11.11.2013 Aufrufe

BOGART 16 (BeOurGuestARTist)

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative – Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative
– Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

CINEMA<br />

115 Jahre Kino<br />

Ein Streifzug durch die<br />

Filmgeschichte (15)<br />

So schloß Teil 14:<br />

fokussiert von<br />

Hans-Michael Kirstein<br />

Stand der "Neue deutsche Film" und die mal<br />

hintersinnig-subtile, mal düster-kraftvolle Beschreibung<br />

menschlichen Mit- und Gegeneinanders<br />

skandischer Leinwandproduktionen<br />

zuletzt auf dem Programm, waren "Ost und<br />

West" nicht minder cineastisch schaffensfroh.<br />

Die Beziehung von Mensch zu Mensch,<br />

aber auch das Verhältnis des Homo sapiens<br />

zu seinem unmittelbar existenten wie<br />

subjektiv vermuteten(!) Lebens-Raum waren<br />

und sind die Säulen im filmischen Wirken<br />

des in Polen geborenen Roman Polanski<br />

(1933). Der zumeist international agierende<br />

Beschwörer gebrochen-grimmiger, sehr<br />

doppelbödiger Bilderwelten erreicht oft eine<br />

stimmungsstarke, kompositionsdicht erzielte<br />

Verunsicherung seiner Zuschauer; sind die<br />

Erlebnisse seiner Protagonisten nur das Ergebnis<br />

des halluzinatorischen Ausdrucks deren<br />

seelischer Abnormität und Verformung<br />

... ? Eine Reihe von Polanskis elementaren<br />

Werken sind Repulsion (1964), Cul-De-Sac<br />

(1965), Rosemory's Baby (1967), Chinatown<br />

(1974; eine "Film-noir"-hafte Studie<br />

des individuellen wie des sozialen Zerfalls)<br />

oder Death And The Maiden (1995; Lynchjustiz<br />

als Ausdruck individueller Desorientierung).<br />

Mit Pirates (1986) drehte Polanski<br />

eine "unheroische", demontierende Parodie<br />

auf das "Swashbuckler"-Genre; die alten<br />

Flynns und Lancasters, sie sind dem verkommenen<br />

Schlawiner Captain Red (Walter<br />

Matthau in einer Paraderolle) gewichen.<br />

Roman Polanski beschwört<br />

doppelbödige Filmwelten<br />

Im postkommunistischen Osten sorgt der<br />

Wegfall staatlichen Drucks dafür, daß sich<br />

neue kreative Kräfte um eine ehrlichere Darstellung<br />

des Lebens kümmern können; so in<br />

der ehemaligen Sowjetunion W. Pitschul<br />

1988 mit Kleine Vera, einer semidokumentarischen<br />

Fixierung des Alltags Jugendlicher.<br />

Eine verdichtende Reise durch den imageund<br />

kommerzmäßig weltdominierenden US-<br />

Film wird diese Beschreibung filmkünstlerischer<br />

Facetten beenden: Jerry Lewis (1924)<br />

spielte bis in die sechziger Jahre hinein den<br />

debil-infantilen Typ in den kontrastscharf<br />

modellierten Grotesken des ehemaligen<br />

Comic- und Trickfilmzeichners Frank Tashlin<br />

(1913-85) und das mittelstandsfrische Duo<br />

Doris Day/Rock Hudson dominierte mildsatirische<br />

Beziehungskampfkomödien.<br />

Genreregisseur Henry Hathaway (1898 -<br />

1985) gehörte wiederum auch in den 60ern<br />

zu den Praktikern gehobener Unterhaltung.<br />

Bereits debütierend in den Dreißigern, drehte<br />

er in den 50er Jahren einen definitivern<br />

Ritterfilm (Prince Vaillant, 1954 – nach dem<br />

legendären Comic Strip von Hal Foster),<br />

gab in den grimmigen "Film noir" Niagara<br />

(1955) die betörende "Sirene" Marilyn<br />

Monroe – in den 60ern schuf Hathaway<br />

dann das nuancenreiche Westernepitaph<br />

The Sons of Katie Elder (1965) und in True<br />

Grit (1969) ironisierte er "Duke" Wayne als<br />

verkommenes Westernschlachtroß.<br />

Die gesellschaftlichen Perspektivenwechsel<br />

jener Jahre (als grob aufgeschäumte<br />

Stichworte seien hier Begriffe wie rassisch<br />

begründete Bürgerrechtsbewegungen, Vietnamkrieg,<br />

Kennedymord, Hippiebewegung,<br />

Psychedelic, Rockmusik oder Charles<br />

Manson notiert... ) erreichten natürlich auch<br />

den primär eskapistischen, konsumorientierten<br />

Hollywoodfilm jener Zeit (Ausnahmen<br />

bestätigen die Regel... ). Außerdem erwuchs<br />

aus der zunehmenden sozialen Ausdifferenzierung<br />

der sogenannte Avantgardefilm zu<br />

Die Gewaltigen<br />

The War Wagon<br />

Western (USA 1967)<br />

Blu-ray / ca. 100 min<br />

© 2013 UNIVERSUM FILM<br />

völlig ungeahnten Höhen empor. Die Zeit<br />

war reif für innovative und ästhetische Fragestellungen.<br />

Der Popart-Multimedialist Andy Warhol<br />

(1928-87) als alle Medienklaviaturen<br />

bespielender, vermeintlicher Hofnarr,<br />

war einer der bekanntesten Filmer des<br />

antihollywood'schen Tuns – in keinem Fall<br />

sollten aber auch bedeutsame Kreative wie<br />

Kenneth Anger, Stan Brackhage, Gregory<br />

Markopoulos, Jonas Mekas oder Michel<br />

Snow vergessen werden. Das Wesen des<br />

Avantgarde-/Undergroundfilms bestand vor<br />

allem in der formalästhetischen Abkehr von<br />

"traditionellem" Raum-/Zeitdeutungen, also<br />

den üblichen Spielfilmdramaturgien. Antiillusionistische<br />

Bild- und Tonumformungen<br />

sowie eine intellektuell völlig subjektive (von<br />

Filmfirmen und ihrer massenkompatiblen<br />

"Politik" freie) Argumentationshaltung waren<br />

die Säulen dieses filmischen Ausdrucks,<br />

der auch durch technische Neuerungen<br />

(Stichwort "Steadycam") begünstigt wurde.<br />

Manche gewonnenen "Erfahrungen" flossen<br />

aber sogleich in die Produktionen junger,<br />

ambitionierter Filmemacher (John Boormann,<br />

Robert Altman, Sam Peckinpah) mit<br />

ein. Gerade Altman (1925) bleibt mit seinen<br />

forciert kalkulierten Bild- und Tonmontagen<br />

ein konsequent-konstanter Entlarver<br />

In diesem actiongeladenen Western raufen sich John Wayne<br />

und Kirk Douglas zusammen. Wayne ist als Rancher Taw<br />

Jackson wild entschlossen, die eisengepanzerte Kutsche eines<br />

Viehbarons (Bruce Cabot) zu kapern, der ein paar Jahre zuvor<br />

sein Geld gestohlen und seinen guten Namen in den Schmutz<br />

gezogen hat. Um seinen Plan auszuführen, sucht Jackson<br />

Unterstützung bei einem alten Eigenbrötler (Keenan Wynn),<br />

einem halbzivilisierten Indianer (Howard Keel) und einem<br />

großspurigen Revolverhelden (Kirk Douglas). Der bunt<br />

zusammengewürfelten Truppe gelingt das Unmögliche, als sie<br />

eine halbe Million Dollar in Goldbarren in ihren Besitz bringt. Die<br />

Musik stammt von Oscar®-Gewinner Dimitri Tiomkin.<br />

20 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!