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VIVA-Moderator Jan Köppen aus Gießen redet über Vielseitigkeit ...

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WEIN DES MONATS<br />

Blindverkoster findet Korn<br />

Bei Blindverkostungen scheidet<br />

sich die Spreu vom Weizen. Bei<br />

dieser Art von Weinprobe muss<br />

sich der Tester, der nicht weiß,<br />

welchen Stoff er im Glas hat,<br />

allein auf seinen Geruchsund<br />

Geschmackssinn verlassen,<br />

er kann nicht von<br />

berühmten Namen und bekannten<br />

Etiketten beeindruckt<br />

und in seiner Beurteilung<br />

beeinflusst werden.<br />

Dennoch rückt der Verkoster<br />

– jenseits der Fragen<br />

nach Reinheit und Sortentypizität<br />

– die<br />

eigenen Vorlieben<br />

ins Zentrum<br />

der Betrachtung.<br />

Das hören Experten<br />

nicht gern, weil Objektivität<br />

die Maxime sein soll.<br />

Manchmal kommt es allerdings<br />

zu kuriosen Überraschungen,<br />

wie unser Wein des Monats<br />

zeigt.<br />

Nach der Vor<strong>aus</strong>wahl von einem<br />

knappen Dutzend Roten <strong>aus</strong> Süditalien<br />

galt es, einen Top-Winterwein zu finden.<br />

Spitzenreiter nach dem Tasting war<br />

der Primitivo di Manduria »Sud« vom Weingut<br />

Feudi di San Marzano <strong>aus</strong> Apulien.<br />

Beim Blick aufs Etikett kamen Zweifel auf:<br />

Feudi di San Marzano?<br />

Kurzes Stöbern im Archiv verschaffte<br />

Durchblick: Vor einem Jahr bereits war die<br />

Vorzeigecuvee »Sessantanni« <strong>aus</strong> jenem<br />

H<strong>aus</strong>e Wein des Monats. Jetzt also der<br />

»Sud«, ein reinsortiger Primitivo – gewisser-<br />

maßen der kleine Bruder des üppigeren<br />

und doppelt so teuren »Sessantanni«. Was<br />

tun? Innerhalb von zwölf Monaten dasselbe<br />

Weingut zweimal vorstellen? Klare Antwort:<br />

Ja, weil der »Sud« weit und breit der<br />

beste Primitivo ist, der sich zum bezahlbaren<br />

Preis finden lässt.<br />

Die Trauben für diesen Gaumenschmeichler<br />

stammen von Rebzeilen <strong>aus</strong> der Gemeinde<br />

San Marzano. Nach der Gärung<br />

reift der Wein für rund vier Monate in französischen<br />

Barriques.<br />

Im Glas rubinrot. In der Nase weihnachtlich<br />

anmutende Würznoten, Orangenschale,<br />

Beerenfrucht und Süßholz; am Gaumen<br />

weich und<br />

warm, mit viel<br />

Würze, reifer<br />

dunkler Frucht,<br />

schmeichelnder<br />

Vanille und seidigen,<br />

strukturgebenden<br />

Tanninen; würzig-feines<br />

Finish<br />

mit guter Länge.<br />

Fazit: Der Blindverkoster<br />

findet<br />

das Korn – vor allem dann, wenn es so<br />

ähnlich schmeckt wie jenes, das er schon<br />

kennt und für sehr gut befunden hat.<br />

Weinautor Manfred Merz<br />

Meinungen zur Vinothek:<br />

vinothek@mdv-online.de<br />

Weingut Feudi di San Marzano,Primitivo<br />

di Manduria »Sud«, Apulien, Jahrgang<br />

2007, 14 Prozent Alkohol, 10,90 Euro;<br />

Bezug <strong>über</strong> Weincontor Pfeffermann,<br />

Telefon 0641/37660.<br />

Glatteisgefahr<br />

Selbst für Sommeliers halten Blindverkostungen<br />

Überraschungen parat. Erkannt werden sollen<br />

bei diesem Prozedere neben der Qualität des<br />

Weins auch Rebsorte, Region und Alter. Schon<br />

die vermeintlich einfachste Übung, die richtige<br />

Rebsorte her<strong>aus</strong>zufinden, wird zur Glückssache.<br />

Riesling oder Grüner Veltliner? Beide Gewächse<br />

können <strong>über</strong> kernige Säure und Zitrusnoten<br />

verfügen. Schnell gerät der Tester aufs Glatteis<br />

und spätestens dann ins Schlingern, wenn er<br />

einen Chenin Blanc im Glas hat. Das fand die<br />

Universität von Kalifornien her<strong>aus</strong>. Nur 15 Prozent<br />

der an einer Blindverkostung teilnehmenden<br />

Profis konnten diesen Weißwein richtig<br />

benennen. Vollends den Halt verlieren die<br />

Experten, wenn es um Rotweine geht. Einen<br />

Merlot erkannten lediglich 14 Prozent der<br />

Testpersonen.<br />

12/2009 streifzug 15

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