Vorlesung Knoten Dirk Kussin - Institut für Mathematik - Universität ...
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1.5. REGULÄRE KNOTENDIAGRAMME 7<br />
ein paar weitere Regeln, so kann man den ursprünglichen <strong>Knoten</strong> (bis auf<br />
Äquivalenz) eindeutig aus diesem zweidimensionalen Bild zurückgewinnen.<br />
Damit die Sache wirklich eine Erleichterung darstellt, muss man klären,<br />
was Äquivalenz (ambiente Isotopie bzw. kombinatorische Äquivalenz) auf<br />
Niveau dieser Bilder bedeutet. Dies wird vollständig geklärt in dem Satz von<br />
Reidemeister. Damit hat man das ursprüngliche dreidimensionale Problem<br />
auf ein zweidimensionales reduziert.<br />
Definition 1.5.1. Sei E eine feste gewählte Ebene in R 3 und L eine<br />
(polygonale) Verschlingung (oder <strong>Knoten</strong>) in R 3 . Eine Parallelprojektion π :<br />
L −→ E heißt regulär, falls folgende Bedingungen erfüllt sind:<br />
(1) Es gibt höchstens Doppelpunkte, d. h. maximal zwei Punkte werden<br />
auf ein und denselben Punkt in der Ebene abgebildet. In Formeln:<br />
Für jeden Punkt x ∈ E gilt |π −1 (x)| ≤ 2.<br />
(2) Es gibt nur endlich viele Doppelpunkte, d. h. es gibt nur endlich<br />
viele x 1 , . . . , x t ∈ E mit |π −1 (x i )| = 2.<br />
(3) Ein Eckpunkt wird niemals auf einen Doppelpunkt abgebildet, d. h.<br />
π −1 (x i ) enthält keinen Eckpunkt (<strong>für</strong> i = 1, . . . , t).<br />
Die Punkte x 1 , . . . , x t heißen auch Kreuzungspunkte.<br />
Es folgt insbesondere, dass sich Teilstücke von π(L) nicht tangential,<br />
sondern nur transversal schneiden.<br />
Folgende Beispiele sind also bei einer regulären Projektion ausgeschlossen:<br />
(der Reihe nach wegen (1), (3) bzw. (2)).<br />
Die folgende Aussage ist intuitiv klar.<br />
Lemma 1.5.2. Sei L eine (polygonale) Verschlingung im R 3 . Dann gibt<br />
es eine Ebene E ⊂ R 3 und eine Paralellprojektion π : L −→ E.<br />
In der Tat kann man “fast jede” Ebene nehmen. Da man zwei Verschlingungen<br />
auch als eine Verschlingung auffassen kann, gibt es zu zwei Verschlingungen<br />
L und L ′ eine gemeinsame Ebene E mit regulären Projektionen<br />
π : L −→ E und π : L ′ −→ E.<br />
Ebenso ist intuitiv klar, dass man sogar die Ebene E fest vorgeben kann<br />
(z. B. die xy-Ebene) und nach einer eventuellen äquivalenten Überführung<br />
von L in L ′ eine reguläre Projektion π : L ′ −→ E bekommt.<br />
Bei einer regulären Projektion π : L −→ E verliert man Informationen<br />
über die Verschlingung L. Man kann aber L bis auf Äquivalenz aus π(L)