottfried <strong>von</strong> Heinsberg auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite, gibt ein Bild jener vielfach verworrenen und verwickelten<br />

Händel. 4) Da beklagt sich Gerhard <strong>von</strong> Jülich, dass die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Mark und <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> nicht nach Recht gehandelt hätten, und da sie<br />

mit Jülich verbunden und Eidgenossen seien, sollten sie ihr Verhalten<br />

nach den Bündnisbriefen einrichten. Dietrich führt Klage, dass Graf<br />

Robert den Vertrag mit seinem Neffen nicht gehalten habe. Der Graf <strong>von</strong><br />

Arnsberg hat Händel mit dem <strong>Virneburg</strong>er um die Stadt Neheim. Wegen<br />

<strong>der</strong> Verheerungen des <strong>Grafen</strong> Robert in Westfalen beansprucht Probst<br />

Walram <strong>von</strong> Arnsberg Schadenersatz. Heinrich <strong>von</strong> Köln war aber auf<br />

einen Wink Friedrichs <strong>von</strong> Oesterreich hin <strong>von</strong> dem Landfrieden zurück¬<br />

getreten. Von seinem Schlosse Brühl aus bedrängte er die Stadt Köln,<br />

schädigte überhaupt den Landfrieden. Doch wurde er <strong>von</strong> Trier, Jülich,<br />

Köln und an<strong>der</strong>n Gegnern zur Nachgiebigkeit gezwungen. 5) Die Schieds¬<br />

richter, <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> Jülich und an<strong>der</strong>e, schlichten die Fehde und richten<br />

den Landfrieden auf (1320), dem dann Graf Robert III. und die übrigen<br />

<strong>Virneburg</strong>er mit ihrem Anhang beitreten. 0) Doch entbrannte dei Zwist<br />

zwischen <strong>Virneburg</strong> und Jülich <strong>von</strong> neuem. Reinald <strong>von</strong> Gel<strong>der</strong>n ent¬<br />

schied im folgenden Jahre 1321 zwischen beiden und for<strong>der</strong>te den Kölner<br />

Erzbischof auf, alles zu tun, um die beiden <strong>Grafen</strong> zu versöhnen. 7)<br />

Ueberall folgt Robert <strong>der</strong> Politik seines Oheims. Im Jahre 1322 ver¬<br />

bünden sich beide mit dem Bischof Ludwig <strong>von</strong> Münster gegen ihre<br />

Wi<strong>der</strong>sacher, nicht gegen Adolf <strong>von</strong> Berg und Wilhelm <strong>von</strong>^ Arnsberg.<br />

Bischof Ludwig verspricht Robert III., dem marscalco Westvalie, Hülfe,<br />

') Lac. ÜB. III, 102 Nr. 137.<br />

") Gudenus, Cod. dipl. II, 1007 Nr. 74.<br />

') Böhmer, Reg. Iinp. II, 164, Stuttyt. 1839.<br />

') Lac. ÜB. III, 122 Nr. 163.<br />

") Schwamborn, Heinrich II., Erzb. <strong>von</strong> Köln, 27 ff. (Münst; Diss. 1904).<br />

) Lac. ÜB. III, 146 Nr. 180. -- Ennen, Quellen zur Gesch. <strong>der</strong> Stadt<br />

Köln IV, 77 Nr. 87, Köln 1860-79<br />

7) Lac. ÜB. III, 156 Nr. 187.


— 45 —<br />

wenn ihm dieses Amt strittig gemacht werden sollte.') Mit Jülich war<br />

übrigens noch keine dauernde Einigkeit vorhanden. Auf Seiten Gerhards<br />

standen gegen die <strong>Virneburg</strong>er König Johann <strong>von</strong> Böhmen, Graf Wilhelm<br />

<strong>von</strong> Holland, Adolf <strong>von</strong> Berg und Engelbert <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mark. Beide<br />

Parteien einigten sich im Jahre 1325") Auf ein Jahr wurde den Fehden<br />

abgeschworen; die Gefangenen sollten zurückgegeben werden, und die<br />

Geächteten in den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Paktierenden sollten in keiner Partei Land<br />

Zutritt haben. König Johann hat den Kölner Erzbischof in Verdacht,<br />

ihm einen seiner Böhmen gefangen genommen zu haben. Gottfried <strong>von</strong><br />

Sayn und Robert <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> werden mit <strong>der</strong> Untersuchung dieser<br />

Angelegenheit betraut. Finden sie eine Schuld des Erzbischofs, so sollten<br />

sie dies öffentlich bekannt geben; an<strong>der</strong>nfalls soll Johann mit Heinrich<br />

versöhnt sein. Das Jahr 1327 brachte dann auch die endgültige Aus¬<br />

söhnung Roberts mit denen <strong>von</strong> Jülich. Am 7. Februar vergleichen sich<br />

beide zu gegenseitigem Vorteil wegen <strong>der</strong> Burg Ringsheim. 2) Da<br />

Heinrich an seinem Neffen Robert eine sichere Stütze hatte, übertrug er<br />

ihm 1331 die Aufsicht über die öffentlichen Strassen im Erzstift Köln. 4)<br />

Die Beziehungen Roberts zum Trierer Kurfürsten waren durch die<br />

Stellung seines Oheims zu Trier gegeben. Er gehörte zu den Vermittlern<br />

<strong>der</strong> Stadt Boppard, als sie sich 1327 nach langem Wi<strong>der</strong>stände unter¬<br />

warf. 0) Im folgenden Jahre ist er unter den Zeugen für den Vertrag zu<br />

finden, in dem Balduin, <strong>von</strong> Loretta <strong>von</strong> Sponheim-Starkenburg gefangen<br />

genommen, sich loskauft. 0) Offener Kampf brach aus, als sich Roberts<br />

Bru<strong>der</strong> Heinrich um den Mainzer Kurhut bewarb. 7) Papst Johann<br />

bestätigte Heinrich. 8) In einem Schreiben vom 10. Januar 1329°) gibt<br />

er den Termin an, an dem <strong>der</strong> neue Erzbischof durch seinen Bru<strong>der</strong> die<br />

Provisionsgel<strong>der</strong>zahlen soll. Die Schreiben des Papstes Johann an die<br />

Mitglie<strong>der</strong> des virneburgischen Hauses atmen grosses Wohlwollen. Graf<br />

Robert ist „dilectus filius" genannt. 1") Der Papst ist mit Ludwig dem<br />

Bayer zerfallen und die <strong>Virneburg</strong>er sind immer noch scharfe Gegner des<br />

Kaisers. Das Mainzer Domkapitel hatte aber Balduin gewählt,<br />

de >" auch trotz Mahnung des Papstes nicht Verzicht leistete. Es<br />

kam im Gegenteil zwischen beiden Bischöfen zu einem bösen<br />

') Lac. ÜB. III, 167 Nr. 194.<br />

a) Lac. ÜB. III, 173 Nr. 205.<br />

3) Lac. ÜB. III, 187 Nr. 220.<br />

4) Ennen, Quellen IV, 184 Nr. 170. Berichtigung des Datums zum 2. März<br />

in Mitteilungen aus dem Stadtarchiv <strong>von</strong> Köln, Heft 6, S. 3.<br />

5) Dominik us a. a. O. 342.<br />

6) Günther CD. III, 264.<br />

7) Dominikus a. a. O. 250 ff.<br />

8) VR. II, Nr. 1573.<br />

'•') VR. II, Nr. 1593. — Die Bewerbung Heinrichs hat die <strong>Grafen</strong> gezwungen,<br />

lllr 'e Grafschaft Wied zu versetzen (1329). 1343 gelobt dann <strong>der</strong> Erzbischof,<br />

y.01' seinen Hinkünften diese Herrschaft wie<strong>der</strong> einzulösen. * St. A. Koblenz,<br />

Ko P- 1, Nr. 30, Aschaffenburg, 1343 Sept. 8.<br />

10) VR. II, Nr. 1683


— 46 —<br />

Kampf, bis endlich Balduin 1336 zurücktrat. Den <strong>Virneburg</strong>ern<br />

muss sehr viel an <strong>der</strong> Kirche des hl Bonifatius gelegen haben.<br />

Zwar nicht in frommer Absicht. Natürlich wollte es nicht wenig<br />

bedeuten, <strong>von</strong> zwei gebietenden Punkten aus, Köln und Mainz, das Rhein¬<br />

land, in dem damals ein gut Teil Reichsgeschichte <strong>der</strong> Entscheidung<br />

harrte, zu beherrschen. Deshalb halten nach dem Tode des Kölner Erz¬<br />

bischofs Heinrich seine Verwandten den Besitz des Erzstifts fest und<br />

wollen vor dem Nachfolger Walram nicht zurückweichen. Darum mahnt<br />

Johann XXII. seinen Schützling <strong>von</strong> Mainz und seine ganze Sippe, auf<br />

jenen Besitz zu verzichten.') Benedikt XII. trug sich mit <strong>der</strong> Absicht, den<br />

Erzbischof Heinrich <strong>von</strong> Mainz nach Passau zu versetzen. Da weilt dann<br />

Graf Robert selbst an <strong>der</strong> römischen Kurie, für seinen Bru<strong>der</strong> zu betteln<br />

(1334). 2) Die Stadt Florenz hatte später Grund, über die beiden Virne¬<br />

burger Klage beim Papste zu führen (1337). Der Magister Guernerius<br />

Nerii, <strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> Angelegenheiten des Erzbischofs o<strong>der</strong> des <strong>Grafen</strong><br />

nach Mainz gekommen war, verschwand. Die <strong>Virneburg</strong>er hatten ihn in<br />

Gefangenschaft gesetzt, angeblich, weil er keinen rechten Bericht erstattet<br />

habe. Nachforschungen nach allen Seiten hin ergaben nichts. Deshalb<br />

klagt die Stadt dem Papste. 3) Während des Kampfes um Mainz hatte <strong>der</strong><br />

junge Graf Heinrich, Roberts Sohn, mit Balduins Stadt Mayen eine Fehde<br />

angefangen. Erzbischof Walram <strong>von</strong> Köln, <strong>der</strong> Freund Balduins und<br />

Schwager Heinrichs, vermittelte im Jahre 1334 die Sühne. Die Gefangenen<br />

sollten auf beiden Seiten freigelassen werden und das Korn und Gut des<br />

<strong>Grafen</strong>, das man in Mayen beschlagnahmt hatte, zurückerstattet werden.<br />

Heinrich wird verpflichtet, auf sein Eigengut dem Erzbischof 40 Mk.<br />

Geld anzuweisen und des Erzstifts Lehnsträger zu werden. Binnen<br />

Monatsfrist soll er die Verzeihung des Erzbischofs eingeholt haben.<br />

Diese Sühne soll aber keineswegs bei<strong>der</strong> Rechte beeinträchtigen.') Den<br />

nun folgenden Lehnsauftrag haben wir bereits erwähnt (S. 21). Zwei<br />

Jahre darauf zog auch Robert seine Hand <strong>von</strong> dem Mainzer Streit. Im<br />

Verkaufsbrief über Schloss <strong>Virneburg</strong> (1336) versprach er, etwaige Briefe<br />

o<strong>der</strong> Prozesse, die sich gegen Balduin o<strong>der</strong> das Kapitel <strong>von</strong> Mainz<br />

richteten, geheim zu halten, um die Eintracht nicht zu stören, wenigstens<br />

so lange, bis die <strong>Virneburg</strong> voll und ganz zurückgekauft sei. Sollte er<br />

aber dies Abkommen nicht befolgen, dann darf Balduin sich an <strong>der</strong><br />

Maifcl<strong>der</strong> Pellenz, die Trier und <strong>Virneburg</strong> gemeinsam besitzen, schadlos<br />

halten. r>) Da sein Bru<strong>der</strong> Heinrich sich mit Kaiser Ludwig versöhnt<br />

halte, trat auch Robert auf dessen Seite. So Hess ihm denn Ludwig einige<br />

Gnadenerweise zukommen. Ei" gestattete ihm 1338, in den lehnsrührigen<br />

') VR. II, Nr. 2091. Die <strong>Virneburg</strong>er hatten sich übrigens mit geistlichen<br />

Pfründen gut genug verschen. Sic suchen sich in Köln recht breit zu machen.<br />

So bittet Johann XXII. 1329 den <strong>Grafen</strong> Robert, seine Söhne zu veranlassen,<br />

daß sie Belästigungen gegen Probst Heinrich <strong>von</strong> Jülich einstellten. VR. II, Nr 1746.<br />

3) VR. II, Nr. 2198.<br />

'') VR. II, Nr. 2286.<br />

4) Günther CD. III, 317 Nr. 198.<br />

5i Beilage 1, Nr. 11,


- 47<br />

Reichsdörfern Schultheissen einzusetzen 1) und 1339 wies er ihm im Ein¬<br />

vernehmen mit den Erzbischöfen <strong>von</strong> Trier und Mainz Einkünfte aus den<br />

Zöllen zu Koblenz und Lahnstein zur Deckung seiner Schulden an. 2)<br />

1343 verlieh ihm Ludwig Rechte auf einen Turnos vom Zoll zu Ehrenfels<br />

und Lahnstein auf Wi<strong>der</strong>ruf. 3) Schulden hatte Graf Robert genug. Das<br />

brachten schon die kostspieligen Unternehmungen mit sich. So erfahren<br />

wir aus einem Schreiben Johanns XXII. an den Dekan Petrus Arquerius<br />

in Rouen, dass <strong>der</strong> Bonner Propst Heinrich, <strong>der</strong> spätere Kurfürst <strong>von</strong><br />

Mainz, und sein Bru<strong>der</strong>, Graf Robert bei Benedictus Rotarii zu Asti eine<br />

Schuld aufgenommen haben. 4) Wir bemerkten schon, dass Robert dem<br />

Erzbischof Balduin 200 Pfd. grosser Turnosen schuldete, und dass er<br />

ihm darum Lehen auftrug. Nunmehr mit Balduin befreundet versprach<br />

ihm Robert 1342 Hilfe gegen den Wildgrafen <strong>von</strong> Daun und den <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> Sponheim. Auch wollte er seinen Schwiegersohn Johann <strong>von</strong><br />

Schieiden mit Balduin aussöhnen."') Kurfürst Heinrichs Stern war, seit¬<br />

dem er treuer Anhänger des Witteisbachers geworden war und sich so in<br />

Gegensatz zur Kurie gestellt hatte, im Sinken begriffen. Ob Robert<br />

seinem Bru<strong>der</strong> im Kampfe gegen seine Feinde beigestanden hat, da<strong>von</strong> ist<br />

nichts bekannt. Wohl aber kämpften die Neffen für den Oheim. Die<br />

Limburger Chronik berichtet zum Jahre 1350, dass Heinrich <strong>von</strong> Mainz,<br />

mit dem Beinamen Busemann, gegen den Landgrafen <strong>von</strong> Hessen, den<br />

Herzog <strong>von</strong> Braunschweig und den Markgrafen <strong>von</strong> Meissen gezogen<br />

sei, und dass im Kampfe bei Gudensberg <strong>der</strong> Landgraf einen <strong>der</strong> Herren<br />

<strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> gefangen genommen habe. 0) Es war Adolf. Auch<br />

Sein Bru<strong>der</strong> Gerhard schlug sich zu den Anhängern Heinrichs, zu<br />

denen die Herren <strong>von</strong> Isenburg, Westerburg und <strong>der</strong> Graf <strong>von</strong><br />

Wied zählten. 7) So ward Gerhard mit Kurfürst Balduin, <strong>der</strong> 1349<br />

einen Zug gegen diese Herren unternahm, uneins. Den Gegen¬<br />

stand des Zwistes bildete das Schaumburger Gut. Eine Versöhnung<br />

■nit dem jungen <strong>Grafen</strong> wie<strong>der</strong> anzubahnen, bestellte Balduin am<br />

6 - Dezember 1349 die Burggrafen <strong>von</strong> Kochern und Mayen als<br />

Schiedsrichter. 8) Gerhard hatte <strong>von</strong> seinem Vater das eingelöste<br />

schaumburgische Gut erhalten. Er beklagte sich, dass <strong>der</strong> Kurfürst ohne<br />

h'gencl ein Recht dazu das Gut für sich in Anspruch genommen habe.<br />

Dem gegenüber machte Balduin geltend, dass er doch mit den <strong>Grafen</strong><br />

' n grosser Freundschaft lange Zeit gelebt, den <strong>Grafen</strong> zu seinem Lehensmann<br />

und Gerhard mit seinem Bru<strong>der</strong> Adolf zu Burgleuten in Mayen<br />

gewonnen habe. Zudem sei Gerhard dem Erzbischof verpflichtet<br />

]) Beilage 1, Nr. 13.<br />

* 2) St. A. Koblenz, Reiclisgrfschft. <strong>Virneburg</strong>, Kopie, Frankfurt, 1339 März 11.<br />

''') Beilage 1, Nr. 34.<br />


— 48 —<br />

gewesen, die Geiselschaft zu halten, die er beim Friedensschluss mit den<br />

Herrn <strong>von</strong> Westerburg und Isenburg auf sich genommen habe. Da er<br />

aber jenes Versprechen gebrochen habe, sei Balduin in schweren Nach¬<br />

teil geraten. Während <strong>der</strong> Friedenszeit habe Gerhard des Erzbischofs<br />

Kirchen und Mannen geschädigt. Mit seinen unbescheidenen Klagen<br />

habe er ihn vor vielen an<strong>der</strong>n Herrn biossgestellt.<br />

Balduin reichte seine Klageschrift am S. April 1350 ein, Gerhard<br />

einige Tage vorher, am 23. März. Am 4. Juli gaben die genannten<br />

Schiedsrichter zu Nie<strong>der</strong>lahnstein ihren Spruch ab. Der Kurfürst soll<br />

mit den Briefen beweisen, dass Gerhard als Geisel verpflichtet sei. Einen<br />

endgiltigen Schiedsspruch über den Besitz <strong>von</strong> Schaumburg fällten sie<br />

noch nicht. Wenn Balduin beweise, wie ein Kurfürst des Reiches es<br />

billig tun soll, dass er Schaumburg mit Recht besetzt habe, so solle er<br />

es als sein Eigengut behalten. 1)<br />

Vor dieser Auseinan<strong>der</strong>setzung hatte sich Gerhards Vater mit<br />

dem Erzbischof wegen <strong>der</strong> Rechte in <strong>der</strong> hintern Pellenz entzweit. Sie<br />

einigten sich wie<strong>der</strong> am 10. Juli 1348 zu Wittlich. 2) Da <strong>der</strong> älteste Sohn<br />

Roberts III. Heinrich schon 1235 gestorben war, wurde Gerhard seines<br />

Vaters Nachfolger. Er war mit Boemund, <strong>der</strong> nach dem Tode Balduins<br />

den Trierer Kurhut trug, befreundet. Im Jahre 1355 stellte er sich mit<br />

10 wohlberittenen Mannen in den Dienst des Erzbischofs gegen die<br />

<strong>Grafen</strong> Heinrich und Johann <strong>von</strong> Sponheim. 3) Boemund nennt ihn<br />

seinen „lieben getreuen und heimlichen Rat." 4)<br />

Seit <strong>der</strong> Zeit Heinrichs II. <strong>von</strong> Köln waren die <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

zu <strong>der</strong> Stadt in Beziehungen geblieben. Verbindungsfäden waren<br />

vorhanden, da Heinrich seine Neffen mit Pfründen an Kölner Kircheil<br />

ausgestattet hatte. Köln stand aber mit seinem geistlichen Herrn <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong> auf gespanntem Fusse. Streit mit seinen gräflichen Ver¬<br />

wandten brach in <strong>der</strong> Folgezeit fast alle Augenblicke aus. Beson<strong>der</strong>s<br />

ist es <strong>der</strong> Ritter Heinrich Scherfgin, <strong>der</strong> den <strong>Grafen</strong> viel zu schaffen<br />

macht. Am Markustag des Jahres 1343 vermittelte Erzbischof Walram<br />

zwischen den streitenden Parteien zu Bonn eine Sühne/') Am 30. Juli<br />

verglich sich dann Robert III. mit dem Ritter über die strittigen Güter<br />

zu Keldenich (Kreis Bonn). 11) Diese Uebereinkunft hat aber nicht lange<br />

angehalten. Roberts Sohn Gerhard, Domdekan zu Köln, war mit dem<br />

Ritter und <strong>der</strong> Stadt über den Besitz des Hofes Keldenich in Zwist ge¬<br />

raten. Am 31. Oktober 1346 vertrug sich Graf Robert für seine Söhne<br />

Gerhard, Adolf und Johann mit <strong>der</strong> Gegenpartei. 7) Die Stadt Köln gab<br />

aus Anlass dieser Sühne dem Domdekan Gerhard 100 Goldschilde. s) Er<br />

wird also auf den Hof Keldenich verzichtet haben. Dieser Domdekan<br />

:;;l ) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr 24.<br />

2) Günther CD. III, 516 Nr. 352.<br />

8) Günther CD 111, 617 Nr. 426.<br />

4) Günther CD. III, 618 Nr. 427.<br />

3) Ennen, Quellen IV, 271 Nr. 258.<br />

°) Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln, Heft 6 S. 45.<br />

7) Mitteilungen, H. 6, 58.<br />

s) Mitteilungen, H 6, 59.


— 49 —<br />

war mittlerweile regieren<strong>der</strong> Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> geworden und hatte<br />

sich unter Erzbischof Wilhelm <strong>von</strong> Köln Uebergriffe und Gewalttaten<br />

im Erzstift erlaubt. Eine Anssöhnung vom Jahre 1356 1) hatte keinen<br />

dauernden Erfolg. Gerhard lag vier Jahre darauf mit Wilhelm <strong>von</strong><br />

Gennep wie<strong>der</strong> in Fehde. Zu den <strong>Virneburg</strong>ern hielten Johann, Herr<br />

zu Reiferscheid, die Herren <strong>von</strong> Neuenahr, Peter <strong>von</strong> Elz u. a. Diesmal<br />

brachten <strong>der</strong> Herzog <strong>von</strong> Jülich und die Städte Köln, Bonn, An<strong>der</strong>nach<br />

eine Vereinbarung zustande.-) Es sollen zunächst die Gefangenen bei<strong>der</strong>¬<br />

seits freigegeben werden. Die Klage Gerhards, dass ihn <strong>der</strong> Erzbischof<br />

mit dem An<strong>der</strong>nacher Burglehn zu kurz behandelt habe, wogegen Wil¬<br />

helm einwendet, er habe dem <strong>Grafen</strong> während 30 Jahren vollauf genug<br />

getan, wird zur Entscheidung dem Burgmannengericht in An<strong>der</strong>nach<br />

überwiesen. Desgleichen soll das Burgmannen-Gericht in Nürburg die<br />

strittige Frage dieses Burglehens, nach Burgmannen Recht entscheiden.<br />

Die Klage wegen eines Mannlehens soll an einem Termin zwischen dem<br />

13. Dezember 1360 und Ostern 1361 vor dem erzbischöflichen Lehns-<br />

Gerichtshof verhandelt werden. Der Rechtsspruch soll den Erzbischof<br />

verpflichten. Die Streitigkeiten mit den Herrn <strong>von</strong> Junkerode werden ge¬<br />

schlichtet. Auch die übrigen Parteien werden mit dem Erzbischof aus¬<br />

gesöhnt. Nach dem Tode des Erzbischofs hatten Gerhard und Adolf<br />

wie<strong>der</strong> einen ihrer Sippe, den Dompropst Johann, ihren Bru<strong>der</strong>, zu<br />

präsentieren bereit. Sie suchen sich wohl durch Verleihung eines Zollturnoses<br />

die Unterstützung <strong>der</strong> Städte An<strong>der</strong>nach, Bonn und Neuss zu<br />

verschaffen (1362)/') Der Papst bestätigte aber den <strong>Virneburg</strong>er nicht,<br />

son<strong>der</strong>n Adolf <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mark, Bischof zu Münster. 4) Johann wurde<br />

zunächst in Münster, dann 1364 in Utrecht Bischof.<br />

Die Händel mit <strong>der</strong> Stadt Köln waren aber noch nicht zu Ende.<br />

1366 sagte An<strong>der</strong>nach dem Heinrich <strong>von</strong> Stockheim Hilfe gegen den<br />

<strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> zu. 5) Wegen Gefangennahme seines Neffen hatte<br />

Gerhard <strong>der</strong> Stadt Fehde angesagt. 0) Wir finden in den Kölner Stadtrechnungei!<br />

für das Jahr 1370 eine ganze Reihe <strong>von</strong> Nachrichten über<br />

Boten, die <strong>von</strong> hüben und drüben geschickt wurden. 7) Am 19. Oktober<br />

söhnten sicli beide aus.*) 1372 bat die Stadt den <strong>Grafen</strong>, er möge einen<br />

seiner Helfer, Telmann <strong>von</strong> Zolner, <strong>der</strong> einen Kölner Bürger geschädigt<br />

hatte, zum Schadenersatz veranlassen.") Dass die gegenseitigen Rei-<br />

') Lac. ÜB. III, 466 Nr. 556.<br />

* s) St. A. Düsseldorf, Kölner Domstift Nr. 1190, Or., Pg., Köln, 1360 Dez. 13.<br />

:l) Annalen des bist. Vereins für den Nie<strong>der</strong>rhein, H. 59, 18.<br />

") Ennen, Gesch. d. St. Köln II, 359.<br />

5) Annalen, H. 59, 26.<br />

") Mitteilungen, H. 22, 84.<br />

7) „Knipping, Kölner Stadtrechnungen. II 8, 9, 19, 20, 21, 22, 26, 28, 29."<br />

Bd. 15 <strong>der</strong>" Publik, <strong>der</strong> Ges. für rhein. Geschichtskde. 1898.<br />

8) Mitteilungen, H. 1, 73.<br />

9) Ennen, Quellen IV, 657 Nr. 562.


— 50 —<br />

bereien kaum aufhörten, zeigt eine Urkunde vom 9. Mai 1378, in <strong>der</strong> ein<br />

Burgmann Adolfs, Dietrich <strong>von</strong> Renneberg, dem Erzbischof Friedrich III.<br />

<strong>von</strong> Köln verspricht, <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> aus nicht mehr gegen ihn vorzu¬<br />

gehen. 1) Auf den <strong>Grafen</strong> Adolf folgte Robert IV., <strong>der</strong> <strong>der</strong> glänzendste<br />

und berühmteste seines Geschlechts geworden ist.<br />

Die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong>er zeigt, welche Bahnen solche<br />

Dynasten einschlagen, um emporzukommen. Sie setzen mit grossem<br />

Eifer ein und suchen im Wettkampf mit an<strong>der</strong>n Dynasten ihr Land zu<br />

vergrössern. Dieser stete Gedanke stählt die Energie des Herrenge¬<br />

schlechts und lässt die Festigung des Territoriums Wirklichkeit werden.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite aber raubt ihm das eigensüchtige Interesse den<br />

Blick für eine grosszügige Reichspolitik. Man überlässt das Reich seinem<br />

Geschick, verhin<strong>der</strong>t das Aufkommen einer starken Zentralgewalt und<br />

macht sich so mitschuldig am Zustand <strong>der</strong> Auflösung des Reiches gegen<br />

Ende des Mittelalters.<br />

*) Lac. ÜB. III, 714 Nr. 812.


Beilage 1.<br />

Ungedruckte Urkunden zur <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>.


52<br />

I.<br />

Ritter Kolv <strong>von</strong> Bell trägt Burg Bell und den Hof zu Kottenheim<br />

zu Lehn auf. -- Bell, 1267 Juli 25 (Aug. 1).<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 212 nr. 98.<br />

Ego Hermannus Colvo miles de Belle constare cupio . . . quod<br />

cum unanimi consensu et <strong>com</strong>municata manu uxoris mee et filiorum<br />

meorum castcllum meum in Belle ac curtem in Cottenheym.<br />

que quondam exstitit mei patris, cum omnibus eiusdem curtis<br />

attinentiis domino Heinrico <strong>com</strong>iti de <strong>Virneburg</strong>h traditi libere<br />

et solute recepique dictum castellum; cum prenotata curte<br />

titulo feodali a domino Henrico <strong>com</strong>ite memorato, faciendo eidem<br />

de eodem castello fidelitatem, que ledicheit volgariter appellatur,<br />

quam tarn ego quam mei heredes domino H. <strong>com</strong>iti prenotato ac<br />

eius heredibus perpetuo observare curabimus absque dolo, quod<br />

iuravi in presentia plurimorum. In robur quoque et testimonium<br />

omnium praescriptorum sepedicto domino H. <strong>com</strong>iti prenotato<br />

dedi cedulam <strong>com</strong>munitam ad peticionem meam sigillo venerabilis<br />

domini abbatis de Lacu ac sigillis virorum nobilium videlicet<br />

Fri<strong>der</strong>ici de Novocastro, Gerardi, domini de Kempnich, Philippi<br />

domini de Wildenburgli senioris et filiorum eius, Johannis, domini<br />

Brunnishorn, Walpodonis de Waltmannishusen, Wilhelmi et Theo<strong>der</strong>ici<br />

militum de Eltze . . . Arbitramur insuper nos penitus<br />

amissuros curtem nostram in Cuttenheim sepedictam et dominum<br />

H. <strong>com</strong>item de Virnburgh ac eius heredes eandem cum omnibus<br />

eius attinentiis possessuros. Item violatores fidei et honoris<br />

semperdicti volumus ac perjure, si, quid absit, praescriptam ordinationem<br />

infringere nos contingat. Actum apud Belle anno 1267<br />

secunda feria post festum beati Jacobi 1) apostoli presentibus una<br />

cum domino abbate de Lacu omnibus militibus prenotatis et<br />

multis aliis fide dignis.<br />

II.<br />

Graf Heinrich <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> wird Lehnsmann des <strong>Grafen</strong><br />

<strong>von</strong> Luxemburg. — 1270 Juli 13.<br />

St. A. Koblenz, Herzogtum Luxemburg, Or., Pg-,<br />

Siegel anhängend.<br />

Je Henris cuens de Vernebourch fas cognoissant a tous, que<br />

je sui devenus hom et serai tous jors a Henri ainsnei fil le conte<br />

') Die Datierung ist auffällig. Jakobus fällt selbst auf Montag. Am<br />

Montag darauf ist Petri Kettenfeier.


— 53 —<br />

de Lucembourch, a li et a ses hoirs, contes de Lucebourch, et est<br />

assavoir, que Robers mes fils ainsneis est devenus hom liges<br />

devant tous hommes au dit Henri, a li et a ses hoirs, contes de<br />

Lucebourch, et sera il et sui hoir, conte de Vernebourch, doir en<br />

hoir a tous jors en teil maniere, que il a nul aultre ne doit ne ne<br />

puet faire hommage devant le dit Henris et ses hoirs, contes de<br />

Lucembourch. Et pour cett hommage at donnei le diz Henri a moi<br />

et a mon dit fil deus cens livres de treveciens. Des queils deus<br />

cens livres ie et mes fils a<strong>von</strong>s en piain paiement en deniers nombres<br />

de cent livres de trev., pour les queils cent livres je et mes<br />

fils a<strong>von</strong>s repris dou dit Henri tout ce que nous a<strong>von</strong>s a Rettheroyde<br />

nostre ville, la queils chose estoil nostre alleux. Et pour<br />

les autres cent livres mous at il mis en guage dix livres de terre a<br />

assenir. Dedens est au present et a penre chascun an, a la saint<br />

Jehan, en sa rente d'Epternay, c'est assavoir an sept deniers des<br />

fenx et au deus deniers de sa livre jusqu'a a tant, que il ou suir hoir<br />

nous paierunt les aultres cent livres; et tant il les nous paierunt, nos<br />

de<strong>von</strong>s an cor repenre dails dix livres de terre d'allue avec ce que<br />

nos a<strong>von</strong>s repris dou dit LIenri a nostre dite ville de Rettheroyde<br />

au plus pres. que nous la porrons aucy de la et si quelle soit<br />

d' allue. Et est assavoir. que je doi suir le conte de Lucebour<br />

loialment en bonne foi <strong>com</strong>me ses hom et Robert mes fils il et sui<br />

hoir, conte de Vernebourch, le doient suir si en hom lige devant<br />

tous hommes lui et ses hoirs, contes de Lucebourch, doir en hoir<br />

a tous jors. Et se guerre en bestent estoit entre le conte de Luce¬<br />

bour et le duc de Lorraine, et je Henri voloie suir le duc de Lor¬<br />

raine, e Robers mes fils servit et est tenus a servir le conte de<br />

Lucebourch a aultre tant de gens on a plus, cum je suirvie le duc.<br />

Et pour ce que ce soit ferme chose et estable a moi et a mes hoirs<br />

a tous jours les queils je oblige a ces choses devandites j'ai mis<br />

mon seel a ses present lettres. Et a ma priere et a ma requeste<br />

Ferris, sires dou Nuefchastel, Cuenes, sires de Rulant, le quails<br />

j'ai establis en pleges envers le dit Henri de Lucebour devandit de<br />

ses covenences a tenir et a assenir, si cum dist est, y ont mis les<br />

luer seels en tesmoignage de veritei. Et je Robert de Wernebours<br />

dessus nommeiz, qui ses choses dessus dites ai greiees et otriees,<br />

si cum dessus est dit en aage et fors de mambournie, pour ce que<br />

je n'ai point de seel, use dou seel Henri seignour de Bellecoste.<br />

Ces lettres furent faites en l'an del incarnation nostre seignour,<br />

kant li milliaires corroit par mil deus cens sexante et dix, le jour<br />

de feste sainte Marghuerite.


54<br />

III.<br />

Die Ritter <strong>von</strong> Bell erkennen ihre Burg als Lehen an. 1280<br />

Juni 3.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 214 nr. 100.<br />

Walterus, Gerlacus et Hermannus, armigeri, fratres de Belle<br />

notum facimus . . . quod nobilis vir dominus Henricus conies de<br />

Virnburgh domum suam ligiam de Belle sive castrum' nobis concessit<br />

iure feodali habendam in possidendam pariter et tenendam<br />

cum omni solempnitate ad hoc debita pariter et consueta, hoc<br />

adiecto, quod dictus dominus noster ad evadendum innimicorum<br />

suorum hostiles insultus se in dicto domo sive Castro recipere et<br />

de eodem domo sive Castro contra suos adversarios munire se<br />

poterit et iuvare, quandocumque velquotienscumquesibi timor,<br />

periculum aut necessitas imminebit. In cuius rei testimonium . . .<br />

litteras . . . tradidimus sigillis honorabilium virorum et dominorum<br />

abbatis ecclesie Lacensis, Goefridi dicti Colve de Arwylre, Henrici<br />

de Pyrmont et Theo<strong>der</strong>ici de Ulmena . . .<br />

Datum a. d. 1280, feria secunda ante festum Pentecosten.<br />

IV.<br />

Testament des <strong>Grafen</strong> Heinrich. — [1285—1289].<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Abschrift<br />

aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

In nomine domini amen. Scripta est ordinatio domini Henrici<br />

<strong>com</strong>itis in Virnenburg. Inprimis statuit decimam de curtibus<br />

domini Henrici de Polche et domine Alheidis sororis sue et unam<br />

carratam vini de decima sua in Valuviv 1) pro dotalicio parrochie<br />

Site in Morian 2) singulis annis persolvendas; dein statuit, ut Omni¬<br />

bus requirentibus, quibus aliqua iniuria notorie facta est ex parte<br />

sua, de proprietate sua, hec est de bonis trans Rhenum circa<br />

castrum Schowenburg, generaliter statisfiat et ordinatio testamenti<br />

uxoris sue bone memorie domine <strong>com</strong>itisse de eisdem bonis persolvitur.<br />

Quinque filiabus suis due marce singulis nichilominus<br />

de jamdictis bonis annis singulis quoadusque vixerint persolventur,<br />

que post abitum earum ad veros heredes sine occasione qualibet<br />

revertentur. Sepulturam elegit apud fratres minores in<br />

An<strong>der</strong>naco et illis equum suum legavit cum omnibus, que ad<br />

corpus suum specialiter pertinebant.<br />

') Valwig.<br />

•) Monreal.


V.<br />

Graf Robert wird Vasall Königs Adolfs. — Boppard, 1293<br />

Mai 29.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1,12 nr. 31.<br />

Adolphus dei gratia Romanorum rex semper augustus nobili<br />

viro Roperto <strong>com</strong>iti de Virnenburgh, fideli suo dilecto gratiam<br />

suam et omne bonum. Virtutum habitus in actum prodiens, ubilibet<br />

quando decet, qui te honorandi nitoris vestimento placido<br />

decoravit et utilitas servicii tui grati nobis et imperio procul dubio<br />

profutura nos provide induxerunt, quod te nostrum et imperii<br />

conquisivimusin vasallum verum pro humagio, quod nobis et<br />

imperio fecisti. Huiusmodi vasallatus tibi quingentas marcas<br />

denariorum Coloniensium infra annum promisimus nos daturos<br />

vel tibi obligaturos pignori bona et possessiones imperii in locis<br />

oportunis sitas ad quinquaginta marcarum redditus annis singulis<br />

ascendentibus a te et tuis liberis tibi succedentibus tenendas et tarn<br />

diu possidendas, quousque tibi vel eisdem dicte quingente marce<br />

a nobis vel pro tempore imperatoribus vel regibus Romanis fuerint<br />

plenarie persolute. Cum vero eandem pecuniam tu vel liberi tui<br />

receperitis integraliter persolutam, ipsam convertere debetis in<br />

praedia emenda in locis imperio sita aptis a nobis ab imperio<br />

recipienda in feodum et eo titulo imperpetuum possidenda, exstat<br />

autem advocatia in Clotten bone memorie quondam patri tuo . . .<br />

domino Rodolfo Romanoruin rege antecessore nostro pro quingentis<br />

marcis pingnori obligata sublata huiusmodi obligatione<br />

pignorantia ad nos et imperium libere revertetur.<br />

Datum in Bopardie, IV. kal. iun., ind. sexta, regni vero nostri<br />

anno secundo.<br />

VI.<br />

Erzbischof Diether <strong>von</strong> Trier bestätigt den Waldtausch des<br />

<strong>Grafen</strong> Robert mit dem Dorf Mertlpch. — Saarburg, 1304<br />

März 2.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2,47 nr. 104.<br />

Nos frater Dethericus dei gratia sancte Treverensis ecclesie<br />

archiepiscopus notum facimus . . . quod in illam permutationem<br />

seu cambium, quod nobilis vir Rupertus <strong>com</strong>es de Virnbourgh,<br />

consanguineus noster ac fidelis, cum villa de Mertellachen nostre<br />

diocesis super eius silva dicta Mertellacher holtz, que ad curiam<br />

nostram Meiene spectare dinoscitur et ex qua nobis nomine census<br />

singulis annis in dictam curiam nostram decem solidi et quattuor<br />

denarii marchi usuali ibidem soluntur et quos quidem decem


— 56 —<br />

solidos et quattuor denarios Mathias miles de Ryvenaco a nobis<br />

et ecclesia nostra in feodo tenet, tenore presentium consentimus<br />

ratificantes eandem. Dictus vero <strong>com</strong>es dicte ville alias Silvas,<br />

videlicet Hart ab opposito ville Wilre et Heldam ab opposito<br />

prati dicti Crudehertewyse, utiliores ac viciniores, assignavit et in<br />

bonis suis allodialibus eidem ville decem solidatas et quatuor<br />

denariatas tradidit monete prenotate, qui denarii omni forma et<br />

modo, quibus dicti decem s. et quatuor d. in dictam curiam<br />

nostram Meyene et per consequens Mathie supradicto solvebantur,<br />

ita exnunc eo modo et iure solvi debent apud Mertellachon in<br />

blado suo, quod vulgariter dicitur liuffkorn, volentes etiam ob<br />

grata servicia, que dictus <strong>com</strong>es nobis . . . impendit et impen<strong>der</strong>e<br />

poterit in futurum, ut in augmentum sui feodi, quod a nobis et<br />

dicta nostra ecclesia tenet, ut decimam de novalibus, que in dicta<br />

Silva excoluitur seu excoli procuravitur et insurgent dictus <strong>com</strong>es<br />

et sui heredes a nobis et ecclesia nostra Trevirensi teneant . . .<br />

jure feodali, iure parrochiali ecclesie ibidem . . .<br />

Datum et actum apud Sarburch, a. d. 1303, feria secunda post<br />

dominicam, qua cantatur oculi mei.<br />

VII.<br />

Graf Johann <strong>von</strong> Sponheim macht dem <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong><br />

bekannt, daß er Lehnsmann <strong>der</strong> Sponheimer sei. — 1318<br />

Juni 2.<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Or., Pg.,<br />

Siegel anhängend.<br />

Wir grieve Johan bay Spainheim dun kunt uch me grieven van<br />

Virnenburg . . . daz wir unde her Symon unde her Johann unse<br />

nieven, grieven bay Spainheim sin bescheiden na unsen brieven<br />

van aldirt . . . daz er soilit man syn <strong>der</strong> vorgenanten bru<strong>der</strong>e<br />

unde grieven bay Spainheim, als van <strong>der</strong> graveschaffe wegen van<br />

Spainheim und als van <strong>der</strong> manschaffe nieth mit uns zu dune<br />

inhant . . .<br />

Dis brief wart gegieven, da man schrief die iar na godis<br />

geburte dusent diu hon<strong>der</strong>t unde achzene, des nestin dagis na<br />

unsers herrn ofvart dage.<br />

VIII.<br />

Ritter Bucher gesteht dem <strong>Grafen</strong> Robert die Wie<strong>der</strong>einlösung<br />

<strong>der</strong> schaumburgischen Güter zu. — c. 1320.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, 22 nr. 40.<br />

Wir Willehm Wolff Bucher eyn ritter ind Paze syne elige<br />

vrauwe, burglude zu Westerburgh, doin kunt . . . dat die edele


— 57 —<br />

so wie unse va<strong>der</strong> her Roprecht <strong>der</strong> grave <strong>von</strong> Virnenburgh wilne<br />

galt die vurgenannte herrscliaff umb den edeln mann hern Synart,<br />

lüde here Roprecht Grave zu Virnenburgh, hern Johan proibst<br />

zu Santen, here Gerhart, Juncker Adolf ind here Johan schoilmeister<br />

zu deine doem zu Colne des vurgenannten graven soene<br />

. . . alle die güde so wie die genant synt, die zu Schauwenburgh<br />

uff dat huyss gehorich synt mit nanien, den zehenden zu<br />

Vachenghen, das guyt zu Birlebach, das guyt zu Wazzinbach,<br />

das guyt zu Habenscheit, das guyt zu Berpach, das guyt zu Furbach,<br />

das guyt zu Michelenbach, zu Hoenstaden, zu Hoenfels,<br />

das eygen ind die lüde, die darzu gehorent ind an<strong>der</strong>s alle<br />

gute, gulde, zynse ind gevelle, cleyne ind groissz, besucht ind<br />

unbesucht, wie die gelegen synt uff die syten des Ryns, tuschen<br />

Montabuyr ind <strong>der</strong> Hohe, is sy an holtze, an velde, an wesen, an<br />

ackeren, an luden, an gülden, zynsen ind gevelle, . . . vur 900<br />

cleyne gülden guyt <strong>von</strong> gulde ind sware <strong>von</strong> gewichte we<strong>der</strong><br />

<strong>von</strong> uns ind unsen erven loesen moigen ... die sy uns versatzt<br />

hant . . . Ouch moigen sy die vurg. gude . . . halff we<strong>der</strong> loesen<br />

umb die halbe somrae geltz vurgenant ... Ind is dat sache, dat<br />

sy dat guyt halb losent, dat deyle soilen sy nemen, as den heren<br />

<strong>von</strong> Westerburgh ind zween burghmannen alda . . . Ind des zu<br />

Urkunde han ich Willehm Wolff myn Siegel an diesen brieff<br />

gehangen mit myns heren Siegel heren Reynhartz heren zu Wester¬<br />

burgh, heren Gyselbrechts ind hern Johans genant Schoynhelsse<br />

ind heren Die<strong>der</strong>ichs Cranesele burglude zu Westerburgh . . .<br />

ind ich Paze, want ich geen segel neit enhäen, so bekennen ich<br />

un<strong>der</strong> allen diesen segeln, dat diese reden wair synt.<br />

IX.<br />

Graf Robert verpfändet die Herrschaft Wied. — 1329 Mai 8.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, 17 nr. 35.<br />

Wir Roprecht grave <strong>von</strong> Virnenburgh ind <strong>von</strong> Wede doin<br />

kunt allen, dat wir mit unser vrunde raidt ind mit willen ind mit<br />

gehencknissz unser mo<strong>der</strong> Conegunt, gravynnen <strong>von</strong> Virnen¬<br />

burgh, ind unsers eirsamen bro<strong>der</strong>s heren Henrichs, des ertzbuschoffs<br />

<strong>von</strong> Mentze, ind Gerhartz unsers bro<strong>der</strong>s, de?- chorbuschoffs<br />

<strong>von</strong> Triere, ind Johans unsers bro<strong>der</strong>s, des proistes<br />

<strong>von</strong> Sante, ind Henrichs unses ersten geborenen soens ind Marien<br />

seynre ee vrauwe ind Roprechts uns soens, des proists <strong>von</strong> Sente<br />

Mariengreden zu Colne, ind Gerartz unses soens, des canonichs<br />

<strong>von</strong> Colne, ind alre unser erven versatte hain ind versetzen<br />

overmitz diesen brief dem ersaem man Die<strong>der</strong>ich Meynefel<strong>der</strong><br />

dem ritter und vrauwe Agnesen syner ee vrauwe Nie<strong>der</strong>wied mit<br />

mannen, mit burghmannen, mit dienstluden, mit lande, mit luden,<br />

mit gericht ind mit aller <strong>der</strong> herrschaf, die darzu hörende ist ind


— 58 —<br />

den herren <strong>von</strong> Eppensteyn. Die setzen wir yme pandes vur<br />

2500 marck pennynck Andemacher weronge, die sy uns an<br />

gereydeme gelde betzalt in gegeven hant ind in in unsen nutzen<br />

ind urber komen synt. Diese vurgenannte burgh ind herschaff<br />

soilen die vurgenannte here Die<strong>der</strong>ich ind vrauwe Agnes und yre<br />

erven halden ind besitzen ind brechen ind butzen als mit yrme gude<br />

ind mit yrme pande. Vort sprechen wir vurgen. Die<strong>der</strong>ich ind<br />

Agnes, dat wir ind unse erven die burgh ind herrschaff, landt ind<br />

lüde halden soilen unver<strong>der</strong>flich na alre unser macht aen alre<br />

argelist. Vort sprechen wir aver Die<strong>der</strong>ich ind Agnes, so wanne<br />

herre Roprecht <strong>der</strong> grave <strong>von</strong> Virnenburgh off syne erven umb<br />

uns ind unse erven die vurgen. burgh ind herrschaff loesen willent,<br />

dat moigent sy doin allewege ind zu aller zyt entuyschen sente<br />

Endries missen 1) ind unser vrauwen dage, dat unser herre got<br />

geboitschafft wart 2), mit 200 marcken An<strong>der</strong>nacher werongen, als<br />

zur zyt genge ind geve is. Ind bynnen <strong>der</strong> zyt ind bynnen den<br />

dagen syn wir ind unse erven dat selve gelt allwege schuldich zu<br />

nemen zu An<strong>der</strong>nach in <strong>der</strong> stat aen alreley argelist, ind vur die<br />

an<strong>der</strong>e 500 marck sali <strong>der</strong> grave <strong>von</strong> Virnenburgh off syne erven<br />

und off unse erven bewysen <strong>von</strong>ffzich marck geldes ewelich<br />

An<strong>der</strong>nacher werongen in ir guyt, dat <strong>von</strong> <strong>der</strong> herrschaff <strong>von</strong><br />

Wede höret ind <strong>der</strong> stat <strong>von</strong> An<strong>der</strong>nach alre nest gelegen ist, off<br />

sy soilen ons die 500 marck mit gereydeme gelde betzalen. Ind<br />

so wanne dat sy uns die vurgen. 500 marck betzalt hant, so soilen<br />

wir sy bewysen in unse gude <strong>von</strong>fftzich marck geldes <strong>der</strong> vorgen.<br />

werongen. Dan off soilen wir off unse erven des graven <strong>von</strong><br />

Virnenburgh off syner erven ewelich man syn ind so wanne dat uns<br />

off unsen erven <strong>von</strong> deme vorgesprochenen gelde ind bewisongen<br />

voildain ind genoich gescheit ist, so soilen wir ind unse erven<br />

deme vurgen. heren Roprecht dem graven <strong>von</strong> Virnenburgh ind<br />

synre erven die burgh ind die herrschaff <strong>von</strong> Wede we<strong>der</strong> auf¬<br />

werten bynnen achtagen dar nach ane allreley argelist Vort<br />

sprechen wir grave <strong>von</strong> Virnenburgh vur uns ind alle unse erven<br />

als lange, als die burgh pandes steit, so wat here Die<strong>der</strong>ich ind<br />

vrauwe Agnes ind yre erven recht ind gewenlicher gülden und<br />

bieden drain uff hennent, dat wir in dat geyn vur die kost, die<br />

burgh ind dat lant zu halden ind des neit an deme vurgen. gelde<br />

äff zu slaen ind vertzyhen dar up luterlichen vur uns ind alle<br />

unse erven. Ind wir grave <strong>von</strong> Virnenburgh sprechen ind geloven<br />

in guden truwen vur uns ind alle unse erven den vurgen. heren<br />

Die<strong>der</strong>ich ind vrauwe Agnesen ind yren erven, dat wyr sy noch<br />

yre erven nimmer dar umb an en soilen gesprechen mit<br />

geystlichme noch mit werntlichme gerichte, dat sy off<br />

yre erven hin<strong>der</strong>n moichte dan mit rechter losongen,<br />

als id da vur is genant. Vort sprechen wir Die<strong>der</strong>ich ind Agnes,<br />

') Nov. 30.<br />

") März 25.<br />

[


— 59 —<br />

wulde yeman in dat lant buwen burglichen buwe, de dar geyne<br />

recht en hette, dat wir ind unse erven dat weren soilen mit den<br />

herren, die zu dem lande horent, na alre unser macht, als lange,<br />

as wir die bürg ind dat lant ynne hain ane allreley argelist. Vort<br />

sprechen wir vurgen. grave <strong>von</strong> Virnenburgh vur uns ind unse<br />

erven, were dat sache, dat die vurgen. hern Die<strong>der</strong>ich ind vrauwe<br />

Agnes off ire erven yeman anspreche als <strong>von</strong> <strong>der</strong> herrschaft <strong>von</strong><br />

Wede, dat wir und unse erven sy ind yre erven weren soilen ind<br />

verantwerten bys an die zyt, dat wirt <strong>von</strong> ynne gelosen . . .<br />

Vort sprechen wir vurgen. Roprecht grave <strong>von</strong> Virnenburgh ind<br />

Henrich ind Roprecht ind Gerart, soene des graven <strong>von</strong> Virnen¬<br />

burgh, vur uns ind vur unse erven, ind wir Die<strong>der</strong>ich ind Agnes<br />

vur uns ind vur unse erven, dat wir gelovet hain in guden truwen<br />

ind zu den heiigen gesworen hain, alle diese vurgen. stucke stede<br />

zu halden ane argelist, die wyff a<strong>der</strong> man moicht erdencken, ind<br />

off dieser stucke unser eynger brechge, dat de were truwelois,<br />

erelois, meynedich ind synen magen verkoren. Ind zu eyme<br />

merren Urkunde ind vestonge, so hain wir sementlichen gebieden<br />

unsen heren, heren Henrich, den ertzbuschoff <strong>von</strong> Mentze, heren<br />

Gerharten, den corbuschoff <strong>von</strong> Triere, heren Johann, den proibst<br />

<strong>von</strong> Santen, die da vurgenant synt, ind heren Die<strong>der</strong>ich Meynfeldre,<br />

de eyn canonich zu Monster in Meynfelt is, ind die stat <strong>von</strong><br />

An<strong>der</strong>nache, dat sy mit yren ingesiegeln an diesen brief umb<br />

Urkunde <strong>von</strong> beyden syten de umwarfen dragen, also dat sy uns<br />

an beyden syten dar zu halden ane argelist, dat wir diese vurgen.<br />

stucke veste ind stede halden. Also abe eynich parthie <strong>von</strong> uns<br />

die vurgesprochene stucke breche, des doch neit syn en moyssz,<br />

ind die we<strong>der</strong> yre truwe ind we<strong>der</strong> yren eyden dieden, so soilen<br />

wir dat ind erkennen dat ober diesen brief, dat sy we<strong>der</strong> die<br />

parthie, die also verbricht, also lange helffen soilen mit rade<br />

ind dade, bys diese stucke gehalden werdent ind bys dat gekirt<br />

wirt <strong>von</strong> <strong>der</strong> parthien, die id hait gebrochen. Ind wir Henrich<br />

van goitz genaden eyn ertzbuschoff van Mentze, Gerhart eyn<br />

archidiaken zu Triere, Johan eyn proist zu Santen, Die<strong>der</strong>ich<br />

Meynfel<strong>der</strong> eyn canonich zu Monster Meynfelt ind die stat <strong>von</strong><br />

An<strong>der</strong>nach, die da vurgenannte synt, bekennen, dat wir umb biede<br />

herren Roprechts, des graven <strong>von</strong> Virnenburgh, ind heren Hen¬<br />

richs ind heren Roprechtz ind Gerhartz, des graven soene <strong>von</strong><br />

Virnenburgh, vurgen. ind heren Die<strong>der</strong>ichs Meynfeldre des ritters,<br />

ind vrauwen Agnesen, synre ee vrauwe, die da vur dick genant<br />

synt, hain uns verbunden son<strong>der</strong> argelist, alle diese vurgen. stucke<br />

helffen stede zu halden ind hain dar ober unse ingesiegel an diesen<br />

gaen wirdigen brieff zu eyme Urkunde gehangen alre <strong>der</strong> vurgesprochener<br />

stucke ind vorwerte.<br />

Dys brieff is gegeben na godes geburt 1329 jare, des maendags<br />

nest na des heiigen Crutz dagh, dat id <strong>von</strong>den ward ind in deme<br />

meye gelegen ist.


— 60 —<br />

X.<br />

Heinrich <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> trägt dem Erzbischof Balduin Lehen<br />

auf. - - 1334 Oktober 1.<br />

Stadtbibl. Trier, Abschrift im Balduineum<br />

Kesselstadt, f. 106. — St. A. Koblenz,<br />

Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, vidim. Kopie.<br />

Nos Henricus de Virnembergh, natus spectabilis viri domini<br />

Roperti, <strong>com</strong>itis de Virnembergh, et Maria ipsius conthoralis legitima<br />

notum facimus universis, quod nos pari consensu et unanimi<br />

voluntate in emendam cuiusdam excessus, quem ego Henricus<br />

predictus contra reverendum in Cristo patrem dominum meum<br />

dominum Baldewinum archiepiscopum Trev. perpetraveram ipsumque<br />

dominum meum graviter contra me quoquaveram bona nostra<br />

allcdialia infra scripta, videlicet curtem nostram in Spurtzheim,<br />

sitam prope munitionem nostram Monreal, cum iurisdictione ibi¬<br />

dem, necnon viginti ocio iugera arabilia et unuin ovile, site in villa<br />

Keriche, prope dictam villam Spurtzenheim et universaliter et specialiter,<br />

quicquid in predictis locis ac eorum confiniis habemus,<br />

quovis iure vel tytulo quocumque nomine, patet, super quorum<br />

bonorum evictione nos et heredes nostros in perpetuum obligamus<br />

eidem domino nostro Baldewino et ecclesie sue Treverensi<br />

supportavimus et resignavimus pro quadraginta marcarum redditibus<br />

annuis. Et quod ego Henricus prefatus eadem bona recepi<br />

et recipio ac me recepisse recognosco in feodum ab eodem<br />

domino meo archiepiscopo cum onere, fidelitate, iuramentis<br />

servitiis in talibus feodis debitis de consuetudine et de iure.<br />

et<br />

Et<br />

debemus ego et heredes mei legittimi praefata bona ab eodem<br />

domino nostro archiepiscopo suisque successoribus in feodum<br />

perpetue recipere et tenere. Promittentes nos ambo coniuges<br />

predicti pro nobis nostrisque heredibus, quod prefata bona seu<br />

aha, quae ab ecclesia Trevir. tenemus et habebimus, alii vel aliis,<br />

in toto vel in parte, non infeodabimus et alienabimus a dicta<br />

ecclesia quomodolibet in futurum. In cuius rei testimonium et<br />

robur sigilla nostra presentibus sunt appensa et rogavimus<br />

strenuum militem dominum Philippum de Virnemburgh ac discretos<br />

viros Henricum Eustachii necnon Ropertum Christiani de<br />

Monreal sigilla sua appen<strong>der</strong>e ad presentes. Et nos Philippus de<br />

Virnemburgh, Henricus el Ropertus de Monreal praedicti recognoscimus,<br />

quod ad preces praedictorum domini Henrici et domine<br />

Mariae coniugum sigilla nostra his literis appendimus in testi¬<br />

monium omnium premissorum.<br />

Datum anno domini milesimo trecentesimo tricesimo quarto,<br />

in die beati Remigii confessoris.


— 61 —<br />

XI.<br />

Graf Robert verkauft die <strong>Virneburg</strong> und schließt Frieden mit<br />

Erzbischof Balduin. — 1336 Juni 15.<br />

Stadtbibl. Trier. Abschrift im Bald. Kesselst., f. 300—301.<br />

Ich Ruprecht greve zu <strong>Virneburg</strong> dun kunt allen luden, daz ich<br />

mine bürg zu <strong>Virneburg</strong> und zweyhun<strong>der</strong>t und zwenzig gülden<br />

<strong>von</strong> Florensc rechte iar gulde, die ich darzu bewiset hat, alz iz<br />

hernach gescriben steit, deme erwirdigen in gode va<strong>der</strong> und herren<br />

mime herren, hern Baiduin ertzebischof zu Trire, rechtlichen und<br />

redelichen verkouft han un verkoufen an dieseme brieve umbe<br />

zweydusent und zweihun<strong>der</strong>t gülden <strong>von</strong> Florentze, gudes geldes<br />

und gewichtes, die mir gentzlichen und gar bezalt und minem<br />

nutz gekeret sin, ee wan dieser brief gemacht we und sal ich<br />

an deme nehesten tage nach unser frouwen tage, als sie geborn<br />

wart, 1) <strong>der</strong> nehest kumet, o<strong>der</strong> wanne daz man iz dar nach an mir<br />

o<strong>der</strong> an den burgleuten zu <strong>Virneburg</strong> gesunnet, die vurgen. bürg<br />

zu <strong>Virneburg</strong> ingeantwerten dem vesten ritter hern Pauls <strong>von</strong><br />

Eych an mines vurgenanten hern <strong>von</strong> Triere stat und sullen ieme<br />

binnen diesen nehesten vier wochen <strong>von</strong> dieseme hutigen tage zu<br />

zelne ich und die burgman, die portener und die turnknechte, die<br />

wechter und an<strong>der</strong> gesinne, daz dar zu gehöret, sweren und<br />

hulden nach deine vurgen. nehesten tage nach unser frauwen tage,<br />

als sie geborn wart 1), gehorsam zu sine und zu wartene mit <strong>der</strong><br />

vorgen. bürg und gulde als einem amptmanne daselbens und sal<br />

und mag nach deme selben nehesten tage unser frowen tage,<br />

als sie geboren wart 1), min vorgen. herre <strong>von</strong> Triere sine amptslude<br />

und sine fronde o<strong>der</strong> wer diesen brief <strong>von</strong> ime hat o<strong>der</strong> an<br />

den er iz gewendet sich uz <strong>der</strong> vorgen. bürg <strong>Virneburg</strong> und dar<br />

in behelfen und uz und inriten und so inne wonen nach allem irem<br />

willen. Und wie <strong>der</strong> gesworner einer abe gienge, so ensal ein<br />

andre an des stat kommen, er enhabe danne zu vorenst gesworn,<br />

als hie vore stet geschriben. Ouch ist gered, wanne daz ich o<strong>der</strong><br />

mine erben geben zu Triere minem vorgen. heren <strong>von</strong> Trire zweytusent<br />

und zweihun<strong>der</strong>t gülden des vurgen. geldes und gewichtes<br />

vor dem vorgen. unser frowen tage, alssie geborn wart 1), <strong>der</strong> nehest<br />

kumet, so sal uns die vorgenannte bürg mit <strong>der</strong> gulde, die dar zu<br />

bewiset ist, ledig und los wi<strong>der</strong> werden und sullen wir doch die<br />

jerlichen gülden zweyhun<strong>der</strong>t und zwenzig gülden, die <strong>von</strong> die¬<br />

seme jare vallende ist, mime vorgen. herren lazen vallen und uf<br />

heben o<strong>der</strong> en <strong>der</strong>selben gülden <strong>von</strong> deme jar sicher machen. Wer<br />

iz aber, daz wir ieme vor dem vorgen. unse frowen tage, als sie<br />

geboren wart, 1) die zwey dusent und zweihun<strong>der</strong>t gülden nicht<br />

betzalen, so mögen wir doch dar nach umbe daz selbe gelt die<br />

selben bürg und gulde wi<strong>der</strong> koufen alle jar vierzennacht vor unser<br />

"""J Sept. 9.


— 62 —<br />

frowen tage 1), den man nennet purification 2), o<strong>der</strong> vierzen tage dar¬<br />

nach''), und da vore mögen wir si nicht wi<strong>der</strong> koufen, min herre<br />

enhabe danne die jargulde, als her nach geschriben stet <strong>von</strong> deine<br />

jare uf gehaben o<strong>der</strong> wir enhaben en sicher gemacht, die gulde uf<br />

zu hebene, also daz ieme dar an genuglich sy. Zu <strong>der</strong> vorgen.<br />

jargulde und ouch zu <strong>der</strong> burghute und dez landes, daz darzu<br />

gehöret, und <strong>der</strong> gulde, die <strong>der</strong> zu bewiset ist, han ich en bewiset,<br />

zum ersten uf <strong>der</strong> vogedie zu Musche 4) fünf und zwanzig mal<strong>der</strong><br />

rocken, drie und drizzig mal<strong>der</strong> avene Meyener maze und sessen<br />

marg penninge gewonlicher montze daselbens, zu Arrebarre zwey<br />

ml. rocken, ses ml. avene und uf ein masen daselbens drei ml.<br />

rocken und fünf ml. avene, zu Nytze uf ein mulensches mal<strong>der</strong><br />

rockin und eilff ml. avene, zu <strong>Virneburg</strong> uf ein mulen zwölf ml.<br />

rocken und eyn swyn <strong>von</strong> einer halbe marke, zu Wamentrade<br />

zwey ml. reckin und zehen ml. avene, zu Vrilingen vier ml.<br />

rocken und drizzig ml. avene, zu Natzheim ses ml. rocken und<br />

zwenzig ml. avene, zu Botz zwelf ml. rocken und drizzig ml.<br />

avene, uf dem hofe daselbens zwey ml. rocken und ses ml. aven,<br />

zu Luxheim zehen ml. rocken und zwentzig ml. aven, zu Leppelzal<br />

achte ml. rocken und vierzehen ml. even, zu Arrebach vier ml.<br />

rocken und echte ml. even, zu Riechroide echte ml. rocken<br />

und achtzehen even, zu Drachelnburg zwei ml. rocken<br />

und echte ml. even, zu Ursfeit lehen even vier und zwentzig ml.<br />

even und <strong>von</strong> dem zehenden da selbens vier ml. rocken und echtzehen<br />

ml. even, zu Mannenbach fu<strong>der</strong> even, nun und zwenzig ml.<br />

even, zu Rechrode futer even, fünfzehn ml. even, zu Eltzc futer<br />

even, vierzehen ml. even, zu Wilre futer even, zwenzig ml. even,<br />

zu Natzheim futer even, zehen ml. even, zu Bey vierzehen ml. even,<br />

zu Usse ses ml. even, zu Nytze fünf ml. futer even, zu Barre fünf<br />

ml. futer even, zu <strong>Virneburg</strong> ses ml. rocken und zwentzig ml. even,<br />

uf deme gerichte in deme taile zu <strong>Virneburg</strong> zehen marg pennunge<br />

<strong>der</strong> vurgesprochen montze, zu Mertelach fünf und fünfzig ml.<br />

rocken <strong>von</strong> <strong>der</strong> bede da selbens, uf <strong>der</strong> mulen zu Nusschnulen ein<br />

ml. even. Von diesen gulde sal min vorgen. herre o<strong>der</strong> wer vor<strong>der</strong>unge<br />

o<strong>der</strong> oxien <strong>von</strong> ieme liait alle jair <strong>von</strong> erst, ee wan ich<br />

o<strong>der</strong> ieman ich da uf geheben, in nemen den wert <strong>von</strong> zweihun<strong>der</strong>t<br />

und zwenzig gülden <strong>von</strong> Florenz vorgen., daz mal<strong>der</strong> rocken vor<br />

zehen Schillinge und daz mal<strong>der</strong> evene vor vier Schillinge penninge,<br />

als sie zu Meyene genge und gebe sin und daz uberige sal gevallen<br />

zu <strong>der</strong> vorgen. hüte und wa des gebri hat o<strong>der</strong> zu wenig<br />

ist, daz sali ich binnen 4 wochen ervallen und bewisen, also daz<br />

ich hern Pauls vurgen. genuglich sy, und daz er o<strong>der</strong> wer zu<br />

geziten nach ieme uf <strong>der</strong> bürg amptmann wer zu <strong>der</strong> hüte minein<br />

vorgen. hern o<strong>der</strong> wer vor<strong>der</strong>unge o<strong>der</strong> oxien <strong>von</strong> ieme hette<br />

Jan. 19. - 2) Febr. 2. - ••>)Febr. 16. — 4) Ortsnamen F. S. 10.


— 63 —<br />

nicht me <strong>von</strong> ieme darfte heischen und wa <strong>der</strong> gülden icht abe<br />

gienge, so sal und mag min vurgen. herre o<strong>der</strong> wer . . . griffen<br />

an alle min gut, iz sy lehen, eygen o<strong>der</strong> erbe, wie ho o<strong>der</strong> wie<br />

ni<strong>der</strong> iz sy und sich des ane gerichte und ane ieman daran unrecht<br />

zu dune un<strong>der</strong>winden biz also lange, daz ieme da <strong>von</strong>e vol ge¬<br />

schieh Unde gesche iz, daz er Pauls vorgen. abe gienge o<strong>der</strong> daz<br />

er mine hern o<strong>der</strong> wer ... zu eime amptmanne zu <strong>Virneburg</strong><br />

meht entfugete, so magen sy, wanne sie wollen und den strengen<br />

ritter hern Conrad Roden <strong>von</strong> Schonecke, hern Henrich Boven<br />

<strong>von</strong> Ulmen o<strong>der</strong> hern Dy<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> Brettscheid o<strong>der</strong> ob die nicht<br />

enweren o<strong>der</strong> dar zu nicht entfugeten, einen an<strong>der</strong>n frommen<br />

man, wen sie wollent zu einen amptmann dar setzen in alle <strong>der</strong><br />

wise, als <strong>von</strong> hern Pauls da vore geschrieben stet.<br />

Iz ist ouch gered, daz ich noch keinen minen bru<strong>der</strong> noch<br />

niman an<strong>der</strong>s, paffen o<strong>der</strong> leygen, umbe keinen brief noch processe,<br />

die wi<strong>der</strong> minen hern o<strong>der</strong> den capitel <strong>von</strong> Mentze o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong><br />

ieman <strong>der</strong> minen vorgen. heren o<strong>der</strong> deme selben capitele bestendig<br />

ist o<strong>der</strong> noch werden in deme crige o<strong>der</strong> sin mehten, nicht werben<br />

sullen ane also verre, alz die not es heldet die unsers vorgen.<br />

herren frunt und uns frunt mit einan<strong>der</strong> gered hant. Wer aber<br />

daz sie erwürben o<strong>der</strong> gegeben würden, so sullen wir sie un<strong>der</strong>drucken<br />

und heimlichen halden und nicht gehengen noch gestaten,<br />

daz sie gelesen o<strong>der</strong> geoffenbart werden, biz also lange, daz ich<br />

o<strong>der</strong> mine erbin minem vorgen. heren o<strong>der</strong> wer ... sin gelt, dar<br />

umb er die vorgen. bürg und gulde umbe mich gekouft hat, gentzlichen<br />

und gar wi<strong>der</strong> gegeben han und wer, daz hie wi<strong>der</strong> icht<br />

geschee, so sulle min vorgen. herre <strong>von</strong> Trier o<strong>der</strong> wer . . . alle<br />

die gulde, die hie vore geschriben stent und dar zu alle myn teil<br />

<strong>der</strong> Pelentze, die ich mit mime vorgen. herre gemeyne uf deme<br />

Meinfelde han, ledigliche entphallen si, also daz er o<strong>der</strong> . . . sich<br />

dar ane gerichte und ane ieman dar ane unrecht zu dune un<strong>der</strong>¬<br />

winden biz also lange, daz <strong>der</strong> bruch uf gerichtet wirdet. Were<br />

ouch daz ich stürbe o<strong>der</strong> mines liebes entweldiget wurde o<strong>der</strong><br />

uswendig landes wer o<strong>der</strong> wie iz mit mir queme, daz got niet<br />

enwelle, so sullen doch mine erben die bürg, manne, portener,<br />

wechter und an<strong>der</strong> gesinde, daz zu <strong>der</strong> bürg zu <strong>Virneburg</strong> ge¬<br />

höret, minem herren <strong>von</strong> Triere doch verbunden sin mit eiden und<br />

mit truwen in aller <strong>der</strong> wys, als da vore stet geschriben. Were<br />

iz ouch, daz mir min vorgen. here keine frist, vorbaz danne vorge¬<br />

redet ist gebe, daz er zu an<strong>der</strong>n ziden me getan hat, also daz er<br />

mich gevristre die vorgen. bürg <strong>Virneburg</strong> ieme o<strong>der</strong> weme er iz<br />

beudet in zu gebene und in zu antwortene, so sal ieme doch die<br />

jerliche gulde volgen und ouch alle diese vore und nachgeschriben<br />

stucke, wie sie hie vore und nach geschriben stent, sullen stede<br />

und veste bliben und sullen ouch ich und alle die, die in diesem<br />

brieve stent und begriffen sint verbunden sin und verbunden ver-


— 64 —<br />

libcn. Alle diese benanten stucke zu haldene und zu fulfuren in<br />

aller <strong>der</strong> wys, als vor und nachgeschriben stucke und ir igliches<br />

befinden, han ich und her Giliges herre zu Dune, myn eidem,<br />

Henrich <strong>von</strong> Rennenberg, min neve, ritter, und Carle <strong>von</strong> Monreal,<br />

min burgmann zu <strong>Virneburg</strong>, in guden truwen gelobet und<br />

zu den heiigen gesworen, stede und veste zu haldene und nimer<br />

dawi<strong>der</strong> zu dune noch lazen gescheen uzgescheiden allerleye argeliste<br />

an alle diesen vorgeschriben stucken. Zu einem ewigen<br />

mestikeit han ich min ingesigel an diesen brief gehangen und<br />

han gebeten, die edeln herren, hern Johan greve <strong>von</strong> Seyne, mit<br />

des wizzen und willen und verhengnisse diese vorgeset. rede ge¬<br />

sehen sin, daz er dies dinge zu eime orkunde sin ingesigel ouch<br />

an dies brief dun henken. Und darzu han ich gebeten und bidden<br />

an dieseme brive hern Gilies hern zu Dune, hern Henrich <strong>von</strong><br />

berg und Carl <strong>von</strong> Monreal vorg. und hern Dy<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> Breit¬<br />

scheid ritter, herrn und herren Gehrende <strong>von</strong> Bovesrintzheim,<br />

Henrich <strong>von</strong> Baiz 1) . . . do man zalte nach Cristus geburte<br />

drietzehenhun<strong>der</strong>t jar und darnach in deme ses und drizzigesten<br />

jair, an sente Vites tage des marteres.<br />

XII.<br />

Erzbischof Balduin belehnt die Witwe Heinrichs <strong>von</strong> Virne¬<br />

burg mit trierischen Lehen. — Trier, 1336 Oktober 11.<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>,<br />

Siegel anhängend.<br />

Or., Pg.,<br />

Baldewinus dei gratia . . . archiepiscopus . . . speetabili matrone<br />

domine Marie de Juliaco, quondam nobilis viri Heinrici de<br />

Virnenburg, consanguinee nostre dilecte, salutem. Sincero cum<br />

affectu castrum Monreal cum suis iuribus et pertineneiis a nobis<br />

et ecclesie nostre Trevir. ab antiquo descendens in feodum eo<br />

iure . . . quibus praefatus Henricus quondam vir maritus ac sui<br />

progenitores ipsum tenuerunt in feodum a nobis et ecclesia nostra.<br />

neenon curiam in Spurtzheim ac bona in Keriche cum suis pertinentiis,<br />

que dictus quondam Henricus similiter a nobis tenuit in<br />

feodum vobis vite et loco. . . heredum verorum ac dicti Heinrici<br />

adhuc minorum annis tamquam mamburnie et tutrici ipsorum . . .<br />

in feodum conferimus in hiis scriptis, volentes, quod dicti heredes<br />

veri prefatum castrum et bona, cum ipsi ad annos feodorum capaces<br />

pervenerint, a nobis nostrisque . . . successoribus reeipiant in<br />

feodum ut tenentur.<br />

Datum Treveris a. d. 1336, die 11 mensis octobris.<br />

') Hier ein unleserlicher Zwischenraum <strong>von</strong> 7 a/s Zeilen.


65<br />

XIII.<br />

Privilegium Kaiser Ludwigs für Graf Robert. — Frankfurt<br />

1338 Mai 22.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, 11 nr. 28.<br />

Wir Ludwig <strong>von</strong> Goitz genaden roemscher keyser, ze allen<br />

zyten merer des rychs, verjehen ind toen kunt öffentlichen in die¬<br />

sem brieff, daz wir deme edeln manne graff Roprechten <strong>von</strong><br />

Virnenburgh , unserem lieben getruwen, zu eyner besseronge <strong>der</strong><br />

lehn, die er <strong>von</strong> uns und dem ryche hait, die genade getaen haben,<br />

daz er <strong>von</strong> unser ind des rychs wegen in allen den dorffern, die<br />

hier nach geschreben stand, schultheizzen setzen und geben mug,<br />

die richten ind in denselben dorfferen schultheizzenampt halten, als<br />

recht ind gewonlichen ist in an<strong>der</strong>n steten und dorffern. Zo<br />

dem eirsten in deme dorffe zu Pouche, 1) zo Vedele, zu Kevynheym,<br />

zo Kirche, zu Dunychingen und zo Ormersbach uff dem teil, das<br />

uff Polcher eygen stat, zu Gappenach ind zu Gaemyheym ind in<br />

den vriheiten ind zu gehoirden <strong>der</strong> selven dorffer. Were ouch,<br />

daz <strong>der</strong> selben dorffer eynes a<strong>der</strong> me vormails nicht schultheizzen<br />

gehebt hieten, dan noch willen wir und erlowben yme, daz er die<br />

<strong>von</strong> unszen ind des rychs ind ouch syns selbs wegen in denselben<br />

dorffern setzen ind mug <strong>von</strong> unsem gewalt, we ouch daz dheym<br />

man uz den voigen. dorffern sicii des scholtheizzes ampts un<strong>der</strong>winden<br />

wolt, so toen wir dem obgen. Roprechte die genade, daz er<br />

an<strong>der</strong>n uz an<strong>der</strong>n steten ind dorffern a<strong>der</strong> syne diener zu schult¬<br />

heizzen dar gheven sal, ind willen ind gebieten den selven dorffern<br />

gemeynlichen ind yeglichem beson<strong>der</strong>lichem vestichlichen, daz sy<br />

die selben schultheizzen, den er geit, unversprochenlichen<br />

nemen ind in untertenig wartend ind gehoirsam syn mit allen<br />

mazen, rechten, eren ind gewonheiten, als man eynen scholteizzen<br />

billich toen sol by unsen und des iychs hulden. Ind dar over zu<br />

eyner Urkunde gheben wir yme diesen brieff mit unsen keyserlichen<br />

ingesiegel versiegelten, <strong>der</strong> gegeben ist zu Franckenfort, an<br />

vritag nach dem uffartag, nach Cristus geburt 1300 iare dar nach<br />

in deme acht und dreizzigestin iare, in deme vier ind zwan¬<br />

zigstem iar unsers rychs ind in deme aynleften des keysertumes.<br />

XIV.<br />

Graf Robert verkauft Güter zu Valwig u. a. 1339 März 16.<br />

Stadtbibl. Trier. Abschr. im Bald. Kesselst., fol. 314—15.<br />

Wir Ruprecht, greve <strong>von</strong> Vyrneburg, dun kunt allen luden<br />

und bekennen uffentlichen vor uns und alle unser erben an<br />

diesem brive, daz wir schuldig sin und gelden sullen dem er-<br />

J) S. S. 38.


— 66 —<br />

wirdigen in gode vater und herren unserm herren, hern Baldewine<br />

ertzebischof zu Trire, o<strong>der</strong> wem er daz bemeld, <strong>von</strong> redelichen<br />

Sachen echte hun<strong>der</strong>t marg hollendischer werunge rechter schulde,<br />

die wir mit unser ersten elichen frouwen, seligen frowen Nesen,<br />

gemachet han über an<strong>der</strong>e groze schulde, die wir deme selben<br />

unserm herren und den sinen schuldig waren und gemacht hatten<br />

ouch mit <strong>der</strong> selben unser ersten frouwen, <strong>der</strong> er uns gnedeclichen<br />

enthaben hat, als die brive sprechen, die darüber sint gemachet,<br />

und geloben die zu betzalen unserm vorgen. herren o<strong>der</strong> deme,<br />

<strong>der</strong> des <strong>von</strong> sinen wegen zu dime o<strong>der</strong> dise brive inne hat, zu echte<br />

ganzen jaren nach einan<strong>der</strong> gaende, die sich anheben uff sencte<br />

Remigiys tag 1) nehest komet jedes jars hun<strong>der</strong>t marg des vurgenanten<br />

pagamentes vor sencte Mertins dage-) ane alle hin<strong>der</strong>nisse<br />

und han ieme det vore zu Sicherheit gesatzet alle unser gut, daz<br />

wir han zu Valvey, Winningen und zu Gulse, den drien dorfern<br />

und in <strong>der</strong> selber drier dorfer marke an welichen stucken es sy<br />

<strong>von</strong> gulde, zynsen, wyn, wasser, korngulde o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>n<br />

stucken, wie man sie nennen mag mit allem dem, das darzu ge¬<br />

höret mit solichem un<strong>der</strong>scheide, weliches jares <strong>der</strong> vorgen. echte<br />

jare wir o<strong>der</strong> unser erben nicht betzalen hon<strong>der</strong>t marg vor sencte<br />

Mertins dage als vore geschrieben ist, so sal unser vorgen. herre<br />

<strong>von</strong> Trier, o<strong>der</strong> wer iz <strong>von</strong> sinen wegen zu dime hette, grifen an<br />

alle die gulde, die uns vallende ist in den vorgen. drien dorfern<br />

und nernelichen, waz wines und kornes uns da wirt o<strong>der</strong> werden<br />

mag, <strong>der</strong> sal er nemen je daz fu<strong>der</strong> wynes <strong>von</strong> sechs mark<br />

und je daz mal<strong>der</strong> rocken Monsterer mazes vor eyne marg <strong>der</strong><br />

vurgen. werunge zu rechene und abe zu slahene <strong>von</strong> den hun<strong>der</strong>t<br />

marken zu dem jare, wie ouch des wines und kornes also wening<br />

wurde, daz sie hun<strong>der</strong>t marg nicht betzalen mochten, so sal unser<br />

here <strong>von</strong> Trier vorgen. o<strong>der</strong> wer iz <strong>von</strong> sinen wegen zu tune hette<br />

sich des gebresien erholen in den nehesten jaren dar nach also<br />

lange, biz daz ieme die vorgen. summe geldes gentzlichen wirt<br />

vergolten. Ouch han wir den brief, den wir gegeben han unsem<br />

vorgen. herren alz <strong>von</strong> <strong>der</strong> bürg zu <strong>Virneburg</strong> mit allein deme, daz<br />

darzu gehöret, behaldene stete und veste sahen und wellen halden.<br />

Alle dise vorgeschrieben stucke han wir globet und globen sie<br />

mit guden truwen an eydes stat an diseme brive vor uns und<br />

alle unser erben, stede und veste zu haldene und nicht da wi<strong>der</strong><br />

zu dune noch lazen gesehen ane allerleye argelist . . . Und were,<br />

daz wir o<strong>der</strong> keyn unser erben nach uns wi<strong>der</strong> dise vor¬<br />

beschriebene bewisungen teten o<strong>der</strong> sie nicht inhilden, so erkysen<br />

wir uff uns und unser vorgen. erben, daz die vorgen. gulde und<br />

gut, die wir versetzet han unserm vorgen. herren in den egen.<br />

drien dorfern ertlichen umvallen sin sulden an denselben unsern<br />

herren und sinen stift, o<strong>der</strong> weme er iz bestyfet, ane allerhande<br />

') Okt. 1. — 2) Nov. 11.


— 67 —<br />

gnade ummerme emugelichen und mögen sie sich <strong>der</strong> un<strong>der</strong>wynden<br />

und an nemen als irs eigen gudes ane iemans Wi<strong>der</strong>¬<br />

rede o<strong>der</strong> ieman daran unrecht zu dune. Und des zu urkonde<br />

und gantzer stedicheit han wir <strong>der</strong> vorgen. greve Ruprecht unser<br />

ingesigel an disen brif gehangen und han gebedden und bidden<br />

an diseme brive die strengen ritter, liern Johan <strong>von</strong> Brunshorn,<br />

hern Conrad <strong>von</strong> Eysch, hern Pauls <strong>von</strong> Eych und hern Herrich<br />

Boven <strong>von</strong> Ulmen, daz sie ire ingesigele zu den unsern zu getzugnisse<br />

und urkonde aller diser vorgeschribener stucke han<br />

gehangen. Und wir Johan <strong>von</strong> Brunshorn, Conrad <strong>von</strong> Eisch,<br />

Pauls <strong>von</strong> Eych und Henrich, ritter, vorgen. erkennen daz wir<br />

durch bedde willen des edeln mannes hern Ruprechtes greven<br />

<strong>von</strong> Vyrneburg unser ingesigele zu eyme getzugnisse und urkonde<br />

aller diser vorgeschribener stucke an disen brif han gehangen,<br />

<strong>der</strong> gegeben ist, do man zalte nach cristus geburte, dritzen hun<strong>der</strong>t<br />

jar und darnach in dem nun und drizzegesten jair, uff sencte<br />

Cyriatus tag des heiligen mertelers.<br />

XV.<br />

Landgraf Heinrich <strong>von</strong> Hessen gibt dem <strong>Grafen</strong> Robert ein<br />

Burglehn zu Frankenberg. — 1.-541 Januar 7.<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Oi\, Pg.,<br />

Siegel anhängend.<br />

Nos Henricus dei gratia lantgravius terre hassie presentibus<br />

recognoscimus manifeste, quod nobili viro Ruperto, <strong>com</strong>iti de<br />

<strong>Virneburg</strong>, fideli nostro dilecto, et suis heredibus redditum viginti<br />

quinque marcarum denariorum Aquinensium . . . quos in opido<br />

nostro Frankinberg ad castrense pheodum a nobis habere dinoscitur<br />

infra hinc et diem beati Michaelis archangeli 1) affuturum nunc<br />

proxime, . . . ibidem in Frankinberg deputare et assignare debemus<br />

et volumus expedite. Die, quod eandem peeuniam in festo nativitatis<br />

Christi et deineeps anno quolibet tempore eiusdem festi absque<br />

impedimento tollere potuerunt et levare sub testimonio harum<br />

litterarum sigillo nostro signatarum.<br />

Datum a. d. 1341 die dominica proxima post Epiphaniam<br />

domini.<br />

XVI.<br />

Lehnsbrief des Heinrich <strong>von</strong> Klotten. — 1348 Oktober 5.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 215 nr. 101.<br />

Ego Henricus de Clottene, burggravius in Cochme, recognosco<br />

. . quod speetabilis vir et dominus, dominus Ropertus, <strong>com</strong>es de<br />

Virnenburgh, aut sui heredes quatuor amas vini, quas in racione<br />

~Ö~Sept. 29.


— 68 —<br />

feodi in villa Clottene deputavit, a me . . . redimere poterit per<br />

centum marcas denariorum monete Meyene currentis, quos tunc<br />

impendia convertere debebimus ab ipso domine <strong>com</strong>ite . . . racione<br />

feodi seu omagii possidenda. In cuius rei testimonium sigillum<br />

meum . . . duxi appen<strong>der</strong>e.<br />

Datum a. d. 1348, dominica post Remigii.<br />

XVII.<br />

Kaiser Karls Lehnsbrief für Graf Robert. — Köln 1349<br />

August 11.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, nr. 32.<br />

Carolus dei gratia Romanorum rex semper augustus et<br />

Bohemee rex, fideli et dilecto vasallo nostro nobili Roperto, <strong>com</strong>iti<br />

de Virnenburgh, singularem nostre celsitudinis gratiam et favorem.<br />

Famosa tue strenuitatis merita. quibus non solum pluribus divinis<br />

imperatoribus predecessoribus nostris sed et nobis et divinis<br />

nostris progenitoribus a multis retroactis temporibus usque ad<br />

gratam tue senectutis caniciem militasti, regali munificentia contemplanies,<br />

homagia, feuda et quecumque privilegia tibi aut tuis pro¬<br />

genitoribus a quibuscumque nostris predecessoribus, impera¬<br />

toribus Romanis sive legibus quocumque indulta, prout per<br />

eorundem predecessorum nostrorum literas tibi aut tuis progeni¬<br />

toribus concessa sint, auctoritate regali liberaliter approbantes,<br />

ratificantes et gratuite confirmamus eaque tibi et tuis heredibus<br />

per omnia similiter damus, munifice concedimus et donamus,<br />

volentes, ut eisdem homagiis, feudis et privilegiis non obstante<br />

contradictione cuiusque ad plenam utilitatem tuam utaris <strong>com</strong>ode<br />

et fruaris quiete eaque singula exnunc inantea doni nostri presidio<br />

pacifice possideas, sicut cuiusque predecessoris nostri Romano<br />

culmini presidentis nunc hactenus possedisti presentium sub<br />

nostro maiestatis sigillo testimonio literarum.<br />

Datum Colonie a. d. 1349, III id. Aug., regnorum nostrorum<br />

anno quarto, Boemi vero tertio.<br />

XVIII.<br />

Lehnsbrief für Heinrich Sartor <strong>von</strong> Rodebach. -- 1350 Juli 29.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 215 nr. 102.<br />

Nos Ropertus, <strong>com</strong>es de Virnburgh, universis praesens<br />

scriptum visuris seu legi audituris notum facimus et testimonio<br />

praesentium profitemus, quod feodutn situm in Rodebach cum


— 69 —<br />

prato sito in <strong>der</strong> Mittilbarre, quod Johannes de Rodebach nobis<br />

supportavit, ore et calamo concedimus praesentium tenore et concessimus<br />

iusto titulo feodali Henrico Sartori de Rodebacli cum<br />

omni iure ad hoc debito et consueto, quia eundem prosequimur<br />

favore speciali, dantes eidem praesentes literas in testimonium<br />

super eo nostro sigillo sigillatos.<br />

Datum a. d. 1350, feria quinta post Jacobi.<br />

XIX.<br />

Lehnsbrief des Erwin <strong>von</strong> Lahnstein. — c. 1350.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 201 nr. 75.<br />

Ich Erwyn <strong>von</strong> Laenstein erkennen . . . dat ich <strong>von</strong> rechtem<br />

manlehn hain <strong>von</strong> deme edeln nrynem lieven genedigen herrn<br />

graven Roprecht ind synen erven, graven zu Virnenburg, eym ame<br />

wyngulden zu Brubach ... ind zwe gülden geldes zu Monreal,<br />

die mir mynes genedigen hern vurgen. a<strong>der</strong> syner erven amptman<br />

. . . geben int hantreichen sali zu sente Mertins dage 1) des hlg.<br />

bischofs.<br />

XX.<br />

Lehnsregister. — c. 1350.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 193 nr. 60.<br />

Ueberschrift: Dyt synt myns genedigen hexen manne ind<br />

burghmanne, die zu <strong>der</strong> graffschaft <strong>von</strong> Virnenburgh gehorich<br />

synt.<br />

Herrich <strong>von</strong> Pirmont.<br />

Coene <strong>von</strong> Wonnenberg.<br />

Johann <strong>von</strong> Eltze.<br />

Lanczlait <strong>von</strong> Eltze.<br />

Coelyn <strong>von</strong> Ulmen.<br />

Johann <strong>von</strong> Ulmen.<br />

Paistor <strong>von</strong> Ulmen.<br />

Die<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> Rennenberg,<br />

here Fre<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> Rynbergh.<br />

„ Conrait <strong>von</strong> Schoneck.<br />

„ Peter <strong>von</strong> Isenburg.<br />

„ Rorich Walpode.<br />

„ Rychart Hurte.<br />

„ Johan Bremer.<br />

„ Johan Miiwalt.<br />

') Nov, 11.


— 70 —<br />

„ Emont <strong>von</strong> Gymnich.<br />

„ Peter <strong>von</strong> Eyche.<br />

„ Henrich vaidt zu Waildorff.<br />

„ Werner vaidt zu Ludenstorff.<br />

„ Henrich Beyer.<br />

„ Hartwyn <strong>von</strong> Wynnynggen.<br />

„ Carle <strong>von</strong> Nuwenheym.<br />

„ Herman <strong>von</strong> Arrais.<br />

„ Rychart Meynfel<strong>der</strong>.<br />

De<strong>der</strong>ich Meynfel<strong>der</strong>.<br />

Synart hern Syfarts soen <strong>von</strong> Hademar.<br />

Johan <strong>von</strong> Huffeit.<br />

Johan <strong>der</strong> Rode.<br />

Jakob Vryheit.<br />

Die<strong>der</strong>ich Snorre.<br />

Johann <strong>von</strong> Staffel.<br />

Thilgyn <strong>von</strong> Zolver.<br />

Thilgyn <strong>von</strong> Mannenbach.<br />

Henrich Heuwer.<br />

Johan <strong>von</strong> Sent Vyte.<br />

Die<strong>der</strong>ich Templer <strong>von</strong> Waldeck.<br />

Symont Qweczwyn <strong>von</strong> momperschaff wegen syns soens.<br />

Hencze <strong>von</strong> Lernen.<br />

Johan <strong>von</strong> Clotten burggrave zu Cochme.<br />

Welter <strong>von</strong> Trys.<br />

Coelne <strong>von</strong> Boperten.<br />

Schillinck <strong>von</strong> Laensteyn.<br />

Jacob Huysswyn.<br />

Johan <strong>von</strong> dem Geysbusch.<br />

Johan <strong>von</strong> Cottenhem.<br />

Wyngant <strong>von</strong> Belle.<br />

Welter <strong>von</strong> Belle.<br />

Böse Clais <strong>von</strong> Monreal.<br />

Böse Johan syn bro<strong>der</strong>.<br />

Jobel <strong>von</strong> Pouch.<br />

Goirge <strong>von</strong> Pouche.<br />

Crafft <strong>von</strong> Nekenich.<br />

Philips <strong>von</strong> Kaldenborn.<br />

Engelbrecht <strong>von</strong> Mertlach.<br />

Philips <strong>von</strong> An<strong>der</strong>nach.<br />

Johann Dorffer <strong>von</strong> Meyen.<br />

Steczys <strong>von</strong> Monreal.<br />

Elias Tutor.


— 71 —<br />

XXI.<br />

Lehnsbrief des Johann <strong>von</strong> Kottenheim. — 1358 Mai 21.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 198 nr. 70.<br />

Wir Johann <strong>von</strong> Kottenheim, ritter, ind Meynwart, gebru<strong>der</strong>e,<br />

bekennen, dat wir <strong>von</strong> unserm edeln heren unserm heren, heren<br />

Gerart, graven zu Virnenburg, hain ind <strong>von</strong> syme va<strong>der</strong> hatten<br />

zu rechtem mannlehen die hovestat zu Kuttenheim, die da gelegen<br />

iss hin<strong>der</strong> <strong>der</strong> schüren des Wedemhoves, <strong>der</strong> wilne was hern<br />

Weicheis <strong>von</strong> Belle, ritters, mit desem lande, dat gehorich ist<br />

in diese vurgen. hovestat, dry morgen landes boven Rauenberg,<br />

zwen m. in Ropensdail, dry m. uff Ynneit, eyn halff m. Vurbuden,<br />

eyn m. Goltburn, an<strong>der</strong>halff m. un<strong>der</strong> hern Karls wyngarten,<br />

zwene m. in dem dall, da man zu Husen geit ind da selves<br />

eyn wese ind eyn stucke <strong>von</strong> zwen m., an<strong>der</strong>halven m. in Husenre<br />

Hoe, an<strong>der</strong>halven m. in alt Dreischen ind an<strong>der</strong>halven m. uff<br />

deme Geren. Ind des zur wairheit . . . hain wir unser ingesiegel<br />

an diesen brief gehangen.<br />

Datum a. d. 1358, feria proxima post pentecosten.<br />

XXII.<br />

Lehnsbrief des Dietrich <strong>von</strong> Ulmen. — 1359 Mai 29.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 199 nr. 71.<br />

Ich Die<strong>der</strong>ich, herre zu Ulmen uff <strong>der</strong> Oberburg, doin kunt<br />

. ; . dat ich man byn ind syn sali des heren, heren Gerartz,<br />

graven zu Virnenburg, ind synre erven <strong>von</strong> deme gerichte zu<br />

Masprecht . . . bid alle syme zuhurinne ... ind geloven ... dat<br />

alle die lüde ... die eme zu verantwerte stent, ... die wettende<br />

odei verlustich werdent an deme gerychte zu Masprecht, dat ich<br />

ind myne lenber erven <strong>von</strong> ee <strong>der</strong> bösen ind wette, die yn gedelt<br />

da wyrt, dat da heisst die hoeste bosse un<strong>der</strong> fonff schillingken<br />

<strong>der</strong> werongen zu Masprecht, nemen ind heven sali ind <strong>von</strong> ee dem<br />

cleynen wette seess pennynge uff gescheyden doet siege ind offen<br />

wonden. Ind wo ich o<strong>der</strong> myn nakomen an dem gerichte vurgen.<br />

her we<strong>der</strong> deden in geynre wys ind diese vurwerte neit gehalden<br />

en wurde unsme heren . . . das ich a<strong>der</strong> sy dan syn in des paes<br />

banne, in des rychs achte, ind sali dat gerichte zu Masprechte gantz<br />

ind gar son<strong>der</strong> we<strong>der</strong>rede myme hern deme graven vurgen. ind<br />

synen erven bid al syme zu hurinne ledeliche erfallen syn.<br />

Ind des zu eynre ewelicher stedicheit hain ich . . . .<br />

myn ingesiegel an diesen brieff gehangen ind hain gebeden<br />

Elsen, myne elige frauwe, dat sy yre siegell by dat myne her an<br />

wille hangen ... Ind wir Johann, herre zu Eltze, Philips ind


— 72 —<br />

Conraidt, heren zu Schoneck, Henrich, here zu Airaes, Colin,<br />

ritter <strong>von</strong> Sienhem, Rorich Walpode ind Henrich, burggrave zu<br />

Cochme, vurgenant bekennen uns, dat wir <strong>von</strong> bede heren De<strong>der</strong>ichs<br />

ind vrauwen Elsen, elude vurgen. unse ingesiegell an diesen<br />

brieff hant gehangen.<br />

Gegeben in den jaire unsz heren dusent 359, des wittweches<br />

na sente Urbaens dach.<br />

XXIII.<br />

Lehnsbrief des Johann Schillinck <strong>von</strong> Lahnstein. — Oberlahnslein<br />

1362 Februar 24.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 200 nr. 74.<br />

Ich Johann Schillinck <strong>von</strong> Laynstein geyn geschreven myme<br />

edeln heren greven Gerarten, heren zu Virnenburg, alsulche guyt,<br />

alse ich <strong>von</strong> myme genedigen heren zu rechten mannlehen hain<br />

zu Wilre in deme dorff 11 mal<strong>der</strong> halff körn ind halff havere, 16<br />

honre, zwa geynse ind 4 Schilling pennynge, zu Ne<strong>der</strong>heym in<br />

deme dorff <strong>von</strong>ffte halff ml. halff körn halff haver, 8 honre, zwa<br />

geynse ind 4 Schilling pennynge . . . Ouch fallent beiste haubet da,<br />

dey haim wir ouch zu lehn <strong>von</strong> unsme egenanten hern.<br />

Datum in Laenstein superiore, in die Mathie apostoli, a. d. 1362.<br />

XXIV.<br />

Lehnsbrief Friedrichs <strong>von</strong> Lehmen. — 1362 November 26.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 204 nr. 82.<br />

Genediger here, here Gerarte, grave zu Virnenburgh, wysset,<br />

das ich Fre<strong>der</strong>ich genant <strong>der</strong> Fette <strong>von</strong> Lemene erkennen mich,<br />

dat ich hain <strong>von</strong> uch zu lehn alsulche gute . . . gelegen in deme<br />

gerichte zu Lemene vurgen. mit namen, eyn stucke wyngartz uff<br />

deme Cleve ind eyns uff deme Paede ind eyns genant Colin, uff<br />

<strong>der</strong> wesen gelegen. Des zu Urkunde hain ich . . myn ingesiegel<br />

an diesen brieff gehangen.<br />

Datum a. d. 1362, in crastino beate Catherine virginis et<br />

marture.<br />

XXV.<br />

Probst Gerhard <strong>von</strong> Werden genehmigt die Einlösung <strong>der</strong><br />

Pellenz. — 1363 Februar 17.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, 39 nr. 60.<br />

Wir Gerart <strong>von</strong> Virnenburgh, proisst zu Werde, doen cunt . .<br />

allen luden, die diesen brieff sullen sien off hoeren lesen ind be-


— 73 —<br />

kennen offenbirlighen in diesen brieff, dat alsulche loesunge <strong>der</strong><br />

Pelentzen, die zu <strong>der</strong> grayffschaft <strong>von</strong> Virnenburgh gehurt, <strong>der</strong><br />

wir gegunt liain ind gunnen overmitz diesen biieff dem edeln<br />

manne heren Gerarde, graven zu Virnenburgh unsme oemen, zu<br />

doen ind die selve Pelentze vur alsulche gelt, as sy wylne here<br />

Henrich <strong>von</strong> Virnenburgh unse va<strong>der</strong> ind vrauwe Maria <strong>von</strong><br />

Guylche unse mo<strong>der</strong> sementlichen versat hatten, ze loesen, dat<br />

wir dar zu unse gehencknyssz ind unsen guden willen gegeven<br />

hatten ind geven overmitz desen brieff. Ind hain gebeden ind<br />

geheyssen die selve unse mo<strong>der</strong> vrauwe Marien ind heren Conraidi,<br />

heren zu Saffenbergh, <strong>der</strong> selver unser mo<strong>der</strong> eleghe man,<br />

ind overmitz diesen brief bidden ind layssen geschien overmitz<br />

den selven heren Gerart, graven, unsen oemen, gelicher wys of<br />

wir dieselve losonge gedaen hetten. Ind geloven dar umb in<br />

guden truwen vur uns ind alle die unse, daz wir die selve unse<br />

moe<strong>der</strong>, heren Conrait vurs. of yman an<strong>der</strong>s dar umb neit occasunen<br />

ensulen noch gheynen crut dar umb doen of laessen ge¬<br />

schien sun<strong>der</strong> alle argelist. Ind dez zu Urkunde ind stedicheit<br />

so hain wir unse ingesiegell an diesen brieff doen hangen. Ind<br />

hain fortgebeeden die vrome lüde heren Johan ind heren Carle <strong>von</strong><br />

Monreaul, rittere, dat sy zu merre stedicheit dieser dinge yre inge¬<br />

siegell hant an diesen brieff gehangen. Ind wir Johan ind Carle<br />

<strong>von</strong> Monreaul rittere vurg. ergien und bekennen, dat dat wair sy,<br />

ind hain dar umb uns ingesiegell an diesen brieff gehangen zu<br />

merre stedicheit dieser dinge, <strong>der</strong> gegeben wart in dem jaire unse<br />

heren, do man schrieff dusent druhun<strong>der</strong>t dru ynd seestich jare,<br />

dez vrydags na Eschdage.<br />

XXVI.<br />

Bischof Johann <strong>von</strong> Münster und seine Brü<strong>der</strong> gewähren<br />

ihrer Schwägerin Maria die Nutznießung <strong>der</strong> Pellenz. -<br />

1363 November 11.<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Or., Pg., ohne Siegel.<br />

Wir Johan, <strong>von</strong> gotes gnaden bischoff <strong>der</strong> heiliger kirchen zu<br />

Munster zu Westfalen, Gerardt, grave zu Virnembergh, und<br />

Adolff, alle gebru<strong>der</strong> <strong>von</strong> Virnembergh, doin kunt allen luden ind<br />

bekennen uns öffentlich in diesem brieff, das wir umb alsoliche<br />

loesunge, als frauwe Marie <strong>von</strong> Gulich, frauwe zu Monrean, unse<br />

leve suster, zu <strong>der</strong> Pellentzen hait, die herre Henrich selige unser<br />

lieber bru<strong>der</strong> und sie mit eyner dem stifft <strong>von</strong> Trier versatzt hant,<br />

uns gegonnen hait und gehenget,' dat wir die Pellentze loesen<br />

muchen we<strong>der</strong> den stifft <strong>von</strong> Trier, so geloven wir in guden<br />

truwen und sichern in eides statt unser vorgen. suster o<strong>der</strong> heren<br />

Conraidt <strong>von</strong> Saffenberg <strong>von</strong> iren wegen, alslange als sie lefft die


— 74 —<br />

vorgen. Pellentze, als wir die geloist hain, die we<strong>der</strong> zu loesene ir<br />

zu geven vur dusent punt haller o<strong>der</strong> an pagament an gudem<br />

swerem gold o<strong>der</strong> an silver darvor, als gang ind gewe ist zu Meyen<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Pellentze vorgenand, mit alle dem rechte und in alle<br />

<strong>der</strong> wise, als sie die loesung hatte <strong>von</strong> unserm hern <strong>von</strong> Trieren<br />

und dem stifft, <strong>der</strong> sie uns gesonnen hatt <strong>von</strong> unser bede und<br />

lieffden willen. Dieser we<strong>der</strong>loesungen vur die vorgenand summe<br />

geldes, als vur schrieben is, geloven wir in guden truwen und<br />

sichereit in eides statt, als vor erste gehorsam zu sin zu allen den<br />

zyden als frauwe Marie unse suster vorgenand des an uns gesynnet<br />

o<strong>der</strong> herre Conraidt vorgenand <strong>von</strong> iren weggen ire lieffdage<br />

und dar we<strong>der</strong> keyne de funde zu finden noch keyne we<strong>der</strong>rede<br />

zu haven, <strong>der</strong> uns suster vorgenant o<strong>der</strong> herre Conraidt <strong>von</strong><br />

iren weggen ire leffdage ane <strong>der</strong> loesungen, als wir geloifft hain,<br />

irren o<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>n moechte. In allen diesen stucken sie ussgenomen<br />

luterlich nach rechter bescheidenheit allerley argelist. In<br />

Urkunde und Sicherheit alle dieser punte hain wir unse ingesegelle<br />

an diesen brieff gehangen, <strong>der</strong> gegeben wardt, do man schreyff<br />

nach gotes gebuert druzehenhun<strong>der</strong>t in dem druundsehszychstem<br />

jarc, uff sent Mertins tag.<br />

XXVII.<br />

Revers des Johann Dorffer. — 1363 Februar 25.<br />

St. A. Koblenz, 1. Kopiar 1,8 nr. 21.<br />

Ich Johan Dorffer, eyn scheffen zu Meyen, ind Else myne elige<br />

huysfrauwe doin kunt . . . das wir vur uns ind vur alle unse erven<br />

eyne Son<strong>der</strong>linge fruntschaff . . . gedain hain . . . deine edeln heren,<br />

heren Gerharde, graven zu Virnenburgh, ind synen rechten erven<br />

. . . wanne sy koment ind brengent seeszhon<strong>der</strong>t mark ind 6 mark<br />

pennynck Meyener werongen ... dat wir die zwey stucke wyngartz,<br />

die wir <strong>von</strong> Dietart <strong>von</strong>Cobern vergolden hain ind wir, <strong>von</strong> unserm<br />

heren dem graven <strong>von</strong> Virnenburgh vurgen. zu lehn entphangen<br />

hain, die in Coverne marcken gelegen synt, by an<strong>der</strong>n wyngarten,<br />

die ouch unsem heren <strong>von</strong> Virnenburgh zu gehorich synt, ynn ind<br />

yren erven zu kauffe gheven umb die vurgen. sorarae geltz . . . (vor<br />

Judikavit), ee wir kost abe arbeit ain die wyngarte gelechten,<br />

soilen wir ynne die wyngarte . . . uff gheven . . . (nach Judikavit),<br />

so sulde wir die wyngarte dat jaire vort machen ind bereyden<br />

bys uff den hierffist umb halffscheit des wyns, de dat jaire uff den<br />

wyngarten wayssen . . mag ind dar achter en soilen wir noch unse<br />

erven uns keyns rechts . . aen den wyngarten me vermessen. (Nach<br />

Rücklauf <strong>der</strong> Wingerte soll die Mannschaft aufhören.)<br />

Besiegelt <strong>von</strong> Die<strong>der</strong>ich <strong>von</strong> deme Affstois, Henrich <strong>von</strong> sente<br />

Lambrecht's hoyff, Johans <strong>von</strong> wylne Gobelin dez vaydtz, Gobel


— 75 —<br />

Kreutz, Gobel Lyesche, Iakob Platzenkorn ind Johan Noise<br />

scheffene zu Covern.<br />

Datum a. d. 1363, in crastino beati Mathie apostoli.<br />

XXVIII.<br />

Lehnsbrief des Rörich Waldpod. — 1371 März 20.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 202 nr. 78.<br />

Ich Rorich Walpode <strong>von</strong> Ulmen, ritter, doin kunt, dat ich <strong>von</strong><br />

deme edeln myme lieven heren, heren Gerarte, graven zu Virnenburgh<br />

intphangen hain zu rechtem mannlehen ind allwege <strong>von</strong><br />

al<strong>der</strong>s gehait. . ich ind myne vurvaren <strong>von</strong> eyme graven <strong>von</strong> Virnenburgh<br />

12 mal<strong>der</strong> korngulden ind zwey vo<strong>der</strong> wyngulden, die mir<br />

jairliche zu Kerne uff <strong>der</strong> Moselen vallende synt mit manschaffte,<br />

hulcien, truwen ind eyden, als sulche manlehens recht ind gewainheit<br />

is. Des zu Urkunde so hain ich myn ingesiegel an diesen<br />

brieff gehangen.<br />

Datum a. d. 1371, feria quinta post dominicam, qua cantatur<br />

Letare.<br />

XXIX.<br />

Lehnsbrief für Erwin <strong>von</strong> Butzbach — 1372 Mai 25.<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Or., Pg., Siegel<br />

anhängend.<br />

Das Siegel, gelber Wachs, tadellos erhalten, Rautenwappen mit.<br />

Helmzier, umgeben <strong>von</strong> gotischem Masswerk. Sigillum Gerardi <strong>com</strong>itis<br />

de Virnenburgh.<br />

Wir Gerhard, greve zu <strong>Virneburg</strong>, bekennen uffenliche und<br />

dun kunt allen luden, die dysen brief sehent odir lesen, daz wir<br />

solich ame wingülden, die Johan Buve <strong>von</strong> Lainstein <strong>von</strong> uns und<br />

unser graschaft <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> zu manlehen hatte, die uns zu Brubach<br />

in <strong>der</strong> herren hof <strong>von</strong> Wetflar fellig ist uns uff gegeben hait,<br />

und wir umb des selben Johans bedde willen die selben ame<br />

wingulde Erwine <strong>von</strong> Bfitzbach und sinen lehens erben zu rech¬<br />

tem manlehen geliehen hain und lihen mit dysem briefe und <strong>der</strong><br />

selbe Erwin und sine lehens erben sollent daz selbe lehen verdynen<br />

mit eyden, truwen und mit dynsten, als manlehens recht<br />

und gewonheit ist. Auch hain wir Apolonien des vorgen. Erwines<br />

eliche husfrauwen mit <strong>der</strong> selben ame wingulde gewydemet<br />

und wydemen sie mit gift dyses briefes yre lebedage, als wfdemes<br />

recht und gewonheit ist. Dyser dinge zu Urkunde han wir unser<br />

ingesiegel an dysen brief gehangen.<br />

Datum a. d. milesimo tertio septuagesimo seeundo, in die<br />

beati Urbani pape >


— 76 —<br />

XXX.<br />

Revers Konrads <strong>von</strong> Schöneck. — 1375 September 1.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 206 nr. 88.<br />

Ich Conradt, herre zu Schoneck, ind Conraidt myn soin doin<br />

kunt . . . alsulche guyt, als wir zu manlehen hain <strong>von</strong> <strong>der</strong> graifschafft<br />

<strong>von</strong> Virnenburgh, das da gelegen ist zu Polige, das wir<br />

versat han un<strong>der</strong> Juden vur 150 gülden guyt <strong>von</strong> gulde ind sware<br />

<strong>von</strong> gewychte. Were sache, dat wir noch unse rechte eiven neit<br />

enloysten das vurgen. guyt, datz wir versat hain bid willen unser<br />

herrn vur die vursz. somme geltzs, so mach ind sali unse lieve<br />

here, here Gerhart, grave zu Virnenburg, ind syne recht erben<br />

das vurgen. guyt loesen . . . vur die vurgen. iy2 hon<strong>der</strong>t gülden<br />

an wi<strong>der</strong>spraiche uns ind unser erben. Were aber sache, dat<br />

unse vurgen. herre, her Gerharte, graf vursz, ind syne erben das<br />

vurgen. guyt ee geloysen künden dan wir, so sali unse vurgen.<br />

herre grave vursz. ind syne erven das vurgen. guyt we<strong>der</strong>umb<br />

zu loesen gebben vur die an<strong>der</strong>halff hon<strong>der</strong>t gülden vurgen. ain<br />

we<strong>der</strong>spraiche ind hyn<strong>der</strong>nisse, ind dar zu beheltnissz unses heren<br />

graven Gerartz recht ind synre erben ind unser ind <strong>der</strong> unser<br />

erben recht . . . das dit wair sy . . . hain ich Conraid here zu<br />

Schonecke <strong>der</strong> Rode ind Conraid myn soin unse beyde ingesiegel<br />

an diesen brief gehangen.<br />

Datum a. d. 1375, in crastino Paulini episcopi et martyris.<br />

XXXI.<br />

Junker Adolf verkauft Güter zu Klotten. 1379 April 24.<br />

St. A. Koblenz, Adelsarchiv Klotten, alte Kopie.<br />

Wir Adoulff <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ind Gutte sine elliche husfrauwe<br />

doen kunt allen luden ind bekennen öffentlich an diesme brieff vur<br />

uns ind unsse erven, dat wir mit samen<strong>der</strong> hant ind mit unsme<br />

goeden moetwillen han verkoufft ind verkouffen offermitz diesem<br />

genwordigen brieff dem frommen ritter heren Iohanne <strong>von</strong> Clotten,<br />

burggreffen zo Cuchem, Yllyan syne husfrauwen ind iren<br />

erffen erffelich ind ewelich unser goet zu Clotten: hus, kelterhus,<br />

garten, wingart, gülde, drüge ind was versoecht ind unversoecht<br />

mit alle syme pecht ind zoegehore, so wat wir han in Clottener<br />

gerichte niet usgenomen uff welchem goede <strong>der</strong> vursz. her Johan<br />

zo forentz hate ind noch hait fyer amen wyngulden zo rechtem<br />

maniehn umb nun hon<strong>der</strong>t marck penynge Cochemer weronge,<br />

die uns wal betzalt waren, ee dieser brieff gegeven, ind <strong>der</strong> vursz.<br />

nuyn hon<strong>der</strong>t marck saigen wir die vursz. elude ind yre erffen<br />

guyt, leydig ind los mit Urkunde dis brieffs, also dat die vursz.


— 77.—<br />

elude lier Johan ind Yllian ind yre erffen die vursz. goede ind<br />

allen noutz sollent heffen, <strong>der</strong> dar van fallen mach mit alsolchen<br />

vurwurte, so welche zit a<strong>der</strong> wanne wir a<strong>der</strong> unsse erven komen<br />

vur sente Remeys dage 1) ad uff den selven dach allen ind bidden die<br />

vursz. elude her Johan ind Yllian a<strong>der</strong> yre erffen, dat sy uns dat<br />

vursz. goet zo Clotten wie<strong>der</strong> verkouffen umb nuyn hun<strong>der</strong>t marke<br />

pennynge <strong>der</strong> vursz. werungen, <strong>der</strong> beyden in sollen sy uns noch<br />

unssen erffen niet versagen, beheltnys dem vursz. her Johane ind<br />

synen erven vyer amen wingulde, die sy zo manlehn uff dem<br />

selffen guede hant gehafft vur datum dis brieffs, ind die vur<strong>der</strong><br />

brieff sollent bliffen in yre gantzer voller macht. Ind wir Adoulff<br />

ind Gutte elude vurgen. sin des vursz. guetz uss gegangen vur<br />

dem gerichte ind scheffene ind han sy dar in gesät, uffgedragen ind<br />

luterlich dar uff vertzygen mit halme ind mit monde ind han die<br />

vursz. elude ind yre erven da mit geerfft, so wie des gerichts<br />

zo Clotten recht steit ind gewanheit. Ind wir geloeffen in en<br />

goeden truwen des goetz rechte werscheff zo <strong>der</strong> argeliste,<br />

schalckeit, geverde, letzunge dis brieffs quetzonge, <strong>der</strong> ingesiegell<br />

ind alle boesse funde usgenomen in diessen Sachen, die wiff a<strong>der</strong><br />

man kunnen erdencken in geistlichen a<strong>der</strong> in werntlichen gerichten.<br />

Hie by synt gewest bescheiden lüde Johan Symerers son,<br />

fait zu zyden zu Clotten, Johan Münche ind Clais Groenwaltz son,<br />

scheffen da selffs, die diesser dynge Urkunde hant entfangen, des<br />

wir Johan fait, Johan ind Clais scheffen vursz. bekennen in diesme<br />

brieffe, das dat wair ist. Dat dit vaste ind steide bliffe, so han<br />

wir Adoulff ind Gutte elude vorgen. unsser bey<strong>der</strong> ingesegel an<br />

diessen brieff gehangen.<br />

Gegeven na cristus geburte dussent druhun<strong>der</strong>t nuyn ind<br />

seffentzich jair, des sundags na sente Georgen dage.<br />

XXXII.<br />

Revers des Elias <strong>von</strong> Mertloch. — 1380, Juni 30.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 2, 205 nr. 84.<br />

Ich Elyas genant Gyr <strong>von</strong> Mertlache doin kunt, das <strong>der</strong> edele<br />

myn lieve genedige Junckern, Juncker Adolph, grave zu Virnenburgh,<br />

mich synen ind synre erben man hait gemacht ... dar<br />

umb er mir gegeben dru mal<strong>der</strong> korngulden an syme huffkorne<br />

all jaire zu Mertlache zu heven, welcher ml. ich yme alle jaire<br />

<strong>von</strong> myme gude selve eyns geben, also doch yme o<strong>der</strong> synen<br />

erben behalden. Wanne ... er o<strong>der</strong> syn erven komen mit hon<strong>der</strong>t<br />

sweie gülden ind uns die betzalen, da mede mögen sie die dru ml.<br />

korngulden egen. ledich abelosen, ind als bald das geschiet ist,<br />

dan zurstunt sal ich a<strong>der</strong> myne eligen lypliche lehnserven myme<br />

genedigen Junckern . . . zehen swere gülden geldes uff unse eygen<br />

~i) Okt. 1.


— 78 —<br />

erbe ind guyt, synre graveschafft alrenest gelegen, wall bewysen,<br />

ind die egen. zehn gülden geldes solen ich . . . <strong>von</strong> ym dan vort<br />

zu rechtem manlehn haben . . .<br />

Ind .... wir Willehra <strong>von</strong> Nuweheym ind Elyas Tuter . . .<br />

bekennen, dat das wair ist, umb bidden willen Elyas genant Gyr<br />

<strong>von</strong> Mertelache unse ingesiegel zu getzuge <strong>der</strong> wairheit hain<br />

gehangen an diesen brieff.<br />

Datum a. d.<br />

anostoli.<br />

1380, ipsa die <strong>com</strong>memorationis sancti Pauli<br />

XXXIII.<br />

Graf Adolf verkauft Güter zu Valwig u. a. — 1380 Oktober 24<br />

St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Or., Pg.,<br />

Siegel anhängend.<br />

Wir Ailff, greve zu Virnenburg, ind Jutte sine eliche huysh'auwe,<br />

grevinne daselbs, dun kunt . . . daz wir umb unssen<br />

schynbaren nutz und noytdorfft und mit wolbedachtem müde vur<br />

uns und alle unser erben recht und redeliche zu wie<strong>der</strong>kauffe . . .<br />

verkaufen . . . Philipsen <strong>von</strong> Dymerstein ind Cunen <strong>von</strong> Frankensteyn<br />

uns fry eygen gut und gulde, zu wissen, uns zwey deil<br />

an detne zehenden zu Valvey, an körne, wine, habern und an<strong>der</strong><br />

fruchte, den cleynen zeenden daselbs, uns dritteil an dem zeenden<br />

zu Vankel, cleyne und groess, mit alle sime zugehore und das<br />

zweyteil unss hobes zu Proetge mit alle sime zugehore, umb zwey<br />

dusent gude swere mentsche gülden, die wir <strong>von</strong> den vurg. Ph. ind<br />

C. entphangen han und die sie uns gentzliche und wol bezaelt<br />

und gehantreichet hant, ee dieser brieff gegeben wurde und <strong>der</strong><br />

wir sie auch quyt und ledig sagen an disem brieve. Und han<br />

wir vur uns und alle unsere erben die vurgen. Ph. und C. vur<br />

sich und yre erben in die vurgen. gut, zeenden, hoff<br />

und gulde . . . mit Urkunde <strong>der</strong> gerichte, danne sie gelegen sint<br />

gesetzet und yn die uffgetragen . . . also dan sie <strong>der</strong>selben gude<br />

. . . nu furbass als irer eygener gude und gulde gemessen sullen<br />

und mugen . . . Und wir globen yn auch vur uns und unsere<br />

erben, <strong>der</strong> vurgen. gude . . . ewige werschaff zu düne und, daz<br />

sie unser luter fry eygen weren, ee dieser kauf geschege und, ob<br />

sie eynche rechtliche anspräche hernamails darumb gewunnen,<br />

daz wir sie <strong>der</strong> entheben und gentzlichen quyt machen sullen ane<br />

geverde. (Stirbt einer <strong>von</strong> ihnen ohne Leibeserben, so fallen die<br />

Güter an den an<strong>der</strong>n. Sterben beide, ohne Erben zu hinterlassen,<br />

so sollen die Güter zu gleichen Teilen an Propst Konrad <strong>von</strong><br />

St. Martin zu Worms und an Kanonikus Kuno <strong>von</strong> Stolzenfels an<br />

St. Florin zu Koblenz und nach <strong>der</strong>en Tode an den Erzbischof<br />

<strong>von</strong> Trier fallen, Wie<strong>der</strong>kaufsrecht vorbehalten. Die jeweiligen


— 79 —<br />

Besitzer sollen dem kirchhern zu Monreal eyn fu<strong>der</strong> wyns in syn<br />

vas und dem capellane zu Virnenburg 4 amen wyns in syn vas,<br />

zehn mal<strong>der</strong> korns und echt ml. even geben. Jutta verzichtet auf<br />

ihre Wittumsrechte an den verkauften Gütern. Besiegler Adolf<br />

und Jutta, Richard Herr zu Daun, Wilhelm Wabe und Stetzys <strong>von</strong><br />

Monreal, Ritter und Schöffen des Gerichts zu Fankel; für Bruttig<br />

und Valwig Johann <strong>von</strong> Klotten, Burggraf zu Kochern, und<br />

Hermann, Kirchherr zu Bruttig.)<br />

Datum a. d. 1380, uff mittwoche neest na sente Lucas dage des<br />

hlg. evang.<br />

Nachtrag.<br />

XXXIV.<br />

Kaiser Ludwig verleiht dem <strong>Grafen</strong> Robert Zolleinkünfte. —<br />

Würzburg, 1343 Juni 8.<br />

St. A. Koblenz, Kopiar 1, 11 nr. 28.<br />

Wir Lodwig <strong>von</strong> gotz genaden roemscher keyser, zu allen<br />

tyden merer des rychs, beckennen öffentliche mit diesem brieff,<br />

das wir dem edeln man Roprechten, graven zu Virnenburgh,<br />

unsem lieben getruwen, uff den rechten, die er gehabt hait uff<br />

eynen tornos zu Erweis ind eynen zu Laensteyn zu nemen die<br />

genade gedaen haben das willen, das er die vurbas an denselben<br />

zweyn steten uff heb ind neme in aller <strong>der</strong> wyse, als er die<br />

vormails uff gehebt ind genomen hat, als bys das wir a<strong>der</strong> unser<br />

nahkomen an dem ryche, konynck a<strong>der</strong> keyser die genade <strong>von</strong> eme<br />

wed erraffen.<br />

Der brieff ist gegeven zu Wirtzburgh, an dem achten dach nach<br />

dem Pfingstag nach Cristus geburt 1300 jar dar nach in dem<br />

43sten jare, in deme 29sten jare unses rychs ind in deine lösten<br />

des keysertoms.


Beilage 2.<br />

Der Lehnsauftrag <strong>der</strong> Burg und Grafschaft <strong>Virneburg</strong><br />

aus dem Jahre 1192, eine Fälschung.


82 —<br />

Nos Godefridus et Fri<strong>der</strong>icus fratres, <strong>com</strong>ites de Verremborch,<br />

notum facimus universis, quod nos unanimi voluntate et consensu<br />

pro mille sescentis libris Trevirensium denariorum legalium et<br />

bonorum nobis a reverendo in Christo patre ac domino nostro<br />

domino Joanne, sancte Treverensis ecclesie archiepiscopo, ante<br />

confectionem presentium integraliter persolutis et ob pluria alia<br />

beneficia nobis per predictum dominum nostrum archiepiscopum<br />

impensa, castrum nostrum Verrenburgh una cum <strong>com</strong>itatu ac<br />

universis eorundem iurisdictionibus, pertinentiis et appendiciis,<br />

que omnia allodialiter hactenus ad nos pertinuerunt, super<br />

quorum evictione nos et heredes nostros in perpetuum obligamus,<br />

in manus prefati domini nostri archiepiscopi totaliter resignavimus<br />

ac presentium tenore resignamus et ab eodem domino archi¬<br />

episcopo suo et successorum suorum necnon ecclesie sue Treve¬<br />

rensis nomine predictos • <strong>com</strong>itatum et castrum Verrenburch una<br />

cum omni iurisdictione eorundem necnon stagnis, aquis, aquarumve<br />

decursibus, pratis, pascuis, silvis, nemoribus, terris, cultis<br />

et incultis, agris, molendinis, censibus, exactionibus, iuribus et<br />

pertinenciis universis recepimus et recipimus ac recepisse nos<br />

recognovimus per presentes iure feudi ligii et recti cum onere,<br />

fidelitate, iuramentis et servitiis in talibus feudis debitis consuetudine<br />

et de jure per nos et heredes nostros legitimos perpetuo<br />

recipiendos et tenendos, ut est dictum. Promittimus insuper,<br />

quod nos et heredes nostri prefata bona, que ab ecclesia Treverensi<br />

tenemus, alii vel aliis, in toto vel in parte, absque archiepis¬<br />

copi pro tempore consensu et licentia non infeudabimus nee<br />

alienabimus quomodolibet et quod ipsi domino archiepiscopo<br />

eiusque successoribus ac ecclesie sue Treverensi non rebellabimus<br />

in futurum.<br />

Acta sunt hec in presentia illustris Henrici <strong>com</strong>itis palatini Reni,<br />

advocati ecclesie predicte, necnon nobilium virorum Walrami,<br />

<strong>com</strong>itis in Spanheym, Conradi de Blankenheim et Wilhelmi,<br />

domini in Dhuna et aliis quampluribus fidedignis. In quorum<br />

omnium testimonium Godefridus et Fri<strong>der</strong>icus <strong>com</strong>ites et fratres<br />

predicti sigilla nostra hiis litteris apposuimus et pro majori horum<br />

firmitate et robore rogavimus predictos dominos Henricum,<br />

eomitem palatinum Reni, Walramum, Conradum et Wilhelmum,<br />

ut sigilla sua nostris conjungi et hiis appendi faciant. Et nos<br />

Henricus, <strong>com</strong>es palatinus, Walramus, <strong>com</strong>es in Spanheim, Conradus<br />

de Blankenheim et Wilhelmus, dominus in Duna, recognoseimus,<br />

ad preces predictorum fratrum et <strong>com</strong>itum in Verrenborgh<br />

sigilla nostra hiis litteris appendisse in premissorum omnium<br />

testimonium veritatis.<br />

Datum a. d. 1192 die nona mensis augusti. 1)<br />

') MR. ÜB. II, 166 Nr. 124.


— 83 —<br />

Die Brü<strong>der</strong> Gottfried und Friedrich, <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> „Verremborch"<br />

sollen am 9. August des Jahres 1192 für 1600 Pfd. trierische Denare dem<br />

Lrzbischof Johann Burg und Grafschaft Virnenburg zu Lehen auf¬<br />

getragen haben. Es heisst „castrum nostrum Verrenburgh unna cum <strong>com</strong>itatu<br />

die sie bisher als Eigengut, „allodialiter", in Besitz gehalten hatten.<br />

Die Bru<strong>der</strong> sowie ihre Erben sollen Burg und Grafschaft nach Lehns¬<br />

recht (iure feudi ligü et recti) immer <strong>von</strong> Trier zu Lehn tragen mit <strong>der</strong><br />

Verpflichtung, ohne des Erzstifts Erlaubnis keinen Teil dieses Lehens aus¬<br />

zugeben noch sich gegen das Erzstift aufzulehnen. Jene Urkunde ist im<br />

Uriginal nicht vorhanden. Sie ist abschriftlich erhalten als Nachtrag im<br />

Balduineum aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Auch schon zur Zeit des Erb¬<br />

schaftsprozesses hatte man kein Original zur Verfügung. Dieser Lehns¬<br />

auftrag ist noch an an<strong>der</strong>er Stelle berichtet. In den gesta Trevirorum<br />

continuatio IV sind die Lehnserwerbungen Johanns aufgezählt. „Wem<br />

archiepiscopus conquisivit a -Godefrido <strong>com</strong>ite de Virnenburg et fratre<br />

ejus Fn<strong>der</strong>ico idem castrum cum omnibus suis appendiciis, que et ipsi<br />

ecclesie Trevirensi contulerunt et ab archiepiscopo in beneficio receperunt<br />

sub debito ligü hominii contra omnem hominem" 1) Vergleicht man beide<br />

Quellen, so sieht man sofort einen Unterschied in <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Lehen.<br />

Heisst es in <strong>der</strong> Urkunde „castrum una cum <strong>com</strong>itatu ac universis eorundem<br />

jurisdictionibus pertinentiis et appendiciis", so ist in <strong>der</strong> Nachricht<br />

<strong>der</strong> gesta nur <strong>von</strong> <strong>der</strong> Burg mit Zubehör „castrum cum <strong>com</strong>nibus suis<br />

appendiciis" die Rede. Welche <strong>von</strong> beiden Quellen verdient den Vorzug?<br />

Keine. Hontheim bezweifelt schon die Echtheit <strong>der</strong> Quelle, die des Erz¬<br />

bischofs Lehnserwerbungen aufzählt.-) Ueber die Zuverlässigkeit des<br />

Verfassers <strong>der</strong> continnacio IV bemerkt Waitz, dass dieser kein Zeitgenosse<br />

sei, da er zu wenig Kenntnis <strong>der</strong> Zeitgeschichte habe und auch bei <strong>der</strong><br />

Berichterstattung oft <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahrheit abweiche. 8) Zwei<br />

Quellen berichten, in <strong>der</strong> Hauptsache <strong>von</strong> einan<strong>der</strong> abweichend,<br />

eine Tatsache, <strong>der</strong>en sonst nicht gedacht wird. Es ist in <strong>der</strong><br />

ganzen Zeit bis zum Jahre 1339, wo Graf Robert dem Erzbischof<br />

Balduin den höchsten Turm auf <strong>der</strong> Burg zu Lehn auftrug, nie¬<br />

mals irgendwie etwas vermerkt, dass Burg o<strong>der</strong> gar Grafschaft trierische<br />

Lehen seien. Kurfürst Balduin, bestrebt, die Macht seines Kurstifts zu<br />

heben und Ordnung zu schaffen, müsste sich doch irgend eine Kenntnis<br />

da<strong>von</strong> verschafft haben. Ist doch sonst bei Lehnsauftragungen seitens<br />

<strong>der</strong> <strong>Virneburg</strong>er gesagt, ob das betr. Gut schon Lehen seit älterer Zeit<br />

Jst, o<strong>der</strong> ob die Lehnsabhängigkeit mit dem gegenwärtigen Auftrag erst<br />

beginnt. Ritter Johann <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> bekennt 1325, dass sein Haus auf<br />

<strong>Virneburg</strong> „ab antiquo" ein Lehn des Erzstifts sei. 4) Im Lehnsreverse des<br />

<strong>Grafen</strong> Heinrich heisst es, dass man Schloss Monreal „in aller <strong>der</strong> wise als<br />

unser va<strong>der</strong> und altfor<strong>der</strong>n hant entphangen zu rechtem lehene" erhalten<br />

') M. Q., 24, 394 4S.<br />

2) Hontheim, Prodromus historiae Trevir. I. 598.<br />

;l) M. G., 24, 369 "*.<br />

* 4) St. A. Koblenz, Kop. 2, Nr. 2.


— 84<br />

habe. 1) Der Lehnsbrief vom Jahre 1339 sagt nichts <strong>von</strong> einer Lehns¬<br />

abhängigkeit seit alter Zeit. 2)<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Urkunde fallen auch einige Stellen auf, die<br />

kein zeitgemässes Gepräge tragen. So <strong>der</strong> Titel des Erzbischofs. Die<br />

Formel „reverendus in Christo pater ac dominus" findet sich doch erst<br />

ständig seit Balduin, 3) als Ablösung des „reverendus pater", das kurz vor¬<br />

her gebraucht wurde. 4) Erzbischof Johann führt den Titel J. „dei gratia<br />

Trevirorum archiepiscopus. 5) Unter den Zeugen ist Pfalzgraf Heinrich<br />

genannt. Um diese Zeit lebt aber noch Konrad. Eine Urkunde vom<br />

24. Aug. 1192 erwähnt ihn noch. 6) Der genannte Heinrich ist Schwieger¬<br />

sohn und Nachfolger Konrads. Den Titel „advocatus ecclesie" hat er 1197<br />

abgelegt. Er verzichtete auf die Vogtei. 7) Also auch hier ein Wi<strong>der</strong>¬<br />

spruch. Auch kann die Bezeichnung <strong>com</strong>es i n , dominus i n , als unzeitgemäss<br />

bezeichnet werden. Sie deutet auf jene Zeit hin, wo <strong>der</strong> Name<br />

des Herrensitzes auf das beherrschte Territorium übertragen wurde. Im<br />

mittelrheinischen Urkundenbuch begegnet uns das in beim <strong>Grafen</strong>titel<br />

zum erstenmal für 1258. Der Graf <strong>von</strong> Arnsberg nennt sich <strong>com</strong>es in<br />

Arnesberg. s) Unrichtig ist auch die Art <strong>der</strong> Tagesangabe. Es findet<br />

sich sonst im mittelrheinischen Urkundenbuch kein Beispiel für die fort¬<br />

laufende Zählung <strong>der</strong> Monatstage. Wohl ist sie häufig in Urkunden des<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Dann tritt jene Zählweise wie<strong>der</strong> ständig o<strong>der</strong> als<br />

sehr gebräuchlich im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t auf, in dem Jahrhun<strong>der</strong>t, aus<br />

welchem unsere Urkunde überliefert ist.<br />

Görz setzt wegen <strong>der</strong> Angabe eines verstorbenen Pfalzgrafen die<br />

Urkunde ins Jahr 1196.") Das kann aber die Urkunde auch nicht<br />

retten. Ziehen wir noch hinzu, was in den Prozessakten zu ihr bemerkt<br />

ist. „Bei diesem brieff ist zu beachtung zu nehmen, das dieser eben <strong>der</strong>selb<br />

brieff ist, darüber beide graffliche anwelde (die <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

Sohns und Man<strong>der</strong>scheid), so weitläufig bei dem protocoll disputieret.<br />

Darob doch mir dem <strong>com</strong>missario in originali khein weitter beweiss<br />

vorgelegt als in dem beim prothokoll angedeuten buch zu befindenem." 10)<br />

Das will doch besagen, dass damals schon die Echtheit <strong>der</strong> Urkunde an¬<br />

gezweifelt wurde. Ihr Zweck ist, darzutun, dass auch die Grafschaft<br />

<strong>Virneburg</strong> trierisches Lehen sei. Auf sie gestützt, konnte dann im Erb-<br />

') Günther CD. III. 333 Nr. 210.<br />

2) Günther CD. III, 396 Nr. 250.<br />

3) Günther CD. III, Nr. 110, 127, 129, 130, 197, 207, 240, etc.<br />

4) MR. ÜB. III, Nr. 1041, 1436. — Günther CD. II, Nr. 272.<br />

5) MR. ÜB. II, Nr. 109, 116, 122, 126, 128, 132, 143, 151, 152, 155, 172,<br />

179........; o<strong>der</strong> auch J. trer. ecl. minister humilis Nr. 112, 121,<br />

130 138, 204 ... .<br />

6) MR. ÜB. II, 168 Nr. 125.<br />

7) MR. ÜB. II, 207 Nr. 165.<br />

8) MR. ÜB. III, S. 850.<br />

9) MR. Geg. II, 210 Nr. 770.<br />

10) St. A. Koblenz, Kopiar 4 (A. I 33'), Prozessakten wegen <strong>der</strong> Virncburgisclien<br />

Erbschaft.


85 —<br />

Schaftsprozesse Trier die Grafschaft als erledigtes Lehn beanspruchen.<br />

Jenes Buch, <strong>von</strong> dem oben gesprochen wird, ist das kleine <strong>von</strong> Trier für<br />

Sohns und Man<strong>der</strong>scheid zusammengestellte Urkundenbuch, dessen<br />

Ueberschrift lautet: „Castrum Virnenburgh cum <strong>com</strong>itatu sit feudum Trevirense."<br />

Es enthält folgende Urkunden ausser <strong>der</strong> <strong>von</strong> 1192: 1324 er¬<br />

kennt Johann Wäpling <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> sein Haus zu <strong>Virneburg</strong> als<br />

trierisches Lehen an; 1334. Heinrich trägt Spurzenheim und Kehrig zu<br />

Lehen auf; 1335. Monreal ein Lehen des Erzstifts; 1336. Gräfin Mariens<br />

Revers über Monreal; 1339. Graf Robert trägt dem Erzbischof den<br />

höchsten Turm auf <strong>der</strong> Burg zu Lehn auf; 1347. Johannes Revers über<br />

sein Haus zu <strong>Virneburg</strong> und den Weinberg zu Dieblich. Die Umgebung<br />

zeigt, dass unsere Urkunde ad hoc gemacht ist. Auffällig ist, dass<br />

zwischen 1192 und 1324 kein einziger Lehnsbrief vorliegt. Man hat aus<br />

dem Anspruch auf ein Haus und den höchsten Turm zu <strong>Virneburg</strong><br />

gleich Rechte auf die ganze Grafschaft herleiten wollen.<br />

Und nun die Nachricht <strong>der</strong> gesta. Die ganze Lehnsaufzählung<br />

ist <strong>von</strong> frem<strong>der</strong> Hand hingefügt und in den altern Hs. nicht vorhanden. 1)<br />

Vielleicht hat <strong>der</strong> Schreiber an das Haus des Ritters Philipp gedacht, <strong>der</strong><br />

in seinem Reverse erklärt, es sei seit alter Zeit Lehn des Erzbischofs.<br />

Jedenfalls <strong>der</strong> Lehnsauftrag <strong>der</strong> Burg und Grafschaft aus dem<br />

Jahre 1192 (96) lässt sich nicht halten.<br />

') Waitz, M G. 24, 39360. _ Küppers, Zur Kritik <strong>der</strong> gesta Trevirorum<br />

(Münsterische Beitrüge zur Geschichtsforschung. H. 1. 1882.) S. 21 Anm.


Beilage 3.<br />

Erläuterungen zur Stammtafel.


— 88<br />

Die erste sichere Erwähnung Hermanns I. findet sich zum Jahre<br />

1107. 1) Der unter den Zeugen in einer Urkunde Friedrich Barbarossas<br />

vom 6. Jan. 1157 erscheinende Hermann <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> kann wohl als<br />

<strong>der</strong> zweite Graf angesehen werden. 2) Von 1192 ab erscheint Graf Gott¬<br />

fried. 3) Sein Bru<strong>der</strong> ist Friedrich. 4) 1204 ist Hermann III. Graf, 5) <strong>der</strong><br />

1238 ins Kloster Himmerode eintrat.") Mit seinem Bru<strong>der</strong> Philipp stritt<br />

er um die Grafschaft. 7) Der Söhne Hermanns, Roberts I. und<br />

Heinrichs, wird 1238 Erwähnung getan. 6) Von 1242 hat Hein¬<br />

rich I. die Grafschaft inne.") Er regiert bis 1289. Von 1290<br />

ab erscheint sein Sohn Robert II. als Graf. 10) Sein Bru<strong>der</strong><br />

ist <strong>der</strong> spätere Erzbischof Heinrich II. <strong>von</strong> Köln. 11) Ein an<strong>der</strong>er<br />

Bru<strong>der</strong> ist Eberhard, Komtur in Ramersdorf. 12) Die Schwester Mechtild<br />

ist 1275 erwähnt 13) und Imagina, Aebtissin <strong>von</strong> St. Maria im Kapitol zu<br />

Köln, als Schwester des Erzbischofs, 1312. 14) Robert II. regierte bis 1308.<br />

Erzb. Heinrich, <strong>der</strong> am 1. Aug. 1308 seiner Nichte Mechtild die Mitgift<br />

zu ihrer Vermählung mit dem <strong>Grafen</strong> Otto <strong>von</strong> Kleve gibt, gedenkt seiner<br />

als verstorben. 15) Seine erste Frau war Nese, 16) die zweite Agnes <strong>von</strong><br />

Westerburg. 17) Eine Urkunde <strong>von</strong> 1329 zählt eine Reihe Mitglie<strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

Roberts Haus auf, die Mutter Kunigunde, die Brü<strong>der</strong> Heinrich, Erz¬<br />

bischof <strong>von</strong> Mainz, und Gerhard, Chorbischof in Trier, die Söhne Hein¬<br />

rich als den Erstgeborenen und seine Frau Maria, Ruprecht, Probst an<br />

St. Mariengraden zu Köln und Gerhard, Kanonikus zu Köln. 18) Ein<br />

dritter Bru<strong>der</strong> Roberts III. ist Johann, Probst zu Kerpen 18), später zu<br />

Xanten. 20) Robert III. muss 1352 gestorben sein. Zu Anfang d. J. 1353 veri)<br />

MR. ÜB. I, Nr. 415. — MR. Reg. I, Nr. 1601.<br />

') MR. ÜB. 1, Nr. 598. — MR. Reg. II, Nr. 114.<br />

;») MR. ÜB. II, Nr. 122. — MR. Reg. II, Nr. 688.<br />

4) MR. Reg. II, Nr. 751. — 1235 als patruns des <strong>Grafen</strong> Hermann MR.<br />

ÜB. III, Nr. 547.<br />

5) MR. Reg. II, Nr. 973.<br />

c) MR. ÜB. III, Nr. 635. — MR. Reg. III, Nr. 87.<br />

7) MR. ÜB. III, Nr. 382.<br />

s) MR. ÜB. III, Nr. 634. — MR. Reg. III, Nr. 86.<br />

9) MR. Reg. III, Nr. 277.<br />

10) MR. Reg. IV, Nr. 1774.<br />

") VR. I, Nr. 13. Henrico. germano <strong>com</strong>iti de <strong>Virneburg</strong>.<br />

12) Joerres, Urkundenbuch des Stifts St. Gereon zu Köln, Nr. 323,<br />

Bonn 1893.<br />

'") MR. Reg. IV, Nr. 231.<br />

14) VR. I, Nr. 368.<br />

">) Lac. U. B. III, Nr. 64.<br />

,c ) Beilage 1, Nr. 14.<br />

") 1350 wird <strong>der</strong> Schwager <strong>von</strong> Westerburg erwähnt. Kop. 2, Nr. 24.<br />

18) Beilage 1, Nr. 9.<br />

* 19) St. A. Koblenz, Reichsgrafschft. <strong>Virneburg</strong>, Or., 1321. Robert soll für<br />

die Verpflichtungen seines Bru<strong>der</strong>s aufkommen.<br />

2I) VR. II, Nr. 1123. 1326 macht ihn Johann XXII. zu seinem Kaplan<br />

VR. I, Nr. 1068.


— 89 —<br />

handelt seine Schwiegertochter Maria mit Balduin wegen Einlösung <strong>der</strong><br />

Pellenz (s. S. 28). Da Robert seine Einwilligung zum Verkauf gegeben<br />

hatte, müsste er doch irgendwie an <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einlösung beteiligt sein.<br />

Er wird aber nicht erwähnt.<br />

Maria, seit 1336 Witwe, hatte sich später mit Konrad <strong>von</strong> Saffenberg<br />

verheiratet. Mit beiden gerieten die <strong>Grafen</strong> wegen <strong>der</strong> Rechte an<br />

Mariens Witwensitz Monreal in Streit. 1) Roberts Enkel, <strong>der</strong> Sohn Hein¬<br />

richs, ist Gerhard, Probst an <strong>der</strong> Liebfrauenkirche zu Aachen 2) und<br />

später zu Werden. 8) Er gestattet 1363 seinem Oheim Gerhard die Ein¬<br />

lösung <strong>der</strong> Pellenz. Auf Robert III. folgte sein zweiter Sohn Gerhard.<br />

Er gehörte vorher dem geistlichen Stand an, vielmehr er hatte geistl.<br />

Pfründen inne. Seine Brü<strong>der</strong> sind Adolf und Bischof Johann <strong>von</strong><br />

Münster. 4) Von 1380 an erscheint Adolf als regieren<strong>der</strong> Graf. In<br />

diesem Jahre gestattet Kuno <strong>von</strong> Falkenstein, Erzb. <strong>von</strong> Trier, dass Graf<br />

Adolf seinen natürlichen Bru<strong>der</strong> Robert mit dem Hause zu Boos, einem<br />

Lehn des Erzstifts, belehne. 5)<br />

Vom 15. Aug. 1383°) ab erscheint Robert IV., zunächst noch<br />

Junker, Graf <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong>, genannt.<br />

* :) St. A. Koblenz, Reichsgrafschaft <strong>Virneburg</strong>, Or„ aus den Jahren 1347,.<br />

1355 und 1358.<br />

s) Gudenus, Cod. dipl., 1132 Nr. 194.<br />

3) Beilage 1, Nr. 25.<br />

4) Beilage 1, Nr. 26.<br />

5) Günther CD. III, Nr. 583.<br />

* 6) St. A. Koblenz, Koo. 2, Nr. 84. Revers des Ritters Johann <strong>von</strong> Kramburg


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Inhalt.<br />

Seite<br />

Vorbemerkung ............ 5<br />

Einleitung............ 7<br />

I. Die Entwicklung des Besitzstandes <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong>. Die Lehnbeziehungen 9<br />

II. Uebersicht über die Hoheitsrechte <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong> <strong>Virneburg</strong> ... 29<br />

HI. Die politische <strong>Geschichte</strong>................... 39<br />

Beilage 1. Ungedruckte Urkunden zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Grafen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Virneburg</strong>......................... 51<br />

Beilage 2. Der Lehnsauftrag vom Jahre 1192, eine Fälschung ... 81<br />

?e 3. Erläuterungen zur Stammtafel............. 87


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