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Brandenburgische Technische Universität Cottbus Konstruktion und ...

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<strong>Brandenburgische</strong> <strong>Technische</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Cottbus</strong><br />

Fakultät Maschinenbau, Elektrotechnik <strong>und</strong> Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Lehrstuhl Verbrennungskraftmaschinen <strong>und</strong> Flugantriebe des Instituts Verkehrstechnik<br />

<strong>Konstruktion</strong> <strong>und</strong> Aufbau einer Messstrecke zur Untersuchung von<br />

Filmkühlung an Turbinenschaufeln im Lowspeed – Windkanal des<br />

Lehrstuhls VFA<br />

Studienarbeit von<br />

cand. Ing. Stefan Wünsche<br />

<strong>Cottbus</strong>, im April 2004<br />

Vorgelegt am:<br />

Lehrstuhl Verbrennungskraftmaschinen <strong>und</strong> Flugantriebe<br />

der BTU <strong>Cottbus</strong><br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing H.P. Berg<br />

Betreuer:<br />

Dipl.-Ing. Michael Prinzler


Inhaltsverzeichnis<br />

Ι. Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

1. Thema der Studienarbeit<br />

1.1. Experiment <strong>und</strong> Numerik<br />

1.2. Turbinenschaufelkühlung<br />

1.2.1. Konvektionskühlung<br />

1.2.2. Prallkühlung<br />

1.2.3. Filmkühlung<br />

1.2.4. Diffusionskühlung<br />

2. Vorbetrachtungen zur <strong>Konstruktion</strong><br />

2.1. Anforderungen der Messtechnik<br />

2.2. Das Ammoniak Diazo Messverfahren<br />

2.3. Particle Image Velocimetrie<br />

2.4. Hitzdrahtanemometrie<br />

3. <strong>Konstruktion</strong> der Messstrecke<br />

3.1. Einlaufbereich<br />

3.2. Mittelteil<br />

3.3. Nachlaufbereich<br />

3.4. Herstellung der Schaufel<br />

3.4.1. GFK Negativformen<br />

3.4.2. Schaufelteile<br />

3.4.3. Inlays <strong>und</strong> Plenen<br />

4. Aufbau<br />

4.1. Schaufelmontage<br />

4.2. Inbetriebnahme<br />

4.3. Ergebnis der Vorversuche<br />

ΙΙ. Abbildungsverzeichnis<br />

ΙΙΙ. Quellenverzeichnis<br />

ΙV. Eidesstattliche Erklärung<br />

2


Ι. Abkürzungen <strong>und</strong> Symbole<br />

Symbole <strong>und</strong> Einheiten<br />

Symbol:<br />

Bedeutung:<br />

m Meter<br />

cm Zentimeter<br />

mm Millimeter<br />

µm Mikrometer<br />

g<br />

Gramm<br />

K Kelvin<br />

°C Grad Celsius<br />

s<br />

Sek<strong>und</strong>e<br />

Re Reynoldszahl<br />

ρ<br />

Dichte<br />

l<br />

Strömungsdurchmesser<br />

v<br />

Strömungsgeschwindigkeit<br />

η<br />

dynamische Zähigkeit<br />

w lichte Maschenweite<br />

F o<br />

t<br />

Φ<br />

E<br />

I<br />

f<br />

l<br />

g<br />

m<br />

offene Siebfläche<br />

Siebteilung<br />

Öffnungswinkel<br />

E-Modul<br />

Widerstandsmoment<br />

Durchbiegung<br />

Stützweite<br />

Erdbeschleunigung<br />

Masse<br />

3


Abkürzungen<br />

Abkürzung: Bedeutung :<br />

PIV<br />

LDA<br />

VFA<br />

CAD<br />

Abb.<br />

MDF<br />

GFK<br />

SS<br />

PS<br />

BK<br />

Particle Image Velocimetrie<br />

Laser Doppler Anenometrie<br />

Verbrennungskraftmaschinen <strong>und</strong> Flugantriebe<br />

Computer aided Design<br />

Abbildung<br />

mitteldichte Faserplatte<br />

Glasfaser verstärkter Kunststoff<br />

suction site (Saugseite)<br />

pressure site (Druckseite)<br />

Beruhigungskammer<br />

4


1. Thema der Studienarbeit<br />

Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Lehrstuhls Verbrennungskraftmaschinen<br />

<strong>und</strong> Flugantriebe (VFA) der <strong>Brandenburgische</strong>n <strong>Technische</strong>n <strong>Universität</strong><br />

<strong>Cottbus</strong> wird eine neue Messstrecke für einen der vorhanden Windkanäle der<br />

Bauart Eiffel benötigt.<br />

Die Messkammer ist für Filmkühluntersuchungen an einem vorgegebenen Turbinenschaufelmodell<br />

vorgesehen. Die enthaltene Messstrecke inklusive des instrumentierten<br />

Turbinenschaufelmodells zu konstruieren <strong>und</strong> aufzubauen war die im<br />

Rahmen der vorliegenden Studienarbeit zu erfüllende Aufgabe. Dabei hat die<br />

<strong>Konstruktion</strong> den Anforderungen der durchzuführenden Experimente in punkto<br />

Funktionalität, Zugänglichkeit <strong>und</strong> Modularität zu genügen. Die Aufgabenstellung<br />

umfasst außer der <strong>Konstruktion</strong> <strong>und</strong> dem Aufbau auch die Inbetriebnahme der<br />

Messstrecke, um ihre Funktionstüchtigkeit nachzuweisen. Um die <strong>Konstruktion</strong><br />

schon im Stadium der Entwicklung besser veranschaulichen zu können <strong>und</strong> der<br />

dadurch erleichterten Entscheidungsfindung bei der Lösung konstruktiver Probleme,<br />

war es notwendig, die Messkammer mit Hilfe eines 3D-CAD-Programms zu<br />

konstruieren, welches die räumliche Handhabung <strong>und</strong> Darstellung der Messstrecke<br />

ermöglicht. Es kam dabei die CAD-Software Pro-Engeneer zur Anwendung.<br />

Zu der gr<strong>und</strong>legenden <strong>Konstruktion</strong>saufgabe der Messstrecke kommen ergänzend<br />

noch Gestaltungs- beziehungsweise <strong>Konstruktion</strong>sauflagen hinzu, die durch das<br />

Umfeld der Messkammer gegeben sind. Diese galt es zusammen mit den <strong>Konstruktion</strong>smaßgaben,<br />

die sich aus den zur Anwendung kommenden Messverfahren<br />

ergeben, zu kombinieren <strong>und</strong> im Vorfeld zu definieren.<br />

5


1.1 Experiment <strong>und</strong> Numerik<br />

Die Frage, die sich sicherlich zuerst stellt, ist die der Notwendigkeit einer solchen<br />

Messstrecke. Bei dem heutigen Stand der Simulationstechnik noch einen Versuchsstand<br />

zu bauen, um Ergebnisse zu messen, die man doch berechnen <strong>und</strong><br />

simulieren könnte, erscheint bei erster Betrachtung zu aufwendig. Das Berechnen<br />

von diversen Strömungsverhältnissen am Computer würde einen deutlich geringeren<br />

Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand erfordern, als der Bau <strong>und</strong> Betrieb einer Messstrecke<br />

im Windkanal.<br />

Doch man ist auch heutzutage noch auf Versuche angewiesen, weil die gängigen<br />

Berechnungsverfahren bei komplexen Strömungen <strong>und</strong> einer größeren Anzahl von<br />

Eingangsvariablen immer noch unbefriedigende Ergebnisse liefern, weil sie noch<br />

mit zu vielen Idealisierungen rechnen. Man versucht mit Hilfe der Experimente die<br />

Berechnungsverfahren abzustimmen beziehungsweise zu kontrollieren <strong>und</strong> zu<br />

verbessern, um in Zukunft den Schritt der experimentellen Untersuchung vielleicht<br />

gänzlich überspringen zu können. Doch beim heutigen Stand der Computertechnik<br />

ist es berechtigt der Simulation nicht bedingungslos zu vertrauen, da einfach noch<br />

nicht die Strömungsbedingungen real genug abgebildet werden können.<br />

1.2 Turbinenschaufelkühlung<br />

Um den Wirkungsgrad von Turbinen zu erhöhen, sind seit der Erfindung der Gasturbine<br />

Ingenieure bestrebt, eine möglichst hohe Turbineneintrittstemperatur zu<br />

ermöglichen. Die Fortschritte sind im Gesamtüberblick der Entwicklungsjahre mit<br />

einer steigenden Turbineneintrittstemperatur von durchschnittlich 10K pro Jahr zu<br />

verzeichnen. Diese Steigerung ist auf 2 verschiedenen Wegen möglich.<br />

6


Abbildung 1 Entwicklung der Turbineneintrittstemperatur über die Jahre 1955-2000<br />

Der erste Weg eine höhere Eintrittstemperatur in die Turbine zu ermöglichen, ist<br />

die Verwendung immer temperaturbeständigerer Materialien.<br />

Zu Beginn des Triebwerkbaus wurden hierfür hauptsächlich verschiedene Stahllegierungen<br />

verwendet. Ein Beispiel dafür ist die unter der Bezeichnung FBD 1943<br />

bei BMW für das BMW 003 Triebwerk verwendete Legierung. Damit konnten<br />

schon 1943 Turbineneintrittstemperaturen von bis zu 1100 °C bewältigt werden.<br />

Chemische Komponenten von FBD (mass%)<br />

Fe Cr Ni Mo Ta Nb Si Mn C<br />

77,03-78,03 16,5-17,5 15,0 2,0 1,2 1,2 1,0 0,9 0,1<br />

Tabelle 1 Legierungskomponenten von FBD<br />

Diesen Stahllegierungen folgten Titanlegierungen <strong>und</strong> aktuell werden einkristalline<br />

Nickel- oder Kobaltbasierte Superlegierungen wie zum Beispiel CMSX– 4, Udimet<br />

oder Inconell 800 verwendet, deren Arbeitstemperaturen bei fast 1200 °C liegen.<br />

7


Die nickelbasierte Legierung CMSX - 4 hat folgende Zusammensetzung:<br />

Chemische Komponenten von CMSX-4 (mass%)<br />

Ni Cr Co Mo W Al Ti Ta Re Hf<br />

60,68 6,4 9,6 0,61 6,4 5,67 1,04 6,6 2,9 0,1<br />

Tabelle 2 Legierungskomponenten von CMSX-4<br />

Die zweite Maßnahme, eine höhere Turbineninnentemperatur zu ermöglichen, ist<br />

die Turbinenschaufeln zu kühlen. Dadurch ist es möglich, die Temperatur des<br />

Luftstroms über die für das Material mögliche Temperatur zu erhöhen. Die Luftkühlung<br />

von Turbinenschaufeln ist erstmalig 1935 in Deutschland zum Einsatz gekommen<br />

<strong>und</strong> hat sich seit dem immer weiter entwickelt <strong>und</strong> gegenüber anderen<br />

Kühlverfahren, zum Beispiel flüssiggekühlten Turbinenschaufeln, im Flugturbinenbau<br />

durchgesetzt. Da heutzutage Turbineneintrittstemperaturen von bis stellenweise<br />

2100 K vorliegen, sind in modernen Turbinen sehr ausgefeilte Kühlverfahren<br />

erforderlich.<br />

Mit effizienten Kühlverfahren lässt sich nicht nur eine höhere Turbineneintrittstemperatur<br />

<strong>und</strong> damit ein höherer Wirkungsgrad erreichen, sie erhöhen außerdem die<br />

Lebensdauer der Turbine <strong>und</strong> deren Zuverlässigkeit. Man unterscheidet hierbei<br />

vier verschiedene Kühlverfahren.<br />

- die Konvektionskühlung<br />

- die Prallkühlung<br />

- die Filmkühlung<br />

- die Diffusionskühlung<br />

1.2.1 Konvektionskühlung<br />

Das zuerst verwendete <strong>und</strong> einfachste Kühlverfahren ist die Konvektionskühlung.<br />

Hierbei wird die Kühlluft durch Kanäle in der Turbinenschaufel geleitet <strong>und</strong> kühlt<br />

das Material von innen heraus ab. Dieses Kühlverfahren wird heute immer noch<br />

für die thermisch weniger belasteten Gebiete von Turbinenschaufeln eingesetzt,<br />

jedoch in einer weiterentwickelten Variante. Während früher einfach nur Bohrun-<br />

8


gen durch die Schaufeln führten, die je nach Lage der Bohrung unterschiedlich<br />

groß waren oder die Schaufeln sogar gänzlich hohl gestaltet wurden, werden<br />

heutzutage serpentinenartig geschlungene Kühlluftkanäle verwendet.<br />

Abbildung 2 verschiedene Auslegungsformen für Konvektionskühlkanäle<br />

Abbildung 3 gerade <strong>und</strong> serpentinenartige Kühlluftkanäle<br />

Für Oberflächengebiete der Turbinenschaufeln, die noch höheren Temperaturen<br />

standhalten müssen oder in Gebieten, in denen die Konvektionskühlung aus technischen<br />

Gründen nicht einsetzbar ist, musste ein anderes Kühlverfahren als die<br />

Konvektionskühlung gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Diese thermisch stark belasteten Gebiete sind vor allem das sehr schmal auslaufenden<br />

Schaufelende (der trailing Edge) <strong>und</strong> die thermisch stark belasteten Region<br />

um den Staupunkt herum (der leading Edge).<br />

1.2.2 Prallkühlung<br />

Für die schwer zu kühlende Vorderkante der Schaufel um den Staupunkt herum,<br />

entwickelte man die Prallkühlung, um die leading Edge gegen eine Überhitzung zu<br />

schützen. Dieses Kühlverfahren stellt eine Variation der Konvektionskühlung dar.<br />

Durch Bohrungen in den Kühlkanälen wird die Luft von innen direkt auf die zu kühlende<br />

kritische Schaufelstelle geleitet. Die Kühlluftströmung prallt auf die Schaufe-<br />

9


linnenseite. Leider ist dieses Verfahren nicht überall in der Schaufel einsetzbar, da<br />

ein zusätzlicher Hohlraum, ein Inlet, erforderlich ist <strong>und</strong> dem Verfahren damit ähnliche<br />

technische Grenzen gesetzt sind wie der Konvektionskühlung. Es hat einen<br />

Raumbedarf, der keinen Einsatz an allen Schaufelpositionen zulässt.<br />

Abbildung 4 Kühlluftströmung bei Prallkühlung<br />

1.2.3 Filmkühlung<br />

In Gebieten, die keines dieser Kühlverfahren zulassen, kommt meist die Filmkühlung<br />

zum Einsatz. Bei der Filmkühlung tritt die Kühlluft durch Löcher in der Schaufeloberfläche<br />

aus dieser aus <strong>und</strong> legt sich als Kühlfilm über die Oberfläche. Dazu<br />

ist jedoch eine gleichmäßige Hauptströmung erforderlich. Dort, wo diese Bedingung<br />

nicht gegeben ist, kann der Kühlfilm aufreißen <strong>und</strong> die heiße Hauptströmung<br />

würde die Schaufeloberfläche beschädigen. Der Vorteil der Filmkühlung ist ihre<br />

hohe Effektivität. Darüber hinaus kann sie an fast allen Stellen der Schaufeloberfläche<br />

angewendet werden. Wichtig ist hierbei aber eine wohlüberlegte Position<br />

der Kühlluftausblasöffnungen, denn es muss immer ein gleichmäßiger, geschlossener<br />

aber möglichst dünner Kühlfilm erzeugt werden. Dieses Kühlverfahren hat<br />

den Nachteil, dass es den Wirkungsgrad der Turbine mindert, da die eingeblasene<br />

Kühlluft die Temperatur der Hauptströmung senkt. Darum sollte der Kühlfilm so<br />

dünn wie möglich ausgelegt sein. Genau so wichtig wie die Positionierung der<br />

Ausblaseöffnungen ist ihre Geometrie. Während anfangs nur r<strong>und</strong>e Bohrungen<br />

verwendet wurden, ist man bei modernen Turbinen dazu übergegangen, stellenweise<br />

Kühlluftbohrungen mit sich erweiternder Austrittsgeometrie, sogenannte Fan<br />

shaped Holes, zu verwenden. Die Kühlfilmbildung dieser Fan shaped Holes bei<br />

10


verschiedenen Anströmbedingungen soll in der gebauten Messkammer untersucht<br />

werden.<br />

Eine besondere Form der Filmkühlung wird für die trailing edge verwendet. Sie<br />

nennt sich pin-fin cooling. Da es nicht immer möglich ist, in dem schmalen Ende<br />

der Schaufel Filmkühlbohrungen einzubringen, verlaufen bei pin-fin Kühlung die<br />

Kühlluftkanäle offen an der Oberfläche bis zum Schaufelende.<br />

Abbildung 5 Turbinenschaufel mit Filmkühlbohrungen <strong>und</strong> Pin-Fin Kühlung<br />

1.2.4 Diffusionskühlung<br />

Die vierte Methode ist die Diffusionskühlung. Sie ist ein Spezialfall der Filmkühlung,<br />

bei welcher die Probleme der Positionierung <strong>und</strong> geometrischen Gestaltung<br />

der Ausblasöffnungen umgangen werden. Bei dieser speziellen Variante verwendet<br />

man ein poröses Material für die Schaufel, durch welches die Luft auf der gesamten<br />

Oberfläche gleichmäßig heraus diff<strong>und</strong>iert. Auch wenn dieses Verfahren<br />

auf den ersten Blick als die ideale Lösung in bezug auf eine gleichmäßige Kühlfilmverteilung<br />

über die Schaufeloberfläche scheint, hat es doch einen entscheidenden<br />

Nachteil. Dieser Nachteil liegt in dem Material selbst. Die hierfür nötigen<br />

Werkstoffe sind bei weitem nicht den Anforderungen in punkto Hitzebeständigkeit<br />

gewachsen, wie es die sonst verwendeten Metalle sind. Auch setzen sich bei längerem<br />

Betrieb der Turbine die Poren der Oberfläche mit Schmutz <strong>und</strong> Ablagerungen<br />

zu <strong>und</strong> so kann kein geschlossener Kühlfilm mehr garantiert werden.<br />

11


Da vor allem für die sehr stark beanspruchte erste Turbinenstufe keines der oben<br />

genannten Verfahren allein die Kühlung bewältigen kann, werden bei modernen<br />

Turbinenschaufeln meist mehrere der genannten Kühlverfahren miteinander kombiniert.<br />

In den unkritischeren hinteren Stufen der Turbine, wo sich die Hauptströmung<br />

schon teilweise abgekühlt hat, versucht man, weitestgehend, die Verwendung<br />

der Filmkühlung einzuschränken <strong>und</strong> die Schaufeln nur von innen zu kühlen<br />

(Prall- oder Konvektionskühlung), um den Wirkungsgradverlust niedrig zu halten.<br />

Abbildung 6 Beispiel einer Turbinenschaufel mit kombinierten Kühlverfahren<br />

12


2. Vorbetrachtungen zur <strong>Konstruktion</strong><br />

Als erstes sollen hier die Rahmenbedingungen für die <strong>Konstruktion</strong> der Messkammer<br />

genau definiert werden. Zwei der wichtigsten Aspekte, welche durch das<br />

Umfeld der Messkammer gegeben sind, dass die vorhandene Beruhigungskammer<br />

<strong>und</strong> das aktuelle Gebläse weiterhin verwendet werden können. Dabei ist zu<br />

beachten, dass nicht nur die Messkammer daran anzuschließen ist, sondern auch,<br />

dass damit die erforderlichen Strömungsbedingungen <strong>und</strong> Strömungsqualität erreicht<br />

werden können. Im vorliegenden Fall bedeutet das eine Hauptstromgeschwindigkeit<br />

von ~7m/s bei einem möglichst geringen Turbulenzgrad.<br />

Abbildung 7 Aufbau des Eifelwindkanals des Lehrstuhl vor Umbaubeginn<br />

Um die Ergebnisse der Modellschaufel später auf die Strömungsbedingungen der<br />

realen Schaufel beziehen zu können, ist es wichtig, dass beim Modellversuch die<br />

gleichen Reynoldszahlen vorherrschen, wie beim Original.<br />

Die dimensionslose Reynoldszahl Re wurde 1883 von Osborn Reynold eingeführt<br />

<strong>und</strong> nach ihm benannt. Sie ist eine der wichtigsten Strömungskennzahlen für den<br />

Unterschallbereich <strong>und</strong> bezeichnet das Verhältnis der Trägheitskräfte zu den Zähigkeitskräften,<br />

die in einer Strömung wirken. Sie findet Verwendung bei Körpern,<br />

welche in die Strömung eintauchen oder von ihr umspült werden.<br />

v ∗l<br />

∗ ρ<br />

Re =<br />

η<br />

v = Strömungsgeschwindigkeit<br />

η = dynamische Zähigkeit von Luft bei 20°C<br />

ρ = Dichte des Fluids<br />

l = Strömungsdurchmesser des Kanals<br />

13


Um Messergebnisse zu erhalten, welche die realen Bedingungen in einer Turbine<br />

wiederspiegeln ist die Einhaltung der dort vorherrschenden Strömungsbedingungen<br />

wichtig. Physikalisch bedeutet das, im Modellversuch muss die gleiche Reynoldszahl<br />

vorliegen wie in der realen Turbine. Die Strömungsgeschwindigkeiten,<br />

welche in der Turbine vorherrschen, lassen sich mit dem vorliegenden Windkanal<br />

jedoch nicht nachstellen. Die Lösung dieses Problems ist eine Vergrößerung des<br />

Modells.<br />

Um aussagekräftige Messungen durchführen zu können, ist es wichtig, sich Klarheit<br />

darüber zu verschaffen, wie viel von der Umgebung der Schaufel in der Messkammer<br />

darzustellen ist.<br />

Bei den durchzuführenden Versuchen stehen die Strömungsverhältnisse an der<br />

Oberfläche der Schaufel im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die idealste Lösung wäre, die Messschaufel in einem Verb<strong>und</strong> mehrerer Schaufeln,<br />

einer Schaufelkaskade, darzustellen, so wie es beim Einsatz in der Turbine<br />

der Fall ist. An dieser Stelle muss aber bereits die Einschränkung vorgenommen<br />

werden, dass in der Messkammer die Schaufelkaskade nicht wie in der Turbine<br />

kreisförmig angeordnet werden kann, sondern in einer Ebene. Die kleinste so darstellbare<br />

Gruppe wären drei Schaufeln mit der Messschaufel in der Mitte. Die Austrittsöffnung<br />

der Beruhigungskammer hat einen Querschnitt von 400x700 mm. Bei<br />

diesen zu Verfügung stehenden Größenverhältnissen wäre die Messkammer zu<br />

groß geworden, um sie konstruktiv in den Kanal integrieren zu können, beziehungsweise<br />

die Schaufelgruppe zu klein, um die erforderliche Messtechnik in <strong>und</strong><br />

an der Messschaufel zu platzieren.<br />

Aus diesen oben erwähnten Gründen ergibt sich die konstruktive Variante einer<br />

Halbpassage um eine einzige stark vergrößerte Schaufel als <strong>Konstruktion</strong>sgr<strong>und</strong>lage<br />

für die Messkammer.<br />

Der nächste Anforderungspunkt stammt aus den gr<strong>und</strong>legenden Forderungen der<br />

Messaufgabe. Es ist nötig, eine definierte, als auch änderbare Fehlanströmung<br />

erzeugen zu können. Als Fehlanströmung wird ein Strömungszustand bezeichnet,<br />

bei dem die Hauptströmung nicht im idealen Anströmwinkel auf die Turbinenschaufel<br />

trifft. Dazu wird es notwendig, den Winkel des Einlaufs relativ zur Messkammer<br />

ändern zu können. Das heißt wiederum, dass der gesamte Einlauf inklu-<br />

14


sive Beruhigungskammer um einen bestimmten, noch zu definierenden Punkt<br />

drehbar sein muss.<br />

Das Wanddruckprofil auf der Schaufeloberfläche <strong>und</strong> die Strömungsverhältnisse in<br />

unmittelbarer Nähe um die Schaufel müssen mit denen einer im Verb<strong>und</strong> mit anderen<br />

Turbinenbauteilen stehenden Schaufel identisch sein. Die Lösung, welche<br />

sich für diese Problemstellung anbietet, sind adaptive Wände. Das bedeutet, dass<br />

die Seitenwände der Messkammer ein variable Kontur haben. Die Adaption muss<br />

vor allem im Bereich um die Schaufel herum sehr präzise <strong>und</strong> in sehr kleinen Stufen<br />

möglich sein. Im Einlauf, sowie im Nachlaufbereich ist eine Adaption der Wände<br />

nur zum Angleichen der Adaptionsschritte an der Schaufel von Nöten. Das<br />

heißt, die dafür vorgesehene <strong>Konstruktion</strong> kann deutlich einfacher gehalten werden.<br />

Aus den oben genannten, für die <strong>Konstruktion</strong> ausschlaggebenden Maßgaben<br />

folgte, dass die Messkammer eine Halbpassage um eine einzelne Schaufel sein<br />

wird. Die Beruhigungskammer muss mit dem Einlaufbereich schwenkbar sein <strong>und</strong><br />

die Messkammer muss auf der gesamten Länge adaptive Wände haben.<br />

Ausgehend von diesen Fakten wurde von Rolls-Royce eine numerische Berechnung<br />

des Druckverlaufes auf der Oberfläche der Reynolds-ähnlichen Modellschaufel<br />

durchgeführt.<br />

Abbildung 8 gerechneter Druckverlauf an der Modellschaufel<br />

15


2.1 Anforderungen der Messtechnik<br />

Die <strong>Konstruktion</strong> der Messkammer muss im besonderen die Anforderungen der<br />

einzusetzenden Messtechnik erfüllen. Diese müssen ebenfalls von vornherein definiert<br />

werden. Daher ist es wichtig, im voraus festzulegen, welche Messverfahren,<br />

beziehungsweise welche Gruppen von Messverfahren, in Betracht gezogen werden<br />

müssen. Die einzusetzende Messtechnik lässt sich von den konstruktiven Anforderungen<br />

her in vier verschiedene Gruppen aufteilen.<br />

1. Messverfahren, die optische Zugänglichkeit zur Strömung erfordern<br />

2. Messverfahren, die direkte Zugänglichkeit zur Strömung erfordern<br />

3. Messverfahren, die chemische Beständigkeit von Materialien erfordern<br />

4. Messverfahren, die Zugänglichkeit zur Schaufeloberfläche erfordern<br />

Damit die <strong>Konstruktion</strong> nicht zu kompliziert <strong>und</strong> kostenaufwendig wird, ist es empfehlenswert,<br />

die Einsatzbereiche der entsprechenden Gruppen von Messverfahren<br />

zu bestimmen. Wenn ein bestimmtes Messverfahren nur in einem Teilbereich der<br />

Messkammer eingesetzt wird, ist es nicht nötig, den Rest der <strong>Konstruktion</strong> auch<br />

den speziellen konstruktiven Anforderungen dieser Gruppe zu unterwerfen.<br />

Die Messverfahren der Gruppe 1 werden ausschließlich im unmittelbaren Bereich<br />

der Schaufel eingesetzt. Aus dieser Gruppe sollen bei den Versuchen folgende<br />

Messverfahren zur Anwendung kommen: Particle Image Velocimetrie (PIV), Laser<br />

Doppler Anenometrie (LDA) <strong>und</strong> das Ölanstrichverfahren.<br />

Die Messverfahren erfordern, dass in ihrem Einsatzbereich der Großteil der<br />

Wandmaterialien sehr gut optisch durchgängig ist. Des weiteren sind an diesen<br />

Stellen Einbau- <strong>und</strong> Befestigungsmethoden zu wählen, welche die optische Qualität<br />

des Materials nicht vermindern, um später keine Verfälschung der Messergebnisse<br />

durch Brechungseffekte, Reflexionen oder andere Störungen zu erhalten.<br />

Dabei ist zu beachten, dass das verwendete Material gut mechanisch bearbeitbar<br />

<strong>und</strong> belastbar ist. Im restlichen Bereich der Messkammer können dann preiswertere,<br />

leichtere, optisch <strong>und</strong>urchlässige Materialien benutzt werden.<br />

16


Abbildung 9 optische Materialien im Bereich um die Modellschaufel<br />

Die Messverfahren der zweiten Gruppe werden an einer bestimmten Position im<br />

Einlauf <strong>und</strong> im Nachlauf als auch in unmittelbarer Nähe der Schaufeloberfläche<br />

zum Einsatz kommen. Hier kommen Messungen mit der Fünflochsonde, dem<br />

Prandlrohr <strong>und</strong> Hitzdrahtsonden zum Einsatz.<br />

Diese Messverfahren erfordern an fest definierten Stellen die Möglichkeit, Sonden<br />

in die Messkammer einzubringen <strong>und</strong> darin zu bewegen, also einen bestimmten<br />

Strömungsbereich abzutraversieren. Das Traversieren sollte vollautomatisiert<br />

möglich sein. Hierbei sind besondere Anforderungen an die <strong>Konstruktion</strong> des<br />

Sondendurchbruchs zu stellen. Der Durchbruch muss die automatische Traversierung<br />

eines Messsteckenbereiches ermöglichen. Es dürfen hierbei keine Hindernisse<br />

den vorgeschriebenen Traversierweg versperren <strong>und</strong> die hierfür nötige <strong>Konstruktion</strong><br />

sollte leicht bewegbar sein, gut dichten <strong>und</strong> außerdem ein problemloses<br />

Austauschen der Sonden ermöglichen. Das an diesen Stellen verwendete Material<br />

muss nur eine ausreichende Belastbarkeit besitzen um die beim Traversieren auf-<br />

17


tretenden Krafteinwirkungen zu vertragen. Außerdem sollte es möglichst einfach<br />

mechanisch Bearbeitbar sein, damit auch komplexere konstruktive Lösungen kostengünstig<br />

<strong>und</strong> schnell herzustellen sind.<br />

Abbildung 10 Grenzschichtvermessung an der Modellschaufel<br />

Bei der dritten Gruppe, welche das hauptsächlich zur Anwendung kommende<br />

Ammoniak Diazo Messverfahren enthält, ist bei der Materialwahl eine Ammoniakbeständigkeit<br />

für alle Materialien, welche mit der ammoniakversetzten Luftströmung<br />

direkt in Berührung kommen, erforderlich. Das sind im besonderen die<br />

Schaufeloberfläche, sowie der gesamte Nachlaufbereich der Messstrecke mit den<br />

daran anschließenden Bauteilen wie den Diffusoren. Da die ammoniakversetzte<br />

Luft erst aus den Ausblasöffnungen in der Schaufeloberfläche austritt, bleibt der<br />

Einlaufbereich mit Beruhigungskammer völlig unberührt davon.<br />

Da am Lehrstuhl VFA auch die Möglichkeit besteht, Wärmeübergangsmessungen<br />

mit dem Naphtalin-Schichtdickenmessverfahren durchzuführen, sollte bei dem<br />

Schaufelmaterial zudem eine Beständigkeit der Oberfläche gegen die Naphthalinbeschichtung<br />

gegeben sein. Die Naphtalinschicht ist selbst nicht das Problem dabei,<br />

sondern das Beschichtungsverfahren. Um eine gute Schichtdicke von etwa<br />

400 µm zu erreichen ist es notwendig, dass zu beschichtende Modell 3-4 mal in<br />

die etwa 140°C heiße Naphtalinschmelze zu tauchen.<br />

18


Eine Oberflächenbeständigkeit gegen verschiedene Anstrichverfahren wie Öl-<br />

oder Farbanstiche zur Strömungsvisualisierung kann gegebenenfalls durch eine<br />

entsprechende Lackierung der Schaufeloberfläche erreicht werden.<br />

Bei der vierten <strong>und</strong> letzten Gruppe von Messverfahren, welche die direkte Zugänglichkeit<br />

zur Schaufeloberfläche erfordern, sind einige der bisher genannten Messverfahren<br />

erneut vertreten. Dazu gehören die Ammoniak Diazo Technik, das<br />

Naphtalin Schichtdicken Messverfahren <strong>und</strong> die Anstrichverfahren.<br />

Der Zugang zur Schaufeloberfläche muss schnell <strong>und</strong> ohne größeren Aufwand<br />

erfolgen können. Des weiteren sollte die Schaufeloberfläche beständig gegen e-<br />

ventuelle chemische <strong>und</strong> mechanische Einwirkungen der entsprechenden Messverfahren<br />

sein. Die Schaufelkonstruktion sollte sich einfach auf andere Messverfahren<br />

umrüsten lassen. Das erfordert gegebenenfalls einen Austausch von<br />

Schaufelteilen oder einen vorübergehenden Ausbau von Stücken der Schaufeloberfläche.<br />

Weiterhin ist es nötig, die Schaufel hohl zu gestalten, um gewisse Teile<br />

der Messtechnik darin zu platzieren. Diese Teile der Messtechnik sollten natürlich<br />

auch zugänglich sein, um sie austauschen <strong>und</strong> warten zu können.<br />

2.2 Das Amoniak Diazo Messverfahren<br />

Zur Untersuchung der Filmkühleffektivität wird ein Messverfahren in der zu bauenden<br />

Messkammer hauptsächlich Anwendung finden, das kalibrierte Amoniak-<br />

Diazo Messverfahren.<br />

Dieses Messverfahren gehört zur Gruppe der indirekten Messverfahren <strong>und</strong> ist<br />

eine remissionsphotometrische Messmethode. Es beruht auf einer Analogie zwischen<br />

Stoff- <strong>und</strong> Wärmeübergang. Diese sagt aus, dass die mathematischen<br />

Formen der dimensionslosen Erhaltungsgleichungen der Wärme- <strong>und</strong> Massentransfersysteme<br />

gleich sind. Dies gilt unter der Bedingung, dass der Einfluss von<br />

chemischen Reaktionen vernachlässigbar klein ist. Um das zu gewährleisten, benutzt<br />

man nur reine Stoffe oder Stoffgemische, deren Komponenten annähernd<br />

gleich spezifische Wärmekapazitäten aufweisen.<br />

19


Die Vorteile des Verfahrens liegen in einer großflächigen Erfassung der Messwerte<br />

an Ebenen oder in einer Richtung gekrümmten Flächen bei einer hohen örtlichen<br />

Auflösung.<br />

Bei diesem Messverfahren wird der Kühlluft hochkonzentriertes Ammoniak NH3<br />

mit einem Reinheitsgrad von 99,8 % in einer Volumenkonzentration von etwa 2 %<br />

beigemischt. Der Feuchtigkeitsgehalt der Trägerluft muss mindestens 60 % betragen.<br />

Auf die Oberfläche des Messobjektes, in diesem Fall das Turbinenschaufelmodell,<br />

wird mit leicht lösbarem Flüssigklebstoff eine Diazo-Folie (Marke: Tepa-<br />

Ahlborn 312.3) aufgeklebt. Diese etwa 100 µm dicke Folie enthält Mangan-2-<br />

Chlorid den chemischen Reaktionspartner für das Ammoniak. Die Folie enthält<br />

noch eine Reihe anderer Chemikalien wie chemische Koppler, Kontrastverstärker,<br />

Feuchtigkeitsreduktoren <strong>und</strong> zu einem nicht unerheblichen Teil lichtempfindliche<br />

Diazoniumverbindungen.<br />

Beim Kontakt der feuchten, mit Ammoniak versetzten Kühlluft laufen in erster Linie<br />

zwei wichtige Reaktionen ab. Zuerst sorgt das Wasser in der Luft dafür, dass sich<br />

die organischen <strong>und</strong> anorganischen Säuren, mit denen die Folie beschichtet ist,<br />

um eine Reaktion vor Versuchsbeginn zu verhindern, zersetzen. Dieser Vorgang<br />

lässt sich durch eine noch höhere Luftfeuchte der Kühlluft noch beschleunigen.<br />

Die zweite <strong>und</strong> ausschlaggebende Reaktion für diesen Versuch ist die Reaktion<br />

des Mangan-2-Chlorid mit dem Ammoniak. Es bildet sich dunkelbraunes Manganchlorid.<br />

Die Intensität der auftretenden Verfärbung ist von der Konzentration des<br />

Ammoniak an der entsprechenden Stelle abhängig.<br />

Um die Reaktionsfähigkeit der Folie nach Versuchsende zu stoppen, wird sie mit<br />

UV-Licht bestrahlt, dieses macht die lichtempfindlichen Diazoniumverbindungen<br />

reaktionsunfähig.<br />

Abbildung 11 verfärbte Diazo-Folie nach einem Versuch<br />

20


2.3. Particle Image Velocimetry<br />

Die Particle Image Velocimetry gehört zu den Messverfahren, welche eine optische<br />

Zugänglichkeit zur Strömung fordern. In die zu untersuchende Strömungsebene<br />

wird mit einem in der Ebene aufgeweiteten Laser ein Laserlichtschnitt gelegt.<br />

Von der Strömung mitgeführte Partikel werden von dem Laser beim<br />

Passieren des Lichtschnittes zum Emittieren von Licht angeregt, als sek<strong>und</strong>äre<br />

Lichtquelle.<br />

Als Partikel kommen im Prinzip alle kleinen Teilchen in Frage, die einen anderen<br />

Aggregatzustand haben als das zu vermessende Fluid. So ist im Fall der hier konstruierten<br />

Messstrecke der Einsatz von Feststoffpartikeln wie Stäube oder Pulver<br />

genauso denkbar, wie die Verwendung von flüssigen Partikeln in Form von Nebel.<br />

Wichtig für die Wahl der einzusetzenden Partikel ist ihr Folgevermögen in der Fluidströmung.<br />

Ideal ist ein schlupffreies Verhalten des Partikels im Fluid, doch in der<br />

Realität gibt es immer Abweichungen, die auf drei verschiedene Gründe zurückzuführen<br />

sind.<br />

1. Auftrieb: Wenn die Partikel eine andere Dichte als das zu untersuchende<br />

Fluid besitzen steigen oder sinken sie in der Strömung. In Gasen als<br />

Fluid ist das sedimentieren der Partikel nicht zu vermeiden, während<br />

man in Flüssigkeiten meist dichteangepasste Partikel verwenden kann.<br />

2. Trägheitskräfte: Auf die mitgeführten Partikel wirkende Trägheitskräfte<br />

führen zu einer zeitlich verzögerten Beschleunigung des Partikels <strong>und</strong><br />

damit zu einer zeitlichen Mittelung der auf das Partikel wirkenden Beschleunigungen.<br />

3. Räumliche Mittelung: Bei größeren Partikeln bewirken die an der O-<br />

berfläche des Partikels angreifenden Kräfte eine räumliche Mittelung<br />

des Partikels.<br />

Der Aufenthaltsort dieser Partikel wird beim Passieren des Laserlichtschnittes von<br />

einer Digitalkamera zu zwei dicht aufeinander folgenden Zeitpunkten festgehalten.<br />

Die hierfür eingesetzten Kameras können bis zu 30 Bilder pro Sek<strong>und</strong>e aufnehmen.<br />

Das ist nötig, um bei turbulenten Strömungen aussagekräftige Ergebnisse zu<br />

erhalten. Die Kamera muss senkrecht zu der vom Laserlichtschnitt aufgespannten<br />

21


Ebene stehen, da die eingesetzten Objektive mit hoher Lichtstärke eine sehr geringe<br />

Tiefenschärfe haben.<br />

Abbildung 12 Komponenten eines PIV Systems<br />

Um aus den aufgenommen Bildern die Informationen über die untersuchte Strömung<br />

zu gewinnen, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Beide sind ein recht<br />

aufwendiger mathematischer Prozess, der auf einer FFT (Fast Fourier Transformation)<br />

beruht. Jedoch sind diese Berechnungen mit den heute üblichen PC`s in<br />

akzeptabler Zeit durchführbar. Bei der Auswertung wird das aufgenommene Bild in<br />

kleine quadratische Bildbereiche aufgeteilt <strong>und</strong> für jedes dieser Felder die Verschiebungsinforma-tion<br />

errechnet. Die Größe dieser Felder bestimmt also Auflösung<br />

<strong>und</strong> Genauigkeit der Rechnung <strong>und</strong> kann vom Benutzer den jeweiligen Erfordernissen<br />

angepasst werden. Man unterscheidet bei den Auswerteverfahren die<br />

Autokorrelation <strong>und</strong> die Kreuzkorrelation. Das heute übliche Verfahren ist die<br />

Kreuzkorrelation, bei welcher jede Belichtung in einem eigenen Bild gespeichert<br />

wird. Die Analysefelder der beiden Bilder werden miteinander kreuzkorreliert. Die<br />

Kreuzkorrelation erfordert aber einen höheren Rechenaufwand als die Autokorrelation,<br />

da für diese drei FFT`s notwendig sind, anstatt nur zwei, wie bei der Autokorrelation.<br />

Außerdem müssen Kamera <strong>und</strong> Laser sehr genau synchronisiert sein<br />

<strong>und</strong> die Kamerageschwindigkeit muss sehr hoch sein.<br />

22


Die Vorteile der Kreuzkorrelation liegen in dem fehlerfreieren Endsignal <strong>und</strong> der<br />

eindeutigeren Geschwindigkeitsrichtung.<br />

Das Ergebnis einer PIV-Messung sind zwei Geschwindigkeitswerte in zueinander<br />

senkrechten Richtungen für eine große Anzahl Punkte in der Messebene. Die Geschwindigkeitswerte<br />

charakterisieren die Bewegung der von der Strömung mitgeführten<br />

Partikel zum Zeitpunkt der Aufnahme. Üblicherweise erfolgt die Darstellung<br />

in einem Vektorfeld, in dem man sehr gut Betrag <strong>und</strong> Richtung der<br />

Geschwindigkeit, sowie den ungefähren Verlauf der Strömungslinien erkennen<br />

kann.<br />

Abbildung 13 PIV Vektorbild mit Strömungslinien<br />

23


2.4. Hitzdrahtanemometrie<br />

Die Hitzdrahtanemometrie oder auch Thermoanemometrie ist eine äußerst präzise<br />

Messtechnik zur Untersuchung von turbulenten Strömungen.<br />

Es gehört zur zweiten Gruppe von Messverfahren welche direkten Zugang zur<br />

Strömung erfordern, denn es wird mit einer Messsonde durchgeführt.<br />

Mit der Hitzdrahtanemometrie ist es möglich, die dreidimensionale turbulente Bewegung<br />

von Strömungen in Echtzeit zu erfassen.<br />

Mann unterscheidet bei der Hitzdrahtanemometrie gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Verfahren,<br />

die „Constant Temperature Anemometry“ (CTA) <strong>und</strong> die „Constant Current Anemometry“<br />

(CCA). Relevante Messgrößen sind Mittelwerte <strong>und</strong> Schwankungen der<br />

turbulenten Geschwindigkeiten, Turbulenzgrade, Wirbelgrößenverteilungen <strong>und</strong><br />

instationäre Effekte turbulenter Strömungen.<br />

Bei beiden Messmethoden erfolgt die Geschwindigkeitsmessung mit einem elektrisch<br />

beheizten Draht. Dieser etwa 5 µm dicke Draht gibt an seine Umgebung infolge<br />

von Konvektion, Wärmeleitung <strong>und</strong> Wärmestrahlung Wärme ab. Ausschlaggebend<br />

für die Wärmeabgabe bezüglich der Konvektion ist die Geschwindigkeit<br />

der Strömung. Das erfordert, dass die Temperatur des Hitzdrahtes über der Temperatur<br />

der Strömung liegt.<br />

Beim der CTA regelt man den Hitzdraht durch eine entsprechende Schaltung auf<br />

eine konstante Temperatur. Die dafür benötigte Spannung ist ein direktes Maß für<br />

die Strömungsgeschwindigkeit. Dazu muss aber zuvor der Spannungs-<br />

Geschwindigkeits Verlauf für jede Sonde mit einer bekannten Strömung ermittelt<br />

werden.<br />

Die CCA funtioniert im Prinzip auf die gleich Weise, nur dass bei dieser Methode<br />

der Strom im Hitzdraht konstant gehalten wird.<br />

Mit der Hitzdrahtanemometrie ist sowohl die zweidimensionale als auch dreidimensionale<br />

Strömungsvermessung möglich.<br />

Hitzdrahtsonden haben einen Nachteil, sie bestimmen die Strömungsverhältnisse<br />

nur in einem sehr kleinen Bereich. Das ist zwar Gr<strong>und</strong>, warum mit dieser Messtechnik<br />

sehr turbulente Strömungsfelder hochaufgelöst dargestellt werden können,<br />

24


doch um größer Strömungsgebiete zu vermessen ist eine zeitaufwendige Traversierung<br />

erforderlich.<br />

Abbildung 14 Kopf einer vierfach Hitzdrahtsonde<br />

Abbildung 15 Kopf einer X-Draht Sonde<br />

25


3. <strong>Konstruktion</strong> der Messstrecke<br />

Um die <strong>Konstruktion</strong> übersichtlicher <strong>und</strong> verständlicher beschreiben zu können,<br />

wird die Messkammer in drei Abschnitte eingeteilt, die einzeln nacheinander vorgestellt<br />

werden. Die Unterteilung erfolgt in Strömungsrichtung der Luft <strong>und</strong> gestaltet<br />

sich folgendermaßen.<br />

Der erste Abschnitt ist der Einlaufbereich. Dieser reicht bis kurz vor das<br />

Schaufelmodell <strong>und</strong> beinhaltet die mit der neuen <strong>Konstruktion</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Änderungen an der Beruhigungskammer <strong>und</strong> den eigentlichen Einlaufbereich der<br />

Messkammer. Der zweite Teil umfasst die Messstrecke im unmittelbaren Bereich<br />

um die Schaufel. Der kurz hinter der Schaufel beginnende Nachlaufbereich<br />

einschließlich des neuen Diffusors ist der dritte Abschnitt der Messkammer. Die<br />

<strong>Konstruktion</strong>, sowie die Herstellung <strong>und</strong> Instrumentierung der Schaufel werden im<br />

Anschluss daran gesondert vorgestellt.<br />

Vor der eigentlichen <strong>Konstruktion</strong>sbeschreibung soll an dieser Stelle zuerst noch<br />

erwähnt werden, dass wenn von der Innenseite <strong>und</strong> der Außenseite der Messstrecke<br />

die Rede ist, mit der Innenseite die in Strömungsrichtung der Luft links gelegene<br />

Seite, von der Messkammermitte aus, gemeint ist <strong>und</strong> mit Außenseite, die<br />

dementsprechend rechte Seite in Strömungsrichtung gesehen. Es hat sich während<br />

der <strong>Konstruktion</strong> <strong>und</strong> des Aufbaus zur einfacheren Kommunikation untereinander<br />

so eingebürgert, die von dem Messkammerwinkel eingeschlossene Seite<br />

als innen zu bezeichnen, <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> soll das hier beibehalten werden.<br />

26


Abbildung 16 Unterteilung der Messstrecke: Einlaufbereich(gelb), Mittelteil(grün), Nachlaufbereich(blau)<br />

3.1 Einlaufbereich<br />

Die Beruhigungskammer hat die Aufgabe, eine möglichst drallfreie, turbulenzarme<br />

<strong>und</strong> homogene Strömung zu gewährleisten. Dazu besteht sie im Inneren aus einem<br />

Aluminiumgleichrichter in Honeycompbauweise, mehreren Turbulenzsieben<br />

<strong>und</strong> einer Düse zum gleichmäßigen Reduzieren des Strömungsquerschnittes auf<br />

den Eintrittsquerschnitt der Messstrecke. Der Aluminiumgleichrichter dient dazu,<br />

die Strömung drallfrei zu machen <strong>und</strong> einen Temperaturausgleich der eintretenden<br />

Luft zu bewirken.<br />

Die Turbulenzsiebe reduzieren durch ihren Strömungswiderstand die Geschwindigkeitsschwankungen<br />

in der Strömung, sie haben einen Drahtdurchmesser<br />

d = 0,14 mm <strong>und</strong> eine lichte Maschenweite w = 0,4 mm.<br />

Ausgehend von diesen Daten kann eine offene Siebfläche F o der Siebe berechnet<br />

werden.<br />

F o<br />

2<br />

w<br />

= t<br />

2<br />

× 100<br />

F<br />

0<br />

= 54,8%<br />

t = w + d = Siebteilung (mm)<br />

In ihrer bisherigen Verwendung stand die Beruhigungskammer des Windkanals<br />

so, dass der Austrittsquerschnitt eine Breite von 700 mm <strong>und</strong> eine Höhe von 400<br />

mm hatte. Das war für die neue Messkammer so nicht verwendbar. Es bestand<br />

27


zum einen die Möglichkeit, die Düse in der Beruhigungskammer zu entfernen <strong>und</strong><br />

eine neue zu bauen, welche einen für die neue Messstrecke passenden Austrittsquerschnitt<br />

hat. Die zweite Möglichkeit war, die Beruhigungskammer um 90° zu<br />

drehen <strong>und</strong> somit den Austritt auf eine Breite von 400 mm <strong>und</strong> eine Höhe von 700<br />

mm zu bringen. Sowohl in Breite, als auch in Höhe überschreitet dieser Wert die<br />

für die Messkammer erforderlichen Abmaße. Während eine größere Höhe von<br />

Vorteil war, weil dadurch der Bereich der linearen Strömung höher wird, <strong>und</strong> ein<br />

höheres Schaufelmodell eingesetzt werden kann, so war die unpassende Breite<br />

ein Problem, welches durch weitere konstruktive Maßnahmen beseitigt werden<br />

musste.<br />

Der Eintrittsquerschnitt der Messstrecke ist schmaler als 400 mm <strong>und</strong> unterliegt<br />

zudem gewissen Variationen beim Schwenken der Messkammer. Nach der erfolgreichen<br />

Drehung wurde der Austritt der Beruhigungskammer gekürzt <strong>und</strong> neue<br />

Seitenwände angebracht. Diese Seitenwände sind mit den feststehenden, verkürzten<br />

Wänden der Beruhigungskammer durch ein schmales Metallscharnier<br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit um diesen Befestigungspunkt schwenkbar. Damit beim<br />

Schwenken keine Lücken zwischen den Seitenwänden <strong>und</strong> dem Deck- sowie Bodenteil<br />

entstehen, wurden diese auch neu konstruiert um jederzeit den Austrittsbereich<br />

der Beruhigungskammer voll abzuschließen. Der Nachteil der verstellbaren<br />

Seitenwände ist, dass diese nun nicht mehr völlig dicht mit dem feststehenden<br />

Deck- <strong>und</strong> Bodenteil abschließen. Das heißt, wenn die Seitenwände in die Position<br />

gebracht wurden, in der sie die nächste Zeit für verschiedene Messungen<br />

verbleiben, müssen sie von außen her abgedichtet werden.<br />

Das Dichtmaterial sollte sich leicht auftragen lassen. Es muss gut in Kanten, E-<br />

cken <strong>und</strong> Spalten eindringen, um diese zu dichten. Dabei muss es sich aber auch<br />

einfach wieder entfernen lassen, für den Fall, dass die Seitenwände erneut verstellt<br />

werden. Diese aufwendige Variante des Abdichtens nach jeder Veränderung<br />

der adaptiven Wände war die konstruktiv <strong>und</strong> finanziell günstigste Variante gegenüber<br />

selbstdichtenden Materialien oder konstruktiven Sonderlösungen.<br />

Jetzt musste eine Methode gef<strong>und</strong>en werden, die es erlaubt, die schwenkbaren<br />

Seitenwände in jeder beliebigen Position zu fixieren <strong>und</strong> dabei in sehr feinen<br />

Schritten verstellbar zu belassen. Dazu wurden auf den Seitenwänden <strong>und</strong> auf der<br />

Beruhigungskammer jeweils vier Gewindestäbe angebracht <strong>und</strong> mit Hilfe von je<br />

zwei Schraubspannern pro Seite verb<strong>und</strong>en. Durch Drehen dieser Schraubspan-<br />

28


ner ist jederzeit ein Verstellen der Seitenwände möglich, mit gleichzeitigem Fixieren<br />

auf der jeweiligen Position. Da bei Betrieb des Kanals ein Unterdruck im Inneren<br />

entsteht, ist die Fixierung mit Hilfe der Gewindestäbe nur von Außen nötig <strong>und</strong><br />

behindert nicht die Strömung im Inneren des Kanals.<br />

An die Beruhigungskammer schließt sich der Einlauf der Messstrecke an. Zum<br />

Einlauf zählt der gesamte schwenkbare Teil zwischen der Beruhigungskammer<br />

<strong>und</strong> dem Beginn des Schaufelmodells. Die Verbindung der Seitenwände von Beruhigungskammer<br />

<strong>und</strong> Einlauf gestaltete sich etwas kompliziert. Unter Berücksichtigung,<br />

dass beim Schwenken des Einlaufs die Seitenwände Ihre Länge ändern,<br />

musste eine <strong>Konstruktion</strong> gef<strong>und</strong>en werden, die diese Längenänderung ausgleicht.<br />

Die Möglichkeit hierfür war entweder an der Verbindung zur Beruhigungskammer<br />

oder an der Verbindungsstelle zwischen Nachlauf <strong>und</strong> Diffusor gegeben.<br />

Da es konstruktiv einfacher war, fiel die Wahl darauf, den Längenausgleich an der<br />

Verbindungsstelle zur Beruhigungskammer konstruktiv zu bewältigen. Dazu bekamen<br />

die schwenkbaren Seitenwände der Beruhigungskammer eine lange Fase<br />

auf der Außenseite. An dieser Fase liegt eine 2,5 mm dünne Polycarbonatwand<br />

an, welche mit der stärkeren Seitenwand des Einlaufs fest verb<strong>und</strong>en ist. Die Polycarbonatwand<br />

steht entsprechend weit über die Verbindungsstelle zur Beruhigungskammer<br />

heraus, dass sie beim Schwenken über den vorgegebenen Winkelbereich<br />

nie den Kontakt verliert. Um diese Verbindungsstelle abzudichten, werden<br />

die Polycarbonatwände mit Spannern auf die Seitenwände der Beruhigungskammer<br />

aufgedrückt. Zusätzlich wird auch noch weiches Dichtmaterial wie zum Beispiel<br />

Moosgummi auf die Fase der Beruhigungskammerwand aufgeklebt, um die<br />

Dichtwirkung zu verbessern.<br />

29


Abbildung 17 Skizze der Seitenwandverbindung BK/Einlauf<br />

Bei den Wandmaterialien für den Einlaufbereich wurden zum einen Polycarbonat<br />

für die Außenwand <strong>und</strong> das Bodenteil <strong>und</strong> zum anderen Schaltafeln für die Innenwand<br />

<strong>und</strong> das Deckteil verwendet. Die Wahl des Holzmaterials fiel deshalb auf<br />

beschichtete Schaltafeln, weil sie eine sehr glatte Oberfläche haben, was gut für<br />

die Strömungsverhältnisse im Kanal ist <strong>und</strong> weil sie leichter <strong>und</strong> belastbarer sind<br />

als Pressspanplatten vergleichbarer Stärke. Verwendet werden ausschließlich<br />

Schaltafeln von 18 mm Wandstärke. Bei dem Polycarbonat wurde für das Bodenteil<br />

eine Materialstärke von 20 mm <strong>und</strong> für die Seitenwand eine Materialstärke von<br />

15 mm gewählt. Polycarbonat bekam bei dieser <strong>Konstruktion</strong> den Vorzug vor Polymethylacrylat<br />

(Acrylglas), weil es elastischer ist, bei gleich guten optischen Eigenschaften.<br />

(Lichtdurchlässigkeit 90%, Brechungsindex 1,584)<br />

Die Seitenwände sind auf der Seite zur Beruhigungskammer hin mit einer Einfräsung<br />

versehen, in der die 2,5 mm starken Polycarbonatplatten zum Längenausgleich<br />

eingebracht sind. Die Verbindung zwischen den Polycarbonatplatten <strong>und</strong><br />

den Seitenwänden ist auf der Innenseite des Kanals bündig <strong>und</strong> die Platten sind<br />

von innen mit Senkkopfschrauben verschraubt. Die gleiche Verbindung besteht<br />

auf der Seite zum Messkammermittelstück beim Übergang zu den adaptiven Polycarbonatwänden<br />

im Schaufelbereich. Die Wände des Einlaufs sind nicht fest mit<br />

dem Boden <strong>und</strong> dem Deckteil verb<strong>und</strong>en, damit auch sie einen gewissen Grad an<br />

Adaptivität beibehalten, da sie sich beim Schwenken nach vorn <strong>und</strong> hinten verschieben<br />

werden. Die Abdichtung erfolgt auch hier mit Hilfe von Flüssiglatex oder<br />

ähnlichem Material, wenn die gewünschte Position erreicht ist. Die Adaptivität dieser<br />

beiden Seitenwände beläuft sich darauf, dass sie im Ganzen nach außen <strong>und</strong><br />

innen versetzt <strong>und</strong> dort fixiert werden können. Die Adaption erfolgt mit Hilfe von<br />

30


Schnellspannern, wie sie beim Abhängen von Zwischendecken verwendet werden.<br />

Diese haben den Vorteil, dass sie ohne Werkzeug <strong>und</strong> stufenlos verstellt<br />

werden können. Die Schnellspanner sind an dem tragenden Metallrahmen befestigt,<br />

der an zwei Stellen den Einlauf komplett umschließt.<br />

Der gesamte Einlaufbereich der Messkammer wird von einer Rahmenkonstruktion<br />

aus Metall gehalten, welche auf dem Boden durch einen höhenverstellbaren Fuß<br />

<strong>und</strong> auf dem Wagen der Beruhigungskammer durch einen festen Fuß abgestützt<br />

ist. Der Metallrahmen besteht aus einem zentralen U80x45, das den Boden des<br />

Einlaufs trägt <strong>und</strong> an welches an sechs Stellen kurze U-Profile U50x35 angeschweißt<br />

sind. Zwei von diesen U50 Profilen dienen zum Abstützen des Hilfsrahmens.<br />

Das zentrale U80-Profil kann rein rechnerisch eine Last von 218 kg tragen bevor<br />

es sich bei einer Stützweite von etwa 2 m um 1 mm weit durchgebogen hat. Die<br />

Wandteile (Boden, Deckel, Seitenwände) im Einlaufbereich wiegen zusammen<br />

etwa 53 kg. Damit ist es zum Tragen des Einlaufes zwar überdimensioniert doch<br />

wird dadurch eine Durchbiegung auf Minimum reduziert, selbst wenn zu einem<br />

späteren Zeitpunkt noch zusätzliche Anbauten an den Kanal erfolgen.<br />

Abbildung 18 vereinfachte Darstellung des Lastfalls am Hilfsrahmen<br />

F<br />

384 ∗ E ∗ I ∗ f<br />

5∗l<br />

= E =<br />

3<br />

2<br />

F = 2136, 96N<br />

210000 mm<br />

N<br />

4<br />

I = 106cm<br />

f = 1mm<br />

l = 2m<br />

F<br />

m<br />

m = g = 8,0665<br />

2<br />

g<br />

s<br />

31


m = 217, 909kg<br />

Die umfassenden Arme bestehen aus L-Profilen L40x4 welche senkrecht an den<br />

verbleibenden U50-Profilen festgeschweisst werden. Am oberen Ende sind die<br />

senkrecht stehenden L-Profile mit dem sie waagerecht verbindenden<br />

L-Profil L40x4 über Verstellschrauben verb<strong>und</strong>en, die dazu dienen während des<br />

Adaptierens die Seitenwände zu entlasten <strong>und</strong> danach zur besseren Abdichtung<br />

die selbigen unter Druck zu stellen. Dafür ist das Deckteil an den waagerechten<br />

L-Profilen festgeschraubt, genauso wie auch das Bodenteil an den tragenden<br />

U-Profilen festgeschraubt ist.<br />

Abbildung 19 Hilfsrahmen Einlaufbereich als 3D-Modell<br />

Die Verbindung an Boden- <strong>und</strong> Deckteil von Beruhigungskammer zum Einlauf besteht<br />

aus eingefrästen Nuten. Mit Hilfe dieser werden die Deckel- <strong>und</strong> Bodenteile<br />

ineinander gelegt <strong>und</strong> dann abgedichtet.<br />

Messtechnisch gesehen, muss im Einlaufbereich die Möglichkeit für eine Traversierung<br />

mit einer Fünflochsonde vorhanden sein. Die Sonde soll von oben den<br />

32


Einlauf in einem bestimmten Winkel durchtraversieren. Dafür ist ein Traversierbrett<br />

vorgesehen. Dieses Brett ist entlang der Traversierebene verschiebbar. Es liegt<br />

auf beiden Seiten in einer Nut auf den angrenzenden Deckelteilen auf. Um eine<br />

ausreichende Abdichtung <strong>und</strong> auch Beweglichkeit des ebenso, wie die Einlaufdeckel,<br />

aus Schaltafeln bestehenden Traversierbrettes zu gewährleisten, wird die<br />

Lauffläche mit leicht gleitenden Fetten präpariert. In der Mitte des Brettes befindet<br />

sich eine mit einem Gummiring abgedichtete Bohrung, durch welche die Sonde<br />

geführt wird, so dass sie höhenverstellbar ist <strong>und</strong> ausgewechselt beziehungsweise<br />

entfernt werden kann. Da aber selbst bei präzisester Abdichtung immer noch die<br />

Gefahr besteht, dass dieses Traversierbrett an einer Stelle nicht richtig dicht ist<br />

(Gewährleistung der Beweglichkeit während des Betriebes), kann nach Abschluss<br />

der Messungen an dieser Stelle das Deckteil durch ein komplettes Deckteil ohne<br />

Traversierbrett ersetzt werden. Damit wird die größtmögliche Dichtheit wieder gewährleistet.<br />

3.2 Mittelteil<br />

Im unmittelbaren Bereich um die Schaufel bestehen die vollständig adaptierbaren<br />

Seitenwände aus 2,5 mm starkem Polycarbonat. Die Verwendung von solch dünnem<br />

Material war an dieser Stelle notwendig, weil der minimale zu erreichende<br />

Biegeradius sehr klein ist. Er beträgt bei dem kleinsten Öffnungswinkel der Messkammer<br />

14mm. Um eine Ausbeulung dieser dünnen Wände über die 700 mm Höhe<br />

zu verhindern, wurden an den Stellen, wo sie von den Adaptoren gehalten<br />

werden, schmale Polycarbonatstäbe aufgeklebt. Diese Stäbe sind an der Klebefläche<br />

10 mm breit <strong>und</strong> 500 mm hoch. Außerdem sind sie 20 mm dick. Sie sollen<br />

die Biegesteifigkeit der Polycarbonatwand erhöhen <strong>und</strong> die Kontaktfläche zwischen<br />

Wand <strong>und</strong> Traversierstab vergrößern damit höhere Kräfte übertragen werden<br />

können. Die Stabilisierungsstäbe sind deshalb aus Polycarbonat, weil sich<br />

Polycarbonat am besten mit sich selbst verkleben lässt. Da die Klebestellen stark<br />

beansprucht werden, durch die Biegung der Polycarbonatwand <strong>und</strong> das Traversieren,<br />

musste die höchstmögliche Verbindungssicherheit gewährleistet werden.<br />

Die Adaptierung in diesem Bereich erfolgt durch verschraubte Gewindestäbe. Die<br />

Gewindestäbe sind an Itemprofilen befestigt, die in einem Abstand von etwa<br />

33


100 mm annähernd dem Verlauf der adaptiven Wand folgen. Für die Montage <strong>und</strong><br />

zum Schwenken des Einlaufs können die Traversierstäbe aus den Itemprofilen<br />

ausgehängt werden. Damit das nicht passiert, wenn die Stäbe unter Last stehen,<br />

werden die Halterungen für die Traversierstäbe auf den Itemprofilen festgeschraubt.<br />

Die Halterungen sind L-Winkel mit einem Innengewinde, in dem der<br />

Gewindestab steckt <strong>und</strong> einer Bohrung in dem anderen Schenkel, mit der sie auf<br />

den Itemprofilen festgeschraubt sind.<br />

Diese Möglichkeit zum Adaptieren wurde aus folgenden Gründen gewählt:<br />

Bei den verschiedenen Systemen zum Adaptieren von Wänden, galt es eines zu<br />

finden, welches den Anforderungen genügt, einfach montierbar ist, da wir den Kanal<br />

selbst aufbauen, <strong>und</strong> wenn möglich auch noch preiswert ist. Es galt abzuwägen,<br />

was die adaptiven Wände <strong>und</strong> die dazugehörenden Adaptoren leisten müssen.<br />

In unserem Fall wird das einmal fertig eingestellte Druckprofil über einen<br />

längeren Zeitraum hinweg, bis die Messungen einer Anströmkonfiguration abgeschlossen<br />

sind, nicht geändert. Es war also nicht notwendig, ein System zu wählen,<br />

welches ein häufiges oder sogar Realzeit-Computergesteuertes Ändern, wie<br />

es an der <strong>Universität</strong> in Berlin eingesetzt wird, ermöglicht. Auch bei der Form der<br />

Adaptoren konnte durch diesen Fakt eine Vorauswahl getroffen werden. Jedoch<br />

spielte bei diesen auch der Platzbedarf <strong>und</strong> die Kraft, welche die Adaptoren aufbringen<br />

müssen, eine Rolle.<br />

Auf der Innenseite des Winkels ist bei dem kleinsten einzustellenden Anströmwinkel<br />

nur sehr wenig Platz um die Adaptoren unterzubringen. Der Radius der adaptiven<br />

Wand beträgt dann 14 mm. Jedoch musste, um ein möglichst genaues Einstellen<br />

des Druckprofils zu ermöglichen, die Anzahl der Adaptoren auch auf der<br />

Innenseite recht hoch sein. So fielen bei den Adaptoren diejenigen mit platzraubenden<br />

Stellmotoren oder anderen aufwendigen Verstellmechanismen, wie Exemplare<br />

mit angebrachten Kurbeln <strong>und</strong> Stellrädern, weg. Durch die geringe Stärke<br />

der adaptiven Wand, waren des weiteren keine Adaptoren nötig, die sehr starke<br />

Kräfte aufbringen können, wie zum Beispiel Hydraulik- oder Pneumatikzylinder.<br />

Die Wahl fiel deshalb auf sehr einfache, von Hand zu verstellende <strong>und</strong> platzsparende<br />

Gewindestangen, welche am Ende mit einer Mutter, zum Aufsetzen eines<br />

Steckschlüssels, versehen sind. Dadurch wird zum Verstellen die Benutzung eines<br />

Schraubwerkzeuges mit der passenden Schlüsselweite möglich, welches nicht<br />

bereits auf den Gewindestangen befestigt ist <strong>und</strong> so Platz sparen hilft. Die Muttern<br />

34


werden nach Einbau des Adaptors hartgelötet <strong>und</strong> somit auf der Gewindestange<br />

fixiert.<br />

Nun mussten die Gewindestangen mit den aufgeklebten Polycarbonatstäben verb<strong>und</strong>en<br />

werden. Dazu wurden die Stäbe mit Zweikomponentenklebstoff in ein<br />

Aluminium U-Profil geklebt. Danach wurden noch vier Schrauben durch das<br />

U-Profil <strong>und</strong> den Polycarbonatstab geschraubt, um die Verbindung zu sichern. Auf<br />

das U-Profil wurden mit dem gleichen Komponentenklebstoff zwei schmale Aluminiumplatten<br />

aufgeklebt. In diesen war eine Bohrung angebracht, in der ein Schäkel<br />

aus Aluminium eingehängt wurde. An diesen Schäkeln sind die freien Enden der<br />

Gewindestangen befestigt. Sie wurden durch das Ende des Schäkels durchgesteckt<br />

<strong>und</strong> dann platt geschmiedet, damit sie nicht wieder aus diesem herausrutschen<br />

können. So sind die Gewindestangen dreh- <strong>und</strong> schwenkbar im Schäkel<br />

befestigt. Damit auf diese Verbindung nicht nur Zug- sondern auch Druckkräfte<br />

aufgebracht werden können sind gleich hinter dem Schäkel auf der Gewindestange<br />

zwei gekonterte Muttern aufgeschraubt.<br />

Abbildung 20 Skizze der Verbindungsstelle von Adaptor <strong>und</strong> adaptiver Wand<br />

Die Verwendung von Aluminiumbauteilen war an dieser Stelle von Vorteil, weil die<br />

große Anzahl der so präparierten Adaptoren die Verwendung von schwereren Materialien,<br />

wie Stahl <strong>und</strong> ähnlichem, aus Gewichtsgründen ausschloss. Aus Festigkeitsgründen<br />

musste dennoch auf Metall als verbindendes Material zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Wie im Einlaufbereich besteht der Boden des Messkammermittelstücks aus einer<br />

20 mm starken Polycarbonatplatte. Der Deckel besteht wiederum aus 18 mm star-<br />

35


ken Schaltafeln. Da im unmittelbaren Bereich der Schaufel eine Traversierung mit<br />

Hitzdrahtsonden durchgeführt werden soll, sind für diese Sonden Durchbrüche in<br />

der Messkammerdecke erforderlich. Um eine bessere Dichtwirkung zu erhalten,<br />

existieren mehrere Deckelteile. Eines davon ist mit dem Sondendurchbruch für die<br />

Hitzdrahtsonden versehen, die anderen nicht. Wenn keine Messungen mit den<br />

Hitzdrahtsonden erfolgen, wird das entsprechende Deckelteil durch ein geschlossenes<br />

ersetzt. So kann der Sondendurchbruch nicht die Dichtheit oder die Strömung<br />

im Kanal beeinflussen. Im Deckel <strong>und</strong> in dem Bodenteil sind Ausschnitte in<br />

Schaufelform eingebracht. Diese Ausschnitte sind etwas größer als die Abmaße<br />

der Schaufel. Die Verbindung <strong>und</strong> Abdichtung dieser beiden Teile mit der Schaufel<br />

erfolgt über auf der Schaufel befestigte Dichtringe. Die Schaufel lässt sich am<br />

Stück nach oben aus der Messkammer herausziehen. Die Führung der Schaufel<br />

beim Herausnehmen <strong>und</strong> Einsetzen übernehmen zwei Präzisionsmetallstangen,<br />

welche an einem festen Punkt auf dem Hilfsrahmen des Messkammerbodens fixiert<br />

sind. Dazu musste ein Stück des Hilfsrahmens direkt unter die Schaufel geführt<br />

werden. In den später noch erläuterten Innenrippen der Schaufel sind die<br />

Gleithülsen für die Metallstangen befestigt. Das Herausnehmen der Schaufel ist<br />

für verschiedene Messverfahren nötig. Es musste gewährleistet werden, dass es<br />

mit geringem Zeitaufwand geschieht <strong>und</strong> nicht die Gefahr besteht, dass die<br />

Schaufel dabei irgendwo anstößt oder sich verklemmt.<br />

Die Verbindung zwischen Mittelteil <strong>und</strong> Einlauf geschieht bei Boden- <strong>und</strong> Deckteil<br />

durch direkten Kontakt von zwei Kreisausschnitten, die bei einer Schwenkung aufeinander<br />

gleiten <strong>und</strong> in jeder Position an allen Stellen den Boden <strong>und</strong> den Deckel<br />

der Messkammer geschlossen halten. Um Fertigungstoleranzen auszugleichen,<br />

befindet sich an den nach außen gewölbten Kreisausschnitten eine Nut, in die eine<br />

R<strong>und</strong>dichtschnur eingeklebt wurde. Diese soll für den Fall, dass die beiden<br />

Kreisausschnitte nicht über den gesamten Bereich identisch sind, die Dichtheit<br />

gewährleisten.<br />

Damit beim Schwenken des Einlaufs dieser auch um den Drehpunkt dieses Kreises<br />

schwenkt, wurde der Drehpunkt fixiert. Auf dem Hallenboden ist ein kurzes<br />

Stück U80x50 festgeschraubt, an dessen Ende sich ein drehbarer Metallbolzen<br />

befindet. Mittels dieses Bolzens wird die Lage des Drehpunktes definiert. Damit<br />

die Drehung des gesamten Einlaufs inklusive Beruhigungskammer um diesen<br />

Punkt erfolgt, ist an dem Metallbolzen ein Dreharm eingehangen, der fest mit der<br />

36


Beruhigungskammer verb<strong>und</strong>en ist. Dadurch kann die Beruhigungskammer <strong>und</strong><br />

der mit ihr verb<strong>und</strong>ene Einlauf nur auf der von dem Dreharm beschriebenen<br />

Kreisbahn bewegt werden.<br />

Getragen wird das Mittelteil von einer Schweißkonstruktion aus U-Profilen auf denen<br />

es nur mit dem Rand aufliegt. Da die Unterseite dieses Abschnittes beste Bedingungen<br />

für optische Messverfahren bieten muss, darf nur das notwendigste an<br />

nicht lichtdurchlässigem Material dort verwendet werden. Wenn eine Verwendung<br />

solcher Materialien wie Metall oder Holz erforderlich ist, dann sollte das nur an<br />

nicht beeinträchtigenden Stellen erfolgen. Nur ein schmales, aus U-Profilen zusammengesetztes<br />

Stück verbindet die beiden Arme der tragenden Schweißkonstruktion<br />

genau unter der Schaufel hindurch. Auf dieser Verbindung werden die<br />

Führungsstangen befestigt. Auf den tragenden U-Profilen steht ein senkrechter<br />

Arm aus einem U-Profil, welcher zwei Aufgaben hat. Er hält zum einen die die<br />

Messkammer umgebenden Halterungen für die Adaptoren, <strong>und</strong> zum anderen trägt<br />

es die waagerechte Strebe, an der die Führungsstangen enden. Diese sind etwa<br />

800 mm über dem Messkammerdeckel angebracht damit die Schaufel in ihrer<br />

kompletten Länge aus der Messkammer gezogen werden kann, bevor sie die<br />

Strebe erreicht.<br />

Abbildung 21 Abmaße des Hilfsrahmens unter dem Mittelteil mit Position der Modellschaufel<br />

37


3.3 Nachlaufbereich<br />

An der Verbindungsstelle von Mittelteil <strong>und</strong> Nachlauf sind sowohl das 18 mm starke<br />

Deckteil aus Schaltafel, als auch das 20 mm starke Bodenteil aus Polycarbonat<br />

auf Stoß angesetzt. Die Stoßfuge wird dann ebenfalls wieder strömungsgünstig<br />

abgedichtet. Wie bereits beim Einlauf, besteht auch im Nachlauf die Innenwand<br />

aus Schaltafeln <strong>und</strong> die Außenwand aus 15 mm dickem Polycarbonat. Ebenfalls<br />

wie im Einlaufbereich ist hier die Verbindung der Seitenwände mit den 2,5 mm<br />

dünnen adaptierbaren Wänden aus dem Mittelteil gestaltet. Identisch ist gleichfalls<br />

die Gestaltung der Adaptoren im Nachlaufbereich in Form von Schnellspannern an<br />

den Seitenwänden. Der gesamte Nachlauf wird von einem umfassenden Metallrahmen<br />

getragen. Dieser Rahmen hat an der Seite zum Diffusor, ebenso wie der<br />

Diffusor selbst, einen Flansch aus Metallprofilen, mit denen diese beiden Baugruppen<br />

verb<strong>und</strong>en werden. An der Seite zur Mittelteil hin ist eine Umfassung aus<br />

L-Profilen angebracht, an der die erste Hälfte der Schnellspanner befestigt ist. Die<br />

anderen Schnellspanner sind an dem Metallflansch zum Diffusor hin angebracht.<br />

Das Deckteil ist festgeschraubt an den waagerechten L-Profilen, welche die Umfassung<br />

am oberen Ende schließen. Diese sind über Schrauben höhenverstellbar<br />

ausgeführt <strong>und</strong> bieten so die Möglichkeit, wie bereits beim Einlauf, den Deckel<br />

zum besseren Abdichten auf die Seitenwände aufzupressen <strong>und</strong> zum<br />

Adaptieren die Seitenwände zu entlasten.<br />

38


Abbildung 22 Hilfsrahmen Nachlaufbereich als 3D-Modell<br />

Im Nachlauf ist eine Traversierung mit pneumatischen Sonden <strong>und</strong> mit Hitzdrahtsonden<br />

gefordert. Die zuerst favorisierte Methode, auch hier wie im Einlaufbereich<br />

mit den Sonden von oben zu Traversieren, musste an dieser Stelle leider aufgegeben<br />

werden. Der Gr<strong>und</strong> dafür war die zu hohe Strömungsversperrung. Der Kanalinnenquerschnitt<br />

hat sich bis zu dieser Stelle auf ein Maß von 1050 cm 2 verringert.<br />

Da der Kanal aber innen immer noch 700 mm hoch ist (er ist<br />

dementsprechend nur noch 150 mm breit), wäre es nötig, die Sonden sehr tief<br />

einzutauchen. Der mit einzutauchende Sondenschaft würde in diesem Fall die<br />

Strömung im Kanal zu 6,5% blockieren. Damit würde die zulässige Versperrung<br />

von 5% überschritten, <strong>und</strong> es musste eine andere Lösung gef<strong>und</strong>en werden. Eine<br />

Möglichkeit wäre, die hier erforderliche Traverse von der Seite her durchzuführen.<br />

Dies jedoch ist nur mit einer konstruktiv sehr aufwendigen Lösung für die entsprechende<br />

Seitenwand oder mit einer neuen Sonde, mit schwenkbarem Kopf, möglich<br />

gewesen. Das Problem hierbei ist, dass die Traversierebene in einem sehr<br />

schrägen Winkel durch den Nachlauf führt, aber die Sondenköpfe immer in Strömungsrichtung<br />

stehen müssen, um möglichst genaue Messwerte zu liefern. Zwar<br />

kann man einen gewissen Winkel an Fehlanströmung bei den Fünflochsonden<br />

herausrechnen, aber nicht in diesem Ausmaß, wie es für unsere Fälle nötig gewesen<br />

wäre. So blieb nur noch die Variante, im Nachlauf sowohl von oben, als auch<br />

39


von unten bis zur Mitte zu Traversieren, um die Strömungsversperrung auf einen<br />

akzeptablen Wert von maximal 3,3% zu senken.<br />

Abbildung 23 Nachlauf <strong>und</strong> neuer Diffusor als Pro-Engeneer Modell<br />

Der an den Nachlauf anschließende neue Diffusor besteht nur aus Schaltafeln.<br />

Boden- <strong>und</strong> Deckteil, sowie die Seitenwände sind auf Stoß mit dem Nachlauf verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> werden wie schon beschrieben abgedichtet. Der Diffusor wird mit dem<br />

Hilfsrahmen des Nachlaufs <strong>und</strong> mit dem nachfolgenden Diffusor mit Hilfe von Metallflanschen<br />

verb<strong>und</strong>en. Der Flansch zum nächsten Diffusor besteht aus L-<br />

Profilen L 40x4 <strong>und</strong> der Flansch zum Nachlauf aus senkrechtstehenden U-Profilen<br />

U 50x30 <strong>und</strong> waagerechten L-Profilen L 40x4. Die Seitenwände des Diffusors sind<br />

im vorderen Teil, an der Verbindungsstelle zum Nachlauf, adaptierbar <strong>und</strong> am anderen<br />

Ende, an der Verbindungsstelle zum nächsten Diffusor, beweglich gelagert.<br />

Dadurch ändert sich beim Adaptieren des Nachlaufs der Diffusorwinkel des neuen<br />

Diffusors. Dies ist notwendig, um die Verschiebung der Seitenwände des Nachlaufs<br />

mit den feststehenden Wänden des nachfolgenden Diffusors auszugleichen.<br />

40


Das Adaptieren erfolgt mit Hilfe von an dem Flansch zum Nachlauf angebrachten<br />

Schnellspannern. Der neue Diffusor wird an der Verbindungsstelle zum Nachlauf<br />

auf dem gleichen höhenverstellbaren Metallfuß wie der Nachlauf selbst abgestützt<br />

<strong>und</strong> an der Verbindungsstelle zum nächsten Diffusor durch den Metallflansch getragen,<br />

welcher die beiden Diffusoren verbindet .<br />

Der Diffusor hat auf seiner Gesamtlänge von 2 m einen maximalen Öffnungswinkel<br />

von Φ=7,15°.<br />

3.4 Herstellung der Schaufel<br />

Zum besseren Verständnis der nachfolgenden, ausführlichen Beschreibung des<br />

Herstellungsprozesses wird die Herstellung der Schaufel in 5 Arbeitsschritte geteilt.<br />

1. eine Negativform der Schaufel fertigen<br />

2. Gipsmodelle der Schaufel gießen<br />

3. Schaufelmodell herstellen<br />

4. Negativhalbformen der Schaufel aus GFK laminieren<br />

5. Schaufelhälften aus GFK laminieren<br />

Wie in der Kurzbeschreibung angedeutet, wurde von dem vorgegebenen Turbinenschaufelprofil<br />

RB102 zuerst einmal in Originalgröße eine Negativform hergestellt.<br />

Dazu wurde die CAD-Datei des Schaufelprofils an eine Laserschneidanlage<br />

zum Ausschneiden aus Stahlblech weitergegeben. Mit Hilfe dieser Schablone aus<br />

Stahlblech wurde eine Negativform der Schaufel aus 55 mm starkem MDF hergestellt.<br />

Zur besseren <strong>und</strong> einfacheren Bearbeitung der Form wurde die MDF- Negativform<br />

in mehrere Teile zerlegt.<br />

Diese MDF-Form wurde als Gießform zum Herstellen von 55 mm hohen Schaufelabbildern<br />

aus Gips verwendet. Dazu wurden die Formteile gewachst, damit sie<br />

besser entformbar sind <strong>und</strong> auf einem ebenfalls gewachsten Untergr<strong>und</strong> fixiert.<br />

Auf diese Weise wurden 15 dieser Gipsschaufelabbilder hergestellt.<br />

41


Abbildung 24 MDF-Negativform mit Gipsmodellschaufel<br />

Nachdem die Gipsschaufeln ausgehärtet waren, wurden in diese an fest definierten<br />

Stellen 3 Bohrungen, entsprechend der Schaufelstärke von 60, 40 <strong>und</strong> 20 mm<br />

Durchmesser eingebracht. Danach wurden 13 der Gipsschaufeln übereinander zu<br />

einer einzigen 715 mm hohen Schaufel übereinander gestapelt. In die Bohrungen<br />

wurden Gewindestangen eingefügt. Die verbliebenen Freiräume in den eingebrachten<br />

Bohrungen wurden zum endgültigen Verbinden der Einzelteile mit Gips<br />

ausgegossen. An den beiden Enden wurden mit Hilfe der Gewindestangen jeweils<br />

eine der Blechschaufelformen <strong>und</strong> ein MDF-Schaufelprofil als Maßgarant befestigt.<br />

42


Abbildung 25 verb<strong>und</strong>ene Gipsmodellschaufel<br />

Nun konnte die Oberflächenvergütung des Schaufelmodells beginnen. In mehreren<br />

dünnen Schichten wurde zuerst Gips <strong>und</strong> danach Feinspachtel aufgetragen<br />

<strong>und</strong> geschliffen, um die erforderlichen Abmaße <strong>und</strong> eine bessere Oberflächengüte<br />

zu erreichen. Abschließend wurde die Schaufel mehrfach lackiert <strong>und</strong> die Oberfläche<br />

poliert <strong>und</strong> gewachst. Während dieser Arbeitsschritte wurde die Formtreue der<br />

Gipsschaufel ständig anhand der Blechschablonen überprüft <strong>und</strong> garantiert.<br />

3.4.1 GFK Negativform<br />

Da die endgültige Schaufel eine GFK-<strong>Konstruktion</strong> sein sollte, musste nun mit Hilfe<br />

dieser Gipsschaufel eine Negativform zum Laminieren hergestellt werden. Der<br />

Einfachheit halber beschlossen wir, diese Negativform ebenfalls aus GFK herzustellen.<br />

Um die laminierten Teile später wieder problemlos von der Form trennen<br />

zu können, war eine weitere Oberflächenvergütung der Gipsschaufel erforderlich.<br />

Diese erfolgte in Form von nochmaligen Polierschritten, sowie dem Auftragen von<br />

mehreren Schichten Wachs, um die Oberfläche zu glätten. Jetzt wurde auf dieser<br />

Schaufel eine Negativform aus GFK laminiert. Die Saugseite <strong>und</strong> die Druckseite<br />

wurden getrennt laminiert, um sie besser handhaben <strong>und</strong> weiterverarbeiten zu<br />

können. Das Laminieren der Form setzte sich aus folgenden Schritten zusammen.<br />

43


Es wurde die günstigste Stelle ermittelt, an welcher die Trennung der Schaufel<br />

erfolgen soll. Denn es wäre nicht möglich gewesen, die Schaufel als Ganzes zu<br />

laminieren, dann erfolgreich zu entformen <strong>und</strong> erneut zu laminieren. An den<br />

Trennstellen wurden Begrenzungen in Form von senkrecht stehenden Aluminiumschienen<br />

angebracht, die ein problemloses Laminieren bis an diese Trennstelle<br />

erlaubten. Nun wurde der Laminierbereich mit bis zu 7 Schichten Trennwachs versehen,<br />

damit sich die Form auch wieder entformen lässt. Der nächste Schritt war<br />

das Auftragen von Formenharz auf die Schaufel. Das Formenharz bildet später die<br />

Oberfläche der neuen Schaufelform <strong>und</strong> es ist daher bei diesem Arbeitsschritt<br />

sehr genau darauf zu achten, dass der Auftrag ohne Fehlerstellen, wie Lunker o-<br />

der Riefen, <strong>und</strong> mit gleichmäßiger Schichtdicke erfolgt. Damit das Formenharz<br />

auch auf der nach oben gewölbten Fläche hält <strong>und</strong> nicht nach dem Verstreichen<br />

verläuft, musste es mit einer hohen Konsistenz angerührt werden, was den eben<br />

genannten Punkten der Fehlerfreiheit natürlich entgegenwirkt. Als Andickungsmittel<br />

wurde laut Herstellerempfehlung Thixotropiermittel verwendet. Dieses zu feinen<br />

Flocken zerkleinerte Mittel, welches hauptsächlich aus amorpher Kieselsäure <strong>und</strong><br />

HD-Polyethylenfibrid besteht, verklumpt nicht beim Einrühren <strong>und</strong> ist farblos.<br />

Durch seine geringe Dichte von 1,55 g/cm 3 verursacht es auch keinen großen<br />

Gewichtszuwachs bei dem Harz <strong>und</strong> kommt somit der angestrebten Leichtbautechnik<br />

zu gute, da es auch später beim Laminieren der eigentlichen Modellschaufel<br />

verwendet wurde. Direkt auf das Formenharz wurde dann die erste Schicht des<br />

Glasfasergewebes auflaminiert. Ingesamt wurden 2 Schichten sehr dünnes Glasfilamentgewebe<br />

mit einem Gewicht von 80g/m 2 <strong>und</strong> darüber 4 Schichten stärkeres<br />

Glasfilamentgewebe von 150 g/m 2 Gewicht laminiert, so dass eine Gesamtstärke<br />

der GFK-Form von etwa 3 mm, inklusive dem Formenharz, erreicht werden konnte.<br />

Den Abschluss bildete danach eine Glasfasermatte, die mit Laminierkeramik<br />

getränkt war. Dadurch wurde zwar das Gewicht beträchtlich erhöht, aber diese 10<br />

mm hohe Schicht aus CFK <strong>und</strong> Keramik versteifte die Form deutlich <strong>und</strong> das war<br />

für die Laminiervorlage wichtig, damit sie später beim Entformen der endgültigen<br />

Schaufelteile ihre Abmaße beibehält <strong>und</strong> somit mehrere identische Schaufeln hergestellt<br />

werden können. Dieselben Laminierarbeitsschritte wurden nun auch für<br />

die 2. Hälfte der Schaufel angewandt.<br />

44


3.4.2 Schaufelteile<br />

Diese beiden GFK-Negativformen dienten nun dazu, ein Schaufelmodell, bestehend<br />

aus 2 einzelnen Hälften, zu laminieren. Die benutzte Laminiertechnik war<br />

hierbei dieselbe, wie zuvor beim Herstellen der Form beschrieben, nur mit dem<br />

Unterschied, dass die keramikgetränkten Glasfasermatten wegfielen. Um aber<br />

dennoch eine, für weitere Bearbeitung brauchbare Stärke der Schaufelteile zu<br />

erreichen, ohne sie unnötig schwer zu machen, wurde 3 mm starke Aramidwabe<br />

aufgeklebt. Dieses sehr leichte, aber senkrecht zur Wabenrichtung sehr belastbare<br />

Gewebe wurde direkt auf die letzte Schicht Kunstharz aufgelegt <strong>und</strong> mit Hilfe<br />

von Vakuum 24 St<strong>und</strong>en lang aufgepresst. Zu diesem Zweck wurde die gesamte<br />

frisch laminierte Schaufel mit einem Rand von elastischer Dichtmasse umgeben.<br />

Darauf wurde eine luftdurchlässige Gewebeschicht aufgelegt, die die dann darüberliegende<br />

Vakuumfolie vor Beschädigungen schützt. In dieser Vakuumfolie war<br />

das Ventil zum Anschluss an eine Vakuumpumpe eingebettet. Die Abdichtung erfolgte<br />

durch die elastische Dichtmasse r<strong>und</strong> um das Modell. Nach Ende der Anpressung<br />

durch den Unterdruck wurde die laminierte Schaufel entformt.<br />

Abbildung 26 Vakuumbehandlung der laminierten Schaufelteile<br />

45


Da die Schaufel größer laminiert wurde als erforderlich, konnte sie anschließend<br />

auf das gewünschte Maß gekürzt werden <strong>und</strong> erhielt so saubere Abschlusskanten.<br />

An den Stellen, an denen der Abschluss der Schaufel ist <strong>und</strong> dort, wo später die<br />

Druckmessbohrungen eingebracht werden sollten, wurden die Aramidwaben, etwa<br />

5cm breit, mit Laminierkeramik ausgegossen, um eine höhere Festigkeit <strong>und</strong> eine<br />

größere Materialstärke für Bohrungen <strong>und</strong> Verschraubungen zu erreichen. Nachdem<br />

die beiden Hälften auf die gewünschte Länge gebracht waren, wurden sie mit<br />

Hilfe von Innenrippen wieder zu einer kompletten Schaufelkontur zusammengefügt.<br />

Die hierbei verwendeten Innenrippen wurden aus einer 10 mm starken PVC-<br />

Platte herausgesägt. Als Vorlage verwendeten wir wiederum die Schaufelkontur,<br />

aber abzüglich der 5 mm Wandstärke des nun laminierten Schaufelteils. Die Innenrippen<br />

konnten auf die Halbschaufel von innen aufgesetzt <strong>und</strong> mit Kunstharz<br />

darauf befestigt werden. Um eine gewisse Stärke der Verbindungsstelle <strong>und</strong> eine<br />

ausreichende Konsistenz des Kunstharzes zum Auftragen zu erreichen, ist das<br />

zum Verbinden benutzte Kunstharz mit Glasfaserschnipseln angedickt worden bis<br />

sich eine homogene Paste ergab.<br />

Abbildung 27 Zusammengesetztes Schaufelmittelstück mit Innenrippen<br />

Nach dem Zusammenfügen der beiden Schaufelhälften konnte die Schaufel als<br />

Ganzes auf einer Abrichtmaschine geschliffen <strong>und</strong> vermessen werden, um die<br />

46


Abweichung vom vorgegebenen Profil zu bestimmen. Die Maßgenauigkeit der<br />

Schaufelkontur kann man als sehr gut bezeichnen. Die Abweichung von der vorgegebenen<br />

Kontur beträgt überall unter 1,2 mm <strong>und</strong> an den für die Messungen<br />

wichtigen Stellen liegt sie unter 0,5 mm.<br />

Da die Schaufel in ihrer gesamten gewünschten Höhe von etwa 750 mm aus drei<br />

Teilen bestehen sollte, wurden insgesamt 3 GFK-Schaufeln laminiert.<br />

Während das große, 400 mm lange Mittelstück in 2 Hälften zerlegbar ist, um es<br />

besser mit Messtechnik bestücken zu können, wurden bei den beiden kleineren<br />

Anschlussstücken die Halbformen unlösbar miteinander verb<strong>und</strong>en. Sie sind aber<br />

trotzdem hohl, damit verschiedenste Zu- <strong>und</strong> Ableitungen der Messtechnik dort<br />

durchgeführt werden können. Des weiteren beinhalten die hier eingebrachten Innenrippen,<br />

welche die Halbschalen zusammenhalten, die Gleithülsen für die Metallführungsstangen.<br />

3.4.3 Inlays <strong>und</strong> Plenen<br />

Der letzte Schritt zur endgültig fertigen Schaufel sind nun noch die Inlays. Als erstes<br />

musste geklärt werden, mit welcher Fertigungsmethode diese herzustellen<br />

sind. Da die Strukturen der Fan shaped Holes sehr fein sind <strong>und</strong> äußerst genau<br />

eingehalten werden mussten, viel die Wahl auf das Erodieren <strong>und</strong> in diesem Fall<br />

speziell das Senkerodieren. Zuerst wurde die Form der Inlays mit Innenkontur <strong>und</strong><br />

ihrer Wölbung aus einer Platte gefräst. Da bei den Messungen gegebenenfalls das<br />

Naphthalin Verfahren eingesetzt werden soll, sind die Inlays in Strömungsrichtung<br />

deutlich über die jeweils letzte Ausblasreihe hinaus verlängert. Weil die Beschichtung<br />

mit Naphthalin sich am einfachsten auf Aluminium gestaltet, war dieses die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für das Material der Inlays. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Aluminium<br />

auch der Leichtbaustrategie bei der Schaufelkonstruktion zu gute kommt. Die<br />

eingesetzte Aluminiumlegierung hat die Bezeichnung AlMnSi1. Die Form <strong>und</strong><br />

Anzahl der Kühlluftbohrungen in den Inlays wurde von Roll-Royce definiert.<br />

Danach hat des Saugseiteninlay drei Bohrungsreihen, zwei davon mit neun <strong>und</strong><br />

eine mit zehn Bohrungen. Alle Bohrungen sind als Fan shaped Holes ausgeführt.<br />

Das Druckseiteninlay hat nur zwei Bohrungsreihen mit jeweils neun Bohrungen.<br />

47


teninlay hat nur zwei Bohrungsreihen mit jeweils neun Bohrungen. Bei diesem Inlay<br />

ist nur die Zweite Bohrungsreihe mit Fan shaped Holes versehen.<br />

Bezeichnung der Bohrungsreihe SS-1 SS-2 SS-3 PS-1 PS-2<br />

Bohrungsanzahl 9 10 9 9 9<br />

Position der Bohrungsreihe: x/c ax 0,70 0,78 0,85 0,06 0,20<br />

d zylinder [mm] 6,75 6,75 6,75 6,75 6,75<br />

Verhältnis t/d 4 4 4 3,5 3,5<br />

fan Winkel 20° 20° 20° 0° 20°<br />

laid-back Winkel 12° 10° 10° 0° 7,5°<br />

axialer Ausblasewinkel α 25° 20° 20° 68° 35°<br />

lateraler Ausblasewinkel β 0° 0° 0° 45° 0°<br />

insert position:<br />

von x/c ax :<br />

bis x/c ax :<br />

0,55<br />

0,95<br />

0,00<br />

0,50<br />

Tabelle 3 Position <strong>und</strong> Form der Kühlluftbohrungen<br />

Nachdem die Gr<strong>und</strong>formgebung der Inlays abgeschlossen war, wurden die<br />

Ausblaseöffnungen mit einer Fertigungsgenauigkeit von ±0,05 mm erodiert.<br />

Abbildung 28 Inlay der Druckseite<br />

48


Abbildung 29 Inlay der Saugseite<br />

Um eine möglichst über alle Löcher einer Ausblasreihe gleichmäßig verteilte<br />

Ausblaserate zu erreichen, wird auf der Innenseite jedes Inlays ein Plenum befestigt,<br />

welches die ankommende Kühlluft gleichmäßig verteilen soll. Der Platzmangel<br />

im Inneren der Schaufel zwingt dazu, den Druckausgleich im Plenum möglichst<br />

schnell <strong>und</strong> auf engem Raum erfolgen zu lassen. Um das zu unterstützen, wird die<br />

verwendete Kühlluft von zwei Seiten gleichzeitig in das Plenum eingeblasen. Im<br />

Plenum selbst befinden sich zwischen zwei Metallgittern mehrere Lagen feiner<br />

Edelstahlsiebe, welche eine gleichmäßige Verteilung der Kühlluft unterstützen sollen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der positiven Erfahrungen mit der Eigenfertigung von Schaufelteilen<br />

aus GFK, fiel auch bei der Herstellung der Plenen die Wahl auf diese Methode.<br />

Der Aufwand hierfür war deutlich geringer, als bei der Eigenfertigung der Schaufel.<br />

Das lag zum einen daran, dass die Plenen keine so hohe Maßgenauigkeit erforderten,<br />

wie die Schaufel selbst <strong>und</strong> zum anderen, dass sie viel kleiner waren <strong>und</strong><br />

die Negativform in sehr wenigen Arbeitsschritten hergestellt werden konnte. Mit<br />

Hilfe von zwei Formteilen aus MDF wurde der Körper der Negativform aus Polystyrol-Hartschaumstoff<br />

hergestellt. Dieses Material ist ein aufgeschäumter<br />

Kunststoff, ähnlich Styropor, jedoch mit viel kleineren Poren <strong>und</strong> deutlich widerstandfähiger<br />

gegenüber mechanischen Einwirkungen. Es lässt sich hervorragend<br />

mechanisch bearbeiten <strong>und</strong> hat aber dennoch eine geringe Dichte, womit die Mo-<br />

49


delle nicht so schwer <strong>und</strong> somit leichter handhabbar werden. Der Hartschaumstoff<br />

wurde mit einem heißen Draht entlang der formgebenden MDF-Teile geschnitten<br />

<strong>und</strong> danach etwas auf Untermaß geschliffen. Um die Negativformen vor möglichen<br />

Oberflächenbeschädigungen zu schützen, wurde auf die Polystyrolteile eine einzelne<br />

Schicht GFK laminiert. Auf diese GFK Schicht wurde nun übermaßig Formenharz<br />

aufgetragen. Danach musste durch Abschleifen des Formenharzes die<br />

Konturtreue wiederhergestellt werden. Diese Methode hat den Vorteil, dass die<br />

Oberfläche der Form, nicht wie bei der Herstellung der Schaufel, noch anschließend<br />

mit mehreren Schichten Lack <strong>und</strong> Wachs versiegelt werden muss.<br />

Abbildung 30 Laminierform für das Plenum der Saugseite<br />

Direkt auf das Formenharz konnte nun das Trennwachs aufgetragen <strong>und</strong> anschließend<br />

das Plenum laminiert werden. Hierbei wurde die sonst aus Formenharz<br />

bestehende erste Schicht ausgelassen, da für die Innenseite des Plenums eine<br />

Oberflächengüte ausreichend ist, wie sie durch einfaches Auflaminieren erreicht<br />

wird. Um ein Verziehen der Plenen unter Belastung zu vermeiden, wurde beim<br />

Laminieren ein symmetrischer Schichtaufbau bestehend aus 7 Schichten GFK-<br />

Gewebe in zwei verschiedenen Stärken verwendet. Außerdem wurden unter die<br />

letzte Schicht jedes Plenums noch 3 Stege aus GFK-Gewebe von 3 cm Breite in<br />

Umfangsrichtung auflaminiert, welche die Steifigkeit der Plenen in dieser Belastungsrichtung<br />

nochmals verbesserten. Die Plenen haben somit eine generelle Ma-<br />

50


terialstärke von 3 mm <strong>und</strong> an den Stegen von 5 mm. Nach dem Entformen <strong>und</strong><br />

dem Sägen der Plenen auf die gewünschten Abmaße mussten noch die Metallgitter<br />

mit der Stahlwolle eingebracht werden. Diese wurden im Inneren der Plenen<br />

mit der Außenwand verschraubt.<br />

Abbildung 31 Saugseiteninlay inklusive Plenum<br />

51


4. Aufbau<br />

Nach der Fertigstellung aller Schaufelteile begann der Umbau des Windkanals<br />

<strong>und</strong> der Aufbau der neuen Messstrecke. Alle weiterhin verwendeten Teile des Kanals<br />

mussten an einen Standort in der Halle versetzt werden, der später ausreichend<br />

Platz zum Schwenken der Beruhigungskammer mit dem Einlauf bietet. Die<br />

Kanalteile wurden auf ihrem neuen Standort ausgerichtet <strong>und</strong> wieder im Boden<br />

verankert.<br />

Nach Abschluss dieser Arbeiten wurden bereits die ersten, der in der Werkstatt in<br />

Auftrag gegebenen Teile geliefert. Schnell stellte sich heraus, dass die Toleranz<br />

der gefertigten Schweißteile stellenweise zu groß war <strong>und</strong> zu Nacharbeiten<br />

zwang. Die unplanmäßigen Stahlbauarbeiten wurden in Eigenarbeit erledigt <strong>und</strong><br />

verzögerten den Aufbau der Messkammer nur geringfügig.<br />

Dann begann der Einbau der gelieferten Holzteile. Die Holzwerkstatt der <strong>Universität</strong><br />

war leider nicht in der Lage, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln alle<br />

benötigten Teile zu fertigen. Auch waren die verarbeiteten Schaltafeln teilweise so<br />

stark verzogen, dass eine Verwendung nicht möglich war. Da eine neue Fertigung<br />

der entsprechenden Teile durch die Holzwerkstatt terminlich nicht in kürzerer Zeit<br />

zu bewerkstelligen gewesen wäre, fiel auch hier die Entscheidung auf eine Eigenfertigung<br />

der benötigten Bauteile. Dabei erwies sich, dass die Wahl des Holzmaterials<br />

in punkto Gewicht, Belastbarkeit, mechanischer Bearbeitbarkeit <strong>und</strong> Oberflächengüte<br />

sehr gut war. Der Zuschnitt <strong>und</strong> die Bearbeitung der Polycarbonatteile,<br />

welche von vornherein als Eigenarbeit geplant waren, folgte sofort im Anschluss<br />

an den Holzbau.<br />

Nachträglich lässt sich sagen, dass die Entscheidung den Großteil der nötigen<br />

Stahl- <strong>und</strong> Holzteile selbst zu fertigen, in Bezug auf die Terminlage der Werkstatt,<br />

die nötigen Nacharbeiten <strong>und</strong> die technischen Möglichkeiten des Lehrstuhls sich<br />

günstig auf die Terminplanung ausgewirkt hätte.<br />

Zuerst wurde der Hilfsrahmen komplett aufgebaut. Sehr genaues Augenmerk<br />

musste hierbei auf die Position des Drehpunktes gelegt werden. Nachdem dieser<br />

bestimmt <strong>und</strong> fixiert war, wurde der Rahmen daran ausgerichtet <strong>und</strong> befestigt. Anschließend<br />

konnten die Bodenteile darauf montiert werden.<br />

52


Daran anschließend erfolgte der Einbau der adaptiven Wände. Diese wurden vorher<br />

auf ihrer gesamten Länge zusammengefügt <strong>und</strong> mit den vorgesehenen Adaptierstäben<br />

versehen. Anschließend mussten die dünnen Wände im Schaufelbereich,<br />

in Vorbereitung auf die ersten Messungen zum Ausrichten, mit Druckmessbohrungen<br />

versehen werden. Dazu wurden auf selber Höhe wie bei der Modellschaufel<br />

auch hier 1 mm dünne Bohrungen eingebracht. Auf deren Rückseite<br />

ein Metallrohr zum Befestigen des Druckmessschlauches aufgeklebt wurde.<br />

Beim Befestigen der Wände zeigte sich, dass nicht alle Klebestellen ihren Anforderungen<br />

gewachsen waren. Vor allem die Klebeverbindungen zwischen den A-<br />

luminiumteilen bereiteten Schwierigkeiten. Sobald bei der Montage eine geringe<br />

Krafteinwirkung auftrat, die nicht senkrecht zur Klebefläche lag, brach die Klebeverbindung<br />

auseinander. Im Einbauzustand <strong>und</strong> unter der im Betrieb auftretenden<br />

Belastung wurden sie ihren Anforderungen jedoch gerecht. An einigen wenigen,<br />

besonders kritischen Stellen wurden die Aluminiumteile sicherheitshalber nachträglich<br />

mit den Polycarbonatstäben verschraubt. Die Klebeverbindungen zwischen<br />

den Polycarbonatteilen dagegen hielten bis auf eine Ausnahme den Anforderungen<br />

in jeglicher Weise stand. Die eine Ausnahme, bei der sich der Stab von<br />

der Wand löste, war die Folge einer fehlerhaften Verklebung <strong>und</strong> konnte schnell<br />

behoben werden.<br />

Leider wurde beim Befestigen der adaptiven Wände festgestellt, dass nicht genügend<br />

Platz war, um die gewünschte Anzahl von Adaptoren auf der Innenseite des<br />

Kanals anzubringen <strong>und</strong> trotzdem ein gewisse Zugänglichkeit zu bewahren. An<br />

dieser Stelle konnte deshalb nur jeder zweite Adaptierstab befestigt werden. Die<br />

Befürchtung, dadurch das Druckprofil auf der Druckseite nicht ausreichend genau<br />

einstellen zu können, erwies sich jedoch als unbegründet, wie sich später noch<br />

zeigen wird. Nachdem alle Wände befestigt <strong>und</strong> mit Hilfe einer Schablone in einer<br />

vorläufigen, ihrer späteren Position sehr nahe liegenden Lage befestigt waren,<br />

wurde die Modellschaufel eingesetzt <strong>und</strong> der Kanal mit den Deckelteilen geschlossen.<br />

Nachdem alle Teile befestigt waren, konnte mit dem Ausrichten der Messtrecke<br />

begonnen werden. Als erstes musste der genaue Anströmwinkel eingestellt werden.<br />

Diese Gelegenheit wurde gleich für einen Versuch benutzt, die Messstrecke<br />

über den gesamten erforderlichen Winkelbereich zu schwenken.<br />

53


Die Messstrecke ließ sich ohne größere Probleme über den gesamten Winkelbereich<br />

schwenken <strong>und</strong> alle nicht feststehenden Teile folgten dieser Bewegung wie<br />

vorgesehen. Nachdem der berechnete Anströmwinkel eingestellt war, wurde die<br />

Messkammer fixiert <strong>und</strong> das Ausrichten fortgesetzt.<br />

Jetzt konnten die Bodenteile in eine waagerechte Lage gebracht werden. Dies<br />

funktionierte mit Hilfe der höhenverstellbaren Füße sehr gut. Danach wurden die<br />

Wände, welche pro Adaptierstelle von zwei Adaptoren gehalten wurden, senkrecht<br />

ausgerichtet. Hierbei erwies sich die große Anzahl der Adaptoren als zeitverzögernder<br />

Faktor. Vor allem zeigte sich, dass beim Adaptieren der Wände auf die<br />

senkrechte Ausrichtung dieser besonderes Augenmerk gerichtet werden muss,<br />

damit die Strömungsverhältnisse über die Höhe der Messstrecke identisch sind.<br />

Nachdem die komplette Messkammer im Verb<strong>und</strong> mit dem Kanal aufgebaut war,<br />

wurden alle erforderlichen Stellen abgedichtet <strong>und</strong> die Messungen zur Feineinstellung<br />

der adaptiven Wände konnte beginnen.<br />

Abbildung 32 Fertig aufgebaute Messstrecke vor Inbetriebnahme<br />

54


4.1 Schaufelmontage<br />

Nun konnte die Montage <strong>und</strong> Instrumentierung der Schaufel beginnen. Für die erste<br />

Versuchsreihe, welche das vorgegebene Druckprofil bestätigen <strong>und</strong> beim Einstellen<br />

der adaptiven Wände helfen sollte, wurden in Umfangsrichtung in der Hälfte<br />

der Schaufelhöhe Druckmessbohrungen, gleichmäßig über den Umfang verteilt,<br />

angebracht. Im Inneren der Schaufel wurde auf jeder der Bohrungen ein kurzes<br />

Metallrohr aufgeklebt. Auf diese kurzen Rohrstücke konnte dann der Druckmessschlauch<br />

mit einem Innendurchmesser von 1,65 mm aufgesteckt werden. Die vielen<br />

Schläuche wurden durch die hohle Schaufelkonstruktion nach unten aus der<br />

Messstrecke herausgeführt <strong>und</strong> an die Messstellen – Umschalter Typ Scandivalve<br />

SSS 48 angeschlossen. Die Versuche sind ohne Kühlluftausblasung <strong>und</strong> dienen<br />

dazu, festzustellen, ob die für die nachfolgenden Messungen erforderlichen Strömungsbedingungen<br />

vorhanden sind.<br />

Nach Abschluss dieser Messungen werden erst die Inlays mit den dazugehörigen<br />

Plenen eingesetzt. Dazu werden aus der Oberfläche des mittleren Schaufelteils<br />

zwei den Inlays entsprechende Stücke herausgesägt <strong>und</strong> dort die Inlays eingesetzt.<br />

Befestigt werden sie durch Senkkopfschrauben von außen. Damit auch<br />

während dieser Messungen mit den Inlays <strong>und</strong> Kühlluftausblasung der Druckverlauf<br />

auf der Schaufel beobachtet werden kann, mussten auch in die Inlays Druckmessbohrungen<br />

eingebracht werden. Hierbei galt es besonders darauf zu achten,<br />

die Kühlluftkanäle der Fan-shaped-holes nicht zu beschädigen. Da bei dem<br />

Druckseiteninlay auch die Innenkontur des Inlays für die Strömungsverhältnisse in<br />

den Kühlluftkanälen von Bedeutung ist, dürfen die Druckmessanschlüsse diese<br />

nicht verfälschen.<br />

Das Mittelstück der Schaufel <strong>und</strong> die beiden Endstücke werden auf Stoß aneinander<br />

angesetzt <strong>und</strong> von innen in Kontur gehalten. Die Stoßfuge wird von außen mit<br />

einem schmalen Streifen Klebeband abgedichtet.<br />

Diese einfache Methode konnte hier gewählt werden, weil die Stoßfuge der<br />

Schaufelteile außerhalb des Messbereiches der Schaufel liegt <strong>und</strong> die Stoßfuge in<br />

Strömungsrichtung liegt <strong>und</strong> somit die Messergebnisse nicht verfälschen kann. Da<br />

die beiden Endschaufelteile zur Messschaufel hin angepresst werden, kann die<br />

Schaufel bei Herausnehmen nicht in diese 3 Teile zerfallen.<br />

55


Abbildung 33 Aufbau der dreiteilige Modellschaufel<br />

4.2 Inbetriebnahme der Messstrecke<br />

Die Messungen zum Überprüfen der Funktionstüchtigkeit der neuen Messkammer<br />

begannen mit dem Ausrichten der adaptiven Wände.<br />

Diese wurden nach einem Druckprofil ausgerichtet, das Rolls Royce zuvor numerisch<br />

ermittelt hatte. Dazu wurden die Druckprofile visualisiert <strong>und</strong> im laufenden<br />

Windkanalbetrieb ständig aktualisiert. So konnte nahezu in Echtzeit die an den<br />

adaptiven Wänden vorgenommenen Einstellungen auf dem Bildschirm mitverfolgt<br />

werden. Der einzige Verzögerungsfaktor waren bei diesen Messungen die mechanischen<br />

Messstellenumschalter vom Typ Scandivalve SSS 48. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

großen Anzahl von statischen Druckbohrungen auf Schaufeloberfläche <strong>und</strong> den<br />

Messkammerwänden wurden 3 dieser Module eingesetzt, die jeweils 48 Bohrungen<br />

abtasten können. Die Module tasten immer nur eine Bohrung ab <strong>und</strong> schalten<br />

nach einer gewissen, programmierbaren Wartezeit auf die nächste Bohrung um.<br />

Das heißt, dass bis zum Erreichen einer für statistische Zwecke aussagekräftigen<br />

Anzahl von Messwerten pro Druckmessstelle eine spürbare Wartezeit verstrichen<br />

ist. Der Vorteil dieser Methode war aber, dass dadurch der Einfluss der verschiedenen<br />

Adaptierpositionen auf das Druckprofil beobachtet <strong>und</strong> dokumentiert werden<br />

konnte. Dadurch ist es bei späteren Versuchen, die ein erneutes Adaptieren<br />

56


der Wände erfordern, leichter das erforderliche Druckprofil einzustellen, da anhand<br />

der Abweichungen schon erkennbar ist, an welchen Stellen der adaptiven<br />

Wand ein nachregeln nötig ist.<br />

Abbildung 34 Vergleich der lokalen Machverteilung auf der Schaufeloberfläche<br />

Nachdem die Strömungsbedingungen an der Modellschaufel entsprechend den<br />

Vorgaben eingestellt waren, wurde zur Bestimmung der Strömungsqualität im Kanal<br />

eine Totaldrucktraverse im Einlauf- <strong>und</strong> Nachlaufbereich durchgeführt. Wie<br />

schon beschrieben, wurde dafür eine Fünflochsonde verwendet. Der Sensorkopf<br />

dieser Sonde hatte einen Durchmesser von d a =1,5mm. Der Totaldruck wurde als<br />

Differenzdruck zum Umgebungsdruck ermittelt. Das benutzte Messraster für die<br />

Traversierebene lag bei 5x5mm. Im Einlaufbereich lief die Traversierebene in einem<br />

Winkel von ??° durch den Kanal <strong>und</strong> im Nachlaufbereich in einem Winkel von<br />

??°.<br />

Das hat den Gr<strong>und</strong>, dass die Messungen parallel zur Gittereintrittsebene der<br />

Schaufelkaskade sind, die in diesem Fall nur durch die alleinige Messschaufel<br />

dargestellt wird.<br />

57


Abbildung 35 Lage der Traversierebenen im Einlauf- <strong>und</strong> Nachlaufbereich<br />

Die Messungen ergaben, dass die geforderte Strömungsqualität von der <strong>Konstruktion</strong><br />

erreicht wurde. Wichtig ist vor allem die Strömung in einem rechteckigen Ausschnitt<br />

in Kanalmitte, in dem der für die Messungen wichtige Bereich der Modellschaufel<br />

liegt.<br />

Bei der Drucktraverse im Nachlauf ergab sich, dass die Sonde durch ihre Versperrung<br />

die Strömungsgeschwindigkeit im Kanal so stark beeinflusste, dass sie zeitweise<br />

außerhalb der geforderten Toleranz lag. Um das Problem zu lösen, wurde<br />

mit LabView eine Steuerungssoftware für den Ventilator programmiert, welche die<br />

Leistung des Ventilators ständig nachregelte, um so zu garantieren, dass die<br />

Strömungsgeschwindigkeit nur innerhalb der geforderten Toleranzen schwankt.<br />

Als Eingangsgröße für das Steuerungsprogramm wurde die mit einem Prandtlschen<br />

Staurohr im Einlaufbereich des Kanals gemessene Strömungsgeschwindigkeit<br />

benutzt.<br />

58


Abbildung 36 Vermessen der Nachlaufströmung mit einer Fünflochsonde<br />

Im Anschluss an die Vermessung der Hauptströmung wurden die Grenzschichten<br />

vermessen, dies erfolgte mit einem Hitzdraht-Anemometer. Vermessen wurden<br />

die wandnahen Grenzschichten auf der Schaufeloberfläche ohne Kühlluftausblasung<br />

<strong>und</strong> die Grenzschichten an den Seitenwänden im Einlauf- <strong>und</strong> Nachlaufbereich<br />

der Messkammer.<br />

Damit waren alle gr<strong>und</strong>legenden Strömungseigenschaften der Messkammer erfasst.<br />

Als Ergebnis dieser Messungen musste ein zusätzliches Turbulenzsieb am<br />

Ausgang der Beruhigungskammer, in der Düse, angebracht werden. Die Strömung<br />

im Kanal war mit einem Turbulenzgrad von T u ~0,5 zu laminar, dadurch<br />

kommt es an der Modellschaufel zu schnell zu einer Strömungsablösung, die nicht<br />

den Strömungsverhältnissen der Originalschaufel entspricht. Durch einen höheren<br />

Turbulenzgrad der Hauptströmung kann die Ablösetendenz gesenkt werden. Nach<br />

Einbau des Turbulenzgitters wurden die Einlauf- <strong>und</strong> Nachlauftraversen nochmals<br />

durchgeführt. Der abfallende Verlauf der Strömungsturbulenz der hierbei erkennbar<br />

ist, resultiert aus dem schrägen Verlauf der Traversierebene durch den Kanal.<br />

59


Nach Abschluss der Messungen zur Strömungsqualität <strong>und</strong> der Position der adaptiven<br />

Wände konnte die Modellschaufel für die ersten Messungen vorbereitet werden.<br />

Dafür wurden die fertigen Inlays zusammen mit den Plenen eingesetzt.<br />

Abbildung 37 Schaufelmittelstück mit Inlays <strong>und</strong> Plenen(Ansicht von unten)<br />

An der nun fertig montierten <strong>und</strong> eingesetzten Schaufel wurden nun die eigentlichen<br />

Versuche zum Thema Filmkühlung unter Einsatz der verschiedenen Messtechniken<br />

begonnen.<br />

60


4.3. Ergebnis der Vorversuche<br />

Nach Abschluss der vorbereitenden Messungen <strong>und</strong> nach Beobachtung der ersten<br />

Versuche aus der Messkampagne zur Untersuchung der Kühlfilmeffektivität,<br />

lässt sich sagen, dass die im Rahmen dieser Studienarbeit gebaute Messkammer<br />

den Anforderungen der Versuchsreihe, für welche sie ausgelegt ist voll <strong>und</strong> ganz<br />

gewachsen ist.<br />

Die Strömungsverhältnisse entsprechen den Vorgaben des Projektpartners Rolls-<br />

Royce Deutschland <strong>und</strong> die Messkammer ist bei ihrer <strong>Konstruktion</strong> im finanziellen<br />

Rahmen des Projektes geblieben.<br />

Die zu Beginn aufgestellten Auflagen an die <strong>Konstruktion</strong> aus den verschiedenen<br />

Messverfahren konnten alle erfüllt werden.<br />

Des weiteren kann die Messstrecke ohne größeren Aufwand für weiterführende<br />

Versuche an diesem Projekt oder für andere Projekte an einem ähnlichen Modell<br />

umgebaut werden.<br />

Abbildung 38 Komplette Messstrecke im Betriebszustand<br />

61


ΙΙ. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1 Entwicklung der Turbineneintrittstemperatur über die Jahre 1955-2000 ..................................... 7<br />

Abbildung 2 verschiedene Auslegungsformen für Konvektionskühlkanäle...................................................... 9<br />

Abbildung 3 gerade <strong>und</strong> serpentinenartige Kühlluftkanäle ............................................................................... 9<br />

Abbildung 4 Kühlluftströmung bei Prallkühlung............................................................................................ 10<br />

Abbildung 5 Turbinenschaufel mit Filmkühlbohrungen <strong>und</strong> Pin-Fin Kühlung............................................... 11<br />

Abbildung 6 Beispiel einer Turbinenschaufel mit kombinierten Kühlverfahren............................................. 12<br />

Abbildung 7 Aufbau des Eifelwindkanals des Lehrstuhl vor Umbaubeginn................................................... 13<br />

Abbildung 8 gerechneter Druckverlauf an der Modellschaufel....................................................................... 15<br />

Abbildung 9 optische Materialien im Bereich um die Modellschaufel .......................................................... 17<br />

Abbildung 10 Grenzschichtvermessung an der Modellschaufel ..................................................................... 18<br />

Abbildung 11 verfärbte Diazo-Folie nach einem Versuch .............................................................................. 20<br />

Abbildung 12 Komponenten eines PIV Systems............................................................................................. 22<br />

Abbildung 13 PIV Vektorbild mit Strömungslinien........................................................................................ 23<br />

Abbildung 14 Kopf einer vierfach Hitzdrahtsonde.......................................................................................... 25<br />

Abbildung 15 Kopf einer X-Draht Sonde........................................................................................................ 25<br />

Abbildung 16 Unterteilung der Messstrecke: Einlaufbereich(gelb), Mittelteil(grün), Nachlaufbereich(blau) 27<br />

Abbildung 17 Skizze der Seitenwandverbindung BK/Einlauf ........................................................................ 30<br />

Abbildung 18 vereinfachte Darstellung des Lastfalls am Hilfsrahmen ........................................................... 31<br />

Abbildung 19 Hilfsrahmen Einlaufbereich als 3D-Modell.............................................................................. 32<br />

Abbildung 20 Skizze der Verbindungsstelle von Adaptor <strong>und</strong> adaptiver Wand ............................................. 35<br />

Abbildung 21 Abmaße des Hilfsrahmens unter dem Mittelteil mit Position der Modellschaufel................... 37<br />

Abbildung 22 Hilfsrahmen Nachlaufbereich als 3D-Modell........................................................................... 39<br />

Abbildung 23 Nachlauf <strong>und</strong> neuer Diffusor als Pro-Engeneer Modell ........................................................... 40<br />

Abbildung 24 MDF-Negativform mit Gipsmodellschaufel............................................................................. 42<br />

Abbildung 25 verb<strong>und</strong>ene Gipsmodellschaufel............................................................................................... 43<br />

Abbildung 26 Vakuumbehandlung der laminierten Schaufelteile................................................................... 45<br />

Abbildung 27 Zusammengesetztes Schaufelmittelstück mit Innenrippen....................................................... 46<br />

Abbildung 28 Inlay der Druckseite ................................................................................................................. 48<br />

Abbildung 29 Inlay der Saugseite ................................................................................................................... 49<br />

Abbildung 30 Laminierform für das Plenum der Saugseite ............................................................................ 50<br />

Abbildung 31 Saugseiteninlay inklusive Plenum............................................................................................ 51<br />

Abbildung 32 Fertig aufgebaute Messstrecke vor Inbetriebnahme ................................................................. 54<br />

Abbildung 33 Aufbau der dreiteilige Modellschaufel ..................................................................................... 56<br />

Abbildung 34 Vergleich der lokalen Machverteilung auf der Schaufeloberfläche.......................................... 57<br />

Abbildung 35 Lage der Traversierebenen im Einlauf- <strong>und</strong> Nachlaufbereich.................................................. 58<br />

Abbildung 36 Vermessen der Nachlaufströmung mit einer Fünflochsonde.................................................... 59<br />

Abbildung 37 Schaufelmittelstück mit Inlays <strong>und</strong> Plenen(Ansicht von unten)............................................... 60<br />

Abbildung 38 Komplette Messstrecke im Betriebszustand............................................................................. 61<br />

62


ΙΙΙ. Quellenverzeichnis<br />

„F<strong>und</strong>amentals of Gasturbines“ Autor: William W. Bathie Verlag:John Wiley &<br />

Sons, Inc. ISBN: 0-471-31122-7<br />

„Aicraft Engines and Gas Turbines“ Autor: Jack L. Kerrebrock Verlag:MIT Press<br />

ISBN: 0-262-11162-4<br />

„A practical Guide to Steam Turbine Technology” Autor: Heinz P. Bloch Verlag:<br />

McGraw-Hill ISBN: 0-07-005924-1<br />

“Recent Developments in Turbine Blade Internal Cooling” Autor: Je-Chin Han &<br />

Sandip Dutta Verlag: Department of Mechanical Engineering<br />

Texas A&M University, College Station, TX 77843-3123, U.S.A.<br />

“Contribution of heat Transfer to Turbine Blades and Vanes for high Tenmperature<br />

Industrial Gas Turbines” Autor: Ken ichiro Takeishi & Sunao Aoki Verlag: Takasago<br />

Research and Development Center,<br />

Mitsubishi Heavy Industries Ltd., Takasago 676-8686, Japan<br />

„Friedrich – Tabellenbuch Metall- <strong>und</strong> Maschinentechik“ Verlag: Dümmler Verlag<br />

Bonn ISBN: 3-427-51032-8<br />

„Experimentelle Bestimmung des örtlichen inneren Wärmeübergangs von Turbinenleit-<br />

<strong>und</strong> laufschaufeln mit Hilfe der Analogie zwischen Wärme- <strong>und</strong> Stoffübergang“<br />

Autor: Heinz Peter Berg Verlag: <strong>Technische</strong> Hochschule Darmstadt 1991<br />

„Bau eines Wasserkanals <strong>und</strong> Methoden zur Sichtbarmachung von Strömungen“<br />

Autor: Michael Amann & Alexander Bauer, Verlag FH München 1993<br />

63


„Entwicklung einer Messkammer zur gr<strong>und</strong>sätzlichen Untersuchen der Kühllufteinblasung<br />

in Gebieten lokaler Strömungsablösung <strong>und</strong> Messung der Fluidströmung<br />

sowie der adiabaten Filmkühleffektivität“ Autor: Michael Prinzler Verlag: BTU <strong>Cottbus</strong><br />

2000<br />

„Vortragssammlung zur Vorlesung Methoden der Strömungsmesstechnik“ Autor:<br />

D. Otto, S. Wünsche, D. Hille, S. Hickel, S. Klohs Verlag: BTU <strong>Cottbus</strong> 2001<br />

„Filmkühlung in Gebieten mit verzögerter Hauptströmung - Abschlußbericht“ Autor:<br />

Michael Prinzler, Verlag: BTU <strong>Cottbus</strong> 2003<br />

64


ΙV. Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich an Eides statt, dass die vorliegende Studienarbeit unter Benutzung<br />

der angegebenen Literatur von mir persönlich verfasst wurde.<br />

<strong>Cottbus</strong> den 15.04.2004<br />

Stefan Wünsche<br />

65

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