Ärzteblatt Juli 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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113. DEUTSCHER ÄRTZETAG<br />
Im Rahmen der gesundheitspolitischen Debatte<br />
wendet sich Dr. Schimanke gegen das<br />
Abwälzen mißliebiger Aufgaben von der<br />
Politik auf die Ärzteschaft.<br />
W. Hoffmann (Greifswald)<br />
„Risikofaktorenadjustierung<br />
von<br />
Prognosemodellen<br />
… - Erweiterung des<br />
demographieadjustierten<br />
Modells“<br />
auf der Homepage<br />
der Bundesärztekammer<br />
(BÄK) veröffentlicht.<br />
Die Förderinitiative<br />
zur Versorgungsforschung,<br />
in deren<br />
Rahmen jährlich 750<br />
T€ projektbezogen<br />
zur Verfügung gestellt<br />
wurden, läuft<br />
im nächsten Jahr<br />
aus. Mit der Berichterstattung<br />
wollte<br />
und mußte Prof. Dr.<br />
Peter C. Scriba die<br />
Delegierten schon<br />
jetzt überzeugen,<br />
daß eine Weiterführung sinnvoll und nützlich ist. Die Förderinitiative<br />
der BÄK hat offensichtlich als Anstoß für die staatliche<br />
Ebene gewirkt, denn das Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung hat im Februar d. J. 54 Mio. € für dieses Forschungsgebiet<br />
angekündigt. Unverständlich bleibt es aber, daß die Ärzteschaft<br />
von dem Kooperationsprojekt von BMBF, GKV, PKV<br />
und Deutscher Rentenversicherung „Versorgungsnahe Forschung<br />
im Bereich chronischer Krankheiten und Patientenorientierung“<br />
ausgeschlossen bleibt.<br />
Im Anschluß an Prof. Scriba werden zwei Projekte unmittelbar<br />
erörtert: Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann erläutert in seinem<br />
Vortrag „Vom Glanz und von den Grenzen ärztlicher Behandlungsleitlinien“<br />
zunächst deren Bedeutung und Implementierung.<br />
Er sieht ein großes Potential für die Sicherstellung und<br />
Verbesserung der Versorgungsqualität. Ihre Evaluierung ist eine<br />
Aufgabe der Versorgungsforschung.<br />
Prof. Dr. Thomas Mansky („Zugang zu Routinedaten für die<br />
Versorgungsforschung“) stellt fest, daß umfassende Datenbestände<br />
bei den Kassen lagern und die gesetzliche Grundlage für<br />
deren Zusammenführung gegeben ist. Verantwortlich ist die<br />
ARGE Datentransparenz des Spitzenverbandes der GKV und der<br />
KBV – doch dieses Projekt schläft. Die Nutzung dieser Daten ist<br />
im § 303 c SGB V geregelt. Derzeit kann die BÄK nur im Rahmen<br />
der Versorgungsforschung indirekt über Projektteilnehmer darauf<br />
zugreifen.<br />
Der Deutsche Ärztetag hat sich recht eindeutig für eine Fortsetzung<br />
der Versorgungsforschung ausgesprochen, wobei die Fi-<br />
nanzierung nicht mehr in so großem Maße auf den Schultern<br />
der Ärzteschaft liegen kann. Entscheiden wird der nächste Ärztetag<br />
in Kiel 2011. Der Gesetzgeber wird aufgefordert, daß alle<br />
von den Krankenkassen erhobenen Daten der Versorgungsforschung<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Der TOP III Weiterbildungsordnung (WBO) hätte das Potential<br />
zur Sprengung der gesamten Tagesordnung gehabt. Obwohl<br />
von vornherein eine Novellierung der gesamten WBO<br />
nicht vorgesehen war, lagen bereits zu Beginn der Debatte 18<br />
Anträge zur Modifizierung der vorgelegten Musterweiterbildungsordnung<br />
vor; weitere 54 Anträge zielten auf Änderung<br />
Hinter Glas<br />
des Paragraphenteils, einzelner Gebiete und Zusatzbezeichnungen.<br />
Mit der Dauer der Debatte wurde die Rednerliste nicht<br />
kürzer, sondern immer länger. Als schließlich der Schluß der Debatte<br />
beschlossen wurde, waren noch längst nicht alle zu Wort<br />
gekommen, auch aus unserer Delegation standen noch zwei<br />
Delegierte auf der Rednerliste. Beschlossen wurde letztlich die<br />
Wiedereinführung der Gebietsbezeichnung Allgemeinmedizin<br />
und die neue Zusatzweiterbildung Spezielle Viszeralchirurgie.<br />
Beschlossen wurde auch die bundeseinheitliche und zeitnahe<br />
Umsetzung der (M)WBO in den einzelnen <strong>Ärztekammer</strong>n. Die<br />
zahlreichen Änderungsanträge wurden an den Vorstand der<br />
BÄK überwiesen, was durchaus als Erfolg gewertet werden<br />
darf. In der sehr sachlichen und konstruktiven Diskussion wurde<br />
klar, daß in vielen Fragen Konsens besteht oder erreichbar ist;<br />
für eine umfassende Diskussion reicht aber der Zeitrahmen<br />
nicht aus. Aus den Erfahrungen auf der „Dauerbaustelle“ WBO<br />
haben die Delegierten aber gelernt, daß es keine Schnellschüsse<br />
geben darf. Eine umfassende Novellierung der WBO darf für<br />
2013 erwartet werden. Auch im Hinblick darauf war die Debatte<br />
in Dresden eine Erfolg – entspricht sie doch voll dem zweistufigen<br />
Normsetzungsverfahren, bei dem Vorschläge nach Erörterung<br />
in der BÄK zunächst zurück an die <strong>Ärztekammer</strong>n gehen.<br />
Erst nach der Meinungsbildung in den Ländern fließen die<br />
AUSGABE 7/<strong>2010</strong> 20. JAHRGANG<br />
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