Mein 1968 - Gerd Koenen

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Eine eigene, faszinierende Facette dieser Bewegungen in den USA
waren die Black Panther, eine bewaffnete, in schwarzes Leder
gekleidete Organisation von Afro-Amerikanern, die auch innerhalb
der US-Armee agitierte. Angeführt von militanten Agitatoren und
Literaten wie Bobby Seale, Huy Newton und Eldrige Cleaver (dessen
Autobiographie „Seele auf Eis“ auch auf Deutsch Furore machte),
entwickelten sie einen Gospel der „befreienden Gewalt“, der sich mit
dem verdüsterten Weltbild vieler 68er-Aktivisten in der
Bundesrepublik wie in anderen Ländern verband.
Als die schwarzen Sprinter und Weitspringer auf den
Siegertreppchen der Olympiade von Mexico im Herbst 1968 die
schwarze Faust mit einem Lederhandschuh reckten, wirkte das wie
ein weltweites Fanal. Umso mehr, als diese Olympischen Spiele mit
einem regelrechten Massaker der Armee an den protestierenden
Studenten von Mexico City eröffnet worden waren – an unseren
Brüdern und Schwestern, den „sisters and brothers“ also, als die die
Black Panther-Prediger ihre Zuhörer ansprachen.
Nicht nur dieser Gospel einer „befreienden Gewalt“ war es, der die
Demonstranten bei der „Schlacht am Tegeler Weg“ im November
1968 in Berlin antrieb. Sondern es war auch eine fixe Idee (wie sie
unter anderem der angeschossene Dutschke vom Krankenbett aus
formuliert hatte): dass die Arbeiter es nicht verstünden, wenn die
Studente sich wehrlos zusammenschlagen ließen, ohne
zurückzuschlagen. War Gewalt also das Medium, mit dem der
Brückenschlag zum mythischen Proletariat vollzogen werden
konnte? Wie eine Bestätigung konnte es da erscheinen, dass sich in
die Bataillen mit der Berliner Polizei jetzt zunehmend auch die
„proletarische“ Vorstadtjugend mischte – und in der zitierten
„Schlacht am Tegeler Weg“ wie in einer mittelalterlichen