Mein 1968 - Gerd Koenen

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revolutionärer Gewalt, aus Zärtlichkeit und Partnerschaft emotionaler
Autismus und erotische Segregation.
Die Anfänge der Frauenbewegung, die mit den Tomaten auf den
Frankfurter SDS-Matador Hans-Jürgen Krahl begannen, waren
jedenfalls zunächst einmal Sezessionen und Rückzüge aus den
Zentren dieser politischen Bewegung, in denen – gerade in der
informellen Offenheit aller Gremien und Meetings – sich faktisch eine
machistische Hackordnung durchsetzte. So entsprang die
Frauenbewegung wie viele andere Entwicklungen der siebziger
Jahre, von den Bürgerinitiativen bis zur Ökologie, zwar dem Energieund
Bewegungsstrom, der von 1968 ausging, aber gehört doch
eigentlich nicht in den Kontext dieses Jahres, wie die von uns
zusammengestellte „Bildspur“ deutlich zeigt. Vieles hat sich später
unter der Chiffre „68“ eingeloggt, das in Wirklichkeit nicht hierhin
gehört.
Vieles war ja auch eine Komödie der Irrungen und Wirrungen. Als
die Studentenbewegung an ihre Schranken stieß, wurde der Drang,
in die „proletarischen“ Wohnviertel und Fabriken zu ziehen,
übermächtig. Die „Wilden Streiks“ im September 1969 schienen
Anlass zu den wildesten Hoffnungen zu bieten; und tatsächlich trat
auch eine junge Generation aktiver Streikführer und Gewerkschafter
auf den Plan. Aber es waren eben doch Streiks und Kämpfe, die sich
im Kern darum drehten, in Zeiten der Hochkonjunktur einen
ordentlichen „Schluck aus der Pulle“ zu nehmen. Überhaupt
orientierten wir uns aus der Logik unseres radikalen Antikapitalismus
heraus auf ein historisches Subjekt, eine Arbeiterbewegung, die
tatsächlich als gesellschaftliche Größe schmolz und fast schon in
Abwicklung war.