Ärzteblatt Juli 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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113. DEUTSCHER ÄRTZETAG<br />
zende der Deutschen Akademie der Gebietsärzte, referierte<br />
zum Thema „Fachärztliche Versorgung an der Schnittstelle ambulant<br />
und stationär“. In den neun Punkten der Entschließung<br />
dazu werden detailliert die Positionen der Ärzteschaft dargelegt,<br />
in deren Mittelpunkt faire Rahmenbedingungen, Kooperation<br />
und Vernetzung sowie Koordination nach patientenzentrierten<br />
Gesichtspunkten stehen. Da es unmöglich ist, diese<br />
Entschließung zusammenzufassen, sei an dieser Stelle auf die<br />
Berichterstattung im Deutschen <strong>Ärzteblatt</strong> Heft 20 vom<br />
21.05.<strong>2010</strong> verwiesen. Hier finden Sie den Volltext der Entschließungen<br />
und Beschlüsse. Den Seiten ab B 879 sind auch die Stellungnahmen<br />
des Deutschen Ärztetages zu den die ganze Vielfalt<br />
des Arztberufes und seiner gesellschaftlichen Bezüge umfassenden<br />
Themen zu entnehmen, die hier aus Platzgründen<br />
nicht dargestellt werden können.<br />
Besonders intensiv, nicht immer sachlich und leider oft auch<br />
wenig rationell verlief die Diskussion zum Referat des Vorsitzenden<br />
des Telematik-Ausschusses der BÄK Dr. Franz-Joseph Bartmann<br />
über die „Aktuelle Diskussion zur Telematik-Infrastruktur<br />
und Zukunft der Telemedizin in Deutschland“. In weiten Teilen<br />
auch Krankenhausträger das Projekt weiter verfolgen werden.<br />
Paradoxerweise könnten dann manche Ängste real werden:<br />
zentrale und web-basierte Datenspeicherung, elektronische<br />
Patientenakten in der Hand der Kostenträger, Care-Management<br />
durch die Kassen …<br />
Wesentlich ruhiger und konstruktiver verlief die weitere Diskussion<br />
zur Telemedizin, in deren Ergebnis die vom Vorstand eingebrachte<br />
Entschließung gefaßt wurde. Darin werden vier Leitsätze<br />
zur Entwicklung einer guten Telemedizin formuliert und<br />
sowohl innerärztliche wie auch externe Voraussetzungen definiert<br />
(vgl. Dt. Äbl., Heft 20/<strong>2010</strong>). In einem beschlossenen Positionspapier<br />
der Ärzteschaft zur Entwicklung der Telemedizin<br />
heißt es: „Die Ärzteschaft muss die sehr dynamische Entwicklung<br />
in diesem Bereich ärztlicher Berufsausübung, in dem ureigene<br />
ärztliche Prinzipien berührt werden, aktiv gestalten und<br />
darf diese Entwicklung nicht externen Kräften überlassen, die<br />
rein ökonomischen Interessen folgen“. Eine Aussage, die der<br />
Ärzteschaft auch hinsichtlich der eGK gut zu Gesicht gestanden<br />
hätte.<br />
Zwei außergewöhnliche Ereignisse gehörten auch zum Ärztetag:<br />
Mitten in der Plenarsitzung am Mittwoch schrillten die<br />
Alarmglocken und der Ärztetag wurde evakuiert – warum blieb<br />
unklar.<br />
Der Festliche Abend der Sächsischen Landesärztekammer unter<br />
dem Motto „Magische Momente“ fand im Zirkus statt. Das<br />
Dresdner Traditionsunternehmen „Sarasani“ gestaltete eine<br />
perfekte Dinner-Show unterm Zirkuszelt, bei der André Sarasani<br />
(ein Enkel des Gründers) und seine Truppe die Delegierten<br />
und Gäste des Ärztetages ver- und bezauberte.<br />
Unter den „Hinterbänklern“ aus M-V drei Referatsleiterinnen: Ulrike<br />
Büttner (3. v. l. - Weiterbildung), Christine Mertink (4. v. l. - Fortbildung)<br />
und Regina Beyer (8. v. l. – Finanzen)<br />
der Ärzteschaft bestehen Ängste vor zusätzlichen Kosten und<br />
ein emotionales Mißtrauen gegenüber der elektronischen Datensammlung.<br />
Obwohl zahlreiche Gründe für die elektronische<br />
Gesundheitskarte (eGK) vorgetragen wurden und der Referent<br />
immer wieder klarstellend und erläuternd in die Diskussion eingriff,<br />
auch die Kosten eindeutig an die Kassenseite verwies, gelang<br />
es nicht, die Mehrheit der Delegierten zu überzeugen. Mit<br />
105 zu 86 Stimmen wurde eine Entschließung angenommen, in<br />
der die Bundesregierung aufgefordert wird, das „verfehlte Projekt“<br />
elektronische Gesundheitskarte endgültig aufzugeben.<br />
Damit wurde der Antrag des Vorstandes der BÄK (und andere<br />
modulierende Anträge) hinfällig, der den vielfältigen Bedenken<br />
Rechnung trug und auf die weitere Einflußnahme der Ärzteschaft<br />
zielte. Die Ärzteschaft hat sich damit selbst in das Abseits<br />
der weiteren Entwicklung gestellt. Man muß doch wohl davon<br />
ausgehen, daß Kostenträger, Politik, Industrie und vielleicht<br />
Der 114. Deutsche Ärztetag findet vom 31.05. bis 03.06. 2011<br />
in Kiel statt; zum Austragungsort 2012 wurde Nürnberg bestimmt.<br />
Dr. Wilfried Schimanke<br />
AUSGABE 7/<strong>2010</strong> 20. JAHRGANG Seite 233