Ärzteblatt Juli 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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KONGRESSBERICHT<br />
Abschlußplenum mit den Ergebnissen aus den Foren (von links): Prof. Klinkmann,<br />
Frank Schlatz (Forum I), Minister Seidel, Prof. Schuff-Werner (Forum II), Dr. Dagmar Braun<br />
(Forum III) und Prof. H. Lohmann (Forum IV)<br />
Fotos: Dr. Wilfried Schimanke<br />
sundheit“ mag anfänglich deplaziert erscheinen. Es geht dabei<br />
jedoch keinesfalls um Organhandel. In der Diskussion<br />
wurde deutlich, daß eine höhere Spendenbereitschaft neben<br />
der Lebensqualität für Betroffene und der ethischen durchaus<br />
auch eine volkswirtschaftliche Dimension hat. Jede transplantierte<br />
Niere spart jährliche Dialysekosten im sechsstelligen<br />
Bereich; noch sterben täglich drei Patienten auf einer<br />
Warteliste für ein neues Organ.<br />
Das Forum I befaßte sich mit dem Gesundheitstourismus<br />
in Deutschland. Kongreßpräsident Prof. Dr. Dr. h. c. (mult.)<br />
Horst Klinkmann stellte klar, daß Gesundheitstourismus nicht<br />
mir Wellness zu verwechseln ist. Die Definition des Begriffes<br />
bleibt eine Aufgabe für die Branchenkonferenz. Im Ergebnis<br />
dieses Forums wurden beträchtliche Wachstumspotentiale<br />
gesehen; die Branche müsse neben physisch-somatischen zunehmend<br />
auch psychisch-mentale Angebote machen, die<br />
individuell zugeschnitten sein sollten.<br />
Versorgungskonzepte bei Volkskrankheiten waren Gegenstand<br />
der Diskussion im Forum II. Neben dem Diabetes stand<br />
vor allem die zunehmende Zahl der Demenzerkrankungen<br />
und deren Früherkennung im Focus. Die gesetzlichen Grundlagen<br />
zur sektorenübergreifenden Versorgung sind gegeben;<br />
nach Wegfall der Anschubfinanzierung muß jedoch festgestellt<br />
werden, daß bisherige Modelle kaum nachhaltig wirksam<br />
werden. Flächendeckung, Zielorientierung, Evaluation<br />
und Transparenz, Professionalisierung des Managements und<br />
Verbindlichkeit für die Beteiligten werden als Kriterien für<br />
innovative Konzepte postuliert. Delegation – nicht Substitution<br />
– ärztlicher Leistungen an medizinisches Assistenzpersonal<br />
kann dem Ärztemangel in gewissem Maße abhelfen.<br />
brauchen Planungssicherheit. Initial höhere<br />
Kosten durch Innovationen in Diagnostik und<br />
Therapie werden meist durch geringere Folgekosten<br />
ausgeglichen. Als Kostenfaktor<br />
wirkt medizinischer Fortschritt auch durch<br />
die Heilung oder Chronifizierung von Krankheiten,<br />
die früher frühzeitig tödlich verliefen.<br />
Vernetzung, e-Learning und elektronische<br />
Assistenzsysteme waren Gegenstand des Forums<br />
IV „Wissensentwicklung im Zeitalter<br />
von Web 2.0“. Insbesondere für die Weiterund<br />
Fortbildung größerer Populationen sind<br />
elektronische Medien schon heute unverzichtbar.<br />
In Zukunft wird die virtuelle Kommunikation („web<br />
3.0“) zunehmende Bedeutung erlangen. Zunehmende Patienteninformationen<br />
erfordern eine gesteigerte Medienkompetenz<br />
der Akteure im Gesundheitswesen, die sich aktiv in<br />
Patientenforen beteiligen müssen.<br />
<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> ist eine der „Gesundheitsregionen<br />
der Zukunft“. Das Projekt „Hic@re – Aktionsbündnis gegen<br />
multiresistente Bakterien“ wurde vom Bundesministerium<br />
für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet und wird<br />
für vier Jahre mit 7,5 Mio. € gefördert.<br />
Mit einem strukturierten Konzept, sachlicher und konstruktiver<br />
Arbeit und präsentablen Ergebnissen hat auch die<br />
6. Nationale Branchenkonferenz <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />
ein Stück weit auf dem Weg zum Gesundheitsland Nr. 1 vorangebracht.<br />
Die erfolgreiche Einbindung internationaler<br />
Partner hat die Ausstrahlung der Konferenz deutlich erhöht.<br />
Inzwischen ist die hier 2005 erarbeitete Definition des Begriffs<br />
Gesundheitswirtschaft bundes- und europaweit anerkannt.<br />
Ausdruck der Anerkennung ist die künftige Einbeziehung<br />
des gesamten Ostseeraumes.<br />
Die 7. Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft<br />
2011 wird unter dem Motto „Gesundheit grenzenlos – Die<br />
Gesundheitswirtschaft als Wegbereiter des Gesundheitswesens“<br />
stehen; sie wird verbunden mit der „Scan Balt Health<br />
Region Conference – Cross sectoral challenges in an European<br />
Model Region“.<br />
Dr. Wilfried Schimanke<br />
Medizinische Innovationen (Forum III) sind unverzichtbarer<br />
Bestandteil der Gesundheitswirtschaft und des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland. Sie müssen für Patienten<br />
zeitnah zugängig gemacht werden, wobei Information des<br />
Patienten die Compliance erhöht. Forschende Pharmafirmen<br />
Seite 236<br />
ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN