Ökonomische Analyse des Rechts - Fakultätsvertretung Jus ...
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Prüfer im Gespräch<br />
Univ. Prof. Dr. Simon<br />
interview<br />
Christine Ocak | Beratung | christine@fvjus.at<br />
Was haben Sie studiert? Warum haben Sie<br />
sich für einen geschichtlichen Schwerpunkt<br />
entschieden?<br />
Studiert habe ich die <strong>Rechts</strong>wissenschaften mit<br />
Wahlfächern aus <strong>Rechts</strong>geschichte. Diese Entscheidung<br />
für den rechtshistorischen Schwerwpunkt<br />
kommt in meinem Fall aus einer anfänglichen<br />
Unentschlossenheit darüber, ob ich<br />
Geschichte oder <strong>Rechts</strong>wissenschaft studieren<br />
soll. Dies war also ein Kompromiss. Ich entschied<br />
mich für die <strong>Rechts</strong>wissenschaft, da sie zweifellos<br />
mehr Berufsperspektiven eröffnet als das<br />
Geschichtsstudium, ohne zu vergessen, die<br />
historische Perspektive zu integrieren, vor allem<br />
wenn man eben diesen Schwerpunkt <strong>Rechts</strong>geschichte<br />
macht. Ich habe diese Entscheidung<br />
nie bereut.<br />
Person<br />
Univ. Prof. Dr. iur. Thomas Simon, Jahrgang<br />
1955, ist Vorstand <strong>des</strong> Instituts für <strong>Rechts</strong>- und<br />
Verfassungsgeschichte. Seit Oktober 2011 prüft<br />
er die Buchstabengruppen Hern – Holb und<br />
Line – Schweige.<br />
Was halten Sie von der STEOP? Hat sich speziell<br />
für <strong>Rechts</strong>- und Verfassungsgeschichte<br />
etwas geändert?<br />
Ob es sinnvoll ist, ist fraglich. Der Sinn ist es<br />
offenbar, die Studierenden hart abzutesten. Ich<br />
habe meine Zweifel, ob das als Maßstab taugt,<br />
um zu beurteilen, ob jemand für das <strong>Jus</strong>studium<br />
geeignet ist.<br />
Worauf legen Sie großen Wert bei Ihrer Pflichtübung<br />
und Modulprüfung?<br />
Großen Wert lege ich auf ein Überblickswissen.<br />
Es sollen nicht nur Details sein. Ich schätze es,<br />
wenn die KandidatInnen in der Lage sind, einen<br />
richtigen Eindruck über die verfassungsgeschichtlichen<br />
Mainstreams zu übermitteln.<br />
Sieht man von den absolut wichtigsten<br />
Wendepunkten ab, kommt es auf die Jahreszahlen<br />
nicht an. Der Schwerpunkt liegt generell<br />
im 19. und 20. Jahrhundert, da sich hier die<br />
grund legenden Strukturen <strong>des</strong> modernen Verfassungssystems<br />
gebildet haben. Hier den Überblick<br />
zu haben, steht im Mittelpunkt und ist das<br />
Wichtigste.<br />
Viele Studierende haben Probleme damit,<br />
sich Jahreszahlen zu merken. Hätten Sie hier<br />
Tipps dazu?<br />
Ich frage bevorzugt nach Zeiträumen, und nicht<br />
nach Jahreszahlen. Aber über die absoluten<br />
Wendepunkte, wie etwa über das Ende <strong>des</strong><br />
Ersten Weltkriegs 1918 oder über das Ende <strong>des</strong><br />
Zweiten Weltkriegs 1945, müssen alle in<br />
Kenntnis sein. Ansonsten ist der Überblick wichtiger:<br />
In Zeiträumen zu denken ist wichtig!<br />
Welche Bücher können Sie empfehlen?<br />
Bei der Verfassungsgeschichte sind drei Bücher<br />
im Spiel: Oskar Lehners „Österreichische<br />
Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte“, Prof.<br />
Brauneders Buch und das neue, das von der<br />
Wiener Arbeitsgemeinschaft <strong>Rechts</strong>geschichte<br />
herausgegeben wurde. Ich überlasse den<br />
Studierenden die Wahl, nach welchem Buch sie<br />
lernen. Lehner und das neue haben den Vorteil,<br />
dass der allgemeine historische Kontext mitgeliefert<br />
wird. Aber jeder kann nach dem Buch<br />
lernen, womit er eben am Besten arbeiten kann.<br />
Was halten Sie davon, wenn StudentenInnen<br />
in Ihre Sprechstunde kommen?<br />
Für mich persönlich ist das sehr interessant, da<br />
manchmal auch Fragen gestellt werden, bei<br />
denen ich merke, dass hier noch Erklärungsbedarf<br />
herrscht. Das hilft bei der Orientierung darüber,<br />
welche Bereiche ich noch in den Vordergrund<br />
stellen muss. Außerdem kommt man ungestört<br />
ins Gespräch mit den Studierenden, da die Zeit<br />
einfach ansonsten nicht reicht. Bei mir gibt es<br />
keine Beschränkungen, jeder ist willkommen.<br />
Einfluss auf die Modulprüfung hat es natürlich<br />
nicht! Da ich über hundert Studierende prüfe,<br />
darf es keinen Zusammenhänge geben, ob<br />
jemand vor der Prüfung in meiner Sprechstunde<br />
war oder nicht. Viele besuchen die Sprechstunde,<br />
um sich einen persönlichen Eindruck von Ihrem<br />
Prüfer zu machen, und dafür habe ich volles<br />
Verständnis.<br />
Was können Sie den KollegenInnen anbieten,<br />
die Interesse an einer Zusammenarbeit in<br />
Ihrem Institut haben?<br />
Es besteht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit<br />
in Form von Studienassistenten. Laufend sind<br />
Stellen frei. Die Tätigkeiten umfassen dann<br />
Korrekturen, Erstellung von Folien, Vorbereitung<br />
der Lehrveranstaltung und Recherche in der<br />
Literatur.<br />
Was können Sie den StudentenInnen als Wegweiser<br />
mitgeben?<br />
Das ist schwierig, da die StudentenInnen sehr<br />
unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die einen<br />
zieht es in die Praxis, die anderen zur Lehre. Ich<br />
persönlich habe auch Praxiserfahrung und mich<br />
hat die Praxis ehrlich gesagt immer gelangweilt,<br />
ich finde Theorie tausendmal interessanter. Das<br />
ist aber Geschmackssache, <strong>des</strong>halb ist es hier<br />
schwierig, einen einheitlichen Wegweiser zu<br />
äußern. Jeder muss seinen Weg finden.<br />
Was war Ihr Motto in der Studentenzeit?<br />
Möglichst Mut zu haben und den eigenen<br />
Interessen zu folgen, und zwar auch, wenn die<br />
Interessen scheinbar erstmal in der Praxis keine<br />
große Rolle spielen. Wenn man seinen Interessen<br />
folgt, ist man meistens auch hier am besten.<br />
Herr Univ. Prof. Dr. Simon, vielen Dank für das<br />
Interview!<br />
22 Juristl | Mai 2012