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Raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle<br />

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Fünf Jahre SysTelios-Klinik:<br />

Wie Dr. Gunther Schmidt,<br />

Arzt, Therapeut und Coach,<br />

seinen Ansatz in die Praxis<br />

umsetzt.


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Wie Dr. Gunther Schmidt,<br />

Arzt, Therapeut und Coach,<br />

seinen Ansatz in die Praxis<br />

umsetzt.


editorial<br />

Coaching<br />

fürs Leben<br />

Auch eine Art von Selbstmord<br />

Der berühmteste Arbeitslose heißt <strong>de</strong>rzeit Greg S<strong>mit</strong>h. Er arbeitete bis<br />

zum 14. März als Investmentbanker bei Goldman Sachs.<br />

An diesem Tag kündigte er und publizierte seine Kündigungsgrün<strong>de</strong><br />

öffentlichkeitswirksam in <strong>de</strong>r „New York Times“ in Form eines offenen<br />

Briefs an Lloyd Blankfein, <strong>de</strong>n Chef von Goldman Sachs.<br />

„Ich wusste, dass es Zeit zu gehen war, als ich merkte, dass ich nicht<br />

mehr in <strong>de</strong>r Lage war, jungen Bewerbern zu sagen, diese Bank sei ein<br />

großartiger Ort, um zu arbeiten“, schrieb S<strong>mit</strong>h. In <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

seien immer nur die beför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n möglichst<br />

schnell möglichst viel Geld aus <strong>de</strong>r Tasche gezogen hätten. Jetzt sei die<br />

Führungsspitze <strong>mit</strong> Abzockern durchsetzt und die Unternehmenskultur<br />

komplett verdorben.<br />

Der Originaltext (www.nytimes.com/2012/03/14/opinion/why-i-amleaving-goldman-sachs.html?_r=3&pagewanted=1&ref=opinion)<br />

eignet<br />

sich gut, um in Führungsnachwuchsseminaren über <strong>de</strong>n moralischen<br />

Selbstmord von Organisationen zu sprechen, die ihre Kun<strong>de</strong>n für blöd<br />

halten und bei <strong>de</strong>r Gewinnmaximierung keinerlei moralische Aspekte<br />

berücksichtigen.<br />

Die zweifelhaften, kun<strong>de</strong>nfeindlichen Geschäftspraktiken von Goldman<br />

Sachs sind übrigens seit 2007 bekannt. Mehrmals er<strong>mit</strong>telte die<br />

Börsenaufsicht. Am erstaunlichsten ist, dass das Bankhaus trotz<strong><strong>de</strong>m</strong><br />

(bislang) keine Probleme hatte, die besten Nachwuchskräfte zu<br />

bekommen, und Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Marktanteile hat es in nennenswertem<br />

Umfang auch noch nicht verloren. Ein weiteres Beispiel dafür, dass auf<br />

die Selbstregulierung <strong>de</strong>r Märkte nicht immer Verlass ist.<br />

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MARTINA<br />

SCHMIDT-<br />

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für Verän<strong>de</strong>rung«<br />

Psychologisches<br />

Geschick,<br />

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Kommunikation und ein Quentchen Charisma<br />

spielen für das Gelingen von Verän<strong>de</strong>rungs -<br />

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Viel Spaß und Inspiration <strong>mit</strong> unserer<br />

neuen Ausgabe wünscht<br />

Martin Pichler, Chefredakteur<br />

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inhalt 04_2012<br />

18<br />

titelthema Dr. Gunther Schmidt begleitet <strong>mit</strong> seinem hypnosystemischen<br />

Ansatz <strong>de</strong>n Weg raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle. Mit seinen speziellen Interventionen<br />

unterstützt er Ratsuchen<strong>de</strong>, Kompetenzen und Lösungen zu entwickeln.<br />

06 blickfang<br />

aktuell<br />

08 Nachrichten<br />

Neues aus <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche<br />

menschen<br />

14 Segler Dominik Neidhart über Motivation<br />

Neidhart analysiert die Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Teams Alinghi und<br />

erläutert, wie Höchstleistungen im Team erreicht wer<strong>de</strong>n können<br />

titelthema<br />

18 Raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle<br />

Burn-out-Abwehr: Der hypnosystemische Ansatz von Dr. Gunther<br />

Schmidt stärkt <strong>de</strong>n Einzelnen und auch die Organisation<br />

personal- und organisationsentwicklung<br />

26 Kompetenzprofile in Lernplattform integriert<br />

Wolfgang Mutschler, <strong>de</strong>r Drittplatzierte im Wettbewerb „Chief<br />

Learning Officer“, zeigt die Beson<strong>de</strong>rheiten seines Konzepts auf<br />

30 Ein Sparbuch für die Weiterbildungszeit anlegen<br />

Das Lernzeitkonto ist ein Instrument, das zum lebenslangen<br />

Lernen motiviert. Wie Unternehmen es nutzen können<br />

34 Wer nachfragt, muss <strong>mit</strong> harten Antworten leben<br />

Wie die Otto Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong> GmbH <strong>mit</strong> einer neuen<br />

Mitarbeiterbefragung Schwachstellen im Betrieb erkannt hat<br />

4 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


30 52<br />

Das Lernzeitkonto im Test<br />

Wie praktikabel es ist, gesparte Zeit<br />

für die Weiterbildung zu nutzen.<br />

Personal Nord/Süd: Das große Personaler-<br />

Event <strong>de</strong>s Frühjahrs wirft seine Schatten voraus:<br />

Messe-Highlights gibt es ab Seite 52.<br />

special burn-out<br />

38 Burn-out sensibel zur Sprache bringen<br />

Ein Gesprächsleitfa<strong>de</strong>n für Führungskräfte<br />

42 Die Apfel-Strategie: Zwischendurch Energie tanken<br />

Kleine Fitnessübungen in <strong>de</strong>n Arbeitsalltag integrieren<br />

46 Wirtschaft und Gesundheit lassen sich verbin<strong>de</strong>n!<br />

Ausblick zum Kongress <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld im Mai<br />

training und coaching<br />

48 Trainer und Coaches sind scharf auf Weiterbildung<br />

Studie: Weiterbildung ist <strong>de</strong>r Königsweg zur Qualitätssicherung<br />

50 Imposantes Profil einer weltweiten Profession<br />

Globale Hochrechnung gibt Aufschluss über <strong>de</strong>n Coachingmarkt<br />

messen und kongresse<br />

52 Erfolgreiche Personalmessen expandieren weiter<br />

Was die Messen Personal Nord und Süd zu bieten haben<br />

54 „Was uns <strong>de</strong>n Hals brechen könnte, ignorieren wir.“<br />

Keynote-Speaker Dr. Peter Mićić erläutert HR-Zukunftstrends<br />

56 CeBIT wird zur Weiterbildungsmesse<br />

Produktneuheiten stan<strong>de</strong>n im Schatten <strong>de</strong>r Schulungen<br />

58 Das wird ein schöner Monat für ...<br />

Unser personalisierter Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r<br />

Rubriken<br />

03 editorial<br />

61 vorschau/impressum<br />

62 fachliteratur<br />

64 kolumne<br />

66 zitate<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 5


lickfang<br />

WER Der französische Stummfilm<br />

„The Artist“ erhielt in diesem Jahr fünf<br />

Oscars. Links im Bild <strong>de</strong>r Hauptdarsteller<br />

Jean Dujardin als George Valentin und<br />

rechts Berenice Bejo als Peppy Miller.<br />

WAS Diesen <strong>mit</strong>reißen<strong>de</strong>n Erfolgsfilm<br />

zu produzieren, war in Zeiten <strong>de</strong>s 3D-Kinos<br />

ein echtes Wagnis: Er ist komplett in<br />

Schwarz-Weiß gedreht und kommt fast ohne<br />

gesprochene Dialoge aus.<br />

WAS NOCH Dieses Szenenfoto<br />

aus „The Artist“ wur<strong>de</strong> am 24. Januar<br />

2012 von <strong>de</strong>r Filmgesellschaft „The Weinstein<br />

Company“ über die Nachrichtenagentur<br />

REUTERS verbreitet.<br />

Was können Trainer von „The Artist“ lernen? Diese Frage wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r britischen Open University zur Diskussion<br />

gestellt. Einige Antworten lauteten: 1. Respektiere die Vergangenheit: Es gibt in alten Trainingsunterlagen immer wie<strong>de</strong>r Nuggets<br />

zu fin<strong>de</strong>n, die man nutzen kann. 2. Sei an<strong>de</strong>rs als an<strong>de</strong>re: Wenn ein Stummfilm in einer sehr lauten Epoche Erfolg hat, mach das Gegenteil<br />

von <strong><strong>de</strong>m</strong>, was in Mo<strong>de</strong> ist. 3. Der technische Fortschritt krempelt alle Berufe um: So wie die Stummfilmkünstler arbeitslos wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n<br />

auch alle Freiberufler scheitern, die z. B. Social Media nicht nutzen. 4. Der Stummfilm zeigt die Macht <strong>de</strong>r Körpersprache: Nutze sie und<br />

kläre <strong>de</strong>ine Seminarteilnehmer darüber auf. 5. Ärgere dich nicht darüber, dass es Idioten gibt, die dich nicht verstehen: In fast je<strong><strong>de</strong>m</strong> Land<br />

<strong>de</strong>r Welt wollten einige Zuschauer ihr Geld zurück, weil <strong>de</strong>r Film Schwarz-Weiß war und keine Dialoge hatte.<br />

6 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Barcelona Budapest Genf<br />

Hamburg<br />

Köln Lyon Madrid Moskau München<br />

Stuttgart<br />

Wien<br />

Zürich<br />

Insgesamt über<br />

➲ 450 Aussteller<br />

➲ 240 Vorträge<br />

➲ 6 Keynotes<br />

➲ 7.500 Fachbesucher<br />

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24.–25. April<br />

Stuttgart<br />

twitter Stuttgart: #Psued12<br />

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Hamburg<br />

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KEYNOTE-SPEAKER 2012<br />

Foto: Dr. Mićić<br />

Foto: Schoepf<br />

Dr. Pero Mićić<br />

Grün<strong>de</strong>r und Vorstand <strong>de</strong>r<br />

FutureManagementGroup AG<br />

präsentiert von Speakers Excellence<br />

Katrin Schoepf<br />

Führungskräfteentwicklung,<br />

IBM Deutschland GmbH<br />

präsentiert von HR RoundTable<br />

Foto: Rossié<br />

Foto: Meixner<br />

Michael Rossié<br />

Coach für Personalvorstän<strong>de</strong> großer DAX-<br />

Unternehmen, Schauspieler und Spezialist für<br />

Kommunikation und Körpersprache<br />

präsentiert von German Speakers Association<br />

Prof. Dr.<br />

Hanns-Eberhard Meixner<br />

Emeritus, Fachhochschule für öffentliche<br />

Verwaltung NRW<br />

Foto: Unland Foto: Neidhart<br />

Dominik Neidhart<br />

Spitzensportler und dreimaliger<br />

Teilnehmer am America’s Cup<br />

präsentiert von Speakers Excellence<br />

André Unland<br />

Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources<br />

Organizational and People Development,<br />

Kuehne + Nagel (AG & Co.) KG<br />

präsentiert von HR RoundTable<br />

Keynotevorträge und Vorträge im Eintrittspreis enthalten<br />

Hauptsponsor Nord/Süd<br />

Hauptsponsor Süd<br />

In Stuttgart zeitgleich & im Preis inbegriffen<br />

Medienpartner<br />

3. Europäische Fachmesse für betriebliche<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und Demografie


aktuell<br />

Die Auserwählten:<br />

Nele Muyshondt,<br />

Natalie Gordin und<br />

Audrey Venant.<br />

Foto: Metro AG<br />

FÜHRUNGSKRÄFTEENTWICKLUNG<br />

Metro schickt Nachwuchsführungskräfte<br />

ins ewige Eis<br />

Der Han<strong>de</strong>lskonzern Metro hat En<strong>de</strong><br />

Februar drei Mitarbeiterinnen zu einer<br />

zweiwöchigen Expedition in die Antarktis<br />

geschickt. Bei <strong>de</strong>r Tour unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>r amerikanischen Organisation „2041“<br />

<strong>de</strong>s Polarforschers Robert Swan soll es um<br />

Teamwork, Führungsverantwortung und<br />

die persönliche Entwicklung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

gehen. Bereits seit 2003 leitet Swan jährlich<br />

Antarktisexpeditionen für Führungskräfte,<br />

Unternehmer, Stu<strong>de</strong>nten und Manager.<br />

Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> Projekt will das Düsseldorfer Dax-<br />

Unternehmen letztlich neue Wege in <strong>de</strong>r<br />

ILS INSTITUT FÜR LERNSYSTEME<br />

iPad App gewinnt Digita<br />

Digita für „Social-Media-Manager/in“.<br />

Führungskräfteentwicklung beschreiten.<br />

Die Teilnehmer müssen sich dabei <strong>mit</strong> und<br />

in ihrem Team in ungewohnter Umgebung<br />

bewähren. Als angehen<strong>de</strong> Führungskräfte<br />

könnten sie hier unter Beweis stellen, dass<br />

Teamwork und Verantwortung für sie auch<br />

unter extremen Bedingungen selbstverständlich<br />

sind. Ausgewählt wur<strong>de</strong>n die<br />

Teilnehmerinnen im vergangenen Jahr in<br />

einem Wettbewerb unter rund 100 Nachwuchsführungskräften.<br />

Bei <strong>de</strong>r Reise in die<br />

Antarktis han<strong>de</strong>lt es sich voraussichtlich<br />

aber um eine einmalige Aktion.<br />

Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> „Qualitätspreis für digitale Bildungsmedien“<br />

(Digita) 2012 in <strong>de</strong>r Kategorie<br />

„Weiterbildung“ wur<strong>de</strong> in diesem Jahr<br />

die iPad App zum Fernlehrgang „Social-<br />

Media-Manager/in“ <strong>de</strong>s ILS Instituts für<br />

Lernsysteme ausgezeichnet. Laut ILS ist<br />

die App die erste in Deutschland, die ein<br />

komplettes Fernstudium <strong>mit</strong> allen Studieninhalten<br />

und Interaktionsmöglichkeiten<br />

zwischen Teilnehmern und Fernschule zur<br />

Verfügung stellt.<br />

ROLAND BERGER<br />

Neue Corporate<br />

University<br />

Die internationale Strategieberatung<br />

Roland Berger Strategy<br />

Consultants hat am 29. Februar<br />

in München die Roland Berger<br />

School of Strategy and Economics<br />

(RBSE) eröffnet. Weitere<br />

Standorte in Peking und Berlin<br />

sollen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Monaten folgen. Das Studienangebot<br />

richtet sich zunächst<br />

an die weltweiten Mitarbeiter<br />

von Roland Berger. Ziel <strong>de</strong>r neu<br />

gegrün<strong>de</strong>ten School ist es, die<br />

Erfahrung und das umfassen<strong>de</strong><br />

Wissen <strong>de</strong>r 2.500 Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Strategieberatung noch<br />

effizienter zu bün<strong>de</strong>ln und<br />

durch lokale Workshops und<br />

E-Learning-Kurse intern weiterzuver<strong>mit</strong>teln.<br />

Darüber hinaus<br />

sollen Fellowship-Programme<br />

eine intensive Mitarbeit an<br />

<strong>de</strong>r School ermöglichen. Dafür<br />

können sich Roland Berger-<br />

Mitarbeiter eine Auszeit von<br />

mehreren Monaten nehmen –<br />

eine Maßnahme, die das schon<br />

bestehen<strong>de</strong> Programm <strong>de</strong>r Beratung<br />

für ihre Mitarbeiter in 35<br />

Län<strong>de</strong>rn ergänzt. Vom Weiterbildungsangebot<br />

sollen künftig<br />

auch Externe profitieren können:<br />

2013 will sich die Roland<br />

Berger School of Strategy and<br />

Economics nach außen öffnen.<br />

8 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


DEUTSCHE POST<br />

Ärger durch „Mobbing-Leitfa<strong>de</strong>n“<br />

Kurz und Knapp<br />

Nicht selten wird <strong>de</strong>r Vorgesetzte selbst<br />

zum Mobbing-Täter. Die Grün<strong>de</strong> sind vielfältig.<br />

Häufig geht es dabei aber darum,<br />

Mitarbeiter zu disziplinieren und zur Leistung<br />

anzutreiben – wie auch im aktuellen<br />

Fall <strong>de</strong>r Deutschen Post. Was war passiert?<br />

Dem Magazin „Stern“ lag ein internes<br />

Papier vor, in <strong><strong>de</strong>m</strong> recht zweifelhafte Maßnahmen<br />

im Umgang <strong>mit</strong> Low Performern<br />

genannt wer<strong>de</strong>n – und nicht nur das. Die<br />

Postboten wur<strong>de</strong>n darin in vier „Typen“<br />

eingeteilt: Typ eins etwa arbeitet „zuverlässig“,<br />

aber „extrem langsam“; Typ zwei sei<br />

„uneinsichtig“ und „beratungsresistent“,<br />

kurz: „Motzbrü<strong>de</strong>r“ <strong>mit</strong> „negativer Grun<strong>de</strong>instellung“;<br />

bei Typ drei handle es sich um<br />

„Sozialfälle“, die für die Zustellung „ungeeignet“<br />

seien; Typ vier könne wegen seines<br />

„hohen Alters“ <strong>de</strong>n Schalter nicht mehr<br />

umlegen. Um diese „auffälligen“ Zusteller<br />

letztlich zu „bändigen“, bedarf es beson<strong>de</strong>rer<br />

„Maßnahmen“: Zur Leistungssteigerung<br />

wer<strong>de</strong> empfohlen, etwa samstags und montags<br />

o<strong>de</strong>r vor Feiertagen nie freizugeben<br />

o<strong>de</strong>r Gespräche <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Ziel zu führen,<br />

Überstun<strong>de</strong>n verfallen zu lassen – Metho<strong>de</strong>n,<br />

die nicht ohne Grund für Aufregung<br />

sorgten. Wenig verwun<strong>de</strong>rlich, dass kurz<br />

nach Bekanntwer<strong>de</strong>n dieses „Mobbing-<br />

Leitfa<strong>de</strong>ns“ die Post sich von <strong>de</strong>n Inhalten<br />

sofort distanziert hat. Das Papier sei bereits<br />

2009 in einer einzelnen Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />

Nordrhein-Westfalen entstan<strong>de</strong>n, es sei<br />

aber nie zu einer Umsetzung o<strong>de</strong>r Maßnahmen<br />

entlang <strong>de</strong>r Vorschläge gekommen,<br />

sagte Post-Sprecher Dirk Klasen <strong>de</strong>r Nachrichtenagentur<br />

dpa. Der verantwortliche<br />

Manager sei zu<strong><strong>de</strong>m</strong> versetzt wor<strong>de</strong>n.<br />

Top Job. Der Arbeitgebervergleich<br />

„Top Job“ von Compamedia und<br />

<strong>de</strong>r Universität St. Gallen startet<br />

<strong>mit</strong> einer Neuheit in seine aktuelle<br />

Run<strong>de</strong>: Mittelständler, die gute<br />

Personalarbeit leisten, jedoch<br />

noch nicht im Wettbewerb <strong>de</strong>r 100<br />

besten Arbeitgeber antreten möchten,<br />

können nun ihre Personalarbeit<br />

zertifizieren lassen. Bewerbungsschluss<br />

ist <strong>de</strong>r 30. April.<br />

50Plus. Immer mehr Ältere<br />

arbeiten bis kurz vor Erreichen<br />

<strong>de</strong>s Renteneintrittsalters: Waren<br />

dies 2000 noch 19,9 Prozent<br />

<strong>de</strong>r 60- bis 64-Jährigen, waren es<br />

zehn Jahre später bereits 40,8<br />

Prozent. Dies geht aus <strong><strong>de</strong>m</strong> ersten<br />

Fortschrittsreport „Altersgerechte<br />

Arbeitswelt“ hervor, <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerin<br />

Ursula von <strong>de</strong>r<br />

Leyen zusammen <strong>mit</strong> DGB-Chef<br />

Michael Sommer und Handwerks-<br />

Präsi<strong>de</strong>nt Otto Kentzler kürzlich in<br />

Berlin vorgestellt hat.<br />

Foto: Deutsche Post<br />

WBMONITOR 2011<br />

Ein internes Papier<br />

brachte die Deutsche<br />

Post in arge<br />

Erklärungsnot.<br />

Demografische Entwicklung erreicht Weiterbildungsmarkt<br />

Karriere. Tatkräftiger Wissensdurst<br />

wird immer wichtiger, wenn<br />

es um eine Beför<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Joberhalt geht. So halten 91<br />

Prozent <strong>de</strong>r 301 befragten Personalverantwortlichen<br />

laut <strong>de</strong>r TNS<br />

Infratest-Studie „Weiterbildungstrends<br />

in Deutschland 2012“<br />

Eigeninitiative in <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

für wichtig. 2009 waren es noch<br />

79 Prozent.<br />

Jeweils rund ein Viertel <strong>de</strong>r<br />

Weiterbildungsanbieter will<br />

innerhalb <strong>de</strong>r nächsten fünf<br />

Jahre Angebote zur Qualifizierung<br />

für altersgerechtes<br />

Arbeiten im Betrieb, zum Transfer<br />

<strong>de</strong>s Erfahrungswissens ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter o<strong>de</strong>r<br />

zur erfolgreichen Bewältigung<br />

<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>ls in<br />

Betrieben einführen. Dies geht<br />

aus <strong><strong>de</strong>m</strong> aktuellen wbmonitor<br />

2011 <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinstituts für<br />

Berufsbildung (BIBB) und <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung<br />

– Leibniz-Zentrum<br />

für Lebenslanges Lernen<br />

(DIE) hervor. An <strong>de</strong>r Umfrage<br />

beteiligten sich 1.700 Weiterbildungsanbieter.<br />

Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Studie wird alljährlich auch<br />

<strong>de</strong>r Klimawert er<strong>mit</strong>telt, <strong>de</strong>r<br />

die wirtschaftliche Stimmung<br />

in <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche<br />

misst. Er ist 2011 im Vergleich<br />

zu 2010 insgesamt positiv und<br />

stabil geblieben. Dennoch:<br />

Während betrieblich finanzierte<br />

Anbieter von einer glänzen<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsentwicklung berichten,<br />

ist <strong>de</strong>r Klimawert <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsagentur finanzierten<br />

Anbieter erstmals so stark<br />

gesunken, dass er negativ ausfällt.<br />

Eine künftige Besserung<br />

wird in<strong>de</strong>s nicht erwartet.<br />

Auch das noch. Die Lehrermesse<br />

Didacta, die vom 14. bis<br />

18. Februar in Hannover stattfand,<br />

mel<strong>de</strong>te zwar <strong>mit</strong> 80.000<br />

Besuchern und 900 Ausstellern<br />

einen Rekord, konnte aber auch<br />

in diesem Jahr bei Personalentwicklern<br />

und Business-Trainern<br />

nicht wirklich punkten. Warum?<br />

Die Begleitkongresse „Trainertag“<br />

und „HR-Forum 2012“ mussten<br />

mangels Besucherinteresse abgesagt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 9


aktuell<br />

DDI-STUDIE<br />

Chefs versagen im zwischenmenschlichen<br />

Umgang<br />

IN EIGENER SACHE<br />

<strong>Haufe</strong> übernimmt Umantis<br />

Vielen Managern fehlt es an<br />

Empathie im Umgang <strong>mit</strong> ihren<br />

Mitarbeitern, ihnen fehlen<br />

wichtige Führungsqualitäten<br />

und sie erfüllen ihre Aufgaben<br />

nicht effektiv. Das zeigt eine<br />

aktuelle Studie <strong>de</strong>r Talentmanagementberatung<br />

Development<br />

Dimensions International<br />

(DDI), für die weltweit 1.279<br />

Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung<br />

befragt wur<strong>de</strong>n. So<br />

bezeichneten 34 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten ihre Chefs als nur<br />

manchmal o<strong>de</strong>r niemals effektiv.<br />

37 Prozent sagten, sie seien<br />

nur manchmal o<strong>de</strong>r niemals<br />

motiviert, ihr Bestes für ihre<br />

momentane Führungskraft zu<br />

geben. Schlimmer noch: Die<br />

Studienteilnehmer gaben im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Studie „Lessons<br />

for Lea<strong>de</strong>rs from the People<br />

Who Matter“ im Durchschnitt<br />

an, lieber einen Strafzettel, eine<br />

Erkältung o<strong>de</strong>r einen schmerzhaften<br />

Kater hinzunehmen, als<br />

ein schwieriges Gespräch <strong>mit</strong><br />

ihrem Chef zu führen. Im Detail<br />

beklagten die Mitarbeiter, dass<br />

ihre Vorgesetzten niemals<br />

o<strong>de</strong>r selten auf ihre Anliegen<br />

eingingen und dazu neigten,<br />

„Lieblings<strong>mit</strong>arbeiter“ auszumachen.<br />

Viele Führungskräfte<br />

gäben zu<strong><strong>de</strong>m</strong> nur selten o<strong>de</strong>r<br />

nie ausreichen<strong>de</strong>s Leistungs-<br />

Feedback.<br />

Die Freiburger <strong>Haufe</strong> Gruppe hat die Schweizer<br />

Umantis AG, Anbieter für web-basiertes Talentund<br />

Leistungsmanagement, gekauft. Die Strukturen<br />

und Standorte bei<strong>de</strong>r Firmen bleiben<br />

allerdings erhalten, teilte das Unternehmen <strong>mit</strong>.<br />

Die integrierte technische Plattform für Talentund<br />

Bewerbermanagement, das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Zusammenarbeit, wird in Deutschland<br />

künftig unter <strong>de</strong>r Marke „<strong>Haufe</strong>.umantis“<br />

angeboten. Gestärkt durch das technische<br />

Know-how von Umantis, kann das Freiburger<br />

Unternehmen seinen „People-Contribution“-<br />

Ansatz nun ganzheitlich umsetzen: Inhaltlich<br />

in Online-Datenbanken, Publikationen und in<br />

Aus- und Weiterbildung; technologisch <strong>mit</strong> webbasierter<br />

Talentmanagement-Software sowie<br />

weiteren Lösungen, beispielsweise im Bereich<br />

Wissensmanagement.<br />

BDU-MARKTSTUDIE 2011<br />

Umsätze erstmals über 20 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Quelle: Facts & Figures zum Beratermarkt 2011/2012, BDU e.V. 2012<br />

Trendthese 2012<br />

Umfrage. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in vielen<br />

Beratungsprojekten an Be<strong>de</strong>utung.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Stimme voll zu<br />

Stimme nicht zu<br />

Gute Exportzahlen und eine anziehen<strong>de</strong><br />

Binnenkonjunktur haben 2011 für ein<br />

günstiges Investitionsklima in <strong>de</strong>utschen<br />

Firmen und dadurch für eine positive<br />

Geschäftsentwicklung in <strong>de</strong>r Unternehmensberaterbranche<br />

gesorgt. Der Gesamtumsatz<br />

legte 2011 um 9,5 Prozent zu und<br />

kletterte <strong>mit</strong> 20,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro erstmalig<br />

über die 20 Milliar<strong>de</strong>n Schwelle (2010:<br />

18,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro). Für 2012 erwarten<br />

die Unternehmensberater ein Branchenplus<br />

von sieben Prozent. Dies sind Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Marktstudie „Facts & Figures zum<br />

Beratermarkt 2011/2012“, die <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Deutscher Unternehmensberater<br />

(BDU) Anfang März vorgestellt hat.<br />

23%<br />

35%<br />

20%<br />

14%<br />

5%<br />

3%<br />

Die Studie zeigt aber auch: Volatile Märkte<br />

und schnelle Verän<strong>de</strong>rungsrhythmen zwingen<br />

die Unternehmen auch weiterhin dazu,<br />

sich immer wie<strong>de</strong>r auf neue Marktbedingungen<br />

einzustellen. In <strong>de</strong>r Konsequenz<br />

wer<strong>de</strong>n in Beratungsprojekten vermehrt<br />

Szenarientechniken eingesetzt, um die<br />

auftraggeben<strong>de</strong>n Firmen bestmöglich auf<br />

<strong>de</strong>nkbare Entwicklungen vorzubereiten.<br />

Was gefragte Beratungsthemen anbelangt,<br />

war 2011 das Jahr <strong>de</strong>r Wachstumsthemen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs gefragt war beispielsweise die<br />

Unterstützung durch Unternehmensberater<br />

bei Internationalisierungs-/Wachstumsstrategien<br />

(+ 9,9 Prozent) und Marketing- und<br />

Vertriebsstrategien (10,2 Prozent). Den<br />

höchsten Zuwachs verzeichneten allerdings<br />

<strong>mit</strong> einem Plus von 11,3 Prozent Beratungsleistungen<br />

rund um das Thema Nachhaltigkeitsmanagement.<br />

Die gestiegenen<br />

Investitionen <strong>de</strong>r Klienten im Personalmanagement<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Zuwachsraten im<br />

Talentmanagement (2011: +12,4 Prozent)<br />

und <strong>de</strong>r Vergütungsberatung (+11,9 Prozent)<br />

<strong>de</strong>utlich.<br />

10 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


MERCEDES-BENZ<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> nutzen neue Lernplattform<br />

Merce<strong>de</strong>s-Benz setzt auf Ausbildung 2.0.<br />

Das Merce<strong>de</strong>s-Benz-Werk in Mannheim<br />

beschreitet neue Wege in <strong>de</strong>r dualen Ausbildung.<br />

Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> Projekt „Berufliches Lernen<br />

im Produktionsprozess“ (BLIP), wur<strong>de</strong><br />

gemeinsam <strong>mit</strong> IG Metall, Infoman AG und<br />

Foto: Daimler AG<br />

<strong>de</strong>r Lea<strong>de</strong>rship Kulturstiftung Landau eine<br />

internet-basierte Lernplattform entwickelt,<br />

die <strong>de</strong>n Lernbedürfnissen <strong>de</strong>r heutigen<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gerecht wird und praxisnahes,<br />

individuell gesteuertes Lernen <strong>mit</strong><br />

mo<strong>de</strong>rner Technik ermöglicht. Ziel <strong>de</strong>s<br />

Projekts ist <strong>de</strong>r Einsatz neuer Medien auf<br />

Web-2.0-Basis zur stärkeren Vernetzung<br />

und Kooperation von Berufsschule, Ausbildungswerkstatt<br />

und Produktion.<br />

Doch was bietet BLIP konkret? Die Auzubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

erhalten ihre persönlichen Lernaufträge<br />

direkt über die Plattform, in Foren<br />

können sie aktuelle Lernfragen diskutieren<br />

und in einem Online-Lexikon ihre Kenntnisse<br />

an<strong>de</strong>ren zur Verfügung stellen. Auch<br />

Berufsschullehrer und Ausbil<strong>de</strong>r können<br />

sich auf <strong>de</strong>r Plattform austauschen, Dokumente<br />

zur Verfügung stellen und <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Feedback geben.<br />

STUDIE<br />

Motivation ist nicht<br />

käuflich<br />

Motiviert Geld die Mitarbeiter? Zu<br />

dieser Frage gibt es zahlreiche Studien.<br />

Eine nach eigenen Angaben<br />

erstmals repräsentative Umfrage<br />

unter 18.000 Arbeitnehmern haben<br />

nun die Hay Group und Stepstone<br />

veröffentlicht. Die Quintessenz:<br />

Mitarbeiter sind käuflich, ihre<br />

Motivation nicht. Wichtiger als<br />

das Gehalt seien vielmehr weiche<br />

Faktoren wie ein kollegiales<br />

Arbeitsumfeld (80 Prozent) und<br />

ein erfüllen<strong>de</strong>r Job (66 Prozent).<br />

Ein angemessenes Gehalt lan<strong>de</strong>t<br />

<strong>mit</strong> Abstand auf Platz drei (56<br />

Prozent) <strong>de</strong>r Motivatoren, dicht<br />

gefolgt von einer guten Führungskraft<br />

und genügend Entscheidungsfreiräumen<br />

im Job.<br />

ZERTIFIZIERTER BASISTRAINER ADG<br />

Der Grundstein für Ihren erfolgreichen Weg zum professionellen<br />

Trainer!<br />

Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> „Zertifizierten Basistrainer ADG“ lernen Sie, Trainings<br />

selbstständig zu entwickeln und erfolgreich durchzuführen.<br />

Auch trockenen Themen verleihen Sie durch innovative<br />

Metho<strong>de</strong>n die notwendige Frische. Sie erfahren, wie Sie echte<br />

Lernfortschritte erzielen und diese bei Ihren Teilnehmern<br />

nachhaltig aufrecht erhalten.<br />

dipl. SYSTEMISCHER COACH ADG<br />

Professionelle Coachingkompetenz als Ihr Erfolgsrezept!<br />

Als „diplomierter Systemischer Coach ADG“ drehen Sie in<br />

Gesprächssituationen Konflikte zu „Win-win-Konstellationen“.<br />

Sie machen neue Teams arbeitsfähig, entwickeln die<br />

Potenziale Ihrer Mitarbeiter und i<strong>de</strong>ntifizieren Perspektiven<br />

für die Bewältigung individueller und unternehmerischer<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Sie <strong>de</strong>nken in Lösungen, nicht in Problemen.<br />

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die neuen Zertifizierungsstarts!<br />

ADG | Christiane Ritter | T: 02602 14-261 | E-Mail: christiane_ritter@adgonline.<strong>de</strong>


aktuell<br />

Felix Müller, Direktor<br />

<strong>de</strong>r Henley Business<br />

School Deutschland.<br />

Foto: Henley Business School<br />

INTERVIEW<br />

Henley Business School startet in<br />

Deutschland <strong>mit</strong> Coaching-Ausbildung<br />

Die Henley Business School Deutschland,<br />

eine hun<strong>de</strong>rtprozentige Tochter <strong>de</strong>r Henley<br />

Business School in Henley-on-Thames<br />

(Universität Reading) in Großbritannien,<br />

will <strong>mit</strong> einer neuen Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />

Deutschland durchstarten. Henley, zertifiziert<br />

von AACSB in <strong>de</strong>n USA, AMBA in<br />

Großbritannien und EQUIS in <strong>de</strong>r EU, bietet<br />

einen „Flexible MBA“ und „Executive<br />

Education“. Am 14. Juni startet Henley in<br />

Frankfurt <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Lehrgang „Professional<br />

Certificate in Coaching“. „wirtschaft<br />

+ weiterbildung“ sprach <strong>mit</strong> Felix Müller,<br />

Direktor von Henley Germany.<br />

EBS BUSINESS SCHOOL<br />

Weiterbildungsoffensive<br />

Die EBS Universität für Wirtschaft und<br />

Recht hat eine weitreichen<strong>de</strong> Reform<br />

für mehr Tran<strong>sparen</strong>z und Wachstum<br />

beschlossen. Danach wird die Weiterbildung<br />

ab <strong><strong>de</strong>m</strong> zweiten Halbjahr 2012<br />

zur dritten strategischen Säule <strong>de</strong>r<br />

Business School ausgebaut und steht<br />

zukünftig als eigene „Executive School“<br />

neben <strong>de</strong>r Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern<br />

(Business School) und<br />

Juristen (Law School). Mit dieser strategischen<br />

Weiterentwicklung will sich die<br />

EBS, die bereits seit 25 Jahren Weiterbildung<br />

anbietet, zusätzliches Wachstumspotenzial<br />

erschließen und <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />

Nachfrage entgegenkommen.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist es recht still<br />

gewor<strong>de</strong>n um Henley in Deutschland, doch<br />

nun zeigen Sie wie<strong>de</strong>r Präsenz und haben<br />

ein Büro in Frankfurt eröffnet. Was steckt<br />

dahinter?<br />

Felix Müller: Genau genommen waren wir<br />

ja nie weg aus Deutschland. Und <strong>de</strong>r Erfolg<br />

von Henley hierzulan<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten<br />

zwanzig Jahren war und ist darin begrün<strong>de</strong>t,<br />

dass die Teilnehmer bei uns einen international<br />

renommierten und anerkannten<br />

MBA-Abschluss erwerben können, ohne<br />

Deutschland zu verlassen. Aber es stimmt,<br />

dass wir uns verän<strong>de</strong>rt haben. Wir bieten<br />

nun unseren flexible MBA ohne einen Partner<br />

o<strong>de</strong>r Mittelsmann in München und<br />

Frankfurt an. Mittelfristig wird ein dritter<br />

Standort dazukommen. Wir sind eine<br />

eigenständige GmbH <strong>mit</strong> engen Verbindungen<br />

zum Mutterhaus in England, die<br />

ein speziell für Deutschland entwickeltes<br />

Portfolio zu bieten hat. Und so viel kann<br />

ich Ihnen schon verraten: Da steckt weitaus<br />

mehr drin als „nur“ ein MBA-Programm.<br />

Zur Feier Ihrer Büroeröffnung gab es ja<br />

eine Veranstaltung zum Thema<br />

„Professional Certificate in Coaching“ …<br />

Müller: Ja, <strong>de</strong>r Lehrgang zum „Professional<br />

Certificate in Coaching“ startet Mitte Juni<br />

bei Henley. Das Certificate ist <strong>de</strong>r erste Baustein<br />

auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Weg zum „Henley Master<br />

of Science in Coaching and behavioural<br />

Change“, <strong>de</strong>n wir bis jetzt nur in England<br />

anbieten. Mittelfristig wollen wir aber das<br />

ganze Programm nach Deutschland holen.<br />

Es geht insgesamt weit über eine „normale“<br />

Ausbildung zum Business-Coach hinaus,<br />

und wir sehen <strong>de</strong>n Lehrgang vor allem als<br />

nutzbringend für Führungskräfte in Unternehmen<br />

an, die sich entwickeln, ihre Führungskompetenz<br />

ausbauen und ein tieferes<br />

Verständnis <strong>de</strong>r Kräfte erwerben wollen,<br />

die in einem Team o<strong>de</strong>r einer Abteilung<br />

eine Rolle spielen.<br />

Das sind aber ja nur einige Aspekte <strong>de</strong>s<br />

Themas Mitarbeiter- o<strong>de</strong>r High-Potential-<br />

Entwicklung. Wie packen Sie dieses Thema<br />

<strong>de</strong>nn grundlegend an?<br />

Müller: Wir bei Henley bieten „Learning<br />

<strong>de</strong>vices“ für Berufstätige an. Das kann ein<br />

berufsbegleiten<strong>de</strong>r MBA sein, das können<br />

firmeninterne Programme zu Lea<strong>de</strong>rship<br />

und Change sein, das können die neuen<br />

Master-of-Science-Programme sein. Mit<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> zunehmen<strong>de</strong>n „War for Talents“ wer<strong>de</strong>n<br />

die Mitarbeiter sowieso verstärkt ihre<br />

Bildungskarriere selbst in die Hand nehmen<br />

und <strong>de</strong>n Unternehmen gegenüber<br />

ihre Ansprüche formulieren. Ganz konkret<br />

ist unser Ziel darüber hinaus, <strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen leistungsfähiger zu machen,<br />

in<strong><strong>de</strong>m</strong> wir ihre Mitarbeiter speziell in <strong>de</strong>n<br />

Bereichen Lea<strong>de</strong>rship und Change weiterbil<strong>de</strong>n<br />

und begleiten. Dabei gehen wir<br />

davon aus, dass verstärkt Programme<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n, die zu aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ischen<br />

Abschlüssen wie etwa <strong>de</strong>n Masters of Science<br />

führen – Vorreiter ist hier übrigens<br />

die Deutsche Telekom <strong>mit</strong> ihren Professional<br />

Programmes, die wir gemeinsam entwickelt<br />

haben. Henley ist ja in all diesen<br />

Bereichen schon länger zu Hause. Nun laufen<br />

die Fä<strong>de</strong>n in Frankfurt zusammen, und<br />

wir können ganz gezielt auf die Bedürfnisse<br />

am <strong>de</strong>utschen Markt eingehen.<br />

Interview: Dr. Petra Folkersma<br />

12 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


MMB-INSTITUT<br />

Mobile Anwendungen verän<strong>de</strong>rn<br />

E-Learning-Markt<br />

Für kleines Geld gibt es für Endanwen<strong>de</strong>r <strong>mit</strong>tlerweile<br />

viele Smartphone- und Tablet-PC-Apps zum Lernen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Frage, welche konkreten Vorteile Lern-Apps<br />

bieten und was das für die Didaktik be<strong>de</strong>utet, hat<br />

sich das MMB-Institut, Essen, in einem neuen E-Paper<br />

beschäftigt. Der Markt <strong>de</strong>r Lern-Apps wird laut <strong>de</strong>n<br />

Autoren von Anbietern beherrscht, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> traditionellen<br />

E-Learning Markt nichts o<strong>de</strong>r kaum etwas zu<br />

tun haben und nicht im „MMB E-Learning-Wirtschaftsranking“<br />

o<strong>de</strong>r auf traditionellen Messen vertreten sind.<br />

Vielmehr kämen zu <strong>de</strong>n ursprünglichen E-Learning-<br />

Produzenten Verlage, auf Apps aller Art spezialisierte<br />

Software-Unternehmen und Spieleentwickler. Ganz<br />

neue Konkurrenz för<strong>de</strong>rn könnte die neue, kostenlose<br />

Autoren-Software iBooks Author von Apple, die Autoren<br />

von Lernangeboten seit Kurzem nutzen können<br />

und die es noch einfacher machen soll, interaktive<br />

Lernangebote zu erstellen, so das E-Paper. Als Vorteile<br />

für Lern-Apps nennen die Autoren unter an<strong>de</strong>rem eine<br />

klar umrissene und spezifische Leistung, die Unabhängigkeit<br />

vom Ort, schnelle Verfügbarkeit, <strong>de</strong>n geringen<br />

Preis und die, passend zum Betriebssystem, zentralen<br />

Verkaufsplattformen wie <strong>de</strong>n iTunes-App-Store o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Android Market. Nachteile sehen sie allerdings vor<br />

allem in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Unterstützung <strong>de</strong>s Lerners durch<br />

Lehrer o<strong>de</strong>r Trainer, <strong><strong>de</strong>m</strong> fehlen<strong>de</strong>n Kontakt zu an<strong>de</strong>ren<br />

Lernern und die mangeln<strong>de</strong> Beschreibung. Auch Zertifikate<br />

o<strong>de</strong>r die Erreichung komplexer Lernziele sei <strong>mit</strong><br />

Apps nicht möglich. Fazit: Lern-Apps stellen eine gute<br />

Form <strong>de</strong>s digitalen Lernens dar und verfügen <strong>mit</strong>tlerweile<br />

über eine hohe Akzeptanz. Sie könnten <strong>de</strong>n Einstieg<br />

für das Lernen am PC wesentlich erleichtern.<br />

Lernen für unterwegs.<br />

Beson<strong>de</strong>rs<br />

für das Sprachen<br />

lernen, sind Apps<br />

beliebt.<br />

ZUKUNFTSWEISEND.<br />

ONBOARDING MIT E-LEARNING –<br />

MITARBEITER ERFOLGREICH EINARBEITEN.<br />

SkillSoft Roadshow 2012 –<br />

Onboarding <strong>mit</strong> e-Learning<br />

Gutes Onboarding be<strong>de</strong>utet einen strukturierten Prozess, <strong>de</strong>r sicherstellt,<br />

dass Mitarbeiter vom ersten Tag an zum Unternehmen gehören.<br />

Als einer <strong>de</strong>r global führen<strong>de</strong>n e-Learning Anbieter verfügt SkillSoft<br />

über eine ausgewiesene Erfahrung und Expertise zu diesem Thema.<br />

Im Rahmen unsere Roadshow zeigen Ihnen Experten anhand praxisnaher<br />

Vorträge und Beispiele, wie Sie die Einarbeitung Ihrer Mitarbeiter<br />

optimal gestalten können.<br />

Mel<strong>de</strong>n Sie sich noch heute für die kostenlose<br />

Praxisveranstaltung „Onboarding <strong>mit</strong><br />

e-Learning“ in einer <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Städte an:<br />

www.SkillSoft.<strong>de</strong><br />

HAMBURG | SIDE Hotel Hamburg<br />

Donnerstag, 26.04.2012<br />

MÜNCHEN | Hilton München City<br />

Dienstag, 08.05.2012<br />

DÜSSELDORF | NH Düsseldorf City Nord<br />

Donnerstag, 10.05.2012<br />

ZÜRICH | Novotel Zürich West<br />

Dienstag, 31.05.2012<br />

WIEN | Vienna Marriott Hotel<br />

Dienstag, 05.06.2012<br />

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 12.00 Uhr <strong>mit</strong><br />

einem gemeinsamen Lunch und en<strong>de</strong>n gegen 14.00 Uhr.<br />

JETZT ANMELDEN!<br />

www.skillsoft.<strong>de</strong>/roadshow<br />

QR-Co<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Mobiltelefon<br />

scannen und direkt anmel<strong>de</strong>n!


menschen<br />

Der kleinste Fehler in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

eines Teams hat beim<br />

Hochleistungssegeln gravieren<strong>de</strong> Folgen:<br />

Hier das Team Artemis aus Schwe<strong>de</strong>n,<br />

das während <strong>de</strong>s America´s Cup 2011<br />

vor Plymouth (Sü<strong>de</strong>ngland) gegen das<br />

Kentern ankämpft.<br />

„ Wenn mein Beitrag<br />

etwas zählt, dann<br />

motiviert das sehr.“<br />

INTERVIEW. Der Segler Dominik Neidhart hat im Jahr 2003<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Schweizer Team Alinghi Geschichte geschrieben:<br />

Als erstes europäisches Team gewann die Mannschaft <strong>de</strong>n<br />

America’s Cup, die „Formel 1 <strong>de</strong>s Segelns“. Neidhart<br />

analysiert in diesem Interview die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Teams Alinghi und zeigt anhand dieser<br />

exemplarischen Crew, wie Höchstleistungen auch in <strong>de</strong>r Welt<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft erreicht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Foto: K. Doherty/Reuters<br />

Was muss man als Personalchef beachten, wenn man<br />

hervorragen<strong>de</strong> Teamplayer einstellen will?<br />

Dominik Neidhart: Im Teamsport können Sie nicht allein, son<strong>de</strong>rn<br />

nur gemeinsam Ziele erreichen. Da nützt es Ihnen nichts,<br />

wenn Sie Talente haben, die alles an sich reißen, um persönlich<br />

weiterzukommen. Sie brauchen statt<strong>de</strong>ssen Leistungsträger,<br />

die <strong>de</strong>n Teamgedanken unterstützen. Daher sollten Unternehmen<br />

schon bei <strong>de</strong>r Einstellung auf die charakterliche Eignung<br />

achten. Denn Sie können einen Menschen fachlich aufbauen<br />

und beruflich weiterentwickeln, aber nicht seinen Charakter<br />

verän<strong>de</strong>rn. Hinzu kommt die Frage <strong>de</strong>r Mentalität. Menschen<br />

<strong>mit</strong> Verlierermentalität geben bei einer Nie<strong>de</strong>rlage immer <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Umfeld die Schuld. Wir kennen das aus <strong><strong>de</strong>m</strong> Fußball. Da heißt<br />

es dann beispielsweise: „Wir konnten nicht gut spielen, weil<br />

wir auf Kunstrasen antreten mussten.“ Diese Argumentation<br />

blen<strong>de</strong>t völlig aus, dass <strong>de</strong>r Gegner auch auf Kunstrasen gespielt<br />

hat. Wenn man stets <strong><strong>de</strong>m</strong> Umfeld die Schuld gibt, kann<br />

man sich nicht verbessern.<br />

Wie lässt sich feststellen, dass jemand <strong>de</strong>n richtigen<br />

Charakter <strong>mit</strong>bringt?<br />

Neidhart: Bei Alinghi lief die Auswahl <strong>de</strong>r Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

über Empfehlung. Dies wur<strong>de</strong> zugegebenermaßen dadurch<br />

erleichtert, dass es weltweit nicht so viele Top-Segler wie beispielsweise<br />

gute Manager gibt. Man kennt sich einfach. Der<br />

Weg über die Empfehlung hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass er Vertrautheit<br />

schafft, etwas sehr Wichtiges in Hochleistungsteams. In <strong>de</strong>r<br />

Probephase merkt man dann sehr schnell, ob die charakterliche<br />

Eignung gegeben ist.<br />

Es gibt also <strong>de</strong>n Typ Teamplayer?<br />

Neidhart: Ja, <strong>de</strong>finitiv. Es gibt <strong>de</strong>n Einzelkämpfer, <strong>de</strong>r allein<br />

nach oben kommen will, und es gibt <strong>de</strong>n Teamplayer. Eine<br />

Crew gewinnt immer nur gemeinsam. Deshalb ist es sehr wichtig,<br />

dass das Management Teamfähigkeit wertschätzt, statt Einzelleistungen<br />

hervorzuheben.<br />

Gibt es <strong>de</strong>nn innerhalb <strong>de</strong>s Teams keine herausgehobenen<br />

Positionen?<br />

Neidhart: Doch, die gibt es schon. Der Steuermann, <strong>de</strong>r Taktiker<br />

und <strong>de</strong>r Navigator bil<strong>de</strong>n die Top-Crew, plus die Leute,<br />

die die Segel einstellen. Aber auch <strong>de</strong>r Steuermann kann allein<br />

kein Rennen gewinnen. Je<strong>de</strong>r weiß: Wir sind nur so gut wie<br />

das schwächste Glied im Team.<br />

Ich dachte immer, <strong>de</strong>r Kapitän hat das Sagen?<br />

Neidhart: Der Kapitän heißt bei <strong>de</strong>n Seglern Skipper. Aber das<br />

ist nur eine Rechtsperson, die im Notfall die Verantwortung<br />

14 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Dominik Neidhart, ehemaliger Spitzensportler<br />

beim Schweizer Segelteam<br />

Alinghi, coacht und trainiert heute Teams<br />

aus unterschiedlichsten Unternehmen –<br />

zum Beispiel in<strong><strong>de</strong>m</strong> er <strong>mit</strong> ihnen segeln<br />

geht und sie dabei erleben lässt, wie gute<br />

Zusammenarbeit geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

übernimmt. Die Kommandos gibt <strong>de</strong>r Steuermann. Hier muss<br />

man klar unterschei<strong>de</strong>n zwischen Training und Regatta. Während<br />

einer Regatta herrscht absolute Hierarchie. Da wird nicht<br />

mehr diskutiert, son<strong>de</strong>rn nur noch ausgeführt. Das Team hat<br />

zweieinhalb Jahre Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten.<br />

Je<strong>de</strong>r kennt seine Fähigkeiten und Aufgaben. In <strong>de</strong>r Vorbereitungszeit<br />

sind Diskussionen allerdings erlaubt. In dieser<br />

Phase <strong>de</strong>r Vorbereitung gibt es keine Hierarchie, da zählt je<strong>de</strong><br />

Meinung.<br />

Was ist <strong>mit</strong> Stolz und Eitelkeiten?<br />

Neidhart: Eitelkeiten sind in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall zurückzustellen, Stolz<br />

ist aber wichtig. Wir brauchen alle extrinsische Motivierung in<br />

Form eines Gehaltsschecks am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Monats, aber das ist<br />

nicht die Motivation, die uns je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue zu Höchstleistungen<br />

animiert. Es ist Aufgabe <strong>de</strong>s Managements, eine attraktive<br />

Mannschaft aufzubauen, die ihre Mitglie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> Stolz<br />

erfüllt. In einer solchen Mannschaft reißen sich natürlich alle<br />

stärker am Riemen als in einem Team, <strong><strong>de</strong>m</strong> sie nur ungern<br />

angehören.<br />

Wie entsteht ein eingeschworenes Team?<br />

Neidhart: Das ist eine Frage <strong>de</strong>r Teamkultur, aufbauend auf <strong>de</strong>n<br />

vier „K“: Kommunikation, Koordination, Kooperation und Krisenmanagement.<br />

Gute Kommunikation hieß bei Alinghi, dass<br />

in Diskussionsrun<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>r sagen kann, was er <strong>de</strong>nkt, verbun<strong>de</strong>n<br />

<strong>mit</strong> einer hohen Wertschätzung und Respekt. Und darauf<br />

vertrauen kann, dass man ihm zuhört. Aber auch wenn alle<br />

ganz schnell einer Meinung sind, sollten Alternativen durchgespielt<br />

wer<strong>de</strong>n, um Fehlentscheidungen zu vermei<strong>de</strong>n. Gute<br />

Koordination be<strong>de</strong>utet, die Infrastruktur optimal an die Teambedürfnisse<br />

anzupassen. Dazu gehören kurze, direkte Wege<br />

und klare Zuständigkeiten. Das erhöht zugleich das Verantwortungsgefühl<br />

je<strong>de</strong>s Einzelnen für seinen Job. Was <strong>mit</strong> Kooperation<br />

gemeint ist, haben wir schon beim Stichwort „Teamplayer“<br />

angesprochen: Alle Mitglie<strong>de</strong>r fühlen sich <strong><strong>de</strong>m</strong> Teamerfolg<br />

verpflichtet und teilen ihr Wissen <strong>mit</strong>einan<strong>de</strong>r. Beim Krisenmanagement<br />

<strong>de</strong>nke ich vor allem an <strong>de</strong>n Umgang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

vielfach angstbesetzten Thema „Change“. Im Segelsport gehört<br />

Wan<strong>de</strong>l allerdings zum Alltag, da sich das Wetter stündlich<br />

än<strong>de</strong>rn kann. Für Stabilität sorgen hingegen die inneren Werte<br />

einer Mannschaft wie Vertrauen und Tran<strong>sparen</strong>z.<br />

Woher weiß <strong>de</strong>r Steuermann, wo es langgeht?<br />

Neidhart: Die Funktion <strong>de</strong>s Steuermanns ist letztlich, das Schiff<br />

möglichst schnell und die Manöver richtig zu segeln. Dazu<br />

erhält er Informationen von an<strong>de</strong>ren Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>rn. Wann<br />

er das Manöver segeln muss, sagt ihm <strong>de</strong>r Taktiker, <strong>de</strong>r di- R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 15


menschen<br />

R rekt hinter ihm steht und <strong>de</strong>n seinerseits <strong>de</strong>r Navigator instruiert.<br />

Ein guter Steuermann konzentriert sich nur auf seine<br />

Aufgabe. Wenn er selbst anfängt herumzuschauen, verliert er<br />

seine Konzentration und die Rennyacht ist nicht mehr perfekt<br />

eingestellt. Das gilt auch in <strong>de</strong>r Wirtschaft: Führungspersönlichkeiten<br />

sollten wissen, wo ihre Prioritäten liegen und sich<br />

nicht plötzlich in Bereiche einmischen, die an<strong>de</strong>ren übertragen<br />

sind. Sie müssen darauf vertrauen, dass alle Aufgaben richtig<br />

erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Spitzensport braucht es eine beson<strong>de</strong>rs große Disziplin<br />

und Leistungsbereitschaft. Woher nehmen Sie die?<br />

Neidhart: Beim Segeln ist das ziemlich einfach. Wenn wir undiszipliniert<br />

sind, wer<strong>de</strong>n wir sofort <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Konsequenzen<br />

bestraft, dann fliegt uns das Zeug um die Ohren. Rennyachten<br />

sind nicht leicht zu segeln, selbst bei i<strong>de</strong>alen Windverhältnissen<br />

kann man sich nicht entspannt zurücklehnen und einfach<br />

treiben lassen. Das heißt, wir wer<strong>de</strong>n sehr schnell <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Folgen<br />

unserer Fehler konfrontiert. Von daher besteht per se eine<br />

große Bereitschaft zur Disziplin. Aber es braucht auch Leute,<br />

die diese Haltung vorleben.<br />

Begleiten Sie Leistungsbereitschaft und Disziplin ständig<br />

durchs Leben?<br />

Neidhart: Das kommt drauf an. Man braucht keine sinnlose<br />

Disziplin. Auch beim Krafttraining im Team-Alinghi haben wir<br />

gemerkt, dass wir das vorgelegte Tempo physisch nicht durchhalten<br />

und haben rote und grüne Wochen eingeführt. Nach<br />

zwei Wochen hartem Training waren wir dann eine Woche<br />

lang regenerativ unterwegs. Wenn es um nichts geht, hat es<br />

keinen Sinn, sich ständig zu quälen. Wichtig ist, sich auf <strong>de</strong>n<br />

richtigen Moment zu konzentrieren.<br />

Welche Rolle spielt das Geld?<br />

Neidhart: Im klassischen America’s Cup hat noch nie die<br />

„Go hard or go home”<br />

Veranstaltungstipp. Dominik Neidhart hält seinen Keynote-<br />

Vortrag: „Go hard or go home. Fünf Schritte vom Herausfor<strong>de</strong>rer<br />

zum Sieger” im April und Mai auf folgen<strong>de</strong>n Veranstaltungen:<br />

Messe Personal Swiss<br />

Dienstag, 17. April, 11.20 bis 12.05 Uhr<br />

Messe Zürich, Halle 5 & 6, Forum 4<br />

Messe PERSONAL2012 Süd<br />

Dienstag, 24. April 2012, 11.20 bis 12.05 Uhr,<br />

Messe Stuttgart, Halle 9, Forum 3<br />

Messe PERSONAL2012 Nord<br />

Mittwoch, 9. Mai 2012, 13.45 bis 14.20 Uhr,<br />

CCH Hamburg, Halle H, Forum 2<br />

Mannschaft <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> größten Budget und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> größten<br />

personellen Aufwand gewonnen. Geld ist zweifellos wichtig –<br />

ohne ein gutes Produkt, eine gute Rennyacht, können Sie nicht<br />

kompetitiv <strong>mit</strong>segeln. Aber die Innovationskraft einer Mannschaft<br />

ist noch wichtiger. Das lehrt auch die Geschichte: Beim<br />

Sieg im Jahr 2003 verfügte Alinghi nur über das viertgrößte<br />

Budget. Die Kunst besteht darin, relativ früh zu erkennen, in<br />

welche Richtung die Entwicklung gehen soll. Wenn Sie keinen<br />

finanziellen Rahmen setzen, verlieren Sie <strong>de</strong>n Fokus. Dann<br />

wer<strong>de</strong>n Projekte in alle Richtungen angestoßen und die Kräfte<br />

sind nicht mehr gebün<strong>de</strong>lt.<br />

Wie entsteht ein Wir-Gefühl?<br />

Neidhart: In erster Linie über Kommunikation. Da ist das Management<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Die Führung muss klar aufzeigen, worum<br />

es geht und wo man steht. Oft stecken Mitarbeiter in irgendwelchen<br />

Projekten und verlieren dabei das große Ziel aus <strong>de</strong>n<br />

Augen. Tran<strong>sparen</strong>z sorgt für klare Verhältnisse. Auch durch<br />

kurze Wege und klare Zuständigkeiten lässt sich sehr viel bewirken.<br />

Und zu sehen, mein Beitrag zählt und wird wertgeschätzt,<br />

das motiviert und erhöht enorm die I<strong>de</strong>ntifikation.<br />

An<strong>de</strong>rerseits, wenn ein Chef kein Ohr für die I<strong>de</strong>en seiner Mitarbeiter<br />

hat, machen schließlich alle Dienst nach Vorschrift.<br />

Dann fühlt sich niemand mehr verantwortlich, es gibt keine<br />

I<strong>de</strong>ntifikation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Unternehmenszielen und die einmal<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Energie verpufft. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. In<br />

meiner Zeit bei Alinghi konnte ich auch abends um acht Uhr<br />

noch ins Büro kommen und <strong>de</strong>n berühmtesten Boots<strong>de</strong>signer<br />

<strong>de</strong>r Welt ansprechen: „Dieses Teil funktioniert nicht richtig.<br />

Können wir es verän<strong>de</strong>rn?“ Dann hat dieser Mann nicht etwa<br />

abgeblockt nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Motto: „Das habe ich an meinem Super-<br />

Computer gebaut, da gibt es nichts zu meckern“, son<strong>de</strong>rn hat<br />

mir interessiert zugehört. Wir haben gemeinsam einen neuen<br />

Entwurf erstellt und hatten im Nu eine Innovation.<br />

Sind Ihre Erfahrungen <strong>de</strong>nn eins zu eins auf die Wirtschaft<br />

übertragbar?<br />

Neidhart: In <strong>de</strong>r Wirtschaft und im Sport geht es immer um<br />

eine Gruppe von kollektiven Akteuren, oft als Team bezeichnet.<br />

Der Begriff Team ist jedoch ein <strong>de</strong>finitionsschwacher Ausdruck<br />

und suggeriert eine Art freundliche Zusammenarbeit,<br />

eine Art „Frie<strong>de</strong>, Freu<strong>de</strong>, Eierkuchen“. Das ist aber nicht <strong>de</strong>r<br />

Fall. Es geht um das gemeinsame Ziel: Sie wollen gewinnen<br />

beziehungsweise Geld verdienen, um zu überleben. Siege im<br />

Sport be<strong>de</strong>uten, dass ein Team erfolgreich ist, die Sponsoren<br />

dabeibleiben und die Mannschaft Bestand hat. Wenn eine<br />

Firma überzeugen<strong>de</strong> Produkte hat, kann sie viel verkaufen und<br />

behauptet sich am Markt. Es gibt allerdings einen Unterschied:<br />

In <strong>de</strong>r Wirtschaft wird viel über Unternehmensberater gesteuert.<br />

Sie kommen ins Spiel, wenn die Geschäfte schlecht laufen,<br />

sollen dann irgendwas straffen, Abläufe verbessern, Leute entlassen,<br />

die Gewinne erhöhen. Im Sport geht es mehr um die<br />

einzelnen Spieler, da läuft sehr viel über Coaching. Es wird <strong>mit</strong><br />

großem Aufwand in die Leistungsträger investiert, weil sie das<br />

teuerste Gut sind.<br />

Interview: Petra Jauch<br />

16 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


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titelthema<br />

BURN-OUT. Der hypnosystemische Ansatz nach Dr. Gunther<br />

Schmidt vereint Konzepte <strong>de</strong>s systemischen Denkens und <strong>de</strong>r<br />

Hypnotherapie nach Milton H. Erickson. Im Zentrum dieses<br />

integrativen Ansatzes steht die Ausrichtung auf Kompetenzen,<br />

Ressourcen und Lösungen.<br />

Burn-out:<br />

Raus aus <strong>de</strong>r<br />

Opferrolle<br />

GRUNDLAGEN ...<br />

<strong>de</strong>s hypnosystemischen<br />

Ansatzes sind:<br />

18 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


01.<br />

02.<br />

03.<br />

<strong>de</strong>r systemisch-konstruktivistische<br />

Ansatz ursprünglich<br />

aus <strong>de</strong>r Familientherapie<br />

<strong>de</strong>r hypnotherapeutische<br />

Ansatz <strong>de</strong>s Amerikaners<br />

Milton Erickson<br />

das Ziel, systematisch und<br />

schnell an verschüttete<br />

Fähigkeiten heranzukommen<br />

R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 19


titelthema<br />

R Er kennt alle Ratschläge, die in <strong>de</strong>n neuesten<br />

Selbstmanagementbüchern stehen,<br />

obwohl er kein einziges gelesen hat.<br />

„Meine Burn-out-Klienten erzählen mir<br />

immer haargenau wie die aktuellsten<br />

Planungstools aussehen“, berichtet Dr.<br />

Gunther Schmidt, Ärztlicher Direktor <strong>de</strong>r<br />

SysTelios Privatklinik für Psychotherapie<br />

und psychosomatische Gesundheitsentwicklung<br />

in Wald-Michelbach bei Hei<strong>de</strong>lberg.<br />

„Aber in <strong>de</strong>r Praxis helfen diese<br />

Werkzeuge dann doch nicht weiter, weil<br />

diesen Menschen das Unbewusste einen<br />

Strich durch die Rechnung macht.“<br />

So gibt es laut Schmidt nicht wenige Führungskräfte,<br />

die in ihrer Jugend ein paar<br />

Werte <strong>mit</strong>bekommen haben, die in ihnen<br />

für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s Lebens als brutale Antreiber<br />

wirken. Typische Antreiber lauten<br />

„Ich muss es allen recht machen“ o<strong>de</strong>r<br />

„Ich muss immer perfekt sein“. Seit ständige<br />

Erreichbarkeit kein Problem mehr ist,<br />

führen diese inneren „Stimmen“ direkt in<br />

<strong>de</strong>n Burn-out. Man braucht heutzutage<br />

einfach 72 Stun<strong>de</strong>n am Tag, um allen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n. „Ich<br />

kenne Manager, die sich unter Druck setzen,<br />

am En<strong>de</strong> eines je<strong>de</strong>n Tags ihr E-Mail-<br />

Konto aufzuräumen“, erzählt Schmidt,<br />

<strong>de</strong>r auch als Business-Coach arbeitet und<br />

Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Coaching (DBVC) ist. „Und wenn<br />

sie nach 14 Stun<strong>de</strong>n Arbeit nach Hause<br />

gehen, dann haben sie trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> das Gefühl,<br />

nicht genug gearbeitet zu haben.“<br />

Diese Menschen engagieren sich sehr und<br />

haben trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> immer Schuldgefühle –<br />

wenn sie an ihren Job und erst recht,<br />

wenn sie an ihre Familie <strong>de</strong>nken.<br />

Nach Beobachtungen von Schmidt sind<br />

Burn-out-Klienten sehr oft Führungskräfte<br />

<strong>mit</strong> einer hohen Loyalität gegenüber<br />

ihrem Unternehmen und angetrieben<br />

Foto: Pichler<br />

Dr. Gunther Schmidt (Mitte) begrüßt Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r IHK Darmstadt zu einer<br />

Informationsveranstaltung in seiner SysTelios-Klinik.<br />

von einer intensiven Pflichterfüllung, die<br />

über die Grenzen <strong>de</strong>r Belastbarkeit hinaus<br />

gelebt wird. Solche Persönlichkeiten<br />

entschei<strong>de</strong>n sich häufig unbewusst einseitig<br />

für die Pflichterfüllung und gegen<br />

die eigenen Bedürfnisse. Mit <strong>de</strong>r Aufopferung<br />

geht eine Gesundheitsgefährdung<br />

einher, die <strong>de</strong>n eigenen Körper schließlich<br />

<strong>mit</strong> Krankheit reagieren lässt. Den Burnout<br />

als mangeln<strong>de</strong> Belastbarkeit (leichte<br />

„Entflammbarkeit“) o<strong>de</strong>r als Schwäche<br />

zu interpretieren, wäre vor diesem Hintergrund<br />

ein großer Fehler.<br />

Burn-out als Beginn einer<br />

Sinnsuche<br />

„Ein Burn-out ist eigentlich <strong>de</strong>r Beginn<br />

einer neuen Sinnsuche und die sollte<br />

voller Achtung unterstützt wer<strong>de</strong>n“, gibt<br />

Schmidt zu be<strong>de</strong>nken. Diese Unterstützung<br />

darf aber nicht aus wohlmeinen<strong>de</strong>n<br />

Ratschlägen bestehen. Denn Ratschläge<br />

zum Beispiel zur „richtigen“ Zeitplanung<br />

scheitern daran, dass die im Unbewussten<br />

wirken<strong>de</strong>n Kräfte stärker sind. Sie können<br />

nicht durch gute Vorsätze o<strong>de</strong>r durch<br />

noch mehr Wissen über Arbeitstechniken<br />

gebannt (wohl aber durch hypnosystemische<br />

Interventionen in Schach gehalten)<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Systemiker <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> weiß<br />

Schmidt natürlich, dass es auch die<br />

„Verhältnisse“ in einer globalisierten<br />

Wirtschaft sind, die dazu führen, dass<br />

immer mehr Arbeitnehmer am Burn-out-<br />

Syndrom erkranken (siehe Interview auf<br />

Seite 24). An<strong>de</strong>rerseits müssen unerträgliche<br />

Arbeitsbedingungen und Konflikte<br />

nicht automatisch in <strong>de</strong>n Abgrund führen.<br />

„Man kann sie nehmen wie das Wetter“,<br />

rät <strong>de</strong>r Therapeut. „Keiner ist <strong><strong>de</strong>m</strong> Wetter<br />

ausgeliefert, obwohl man es nicht än<strong>de</strong>rn<br />

kann. Man kann sich einen Schutz bauen<br />

und die richtige Kleidung auswählen.“<br />

Auch bei schlechtem Wetter gibt es noch<br />

eine Gestaltungschance. Viele <strong>de</strong>finierten<br />

das Wetter aber als Schicksalsschlag,<br />

sich selbst als Opfer und verfielen in eine<br />

Schockstarre.<br />

Wenn Menschen etwas nicht direkt än<strong>de</strong>rn<br />

könnten, kämen sie sich gleich als<br />

Opfer vor. Unser gewohntes linear-kausales<br />

Denken („Weil das Wetter schlecht<br />

04.<br />

das Denken in Mustern und<br />

<strong>de</strong>n Wechselwirkungen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Erlebnisse<br />

05.<br />

(Selbst-)Hypnose wird „nur“<br />

<strong>de</strong>finiert als intensive<br />

Wahrnehmungsfokussierung<br />

06.<br />

zusammengefasst gesagt:<br />

Es geht um kompetenz- und<br />

lösungsorientiertes Arbeiten.<br />

20 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


ist, kann ich nichts unternehmen“) verschärfe<br />

die Sache noch. „Es ist nicht die<br />

stressige Situation an sich, die in <strong>de</strong>n<br />

Burn-out führt“, betont Schmidt. Wenn in<br />

einem Seminar ein Handy klingelt, ärgert<br />

sich <strong>de</strong>r eine maßlos über die Störung,<br />

ein an<strong>de</strong>rer freut sich darüber, dass er<br />

daran erinnert wird, dass es an diesem<br />

Ort ein Netz und da<strong>mit</strong> eine Verbindung<br />

nach außen gibt. „Es liegt an <strong>de</strong>r Art, wie<br />

man die Situation interpretiert.“<br />

Unerreichbare Ziele<br />

beschleunigen <strong>de</strong>n Burn-out<br />

Ein Beispiel: Teamleiter Müller sieht<br />

wie <strong>de</strong>r Chef die Stirn in Falten legt und<br />

meint: „Diese Entscheidung liegt jetzt in<br />

Ihrer Verantwortung, Müller“. Und schon<br />

fühlt sich Müller als kleiner, überfor<strong>de</strong>rter<br />

Junge, <strong>de</strong>r sich als zu blöd erlebt,<br />

es seinem Vater Recht zu machen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

übel ist es, wenn noch eine innere<br />

Stimme auftaucht und „Die an<strong>de</strong>ren<br />

schaffen es doch auch!“ sagt. In Müllers<br />

Gehirn löst die Erinnerung an eine seiner<br />

jugendlichen Fehlentscheidungen eine<br />

Kettenreaktion aus. Ein Netzwerk von negativen<br />

Erinnerungen und Gefühlen wird<br />

aktiviert. Müller spürt Panik aufsteigen.<br />

Er will seinen Chef <strong>mit</strong> einer „richtigen“<br />

Entscheidung beeindrucken, weiß aber<br />

genau, dass sich erst in einer fernen,<br />

unkalkulierbaren Zukunft zeigen wird,<br />

welche Entscheidung richtig war. Solche<br />

Zwickmühlen saugen Energie ab und<br />

zermürben. Der Teamleiter hat nur eine<br />

Gewissheit: Er wird sich in <strong>de</strong>r Zukunft<br />

dafür hassen, wenn er jetzt die falsche<br />

Entscheidung trifft.<br />

Unsere Antreiber und unsere Muster<br />

wirken in uns kraftvoller und schneller<br />

als alles kognitive Wissen und unser<br />

Wille. „Ich will es nicht“, sagen wir, aber<br />

„es“ passiert unwillkürlich. Das ist kein<br />

Wun<strong>de</strong>r: Da es sich um unwillkürliche<br />

Systeme han<strong>de</strong>lt, entschei<strong>de</strong>n Stammhirn<br />

und Mittelhirn über sie. Und diese<br />

stammesgeschichtlich älteren Teile <strong>de</strong>s<br />

Gehirns kommunizieren schnell über<br />

bildhafte Vernetzungen. Um Stamm- und<br />

Mittelhirn zu beeinflussen, brauchen<br />

wir Kommunikationsprozesse, die <strong>de</strong>ren<br />

„Sprache“ nutzen. Das sind zum Beispiel<br />

Imaginationen, Ritualisierungen und vor<br />

allem körperliche Interventionen. Die sind<br />

aus hypnosystemischer Sicht beson<strong>de</strong>rs<br />

nützlich, <strong>de</strong>nn die Neurowissenschaften<br />

zeigen: Es gibt keine mentalen Prozesse,<br />

die nicht körperliche Prozesse auslösen<br />

(sogar während <strong>de</strong>s Träumens) und keine<br />

körperlichen Prozesse, die nicht mentale<br />

Prozesse anstoßen. Unser Körper kann<br />

zum Beispiel durch das Umschalten von<br />

Ruhe auf Bewegung ein an<strong>de</strong>res „Ich“ aktivieren.<br />

Therapeuten o<strong>de</strong>r Coachs, die „lösungsorientiert“<br />

arbeiten neigen dazu, die Aufmerksamkeit<br />

eines Ratsuchen<strong>de</strong>n von<br />

Anfang an auf positive Ziele zu lenken.<br />

Aus hypnosystemischer Sicht greift das<br />

zu kurz. „Da<strong>mit</strong> aus einem lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ich<br />

allmählich ein gestalten<strong>de</strong>s Ich wer<strong>de</strong>n<br />

kann, ist zuerst einmal eine wertschätzen<strong>de</strong><br />

Begleitung für das Opfer-Ich wichtig“,<br />

erklärt Schmidt. Die Vergangenheit<br />

sollte gewürdigt und bisherige Problemlösungsversuche<br />

<strong>de</strong>s Klienten als Kompetenz<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n. Die Erlebnismuster<br />

eines Burn-out-Kandidaten, die in eine<br />

unerwünschte, krankmachen<strong>de</strong> Richtung<br />

drängen, müssen erst einmal „erforscht“<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Therapeut muss sie akzeptieren<br />

und wertschätzen, sonst wür<strong>de</strong> er<br />

sich auf einen Kampf <strong>mit</strong> ihnen einlassen,<br />

<strong>de</strong>n er nicht gewinnen kann. Gleichzeitig<br />

muss er schrittweise in einem Sowohl-alsauch-Verfahren<br />

<strong>de</strong>n Blick über <strong>de</strong>n Zaun<br />

lenken – nämlich hin zu erwünschten,<br />

bewusst gewollten Erlebnismustern und<br />

Strategien. Letztlich muss er willentliches<br />

Erleben und unwillkürliches Erleben zu<br />

einer Art Koalition zusammenschmie<strong>de</strong>n,<br />

in <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> dasselbe Ziel erreichen wollen.<br />

In seinem Vortrag „Nutzung von Stressfaktoren<br />

als hypnosystemische Lösungswecker“,<br />

<strong>de</strong>n Sch<strong>mit</strong>t im September 2011<br />

in Berlin gehalten hat, erklärt er <strong>de</strong>n Umgang<br />

<strong>mit</strong> unwillkürlichen Prozessen <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>r Postkutschen-Analogie: Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> in<br />

einem Western die Räuber <strong>de</strong>n Kutscher<br />

<strong>de</strong>r Postkutsche erschossen haben, rast<br />

<strong>de</strong>r Sechsspänner auf <strong>de</strong>n Abgrund zu<br />

(unerwünschte Prozesse in uns). Der<br />

Held reitet auf die Kutsche zu und hält<br />

sich <strong>mit</strong> gleicher Geschwindigkeit neben<br />

<strong>de</strong>r Kutsche auf (Pacing). Auf gleicher<br />

Höhe reitend springt er auf eines <strong>de</strong>r<br />

wildgewor<strong>de</strong>nen Pfer<strong>de</strong> auf, reitet immer<br />

noch weiter auf <strong>de</strong>n Abgrund zu - bevor<br />

er in kleinen Schritten die Zügel anzieht R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 21<br />

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titelthema<br />

R und die Pfer<strong>de</strong> die Richtung än<strong>de</strong>rn und<br />

anhalten.<br />

Eine <strong>de</strong>r wirksamsten hypnosystemischen<br />

Übungen ist laut Schmidt eine kleine<br />

Dissoziations-Übung. Manche Menschen<br />

fangen unter Stress zum Beispiel an zu<br />

jammern und stürzen sich so selbst in<br />

Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verzweiflung. Ein Betroffener<br />

könnte einen inneren Beobachter<br />

aktivieren, <strong>de</strong>r bewertet was gera<strong>de</strong> passiert.<br />

„Sieh an, ein Teil von mir jammert<br />

wie<strong>de</strong>r.“ Er könnte <strong><strong>de</strong>m</strong> Teil einen Namen<br />

geben, <strong>mit</strong> ihm re<strong>de</strong>n, ihn bewerten und<br />

positive Absichten vermuten: „Geht es<br />

Dir so schlecht. Willst Du mich vor Überfor<strong>de</strong>rung<br />

schützen? Brauchst Du Anerkennung?“<br />

Die Übung wirke, weil sie es<br />

einem Betroffenen ermögliche, die Beziehung<br />

zu einen Phänomen zu än<strong>de</strong>rn,<br />

das er selbst nicht direkt än<strong>de</strong>rn kann<br />

(das Jammern und die da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>ne<br />

Defizitorientierung als unbewusste<br />

I<strong>de</strong>ntität). An diesem Beispiel wird auch<br />

<strong>de</strong>utlich, wie man Lei<strong>de</strong>n als Kompetenz<br />

beschreiben kann, weil es anzeigt, was<br />

einem fehlt (Schutz vor Überlastung) –<br />

o<strong>de</strong>r aufzeigt, wo Geist und Körper nicht<br />

mehr weitergehen wollen, weil es keinen<br />

Sinn mehr macht. Wer diese Grenze überschreitet<br />

lan<strong>de</strong>t im Burn-out.<br />

Der Klient als „Vorgesetzter“<br />

Als Dr. Gunther Schmidt im Jahr 2004<br />

seinen hypnosystemischen Ansatz in<br />

einem umfangreichen Buch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Titel<br />

„Liebesaffären zwischen Problem und<br />

Lösung“ (Carl Auer, Hei<strong>de</strong>lberg 2004)<br />

erläuterte, staunte die Fachwelt nicht<br />

schlecht, dass ein Systemiker sich so intensiv<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Körperarbeit befasst. Am<br />

meisten wur<strong>de</strong> aber die bedingungslose<br />

Würdigung von bislang gescheiterten<br />

Individuen zur Kenntnis genommen,<br />

die Schmidt an <strong>de</strong>n Anfang je<strong>de</strong>r Therapie<br />

und je<strong>de</strong>n Coachings gestellt sehen<br />

wollte. Ganz im Gegensatz zum „lösungsorientierten<br />

Ansatz“ ging es bei Schmidt<br />

auch „rein ins Problem“, um die Betroffenen<br />

besser zu verstehen und gekonnt<br />

„abzuholen“.<br />

Eine spannen<strong>de</strong> Frage ist es <strong>de</strong>shalb, wie<br />

sehr das Prinzip <strong>de</strong>r „Würdigung“ im<br />

Alltag <strong>de</strong>r SysTelios-Klinik gelebt wird.<br />

„Wir vertreten die Auffassung, dass jemand,<br />

<strong>de</strong>r zu uns kommt, ein mündiger,<br />

selbstständiger und autonomer Mensch<br />

ist, <strong>de</strong>r auf Augenhöhe behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

muss“, betont Schmidt. „Der Klient<br />

ist quasi unser Vorgesetzter und wir sind<br />

Dienstleister für ihn.“ Je<strong>de</strong>r Schritt, <strong>de</strong>n<br />

wir gemeinsam gehen, muss durch kritisch-prüfen<strong>de</strong><br />

Rückmeldungen <strong>de</strong>r Klienten<br />

sorgfältig abgestimmt wer<strong>de</strong>n, so<br />

das SysTelios-Credo.<br />

Es hat sich laut Klienten-Befragung als<br />

sehr hilfreich erwiesen, dass in <strong>de</strong>r Klinik<br />

Vorgespräche geführt wer<strong>de</strong>n. „Wir<br />

respektieren, wenn jemand skeptisch<br />

ist und weisen auch klar auf die Vorteile<br />

einer ambulanten Therapie hin“, so<br />

Schmidt. Noch hilfreicher ist <strong>de</strong>r Besuch<br />

Fünf Jahre SysTelios-Klinik in Wald-Michelbach<br />

Hintergrund. Dr. Gunther Schmidt, Mechthild Reinhard, Dr. Carsten Till und ihr Team bieten in <strong>de</strong>r<br />

„SysTelios Privatklinik für Psychotherapie und psychosomatische Gesundheitsentwicklung“ in<br />

Wald-Michelbach (O<strong>de</strong>nwald) hypnosystemische Therapie in intensiver Form an.<br />

Offiziell nennen sie ihr Konzept „tiefenpsychologisch und<br />

verhaltenstherapeutisch fundiert in Verbindung <strong>mit</strong> kompetenz-<br />

und lösungsorientierter Bewegungs-, Körper-, Kunstund<br />

Musiktherapie“.<br />

Die SysTelios Klinik („sys“ für systemisch-ganzheitlich und<br />

„Teleios“ für „vollständig zum Ziel hinführend“) ist eine<br />

Im September 2011 wur<strong>de</strong> die Erweiterung <strong>de</strong>r SysTelios-<br />

Klinik auf drei Gebäu<strong>de</strong>komplexe abgeschlossen.<br />

Foto: Pichler<br />

private Akutklinik gemäß § 107 (1) SGB V. Nach eigenen<br />

Aussagen wollte Schmidt nie eine Privatklinik betreiben.<br />

Um sein Konzept umzusetzen, blieb ihm aber keine an<strong>de</strong>re<br />

Wahl, weil die gesetzlichen Krankenversicherungen schon<br />

seit Jahren keine Verträge mehr <strong>mit</strong> neuen psychosomatischen<br />

Kliniken abschließen.<br />

Etwa 20 Prozent <strong>de</strong>r Personen im stationären Aufenthalt<br />

sind gesetzlich krankenversichert und kommen als Selbstzahler<br />

(<strong>de</strong>rzeit 320 Euro/Tag). Einige Unternehmen (wie<br />

zum Beispiel die SAP AG, Gewinner <strong>de</strong>s Corporate Health<br />

Award 2011) haben Rahmenverträge <strong>mit</strong> SysTelios und<br />

übernehmen bei ihren gesetzlich versicherten Mitarbeitern<br />

bis zwei Drittel <strong>de</strong>r Kosten.<br />

Die Klinik lässt ihre Arbeit regelmäßig von Professor Dr.<br />

Günter Schiepek, Universität Klagenfurt, und <strong>de</strong>ssen Institut<br />

„Real-time Monitoring“ evaluieren. Danach wer<strong>de</strong>n ihr<br />

eine hohe therapeutische Wirksamkeit und vergleichsweise<br />

schnelle und trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> nachhaltige Erfolge bescheinigt. Der<br />

durchschnittliche Aufenthalt liegt bei vier Wochen und drei<br />

Tage. www.systelios.<strong>de</strong><br />

22 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


einer „Transfergruppe“. Hier treffen sich<br />

einmal im Monat Menschen, die einen<br />

Klinikaufenthalt abgeschlossen haben,<br />

um über ihre (Transfer-)Erfahrungen im<br />

Alltag zu re<strong>de</strong>n. Zu Beginn <strong>de</strong>s Aufenthalts<br />

wird geklärt, wofür (nicht warum!)<br />

<strong>de</strong>r Klient in die Klinik kommt. „Wir arbeiten<br />

zielorientiert und messen die Zielerreichung“,<br />

so Schmidt. „Wenn wir nicht<br />

wüssten, was die selbst <strong>de</strong>finierten Ziele<br />

<strong>de</strong>s Klienten sind, dann käme womöglich<br />

irgendwann die Gefahr auf, dass sich unsere<br />

Therapeuten in die Rolle <strong>de</strong>r Besserwissers<br />

hineinbegeben und dann <strong>de</strong>nken<br />

wür<strong>de</strong>n, sie wüssten was für <strong>de</strong>n Klienten<br />

gut ist. Aber genau das gibt es in unserer<br />

Klinik nicht!“ Der Respekt vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Klienten<br />

geht sogar so weit, dass Schmidt<br />

ganz im Gegensatz zu seinem Mentor<br />

Milton Erickson je<strong>de</strong> Art von „indirekter“<br />

o<strong>de</strong>r „ver<strong>de</strong>ckter“ Intervention ablehnt.<br />

„Wenn ich vorher erkläre was ich mache,<br />

bekomme ich viel mehr kreative Unterstützung<br />

vom Klienten“.<br />

Zur Qualitätssicherung trägt bei, dass<br />

sich einmal in <strong>de</strong>r Woche Klienten und<br />

Therapeuten in großer Run<strong>de</strong> Feedback<br />

geben. Die Therapeuten re<strong>de</strong>n über die<br />

Klienten und sagen, welche Eindrücke sie<br />

haben, während die Klienten zuhören.<br />

Umgekehrt sagen dann die Klienten, was<br />

sie von <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Therapeuten halten<br />

und ob ihnen die gemachten Interventionen<br />

genutzt haben. „Das ist sehr wichtig,<br />

dass wir diese Rückkopplungsschleife<br />

haben, um erfolgreich arbeiten zu können“,<br />

ist sich Schmidt sicher.<br />

„Unmöglich“ fän<strong>de</strong> es Schmidt, wenn<br />

einer seiner Mitarbeiter zu einem Klienten<br />

sagen wür<strong>de</strong> „Wir unterstützen Sie,<br />

Ihre Autonomie zu entwickeln“ und <strong>de</strong>r<br />

Kollege selbst wür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Arbeit ständig<br />

fremdbestimmt. Mit an<strong>de</strong>ren Worten:<br />

Schmidt wünschte sich schon immer eine<br />

Klinik, die fast keine Hierarchie kennt.<br />

Über SysTelios sagt er heute: „95 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Entscheidungen treffe nicht ich, son<strong>de</strong>rn<br />

kleine Teams im Wege <strong>de</strong>r Selbstorganisation.“<br />

Die Entscheidungen müssten<br />

zwar in Meetings koordinierte wer<strong>de</strong>n,<br />

aber nach einiger Zeit mache das weniger<br />

Arbeit als früher und laufe seit Jahren<br />

hervorragend. Es funktioniert wohl auch<br />

<strong>de</strong>shalb gut, weil die Klinik keine Karrieremöglichkeiten<br />

bietet. Es gibt <strong>de</strong>n ärztlichen<br />

Direktor und drei Chefärztinnen.<br />

Letztere haben aber keine Weisungsbefugnisse,<br />

son<strong>de</strong>rn bringen sich als „normale“<br />

Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r ein. So gibt es<br />

keine Konkurrenz untereinan<strong>de</strong>r.<br />

Bleibt noch die Frage wie Dr. Gunther<br />

Schmidt sich selbst vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Ausbrennen<br />

schützt. Dabei hilft ihm seine konstruktivistische<br />

Grundüberzeugung: „Als Therapeut<br />

muss man sich im Klaren sein, dass<br />

man nieman<strong>de</strong>n retten kann, son<strong>de</strong>rn<br />

man kann an<strong>de</strong>re nur darin unterstützen,<br />

sich selbst zu retten. Es gibt da Grenzen<br />

<strong>de</strong>r Einflussnahme und dieses Wissen<br />

sorgt für ein <strong><strong>de</strong>m</strong>ütiges aber auch ein entspanntes<br />

Arbeiten.“<br />

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INTERVIEW. Dr. Gunther Schmidt for<strong>de</strong>rt Burn-out-Gefähr<strong>de</strong>te dazu auf, ihre<br />

optimale Lebensbalance zu fin<strong>de</strong>n. Voraussetzung dafür sei es, die Signale <strong>de</strong>s<br />

eigenen Körpers als Feedback nutzen zu können und <strong>de</strong>n Mut zu haben, sich<br />

gegenüber Überfor<strong>de</strong>rungen abzugrenzen.<br />

„ Wir brauchen mehr<br />

Abgrenzungskompetenz“<br />

Nicht wenige Therapeuten sagen, Burnout<br />

sei nichts an<strong>de</strong>res als eine Depression<br />

und for<strong>de</strong>rn, man solle das Kind beim<br />

Namen nennen. Stimmen Sie <strong><strong>de</strong>m</strong> zu?<br />

Dr. Gunther Schmidt: Ich bin an<strong>de</strong>rer<br />

Meinung. Beim Burn-out sehen Sie all<br />

die Phänomene, die man auch bei einer<br />

Depression sehen kann. Aber man sollte<br />

beachten, dass diese „ausgebrannten“<br />

Menschen in ihrem beruflichen Kontext<br />

über sehr viele Jahre sehr leistungsfähig<br />

waren. Diese Menschen befin<strong>de</strong>n sich<br />

aber gera<strong>de</strong> in einer extremen Überfor<strong>de</strong>rungssituation.<br />

Von <strong>de</strong>n Symptomen her<br />

läuft das auf das Gleiche hinaus wie bei<br />

einer Depression, aber <strong>de</strong>r Begriff Depression<br />

wird <strong>de</strong>r Burn-out-Dynamik überhaupt<br />

nicht gerecht. „Klassisch“ Depressive<br />

haben eine ganz an<strong>de</strong>re Geschichte.<br />

Sie erleben sich nicht selten von Kindheit<br />

an als traumatisiert, haben sehr viele<br />

Selbstzweifel und waren überhaupt nicht<br />

leistungsfähig. Dieser Unterschied muss<br />

doch berücksichtigt wer<strong>de</strong>n!<br />

Wie schlimm ist es, einen Burn-out-<br />

Betroffenen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Etikett „<strong>de</strong>pressiv“<br />

zu belegen?<br />

Schmidt: Das Wort Depression hat auf<br />

viele Betroffene eine knallharte Wirkung.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n geschwächt und oftmals entmutigt.<br />

Wenn man jeman<strong><strong>de</strong>m</strong> sagt, er sei<br />

ausgebrannt, dann schwingt da die Anerkennung<br />

<strong>mit</strong>, dass er einmal gebrannt<br />

hat. Das allein gibt ihm schon Rücken<strong>de</strong>ckung<br />

und er kann ganz an<strong>de</strong>rs und viel<br />

schneller wie<strong>de</strong>r zu Kräften kommen.<br />

Inwiefern hat jemand „selbst Schuld“,<br />

wenn er an Burn-out erkrankt?<br />

Foto: Pichler<br />

Dr. Gunther Schmidt als Redner und Mo<strong>de</strong>rator einer „Business-Lounge“ zum<br />

Thema „Burn-out als Kompetenz“ <strong>de</strong>r IHK Darmstadt.<br />

24 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Schmidt: In <strong>de</strong>r Regel kommen die Menschen<br />

nicht von sich aus in <strong>de</strong>n Burn-out,<br />

son<strong>de</strong>rn nur in Wechselwirkung <strong>mit</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />

stressigen Außenbedingungen.<br />

Wenn es diese Außenbedingungen nicht<br />

gäbe – zum Beispiel die For<strong>de</strong>rung, noch<br />

mehr Umsatz zu machen, obwohl gera<strong>de</strong><br />

eine Wirtschaftskrise herrscht, dann wür<strong>de</strong>n<br />

diese Menschen nicht o<strong>de</strong>r nicht so<br />

stark in eine Burn-out-Phase hineinschlittern.<br />

In so einer Situation fragen sich die<br />

Mitarbeiter: Was kann ich än<strong>de</strong>rn? Viele<br />

merken dann schmerzhaft, dass eine<br />

Kündigung nicht infrage kommt und dass<br />

ihr Einfluss auf die Verhältnisse gegenüber<br />

ihrem Arbeitgeber auch begrenzt<br />

ist. Trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> dürfen sich die Betroffenen<br />

nicht in Zynismus, Resignation und<br />

Selbstaufopferung flüchten.<br />

Worin besteht dann die Aufgabe einer<br />

Burn-out-Behandlung?<br />

Schmidt: Die zentrale Aufgabe in <strong>de</strong>r<br />

Burn-out-Behandlung besteht darin, klarzumachen,<br />

dass es nicht stimmt, dass<br />

Menschen chancenlos und nur Opfer<br />

sind. Wenn wir das System nicht än<strong>de</strong>rn<br />

können, dann hilft es nur zu schauen,<br />

wie wir optimale Umgangsformen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r<br />

stressigen Situation fin<strong>de</strong>n. Das Ziel ist,<br />

eben gut umzugehen <strong>mit</strong> belasten<strong>de</strong>n Situationen<br />

und trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> leistungsfähig zu<br />

bleiben. Das, was wir als Grundthese aufstellen<br />

und was die Hirnforschung bestätigt,<br />

ist folgen<strong>de</strong> Erkenntnis: Der Außenreiz<br />

allein ist es nicht, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Burn-out<br />

führt. Der Außenreiz wird dadurch erst<br />

zum Stressfaktor, dass er <strong>mit</strong> einer inneren<br />

Verarbeitungsdynamik zusammentrifft,<br />

sodass man sagen kann, dass sich<br />

die Leute selbst unter Druck setzen. Die<br />

Leute erleben es aber so, dass sie sagen,<br />

die Situation setze sie unter Druck. Die<br />

Menschen machen sich innerlich selbst<br />

Druck und da kann man ansetzen <strong>mit</strong> befreien<strong>de</strong>n<br />

Strategien. Anschließend können<br />

sie auch <strong>mit</strong> mehr Kraft versuchen,<br />

die Verhältnisse am Arbeitsplatz zu än<strong>de</strong>rn.<br />

Wie erklären Sie es sich, dass Burn-outs<br />

so sprunghaft zugenommen haben?<br />

Schmidt: Stress gab es schon immer, das<br />

kann also nicht <strong>de</strong>r Grund sein. Aber ich<br />

sehe, dass in <strong>de</strong>r heutigen Arbeitswelt<br />

viele Menschen we<strong>de</strong>r ein Gefühl von<br />

Zugehörigkeit zu ihrem Arbeitgeber noch<br />

von Sinnhaftigkeit in Bezug auf ihre Arbeit<br />

haben. Hinzu kommt diese wahnwitzige<br />

Verän<strong>de</strong>rungsdynamik, die in unser<br />

Wirtschaftsleben gekommen ist und die<br />

die Leute massiv verunsichert. Das gab es<br />

früher nicht. Aus dieser Situation heraus<br />

entsteht auch eine stärkere Konkurrenz<br />

untereinan<strong>de</strong>r. Dieses Konkurrenzklima<br />

macht auch anfälliger für Burn-out.<br />

Und es gibt sehr energieverzehren<strong>de</strong> innere<br />

Kämpfe. Ein Arbeitnehmer spürt<br />

zum Beispiel, dass seine Arbeit für ihn<br />

keinen Sinn mehr macht. Gleichzeitig<br />

gibt es aber das Gefühl, ich muss bei<br />

meinem Arbeitgeber ausharren, weil ich<br />

zum Beispiel zu alt zum Wechseln bin.<br />

Und dann will etwas in diesem Menschen<br />

wegrennen und etwas will unbedingt beharren.<br />

Dieser innere Kampf zwischen<br />

Bleiben und Weichen kann einen Menschen<br />

richtig zermürben. Einen inneren<br />

Kampf gibt es auch, wenn ein <strong>mit</strong>tlerer<br />

Manager von <strong>de</strong>r Geschäftsleitung Entscheidungen<br />

vorgesetzt bekommt, die er<br />

nach unten vertreten muss, obwohl er <strong>mit</strong><br />

ihnen überhaupt nicht einverstan<strong>de</strong>n ist.<br />

Loyalitätskonflikte können direkt in <strong>de</strong>n<br />

Burn-out führen. Als Ursache nicht vergessen<br />

sollten wir die mo<strong>de</strong>rnen Kommunikations<strong>mit</strong>tel.<br />

Viele Manager haben <strong>de</strong>n<br />

Ehrgeiz, dass sie je<strong>de</strong>n Abend ihr E-Mail-<br />

Konto aufgeräumt haben – was meist erst<br />

kurz vor 23 Uhr <strong>de</strong>r Fall ist. An ihren eigenen<br />

Ansprüchen gemessen, schaffen<br />

solche Leute nie genug. Das macht sie<br />

fertig.<br />

Was tun gegen solche inneren Treiber?<br />

Schmidt: Heute ist es so, dass wir 72<br />

Stun<strong>de</strong>n pro Tag bräuchten, um allem<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Das schafft kein<br />

Mensch. Wir brauchen <strong>de</strong>shalb mehr Abgrenzungskompetenz.<br />

Wir ermutigen die<br />

Menschen, dass sie es als eine erlaubte<br />

Kompetenz und als eine Leistung ansehen,<br />

wenn sie sagen können: „Ich könnte<br />

noch, aber jetzt braucht mein Organismus<br />

Ruhe.“ Es geht um die optimale Lebensbalance.<br />

Um die zu fin<strong>de</strong>n, müssen wir<br />

mehr auf unseren Körper hören. Unsere<br />

Klienten lernen zum Beispiel, wie sie ihre<br />

Körpersignale als Rückmeldung nutzen.<br />

Dann bekommen sie automatisch <strong>mit</strong>,<br />

wenn sie in guter Balance sind.<br />

Interview: Martin Pichler<br />

Für Menschen<br />

...die ihre persönliche berufliche<br />

Situation klären wollen,<br />

für Organisationen<br />

...die vor einer Verän<strong>de</strong>rung stehen.<br />

Unsere Beratungsfel<strong>de</strong>r<br />

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04_2012 wirtschaft + weiterbildung 25


personal- und organisationsentwicklung<br />

Kompetenzprofile in<br />

Lernplattform integriert<br />

CHIEF LEARNING OFFICER 2011. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Mutschler, seit 1988 Leiter<br />

<strong>de</strong>s Trainings-Centers <strong>de</strong>r HOMAG Holzbearbeitungssysteme GmbH, erreichte <strong>mit</strong> seinem<br />

Entwicklerteam Bussieweke, Dettling und Köhring <strong>de</strong>n 3. Platz im Wettbewerb<br />

„Chief Learning Officer 2011“. Ausgezeichnet wur<strong>de</strong> er für die Konzeption, Einführung<br />

und Organisation einer internationalen Lernplattform („HOMAG Group aca<strong><strong>de</strong>m</strong>y“).<br />

Die HOMAG-Gruppe ist Weltmarktführer<br />

bei Maschinen, Anlagen und Systemen<br />

für die Holzbearbeitung. Sie hat sich im<br />

Jahr 2008 dazu entschie<strong>de</strong>n, eine zentrale,<br />

internet-basierte Learning-Management-Lösung<br />

einzuführen.<br />

Zielsetzung war die Optimierung <strong>de</strong>r Ausund<br />

Weiterbildungsprozesse bei <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

<strong>de</strong>r Servicetechniker, die aufgrund<br />

<strong>de</strong>r technologischen Komplexität <strong>de</strong>r angebotenen<br />

Produktpalette permanent<br />

einen erhöhten Bildungsbedarf haben.<br />

Dem Unternehmen dient ein qualifizierter<br />

und effizienter Service als Alleinstellungs-<br />

merkmal gegenüber <strong>de</strong>n Konkurrenten in<br />

<strong>de</strong>r holzverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie, weswegen<br />

insbeson<strong>de</strong>re in diesem Bereich<br />

kontinuierlich investiert wird. Um <strong>de</strong>n<br />

Bildungsbedarf rechtzeitig zu erkennen<br />

und aufgrund von Prozessautomatismen<br />

und Masseneffekten zusätzlich Effizienzgewinne<br />

realisieren zu können, wur<strong>de</strong>n<br />

zusammen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Learning-Management-Systems<br />

auch noch<br />

Kompetenzprofile für die unterschiedlichen<br />

Servicetechniker-Jobrollen entworfen<br />

und <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Servicetechniker<br />

Kosten <strong>mit</strong> und ohne Lernplattform<br />

Kostenrechnung. Anhand <strong>de</strong>r Qualifikation von einigen<br />

Servicetechnikern innerhalb <strong>de</strong>r ersten drei Jahre kann<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass sich durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Lernplatt form<br />

„HOMAG Group aca<strong><strong>de</strong>m</strong>y“ die Qualifizierungskosten um über<br />

30 Prozent vermin<strong>de</strong>rn lassen. Bei Servicetechnikern, die nicht<br />

in Europa stationiert sind, gibt es noch größere Einsparungen.<br />

Qualifizierung eines Servicetechnikers<br />

Tage Präsenztraining<br />

(bisher)<br />

Tage Präsenztraining<br />

(nach Start <strong>mit</strong> LMS)<br />

Basis-Training (1. Jahr) 25 Trainingstage 15 Trainingstage<br />

Aufbau-Training (2. Jahr) 35 Trainingstage 20 Trainingstage<br />

Profi-Training (3. Jahr) 11 Trainingstage 7 Trainingstage<br />

Anreise/Abreise 9 Reisetage 6 Reisetage<br />

Summe Tage 80 Tage 48 Tage -40 %<br />

Gesamte Kosten in 3 Jahren 40.000 Euro 24.000 Euro -40 %<br />

Verän<strong>de</strong>rung<br />

gegenübergestellt. Über Systemmechanismen<br />

wur<strong>de</strong> die permanente Kontrolle und<br />

Überwachung auf eine systemtechnische<br />

Basis gestellt, da alle erfor<strong>de</strong>rlichen Informationen<br />

in einem System zusammengeführt<br />

wur<strong>de</strong>n:<br />

1. aktueller Ausbildungsgrad<br />

2. benötigter Weiterbildungsbedarf<br />

3. Zeitpunkte und Status <strong>de</strong>r letzten absolvierten<br />

Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Diese Informationen (konsolidiert in<br />

einem Learning-Management-System)<br />

ergeben eine vali<strong>de</strong> Datenbasis, auf <strong>de</strong>r<br />

aus unterschiedlichen Reporting-Bedürfnissen<br />

heraus Berichte zur aktuellen Ausund<br />

Weiterbildungslage <strong>de</strong>r speziellen<br />

Zielgruppe generiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Als zusätzlichen Nebeneffekt konnte die<br />

HOMAG-Gruppe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Einführung und<br />

Etablierung <strong>de</strong>s Learning-Management-<br />

Systems die Aus- und Weiterbildungsprozesse<br />

in <strong>de</strong>n nationalen und internationalen<br />

Produktionsgesellschaften vereinheitlichen,<br />

was zu einer zentralisierten<br />

Steuerung und Standardisierung beigetragen<br />

hat. Insgesamt kann das Projekt als<br />

Leuchtturmprojekt im Hinblick auf Umsetzungsgeschwindigkeit<br />

und Prozessdurchdringung<br />

für <strong>mit</strong>telständische Industrieunternehmen<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie kann man <strong>de</strong>n Erfolg dieses Projekts<br />

belegen? Kontinuierliche Befragungen<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbasis und <strong>de</strong>r zeitliche Vergleich<br />

<strong>de</strong>r erhobenen Informationen belegen,<br />

dass die Servicequalität gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n weiter gestiegen ist.<br />

Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> belegen permanent ansteigen<strong>de</strong><br />

Nutzungszahlen <strong>de</strong>r Plattform, dass das<br />

Learning-Management-System seit <strong>de</strong>r<br />

Einführung zu einer zentralen Wissens-<br />

26 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Fotos: Thomas Einberger, argum<br />

Wolfgang Mutschler, Platz 3 in unserem Wettbewerb „Chief Learning Officer 2011“, bei <strong>de</strong>r Siegerehrung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Jury-Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Professor Dr. August-Wilhelm Scheer (rechts) und Chefredakteur Martin Pichler (links).<br />

und Informationsdrehscheibe <strong>de</strong>r Servicetechniker<br />

gewor<strong>de</strong>n ist, welche die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Informationen bedarfsgerecht<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Die einzelnen Produktionsgesellschaften<br />

<strong>de</strong>r HOMAG Group sind Unternehmen <strong>mit</strong><br />

<strong>mit</strong>telständischen Strukturen. Sie haben<br />

sich bewusst für eine Investition in die<br />

Qualifizierung von Service <strong>mit</strong>arbeitern<br />

entschie<strong>de</strong>n. Dadurch hat sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

die I<strong>de</strong>ntifikation von Talenten und<br />

<strong>de</strong>ren För<strong>de</strong>rung verbessert. Die Weiterbildungsbedarfe<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens in<br />

Bezug auf das Wissen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

wer<strong>de</strong>n über die LMS-Lösung leichter<br />

i<strong>de</strong>ntifizierbar und Wissenslücken können<br />

schneller geschlossen wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Erfahrungen sind nahezu auf je<strong>de</strong>s <strong>mit</strong>telgroße<br />

Unternehmen im Maschinenbau<br />

übertragbar. Hinzu kommt die internationale<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Projekts. Das Unternehmen<br />

betreibt eine globale Lern- und<br />

Bildungsstrategie in 30 Sprachen.<br />

Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> nutzt die HOMAG Group einen<br />

„weiten“ konzeptionellen Ansatz: Durch<br />

die Verbindung <strong>de</strong>r Weiterbildung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter <strong>mit</strong> einem Skill-Management<br />

fällt auch <strong>de</strong>r effiziente Einsatz von Servicetechnikern<br />

leichter. Ein Beispiel: Ein<br />

Servicetechniker befin<strong>de</strong>t sich gera<strong>de</strong> bei<br />

einem Kun<strong>de</strong>n in Kanada, um eine elektronische<br />

Steuereinheit zu reparieren, und<br />

muss zwei Tage auf ein Ersatzteil warten.<br />

In Los Angeles gibt es <strong>de</strong>rweil bei einem<br />

an<strong>de</strong>ren Kun<strong>de</strong>n auch ein Elektronikproblem.<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit wäre ein weiterer<br />

Servicetechniker von Deutschland<br />

aus nach Los Angeles geflogen. Jetzt kann<br />

<strong>de</strong>r Einsatzplaner in <strong>de</strong>r Zentrale anhand<br />

<strong>de</strong>s Skill-Profis <strong>de</strong>s Mannes in Kanada<br />

sehen, dass <strong>de</strong>r passen<strong>de</strong> Experte sich<br />

schon in Nordamerika befin<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>n<br />

Servicetechniker während seiner „Wartezeit“<br />

kostenreduzierend von Kanada nach<br />

Kalifornien schicken.<br />

Der Servicekoordinator <strong>de</strong>r HOMAG-<br />

Gruppe kann dank <strong>de</strong>r sehr aktuellen<br />

Informationen, die er über die spezielle<br />

Qualifikationsstufe <strong>de</strong>r Techniker hat, die<br />

Entsendung <strong>de</strong>s Servicepersonals optimieren,<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n schneller helfen und<br />

<strong>de</strong>r Firma Kosten er<strong>sparen</strong>. Es lohnt sich<br />

also im Sinne <strong>de</strong>r Einsatzplanung, die anwachsen<strong>de</strong><br />

Qualifikation eines Technikers<br />

über das Learning-Management-System<br />

zu monitoren und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Skill-Management<br />

zu koppeln. Das Unternehmen hat<br />

für Servicetechniker <strong>de</strong>rzeit durchschnittlich<br />

25 Skills beschrieben. Die Bandbreite<br />

geht vom Mechaniker bis zum Elektroniker.<br />

Ein Skill ist eine Fertigkeit, <strong>de</strong>ren Beherrschung<br />

in mehreren Stufen <strong>de</strong>finiert<br />

ist. Der Einsatzplaner kann tagesaktuell<br />

sehen, wer bei welchem Skill welche<br />

Stufe erreicht hat. Insgesamt hat die Einführung<br />

einer Lernplattform und <strong>de</strong>ren<br />

Kombination <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Skill-Management<br />

folgen<strong>de</strong>n Nutzen gebracht:<br />

• Es wer<strong>de</strong>n systematisch Kompetenzen<br />

generiert. Künftig soll eine Online-Weiterbildung<br />

über mehrere Module zum<br />

„zertifizierten Servicetechniker“ möglich<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die Kompetenzen <strong>de</strong>r Service<strong>mit</strong>arbeiter<br />

können weltweit erfasst und <strong>de</strong>ren<br />

systematische Weiterentwicklung kann<br />

gezielt gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

• Das Know-how <strong>de</strong>s Einzelnen und <strong>de</strong>r<br />

Organisation wird durch Kollaboration<br />

(Wiki-Prinzip) optimiert.<br />

• Reduzierung <strong>de</strong>r Präsenztrainingszeiten<br />

und da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>n die Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Reisekos ten.<br />

• Reduzierung <strong>de</strong>r Hotline-Zeiten, bei <strong>de</strong>r<br />

sich Servicetechniker telefonisch Rat<br />

holen müssen.<br />

Viele Hotline-Fragen zu einem Thema<br />

be<strong>de</strong>uten, dass zumin<strong>de</strong>st ein „kleines“<br />

Online-Lernprogramm erfo<strong>de</strong>rlich wäre.<br />

Wolfgang Mutschler R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 27


personal- und organisationsentwicklung<br />

„Intelligente Übersetzungssysteme gesucht“<br />

Interview. Im Gespräch <strong>mit</strong> „wirtschaft + weiterbildung“ berichtet Wolfgang Mutschler über<br />

die praktische Be<strong>de</strong>utung seiner Lernplattform und seinen Besuch <strong>de</strong>r Learntec 2012.<br />

Foto: argum<br />

Wolfgang<br />

Mutschler,<br />

Leiter HOMAG<br />

Training Services,<br />

Schopfloch<br />

Es gilt als fortschrittlich, Mitarbeitern auf Lernplattformen<br />

die Gelegenheit zum „kollaborativen<br />

Austausch“ zu bieten. Wie funktioniert das bei Ihnen?<br />

Wolfgang Mutschler: Zurzeit steht unser Learning-Management-System<br />

nur <strong>de</strong>n Servicetechnikern in Deutschland<br />

und <strong><strong>de</strong>m</strong> Ausland zur Verfügung. Die können sich in Foren<br />

austauschen und Kollaboration leben. Diese Art <strong>de</strong>r Selbsthilfe<br />

ist machbar, geht aber nur langsam voran. Wir haben<br />

natürlich bei weitem nicht so viele User, dass schnell ein<br />

komplettes firmenspezifisches Wiki entstehen könnte, und<br />

die Sprache ist auch eine Bremse. Die russischen Kollegen<br />

zum Beispiel schreiben ihre Beiträge in kyrillischer<br />

Schrift. Wir suchen nach automatisierten Übersetzungssystemen,<br />

sogenannten „Intelligent Translation Systems“,<br />

<strong>de</strong>nn passable Übersetzungen „on <strong><strong>de</strong>m</strong>and“ wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Austausch erleichtern. Unser Übersetzungsdienstleister<br />

unterstützt uns bei dieser Suche, aber ich glaube, Übersetzungen<br />

durch Computer bei branchenspezifischem Vokabular<br />

sind zwar auf einem erstaunlich guten Weg, brauchen<br />

aber sicher noch eine Weile.<br />

Klappt das, wenn Ihre Experten Lernprogramme für<br />

Servicetechniker schreiben sollen?<br />

Mutschler: Es klappt gut, aber es könnte noch besser<br />

gehen. Die Herausfor<strong>de</strong>rung liegt für uns darin, dass wir<br />

unter bestimmten Bedingungen unsere Inhalte schnell<br />

aktualisieren müssen. Stellen Sie sich bitte vor, wir bauen<br />

innerhalb von drei Monaten eine Produktionsstraße für<br />

Möbel auf. Da wird hinten, salopp gesagt, <strong>de</strong>r Baumstamm<br />

angeliefert und vorne kommt <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rschrank raus.<br />

Während wir die Maschinen aufbauen und <strong>mit</strong>einan<strong>de</strong>r<br />

verbin<strong>de</strong>n entsteht ein Lernprogramm, das <strong>de</strong>n Servicetechnikern<br />

später die Details <strong>de</strong>s Produktionsprozesses<br />

erklärt. Diese Details än<strong>de</strong>rn sich aber während <strong>de</strong>s Aufbaus<br />

und <strong>de</strong>r Inbetriebnahme von Woche zu Woche, weil<br />

<strong>de</strong>r Produktionsprozess immer weiter optimiert wird. Diese<br />

Verän<strong>de</strong>rungen müssen die Ingenieure vor Ort aber auch<br />

zeitnah in das entstehen<strong>de</strong> Lernprogramm einpflegen.<br />

Noch schnellere und aus mediendidaktischer Sicht effektivere<br />

Autoren-Tools wären da eine große Hilfe.<br />

Wie bringen Sie Ihre Servicetechniker überhaupt dazu,<br />

sich weiterzubil<strong>de</strong>n?<br />

Mutschler: Das Lernen firmenspezifischer Dinge auf<br />

unserer internet-basierten Plattform (auch in <strong>de</strong>r Freizeit)<br />

wird als Arbeitszeit gewertet. Es hat keine Konsequenzen,<br />

wenn nicht gelernt wird, aber die Servicetechniker hatten<br />

bislang genügend Eigenmotivation, ihr Wissen up-to-date<br />

zu halten. Ein Lernanreiz besteht auch darin, dass je<strong>de</strong>r<br />

ein Vorschlagsrecht für neue Lernmodule hat. Es gibt zwar<br />

eine produkttechnische Hitliste, aber ich schätze, dass<br />

daneben die Handhabung von Software zu <strong>de</strong>n am meisten<br />

gewünschten Neuanschaffungen gehört.<br />

Sie kommen gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Learntec 2012.<br />

Wofür haben Sie sich interessiert?<br />

Mutschler: Zum Beispiel wollen wir nicht nur aus einem<br />

guten Servicetechniker einen noch besseren Servicetechniker<br />

machen. Wir wollen es künftig auch frühzeitig<br />

erkennen, wenn er das Zeug zum Beispiel zum Projektmanager<br />

o<strong>de</strong>r zum Verkäufer hat und entsprechend geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Deshalb habe ich mich für solche Themen<br />

wie Karriereplanung o<strong>de</strong>r Talentför<strong>de</strong>rung als Ergänzung zu<br />

unserem Skillmanagement interessiert.<br />

Wie nutzen Sie die Learntec?<br />

Mutschler: An erster Stelle statte ich natürlich <strong><strong>de</strong>m</strong> Stand<br />

<strong>de</strong>r IMC AG einen Besuch ab. Von ihr stammt unser Learning-Management-System,<br />

das wir gemeinsam auf unsere<br />

weltweiten Beson<strong>de</strong>rheiten angepasst haben. Ansonsten<br />

habe ich mehrere Gesprächstermine vorab vereinbart und<br />

nutze die Gespräche auch intensiv, um nach Lösungen für<br />

meine aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen zu suchen. Für <strong>de</strong>n<br />

Learntec-Kongress o<strong>de</strong>r für die Vorträge in <strong>de</strong>r Messehalle<br />

bleibt da keine Zeit.<br />

Interview: Martin Pichler<br />

28 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


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personal- und organisationsentwicklung<br />

Ein Sparbuch für die<br />

Weiterbildungszeit anlegen<br />

PRAXIS. Das lebenslange Lernen schreiben sich zurzeit viele Betriebe auf ihre<br />

Fahne. Doch an <strong>de</strong>n Umsetzungskonzepten hapert es vielfach noch. Dabei könnten<br />

Personalentwickler Ansätze, die schon länger bestehen, jetzt in die Tat umsetzen.<br />

So zum Beispiel das Lernzeitkonto. Wir unterziehen es einem Praxistest.<br />

Die Motivation zum Weiterlernen ist einer<br />

<strong>de</strong>r drei wichtigsten Aspekte, da<strong>mit</strong> Weiterbildung<br />

nachhaltig wird. Das hat Professor<br />

Lutz von Rosenstiel in <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Ausgabe <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Fachzeitschrift „Personal<br />

Quarterly“ in einem Interview bestätigt.<br />

Denn gera<strong>de</strong> das Weiterlernen sei<br />

wichtig, da es im Gegensatz zum Weiter-<br />

bil<strong>de</strong>n völlig selbstgesteuert sei. „In<strong><strong>de</strong>m</strong><br />

die Lernen<strong>de</strong>n selbst organisieren, was<br />

und wie sie etwas lernen, i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

sie sich viel stärker <strong>mit</strong> diesem neuen<br />

Wissen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n neuen Fertigkeiten“, so<br />

von Rosenstiel im Interiview.<br />

Wer Personalentwicklung betreibt, muss<br />

sich nicht nur Gedanken über Pflichtseminare<br />

machen, son<strong>de</strong>rn auch dazu,<br />

wie man Mitarbeiter zum Weiterlernen<br />

motiviert. Ein Mittel ist, ein freies Budget<br />

zur Verfügung zu stellen (siehe dazu<br />

auch das Praxisbeispiel „Weiterbil<strong>de</strong>n<br />

bei Fraport: Selbst ist <strong>de</strong>r Mitarbeiter“,<br />

in Ausgabe 01/2012). Ein an<strong>de</strong>res Mittel,<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter zusätzlich ihre ange-<br />

Einführung von Lernzeitkonten<br />

Tipps. Wer Lernzeitkonten im Unternehmen einführen<br />

möchte, sollte einige Ratschläge beherzigen.<br />

· Lernzeitkonten betreffen Change Management: Da<strong>mit</strong><br />

sich Mitarbeiter weiterbil<strong>de</strong>n, um bis zum 67. Lebensjahr<br />

fit zu bleiben, müssen diese Angestellten unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

ihren Lebensstil und die Unternehmen ihre Kultur<br />

än<strong>de</strong>rn.<br />

· Ohne systematisches Arbeitszeitmanagement und Personalentwicklung<br />

sowie ein IT-System ist keine Lernzeitkontoführung<br />

möglich!<br />

· Stellen Sie Pro und Contra von Lernzeitkonten gegenüber.<br />

Achten Sie auf einen Ausgleich von Unternehmens- und<br />

Mitarbeiterinteressen.<br />

· Die Betriebsprüfer <strong>de</strong>r Finanzämter sind oft hilfsbereit –<br />

bitten Sie ruhig um einen Vortrag.<br />

· Über ein Lernkonto darf nur <strong>de</strong>r jeweilige Mitarbeiter verfügen!<br />

Klären Sie aus datenschutzrechtlichen Grün<strong>de</strong>n, welche<br />

Infos Sie über <strong>de</strong>ssen Verwendung speichern dürfen.<br />

· Informieren Sie beson<strong>de</strong>rs gewerblich-technisches Personal<br />

über <strong>de</strong>n Nutzen von Lernkonten. Hier bedarf es einer<br />

geson<strong>de</strong>rten Kommunikationspolitik.<br />

· Analysen <strong>de</strong>s Arbeitsanfalls helfen, <strong>mit</strong> Beschäftigten konstruktiv<br />

ein sinnvolles Lernzeitkontomo<strong>de</strong>ll zu besprechen.<br />

· Achten Sie bei längeren Freistellungsphasen auf <strong>de</strong>n<br />

Erhalt <strong>de</strong>s Sozialversicherungsschutzes.<br />

Überstun<strong>de</strong>n lassen sich natürlich<br />

auch <strong>mit</strong> Pausen abfeiern. Man kann in<br />

dieser Zeit aber auch die eigene Weiterbildung<br />

selbstinitiativ vorantreiben.<br />

30 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


sparte Arbeitszeit in Weiterlernen investieren;<br />

können ist das Lernzeitkonto. Es<br />

funktioniert wie ein Arbeitszeitkonto, auf<br />

das die Mitarbeiter für Weiterbildungso<strong>de</strong>r<br />

vielmehr Weiterlernaktivitäten bei<br />

vollem Lohnausgleich Zeit an<strong>sparen</strong>.<br />

Bisher wenig Verständnis für<br />

das Instrument in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Dieses Instrument ist durchaus nicht<br />

neu. Doch einige gesetzliche und praktische<br />

Hür<strong>de</strong>n erschweren die praktische<br />

Umsetzung. Und so wun<strong>de</strong>rt es zunächst<br />

nicht, wenn Praktiker auf die Frage, ob<br />

es Lernzeitkonten in <strong>de</strong>r Praxis gebe, oft<br />

<strong>mit</strong> Kopfschütteln antworten. So auch<br />

Christa Stienen. Lernzeitkonten seien in<br />

<strong>de</strong>r Praxis kein Thema, meint das Präsidiums<strong>mit</strong>glied<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />

Personalmanager e.V.: „Es steht außer<br />

Frage, dass Unternehmen auf ihre Kosten<br />

Mitarbeiter entwickeln, um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben – und zwar individuell.<br />

Was will man auf Konten Ansprüche sammeln,<br />

über die dann nur <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

bestimmt, weil es eben seine sind? Abgesehen<br />

vom Effekt für das Arbeitgeberimage:<br />

Erst das Konto füllen, dann weiterbil<strong>de</strong>n?<br />

Das ist wenig überzeugend“,<br />

merkt die Personalerin an.<br />

Er<strong>mit</strong>tlungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeberverbän<strong>de</strong> (BDA) stützen<br />

diese Einschätzung. Ihr zufolge fin<strong>de</strong>n<br />

drei Viertel aller Weiterbildungen im Job<br />

statt. Das Betriebspanel <strong>de</strong>s Instituts für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />

von 2009 beziffert die Zahl unter 16.000<br />

Betrieben auf 64 Prozent.<br />

Doch Mechthild Bayer, die beim Verdi-<br />

Hauptvorstand Referentin für Weiterbildung<br />

ist, hält dagegen: „Das stimmt doch<br />

gar nicht, dass Betriebe genügend für die<br />

Weiterbildung tun. Man muss sich generell<br />

fragen, wie Arbeitszeit künftig aufgeteilt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die Gesellschaft altert,<br />

weiterhin wer<strong>de</strong>n viele Überstun<strong>de</strong>n gemacht<br />

und es bedarf laufen<strong>de</strong>r Qualifizierungen.<br />

In einem Forschungsprojekt<br />

befragen wir <strong>de</strong>rzeit Pflegekräfte zu ihrer<br />

Situation. Viele wissen nicht, wann sie<br />

sich weiterbil<strong>de</strong>n sollen.“<br />

Die Verdi-Referentin for<strong>de</strong>rt rechtliche<br />

Rahmenbedingungen für Bildung, da<strong>mit</strong><br />

diese auch beim Mitarbeiter ankommt.<br />

Lernzeitkonten wären ein geeignetes Mittel.<br />

Verdi hat dazu einen Beraterkreis gegrün<strong>de</strong>t,<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> die Protagonisten <strong>de</strong>s Themas<br />

– <strong>de</strong>r emeritierte Professor Hartmut<br />

Seifert und Rolf Dobischat, Professor für<br />

Wirtschaftspädagogik an <strong>de</strong>r Universität<br />

Duisburg, angehören.<br />

Seifert veröffentlichte 2009 <strong>mit</strong> seinem<br />

Kollegen Gerd Busse ein Gutachten über<br />

tarifliche und betriebliche Regelungen zur<br />

beruflichen Weiterbildung. Das Fazit <strong>de</strong>r<br />

Autoren: Weil Firmen <strong>de</strong>n Gestaltungsspielraum<br />

in Betriebsvereinbarungen zu<br />

wenig füllen und Mitarbeiter aus kleinen<br />

Betrieben o<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> geringem Bildungsniveau<br />

wenig Angebote bekämen, müssten<br />

Finanzierungsmo<strong>de</strong>lle diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Lernzeitkonto als Unterform<br />

<strong>de</strong>s Langzeitkontos<br />

Und gera<strong>de</strong> solche Mo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong>zu<br />

heiß in Politik und Wirtschaft diskutiert.<br />

Denn Lernzeitkonten sind vom<br />

Aufbau her wie Langzeitkonten gestaltet.<br />

Nur dass <strong>de</strong>r einzige Zweck <strong>de</strong>s An<strong>sparen</strong>s<br />

beim Lernzeitkonto die Finanzierung<br />

von selbst initiierter Weiterbildung ist.<br />

Bei Langzeitkonten ist <strong>de</strong>r Verwendungszweck<br />

offen. Der Gesetzgeber gibt lediglich<br />

vor, dass sie zur vollständigen o<strong>de</strong>r<br />

teilweisen Freistellung für Auszeiten betreffend<br />

Familie, Pflege, Sabbaticals o<strong>de</strong>r<br />

eben Weiterbildungen dienen sollen.<br />

Gesetzliche Än<strong>de</strong>rungen heizen<br />

<strong>de</strong>rzeit das Thema an<br />

Aber <strong>de</strong>r Gesetzgeber hat bei <strong>de</strong>n Langzeitkonten<br />

angesichts <strong>de</strong>r Finanzmarktkrise<br />

2008 einiges geän<strong>de</strong>rt. Seit <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Flexi-II-Gesetz sind Arbeitszeitkonten in<br />

Flexi- und Langzeitkonten zu unterteilen.<br />

Gespart wird nur noch Geld, dazu sind<br />

Entgeltanteile wie Urlaubs- und Bildungsurlaubsansprüche<br />

sowie Überstun<strong>de</strong>n<br />

umzuwan<strong>de</strong>ln. Son<strong>de</strong>rzahlungen können<br />

ebenfalls einfließen. Flexikonten <strong>mit</strong> einer<br />

Laufzeit bis zu einem Jahr sollen weiterhin<br />

Konjunkturschwankungen austarieren.<br />

Beim Arbeitgeberwechsel muss das<br />

Ersparte übertragbar sein. Und es muss<br />

eine Sicherung vor Insolvenz und Wertverlusten<br />

geben.<br />

Zu <strong>de</strong>n Folgen dieser Än<strong>de</strong>rungen gibt es<br />

aktuell einen Stichtag: Bis zum 31. März<br />

2012 sollte die Bun<strong>de</strong>sregierung <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Bun<strong>de</strong>stag gemäß § 7g SGB IV berichten,<br />

wie sich das 2009 in Kraft getretene Gesetz<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen<br />

für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen<br />

(Flexi II) in <strong>de</strong>r Praxis<br />

auswirkt.<br />

Die BDA, die <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung eine<br />

Stellungnahme zur Evaluation von Flexi II<br />

geliefert hat, zeigt sich kritisch. Sie beklagt<br />

bürokratischen Mehraufwand.<br />

„Durch die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Vorschriften zum 1. Januar 2009 für die<br />

Führung und Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten<br />

sind diese weniger attraktiv<br />

gewor<strong>de</strong>n“, erläutert Nora Braun,<br />

Referentin für Arbeitsrecht <strong>de</strong>r BDA.<br />

Personaler beklagen sogar, dass sie es<br />

seit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen <strong>mit</strong> einem Versicherungsthema<br />

zu tun haben. Michael Ries,<br />

Vorstands<strong>mit</strong>glied <strong>de</strong>r AGZWK, Arbeitsgemeinschaft<br />

Zeitwertkonten e.V., bestätigt<br />

dies: „Die Finanzbranche dominiert das<br />

Thema, dabei sind ihre Produkte häufig R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 31


personal- und organisationsentwicklung<br />

R ungeeignet. Viele können Kun<strong>de</strong>n keine<br />

individuellen Lösungen schnei<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn<br />

nur Provisionen kassieren. Bei <strong>de</strong>r<br />

Einrichtung eines solchen Systems benötigt<br />

man ein enormes Fach-Know-how,<br />

es geht um Vergütungssystematiken, Arbeits-,<br />

Sozialversicherungs- und Steuerrecht.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re im Mittelstand fehlt<br />

oft das Know-how und die Berater haben<br />

dieses häufig auch nicht.“<br />

Ries gibt ein Beispiel zur Kapitalanlage:<br />

Wer<strong>de</strong>n Guthaben <strong>mit</strong> mehreren Jahren<br />

Laufzeit gebil<strong>de</strong>t, kann kurzfristig kein<br />

Geld entnommen wer<strong>de</strong>n, weil die Kapitalanlage<br />

das unter Umstän<strong>de</strong>n nicht<br />

zulässt, da sie eine gewisse Wertentwicklung<br />

vorsieht. Dies führe zu stocksteifen<br />

Lösungen, so Ries.<br />

Resümee zum Langzeitkonto:<br />

Flexi II hat abgeschreckt<br />

Einige Unternehmen hat Flexi II tatsächlich<br />

abgeschreckt, weiß Michael Klein,<br />

Betriebsprüfer beim Finanzamt Trier: „Es<br />

gab einige Prüfungsfälle zu Zeitwertkonten.<br />

Nach 2009 hat sich das erledigt. Viele<br />

Firmen reagieren zurückhaltend. Wir<br />

warten ja immer noch auf flankieren<strong>de</strong><br />

Schreiben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums.<br />

Beispielweise ist nicht klar, was in<br />

<strong>de</strong>n Bilanzen zu aktivieren o<strong>de</strong>r zu passivieren<br />

ist.“ Fraglich ist für ihn auch, ob es<br />

genügend Beratungsexpertise am Markt<br />

gibt. Das Thema gehöre in die Hän<strong>de</strong> spezialisierter<br />

Steuerberatungskanzleien.<br />

Dass in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall Expertenwissen bei<br />

diesem Thema vonnöten ist, zeigen auch<br />

die Argumente von Christiane Flüter-<br />

Hoffmanns, Projektleiterin <strong>de</strong>r betrieblichen<br />

Personalpolitik am Institut <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Wirtschaft Köln. Mit Blick auf<br />

Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>mit</strong> Langzeitkonten lernen<br />

Mo<strong>de</strong>lle. Lernzeitkonten sind im Prinzip zu behan<strong>de</strong>ln wie Langzeitkonten <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> alleinigen<br />

Zweck, dass Mitarbeiter die angesparte Zeit in Weiterbildung selbst investieren. Solche<br />

Langzeitkonten sind in vielen Unternehmen schon im Einsatz. Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen und<br />

Mo<strong>de</strong>llen lässt sich vieles für die Einführung von Lernzeitkonten ableiten.<br />

Die Techniker Krankenkasse<br />

(TK) bietet<br />

seit 2006 Langzeitkonten<br />

an. 20<br />

Prozent <strong>de</strong>r rund<br />

10.500 Mitarbeiter<br />

hätten das Angebot<br />

bislang genutzt, sich<br />

ohne Angabe von<br />

Grün<strong>de</strong>n freistellen<br />

zu lassen, so Marco Backendorf, Referent für Gehaltsabrechnung.<br />

Vor Beginn <strong>de</strong>r technischen Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Langzeitkonten hatten die TK und die Gewerkschaft <strong>de</strong>r<br />

Sozialversicherung (GdS) die wesentlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

in einem Tarifvertrag vereinbart. Unter an<strong>de</strong>rem wur<strong>de</strong> die<br />

Freiwilligkeit <strong>de</strong>r Teilnahme festgelegt und mögliche zu<br />

<strong>sparen</strong><strong>de</strong> und zu entnehmen<strong>de</strong> Lohnanteile – Arbeitszeit,<br />

Urlaubstage über <strong>de</strong>n gesetzlichen Anspruch hinaus, Überstun<strong>de</strong>n<br />

ohne Zuschlag, Son<strong>de</strong>rzahlung, Prämien, Jubiläumszuwendungen<br />

et cetera. Die TK sichert das angesparte<br />

Wertguthaben <strong>de</strong>r Mitarbeiter über eine Treuhandlösung<br />

in Form eines „Contractual Trust Arrangements“ (CTA):<br />

Guthaben wer<strong>de</strong>n auf einen externen Treuhän<strong>de</strong>r übertragen.<br />

Dieser ist ein eingetragener I<strong>de</strong>alverein, <strong>de</strong>r allein für<br />

die TK die Vermögensanlage vornimmt. Dies bewog die<br />

Bun<strong>de</strong>sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht von <strong>de</strong>r<br />

Erlaubnispflicht nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Kreditwirtschaftsgesetz abzusehen.<br />

Beim Energieunternehmen MVV Energie AG führen 120<br />

von 1.600 Beschäftigten ein Langzeitkonto. Von diesen<br />

haben sich 20 über ihr Guthaben freistellen lassen. Über<br />

die Einführung berichtet Thorsten Echterhof, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Competence Centers HR: „Wir sind lange im Voraus in<br />

verschie<strong>de</strong>ne Gespräche gegangen, um zu erfragen, ob<br />

überhaupt Interesse an diesem Arbeitszeitmo<strong>de</strong>ll im Unternehmen<br />

besteht.“ Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> sich dies bestätigt habe, sei<br />

<strong>de</strong>r Betriebsrat einbezogen wor<strong>de</strong>n. Danach wur<strong>de</strong> eine<br />

Betriebsvereinbarung geschlossen. Die Teilnahme am<br />

Angebot sei freiwillig und brauche flankieren<strong>de</strong> Informationen.<br />

„Zweimal jährlich erhalten unsere Mitarbeiter außer<strong><strong>de</strong>m</strong><br />

einen Kontoauszug <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> aktuellen Stand. Wir erleben,<br />

dass vor allem übertariflich beschäftigte Mitarbeiter<br />

das Angebot <strong>de</strong>rzeit nutzen“, so Echterhof. MVV Energie<br />

investiere die Guthaben in Kapitalanlagemo<strong>de</strong>lle einer<br />

Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Deutschen Bank. Der Freistellungsanspruch<br />

entspreche <strong><strong>de</strong>m</strong> Gegenwert <strong>de</strong>r Wertpapiere und<br />

<strong>de</strong>r Wertentwicklung. Da nicht je<strong>de</strong>r Arbeitgeber Langzeitkonten<br />

anbiete,<br />

können noch bestehen<strong>de</strong><br />

Guthaben im<br />

Falle eines Wechsels<br />

beim Deutschen<br />

Rentenversicherer<br />

Bund eingezahlt<br />

o<strong>de</strong>r komplett<br />

ausgezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

32 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>l befürworte<br />

sie lebenslanges Lernen, nicht aber Lernzeitkonten.<br />

Denn dafür gebe es noch<br />

viele Stolpersteine in <strong>de</strong>n Unternehmen:<br />

Frauen könnten teilweise aufgrund von<br />

Familien- und Pflegezeiten sowie Teilzeitjobs<br />

weniger <strong>sparen</strong> als Männer. Und<br />

nicht in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen wür<strong>de</strong>n<br />

Überstun<strong>de</strong>n systematisch gezählt.<br />

Entsprechend selten sind bisher noch<br />

Lang- und Lernzeitkonten in <strong>de</strong>r Praxis.<br />

Das IAB hat zuletzt 2008 Zahlen dazu im<br />

Betriebspanel erhoben. Studienleiter Lutz<br />

Bellmann erklärt: „Nur zwei Prozent <strong>de</strong>r<br />

Betriebe führen Konten <strong>mit</strong> einer Laufzeit<br />

von über einem Jahr. Von diesen gaben<br />

41 Prozent als möglichen Verwendungszweck<br />

Langzeitfreistellungen, 30 Prozent<br />

Lebensarbeitszeitverkürzung, 29<br />

Prozent Familien- und Pflegeauszeiten<br />

und 21 Prozent Weiterbildung an. Die<br />

tatsächliche Nutzung konnten wir nicht<br />

erheben.“ Aus einer Online-Umfrage <strong>de</strong>s<br />

Diplom-Soziologen Horan Lee von <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität München unter<br />

335 Betriebsräten geht für das Jahr 2008<br />

hervor, dass die Räte zum Teil fürchten,<br />

dass die Langzeitkonten hart erkämpfte<br />

Betriebsvereinbarungen zur Weiterbildung<br />

aufweichen und Mitarbeiter finanzielle<br />

Einbußen erlei<strong>de</strong>n.<br />

Mit Lernzeitkonten <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Wan<strong>de</strong>l vorantreiben<br />

Dass es aber durchaus eines grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Wan<strong>de</strong>ls im Weiterbildungssystem<br />

bedarf, erklärt Thomas Bartscher, HR-<br />

Professor an <strong>de</strong>r Hochschule Deggendorf:<br />

„Wir müssen uns fragen, wie Arbeitsphasen<br />

generell bewirtschaftet wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Es muss nach intensiven Phasen Entschleunigung<br />

geben. Gera<strong>de</strong> Leistungsträger<br />

disqualifizieren sich schleichend,<br />

wenn sie keine Zeit zur Neuorientierung<br />

haben. Und die Zeit, die man ihnen gewährt,<br />

muss man auch gewerblich-technischem<br />

Personal geben.“ Sie müssten<br />

lernen, ihr Arbeitsleben vorausschauend<br />

zu planen. Wenn man dies zulasse, stelle<br />

sich die Frage nach Lernzeitkonten von<br />

ganz allein, meint Bartscher.<br />

Und so gibt es auch einige Unternehmen,<br />

die sich an Lernzeitkonten herantrauen:<br />

Bei <strong>de</strong>n Stadtwerken Dinslaken dienen<br />

Lernzeitkonten Mitarbeitern dazu, sich<br />

für private Weiterbildungsinteressen freistellen<br />

zu lassen. Sind die Inhalte teilweise<br />

im Job anwendbar, wird <strong>mit</strong> Beteiligung<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats entschie<strong>de</strong>n, wie<br />

viel Guthaben <strong>de</strong>r Mitarbeiter einbringen<br />

sollte. Grundlage für die generelle Bedarfser<strong>mit</strong>tlung<br />

ist das jährliche Mitarbeitergespräch.<br />

Um bürokratischen Mehraufwand zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, finanziert <strong>de</strong>r kommunale<br />

Dienstleister Guthaben vor, die <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

nach seiner Maßnahme zurückzahlt,<br />

so Personalleiter Andreas Heinrich.<br />

Die Ausnahme ist jedoch die Aufstiegsfortbildung<br />

– zum Beispiel Meisterkurse<br />

– welche im Betrieb nicht zwingend notwendig<br />

sind. Hier bringen Beschäftigte<br />

für rund 1.000 Freistellungsstun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Jahresurlaub aus beispielsweise zwei Jahren<br />

und aus einem Arbeitszeitguthaben<br />

aus bis zu 250 Überstun<strong>de</strong>n ein.<br />

Eine geson<strong>de</strong>rte Betriebsvereinbarung<br />

gibt es zu <strong>de</strong>n Konten nicht, meint Heinrich.<br />

Allerdings hätte sich gezeigt, dass<br />

Führungskräfte inzwischen ihre Guthaben<br />

nicht mehr einlösen, da ihnen schlicht<br />

die Zeit fehle. Bei <strong>de</strong>n gewerblich-technischen<br />

Mitarbeitern sei ein Rückgang<br />

bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Lernzeitkonten zu<br />

verzeichnen.<br />

Fokus <strong>de</strong>s Instruments auf<br />

bestimmte Mitarbeiter lenken<br />

Beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen<br />

Deloitte dienen Lernzeitkonten Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Sparte Wirtschaftsprüfung<br />

dazu, sich für die Vorbereitung und Prüfungen<br />

ihrer Berufsexamina freistellen zu<br />

lassen. „Für die wenigen erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Wochen müssen sie nicht lang <strong>sparen</strong>,<br />

zumal Deloitte einen Grundstun<strong>de</strong>nsatz<br />

finanziert, <strong>de</strong>r durch Überstun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters erweiterbar ist. Diesen<br />

Satz han<strong>de</strong>ln wir gera<strong>de</strong> neu <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

aus“, erklärt Jens Landwehr,<br />

Manager Human Capital Advisory<br />

Service.<br />

Als Berater kann er zu<strong><strong>de</strong>m</strong> berichten, dass<br />

Deloitte aktuell einen Kun<strong>de</strong>nauftrag für<br />

<strong>de</strong>n Aufbau von Lernzeitkonten für Teilzeitkräfte<br />

vorliegt. Das künftige Mo<strong>de</strong>ll<br />

soll die Attraktivität <strong>de</strong>r Arbeitsplätze und<br />

Entwicklungschancen steigern. Dies täte<br />

auch im gewerblichen Bereich not, meint<br />

Landwehr. Allerdings seien Mitarbeiter<br />

schwer zu motivieren, weil sie auf je<strong>de</strong>n<br />

Cent schauen müssten. Eine Möglichkeit<br />

sieht Landwehr trotz<strong><strong>de</strong>m</strong>: Der Abbau von<br />

Überstun<strong>de</strong>n könnte vom Vorgesetzten<br />

zweckgebun<strong>de</strong>n genehmigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Beim Langzeitkonto auch<br />

für Weiterbildung werben<br />

Das Beispiel <strong>de</strong>s Klinikums Stuttgart wie<strong>de</strong>rum<br />

zeigt einen sehr praktikablen Weg<br />

auf, <strong>de</strong>r das Ziel <strong>de</strong>s eigenständigen Weiterlernens<br />

zwar nicht im Fokus hat, aber<br />

es immerhin <strong>mit</strong>bedacht hat. Das Klinikum<br />

hat Langzeitkonten für seine 7.000<br />

Mitarbeiter zum 1. Januar 2012 eingeführt<br />

und möchte da<strong>mit</strong> seine Arbeitgeberattraktivität<br />

erhöhen.<br />

Den Verwendungszweck hat das Klinikum<br />

zwar offengelassen, aber immerhin<br />

die Option, die Auszeit <strong>mit</strong> Weiterbildung<br />

zu füllen, an die Mitarbeiter herangetragen:<br />

„In unserer Infokampagne haben wir<br />

aber auch ein Fallbeispiel zur Weiterbildung<br />

aufgeführt. Ärzte haben ja ohnehin<br />

drei Tage im Jahr und Krankenschwestern<br />

zehn Tage im Jahr Anspruch auf Bildungsurlaub.<br />

Dieser ist nebst Mehrstun<strong>de</strong>n und<br />

allen an<strong>de</strong>ren Lohnbezügen einbringbar“,<br />

so Schimandl.<br />

Aussetzungen bei <strong>de</strong>r Einzahlung seien<br />

möglich. Mitarbeiter könnten ihr Konto<br />

parallel zur betrieblichen Altersvorsorge<br />

freiwillig führen. Die Min<strong>de</strong>stentnahme<br />

betrage einen Monat. Bei vorzeitiger<br />

Beendigung <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses sei<br />

das Guthaben auf die Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund übertragbar. Die Insolvenzsicherung<br />

gestalte sich für <strong>de</strong>n<br />

kommunalen Betrieb weniger brisant, so<br />

Schimandl. Aufgesetzt wur<strong>de</strong> das Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>mit</strong> einem externen Berater.<br />

Welches ein gangbarer Weg ist, <strong>de</strong>r die<br />

praktischen und gesetzlichen Hür<strong>de</strong>n<br />

überwin<strong>de</strong>t, muss je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

also – wie so oft – für sich selbst entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die positiven Beispiele zeigen,<br />

dass das Lernzeitkonto als Instrument im<br />

lebenslangen Lernen durchaus nützlich<br />

sein kann. Schließlich ist es ein starkes<br />

Symbol, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen sich attraktiver<br />

machen und zeigen, dass ihnen<br />

an <strong>de</strong>r beständigen Fortbildung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

gelegen ist – auch außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Korsetts von Pflichtseminaren.<br />

Stefanie Heine<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 33


personal- und organisationsentwicklung<br />

Wer nachfragt, muss auch<br />

<strong>mit</strong> harten Antworten leben<br />

MITARBEITERBEFRAGUNG. In <strong>de</strong>r Gesenkschmie<strong>de</strong> Otto Röhrig hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren einiges in <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s Unternehmens getan. Ob dabei die<br />

Mitarbeiter noch <strong>mit</strong>ziehen, sollte eine Mitarbeiterumfrage belegen. Und die Vermutung<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführers bestätigte sich: Dabei kamen einige kritische Antworten heraus.<br />

Das Unternehmen zeigt vorbildlich, wie man da<strong>mit</strong> umgeht.<br />

Das <strong>mit</strong>telständische Unternehmen Otto<br />

Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong> GmbH wur<strong>de</strong><br />

1895 in Solingen gegrün<strong>de</strong>t und fertigt<br />

seit<strong><strong>de</strong>m</strong> vielfältige und anspruchsvolle<br />

Schmie<strong>de</strong>stücke. Otto Röhrig zählt zu<br />

<strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Herstellern von Rohwaren<br />

für chirurgische Instrumente <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Schwerpunkt Scheren.<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Markt wan<strong>de</strong>lten die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an das Unternehmen. Dazu<br />

Umfrageergebnisse<br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

Aktueller Fall. „Misstrauensvotum<br />

gegen Blessing“, so titelte die<br />

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“<br />

(FAZ) am 16. Dezember. Der Artikel<br />

zeigt, wie groß die Wirkung einer<br />

Mitarbeiterumfrage sein kann: Die<br />

Zeitung veröffentlichte die unerfreulichen<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Umfrage<br />

in <strong>de</strong>r Commerzbank AG. Ein Beispiel:<br />

67 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

wür<strong>de</strong>n ihre Bank nicht uneingeschränkt<br />

an Bekannte weiterempfehlen.<br />

Die Ergebnisse stehen<br />

je<strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter im Intranet zur<br />

Verfügung. Und das Unternehmen<br />

will offensichtlich auch weiterhin<br />

auf die offene Kommunikationspolitik<br />

setzen. Die Lehre für an<strong>de</strong>re:<br />

Wer so offen kommuniziert, muss<br />

Maßnahmen ableiten.<br />

zählen insbeson<strong>de</strong>re technische Entwicklungen<br />

und Än<strong>de</strong>rungen im Gesenk- und<br />

Werkzeugbau sowie im Schmie<strong>de</strong>prozess,<br />

organisatorisch gestiegene Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

im Fertigungsablauf sowie die Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>s Markts <strong>de</strong>r Medizintechnik.<br />

Diese erfor<strong>de</strong>rn verstärkt Innovation<br />

und Qualität in <strong>de</strong>r Herstellung sowie im<br />

Vertrieb <strong>de</strong>r Produkte.<br />

Für Otto Röhrig be<strong>de</strong>uten die benannten<br />

Faktoren unter an<strong>de</strong>rem ein schnelleres,<br />

individuelleres Reagieren auf die Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und eine <strong><strong>de</strong>m</strong>entsprechend<br />

regelmäßige Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Fertigungsplanung. Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> wur<strong>de</strong> aus<br />

strategischen Grün<strong>de</strong>n im Jahr 2010 eine<br />

weitere Gesenkschmie<strong>de</strong> übernommen.<br />

Diese Übernahme galt es technisch und<br />

organisatorisch zu gestalten. So sollte in<br />

einem umfassen<strong>de</strong>n Prozess, gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r IGS Organisationsberatung, die<br />

Organisation in Bezug auf unterschiedlichste<br />

Parameter beleuchtet und hinterfragt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Geschäftsführer will<br />

Klarheit über die Stimmung<br />

Für <strong>de</strong>n Geschäftsführer war in diesem<br />

Prozess das Betriebsklima ein wichtiger<br />

Parameter. Das Betriebsklima stellt für<br />

Otto Röhrig einen be<strong>de</strong>utsamen Erfolgsfaktor<br />

dar und dient als Wettbewerbsfaktor,<br />

auch in Abgrenzung zur Konkurrenz:<br />

Das gute Betriebsklima bei Otto Röhrig<br />

zeigte sich seit Jahren in <strong>de</strong>r stets sehr<br />

geringen Fluktuation sowie in <strong>de</strong>r guten<br />

und freundlichen Stimmung untereinan<strong>de</strong>r.<br />

Jedoch stellte die Geschäftsführung<br />

im Zuge <strong>de</strong>r oben beschriebenen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

eine Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsklimas fest. Da bis zu diesem<br />

Zeitpunkt eine hohe Aufmerksamkeit auf<br />

die organisatorische Gestaltung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />

gelegt wur<strong>de</strong>, sollten nun die<br />

zwischenmenschlichen Faktoren bei <strong>de</strong>r<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen beleuchtet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Betriebsklima setzt sich aus <strong>de</strong>n subjektiven<br />

Empfindungen <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />

in Bezug auf die Firma, die Arbeit und die<br />

zwischenmenschlichen Kontakte sowie<br />

die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>mit</strong> diesen Aspekten zusammen.<br />

So<strong>mit</strong> wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n, eine<br />

Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse durchzuführen.<br />

Ein Teilnehmer einer Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r IGS-Organisationsberatung formulierte<br />

treffend: „Zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter<br />

wer<strong>de</strong>n zu positiven Multiplikatoren“<br />

(Führungspraxis, 2009).<br />

So stellte sich die Frage: Wie geht man<br />

an dieses Thema heran? Die Tür <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

ist für alle Angelegenheiten<br />

bei Otto Röhrig, auch explizit für die <strong>de</strong>r<br />

Belegschaft, offen. Dennoch wur<strong>de</strong> als<br />

Befragungsart zur Analyse <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

das freiwillige, persönliche Gespräch<br />

<strong>mit</strong> einer externen Beraterin ausgewählt.<br />

Dies bot die Möglichkeit, Themen zu besprechen,<br />

die sonst bevorzugt im anonymen<br />

Raum platziert wer<strong>de</strong>n. Auf diese<br />

Weise konnte eine gesteigerte Offenheit<br />

gewährleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Prozess <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />

konnte in vier Oberpunkte eingeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der erste umfasste die Konzeption<br />

<strong>de</strong>s Interviewleitfa<strong>de</strong>ns. Der zweite Punkt<br />

beinhaltete die Durchführung <strong>de</strong>r Analyse.<br />

Und <strong>de</strong>r dritte Oberpunkt beschrieb<br />

die Diskussion <strong>de</strong>r Ergebnisse aus <strong>de</strong>r R<br />

34 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Messen. Das Betriebsklima<br />

lässt sich nicht so genau<br />

messen, wie es eine Stoppuhr<br />

zulässt. Um es zu verbessern,<br />

braucht es einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

Prozess <strong>de</strong>r Messung und<br />

Ableitung von Maßnahmen.<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 35


personal- und organisationsentwicklung<br />

R Analyse. Im vierten folgte die Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r erarbeiteten Maßnahmen als Resultat<br />

aus <strong>de</strong>r Analyse.<br />

Quelle: IGS Organisationsberatung<br />

Interviewleitfa<strong>de</strong>n als Basis<br />

für persönliche Gespräche<br />

Gemeinsam <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Geschäftsführer<br />

wur<strong>de</strong> ein Leitfa<strong>de</strong>n entwickelt, nach<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> die persönlichen Gespräche geführt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Dabei wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong><br />

Themen aufgegriffen:<br />

• Stimmung im Betrieb allgemein,<br />

• Zusammenarbeit von Betrieb und Verwaltung,<br />

• Führung im Betrieb und Erleben <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsführers im Betriebsalltag,<br />

• Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Marktbedingungen<br />

und Auswirkungen <strong>de</strong>rer<br />

auf die eigene Arbeit und <strong>de</strong>n Betrieb<br />

allgemein (neue Artikelgruppen, Unklarheiten<br />

bei <strong>de</strong>r Arbeit, Arbeitsbelastung),<br />

• Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung nach Übernahme<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gesenkschmie<strong>de</strong>,<br />

• Vorschläge zur Verbesserung.<br />

Prozess <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />

Dieser Leitfa<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Führungskräften<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, einem Betriebsleiter<br />

und einem Vorarbeiter, sowie<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Assistenten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

vorgestellt. Es bestand die Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n gemeinsam anzupassen<br />

und abzustimmen.<br />

Anschließend fand eine Mitarbeiterversammlung<br />

statt, in <strong>de</strong>r die Mitarbeiter<br />

Informationen zur Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />

und <strong><strong>de</strong>m</strong> Leitfa<strong>de</strong>n für die Interviews erhielten.<br />

An zwei Tagen hat die externe<br />

Beraterin die Gespräche <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

geführt. Diese Art <strong>de</strong>r Meinungsbefragung<br />

war bis dato ein unbekanntes<br />

Tool bei Otto Röhrig. Da<strong>mit</strong> bestand das<br />

Risiko, dass sich die Belegschaft nur zögerlich<br />

an <strong>de</strong>n Gesprächen beteiligte. Dies<br />

hat sich jedoch nicht bestätigt. Die Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r Belegschaft war sehr hoch:<br />

Über 80 Prozent nahmen die Gelegenheit<br />

wahr, sich über ihre Zufrie<strong>de</strong>nheit zu äußern.<br />

So konnte aus externer Sicht <strong>de</strong>r<br />

erste Schluss gezogen wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />

spezielle Form <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

angenommen wur<strong>de</strong>.<br />

Vorgehen. Viele Unternehmen stehen vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung, das<br />

Betriebsklima infolge von einigen Verän<strong>de</strong>rungen wie<strong>de</strong>r herzustellen.<br />

Vier Schritte sollten dabei in <strong>de</strong>r Praxis beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

Verbessertes Betriebsklima<br />

Interviewleitfa<strong>de</strong>n<br />

· Entwicklung <strong>de</strong>s Interviewleitfa<strong>de</strong>ns <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Geschäftsführer<br />

· Vorstellung <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns vor Betriebsleiter,<br />

Vorarbeiter und Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

· Abstimmen <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Analyse<br />

· Vorstellung <strong>de</strong>r Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />

in Mitarbeiterversammlung<br />

· Durchführung <strong>de</strong>r Mitarbeiterinterviews<br />

· Auswertung <strong>de</strong>r Interviews<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Analyse<br />

· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse vor Geschäftsführung<br />

· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse vor Betriebsleiter,<br />

Vorarbeiter und Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

· Gemeinsames Ableiten von Maßnahmen<br />

· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse und Maßnahmen vor<br />

Belegschaft in <strong>de</strong>r Mitarbeiterversammlung<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />

· Infoveranstaltungen<br />

· Vormannbesprechungen<br />

Die ausgewerteten Ergebnisse aus <strong>de</strong>n Interviews<br />

haben zuerst die Geschäftsführer<br />

sowie <strong>de</strong>r Betriebsleiter, <strong>de</strong>r Vorarbeiter<br />

und <strong>de</strong>r Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

erhalten. Nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

haben diese gleichberechtigt <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Geschäftsführer und <strong>de</strong>r IGS-Organisationsberatung<br />

Ansatzpunkte und mögliche<br />

Maßnahmen entwickelt. Das Erarbeitete<br />

wur<strong>de</strong> im Anschluss gemeinsam<br />

diskutiert und beschlossen.<br />

Ergebnisse bestätigen die<br />

ersten Vermutungen<br />

Der Belegschaft wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

und die Handlungsfel<strong>de</strong>r in einer weiteren<br />

Mitarbeiterversammlung vorgestellt:<br />

Die Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse bei <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern bestätigte die Vermutung <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsführers von einer <strong>mit</strong>tleren allgemeinen<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit – in Schulnoten<br />

ausgedrückt lag sie bei „befriedigend“.<br />

Diese <strong>mit</strong>tlere Zufrie<strong>de</strong>nheit kam durch<br />

ein Zusammenspiel <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Aspekte zustan<strong>de</strong>, die durch <strong>de</strong>n<br />

Leitfa<strong>de</strong>n erfragt wur<strong>de</strong>n. Die Belegschaft<br />

betonte, dass die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

Betriebs <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Verwaltung gut funktionierte.<br />

Die geän<strong>de</strong>rten Marktbedingungen<br />

und die Auswirkungen <strong>de</strong>rer in Form von<br />

neuen Artikelgruppen, Än<strong>de</strong>rungen in Arbeitsabläufen<br />

und <strong>de</strong>r empfun<strong>de</strong>nen Arbeitsbelastung<br />

stellten kein Problem für<br />

die Belegschaft dar. „Die Beschaffenheit<br />

und die Organisation <strong>de</strong>r Arbeit“ waren<br />

so<strong>mit</strong> für die Beschäftigten bei Otto Röhrig<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />

Punkte, die unter „Informationen über<br />

die Arbeit“ zusammengefasst wer<strong>de</strong>n<br />

können, hatten hingegen negative Auswirkungen<br />

auf die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Belegschaft.<br />

Zum einen gab es Informationen,<br />

die zum Teil als „fehlend“ beschrieben<br />

wur<strong>de</strong>n. Darunter fiel zum Beispiel<br />

die Berechnung <strong>de</strong>r Akkordzuschläge.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren gab es Informationen, die<br />

„nicht korrekt und nicht zeitnah“ ankamen,<br />

sodass sich die Belegschaft einzelne<br />

Situationen o<strong>de</strong>r Entscheidungen selbst<br />

erklärte. Es entstan<strong>de</strong>n Verzerrungen<br />

zwischen Informationen, die in <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

vorherrschten, und Informationen,<br />

die die Geschäftsführung glaubte in die<br />

Belegschaft getragen zu haben. Dies war<br />

beispielsweise bei <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />

36 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


AUTOREN<br />

Ralf Zimmermann<br />

ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Otto Röhrig<br />

Gesenkschmie<strong>de</strong><br />

GmbH. Mit <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

hat er <strong>de</strong>n Grundsatz<br />

von Otto Röhrig „Mitarbeiter sind das<br />

wichtigste Gut“ neu umgesetzt.<br />

Schmalzgraben 7<br />

42655 Solingen<br />

Tel. 0212 599600<br />

info@otto-roehrig.<strong>de</strong><br />

www.otto-roehrig.<strong>de</strong><br />

Anna Lena<br />

Thomas<br />

ist seit 2009 Beraterin<br />

und Projektleiterin<br />

bei <strong>de</strong>r IGS<br />

Organisationsberatung. Sie hat das<br />

Projekt bei <strong>de</strong>r Otto Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong><br />

GmbH begleitet.<br />

Augustinusstr. 11d<br />

50226 Frechen-Königsdorf<br />

Tel. 02234 933569-3<br />

annalena.thomas@igs-beratung.<strong>de</strong><br />

www.igs-beratung.<strong>de</strong><br />

zweiten Gesenkschmie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall. Die Firmen<br />

sind zwar unabhängig voneinan<strong>de</strong>r,<br />

jedoch hatten manche Mitarbeiterinnen<br />

o<strong>de</strong>r Mitarbeiter die Befürchtung, nach<br />

<strong>de</strong>r Übernahme die Arbeit aus <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Firma <strong>mit</strong> übernehmen zu müssen.<br />

Auch nicht ausführlich genug kommentierte<br />

Än<strong>de</strong>rungen im Führungsverhalten<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte, welches auf die<br />

eingangs beschriebenen Marktverän<strong>de</strong>rungen<br />

zurückzuführen ist, führte zu Unsicherheit.<br />

Die Verhaltensän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsführers und <strong>de</strong>s Betriebsleiters,<br />

weniger Zeit am Tag im Betrieb zu verbringen,<br />

wur<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

<strong>mit</strong> einer verringerten Wertschätzung<br />

ihnen gegenüber beziehungsweise einem<br />

geringeren Interesse an ihnen vermutet.<br />

Aus <strong>de</strong>n Punkten ergaben sich unterschiedliche<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r:<br />

Der vermuteten verringerten Wertschätzung<br />

begegnete <strong>de</strong>r Geschäftsführer in<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiterversammlung offen. Er<br />

sprach das Thema verän<strong>de</strong>rte Markt- und<br />

Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen an, welche einen<br />

erhöhten Kun<strong>de</strong>nkontakt erfor<strong>de</strong>rn. Er<br />

formulierte daher das Vorhaben seitens<br />

aller Führungskräfte, die Wertschätzung<br />

zukünftig stärker im Betriebsalltag ver<strong>de</strong>utlichen<br />

zu wollen, obwohl die Präsenzzeiten<br />

<strong>de</strong>r Führungskräfte im Betrieb<br />

abnehmen. Aus <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n<br />

aufgeführten „Informationsmängeln“<br />

ergaben sich die Haupthandlungsfel<strong>de</strong>r<br />

„Kommunikation und Informationsfluss<br />

in <strong>de</strong>r Firma“.<br />

Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Betriebsversammlung<br />

von <strong>de</strong>r Belegschaft angesprochene<br />

Verbesserungsvorschläge thematisiert.<br />

Manche Hinweise wur<strong>de</strong>n zunächst<br />

auf eine Vorschlagsliste geschrieben, die<br />

neben <strong><strong>de</strong>m</strong> Tagesgeschäft nacheinan<strong>de</strong>r<br />

überdacht und angegangen wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Zu jenen Vorschlägen zählten beispielsweise<br />

die Ausweitung <strong>de</strong>s Sportangebots,<br />

Unterstützung bei <strong>de</strong>r Raucherentwöhnung<br />

o<strong>de</strong>r die Einführung einer<br />

Rückenschule. Hierzu wur<strong>de</strong>n bereits<br />

Angebote eingeholt.<br />

Umsetzung in die Betriebspraxis<br />

ist absolute Pflicht<br />

Die Haupthandlungsfel<strong>de</strong>r sollten themenspezifisch<br />

unterschiedlich behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zur Bewältigung von vorangegangenen<br />

Informationsdifferenzen sollten<br />

freiwillige Informationsveranstaltungen<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Zur Verhin<strong>de</strong>rung<br />

von zukünftigen Informationsdifferenzen<br />

sollte eine neue Form <strong>de</strong>r Informationsver<strong>mit</strong>tlung<br />

institutionalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Da bei <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gesenkschmie<strong>de</strong><br />

bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern Fragen, wie oben erläutert,<br />

unbeantwortet waren, bot <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführer eine freiwillige Informationsveranstaltung<br />

an, in <strong>de</strong>r diese Fragen<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n sollten. Eine weitere<br />

Informationsveranstaltung wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r Buchhalterin <strong>de</strong>s Unternehmens zur<br />

Erläuterung <strong>de</strong>r Akkordzuschläge <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

angeboten.<br />

Aus <strong>de</strong>n Überlegungen, wie künftig<br />

Missverständnisse bei Informationen<br />

verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können, entstand die<br />

„Informationsrun<strong>de</strong> Betrieb“. Die Belegschaft<br />

wur<strong>de</strong> in vier Gruppen eingeteilt.<br />

Die Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppen erfolgte<br />

unabhängig von <strong><strong>de</strong>m</strong> eigentlichen<br />

Arbeitsplatz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigentlichen Abteilung.<br />

So<strong>mit</strong> konnte gewährleistet wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die Kommunikation über <strong>de</strong>n eigentlichen<br />

Wirkungskreis <strong>de</strong>s Einzelnen hinaus<br />

geschehen musste. In je<strong>de</strong>r Gruppe<br />

wur<strong>de</strong> ein Gruppensprecher bestimmt,<br />

<strong>de</strong>r in einer monatlichen Gesprächsrun<strong>de</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Gruppensprechern <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Gruppen sowie <strong><strong>de</strong>m</strong> Assistenten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

zusammenkommt. Ziel<br />

<strong>de</strong>r Informationsrun<strong>de</strong>n ist die gegenseitige<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung von Informationen.<br />

Der Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers gibt<br />

dabei Informationen <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

in <strong>de</strong>n Betrieb. Die Gruppensprecher tragen<br />

Informationen, die sie zuvor in ihrer<br />

Gruppe gesammelt haben, über <strong>de</strong>n Assistenten<br />

an die Geschäftsleitung. Vorteile<br />

dieser Form <strong>de</strong>r Informationsver<strong>mit</strong>tlung<br />

gibt es einige:<br />

• Das anonymisierte Herantragen von<br />

Wünschen und Anregungen an <strong>de</strong>n Geschäftsführer,<br />

also eine Verbesserung<br />

<strong>de</strong>s Informationsflusses von und zur<br />

Geschäftsleitung<br />

• Gezieltes Informieren <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

• Unverzügliche Beseitigung von Fragen<br />

o<strong>de</strong>r Unklarheiten<br />

• Eine Erhöhung <strong>de</strong>r Tran<strong>sparen</strong>z von<br />

Entscheidungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

• Eine Steigerung <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>s Betriebsklimas<br />

durch Einbeziehung <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

In Bezug auf die Steigerung <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

beziehungsweise <strong>de</strong>s Betriebsklimas<br />

zeigte sich ein beson<strong>de</strong>rer Effekt,<br />

<strong>de</strong>r un<strong>mit</strong>telbar nach <strong>de</strong>n Interviews und<br />

noch vor <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>rer zu beobachten<br />

war: Das Betriebsklima untereinan<strong>de</strong>r<br />

schien sofort gelockert, sicherer<br />

und insgesamt verbessert. Dies zeigt, was<br />

allein auf die Partizipation und dadurch<br />

ver<strong>mit</strong>telte Wertschätzung bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern bewirken<br />

kann.<br />

Die ergriffenen Maßnahmen sind wichtige<br />

Bausteine in <strong><strong>de</strong>m</strong> beschriebenen Prozess,<br />

einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor<br />

für Otto Röhrig dauerhaft und trotz Verän<strong>de</strong>rungen,<br />

zu stabilisieren: Das gute<br />

Betriebsklima.<br />

Ralf Zimmermann, Anna Lena Thomas<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 37


special burn-out<br />

Burn-out sensibel<br />

zur Sprache bringen<br />

GESPRÄCHSLEITFADEN. Führungskräfte auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Gebiet psychischer Beeinträchtigungen<br />

zu qualifizieren, wird immer dringlicher und wichtiger. Zwar ist es an <strong>de</strong>n Betroffenen,<br />

sich professionell helfen zu lassen. Parallel benötigen sie aber ein Arbeitsumfeld, das<br />

geprägt ist von konstruktiver Aufgeschlossenheit für ihre Situation. Wie Führungskräfte<br />

diese Aufgeschlossenheit leben können, zeigt dieser Fachartikel von Marion Ba<strong>de</strong>nhop.<br />

Auf die Frage, ob es ihm geholfen hätte,<br />

wenn man ihn auf seine Situation angesprochen<br />

hätte, antwortet <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Vertriebs<strong>mit</strong>arbeiter (49, Dipl.-Ing.): „Ja,<br />

ich war wirklich fertig und dachte, <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren müsse es doch auffallen.“ Doch<br />

die an<strong>de</strong>ren hatten genug an<strong>de</strong>re Dinge<br />

zu tun. So kam es zum totalen Zusammenbruch.<br />

Was für diesen Menschen<br />

folgte, war ein Aufenthalt in einer psychosomatischen<br />

Klinik, eine ambulante<br />

Psychotherapie sowie ein begleiten<strong>de</strong>s<br />

Business-Coaching.<br />

Was für sein Unternehmen folgte, war<br />

Bestürzung und da<strong>mit</strong> einhergehend eine<br />

temporäre Lähmung im Vertriebsteam<br />

sowie ein signifikanter Umsatzrückgang<br />

mangels kurzfristig verfügbarer Vertretung.<br />

Nach heutiger Einschätzung <strong>de</strong>s<br />

betroffenen Vertriebs<strong>mit</strong>arbeiters hätte<br />

vieles durch eine frühzeitige Aussprache<br />

über sein Befin<strong>de</strong>n und die wahrnehmbaren<br />

Verhaltensverän<strong>de</strong>rungen vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können: „Aus heutiger<br />

Sicht kann ich sagen, bestimmt hätte ich<br />

mich in einem Gespräch über kurz o<strong>de</strong>r<br />

lang geöffnet.“ Aber er habe sich nicht<br />

aufdrängen wollen, dachte, es wäre<br />

dann <strong><strong>de</strong>m</strong> Chef peinlich, ihn von einer<br />

schwachen Seite kennenzulernen.<br />

Burn-out-Fälle wie diesen gibt es überaus<br />

viele, in allen Branchen, auf allen<br />

Hierarchieebenen. Die Statistiken aller<br />

Krankenkassen geben ähnliche Hinweise.<br />

Zwischen zehn und 14 Prozent (je nach<br />

Krankenkasse) aller Ausfalltage gehen auf<br />

das Konto psychischer Störungen zurück.<br />

Produktivitätseinbußen und Fluktuation<br />

in <strong>de</strong>n Unternehmen sind die gravieren<strong>de</strong><br />

Folge. Auch im Sinne eines ganzheitlichen<br />

38 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


AUTORIN<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

wer<strong>de</strong>n Führungskräfte daher zunehmend<br />

an ihre Fürsorgepflicht erinnert und<br />

von ihren Unternehmen angehalten und<br />

geschult, rechtzeitig auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />

im Verhalten ihrer Mitarbeiter zu reagieren.<br />

Aber wie?<br />

In entsprechen<strong>de</strong>n Workshops zum<br />

Thema wer<strong>de</strong>n Gedanken geäußert wie<br />

„Wir haben doch alle mal eine schlechte<br />

Phase“, „Man hat doch auch mal Ärger<br />

zu Hause. Danach zu fragen, ist doch<br />

zu persönlich“, „So eng bin ich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Mitarbeiter auch nicht immer, ich bin<br />

selbst so viel unterwegs“ und so weiter.<br />

Aus diesen Aussagen ist ersichtlich, dass<br />

die meisten Führungskräfte keinesfalls<br />

aus mangeln<strong><strong>de</strong>m</strong> Interesse am Mitarbeiter<br />

nicht reagieren, son<strong>de</strong>rn aus eigenem<br />

Zeitdruck o<strong>de</strong>r aus Zweifel daran, welche<br />

„Einmischung“ wohl als akzeptabel und<br />

hilfreich angesehen wird. Hier hilft nur<br />

das offene Gesprächsangebot an <strong>de</strong>n Betroffenen.<br />

Das R.E.S.P.E.K.T.-Prinzip<br />

Marion<br />

Ba<strong>de</strong>nhop<br />

ist Inhaberin <strong>de</strong>s<br />

Coaching- und<br />

Trainingsinstituts MBConsulting in<br />

Weinheim sowie Director Training &<br />

Coaching bei <strong>de</strong>r Team Connex AG.<br />

Als Trainerin und Management-Coach<br />

beschäftigt sie sich seit Langem unter<br />

an<strong>de</strong>rem <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r wirtschaftlich beson<strong>de</strong>rs<br />

relevanten Thematik <strong>de</strong>r psychischen<br />

Erkrankungen im Arbeitsalltag.<br />

In ihrer Arbeit setzt sie Konzepte<br />

aus <strong>de</strong>r Transaktionsanalyse sowie<br />

<strong>de</strong>r Hypnosystemik ein.<br />

MBConsulting<br />

Alte Landstraße 23, 69469 Weinheim,<br />

Tel. 06201 256226<br />

www.m-b-consulting.<strong>de</strong><br />

Eine reflektierte innere Haltung unterstützt<br />

die Führungskraft bei solchen Gesprächen.<br />

Hier gilt es, mehrdimensional<br />

zu <strong>de</strong>nken. Die Fürsorgepflicht <strong>de</strong>r Führungskraft<br />

besteht schließlich nicht nur<br />

bezogen auf <strong>de</strong>n einzelnen Betroffenen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch hinsichtlich <strong>de</strong>ssen Kollegen<br />

und <strong>de</strong>s ganzen Teams, das bei Ausfall<br />

seine Aufgaben auf unbestimmte Zeit<br />

<strong>mit</strong> erledigen muss. Und dann sind da<br />

noch die vereinbarten Ziele, die im Unternehmenssinn<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Die Führungskraft gerät in ein Dilemma.<br />

Wie ver<strong>de</strong>utlicht sie dies im Gespräch,<br />

ohne <strong>de</strong>n Betroffenen weiter unter Druck<br />

zu setzen? Das R.E.S.P.E.K.T.-Prinzip gibt<br />

einen Hinweis auf die wichtigsten Fragen,<br />

die sich ein Chef zur inneren Vorbereitung<br />

auf ein wirkungsvolles Erstgespräch<br />

stellen sollte:<br />

• Welche Verän<strong>de</strong>rungen im Verhalten<br />

<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kann ich genau feststellen?<br />

Drei Wahrnehmungsebenen bedienen<br />

uns hier <strong>mit</strong> möglichen Frühsignalen:<br />

1. Das Verhalten im Berufsalltag (Unpünktlichkeit,<br />

sozialer Rückzug, lange<br />

Krankheit, Passivität, häufige Konflikte).<br />

2. Das Verhalten im Gespräch (diffuse<br />

Ausdrucksweise, aggressiver<br />

Tonfall, anklagen<strong>de</strong> Haltung,<br />

Schwarz-Weiß-Denken, unangemessenes<br />

Nähe- o<strong>de</strong>r Distanzverhalten).<br />

3. Das persönliche Erscheinungsbild (Gewichtsschwankungen,<br />

ungepflegte Kleidung,<br />

mangeln<strong>de</strong> Körperhygiene).<br />

• Was habe ich am Mitarbeiter immer<br />

sehr geschätzt, was ich <strong>de</strong>rzeit weniger<br />

erlebe? Welchen Unterschied stelle ich<br />

fest?<br />

• Wie stehe ich eigentlich emotional zu<br />

dieser Person? Habe ich ihr gegenüber<br />

eine grundsätzlich positive o<strong>de</strong>r eine eher<br />

negative Haltung? Auf welches Verhalten<br />

stelle ich mich in diesem für bei<strong>de</strong><br />

schwierigen Gespräch ein? Wie wer<strong>de</strong> ich<br />

dann reagieren?<br />

• Was weiß ich eigentlich über die Person?<br />

Wie sieht es in ihrer Privatwelt aus?<br />

Wie stehe ich selbst zu solchen Fragestellungen?<br />

Habe ich prinzipiell Verständnis<br />

für private Umstän<strong>de</strong>?<br />

• Was genau wird passieren, wenn die<br />

Person nichts an ihrem Verhalten / ihrer<br />

Beeinträchtigung än<strong>de</strong>rt? Welche Auswirkungen<br />

wird dies haben?<br />

• Wo kann ich mir unternehmensintern<br />

Hilfe, Rat, Sparringspartner holen (Personalabteilung,<br />

Betriebsarzt)?<br />

• Welche Erwartungen habe ich selbst in<br />

dieser Situation an diese Person? Was bin<br />

ich bereit, als ihre Führungskraft <strong>mit</strong>zutragen?<br />

• Sind die Antworten auf diese meine<br />

Fragen geeignet, um ein von Respekt geprägtes<br />

Gespräch zu führen? Worauf stelle<br />

ich mich da ein?<br />

Die größte Befürchtung von Chefs liegt<br />

zumeist darin, dass <strong>de</strong>r Betroffene von<br />

Beginn an abwiegelt und man dann nicht<br />

weiß, wie man im Gespräch bleiben kann.<br />

Hier hilft ein systematisches Vorgehen,<br />

das auch <strong>de</strong>r betroffenen Person <strong>de</strong>utlich<br />

macht: „Ich wer<strong>de</strong> wahrgenommen, das<br />

Schweigen hat ein En<strong>de</strong>.“ Das ist in <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Moment keineswegs angenehm, sogar<br />

vielfach belastend, ohne Zweifel jedoch<br />

<strong>de</strong>r erste Meilenstein in Richtung Aktivität,<br />

wie <strong>de</strong>r zu Beginn skizzierte Fall<br />

zeigt.<br />

Der Trichter-Talk<br />

Ausgehend von ein<strong>de</strong>utig nachvollziehbaren<br />

Beobachtungen, die eine Leugnung<br />

gar nicht erst zulassen, wird im Gespräch<br />

feinfühlig und Schritt für Schritt gefiltert,<br />

was die Ursache für auffälliges Verhalten<br />

sein könnte. Es geht in keinem Fall<br />

darum, dass die Führungskraft diagnostizieren<br />

soll, was <strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter physisch<br />

o<strong>de</strong>r psychisch fehlt. Das muss <strong>de</strong>n Fachleuten<br />

überlassen bleiben. Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> ist die<br />

Führungskraft selbstverständlich nicht für<br />

eine Lösung <strong>de</strong>s Problems verantwortlich.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass dies ganz unbewusst<br />

<strong>de</strong>n größten Druck ausmacht, <strong>de</strong>n<br />

die Führungskraft verspürt: Was soll ich<br />

raten, wenn das Problem dann tatsächlich<br />

auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Tisch liegt? Folgen<strong>de</strong> Fünf<br />

Schritte eines Erstgesprächs sollen zielgerichtet<br />

zu angemessenen Maßnahmen<br />

führen:<br />

1. Schritt: Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> die atmosphärischen<br />

Rahmenbedingungen zum Gespräch geschaffen<br />

wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n eingangs die<br />

wahrgenommenen Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Verhalten <strong>de</strong>s Betroffenen geschil<strong>de</strong>rt,<br />

ohne Unterstellungen, Bewertungen o<strong>de</strong>r<br />

Übertreibungen. Sachlich nachvollziehbar.<br />

Daraus wird die persönliche Sorge<br />

<strong>de</strong>s Gesprächsführen<strong>de</strong>n abgeleitet. Wichtig<br />

ist, hierbei nicht in Allgemeinheiten<br />

zu verfallen wie „das Unternehmen (o<strong>de</strong>r<br />

‚man‘) macht sich Sorgen“. Eine Ich-<br />

Botschaft schafft die erfor<strong>de</strong>rliche Nähe,<br />

<strong>de</strong>r Ausdruck <strong>de</strong>r persönlichen Sorge gibt<br />

<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Hinweis auf die Abgrenzung<br />

zu einem routinemäßigen Mitarbeitergespräch<br />

und erhöht die Chance, R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 39


special burn-out<br />

Das R.E.S.P.E.K.T-Prinzip<br />

R dass <strong>de</strong>r Angesprochene sich wie erhofft<br />

öffnet.<br />

2. bis 4. Schritt: Die Erfahrung zeigt, dass<br />

Privat- und Berufswelt bei psychischen<br />

Beeinträchtigungen kaum voneinan<strong>de</strong>r<br />

zu trennen sind. Das eine beeinflusst das<br />

an<strong>de</strong>re. Wenn jedoch in einem wertschätzen<strong>de</strong>n<br />

Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiter<br />

herausgefiltert wer<strong>de</strong>n kann, wo<br />

im Schwerpunkt <strong>de</strong>r Herd <strong>de</strong>r momentanen<br />

Beeinträchtigung liegt, fällt es bei<strong>de</strong>n<br />

leichter, für die Zeit, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

sich professioneller externer Hilfe<br />

(Hausarzt, Therapeut, Eheberater, Schul<strong>de</strong>nberater<br />

...) anvertraut, Zwischenlösungen<br />

für die Arbeitswelt zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> können wertvolle Hinweise für<br />

das Unternehmen generiert wer<strong>de</strong>n, was<br />

es strukturell verän<strong>de</strong>rn sollte, um optimale<br />

Arbeitsbedingungen zu schaffen. Es<br />

gilt, über gezielte Fragen <strong>de</strong>n Betroffenen<br />

im Gespräch zu halten.<br />

Sehr gute Werkzeuge sind hierfür die<br />

Techniken aus <strong><strong>de</strong>m</strong> Katalog <strong>de</strong>r systemischen<br />

Fragen. Konkretisierungs- und<br />

Kontextfragen schaffen in <strong><strong>de</strong>m</strong> Betroffenen<br />

auch innere Klärung zur Benennung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Befindlichkeit („Was<br />

Quelle: MBConsulting, Weinheim (www.m-b-consulting.<strong>de</strong><br />

So geht <strong>de</strong>r „Trichter-Talk“<br />

Quelle: MBConsulting, Weinheim<br />

Haltung <strong>de</strong>s Chefs. Verfahrensweise und innere Haltung beim<br />

Führen psychisch beeinträchtigter Menschen am Arbeitsplatz.<br />

genau meinen Sie, wenn Sie sagen …?“,<br />

„Wie geht es Ihnen da<strong>mit</strong>, dass Sie das<br />

angestammte Team verlassen mussten?“).<br />

Unterscheidungsfragen helfen ihm zu<br />

differenzieren wo zuvor noch eine Generalisierung<br />

<strong>de</strong>s Problemempfin<strong>de</strong>ns<br />

vorherrschte und Vorrangiges in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Fragestellung zu erkennen („Was<br />

Leitfa<strong>de</strong>n. Die fünf Schritte eines Erstgesprächs bei auffälliger<br />

Verhaltensän<strong>de</strong>rung am Arbeitsplatz.<br />

1. Schritt: Beobachtungen bezüglich auffälliger Verhaltensverän<strong>de</strong>rungen<br />

sowie die persönliche Sorge um <strong>de</strong>n Betroffenen <strong>mit</strong>teilen.<br />

Ohne Wertung!<br />

2. Schritt: Durch Fragen filtern, ob diese Verän<strong>de</strong>rung durch das<br />

Unternehmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Arbeitsplatz bedingt ist, und/o<strong>de</strong>r …<br />

3. Schritt: … die Ursache eher im privaten Umfeld liegt.<br />

(Denkpausen und „Ausweichversuche“ zulassen, aber im<br />

Gespräch bleiben!)<br />

4. Schritt: Eventuell Konsultation eines (innerbetrieblichen)<br />

Fachmanns o<strong>de</strong>r auch Arztes als Möglichkeit<br />

darstellen.<br />

5. Schritt: Alternativen für das weitere Vorgehen<br />

in <strong>de</strong>r Arbeitssituation <strong>de</strong>utlich herausarbeiten.<br />

Maßnahmen und Follow-up-Gespräch vereinbaren<br />

R<br />

E<br />

S<br />

P<br />

E<br />

K<br />

T<br />

Reflexion <strong>de</strong>r Wahrnehmungen ohne Wertung<br />

Ernst nehmen von Mensch und Verhalten<br />

Eigene Einstellung und Erfahrungen hinterfragen<br />

Systemzusammenhänge erkun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren in seinem<br />

Umfeld verstehen wollen<br />

Problembewusstsein erzeugen, auf persönliche und berufliche<br />

Auswirkungen hinweisen<br />

Ehrlichkeit, Offenheit und Ermutigungen in Gesprächen,<br />

Einglie<strong>de</strong>rungshilfen <strong>mit</strong> konsequenter Begleitung<br />

Klarheit, Erwartungen <strong>de</strong>utlich äußern, Erarbeiten von Zwischenlösungswegen<br />

Tran<strong>sparen</strong>z für das betroffene Umfeld schaffen, Würdigung<br />

<strong>de</strong>s Umfelds für das, was es <strong>mit</strong> (er)trägt.<br />

davon fällt Ihnen leichter, was weniger?“,<br />

„Auf wen im Kollegenkreis greifen Sie am<br />

ehesten zurück?“, „Was hilft Ihnen in <strong>de</strong>r<br />

Einarbeitung mehr, was weniger?“). Fragen<br />

zum Perspektivwechsel auf an<strong>de</strong>re<br />

Personen <strong>de</strong>fokussieren vom eigenen<br />

Problemerleben und integrieren gedanklich<br />

die an<strong>de</strong>ren vom Problem potenziell<br />

Betroffenen wie Partner o<strong>de</strong>r Kollegen.<br />

Gleich, welche <strong>de</strong>r vielen möglichen Frageformen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, sie alle helfen,<br />

neue Sichtweisen und Denkprozesse<br />

in Gang zu bringen und <strong>mit</strong> Sensibilität<br />

Handlungsvermögen aufzuzeigen, ohne<br />

dass – wie oft befürchtet – im therapeutischen<br />

Sinn interveniert wird. Dies kann<br />

und darf zu keinem Zeitpunkt von einer<br />

Führungskraft erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Schritt: Den Abschluss <strong>de</strong>s geführten<br />

Gesprächs bil<strong>de</strong>t in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall die ein<strong>de</strong>utige<br />

Absprache über die Maßnahmen, die<br />

bis zu einem nächsten terminierten Gespräch<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der große Wert eines auf diese Weise<br />

durch die Führungskraft initiierten<br />

Gesprächs liegt für eine psychisch beeinträchtigte<br />

Person darin, dass sie spürt,<br />

dass sich ihr Umfeld für sie persönlich<br />

interessiert und sie trotz ihrer Verhaltensauffälligkeit<br />

(immer noch) achtet. Und sie<br />

spürt, dass es noch Handlungsoptio nen<br />

gibt. So wird das alte Sprichwort wahr:<br />

Auch eine Sackgasse ist nach oben hin<br />

offen.<br />

Marion Ba<strong>de</strong>nhop<br />

40 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Powernapping im Shiatsu-Massagestuhl<br />

Hightech-Wellness. Eine schnelle Erholung auch am hektischsten Arbeitsplatz ohne<br />

„umständliche“ Mediationstechniken versprechen Entspannungssessel <strong>mit</strong> einer Kombination<br />

von audio-visueller Trance und Shiatsu-Massage.<br />

Burn-out-Experten sind sich einig: Die innere Zerrissenheit<br />

eines Managers o<strong>de</strong>r die Grabenkämpfe in einem Unternehmen,<br />

die bei<strong>de</strong> gleichermaßen in <strong>de</strong>n Burn-out führen<br />

können, lassen sich durch Massagen nicht im Geringsten<br />

beeinflussen. Trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> gilt die Einrichtung eines Business-<br />

Ruheraums als erster Schritt zu einem professionellen<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />

Ausgestattet wer<strong>de</strong>n solche Ruheräume immer öfter <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Sessel „relaxTower AIR PLUS“ <strong>de</strong>r brainLight GmbH<br />

aus Goldbach in Unterfranken. Das Herzstück <strong>de</strong>s Möbels<br />

ist ein Computer, <strong>de</strong>r durch Licht- und Tonimpulse (spezielle<br />

Brille und Kopfhörer erfor<strong>de</strong>rlich) für mentale Entspannung<br />

sorgt und gleichzeitig <strong>de</strong>n Shiatsu-Massagesessel<br />

steuert. Nacken, Rücken, Gesäß und Wa<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n <strong>mit</strong>hilfe<br />

von Luftpolstern massiert und erwärmt. Die Wirkung<br />

ist durchaus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n kräftig zupacken<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n eines<br />

Masseurs vergleichbar. Über ein Bedienungsmanual startet<br />

<strong>de</strong>r MitarbeiterIn eines <strong>de</strong>r 33 Programme für 10, 20,<br />

30 o<strong>de</strong>r 40 Minuten Pause. Bedienungstipps und Hilfe zur<br />

Regelung von Licht- und Lautstärke wer<strong>de</strong>n automatisch<br />

über Kopfhörer gegeben.<br />

Leistungsfähigkeit abends hoch halten<br />

Unternehmen wie Lufthansa, Johnson&Johnson, Soehnle<br />

und Rheinenergie o<strong>de</strong>r Institutionen wie <strong>de</strong>r Deutsche<br />

Bun<strong>de</strong>srat und die Europäische Zentralbank in Frankfurt<br />

am Main vertrauen nach Angaben <strong>de</strong>s Herstellers auf das<br />

System und bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit <strong>de</strong>s<br />

„schnellen Abschaltens“ zwischendurch. Lang bevor die<br />

Diskussion um das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

begann, haben die Verantwortlichen <strong>de</strong>r Unilever Deutschland<br />

Holding GmbH einen Brain-Light-Business-Ruheraum<br />

für die Mitarbeiter eingerichtet. Dr. Olaf Tscharnezki, Medical<br />

Director von Unilever D-A-CH (Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz), berichtet von einer überraschend hohen Akzeptanz<br />

<strong>de</strong>s Sessels in <strong>de</strong>r Belegschaft: „Wenn die Kollegen<br />

mü<strong>de</strong> und abgearbeitet sind, ist das Napping auf <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Massagesessel ein Erfolg. Die Leistungsfähigkeit verbessert<br />

sich nach <strong>de</strong>r Anwendung gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Kollegen,<br />

die abends noch lange da sind.“ Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> seien fast alle<br />

Benutzer nach <strong>de</strong>r Anwendung entspannter.<br />

Ähnliche Ergebnisse stellt auch Christiane Burkardt-Ohlsen,<br />

Verantwortliche für das Gesundheitsmanagement bei<br />

<strong>de</strong>r EDAG GmbH & Co.KGaA, fest: „Wir haben En<strong>de</strong> November<br />

2009 einen Business-Ruheraum für unsere Mitarbei-<br />

Stressbewältigung: Business-Ruheräume <strong>mit</strong> Massagesessel<br />

sind bei Büroarbeitern überraschend beliebt.<br />

ter eingerichtet. Rückmeldungen nach <strong>de</strong>n Anwendungen<br />

waren, dass die Kollegen sich entspannt fühlen.“ Solche,<br />

die das System bereits häufig nutzten, sagt sie, profitierten<br />

davon.<br />

Studie zur audio-visuellen Stimulation<br />

Untermauert wird die Leistung <strong>de</strong>r audio-visuellen Systeme<br />

durch eine Diplomarbeit, die 2010 an <strong>de</strong>r Friedrich-Alexan<strong>de</strong>r-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg im Fach Psychologie<br />

vorgelegt wur<strong>de</strong>. Der Diplomand Viktor Wuchrer beschreibt<br />

darin die Steigerung <strong>de</strong>r Gedächtnis- und Konzentrationsleistung<br />

<strong>mit</strong>tels audio-visueller Stimulation eines Tiefenentspannungssystems.<br />

Es wur<strong>de</strong> ein Vorher-Nachher-Test<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Brain-Light-System-Frequenzen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r<br />

Experimentalgruppe gemacht und diese Werte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Kontrollgruppe<br />

verglichen. Fazit: Das System regt <strong>de</strong>n Körper<br />

vornehmlich an, Alpha- (8 bis 12 Herz) und Thetawellen (4<br />

bis 7 Herz) zu produzieren. Diese sind charakteristisch für<br />

Entspannung, Meditation, Kreativität und Intuition.<br />

Bei <strong>de</strong>r Einrichtung eines Business-Ruheraums hilft auch<br />

das Steuerrecht: Gesundheitsför<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber sind bis zu einem Betrag von 500<br />

Euro pro Person und Jahr grundsätzlich steuerfrei – darunter<br />

fallen auch Maßnahmen zur Stressbewältigung.<br />

Andreas Winter<br />

Foto: brainLight<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 41


special burn-out<br />

Apfel-Strategie:<br />

So tanken Mitarbeiter<br />

zwischendurch<br />

Energie und Motivation<br />

FITNESS. Es müsste einfache Fitnessübungen geben, die sich in <strong>de</strong>n Arbeitsalltag<br />

integrieren lassen, dachte sich Marcello Liscia, Fitnesstrainer und Coach (dvct), und<br />

entwickelte seine A.P. F.E.L.-Strategie. Was hinter diesem Plan steckt, Kraft, Ausdauer<br />

und Energie am Arbeitsplatz zu trainieren, schil<strong>de</strong>rt er in diesem Fachaufsatz.<br />

42 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Wer kennt das nicht: Der krumme Rücken<br />

am Bildschirm, Nackenverspannungen<br />

durch zu langes Sitzen, das Suppenkoma<br />

nach <strong>de</strong>r Mittagspause und <strong>de</strong>r Heißhunger<br />

auf etwas Süßes am Nach<strong>mit</strong>tag?<br />

Viele Leidgeplagte können durch kleine<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in ihrem Verhalten und<br />

durch einfache Übungen am Arbeitsplatz<br />

zu mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit, Leistung und Kreativität<br />

gelangen.<br />

Wie das gehen könnte, zeigt die<br />

A.P.F.E.L.-Strategie. Sie will einen Weg<br />

aufzeigen, wie Angestellte durch leichte<br />

Kräftigungs- und Entspannungsübungen<br />

und eine durchdachte Ernährung in kurzer<br />

Zeit fit wer<strong>de</strong>n für die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Jobs. Denn körperliche Vitalität för<strong>de</strong>rt<br />

auch immer mentale Vitalität. Die<br />

A.P.F.E.L.-Strategie steht dabei für:<br />

A wie Aktivität: Jüngste Studien zeigen,<br />

dass geistige Fitness nicht nur das Resultat<br />

von Gehirnjogging ist, son<strong>de</strong>rn auch<br />

von körperlicher Bewegung.<br />

P wie Pausen: In ein volles Gefäß kann<br />

man nichts mehr hineinschütten. Kleine<br />

Regenerationspausen eröffnen Ihnen die<br />

Möglichkeit, anschließend wie<strong>de</strong>r „voll<br />

da zu sein“!<br />

F wie Fitness: Fit im Job zu sein, heißt,<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitsalltags<br />

entsprechen zu können. Koordinative Fähigkeiten,<br />

Flexibilität, Kraft und Ausdauer<br />

gehören genauso dazu wie Maus und Tastatur<br />

zum Computer.<br />

E wie Ernährung: Nicht Gewichtsreduktion<br />

steht hier im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn<br />

die bewusste Auswahl von Gerichten und<br />

Snacks, die nicht Kraft rauben, son<strong>de</strong>rn<br />

Energie geben.<br />

L wie Leistung: Studien <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

<strong>de</strong>r Betriebskrankenkassen zeigen<br />

<strong>de</strong>utlich, dass betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

zu einer signifikanten Leistungssteigerung<br />

führt. Je<strong>de</strong>r investierte<br />

Euro zahlt sich dreifach wie<strong>de</strong>r aus.<br />

In diesem Fachartikel soll auf die Strategieelemente<br />

„Aktivität“ und „Ernährung“<br />

beson<strong>de</strong>rs eingegangen wer<strong>de</strong>n. Sie sind<br />

für das persönliche Wohlbefin<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig und können im Alltag schnell<br />

und ohne größeren Aufwand in Angriff<br />

genommen wer<strong>de</strong>n. Inzwischen weiß es<br />

je<strong>de</strong>r: Durch Gehirnjogging allein kann<br />

niemand seine grauen Zellen fit halten.<br />

Jüngste Studien zeigen, dass körperliche<br />

Aktivität bei <strong>de</strong>r Leistungssteigerung <strong>de</strong>s<br />

Geists eine immense Rolle spielt. Auch<br />

die Auffassung, <strong>de</strong>r Weg zwischen Gehirn<br />

und Muskel sei eine Einbahnstraße, soll<br />

heißen, das Gehirn steuere <strong>de</strong>n Körper,<br />

ist nur ein Teil <strong>de</strong>r Wahrheit. Viel größer<br />

noch ist die Verbindung zwischen Muskel<br />

und Gehirn in <strong>de</strong>r entgegengesetzten<br />

Richtung.<br />

Dieses Phänomen nennt sich „Body Feedback“:<br />

Die gezielte Kontraktion o<strong>de</strong>r Dekontraktion<br />

von Muskeln hat eine Wirkung<br />

auf <strong>de</strong>n Geistes- o<strong>de</strong>r Gemütszustand.<br />

Körperliche Bewegung, die ja ohne<br />

Muskelaktivität nicht möglich ist, schafft<br />

die Neubildung von Synapsen und Zellen<br />

im Hirn. Hierbei ist es völlig egal, in<br />

welchem Alter man <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r körperlichen<br />

Bewegung beginnt. Es ist nie zu spät und<br />

immer noch früh genug!<br />

Kleine Übungen in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsalltag einbauen<br />

Da sind wir auch bereits beim A <strong>de</strong>r<br />

A.P.F.E.L.-Strategie, die für Aktivität,<br />

Pausen, Fitness, Ernährung und Leistung<br />

steht. Diese Strategie lässt sich sowohl<br />

im Privaten als auch im Beruflichen umsetzen.<br />

Je<strong>de</strong>r kann also nach Feierabend<br />

o<strong>de</strong>r am Wochenen<strong>de</strong> etwas für seine<br />

Leis tungsfähigkeit tun, aber auch während<br />

<strong>de</strong>r Arbeit. Fitness und Gesundheit<br />

sind auch für Arbeitgeber längst keine<br />

Privatsache mehr. Zahlen zeigen ganz<br />

<strong>de</strong>utlich, dass gesün<strong>de</strong>re Mitarbeiter zufrie<strong>de</strong>nere<br />

Mitarbeiter sind. Sie sind körperlich<br />

und geistig leistungsfähiger und<br />

fallen weniger durch Krankheit aus.<br />

Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> fühlen sie sich durch die Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>s „gesün<strong>de</strong>ren Arbeitens“ wertgeschätzt<br />

und bleiben <strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen<br />

länger treu. Der Arbeitstag im Büro bietet<br />

viele Möglichkeiten, innerhalb weniger<br />

Minuten etwas Aktives für sein Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

zu tun, eine kleine Regenerationspause<br />

einzulegen. Zumin<strong>de</strong>st sollte<br />

man die Mahlzeit in <strong>de</strong>r Mittagsause so<br />

bewusst auswählen, dass man für die<br />

zweite Hälfte <strong>de</strong>s Tages noch genügend<br />

Power hat. Empfehlenswert für Büroarbeiter<br />

sind insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong> kleine<br />

Aktivitäten, um fit zu wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zu<br />

bleiben:<br />

• Treppensteigen. Treppensteigen ist ein<br />

hervorragen<strong>de</strong>s Training für die gesamte R<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 43


special burn-out<br />

Diese Übungen helfen täglich<br />

Fitness. Diese Vorschläge sollen einen Weg aufzeigen, wie Angestellte durch leichte<br />

Kräftigungs- und Entspannungsübungen in kurzer Zeit fit wer<strong>de</strong>n für die Anfor<strong>de</strong>rungen ihres Jobs.<br />

Denn körperliche Vitalität för<strong>de</strong>rt auch immer mentale Vitalität.<br />

Startposition Ablauf Ausführung<br />

„Dehnung <strong>de</strong>s Hüftbeugers“:<br />

Auf einem Stuhl sitzend, ganz nach vorn auf die Kante <strong>de</strong>r<br />

Sitzfläche rutschen und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n seitlich festhalten.<br />

Die Schultern nach unten drücken und <strong>de</strong>n Hals lang<br />

machen. Nun ein Bein <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Fuß voraus nach unten unter<br />

<strong>de</strong>n Stuhl nach hinten schieben bis eine Dehnung in <strong>de</strong>r<br />

Hüfte verspürt wird. Eventuell noch weiter nach vorn auf die<br />

Sitzfläche rutschen und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Po nur auf <strong>de</strong>r äußersten<br />

Kante sitzen (20 bis 30 Sekun<strong>de</strong>n halten). Die Wirkung einer<br />

Dehnung <strong>de</strong>s Hüftbeugers lässt sich so beschreiben: Man<br />

beugt einer Verkürzung <strong>de</strong>s Muskels vor, was durch langes<br />

Sitzen passieren kann. Eine weitere Wirkung ist eine bessere<br />

Durchblutung in <strong>de</strong>n Beinen.<br />

„Dehnung <strong>de</strong>s Rückenstreckers“:<br />

Auf die vor<strong>de</strong>re Kante eines Stuhls setzen (am besten ein<br />

Stuhl ohne Rollen). Die Füße etwa Schulterbreite aufsetzen<br />

(<strong>de</strong>r ganze Fuß soll auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Bo<strong>de</strong>n stehen), dann <strong>de</strong>n Oberkörper<br />

auf <strong>de</strong>n Oberschenkeln ablegen, zur Unterstützung<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hinter die Unterschenkel greifen und <strong>de</strong>n<br />

Oberkörper auf die Oberschenkel hinunterziehen. Beim Zug<br />

am besten ausatmen, dann wie<strong>de</strong>r locker lassen und einatmen.<br />

Mehrmals hintereinan<strong>de</strong>r durchführen. Zum Aufrichten<br />

langsam Wirbel für Wirbel wie<strong>de</strong>r strecken, bis man schließlich<br />

wie<strong>de</strong>r aufrecht sitzt. Die Wirkung: Dehnung <strong>de</strong>s Rückenstreckers,<br />

<strong>de</strong>r bei langem Sitzen Schwerstarbeit verrichtet.<br />

„Einbeinige Kniebeuge“:<br />

Auf einen Stuhl setzen, dabei <strong>de</strong>n Rücken möglichst gera<strong>de</strong><br />

halten. Einen Fuß fest auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n stellen, sodass das<br />

Knie zu etwa 90 Grad angewinkelt ist. Den Fuß <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />

Beins nicht aufsetzen. Jetzt aus dieser Position (einbeinig!)<br />

aufstehen. Dabei nach Möglichkeit we<strong>de</strong>r am Stuhl noch<br />

an<strong>de</strong>rswo abstützen. Min<strong>de</strong>stens 3 mal 12 Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

für je<strong>de</strong> Seite. Die Wirkung: Kräftigung <strong>de</strong>s Beinstreckers<br />

und <strong>de</strong>s Pos, För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Durchblutung (insbeson<strong>de</strong>re in<br />

<strong>de</strong>n Beinen), För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Koordination durch <strong>de</strong>n Balanceausgleich.<br />

„Superman“:<br />

Auf ein Bein stellen (Bein im Knie leicht gebeugt), <strong>de</strong>n Oberkörper<br />

nach unten beugen (möglichst parallel zum Bo<strong>de</strong>n,<br />

Rücken gera<strong>de</strong>), das an<strong>de</strong>re Bein ausgestreckt nach hinten<br />

heben (auch möglichst parallel zum Bo<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>n Blick zum<br />

Bo<strong>de</strong>n richten (Kopf als Verlängerung <strong>de</strong>r Wirbelsäule), Arme<br />

parallel zum Bo<strong>de</strong>n nach vorn ausstrecken, möglichst lange<br />

halten (dabei regelmäßig ein- und ausatmen!). Dann diese<br />

Übung auf <strong><strong>de</strong>m</strong> an<strong>de</strong>ren Bein absolvieren. Die Wirkung:<br />

Diese Balanceübung führt zu einer Steigerung <strong>de</strong>r Koordinationsfähigkeit,<br />

einer Kräftigung <strong>de</strong>r Tiefenmuskulatur in Bein,<br />

Bauch und Rücken und zu einer Kräftigung <strong>de</strong>r Gesäßmuskulatur,<br />

<strong>de</strong>s Beinstreckers, <strong>de</strong>s Rückenstreckers und <strong>de</strong>s<br />

oberen Rückenbereichs.<br />

Quelle: Team Liscia, Pa<strong>de</strong>rborn (www.facebook.com/APFEL.Strategie)<br />

44 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


R Beinmuskulatur und die <strong>de</strong>s Pos. Man<br />

aktiviert hierbei große Muskelgruppen,<br />

die viel Blut benötigen. Je<strong>de</strong>r spürt, wie<br />

sein Herz mehr arbeiten muss, <strong>de</strong>r Atemrhythmus<br />

erhöht sich und man fühlt sich<br />

frischer.<br />

• Positionswechsel. Beim Sitzen sollte<br />

man immer mal die Position wechseln. Zu<br />

langes Sitzen ist genauso schlecht wie zu<br />

langes Stehen. Durch <strong>de</strong>n Positionswechsel<br />

tut man nicht zuletzt <strong>de</strong>n Bandscheiben<br />

etwas Gutes. Durch je<strong>de</strong> Bewegung,<br />

die <strong>de</strong>n Rücken <strong>mit</strong> einbezieht, pumpt<br />

<strong>de</strong>r Mensch neue Flüssigkeit in seine<br />

Bandscheiben und beugt so<strong>mit</strong> Rückenschmerzen<br />

vor. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n<br />

im Stehen die Rücken- und Bauchmuskeln<br />

aktiviert, die wie<strong>de</strong>rum mehr Blut<br />

benötigen und auch noch die Wirbelsäule<br />

entlasten.<br />

• Kaffee in <strong>de</strong>r Küche. Mitarbeiter sollten<br />

sich <strong>mit</strong> Kollegen auf einen Kaffee in <strong>de</strong>r<br />

Abteilungsküche treffen, statt ihn allein<br />

am Schreibtisch zu trinken. Das för<strong>de</strong>rt<br />

nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, son<strong>de</strong>rn<br />

verschafft zusätzliche Bewegung.<br />

• Drucker „richtig“ platzieren. Geräte wie-<br />

Drucker, Fax und Scanner sollten grundsätzlich<br />

so aufgestellt wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter aufstehen und hingehen<br />

muss, wenn er seinen Ausdruck holen<br />

o<strong>de</strong>r das Gerät bedienen möchte. Am besten<br />

platziert man solche Geräte in einem<br />

an<strong>de</strong>ren Raum.<br />

• Frische Luft. Es ist eine sinnvolle Abwechslung,<br />

die Mittagspause im Freien<br />

zu verbringen. Ein Spaziergang von 15<br />

Minuten kann Wun<strong>de</strong>r bewirken. Für<br />

Bildschirmgucker ist da<strong>mit</strong> sogar eine<br />

optimale Erholung für die Augen verbun<strong>de</strong>n.<br />

An dieser Stelle soll noch beson<strong>de</strong>rs auf<br />

<strong>de</strong>n Buchstaben „E“ wie Ernährung hingewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Der klassische Ernährungsplan<br />

am Schreibtisch sieht doch so<br />

aus: Kaffee, Kekse, Weingummi, Baguette<br />

o<strong>de</strong>r Pizza o<strong>de</strong>r Pasta o<strong>de</strong>r Pommes, dann<br />

wie<strong>de</strong>r Kaffee, Kuchen, und die Banane<br />

lan<strong>de</strong>t nach drei Tagen im Müll, weil sie<br />

nicht mehr „schön“ aussieht. Hier ein<br />

paar Tipps: Der Kaffee wird seit einigen<br />

Jahren als Flüssigkeitszufuhr gerechnet.<br />

Lange herrschte die Meinung vor, dass<br />

er <strong><strong>de</strong>m</strong> Körper ausschließlich Wasser<br />

entzie he. Heute ist jedoch belegt, dass<br />

Kaffee bei Gewohnheitstrinkern nicht<br />

<strong>de</strong>hydrierend wirkt. Dem Kaffee wird bei<br />

einer Menge von bis zu etwa fünf Tassen<br />

am Tag sogar eine vorbeugen<strong>de</strong> Wirkung<br />

gegen Krebserkrankungen zugesprochen.<br />

Was die Bitterstoffe im Kaffee angeht, so<br />

lässt sich sagen: Je kürzer <strong>de</strong>r Kaffee <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Wasser in Kontakt kommt, <strong>de</strong>sto<br />

weniger Bitterstoffe kann er abgeben und<br />

<strong>de</strong>sto bekömmlicher ist er für <strong>de</strong>n Magen.<br />

Also sind die Tab- und Pad-Varianten<br />

sowie <strong>de</strong>r Espresso empfehlenswerter als<br />

<strong>de</strong>r herkömmliche Filterkaffee.<br />

Pasta und Schokola<strong>de</strong> sind<br />

keine „Nervennahrung“!<br />

Je<strong>de</strong>r sollte versuchen, seinen Körper am<br />

Tag <strong>mit</strong> 35 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro<br />

Kilogramm Körpergewicht zu versorgen –<br />

etwa zwei Drittel durch Trinken. Der Rest<br />

erledigt sich in <strong>de</strong>r Regel durch das Essen.<br />

Cola und Limona<strong>de</strong>n sind übrigens aufgrund<br />

ihres hohen Zuckergehalts keine<br />

Getränke, son<strong>de</strong>rn Süßspeisen. Empfehlenswert<br />

sind Wasser, ungesüßte Tees und<br />

Fruchtschorlen <strong>mit</strong> einem geringen Saftanteil<br />

(Fruchtzucker!). Etwa 75 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Kopfschmerzen in <strong>de</strong>r zweiten Tageshälfte<br />

sind einem Flüssigkeitsmangel<br />

zuzuschreiben. Konzentrationsschwäche<br />

und Schwin<strong>de</strong>l sind auch negative Auswirkungen<br />

von zu wenig Flüssigkeit. Das<br />

Glas Wasser bringt mehr als <strong>de</strong>r Schokoriegel!<br />

Kekse und Kuchen bestehen zu einem<br />

Großteil aus Zucker und Weißmehl. Wir<br />

haben es hier also fast ausschließlich <strong>mit</strong><br />

Kohlenhydraten zu tun, die alle zu Einfachzucker<br />

verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Je einfacher<br />

die Kohlenhydrate, <strong>de</strong>sto schneller<br />

läuft <strong>de</strong>r Prozess im Körper ab. Der Zucker<br />

geht ins Blut. Um <strong>de</strong>n Blutzuckerspiegel<br />

wie<strong>de</strong>r auf ein Normalniveau zu<br />

senken, wird von <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse<br />

Insulin produziert und in die Blutbahn<br />

geschickt. Und hier sind wir auch schon<br />

in einem Teufelskreis. Im Blut bleibt eine<br />

Art Insulinüberschuss übrig, <strong>de</strong>r für eine<br />

Unterzuckerung sorgt und ein erneutes<br />

Hungergefühl verursacht. Es entsteht<br />

neue Lust auf Zucker.<br />

Da folgt dann meist <strong>de</strong>r Kuchen am Nach<strong>mit</strong>tag.<br />

Ebenso verhält es sich <strong>mit</strong> Nu<strong>de</strong>ln,<br />

Brot, Reis, Kartoffeln – also Kohlenhydrate<br />

im Allgemeinen. Kohlenhydrate<br />

sind schon längst als die eigentlichen<br />

Dickmacher enttarnt wor<strong>de</strong>n (Buchtipp:<br />

Ulrike Gon<strong>de</strong>r und Dr. Nicolai Worm:<br />

„Mehr Fett!“).<br />

Die Empfehlung für die Mittagspause<br />

heißt also: Auf Kohlenhydrate verzichten!<br />

Was bleibt? Proteine! Diese können Sie in<br />

Form von Fleisch, Fisch, Milchprodukten,<br />

Hülsenfrüchten und Eiern zuführen.<br />

Kombiniert <strong>mit</strong> Obst und Gemüse o<strong>de</strong>r<br />

Salat (viele Vitalstoffe wie Vitamine, Mineralien,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe und<br />

Ballaststoffe) ergibt sich eine i<strong>de</strong>ale Mahlzeit<br />

für <strong>de</strong>n Mittag.<br />

Die macht zwar nicht so glücklich wie<br />

Pasta, aber dafür gibt es Energie für <strong>de</strong>n<br />

Rest <strong>de</strong>s Tages. Und für die Verfechter <strong>de</strong>r<br />

„Nervennahrung“ sei gesagt, dass frische<br />

Luft meist effektiver ist und <strong>de</strong>r Körper<br />

übrigens auch in <strong>de</strong>r Lage ist, selbst Zucker<br />

zu produzieren (Glyconeogenese),<br />

um <strong><strong>de</strong>m</strong> Gehirn Energie zu liefern. Wenn<br />

sich jemand für seine körperlichen Aktivitäten<br />

belohnen will, kann er es natürlich<br />

auch hin und wie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> etwas Zucker<br />

machen – aber er sollte es dann wenigstens<br />

bewusst tun und nicht unkontrolliert<br />

nebenbei.<br />

Marcello Liscia<br />

AUTOR<br />

Marcello Liscia<br />

ist lizenzierter<br />

Aerobic- und Fitnesstrainer<br />

durch<br />

<strong>de</strong>n Deutschen<br />

Fitness- und Aerobic-Verband e.V.<br />

(dfav), zertifizierter Trainer durch <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Verband für Coaching und<br />

Training e.V. (dvct) und Personal-Trainer<br />

nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Glucker Kolleg. Er arbeitet<br />

<strong>mit</strong> beim Team Liscia, Experten für<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprozesse, in Pa<strong>de</strong>rborn.<br />

Diese Beratung für Organisationsentwicklung<br />

wird von seinem Bru<strong>de</strong>r<br />

Gianni Liscia geleitet. Bei<strong>de</strong>n geht es<br />

darum, Verän<strong>de</strong>rungen erfolgreich zu<br />

initiieren, zu implementieren und zu<br />

kultivieren.<br />

Team Liscia GbR, Friedrich-List-<br />

Straße 42, 33100 Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Tel. +49(0)5251 1421333<br />

www.TeamLiscia.<strong>de</strong><br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 45


special burn-out<br />

Wirtschaft und Gesundheit<br />

lassen sich verbin<strong>de</strong>n!<br />

HEILIGENFELD. Ökonomischer Erfolg und eine gesun<strong>de</strong> Belegschaft müssen keine<br />

Gegensätze sein. Die Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld zeigt <strong>mit</strong> ihrem jährlichen Kongress<br />

„Wirtschaft und Gesundheit“ wie ein „ganzheitliches“ Gesundheitswesen funktionieren<br />

kann. Der nächste Kongress fin<strong>de</strong>t vom 16. bis 19. Mai in Bad Kissingen statt (siehe<br />

www.kongress.heiligenfeld.<strong>de</strong>).<br />

„Der Kongress <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld<br />

ist <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r einzige Kongress in<br />

Deutschland, <strong>de</strong>r einen Gesamtüberblick<br />

über das komplexe Thema Wirtschaft und<br />

Gesundheit gibt“, erklärt Anita Sch<strong>mit</strong>t,<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld, selbstbewusst.<br />

„Aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven<br />

und anhand vieler verschie<strong>de</strong>ner<br />

Beispiele wer<strong>de</strong>n Wege aufgezeigt, wie<br />

sich Unternehmen und Individuen innerhalb<br />

unseres Wirtschaftssystems bewegen<br />

können, ohne in <strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r psychosozialen<br />

Überfor<strong>de</strong>rung zu geraten.“<br />

Beim Kongress, <strong>de</strong>r vom 16. bis 19. Mai<br />

2012 in Bad Kissingen stattfin<strong>de</strong>t, kommen<br />

Menschen und Unternehmer zu<br />

Wort, die für sich und ihr Unternehmen<br />

Wege und intelligente Systeme entwickelt<br />

haben. „Um <strong><strong>de</strong>m</strong> massenhaften Seeleninfarkt<br />

vorzubeugen, müssen wir uns <strong>de</strong>n<br />

Rahmenbedingungen anpassen, ohne uns<br />

selbst dabei zu verlieren“, for<strong>de</strong>rt Sch<strong>mit</strong>t.<br />

„Denn das ist die Kunst: Die Verbindung<br />

von Wirtschaft und Gesundheit!“<br />

Für die Heiligenfel<strong>de</strong>r gibt es zwei gesellschaftliche<br />

Entwicklungen, die zu immer<br />

mehr psychischen Problemen führen.<br />

Zum einen gibt es die psychosoziale Belastung<br />

<strong>de</strong>s Einzelnen durch individuellen<br />

und gesellschaftlichen Stress, wie<br />

Leistungsanfor<strong>de</strong>rungen, Informationsüberflutung,<br />

seelische Verletzungen, berufliche<br />

und persönliche Überfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Konsumverführungen. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

for<strong>de</strong>rn familiäre Zerfallsprozesse, berufliche<br />

Mobilität, virtuelle Beziehungen,<br />

häufige Trennungen und Scheidungen<br />

ihren Tribut: Es kommt zu einer Reduzierung<br />

tragfähiger sozialer Beziehungen<br />

und dies sowohl in qualitativer als auch<br />

quantitativer Art. Die zentrale For<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Heiligenfel<strong>de</strong>r lautet: Wir benötigen<br />

eine Wirtschaftswelt, in <strong>de</strong>r die Profitund<br />

Leistungsorientierung ergänzt wird<br />

durch eine Sinn- und Lebensorientierung<br />

für die Tätigen. Beson<strong>de</strong>rs interessante<br />

Vorträge wer<strong>de</strong>n vor diesem Hintergrund<br />

in diesem Jahr sein:<br />

• „Durch achtsame Führung Kulturwan<strong>de</strong>l<br />

gestalten“ <strong>mit</strong> Professor Dr. Bernhard<br />

Badura, Uni Bielefeld<br />

Parkklinik Heiligenfeld am<br />

Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kurparks von Bad<br />

Kissingen: Hier fin<strong>de</strong>n die<br />

Workshops <strong>de</strong>s Kongresses<br />

statt.<br />

Foto: Heiligenfeld<br />

46 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


• „Unternehmer in Verantwortung: Umgang<br />

<strong>mit</strong> seelischen Erkrankungen“ <strong>mit</strong><br />

Friedrich Kiesinger, Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Pegasus GmbH<br />

• „Professionelles Konfliktmanagement<br />

in Unternehmen und Organisationen“<br />

<strong>mit</strong> Jürgen Briem, Leiter interner Mediatorenpool<br />

und Konfliktmanagement<br />

<strong>de</strong>r SAP AG<br />

• „Psychosoziale Belastung im Arbeitsleben“<br />

<strong>mit</strong> Professor Dr. Rainer Richter,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>s-<br />

Psychotherapeuten-Kammer<br />

• „Gesundheit selbst gemacht – Konzept<br />

und Beispiele eines mehrdimensionalen<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagements“<br />

<strong>mit</strong> Dorothea Galuska, Leiterin<br />

Personalmanagement <strong>de</strong>r Heiligenfeld<br />

GmbH, und Dr. Lars Schubert, Betriebsarzt<br />

<strong>de</strong>r Heiligenfeld GmbH<br />

Interessant dürfte auch <strong>de</strong>r Vortrag „Resilienz<br />

– Wi<strong>de</strong>rstandskraft für Unternehmen<br />

und ihre Mitarbeiter“ von Sylvia Kéré<br />

Wellensiek wer<strong>de</strong>n. Die Resilienz-Expertin<br />

und Trainerin hat im März gera<strong>de</strong> ein<br />

neues Buch veröffentlicht <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Titel<br />

„Fels in <strong>de</strong>r Brandung statt Hamster im<br />

Rad – in zehn Schritten zu persönlicher<br />

Resilienz“ (Beltz Verlag, Weinheim, 1.<br />

Auflage 7. März 2012, 142 Seiten, 19,95<br />

Euro).<br />

Persönliche Resilienz lässt sich <strong><strong>de</strong>m</strong>nach<br />

kraftvoll för<strong>de</strong>rn, wenn man auf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ebenen gleichzeitig ansetzt: Bei<br />

<strong>de</strong>r Beziehung zu sich selbst, beim Kontakt<br />

zu an<strong>de</strong>ren Menschen und bei <strong>de</strong>r<br />

aktiven Gestaltung <strong>de</strong>r Einflussfaktoren<br />

aus <strong>de</strong>r Umwelt. Resilienz ist für Wellensiek<br />

keine Eigenschaft, die uns Menschen<br />

von Natur aus in die Wiege gelegt wur<strong>de</strong>.<br />

Sie ist eine Veranlagung, die in je<strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist<br />

und aktiv gestärkt wer<strong>de</strong>n kann. Zu ihren<br />

„zehn Schritten“ gehören unter an<strong>de</strong>rem:<br />

„innere Antreiber ausbalancieren“, „eine<br />

konsequente Ausrichtung auf Handlungsspielräume“<br />

o<strong>de</strong>r „Halt in Netzwerken<br />

suchen“.<br />

Die Autorin weist mehrfach darauf hin,<br />

dass im wirtschaftlichen Kontext die Definition<br />

<strong>de</strong>s Begriffs „Resilienz“ über die<br />

individuelle Fähigkeit hinaus geht und<br />

auch das organisationale Vermögen <strong>mit</strong><br />

einschließt, sich schnell an sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Anfor<strong>de</strong>rungen anzupassen.<br />

Gudrun Porath<br />

Burn-out-Kliniken im Überblick<br />

Initiative. Psychosomatische Kliniken <strong>mit</strong> humanistisch-integrativem<br />

Ansatz haben 2010 einen Aufruf zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r psychosozialen Lage in Deutschland verfasst. Die Liste<br />

<strong>de</strong>r Erstunterzeichner gibt einen kompakten Einblick in die<br />

Szene <strong>de</strong>r ganzheitlich arbeiten<strong>de</strong>n Burn-out-Kliniken.<br />

Klinik<br />

AHG-Klinik Hardberg<br />

Ernst-Ludwig-Straße 100, 64747 Breubert<br />

Tel. 06161 74980<br />

Alpenblick Klinik<br />

Kurweg 9, 88316 Isny-Neutraunburg<br />

Tel. 07562 711500<br />

Alpenland Klinik<br />

Zenostraße 9, 93435 Bad Reichenhall<br />

Tel. 08651 603560<br />

Euromed Clinik<br />

Europa-Allee 1, 90763 Fürth, Tel. 0911 9714-1300<br />

Fachklinik für Psychosomatische Medizin<br />

Bad Herrenalb<br />

Kurpromena<strong>de</strong> 42, 76332 Bad Herrenalb<br />

Tel. 07083 509-0<br />

Gezeiten Haus Klinik<br />

Vennerstraße 55, 53177 Bonn-Bad Go<strong>de</strong>sberg<br />

Tel. 0228 7488101<br />

Heiligenfeld-Kliniken<br />

Altenbergweg 6, 97688 Bad Kissingen<br />

Tel. 0971 84-4014<br />

Heinrich-Heine-Klinik KG<br />

Am Stinthorn 42, 14476 Potsdam/OT Neu Fahrland<br />

Tel. 033208 56580<br />

HELIOS Klinik Bad Grönenbach, Akut und<br />

Rehabilitationsklinik für psychosomatische Medizin<br />

Sebastian-Kneipp-Allee 3a/5, 87730 Bad Grönenbach<br />

Tel. 08334 981-138<br />

Hochgrat-Klinik<br />

Wolfsried 108, 88167 Stiefenhofen<br />

Tel. 08386 9622-511<br />

Klinik St. Irmingard<br />

Osternacher Straße 103, 83209 Prien am Chiemsee<br />

Tel. 08051 6070<br />

Klinikum <strong>de</strong>r Universität Regensburg<br />

Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg<br />

Tel. 0941 9447240<br />

Privatklinik Bad Zwischenahn<br />

Seestraße 2, 26160 Bad Zwischenahn<br />

Tel. 04403 9791-0<br />

Leitung<br />

Dr. med. Carsten Till, Chefarzt<br />

www.ahg.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Johannes Vogler,<br />

Chefarzt<br />

www.wz-kliniken.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Thomas Henrichs,<br />

Chefarzt<br />

www.alpenland-klinik.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Bernd Sprenger,<br />

Chefarzt, www.euromed.<strong>de</strong><br />

Dr. Dr. Klaus von Ploetz, Chefarzt<br />

www.marseille-kliniken.com<br />

Dr. Manfred Nelting,<br />

Ärztlicher Direktor<br />

www.gezeitenhaus.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Joachim Galuska,<br />

Ärztlicher Direktor<br />

www.heiligenfeld.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Rüdiger Höll,<br />

Ärztlicher Direktor<br />

www.heinrich-heine-kliniken.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Johannes von Wahlert,<br />

Ärztlicher Direktor und Chefarzt<br />

www.helios-kliniken.<strong>de</strong>/<br />

bad-groenenbach<br />

Dr. med. Andreas Elsen, Oberarzt<br />

www.hochgrat-klinik.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Franz Pfitzer, Chefarzt<br />

Psychosomatik<br />

www.st.irmingard.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Thomas Loew,<br />

Schwerpunkt Psychosomatik<br />

www.klinik.uni-regensburg.<strong>de</strong><br />

Dr. med. Friedrich Ingwersen,<br />

Chefarzt<br />

www.privatklinik-zwischenahn.<strong>de</strong><br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 47


training und coaching<br />

Trainer und Coaches scharf<br />

auf Weiterbildung<br />

TRAIN-THE-TRAINER. Der Deutsche Verband für Coaching und Training e.V. (dvct),<br />

Hamburg, hat En<strong>de</strong> 2011 eine Mitglie<strong>de</strong>rbefragung durchgeführt und herausgefun<strong>de</strong>n,<br />

dass 89,6 Prozent in <strong>de</strong>n nächsten zwölf Monaten eine Weiterbildung besuchen wollen.<br />

An erster Stelle soll die methodische Kompetenz vertieft wer<strong>de</strong>n. Eine kontinuierliche<br />

Weiterbildung gilt (neben Kun<strong>de</strong>n-Feedback) als bester Weg <strong>de</strong>r Qualitätssicherung.<br />

Der Deutsche Verband für Coaching und<br />

Training e.V. wur<strong>de</strong> im Jahr 2003 gegrün<strong>de</strong>t,<br />

um die erste gemeinsame Interessenvertretung<br />

für Trainer und Coaches zu<br />

sein.<br />

Um Mitglied zu wer<strong>de</strong>n, muss man unter<br />

an<strong>de</strong>rem bereits eine Trainer- o<strong>de</strong>r Coaching-Ausbildung<br />

(je 150 Stun<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r<br />

eine Metho<strong>de</strong>nausbildung (200 Stun<strong>de</strong>n)<br />

abgeschlossen haben. Zusätzlich bietet<br />

<strong>de</strong>r Verband als individuellen Qualitätsnachweis<br />

für je<strong>de</strong>s einzelne Mitglied eine<br />

personenbezogene Zertifizierung an, die<br />

sich über drei Stufen erstreckt (Hausarbeit,<br />

Arbeitsprobe vor zwei Gutachtern,<br />

Fachgespräch). Diese Zertifizierung<br />

schließt nach Einschätzung <strong>de</strong>s dvct die<br />

Lücke zwischen <strong>de</strong>n formalen Ausbildungsnachweisen<br />

und einer tatsächlich<br />

begutachteten Handlungskompetenz<br />

eines Trainers o<strong>de</strong>r Coaches.<br />

Die Befragung <strong>de</strong>r 1.072 dvct-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

zeigt, dass sich in diesem <strong>mit</strong>gliedsstärksten<br />

Berufsverband für Coaches und Trainer<br />

gestan<strong>de</strong>ne Vertreter ihrer Zunft zusammengefun<strong>de</strong>n<br />

haben: So können die<br />

Befragten eine durchschnittlich 15-jährige<br />

Berufserfahrung vor ihrer jetzigen<br />

Tätigkeit nachweisen. Das spiegelt sich<br />

im Durchschnittsalter wi<strong>de</strong>r. Über 50 Prozent<br />

sind zwischen 41 und 50 Jahren alt.<br />

Die Mehrzahl (rund 80 Prozent) verfügt<br />

über einen höheren Bildungsabschluss,<br />

30 Prozent haben ein wirtschaftswissenschaftliches<br />

Studium.<br />

Trotz ihrer soli<strong>de</strong>n Basisausbildung zum<br />

Trainer o<strong>de</strong>r Coach und trotz <strong>de</strong>r Tatsache,<br />

dass etwa 800 dvct-Mitglie<strong>de</strong>r auch<br />

noch <strong>de</strong>n „harten Weg“ <strong>de</strong>r Zertifizierung<br />

gegangen sind, ist die eigene Weiterbildung<br />

für die Verbands<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r ein ganz<br />

beson<strong>de</strong>res Anliegen: 89,6 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten planen, innerhalb <strong>de</strong>r nächsten<br />

zwölf Monate eine auf Profis ausgerichtete<br />

Weiterbildung zu besuchen.<br />

Für die eigene Qualitätssicherung war <strong>de</strong>n<br />

Befragten nur noch das Kun<strong>de</strong>n-Feedback<br />

wichtiger, um die eigene Qualität hochzuhalten.<br />

Mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r befragten<br />

Mitglie<strong>de</strong>r nutzen darüber hinaus eine<br />

Supervision, um nicht im eigenen Saft zu<br />

schmoren. Vivi Di<strong>mit</strong>riadou, Vorstandvorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s dvct e.V., hält es für gera<strong>de</strong>zu<br />

selbstverständlich, dass Menschen,<br />

die sich beruflich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Thema „Entwicklung“<br />

befassen, selbst kontinuierlich<br />

und <strong>mit</strong> viel Engagement weiterbil<strong>de</strong>n.<br />

Diese zusätzlichen Metho<strong>de</strong>nausbildungen<br />

wur<strong>de</strong>n absolviert<br />

Frage 1. 54,5 Prozent <strong>de</strong>r dvct-Mitglie<strong>de</strong>r haben<br />

zusätzlich zu ihrer Basisausbildung eine fundierte<br />

Weiterbildung in folgen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n (Antworten in<br />

Prozent <strong>de</strong>r Befragten, Doppelnennungen, n = 272).<br />

So sehen Weiterbildungspläne aus<br />

Frage 2. 89,6 Prozent wollen 2012 eine zusätzliche<br />

Fort- o<strong>de</strong>r Weiterbildung absolvieren. Dabei <strong>de</strong>nken sie<br />

insbeson<strong>de</strong>re an folgen<strong>de</strong> Maßnahmen:<br />

Geplante Weiterbildung<br />

Anteil<br />

Metho<strong>de</strong><br />

Anteil<br />

methodische Vertiefung 51,1%<br />

Systemische Organisationsentwicklung 53,0%<br />

persönliche Entwicklung 15,5%<br />

Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />

Neurolinguistisches Programmieren (NLP) 22,7%<br />

Transaktionsanalyse (TA) 6,8%<br />

Themenzentrierte Interaktion (TZI) 3,8%<br />

Sonstiges 13,6%<br />

Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />

thematische Vertiefung 13,4%<br />

an<strong>de</strong>re fachliche Weiterbildung 8,4%<br />

soziale Fähigkeiten 0,8%<br />

Sonstiges 10,9%<br />

48 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


So hätten viele Mitglie<strong>de</strong>r im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Jahre sowohl eine Trainer- als auch eine<br />

Coaching-Ausbildung und noch diverse<br />

Metho<strong>de</strong>ntrainings absolviert. Auf die<br />

Frage, ob <strong>de</strong>r dvct künftig eigene Ausbildungsgänge<br />

anbieten wer<strong>de</strong>, um von <strong>de</strong>r<br />

Bildungsaffinität <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r zu profitieren,<br />

antwortet Di<strong>mit</strong>riadou <strong>mit</strong> einem<br />

klaren „Nein“. Das entspreche nicht <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Selbstverständnis <strong>de</strong>s Verbands. „Wir<br />

schaffen für unsere Mitglie<strong>de</strong>r Plattformen<br />

zum Netzwerken und zur Selbstvermarktung,<br />

aber dvct-Weiterbildungen<br />

stehen nicht im Fokus.“<br />

Eine wichtige Frage war, ob sich das dvct-<br />

Zertifikat auf <strong>de</strong>n beruflichen Erfolg <strong>de</strong>r<br />

einzelnen „Inhaber“ auswirke. Beachtliche<br />

75 Prozent sagen, dass <strong><strong>de</strong>m</strong> Zertifikat<br />

von <strong>de</strong>r einkaufen<strong>de</strong>n Wirtschaft eine<br />

wichtige Be<strong>de</strong>utung beigemessen wer<strong>de</strong><br />

und dass es einen Wettbewerbsvorteil <strong>mit</strong><br />

sich bringe. 60 Prozent erklärten sogar,<br />

die Zertifizierung wirke sich auch positiv<br />

auf das Honorar aus.<br />

Feedback ist das Frühstück<br />

<strong>de</strong>r Champions<br />

Frage 3. Wie gewährleisten Sie Ihre<br />

Qualität als Coach beziehungsweise<br />

als Trainer? (Antworten in Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten, Doppelnennungen<br />

möglich, n = 272)<br />

Maßnahme Als Coach Als Trainer<br />

Zur Honorarfrage steuert die Befragung<br />

die Erkenntnis bei, dass <strong>de</strong>r durchschnittliche<br />

Stun<strong>de</strong>nsatz eines dvct-Coaches<br />

zwischen 150 und 200 Euro pen<strong>de</strong>lt - je<br />

nach Auftragsvolumen. Elf Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten liegen sogar über 200 Euro. Von<br />

<strong>de</strong>n Trainern erzielen 34,5 Prozent einen<br />

Tagessatz zwischen 1.000 und 1.500 Euro.<br />

17,9 Prozent liegen in <strong>de</strong>r Bandbreite von<br />

1.501 und 2.000 Euro.<br />

Einen Teil ihrer Einnahmen stecken die<br />

Befragten übrigens gezielt ins Marketing.<br />

57,7 Prozent geben an, bis zu fünf<br />

Prozent ihres jährlichen Umsatzes in<br />

die Eigenwerbung zu stecken. 32,5 Prozent<br />

investieren sogar sechs bis 20 Prozent.<br />

Mit ihrem Verband sind die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

laut Umfrage auch <strong>de</strong>shalb sehr<br />

zufrie<strong>de</strong>n, weil er ihnen Präsentationsmöglichkeiten<br />

wie Datenbank, Ausschreibungsplattform,<br />

viele Messeauftritte und<br />

Netzwerk-Events sowie regionale Aktivitäten<br />

bietet.<br />

Martin Pichler<br />

Das Empfehlungsmarketing<br />

funktioniert<br />

Frage 4. Wie kommen Coachingso<strong>de</strong>r<br />

Trainingsaufträge zustan<strong>de</strong>?<br />

(Antworten in Prozent <strong>de</strong>r Befragten,<br />

Doppelnennungen möglich,<br />

n = 272)<br />

Maßnahme Coachs Trainer<br />

Wir trainieren ERFOLG!<br />

Deutschlands erfolgreichste<br />

Trainerausbildung startet<br />

wie<strong>de</strong>r am<br />

11.10.2012<br />

• Ziele/Orientierung<br />

• Methodik/Didaktik<br />

• Mo<strong>de</strong>ration &Präsentation<br />

• Rhetorik &Stimmtraining<br />

• Gruppendynamik &<br />

Konfliktmanagement<br />

• Zertifizierung<br />

mündliches<br />

Feedback durch<br />

Klienten / Teilnehmer<br />

89,5% 81,0%<br />

Weiterbildung 80,9% 82,1%<br />

Supervision 65,3% 51,2%<br />

Empfehlungen 86,9% 83,3%<br />

Folgeaufträge 58,3% 83,3%<br />

Netzwerke 55,3% 53,6%<br />

Internet-Auftritt 33,7% 31,0%<br />

Wirgarantieren ERFOLG!*<br />

• mehr als 1.000Absolventen<br />

• zertifiziert nach ISO 9001<br />

• empfohlen vom Q-Pool 100<br />

Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />

mündliches<br />

Feedback durch<br />

Dritte<br />

schriftliches<br />

Feedback durch<br />

Klienten / Teilnehmer<br />

schriftliches<br />

Feedback durch<br />

Dritte<br />

42,7% 56,0%<br />

42,2% 86,9%<br />

12,6% 35,7%<br />

Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />

Kooperationen 24,1% 41,7%<br />

Arbeitgeber 16,1% 14,3%<br />

Social Media 11,6% 13,1%<br />

Kaltakquise 8,0% 14,3%<br />

Datenbanken 7,0% 4,8%<br />

Sonstiges 5,0% 10,8%<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 49<br />

* Wie? Fragen Sie uns.<br />

Wir informieren Sie gerne.<br />

TEAM CONNEX AG<br />

Tel: 07031 / 2703-0<br />

parter@teamconnex.com<br />

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training und coaching<br />

Imposantes Profil<br />

einer globalen Profession<br />

ICF-UMFRAGE. Weltweit gibt es 41.325 „aktive“ Business-Coaches. 37,5 Prozent von<br />

ihnen leben in Westeuropa und 33,2 Prozent in Nordamerika. Der Rest verteilt sich<br />

gleichmäßig auf die an<strong>de</strong>ren Regionen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Gemeinsam erzielen sie einen Umsatz<br />

von 1,97 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar, was im Durchschnitt einem individuellen Coaching-<br />

Umsatz von 47.900 US-Dollar pro Jahr entspricht.<br />

Diese Zahlen sind das Ergebnis einer<br />

Hochrechnung, die auf einer weltweiten<br />

Befragung basiert, die die International<br />

Coach Fe<strong>de</strong>ration (ICF) <strong>mit</strong> Sitz in<br />

Lexington, Kentucky, USA, in Auftrag<br />

gab. Durchgeführt wur<strong>de</strong> die Befragung<br />

von <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Price Waterhouse Coopers (PWC). Alle<br />

Coaches dieser Welt wur<strong>de</strong>n dazu aufgerufen,<br />

sich an einer Online-Befragung,<br />

die in neun Sprachen im Internet zur Verfügung<br />

stand, zu beteiligen. Die 19.000<br />

ICF-Mitglie<strong>de</strong>r (En<strong>de</strong> 2011) wur<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

ihre Kollegen in an<strong>de</strong>ren Netzwerken<br />

auf die Befragung aufmerksam zu<br />

machen, um so einen Schneeballeffekt zu<br />

erzeugen. Letztlich erhielt PWC 12.133<br />

auswert bare Antworten aus 117 Län<strong>de</strong>rn.<br />

Durchschnittliche Einnahmen<br />

in Europa: 40.100 Euro/Jahr<br />

Business-Coaches sind, wie nicht an<strong>de</strong>rs<br />

zu erwarten, nicht gleichmäßig über die<br />

Welt verteilt, son<strong>de</strong>rn konzentrieren sich<br />

in <strong>de</strong>n Zonen <strong>mit</strong> hohem Einkommen wie<br />

Nordamerika und Westeuropa und <strong>mit</strong><br />

Abstrichen auch in Australien und Neuseeland.<br />

Diese drei Weltregionen vereinigen<br />

76 Prozent <strong>de</strong>r gesamten Coaches <strong>de</strong>r<br />

Welt auf sich, beherbergen aber nur elf<br />

Prozent <strong>de</strong>r Weltbevölkerung. In diesen<br />

drei Regionen kommen auf eine Million<br />

Einwohner 40 Coaches. Der weltweite<br />

Durchschnitt liegt bei 6,9 Coaches pro<br />

eine Million Einwohner.<br />

Die meisten Coaches leben in USA,<br />

Kanada und Westeuropa<br />

Einnahmen. Wo gibt es die meisten Coaches und was<br />

verdienen sie durchschnittlich?<br />

Deutsche auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />

persönlichem Wachstum<br />

Problemfel<strong>de</strong>r. Die fünf wichtigsten Coaching-Themen<br />

in Deutschland (im Vergleich dazu wird auch <strong>de</strong>ren<br />

Be<strong>de</strong>utung in Europa und weltweit aufgeführt).<br />

Weltregionen<br />

Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Business-<br />

Coaches<br />

jährl. Einnahmen<br />

<strong>mit</strong><br />

Coaching<br />

(Durchschnitt)<br />

jährl. Einnahmen<br />

<strong>mit</strong><br />

Coaching<br />

(Median)<br />

Ranking*<br />

Problem<br />

Anteil an <strong>de</strong>n<br />

Coaching-<br />

Gesprächen<br />

in D<br />

Anteil an <strong>de</strong>n<br />

Coaching-<br />

Gesprächen<br />

in Europa<br />

Anteil an <strong>de</strong>n<br />

Coaching-<br />

Gesprächen<br />

global<br />

Nordamerika 15.800 50.400 US $ 29.100 US $<br />

Lateinamerika 2.600 34.400 US $ 12.700 US $<br />

1. persönliches<br />

Wachstum<br />

57,7 % 38,8 % 37,8 %<br />

Quelle: www.coachfe<strong>de</strong>ration.org/coachingstudy2012/<br />

Westeuropa 17.800 52.100 US $ 27.700 US $<br />

Osteuropa 3.500 24.000 US $ 12.000 US $<br />

Naher Osten, Afrika 2.100 39.600 US $ 20.000 US $<br />

Asien 3.300 36.500 US $ 13.700 US $<br />

Australien 2.400 66.200 US $ 36.700 US $<br />

weltweit 47.500 47.900 US $ 25.000 US $<br />

Quelle: www.coachfe<strong>de</strong>ration.org/coachingstudy2012/<br />

2. kommunikative<br />

Fähigkeiten<br />

3. Selbstvertrauen<br />

4. Work-Life-<br />

Balance<br />

5. Mitarbeiterund<br />

Teameffektivität<br />

* nur in Bezug auf Deutschland<br />

34,1 % 25,1 % 26,2 %<br />

31,9 % 35,1 % 27,8 %<br />

27,5 % 22,3 % 24,8 %<br />

26,4 % 28,3 % 25,9 %<br />

50 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Die an <strong>de</strong>r Befragung teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Coaches wur<strong>de</strong>n gebeten, <strong>de</strong>n Teil ihres<br />

Jahreseinkommens, das sie <strong>mit</strong> Coaching<br />

erzielen, genau anzugeben. Die<br />

unterschiedlichen Währungen wur<strong>de</strong>n<br />

zu einem bestimmten Stichtag zum Kurs<br />

<strong>de</strong>r Weltbank in US-Dollar umgerechnet,<br />

ohne dass dabei die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Lebensstandards zusätzlich berücksichtigt<br />

wor<strong>de</strong>n wären.<br />

Das Ergebnis: Weltweit gesehen verdient<br />

ein Coach im Durchschnitt 47.900<br />

US-Dollar, <strong>de</strong>r Median liegt bei 25.000<br />

US-Dollar. In Westeuropa liegt das Durchschnittseinkommen<br />

bei 52.100 US-Dollar<br />

(Median: 27.700 US-Dollar). Je weiter <strong>de</strong>r<br />

statistische Wert „Median“ vom Durchschnittswert<br />

entfernt ist, <strong>de</strong>sto mehr<br />

„Ausreißer“ nach unten o<strong>de</strong>r nach oben<br />

gibt es bei <strong>de</strong>n Einkommen. Ausgehend<br />

von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Coaches und <strong>de</strong>n Angaben<br />

zum Durchschnittseinkommen,<br />

schätzt die Studie, dass weltweit im Jahr<br />

2011 etwa 1,98 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar <strong>mit</strong><br />

Coaching umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Eine wichtige Anmerkung: Zwar wird die<br />

Zahl <strong>de</strong>r weltweit i<strong>de</strong>ntifizierten Business-<br />

Coaches <strong>mit</strong> 47.500 angegeben, aber nur<br />

87 Prozent davon (41.325 Coaches) coachen<br />

regelmäßig das ganze Jahr über und<br />

nur diese „aktiven Coaches“ wur<strong>de</strong>n in<br />

die weiteren Betrachtungen einbezogen<br />

und nach ihren Einnahmen gefragt. Diese<br />

„aktiven“ Coaches wur<strong>de</strong>n auch gebeten,<br />

ihr Durchschnittshonorar für eine Stun<strong>de</strong><br />

Coaching zu benennen. Der weltweite<br />

Durchschnittssatz beträgt <strong><strong>de</strong>m</strong>nach 229<br />

US-Dollar (umgerechnet 175 Euro). Die<br />

Befragten betonten, dass sie im Schnitt<br />

13 Stun<strong>de</strong>n pro Woche als Coach arbeiteten.<br />

Darin enthalten sei auch die Vorbereitungszeit.<br />

Der durchschnittliche Coach<br />

bietet noch Beratung (62 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Coaches) und Training (60 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Coaches) als weitere Dienstleistung an.<br />

Eine große Mehrheit <strong>de</strong>r Coaches (76 Prozent)<br />

glaubt, dass <strong>de</strong>r Markt von ihnen<br />

erwarte, dass sie ein Zertifikat vorweisen<br />

könnten. Eine knappe Mehrheit <strong>de</strong>r<br />

Coaches (53 Prozent) glaubt außer<strong><strong>de</strong>m</strong>,<br />

dass <strong>de</strong>r Coaching-Markt reguliert wer<strong>de</strong>n<br />

solle. 23 Prozent wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

diesem Ansinnen <strong>de</strong>utlich. 84 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten sind <strong>de</strong>r Meinung, dass<br />

Coaching-Verbän<strong>de</strong> die besten Akteure<br />

seien, um bei Bedarf eine Marktregulierung<br />

vorzunehmen. Gefragt wur<strong>de</strong> auch<br />

noch danach, was das größte Hin<strong>de</strong>rnis<br />

für eine weitere positive Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Coaching-Markts sei. Weltweit antworteten<br />

43 Prozent, dass unprofessionelle,<br />

schlecht ausgebil<strong>de</strong>te Individuen,<br />

die sich selbst als Coach bezeichneten,<br />

das größte Übel für <strong>de</strong>n Markt seien. An<br />

zweiter Stelle rangierte die Furcht, dass<br />

die Unternehmen Zweifel am Nutzen <strong>de</strong>s<br />

Coachings bekommen könnten. 36 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Coachs for<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>shalb auch,<br />

glaubwürdige ROI-Berechnungen durch<br />

unabhängige Institute erstellen zu lassen.<br />

Der Coching-Markt wird von<br />

Frauen dominiert<br />

Die Studie hat auch nachgewiesen, dass<br />

Coaching ein „female-dominated“ (ICF)<br />

Berufsfeld ist. In Nordamerika sind zum<br />

Beispiel 75 Prozent <strong>de</strong>r Coaches weiblich,<br />

in Westeuropa sind es immerhin 63<br />

Prozent. In Asien und in Lateinamerika<br />

liegt die Frauenquote „nur“ knapp über<br />

50 Prozent.<br />

Es ist <strong><strong>de</strong>m</strong> ICF hoch anzurechnen, dass<br />

er auf seiner amerikanischen Homepage<br />

nicht nur eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

Studie zum Download anbietet, son<strong>de</strong>rn<br />

auch in weiteren Dokumenten viele aufschlussreiche,<br />

län<strong>de</strong>rspezifische Details<br />

veröffentlicht. Aus Deutschland nahmen<br />

182 Coaches an <strong>de</strong>r Befragung teil. 61<br />

Prozent davon waren Frauen. 43 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten lagen im Alter zwischen 46<br />

und 55 Jahren. Die <strong>de</strong>utschen Coaches<br />

sind durchschnittlich zwischen 36 und 45<br />

Jahren alt.<br />

79 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Coaches treffen<br />

sich laut Befragung <strong>mit</strong> ihren Klienten zu<br />

persönlichen 1:1-Gesprächen. Weltweit<br />

sind das nur 66,5 Prozent. Der Rest <strong>de</strong>r<br />

Coaching-Gespräche fin<strong>de</strong>t ganz überwiegend<br />

am Telefon statt (in Deutschland zu<br />

14,2 Prozent, weltweit zu erstaunlichen<br />

26,9 Prozent). Nachzulesen ist auch, wie<br />

die Deutschen ihre Zukunft einschätzen.<br />

68,5 Prozent glauben, dass ihr Einkommen<br />

aus Coaching in <strong>de</strong>n nächsten zwölf<br />

Monaten <strong>de</strong>utlich ansteigen wer<strong>de</strong>. Doch<br />

da<strong>mit</strong> befin<strong>de</strong>n sie sich noch lange nicht<br />

in <strong>de</strong>r Oberliga <strong>de</strong>r Optimisten. Weltweit<br />

rechnen stolze 76,1 Prozent <strong>de</strong>r Coaches<br />

<strong>mit</strong> spürbaren Einkommenszuwächsen.<br />

Martin Pichler<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 51<br />

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messen und kongresse<br />

Erfolgreiche Personalmessen<br />

expandieren weiter<br />

PERSONAL NORD & SÜD. Traditionell fin<strong>de</strong>t En<strong>de</strong> April und Anfang Mai das Messe-<br />

Tan<strong><strong>de</strong>m</strong> „Personal Nord“ und „Personal Süd“ statt. Insbeson<strong>de</strong>re die schnelle<br />

Akzeptanz <strong>de</strong>s nord<strong>de</strong>utschen Ablegers überrascht und sorgt für viel Optimismus beim<br />

Veranstalter.<br />

Was ist eigentlich <strong>de</strong>r Unterschied zwischen<br />

<strong>de</strong>n Messen „Personal Nord“ und<br />

„Personal Süd“? Wenn man <strong>de</strong>n Mannheimer<br />

Messemachern von <strong>de</strong>r Spring<br />

Messe Management GmbH & Co. KG<br />

diese Frage stellt, erntet man genervtes<br />

Kopfschütteln.<br />

Ihr ganzes Bestreben läuft seit zwei Jahren<br />

darauf hinaus, dass diese bei<strong>de</strong>n Veranstaltungen<br />

als „Zwillinge“ wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, die sich höchstens durch ein<br />

paar regionale Farbtupfer unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Ein Personaler in Dortmund, Fulda o<strong>de</strong>r<br />

Leipzig sollte sich ausschließlich anhand<br />

<strong>de</strong>s Kriteriums „Anreise“ entschei<strong>de</strong>n, ob<br />

er zur Personal Nord nach Hamburg o<strong>de</strong>r<br />

zur Personal Süd nach Stuttgart fährt.<br />

An bei<strong>de</strong>n Orten – so die Strategie <strong>de</strong>s<br />

Veranstalters – soll er völlig gleichwertig<br />

einen umfassen<strong>de</strong>n Überblick über alle<br />

Themen einer mo<strong>de</strong>rnen Personalarbeit<br />

bekommen – vom Arbeitsrecht über das<br />

Recruiting bis hin zum Managementtraining.<br />

Von <strong>de</strong>n Ausstellern bei<strong>de</strong>r Messen<br />

wer<strong>de</strong>n folgerichtig Themen aufgegriffen<br />

wie: Personalbeschaffung und Personalmarketing,<br />

Gehaltsstruktur und<br />

Anreizsys teme, Personalverwaltung und<br />

Gehaltsabrechnungen, Assessment-Center<br />

und 360-Grad-Feedback, Personalplanung<br />

und Demografie, Vorschlagswesen<br />

und I<strong>de</strong>enmanagement, Personalberatern<br />

und Zeitarbeitsfirmen, Führungspsychologie<br />

und Sozialkompetenz, Training und<br />

Coaching sowie Organisationsentwicklung.<br />

Sehr viele Aussteller präsentieren<br />

Fotos: F. Pfluegl PERSONAL2011Süd<br />

Große Gesten gehören zu einer Messe (hier die „Personal 2011 Süd“) einfach dazu, wenn Aussteller o<strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>ratoren sich um die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Publikums bemühen.<br />

52 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


sich sowohl in Hamburg als auch in Stuttgart<br />

<strong>mit</strong> einem Messestand – darunter<br />

beispielsweise Branchengrößen wie Xing,<br />

Monster Worldwi<strong>de</strong> Deutschland, Atoss<br />

Software, Sage HR Solutions, Jobscout 24<br />

o<strong>de</strong>r StepStone Deutschland.<br />

Der Messeveranstalter versteht sich als<br />

Experte, erklärungsbedürftige Themen<br />

gekonnt für ein professionelles Publikum<br />

aufzubereiten. Dazu integriert er in die<br />

Messe Podien und Foren, auf <strong>de</strong>nen Experten<br />

die Produkte und Dienstleistungen<br />

<strong>de</strong>r Aussteller in Bezug setzen zu <strong>de</strong>n<br />

aktuellen Trends. Personaler können so<br />

von Kollegen o<strong>de</strong>r von Beratern lernen<br />

und sich <strong>mit</strong> Trends in <strong>de</strong>r Arbeitswelt<br />

vertraut machen sowie Neuheiten für ihre<br />

Berufspraxis kennenlernen. I<strong>de</strong>ntisch im<br />

Nor<strong>de</strong>n und im Sü<strong>de</strong>n sind zum Beispiel<br />

folgen<strong>de</strong> drei Keynote-Speaker:<br />

1. Dr. Pero Mićić, einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Experten für Zukunftsmanagement. Mit<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Thema „Die Kurzfrist-Falle: Wie <strong>de</strong>r<br />

Mensch sich täglich die Zukunft versaut<br />

und was Sie im Personalmanagement<br />

dagegen tun können“ plädiert er für eine<br />

vorausschauen<strong>de</strong> Personalpolitik.<br />

2. Dominik Neidhart, ein Profisegler, <strong>de</strong>r<br />

in seinem Vortrag beschreibt, wie er <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Schweizer Team Alinghi <strong>de</strong>n Americas<br />

Cup gewann und wie auch Unternehmen<br />

<strong>mit</strong> ihren Belegschaften solche<br />

Höchstleistungen erreichen können.<br />

3. Michael Rossié, <strong>de</strong>r Schauspieler und<br />

Spezialist für Kommunikation und Körpersprache<br />

coacht eine Reihe von <strong>de</strong>utschen<br />

Personalvorstän<strong>de</strong>n und spricht in<br />

seinem Vortrag über „Nonverbale Kommunikation<br />

im HR-Alltag“.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die Hamburger Messe zeigt,<br />

dass im Nor<strong>de</strong>n ein <strong>de</strong>utliches Wachstumspotenzial<br />

steckt. „Bereits ein halbes<br />

Jahr vor <strong>de</strong>r Messe war unsere Halle zu<br />

90 Prozent ausgebucht – und das, obwohl<br />

wir die Fläche vergrößert haben“, so Nadine<br />

Jäger, Projektleiterin <strong>de</strong>r Personal<br />

Nord und Süd, die <strong>mit</strong> zirka 180 Ausstellern<br />

(etwa zehn Prozent Zuwachs im<br />

Vergleich zum Vorjahr) rechnet. Neben<br />

<strong>de</strong>n klassischen Themen einer Personalfachmesse<br />

wartet die Personal in Hamburg<br />

<strong>mit</strong> Spezialgebieten wie <strong><strong>de</strong>m</strong> Thema<br />

„Fuhrparkmanagement“ auf. Die Messe<br />

erweitert nicht nur ihre Ausstellungsfläche,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ihr Programm: In drei<br />

statt zwei Praxisforen sowie einer Aktionsfläche<br />

Training teilen Fachleute in<br />

rund 90 Vorträgen und Diskussionen ihr<br />

Wissen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Besuchern.<br />

Das Programm <strong>de</strong>r „Personal Süd 2012“<br />

umfasst zirka 80 Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />

sowie 60 Präsentationen<br />

von Trainern und Coaches. Neben <strong>de</strong>r<br />

neuen Themenreihe „Personal & Verwaltung“<br />

für Personaler im Public Sector<br />

wird es auf <strong>de</strong>r süd<strong>de</strong>utschen HR-Messe<br />

erstmals einen Meeting-Point zum thematischen<br />

Austausch geben. Personalverantwortliche<br />

haben dafür bereits ihre<br />

Themenvorschläge eingereicht, die sie in<br />

Gruppen von bis zu 20 Personen unter<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ration von Karin Huber diskutieren<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Personal Süd fand bislang im jährlichen<br />

Wechsel in München und Stuttgart<br />

statt. Sie wird ab sofort für immer<br />

in Stuttgart bleiben. „Aufgrund <strong>de</strong>r Verkehrsanbindung<br />

und mo<strong>de</strong>rnster technischer<br />

Ausstattung ist Stuttgart einfach<br />

i<strong>de</strong>al für uns“, erklärt die Messeleitung.<br />

Gudrun Porath<br />

Messe-Tan<strong><strong>de</strong>m</strong> im Überblick<br />

Fakten. Die „Personal Süd“ kommt vom 24. bis 25. April in<br />

die Messe Stuttgart und die „Personal Nord“ vom 9. bis 10.<br />

Mai ins CCH Hamburg.<br />

PERSONAL2012 Süd<br />

13. Fachmesse für<br />

Personalmanagement<br />

PERSONAL2012 Nord<br />

2. Fachmesse für<br />

Personalmanagement<br />

Dauer, Ort, Eintritt 24. bis 25. April 2012,<br />

Veranstaltungsort ist die Messe<br />

Stuttgart, Eintrittspreise: 1 Tag für<br />

25 Euro, 2 Tage für 50 Euro<br />

9. bis 10. Mai 2012,<br />

Veranstaltungsort ist das CCH<br />

Congress Center in Hamburg.<br />

Eintrittspreise: 1 Tag 25 Euro,<br />

2 Tage 50 Euro<br />

Erfolge 2011<br />

244 Aussteller und 4.053 Fachbesucher<br />

(10% Zuwachs erwartet)<br />

165 Aussteller und 3.180 Fachbesucher<br />

(10% Zuwachs erwartet)<br />

Kommentar<br />

Die <strong>de</strong>utlich ältere, im Sü<strong>de</strong>n<br />

etablierte Messe, zusätzlich in<br />

benachbarter Halle: Attraktive<br />

Messe zum „Betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement“ (Corporate<br />

Health Convention 2012)<br />

Überraschend schnelles Besucher-<br />

und Ausstellerwachstum,<br />

hohe Akzeptanz bei <strong>de</strong>n professionellen<br />

Personalmanagern im<br />

Nor<strong>de</strong>n, 2012 auch Tagungshotels<br />

als Aussteller<br />

Internet www.personal-sued.<strong>de</strong> www.personal-nord.com<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 53


messen und kongresse<br />

„ Was uns <strong>de</strong>n Hals brechen<br />

könnte, ignorieren wir gerne“<br />

PERSONAL NORD & SÜD. Organisationen sollten endlich langfristiger <strong>de</strong>nken,<br />

for<strong>de</strong>rt Zukunftsforscher Dr. Pero Mićić. Er wird jeweils auf <strong>de</strong>r „Personal Süd“<br />

(25. April, 11.10 Uhr, Forum 3) und auf <strong>de</strong>r „Personal Nord“ (9. Mai, 11.10 Uhr, Forum<br />

3) eine Keynote halten zum Thema „Die Kurzfrist-Falle: Wie <strong>de</strong>r Mensch sich täglich die<br />

Zukunft versaut … und was Sie im Personalmanagement dagegen tun können“.<br />

Sie verstehen sich als Zukunftsmanager.<br />

Was be<strong>de</strong>utet das genau?<br />

Dr. Pero Mićić: Das Zukunftswissen ist<br />

heute in einem inflationären Maß vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Doch dieses Wissen zu verstehen,<br />

zu interpretieren, darin Chancen zu<br />

erkennen und diese dann in <strong>de</strong>r Praxis zu<br />

nutzen, fällt Unternehmen und einzelnen<br />

Menschen nicht leicht. Zukunftsmanagement<br />

baut <strong>de</strong>shalb Brücken zwischen <strong>de</strong>n<br />

Zukunftsquellen und <strong>de</strong>n Nutzern in <strong>de</strong>r<br />

Praxis.<br />

Sie leisten also eine Art von<br />

Verständnishilfe?<br />

Mićić: Richtig. Dabei müssen Sie grob<br />

gesagt die Hälfte <strong>de</strong>r Zukunftsforschung<br />

als Scharlatanerie abziehen. Dennoch<br />

können auch weniger fundierte Zukunftsaussagen<br />

inspirierend sein. Wir müssen<br />

bei <strong>de</strong>r Zukunftsforschung vor allem unterschei<strong>de</strong>n,<br />

ob sie als Aussage über die<br />

wahrscheinliche Zukunft gemeint ist o<strong>de</strong>r<br />

eher als Gestaltungsi<strong>de</strong>e. Dabei scheitern<br />

Führungskräfte oft an <strong>de</strong>r weiten<br />

Verständnislücke zwischen Zukunftsforschung<br />

und Unternehmensführung.<br />

Welche Verständnislücke?<br />

Mićić: Die Verständnislücke kann zum<br />

Beispiel darin bestehen, dass wir im Alltag<br />

nicht klar unterschei<strong>de</strong>n, was eigentlich<br />

gemeint ist, wenn wir etwas über die<br />

Zukunft hören. Vieles verstehen die Leute<br />

als Prognose, obwohl es als Szenario gemeint<br />

ist. O<strong>de</strong>r Menschen halten etwas<br />

für erwünscht, obwohl Zukunftsforscher<br />

nur beschrieben haben, was alles passieren<br />

könnte, auch wenn es unwahrscheinlich<br />

ist.<br />

Wie können wir diese Vielfalt von<br />

„Zukünften“ besser unterschei<strong>de</strong>n?<br />

Mićić: Ich verwen<strong>de</strong> dafür das Bild <strong>de</strong>r<br />

fünf Zukunftsbrillen. Die blaue Zukunftsbrille<br />

ist für die Annahmen. Sie richtet<br />

sich auf die wahrscheinliche Zukunft.<br />

Wir können zwar alle ohne Prognosen<br />

leben, aber niemand lebt und führt ohne<br />

Zukunftsannahmen. Bei <strong>de</strong>r roten Zukunftsbrille<br />

geht es nicht um das, was<br />

wahrscheinlich sein könnte, son<strong>de</strong>rn um<br />

das, was je<strong>de</strong>rzeit überraschen könnte.<br />

Diesen Blick auf die Zukunft ignorieren<br />

wir gerne, weil er unangenehm ist. Aber<br />

seit wir immer häufiger Überraschungen<br />

erleben, sind die Menschen <strong>de</strong>utlich sensibler<br />

für die rote Zukunftsbrille im Leben<br />

gewor<strong>de</strong>n. Dann gibt es noch die grüne<br />

Brille: Es geht dabei um Chancen und<br />

Lebensoptionen, also um die Frage, was<br />

man aus seinem Leben und seinem Unternehmen<br />

machen kann. Die grüne Zukunftsbrille<br />

erfor<strong>de</strong>rt viel Kreativität. Sie<br />

schafft das gedankliche Material für eine<br />

Vision, für Ziele und Strategien. Mit <strong>de</strong>r<br />

gelben Zukunftsbrille geht es um die Entscheidung<br />

für eine erstrebenswerte Zukunft.<br />

Wir entschei<strong>de</strong>n uns für eine Insel,<br />

auf <strong>de</strong>r die Sonne am schönsten scheinen<br />

könnte. Zuletzt kommt die violette Zukunftsbrille:<br />

Dahinter steckt die Strategie,<br />

also das geplante konkrete Han<strong>de</strong>ln, <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> die Vision erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Inwiefern können Unternehmen die<br />

Zukunft wirklich managen?<br />

Mićić: Wenn wir von „Zukunft managen“<br />

sprechen, assoziieren viele Menschen<br />

da<strong>mit</strong>, dass wir sie in gewisser Weise manipulieren.<br />

Aber das geht natürlich kaum,<br />

<strong>de</strong>nn die Zukunft gibt es nicht wirklich.<br />

Ich kann sie nicht messen, nicht zählen,<br />

nicht wiegen und greifen. Ich kann Zukunft<br />

dort fin<strong>de</strong>n, wo sie ausschließlich<br />

stattfin<strong>de</strong>t: In <strong>de</strong>n Köpfen von Menschen.<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch, und da<strong>mit</strong> auch alle<br />

Führungskräfte, hat Annahmen, Ängste,<br />

Hoffnungen, Befürchtungen, Ziele und<br />

Visionen im Hinblick auf die Zukunft. Sie<br />

gestalten die Zukunft. Zukunft bereitet<br />

sich in <strong>de</strong>n Köpfen, Herzen und Bäuchen<br />

vor. Es gilt, diese Zukunftsgedanken anzureichern,<br />

zu ordnen und wirksamer zu<br />

machen. Das ist Zukunftsmanagement.<br />

Aber es gibt doch auch Vorhersagen für<br />

die Zukunft, die nicht von meinen Träumen,<br />

Zielen und Wünschen abhängen.<br />

Mićić: Richtig, das ist <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Aspekt.<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch muss entschei<strong>de</strong>n, was aus<br />

<strong>de</strong>r großen Vielfalt von Zukünften für<br />

die eigene Situation relevant ist – in <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Sinne, dass diese Zukunft das eigene Unternehmen<br />

und seinen Markt verän<strong>de</strong>rt,<br />

ohne dass Manager etwas daran än<strong>de</strong>rn<br />

können. Und es geht darum, Trends und<br />

Technologien relevant zu machen, um<br />

darin Chancen zu erkennen und zu nutzen,<br />

die die Wettbewerber noch nicht erkannt<br />

haben.<br />

Inwiefern sind manche Trends für alle<br />

Branchen unausweichlich, wie etwa die<br />

Entwicklung hin zu einem Arbeitnehmermarkt<br />

aufgrund <strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen<br />

Wan<strong>de</strong>ls?<br />

Mićić: Es gibt schon allgemeingültige<br />

Trends, aber die gilt es auf die eigene Situation<br />

hin zu konkretisieren. Prognosen<br />

von Zukunftsforschern sind weit weniger<br />

54 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Dr. Pero Mićić, Zukunftsforscher und<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

FutureManagementGroup AG in Eltville<br />

(www.futuremanagementgroup.com),<br />

erklärt sein Konzept <strong>de</strong>r „fünf Zukunftsbrillen“.<br />

Foto: spring messe<br />

wichtig als die Annahmen im konkreten<br />

Fall: Je<strong>de</strong> Investition, die ein Unternehmen<br />

tätigt, je<strong>de</strong> Maschine, die es kauft,<br />

je<strong>de</strong> Software, die es anschafft, je<strong>de</strong>r<br />

Mensch, <strong>de</strong>n es einstellt o<strong>de</strong>r entlässt –<br />

all das basiert auf Annahmen über die<br />

Zukunft. Eine junge, kreative Marketingfirma<br />

hat es im Moment noch leicht, <strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>l zu verdrängen,<br />

sie wird es aber langfristig nicht können.<br />

Auch sie wird künftig nicht mehr so viele<br />

junge Menschen rekrutieren können und<br />

möglicherweise auch Ältere brauchen,<br />

um die entsprechen<strong>de</strong> Kundschaft zu bedienen.<br />

Es reicht nicht aus, die Trends zu<br />

kennen und im Groben zu diskutieren. Es<br />

kommt darauf an, die persönlichen Annahmen<br />

je<strong>de</strong>s einzelnen Entschei<strong>de</strong>rs zu<br />

verbessern, da<strong>mit</strong> man die kommen<strong>de</strong>n<br />

Verän<strong>de</strong>rungen und die Bedrohungen und<br />

Chancen darin erkennen kann.<br />

Wie realistisch sind die Annahmen,<br />

die Unternehmen in <strong>de</strong>r Praxis für ihre<br />

Zukunft voraussetzen?<br />

Mićić: Die Annahmen, auf <strong>de</strong>nen Unternehmen<br />

ihr Geschäft grün<strong>de</strong>n, sind meist<br />

nicht ausgesprochen o<strong>de</strong>r aufgeschrieben.<br />

Die wahren Annahmen offenbaren<br />

sich dann nur im wirklichen Han<strong>de</strong>ln.<br />

Bei <strong>de</strong>n Bewerberauswahlverfahren etwa<br />

tun heute noch viele Unternehmen so, als<br />

wäre <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Arbeitsmarkt ein<br />

Anbietermarkt. Das ist er auch teilweise<br />

noch – für sehr attraktive Unternehmen.<br />

An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum könnten <strong>mit</strong> ihren unbewussten<br />

Annahmen, dass <strong>de</strong>r Fachkräftemangel<br />

sie nicht trifft, auf <strong>de</strong>r Strecke<br />

bleiben. Dabei sind die Trends durchaus<br />

bekannt. Aber sie wer<strong>de</strong>n herausgefiltert<br />

durch nicht ausgesprochene Wünsche<br />

und Wahrnehmungsfilter. Sie wer<strong>de</strong>n verdrängt.<br />

Weil Beschäftigte <strong>de</strong>n Status quo einfach<br />

erhalten möchten o<strong>de</strong>r weil Entwicklungen<br />

nicht <strong>de</strong>n persönlichen Vorstellungen<br />

von Managern entsprechen?<br />

Mićić: Ja, bei<strong>de</strong>s. Ich nenne das die Kurzfrist-Falle.<br />

Wir biegen uns Annahmen zurecht,<br />

weil das Ich wichtiger ist als das<br />

Wir <strong>de</strong>r Firma. Der Mensch orientiert sich<br />

gern am Materiellen <strong>de</strong>r Gegenwart, an<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong>, was er greifen, sehen und erleben<br />

kann. Da die Zukunft unsicher ist, bevorzugt<br />

er immer das Heutige und hält es für<br />

wahrer und stabiler.<br />

Muss ein gewisser Lei<strong>de</strong>nsdruck da sein<br />

o<strong>de</strong>r müssen Krisen und Katastrophen<br />

eintreten, da<strong>mit</strong> wir Zukunftsaussichten<br />

ernst nehmen – so wie etwa das Unglück<br />

von Fukushima?<br />

Mićić: Man kann das annähernd übertragen,<br />

doch Fukushima ist natürlich ein Extrembeispiel.<br />

Es zeigt trotz<strong><strong>de</strong>m</strong>: Was wir<br />

für unwahrscheinlich halten, uns aber<br />

<strong>de</strong>n Hals brechen könnte, das übersehen<br />

und ignorieren wir gerne. So etwas<br />

können wir feststellen, in<strong><strong>de</strong>m</strong> wir unsere<br />

Annahmen aufschreiben und umkehren:<br />

Was passiert, wenn das Gegenteil stattfin<strong>de</strong>t?<br />

Wür<strong>de</strong> uns das treffen, wür<strong>de</strong> es uns<br />

umbringen o<strong>de</strong>r könnten wir das verkraften?<br />

Zum Beispiel: Was passiert, wenn<br />

Sie als Unternehmen innerhalb von fünf<br />

Wochen 50 Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes verlieren?<br />

Wie können Sie trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> überleben<br />

und die besten Mitarbeiter halten? Vor<br />

<strong>de</strong>r Krise waren die Reaktionen auf diese<br />

Frage immer ablehnend. Mittlerweile <strong>de</strong>nken<br />

Manager darüber gründlicher nach.<br />

Wie zeigt sich diese Kurzfrist-Falle im<br />

Personalmanagement?<br />

Mićić: Ein Beispiel ist die Internet-Generation<br />

und ihre Art <strong>de</strong>s Umgangs <strong>mit</strong><br />

Sys temen, Medien und Kommunikation:<br />

Es gibt technisch gesehen eine Divergenz<br />

zwischen <strong><strong>de</strong>m</strong>, was die Beschäftigten privat<br />

an technischen Hilfs<strong>mit</strong>teln nutzen,<br />

und <strong><strong>de</strong>m</strong>, was sie in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

vorfin<strong>de</strong>n. Menschen, die es gewohnt<br />

sind, <strong>mit</strong> all <strong>de</strong>r Vielfalt umzugehen, die<br />

immer sehr viel Spannen<strong>de</strong>s und Abwechslung<br />

brauchen und auch mehrere<br />

Medien gleichzeitig nutzen, wer<strong>de</strong>n einen<br />

statischen, langweiligen Arbeitsplatz auf<br />

die Dauer nicht mehr akzeptieren. Denn<br />

diese Zielgruppe ist viel selbstbewusster<br />

und selbstständiger als Arbeitnehmer das<br />

heute noch in <strong>de</strong>r Mehrheit sind. Im Recruiting<br />

und auch bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterbindung<br />

muss sich das Personalmanagement<br />

darauf einstellen.<br />

Wie können Personalmanager das<br />

angehen?<br />

Mićić: Sie könnten sich für entsprechen<strong>de</strong><br />

Programme stark machen. In manchen<br />

Unternehmen gibt es bereits das Motto<br />

„Bring your own <strong>de</strong>vice“: Mitarbeiter arbeiten<br />

dabei <strong>mit</strong> ihrem eigenen PC o<strong>de</strong>r<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> eigenen iPad. Sie bekommen für die<br />

Anschaffung von neuen Geräten, die sie<br />

privat nutzen, einen Zuschuss vom Arbeitgeber.<br />

Das setzt aber viele Dinge voraus<br />

– vor allem einen Kulturwan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n<br />

Personaler <strong>mit</strong>gestalten könnten.<br />

Interview: Stefanie Hornung<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 55


messen und kongresse<br />

CeBIT wird zur<br />

Weiterbildungsmesse<br />

MESSERÜCKBLICK. Die CeBIT ist nicht mehr nur Leistungsschau von Computerherstellern,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>mit</strong> 1.500 Seminaren, Workshops und Formaten wie „Webciety“<br />

und „CeBIT Global Conferences“ auch eine ganz große Konferenzveranstaltung.<br />

Wer nicht dabei sein kann, nutzt das Angebot, viele Veranstaltungen im Internet live zu<br />

verfolgen.<br />

Das „Social Command Center“ in Halle 4<br />

mel<strong>de</strong>te am dritten Messetag: Die CeBIT<br />

2012 wird in <strong>de</strong>n sozialen Netzwerken <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Top-Themen „Cloud Computing“ in<br />

Zusammenhang gebracht. Wer vor Ort in<br />

Hannover unterwegs war, konnte noch<br />

min<strong>de</strong>stens drei weitere Trends ausmachen:<br />

1. Die CeBIT wan<strong>de</strong>lt sich mehr und mehr<br />

von einer Neuheitenshow zur Konferenzveranstaltung.<br />

2. I<strong>de</strong>en und Konzepte sind gefragter<br />

<strong>de</strong>nn je, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen sich die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Technologien sinnvoll nutzen<br />

lassen.<br />

3. Liveübertragungen vom Messegelän<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n von immer mehr Menschen genutzt,<br />

um sich aktiv in die Diskussion<br />

einzuschalten, auch wenn sie nicht real<br />

anwesend sind.<br />

Messe als Ort, um Anwen<strong>de</strong>r<br />

zu schulen<br />

Als Apple am 7. März das neue iPad vorstellte,<br />

geschah das nicht in Hannover auf<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Messegelän<strong>de</strong>. Ihre neuen Smartphones<br />

präsentierten Hersteller von HTC<br />

bis Samsung bereits En<strong>de</strong> Februar auf<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Mobile World Congress in Barcelona.<br />

Und als Steve Ballmer das kommen<strong>de</strong><br />

Microsoft-Betriebssystem Windows 8 aus<br />

<strong>de</strong>r Taufe hob, hatte das neue Jahr <strong>mit</strong><br />

<strong>de</strong>r Consumer Electronics Show (CES) in<br />

Las Vegas gera<strong>de</strong> begonnen. Obwohl die<br />

CeBIT <strong>mit</strong> netto 312.000 Besuchern (erstmals<br />

ohne Messe- und Standpersonal)<br />

immer noch die größte IT-Leistungsschau<br />

<strong>de</strong>r Welt ist, gehören technologische Neuheiten<br />

<strong>mit</strong>tlerweile eher zu <strong>de</strong>n Rand-<br />

erscheinungen. Vielmehr zeigen 1.500<br />

Seminare, Workshops und Formate wie<br />

„Webciety“ und die „CeBIT Global Conferences“<br />

<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l zur Mega-Konferenzveranstaltung.<br />

E-Learning-Anbieter waren<br />

ganz versteckt<br />

Während die Innovationszyklen in <strong>de</strong>r IT<br />

<strong>mit</strong>tlerweile auf bis zu einem halben Jahr<br />

gesunken sind (SAP), fehlen vielen Unternehmen<br />

immer noch Strategien und Konzepte,<br />

um von Trends wie Social Media,<br />

Mobile- und Cloud-Computing zu profitieren.<br />

Viele Anbieter nutzten daher das<br />

Convention Center auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Messegelän<strong>de</strong>,<br />

um Anwen<strong>de</strong>r zu schulen o<strong>de</strong>r Einsatzszenarien<br />

ihrer Software zu zeigen. Gefragt<br />

waren die internationalen Redner <strong>de</strong>r in<br />

englischer Sprache abgehaltenen CeBIT<br />

Global Conferences. Hier wur<strong>de</strong>n Antworten<br />

entworfen auf die „Fragen danach“,<br />

wie intelligente Computersysteme und<br />

eine vernetzte Welt unser Leben beeinflussen,<br />

was das für Unternehmen be<strong>de</strong>utet,<br />

wie sich Datensicherheit überhaupt gewährleisten<br />

lässt, wenn die Datenspeicher<br />

und Eigentümer sich Tausen<strong>de</strong> Kilometer<br />

voneinan<strong>de</strong>r entfernt in an<strong>de</strong>ren Kontinenten<br />

befin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r welches Potenzial<br />

in Social-Media-Anwendungen steckt, um<br />

neue Mitarbeiter zu rekrutieren.<br />

Man musste nicht in Hannover vor Ort<br />

sein, um <strong><strong>de</strong>m</strong> Programm zu folgen. Das<br />

Diskussionsforum zum Thema Internet,<br />

die Webciety, wur<strong>de</strong> an allen Messetagen<br />

vollständig ins Internet übertragen<br />

und lebhaft in sozialen Netzwerken wie<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Kurznachrichtendienst Twitter unter<br />

Fotos: Porath<br />

Hashtags wie #cebit o<strong>de</strong>r #webciety diskutiert.<br />

Über einen Bildschirm auf <strong>de</strong>r<br />

Bühne konnten zum Beispiel die Referenten<br />

<strong>de</strong>r Webciety sehen, wenn sie bei<br />

Twitter zitiert wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich missverständlich<br />

geäußert hatten. Viele waren<br />

schon erfahren genug, um auf Twitter-<br />

Fragen direkt einzugehen. So konnte man<br />

zum Beispiel sehen, dass namhafte Enterprise-2.0-<br />

und E-Learning-Experten zwar<br />

56 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


nicht vor Ort waren, <strong>de</strong>n Vorträgen aber<br />

über <strong>de</strong>n Livestream folgten.<br />

Technologieanbieter wie die Spezialisten<br />

für E-Learning-Plattformen und<br />

Lerninhalte suchte man dieses Jahr im<br />

Messekatalog vergeblich. Mit Bitmedia<br />

aus Schwarmstedt (im Hallenplan unter<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Namen <strong>de</strong>r Tochter „Com Training<br />

and Services“ verzeichnet) und <strong>de</strong>r IMC<br />

AG aus Saarbrücken hatten sich lediglich<br />

zwei <strong>de</strong>r großen <strong>de</strong>utschen E-Learning-<br />

Produzenten auf das CeBIT-Parkett gewagt,<br />

und bei<strong>de</strong> auch noch gut versteckt.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Bitmedia war auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Mifünf,<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Mekka <strong>de</strong>r SAP-Partner, fündig.<br />

Vorstand Dr. Volker Zimmermann zeigte<br />

sich zufrie<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Resonanz <strong>de</strong>r Besucher.<br />

„Für uns lohnt sich die CeBIT<br />

immer“, so Zimmermann.<br />

Lernprozesse organisieren<br />

Gelohnt hat sich die CeBIT auch für<br />

die Anbieter von Social-Media-Anwendungen.<br />

Ihnen war sogar die Podiumsdiskussion<br />

„Future of Learning and Knowledge“<br />

gewidmet wor<strong>de</strong>n. „Die Technologie<br />

ist da und leicht zu beschaffen“, so<br />

Beim Chiphersteller Intel dominierte eine große Bühne<br />

das Standgeschehen – Sofagespräche, multimediale<br />

Präsentationen und Diskussionsrun<strong>de</strong>n im Stehen<br />

sowie Musikeinlagen gingen fließend ineinan<strong>de</strong>r über.<br />

Über alle Altersgrenzen hinweg<br />

testeten CeBIT-Besucher neue<br />

Laptops auf <strong>de</strong>ren Praxistauglichkeit<br />

(Foto links).<br />

organisation sicherzustellen, seien die<br />

drei Komponenten soziales, informelles<br />

und formales Lernen gleichermaßen zu<br />

beachten. Er for<strong>de</strong>rte Unternehmen auf,<br />

jetzt klare I<strong>de</strong>en und Konzepte zu entwickeln,<br />

wie <strong>de</strong>r Austausch von Wissen<br />

und das Lernen in ihrer Organisation in<br />

Zukunft aussehen könnte und sollte. Von<br />

<strong>de</strong>n technischen Möglichkeiten her, darin<br />

waren sich die Experten einig, ziehe Mobile<br />

Learning die größten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

nach sich. Lernen wer<strong>de</strong> dank mobiler<br />

Endgeräte allgegenwärtig sein und fin<strong>de</strong><br />

bald überall und zu je<strong>de</strong>r Zeit statt. Zucrosoft-Gemeinschaftsstand<br />

kaum zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Hier hatte man die vier angetretenen<br />

Microsoft-E-Learning- und -Trainingspartner<br />

in einem schmalen, dunklen Gang auf<br />

<strong>de</strong>r Rückseite platziert. Im Gegensatz zum<br />

Trubel auf <strong><strong>de</strong>m</strong> restlichen Gemeinschaftsstand<br />

herrschte hier weitgehen<strong>de</strong> Ruhe<br />

– es gab lange Gesichter bei <strong>de</strong>n Ausstellern.<br />

Wer die IMC AG suchte wur<strong>de</strong><br />

auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Stand <strong>de</strong>r Scheer Group in Halle<br />

Ute Scheffer, Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

<strong>de</strong>r time4you GmbH aus Karlsruhe. Die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung bestün<strong>de</strong> darin, Lernprozesse<br />

zu organisieren und die Technologie<br />

sinnvoll zu nutzen. Dabei gebe<br />

es beson<strong>de</strong>rs im Mittelstand einerseits<br />

starke Defizite, an<strong>de</strong>rerseits aber „massenhaft<br />

Lernpotenzial“, stellte Christian<br />

Keller von <strong>de</strong>r Gesellschaft für Wissensmanagement<br />

fest. Um eine gute Wissens-<br />

gleich wachse die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s informellen<br />

Lernens. Oliver Tacke von <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität Braunschweig<br />

prophezeite <strong><strong>de</strong>m</strong> Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s „Flipped<br />

Classrooms“ eine große Zukunft: Die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

von Inhalten fin<strong>de</strong> dabei nicht<br />

mehr im Seminar statt, son<strong>de</strong>rn vorher.<br />

Im Seminar selbst stehe dann die Diskussion<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Gudrun Porath<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 57


messen und kongresse<br />

Das wird ein schöner Monat für ...<br />

… Gaby S. Graupner,<br />

die als neue Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r German<br />

Speakers Association GSA jetzt mehr<br />

<strong>mit</strong> Begrüßen und Mo<strong>de</strong>rieren befasst<br />

ist, darf auf <strong>de</strong>r „Swiss Professional<br />

Learning“ mal wie<strong>de</strong>r zeigen, was eine<br />

perfekte Re<strong>de</strong> ist. Als Keynote-Speakerin<br />

wählte sich die Vertriebstrainerin<br />

das Thema „Was HR-Verantwortliche<br />

von Verkäufern lernen können“. Internes<br />

Marketing wird eben immer wichtiger,<br />

um am Tisch <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

Platz zu nehmen. Die Messe erzielte<br />

beim letzten Mal einen Besucherrekord<br />

von 3.718 Personalern. Parallel fin<strong>de</strong>t<br />

am Ort die „Swiss eLearning Conference“<br />

<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Schwerpunktthema<br />

„mobiles Lernen“ statt.<br />

17. bis 18. April in Zürich<br />

www.professional-learning.ch<br />

www.selc.ch<br />

… Professor Dr. Hans-<br />

Dieter Hermann,<br />

Führungskräfte-Coach und Sportpsychologe<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Fußball-Nationalmannschaft,<br />

<strong>de</strong>r auf <strong><strong>de</strong>m</strong> GETUP-<br />

Kongress fachlich begrün<strong>de</strong>n wird, wie<br />

sehr körperliche Aktivität und Sport zur<br />

betrieblichen Gesundheitsprävention<br />

gehören und wie wichtig ein „gesundheitsför<strong>de</strong>rliches<br />

Führungsverhalten“<br />

ist, um Burn-out zu vermei<strong>de</strong>n. Veranstaltet<br />

wird <strong>de</strong>r Fachkongress unter<br />

an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>r Deutschen Hochschule<br />

für Prävention und Gesundheitsmanagement.<br />

Er fin<strong>de</strong>t im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Fitnessmesse FIBO in Essen statt.<br />

20. bis 21. April in Essen<br />

www.getup-kongress.<strong>de</strong><br />

… Ralf Besser,<br />

Buchautor („Interventionen, die etwas<br />

bewegen“), Trainer <strong>mit</strong> eigenem<br />

Tagungshaus in Bremen. Er wird auf<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Jubiläumskongress (25 Jahre) <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für suggestopädisches<br />

Lehren und Lernen e.V.<br />

(DGSL) einer <strong>de</strong>r Keynote-Speaker sein<br />

und einen Beitrag dazu leisten, dass<br />

sich unter <strong><strong>de</strong>m</strong> Schlagwort „Suggo<br />

3.0“ dieser Ansatz weiterentwickelt.<br />

Der Jubiläumskongress steht unter<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Motto „Zauberwelt <strong>de</strong>r Suggestopädie“.<br />

Das Zauberwort <strong>de</strong>r Suggestopä<strong>de</strong>n<br />

heißt seit 25 Jahren: „Lernen<br />

<strong>mit</strong> allen Sinnen.“<br />

20. bis 22. April in Freising<br />

www.dgsl.<strong>de</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

16<br />

58 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


… Götz Werner,<br />

Grün<strong>de</strong>r und Aufsichtsrat <strong>de</strong>r dm-<br />

Drogeriekette, <strong>de</strong>ssen Lebensleistung<br />

vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Hintergrund <strong>de</strong>r Schlecker-<br />

Pleite nur noch heller strahlt. Er darf<br />

auf <strong><strong>de</strong>m</strong> „Lea<strong>de</strong>rship- & Management-<br />

Forum Europe“ als einer <strong>de</strong>r wenigen<br />

Deutschen neben internationalen<br />

Beratern wie Fons Trompenaars auftreten.<br />

Werner wird sicher viel Applaus<br />

dafür bekommen, dass er <strong>de</strong>r pragmatische<br />

Gegenpol zu <strong>de</strong>n hochfliegen<strong>de</strong>n<br />

Managementgurus ist. Sein<br />

praxiserprobter Rat gegen Fehlentscheidungen<br />

lautet zum Beispiel: Mit<br />

Besprechungen am späten Nach<strong>mit</strong>tag<br />

beginnen, bis in <strong>de</strong>n Abend sprechen,<br />

das Besprochene in die Nacht <strong>mit</strong>nehmen<br />

und am kommen<strong>de</strong>n Vor<strong>mit</strong>tag<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

23. bis 24. April in Frankfurt/Main<br />

www.lmfeurope.com<br />

… Katrin Schoepf,<br />

Führungskräfteentwicklerin bei IBM<br />

Deutschland und „süd<strong>de</strong>utscher Solitär“<br />

<strong>de</strong>r ansonsten recht i<strong>de</strong>ntischen<br />

Messen „Personal Süd“ und „Personal<br />

Nord“. Auf <strong>de</strong>r Messe „Personal 2012<br />

Süd“ wird sie in ihrer Keynote über die<br />

Entwicklung zukünftiger Führungskräfte<br />

sprechen. Ihre eindringliche Botschaft:<br />

Es kommt darauf an, dass Manager die<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Kompetenzen möglichst<br />

schnell erlernen. Lerngeschwindigkeit<br />

ist ein Wettbewerbsvorteil. Während<br />

<strong>de</strong>s Vortrags soll auch eine aktuelle<br />

Studie <strong>de</strong>s IBM Instituts for Business<br />

Value, für die 600 Personalentschei<strong>de</strong>r<br />

befragt wur<strong>de</strong>n, vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

24. bis 25. April in Stuttgart<br />

www.personal-sued.<strong>de</strong><br />

… Professor Dr. Eckart<br />

Severing,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Forschungsinstituts<br />

betriebliche Bildung (f-bb) in<br />

Nürnberg, <strong>de</strong>r <strong>mit</strong> seinem Team die<br />

Fachtagung „Systematische Personalentwicklung<br />

in KMU – Strategien<br />

zur Erschließung betrieblicher Qualifizierungspotenziale“<br />

auf die Beine<br />

gestellt hat. Der Kongress präsentiert<br />

Beispiele vorbildlicher Mittelstands-PE<br />

und vertieft die Erfolgsfaktoren in Diskussionen.<br />

Er thematisiert aber auch,<br />

dass viele <strong>mit</strong>telständische Unternehmer<br />

in Sachen Kompetenzentwicklung<br />

einfach überfor<strong>de</strong>rt sind. Wie eine dringend<br />

benötigte (staatlich geför<strong>de</strong>rte!)<br />

„Qualifizierungsberatung“ aussehen<br />

könnte, ist <strong>de</strong>shalb ebenfalls Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung.<br />

26. April in Berlin<br />

www.f-bb.<strong>de</strong><br />

17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

April 2012<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 59


Besuchen Sie uns auf<br />

<strong>de</strong>r PERSONAL<br />

Süd: Stuttgart, Halle 9, Stand C.12<br />

Nord: Hamburg, Halle H, Stand B.12<br />

Mitarbeiter bil<strong>de</strong>n Unternehmen.<br />

Mit <strong>Haufe</strong> Talent Management gewinnen Sie gute Mitarbeiter, setzen sie produktiv ein, entwickeln sie<br />

zielgerecht und bin<strong>de</strong>n sie langfristig ans Unternehmen.<br />

Sie möchten mehr erfahren?<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/talentmanagement


vorschau<br />

wirtschaft<br />

weiterbildung<br />

IMPRESSUM<br />

Foto: Henley Foto: Pichler<br />

Themen im Mai<br />

DIE AUSGABE 05/2012 ERSCHEINT AM 27. APRIL 2012<br />

TRAINERMARKETING<br />

Was sind „Hosted Buyer“?<br />

„Hosted Buyer“ sind Einkäufer, die zu attraktiven Kongressen eingela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Reisekosten,<br />

Verpflegung und Eintritt übernimmt <strong>de</strong>r Veranstalter. Die Einkäufer müssen im Gegenzug<br />

einige Verkaufspräsentationen „erdul<strong>de</strong>n“. Dieses Mo<strong>de</strong>ll greift in unterschiedlichen Varianten<br />

auf das Trainings-Business über. Foto: Trainerin bei Probevortrag vor Einkäufern.<br />

SCHWERPUNKT MBA<br />

Organisationsstrukturen<br />

Bei High Potentials steht <strong>de</strong>r berufsbegleiten<strong>de</strong><br />

MBA hoch im Kurs. Personalmanager<br />

tun daher gut daran, sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> MBA-Studium<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Die aktuellen<br />

Hintergrundinformationen liefert im nächsten<br />

Heft unser MBA-Schwerpunkt.<br />

AUSBILDUNGSMARKT<br />

Verkaufstraining<br />

Was unterschei<strong>de</strong>t die „weltbesten“ von <strong>de</strong>n<br />

„normalen“ Vertriebsorganisationen? Zum<br />

einen natürlich das Training <strong>de</strong>r Verkäufer,<br />

zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>ren Web-2.0-Affinität. Der<br />

35. Deutsche Vertriebs- und Verkaufsleiterkongress<br />

offenbarte wichtige Details.<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 61<br />

www.wuw-magazin.<strong>de</strong><br />

info@wuw-magazin.<strong>de</strong><br />

ISSN 0942-4946•25. Jahr<br />

Herausgeberbeirat<br />

Helmut und André Jünger<br />

Herausgeber<br />

Randolf Jessl<br />

Redaktion<br />

Martin Pichler (v. i. S. d. P.);<br />

martin.pichler@haufe-lexware.com<br />

Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva;<br />

kristina.en<strong>de</strong>rle@haufe-lexware.com<br />

Nicole Schrehardt;<br />

nicole.schrehardt@haufe-lexware.com<br />

Redaktionsassistenz<br />

Brigitte Pelka<br />

Tel. 0761 898-3921, Fax 0761 898-99-3921<br />

E-Mail: brigitte.pelka@haufe-lexware.com<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Marion Ba<strong>de</strong>nhop, Petra Folkersma, Boris Grundl,<br />

Stefanie Heine, Stefanie Hornung, Petra Jauch,<br />

Marcello Liscia, Wolfgang Mutschler, Gudrun Porath,<br />

Bärbel Schwertfeger, Anna Lena Thomas,<br />

Andreas Winter, Ralf Zimmermann<br />

Grafik/Layout<br />

Maria Nefzger<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlag<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />

Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />

Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs GmbH,<br />

Sitz Freiburg, Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />

Martin Laqua<br />

Geschäftsführung: Isabel Blank, Markus Dränert,<br />

Jörg Frey, Birte Hackenjos, Jens Köhler,<br />

Matthias Mühe, Markus Reithwiesner,<br />

Joachim Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />

Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />

<strong>Steuern</strong>ummer: 06392/11008<br />

Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikationsnummer: DE 812398835<br />

Titelbild<br />

Martin Pichler<br />

Druck<br />

Echter Druck, Würzburg<br />

Anzeigen<br />

Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<br />

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Klaus Sturm, Tel. 0931 2791733<br />

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Anzeigendisposition:<br />

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10 x jährlich, Einzelheft 11,90 Euro;<br />

Abopreis 108 Euro inkl. MwSt. und Versand;<br />

Auslandsbezug 123 Euro<br />

Das Abonnement kann spätestens vier Wochen vor<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s jeweiligen Bezugsjahres gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Partner <strong>de</strong>r wirtschaft+weiterbildung ist <strong>de</strong>r Gabal<br />

Verlag. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gabal-Vereins ist <strong>de</strong>r Bezug<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Zahlung ihres Mitglie<strong>de</strong>rbeitrags abgegolten.<br />

Nachdruck und Speicherung in elektronischen Medien<br />

nur <strong>mit</strong> ausdrücklicher Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages und<br />

unter voller Quellenangabe. Für eingesandte Manuskripte<br />

und Bildmaterialien, die nicht ausdrücklich angefor<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong>n, übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />

Aktuelle Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter


fachliteratur<br />

Dave Ulrich/Wendy Ulrich:<br />

Das Geheimnis <strong>de</strong>r Arbeit. So wer<strong>de</strong>n wir produktiver.<br />

Redline Verlag, München 2012, 260 Seiten, 24,99 Euro<br />

Praxisratgeber<br />

Wie Führungskräfte zu<br />

Sinnstiftern wer<strong>de</strong>n<br />

Was verbin<strong>de</strong>t Menschen, die Freu<strong>de</strong> an ihrer Arbeit<br />

empfin<strong>de</strong>n und sich <strong>mit</strong> Lei<strong>de</strong>nschaft engagieren?<br />

Das Geheimnis lautet: Sinn. Studien belegen, dass<br />

Mitarbeiter, die ihre Arbeit als sinnvoll empfin<strong>de</strong>n,<br />

zufrie<strong>de</strong>ner, engagierter und so<strong>mit</strong> produktiver sind –<br />

und nicht nur das. Sinnstiftung gilt in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r<br />

Autoren gar als Schlüsselindikator für <strong>de</strong>n langfristigen<br />

Unternehmenserfolg. Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle<br />

spielen dabei die Führungskräfte. Vorausgesetzt, man<br />

<strong>de</strong>finiert traditionelle Führungsrollen neu. Führung<br />

be<strong>de</strong>ute längst nicht mehr nur, Richtung und Strukturen<br />

vorzugeben. Neuerdings schließt dies auch aktive<br />

Sinnstiftung am Arbeitsplatz <strong>mit</strong> ein, sind Dave<br />

und Wendy Ulrich überzeugt.<br />

In ihrem neuen Buch möchten sie die teils mystischen<br />

und komplexen Ansätze zum Thema „Sinnstiftung“<br />

in fokussierte Fragen und spezifische<br />

Handlungen überleiten. Ihr Anliegen ist es letztlich,<br />

eine ernsthafte Diskussion über die Natur <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Sinnstiftung in <strong>de</strong>r Arbeit voranzubringen<br />

– und das abseits von jedwe<strong>de</strong>r Esoterik. Ihre<br />

These: Führungskräfte müssen sich heutzutage mehr<br />

<strong>de</strong>nn je als Sinnstifter begreifen. Sie müssen dafür<br />

sorgen, dass ihre Mitarbeiter in <strong><strong>de</strong>m</strong>, was sie tun,<br />

einen Sinn erkennen. Denn sinnentleerte Tätigkeiten<br />

führen langfristig zu Demotivation und weniger Leistung.<br />

Führungskräfte müssen sich daher nicht mehr<br />

fragen, wie sie ihre Mitarbeiter dazu bringen, mehr<br />

zu arbeiten, son<strong>de</strong>rn wofür. Denn wer weiß, welche<br />

Ziele er <strong>mit</strong> seiner Arbeit verfolgt, ist umso engagierter,<br />

produktiver und loyaler.<br />

So weit die Theorie. Dabei bleibt es jedoch nicht. In<br />

„Das Geheimnis <strong>de</strong>r Arbeit“ geht es nicht nur um das<br />

„Warum“, son<strong>de</strong>rn vor allem auch um das „Wie“ <strong>de</strong>r<br />

Sinnstiftung am Arbeitsplatz. Das Buch ist als Leitfa<strong>de</strong>n<br />

zu verstehen, <strong>de</strong>r Führungskräften dabei helfen<br />

soll, anhand von sieben Fragen eine positive I<strong>de</strong>ntität<br />

zu entwickeln, echtes Engagement zu erzielen, Beziehungen<br />

aufzubauen, ein gutes Arbeitsumfeld zu<br />

erzeugen, einen tieferen Sinn zu fin<strong>de</strong>n und einen<br />

kontinuierlichen Lernprozess in Gang zu setzen.<br />

Fazit: Dave und Wendy Ulrich liefern wertvolle<br />

Denkanstöße, Instrumente und Praktiken, die zur<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit und letztlich zur Ganzheitlichkeit<br />

eines Unternehmens beitragen können.<br />

Einzige Voraussetzung: Führungskräfte beginnen bei<br />

sich selbst und lernen, <strong>de</strong>n Blick auf Chancen statt<br />

auf Defizite zu konzentrieren. Nichts<strong>de</strong>stotrotz hat<br />

alles seine Grenzen. Warum? Die Autoren bringen es<br />

auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die meisten Menschen fin<strong>de</strong>n so viel<br />

Sinn in ihrem Leben, wie sie fin<strong>de</strong>n wollen.“<br />

AUTOREN<br />

Dave und<br />

Wendy Ulrich<br />

Dave Ulrich ist Professor an <strong>de</strong>r Ross School of Business<br />

<strong>de</strong>r Universität von Michigan und Mitgrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

RBL Group. Er ist Autor von 23 Büchern zu vielfältigen<br />

Themen auf <strong>de</strong>n Gebieten Human Resources, Führung<br />

und Organisation. Wendy Ulrich arbeitet seit mehr als<br />

20 Jahren als Psychologin.<br />

62 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Nein zum Schubla<strong>de</strong>n-Denken<br />

Wür<strong>de</strong>n Sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> „Teufel“,<br />

sprich bösen Menschen, verhan<strong>de</strong>ln?<br />

Vermutlich nicht. Jedoch<br />

kann dies auch zu Ihrem<br />

Nachteil sein. Robert H. Mnookin,<br />

Professor an <strong>de</strong>r Harvard<br />

Law School, verfolgt da einen<br />

wesentlich pragmatischeren<br />

Ansatz. Seine Empfehlung:<br />

„Nicht immer, aber öfter, als<br />

Ihnen lieb ist.“ Warum? Weil<br />

heftige Emotio nen und negative<br />

Fallstricke wie „Verteufelung“,<br />

„Rationalisierung“ und<br />

„Entmenschlichung“ unsere<br />

Urteilskraft trüben und uns<br />

zu einer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

verleiten könnten, die sich im<br />

Nachhinein als falsch herausstellen<br />

könnte. Gesellen sich<br />

dazu auch noch moralische<br />

Prinzipien, macht dies die<br />

Angelegenheit nicht einfacher<br />

– im Gegenteil. Um sich aus<br />

dieser Zwickmühle zu befreien,<br />

rät <strong>de</strong>r Autor, Kosten<br />

und Nutzen zu vergleichen,<br />

potenzielle Alternativen zu<br />

prüfen und das Verhältnis<br />

von moralischem Empfin<strong>de</strong>n<br />

und Pragmatismus richtig zu<br />

gewichten. Fazit: Ein lesenswertes<br />

Buch, das vor allem<br />

durch seine anschaulichen<br />

Beispiele besticht.<br />

Robert H. Mnookin:<br />

Verhan<strong>de</strong>ln <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Teufel.<br />

Das Harvard-Konzept für die<br />

fiesen Fälle. Campus Verlag,<br />

Frankfurt am Main 2011,<br />

349 Seiten, 24,99 Euro<br />

Symptome, Diagnosen, Therapien<br />

Endlose Meetings ohne Ergebnis,<br />

ständige Umstrukturierungen,<br />

dazu die ewige Machbarkeits-,<br />

Fröhlichkeits- und<br />

Motivationsrhetorik – dies sind<br />

nur einige Facetten, die <strong>de</strong>n<br />

„ganz normalen Wahnsinn“<br />

in heutigen Unternehmen wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

Fatal daran: Nur<br />

die wenigsten sehen in ihrer<br />

Arbeit noch einen Sinn. Die<br />

meisten fühlen sich wie in<br />

einem Hamsterrad, aus <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

es scheinbar kein Entkommen<br />

gibt und das ihnen auf Dauer<br />

jegliche Lebensenergie aussaugt.<br />

Für Theresia Volk ist<br />

eines klar: Das Problem liegt<br />

nicht beim Einzelnen, son<strong>de</strong>rn<br />

im System selbst und in seiner<br />

mangeln<strong>de</strong>n Sinnstiftung. Der<br />

erste Schritt auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Weg zur<br />

Besserung sei die Einsicht in<br />

diese sinnentleerten Strukturen.<br />

Neben einem Blick auf<br />

bekannte Symptome und gängige<br />

(Fehl-)Diagnosen nennt<br />

die Autorin auch mögliche<br />

„Therapien“. Dabei geht es<br />

ihr aber nicht um fertige Lösungen.<br />

Ihr Verdienst ist vielmehr,<br />

Anregungen zum nicht<br />

trivialen Weiter<strong>de</strong>nken zu<br />

bieten. Und das gelingt ihr <strong>mit</strong><br />

philosophischem Weitblick<br />

und einer bewun<strong>de</strong>rnswerten<br />

Portion an Wortwitz, Offenheit<br />

und Mut zur Ironie.<br />

Theresia Volk:<br />

Unternehmen Wahnsinn.<br />

Überleben in einer verrückten<br />

Arbeitswelt. Kösel-Verlag,<br />

München 2011, 224 Seiten,<br />

17,99 Euro<br />

Teamführung leicht gemacht<br />

Teams erfolgreich zu führen,<br />

ist keine einfache Aufgabe.<br />

Das universale Erfolgsrezept<br />

gibt es nicht. Denn kein Team<br />

gleicht <strong><strong>de</strong>m</strong> an<strong>de</strong>ren. Dennoch<br />

steht fest: Über <strong>de</strong>n Erfolg entschei<strong>de</strong>t<br />

in erster Linie, dass<br />

die individuellen Stärken und<br />

Talente aller Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

sich optimal entfalten können.<br />

Doch dies obliegt nicht nur<br />

allein <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r<br />

Führungskraft. Alfried Weiß<br />

und Tom Senninger sehen<br />

auch die Teamkollegen in <strong>de</strong>r<br />

Pflicht. Selbstverantwortung<br />

sei gefragt. Vorausgesetzt, es<br />

gibt ein Bekenntnis zu einer<br />

klaren Kommunikationskultur.<br />

Der Weg zum Spitzenteam<br />

kann letztlich nur gemeinsam<br />

beschritten wer<strong>de</strong>n. Worauf es<br />

dabei ankommt und welche<br />

Stolperfallen es zu umschiffen<br />

gilt, erfährt man in diesem<br />

praxisorientierten Arbeitsbuch<br />

zuhauf. Gezielte Übungen und<br />

Fallbeispiele erleichtern dabei<br />

<strong>de</strong>n Transfer in <strong>de</strong>n Berufsalltag.<br />

Weiteres Plus: Vollständig<br />

ausgearbeitete „Teamwork-<br />

Shops für Teamsitzungen“,<br />

die un<strong>mit</strong>telbar in <strong>de</strong>r Praxis<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n können, ergänzen<br />

<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n.<br />

Tom Senninger/Alfried Weiß:<br />

Gruppe – Team – Spitzenteam.<br />

Das Handbuch zur<br />

Teamführung. Ökotopia<br />

Verlag, Münster 2011,<br />

288 Seiten, 34,90 Euro<br />

04_2012 wirtschaft + weiterbildung 63


grundls grundgesetz<br />

Paragraf 4<br />

Der freie Wille ist das<br />

wertvollste Geschenk.<br />

Nimm es an!<br />

Boris Grundl<br />

Gutmenschen – Menschen, die es gut meinen,<br />

aber nicht gut machen – erkennt man an ihrer aufgestauten<br />

Wut. Sie sind innerlich wie Kin<strong>de</strong>r, die<br />

ständig <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Fuß stampfen, weil es nicht nach<br />

ihrer Nase geht. Dahinter steckt ein aufgeblähtes<br />

Ego. Ihr Verhalten entlarvt ihre maßlosen Ansprüche<br />

an das Leben. Gutmenschen sehen zuerst die<br />

Ungerechtigkeiten in <strong>de</strong>r Welt. Sie regen sich über<br />

„ Gera<strong>de</strong> Führungskräfte sollten das<br />

Geschenk <strong>de</strong>s freien Willens<br />

annehmen, um das Beste aus sich<br />

und ihren Mitarbeitern zu machen.<br />

alles und je<strong>de</strong>n auf. Sie träumen und erzählen von<br />

I<strong>de</strong>alen. I<strong>de</strong>ale, die sie von an<strong>de</strong>ren erwarten, aber<br />

selbst nicht leben.<br />

Ja, es gibt viel Ungerechtigkeit und viel Unglück<br />

in <strong>de</strong>r Welt. Es gibt Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche.<br />

Es gibt Korruption, Profitgier und<br />

Ausbeutung. Genauso gibt es das Gegenteil. So<br />

ist unsere Welt nun einmal. Wir haben nur diese<br />

eine, und es gibt nur diese Menschen. Das, was<br />

für die permanenten Nörgler und Weltverbesserer<br />

gilt, beobachte ich auch in <strong>de</strong>r Führung. Da wird<br />

zuallererst nach Grün<strong>de</strong>n im Außen gesucht, nur<br />

um nicht bei sich selbst anzufangen. Der harte<br />

Wettbewerb, die ständige Erreichbarkeit, <strong>de</strong>r böse<br />

Mutterkonzern, die unengagierten Mitarbeiter, die<br />

hohen Zielvorgaben, <strong>de</strong>r ständige Leistungsdruck<br />

– all das sind bekannte Ausre<strong>de</strong>n, die helfen, die<br />

eigene Verantwortung zu minimieren.<br />

Führungskräfte, die ihre schwache Wirkung und<br />

ihren Mangel an Führungsqualität hauptsächlich<br />

<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r äußeren Misere begrün<strong>de</strong>n, haben eines<br />

noch nicht verstan<strong>de</strong>n: Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht, was<br />

dir im Leben passiert o<strong>de</strong>r zustößt. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist, was du daraus machst. Je<strong>de</strong>r hat in seinem<br />

Rahmen die Möglichkeit, sein Leben selbst zu<br />

interpretieren. Es gibt ein Geschenk <strong>de</strong>s freien<br />

Willens – jenseits <strong>de</strong>ssen, was uns an Ungerechtigkeiten<br />

und Druck von außen wi<strong>de</strong>rfährt. Gera<strong>de</strong><br />

Führungskräfte sollten dieses Geschenk annehmen,<br />

ihre innere Freiheit entwickeln und dazu nutzen,<br />

das Beste aus sich und <strong>de</strong>n Menschen um sie<br />

herum zu machen.<br />

Um an<strong>de</strong>re zu för<strong>de</strong>rn, muss<br />

ich zuerst meinen freien Willen<br />

erkennen und anwen<strong>de</strong>n. Erst die<br />

Tatsache, dass ich mich selbst<br />

verän<strong>de</strong>re, bringt Entwicklung.<br />

Manchmal sagen Zuhörer meiner<br />

Vorträge: „Herr Grundl, Sie haben doch ein Leben<br />

genau so, wie Sie es wollen.“ Ich weiß dann nicht,<br />

ob ich lachen o<strong>de</strong>r weinen soll. Ich soll ein Leben<br />

ganz nach meinen Wünschen haben? Ich sitze im<br />

Rollstuhl und bin zu 90 Prozent gelähmt. Das ist<br />

die Realität, die ich akzeptieren muss. Tatsache<br />

ist, dass ich mir im Rahmen <strong>de</strong>ssen einen Raum<br />

geschaffen habe, in <strong><strong>de</strong>m</strong> ich sein kann. Und ich<br />

behaupte: Das kann je<strong>de</strong>r Mensch, egal, wie hart<br />

die Wirklichkeit, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r er sich abfin<strong>de</strong>n muss, im<br />

Moment aussieht.<br />

Die größte innere Freiheit, die wir erlangen können,<br />

ist die Freiheit, <strong>de</strong>n Dingen, die uns geschehen,<br />

unsere eigene Be<strong>de</strong>utung zu geben. Eine Be<strong>de</strong>utung,<br />

die uns selbst inspiriert und da<strong>mit</strong> auch<br />

an<strong>de</strong>re. Das ist mentale Höchstleistung: Selbst<br />

durch<strong>de</strong>nken und interpretieren, nicht nachplappern.<br />

Menschen sind dann zu echter innerer Freiheit<br />

in <strong>de</strong>r Lage. Aber dafür müssen sie aufhören,<br />

eine bessere und gerechtere Welt zu for<strong>de</strong>rn und<br />

sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>n Menschen versöhnen.<br />

Konrad A<strong>de</strong>nauer brachte es auf <strong>de</strong>n Punkt: „Nimm<br />

die Menschen, wie sie sind. An<strong>de</strong>re gibt es nicht.”<br />

„<br />

Boris Grundl ist Managementtrainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber <strong>de</strong>r Grundl Lea<strong>de</strong>rship Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie, die Unternehmen befähigt,<br />

ihrer Führungsverantwortung gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Grundl gilt bei Managern und Medien als „<strong>de</strong>r Menschenentwickler“ (Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung).<br />

Sein Führungsklassiker heißt: „Leading Simple. Führen kann so einfach sein.“ (Gabal Verlag, Offenbach 2007, 192 Seiten, 19,90 Euro).<br />

www.grundl-aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie.<strong>de</strong> und www.diktatur-<strong>de</strong>r-gutmenschen.<strong>de</strong><br />

64 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


Trendthemen<br />

richtig umsetzen!<br />

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Maßnahmen und Werkzeuge sind in Ihrem Fall<br />

sinnvoll? Welches Budget eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

muss und wie Sie Aufwand und Nutzen von<br />

Online-Marketing überprüfen können.<br />

Social Media Marketing ist ein Trendthema.<br />

Aber was ist verboten, was ist erlaubt? Dieses<br />

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Es hilft Ihnen dabei, Fallstricke zu vermei<strong>de</strong>n<br />

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zitate<br />

„<br />

Wir rufen: Vater Staat, sei väterlich! Da läuft man Gefahr, in<br />

<strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s herabzusinken. Wir tun einem Menschen<br />

keinen Gefallen, wenn wir ihm Anstregungen er<strong>sparen</strong>.<br />

„<br />

Joachim Gauck, seit 18. März neuer <strong>de</strong>utscher Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt, in <strong>de</strong>r „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“<br />

(FAS) vom 26. Februar 2012.<br />

„ Es ist wirklich sehr befreiend, <strong>mit</strong> Beschränkungen<br />

zu arbeiten. Sie zwingen einen dazu,<br />

einen individuellen, persönlichen Weg zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Ohne Probleme bleibe ich auf <strong>de</strong>n eingefahrenen<br />

Wegen, meinen wirklich eigenen Weg fin<strong>de</strong> ich<br />

erst, wenn ich auf Hin<strong>de</strong>rnisse stoße.“<br />

Michel Hazanavicius, Regisseur <strong>de</strong>s Erfolgsfilms<br />

„The Artist“, in <strong>de</strong>r „Welt“ vom 25. Februar 2012.<br />

„ Dass Blaumachen zulasten ihrer Kollegen geht,<br />

müssen viele junge Leute erst einmal verinnerlichen<br />

– was schon mal dauern kann. Da geben<br />

meiner Meinung nach viele Betriebe bei ihren<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zu früh auf.“<br />

Henning Wenke, Hamburger Hotelier, in <strong>de</strong>r<br />

„Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung“<br />

vom 3. März 2012.<br />

„ Je höher sie in <strong>de</strong>r Hierarchie kommen, <strong>de</strong>sto<br />

größer wird die schauspielerische Fähigkeit ihres<br />

Gegenübers. Die normalen Mitarbeiter waren<br />

weitaus weniger in <strong>de</strong>r Lage, sich zu verstellen.“<br />

Ulrich Jordan, ehemaliger Personalchef <strong>de</strong>r<br />

Targobank, über seine Erlebnisse bei<br />

Vorstellungsgesprächen, in <strong>de</strong>r „Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung“ vom 3. März 2012.<br />

„ Ein spezialisierter MBA ist für mich ein Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

in sich. Das ist wie ein einfarbiges Zebra.“<br />

Michael Frenkel, Rektor <strong>de</strong>r WHU Valendar, in einem<br />

Interview <strong>mit</strong> „Spiegel-Online“ vom 12. März 2012.<br />

„ Wenn man drei Jahre braucht, um einem<br />

Kollegen das Du anzubieten, obwohl man je<strong>de</strong>n<br />

Tag zusammenarbeitet, dann sage ich: Ziemlich<br />

spießig und nicht am Puls <strong>de</strong>r Zeit.“<br />

Patrick Cow<strong>de</strong>n, Deutschland-Geschäftsführer von<br />

Hitachi Data Systems, in <strong>de</strong>r „Financial Times<br />

Deutschland“ vom 24. Februar 2012.<br />

„ Das Verän<strong>de</strong>rungstempo hier in China müssen<br />

Sie sich vorstellen wie je<strong>de</strong>n Tag Wie<strong>de</strong>rvereinigung.“<br />

Bernd Reitmeier, <strong>de</strong>utscher Grün<strong>de</strong>r in China,<br />

im „Han<strong>de</strong>lsblatt“ vom 2. März 2012.<br />

„ Menschen geben ihre Beziehungen schneller<br />

auf, weil sie in ihrer Kränkungsverarbeitung<br />

geschwächt sind. Depressionen sind die Folge.“<br />

Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker, in<br />

einem Gespräch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> „Han<strong>de</strong>lsblatt“ vom<br />

24. Februar 2012.<br />

„ In <strong>de</strong>n Kurzprofilen von Kongressrednern fin<strong>de</strong><br />

ich neuerdings Angaben wie ,trifft man oft in<br />

ein Buch vertieft an‘ o<strong>de</strong>r ‚liebt Extremgärtnern,<br />

waghalsigen Skisport und Moorhuhnjagd‘. Das<br />

sind nützliche Informationen, weil sie mir sagen,<br />

wen ich kennenlernen möchte – und wen ganz<br />

bestimmt nicht.“<br />

Lucy Kellaway, Kolumnistin <strong>de</strong>r englischen<br />

„Financial Times“, in <strong>de</strong>r „Financial Times<br />

Deutschland“ vom 10. Februar 2012.<br />

66 wirtschaft + weiterbildung 04_2012


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