Ärzteblatt Juli 2010 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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113. DEUTSCHER ÄRZTETAG<br />
Arbeitsatmosphäre im Präsidium<br />
men abhängt, sondern vielmehr vom Sinngehalt der Arbeit,<br />
von der inhaltlichen und arbeitszeitlichen Gestaltungsmöglichkeit,<br />
von Kollegialität und Führungskultur bestimmt wird.<br />
Der Deutsche Ärztetag kritisiert grundsätzlich die Kosten-Nutzen-Bewertung<br />
von Arzneimitteln durch das IQWiG, weil sie<br />
einseitig aus der Sicht der Krankenkassen erfolgt. Er fordert,<br />
daß die Frühbewertung von Innovationen durch eine unabhängige<br />
Institution erfolgt, die von der Pharmaindustrie einzureichende<br />
Dossiers mit fachlicher Kompetenz und kritischer Sorgfalt<br />
prüft. Die Ärzteschaft bekennt sich zu ihrer Mitverantwortung<br />
für eine wirtschaftliche Arzneimittelversorgung, weist die<br />
alleinige Verantwortung jedoch zurück. Die Verwerfungen des<br />
Arzneimittelversorgungswirtschaftlichkeitsgesetzes (heißt wirklich<br />
so!), insbesondere die ständige belastende Regreßdrohung,<br />
müssen überwunden werden.<br />
Die originäre berufliche Aufgabe der Ärzteschaft liegt in der<br />
notwendigen medizinischen Versorgung der Patienten, heute<br />
gern auch als „erster Gesundheitsmarkt“ bezeichnet. Der Deutsche<br />
Ärztetag stellt mit Nachdruck klar, daß die stabile medizinische<br />
Versorgung der GKV- und PKV-Versicherten Voraussetzung<br />
für ein sozial ausgewogenes Gesundheitssystem und Mo-<br />
Kammerpräsidenten unter sich (v. l.): Dr. Friebel (Sachsen-Anhalt),<br />
Dr. Crusius und Prof. Dr. Schulze (Sachsen)<br />
tor für die Innovations- und Wirtschaftskraft des gesamten<br />
Gesundheitssektors ist. Eine solide Finanzierung dieses Gesundheitsmarktes<br />
(der im wirtschaftlichen Sinne kein Markt ist) ist<br />
Voraussetzung für die Entfaltung seiner Wirtschaftskraft und<br />
die Sicherung der Arbeitsplätze. Der Deutsche Ärztetag begrüßt<br />
die Bildung der Regierungskommission zur Finanzierung<br />
der GKV. Die Vorschläge der Ärzteschaft liegen mit dem Ulmer<br />
Papier seit zwei Jahren auf dem Tisch.<br />
Neben diesem Grundsatzdokument wurde eine Reihe von Entschließungen<br />
verabschiedet, die sich mit Einzelfragen zur Gesundheitspolitik<br />
befaßten. Eingefordert werden die Wiederherstellung<br />
ärztlicher Unabhängigkeit und die ärztliche Leitung<br />
von Medizinischen Versorgungszentren. Selektivverträge im<br />
stationären Sektor höhlen die Krankenhausplanung aus und<br />
werden abgelehnt. Zur Förderung der Niederlassung in unterversorgten<br />
Gebieten werden Honorarrestriktionen als ungeeignet<br />
bezeichnet; die Einzelleistungsvergütung soll wieder eingeführt<br />
werden. Bei den Redebeiträgen und Anträgen mit Bezug<br />
auf ärztliche Honorare als Steuerungsinstrumentarien konnte<br />
man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier weniger gesamtgesellschaftliche<br />
sozialpolitische Überlegungen als handfestes<br />
finanzielles Eigeninteresse eine Rolle gespielt hat.<br />
Etwas schmal geraten – die Arbeitstische konnten die Papierflut zeitweilig<br />
kaum fassen.<br />
Die bisherigen Ergebnisse der Versorgungsforschung (TOP II)<br />
sind auf breites Interesse gestoßen. Den Delegierten des Ärztetages<br />
wurden sie in Kurzform auf sog. „Visitenkarten“ vorgelegt,<br />
die auch unter www.baek.de/versorgungsforschung<br />
abrufbar sind. Insgesamt geben die Visitenkarten über 41 Projekte<br />
Auskunft, darunter auch über das Projekt „Versorgungsepidemiologische<br />
Auswirkungen des demographischen Wandels<br />
in M-V“, dessen stationärer Teil an der Universität Rostock<br />
und der ambulante Teil an der Universität Greifswald bearbeitet<br />
wurde. Die gleichfalls geförderten Studien S. Schmidt et al.<br />
(Greifswald) „Versorgungsqualität, Nutzen und Risiko von Telemonitoringverfahren“<br />
wurde im Deutschen <strong>Ärzteblatt</strong> und<br />
Seite 230<br />
ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN