Steuern sparen mit dem Testsieger! - Haufe.de
Steuern sparen mit dem Testsieger! - Haufe.de
Steuern sparen mit dem Testsieger! - Haufe.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Magazin für Führung, Personalentwicklung und E-Learning<br />
12004<br />
9 783648 000045<br />
Mat.-Nr. 00107-5096<br />
wirtschaft<br />
weiterbildung<br />
04_12<br />
www.wuw-magazin.<strong>de</strong><br />
HOMAG AG_Kompetenzprofile in Lernplattform integriert S. 26<br />
ICF-Coaching-Umfrage_Das Profil einer globalen Profession S. 50<br />
PERSONAL Nord/Süd_Messe-Highlights im Überblick S. 52<br />
Raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle<br />
Hypnosystemisch gegen Burn-out angehen S. 18<br />
Fünf Jahre SysTelios-Klinik:<br />
Wie Dr. Gunther Schmidt,<br />
Arzt, Therapeut und Coach,<br />
seinen Ansatz in die Praxis<br />
umsetzt.
Das Magazin für Führung, Personalentwicklung und E-Learning<br />
12004<br />
9 783648 000045<br />
Mat.-Nr. 00107-5096<br />
wirtschaft<br />
weiterbildung<br />
04_12<br />
www.wuw-magazin.<strong>de</strong><br />
HOMAG AG_Kompetenzprofile in Lernplattform integriert S. 26<br />
ICF-Coaching-Umfrage_Das Profil einer globalen Profession S. 50<br />
PERSONAL Nord/Süd_Messe-Highlights im Überblick S. 52<br />
Raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle<br />
Hypnosystemisch gegen Burn-out angehen S. 18<br />
Fünf Jahre SysTelios-Klinik:<br />
Wie Dr. Gunther Schmidt,<br />
Arzt, Therapeut und Coach,<br />
seinen Ansatz in die Praxis<br />
umsetzt.
editorial<br />
Coaching<br />
fürs Leben<br />
Auch eine Art von Selbstmord<br />
Der berühmteste Arbeitslose heißt <strong>de</strong>rzeit Greg S<strong>mit</strong>h. Er arbeitete bis<br />
zum 14. März als Investmentbanker bei Goldman Sachs.<br />
An diesem Tag kündigte er und publizierte seine Kündigungsgrün<strong>de</strong><br />
öffentlichkeitswirksam in <strong>de</strong>r „New York Times“ in Form eines offenen<br />
Briefs an Lloyd Blankfein, <strong>de</strong>n Chef von Goldman Sachs.<br />
„Ich wusste, dass es Zeit zu gehen war, als ich merkte, dass ich nicht<br />
mehr in <strong>de</strong>r Lage war, jungen Bewerbern zu sagen, diese Bank sei ein<br />
großartiger Ort, um zu arbeiten“, schrieb S<strong>mit</strong>h. In <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
seien immer nur die beför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n möglichst<br />
schnell möglichst viel Geld aus <strong>de</strong>r Tasche gezogen hätten. Jetzt sei die<br />
Führungsspitze <strong>mit</strong> Abzockern durchsetzt und die Unternehmenskultur<br />
komplett verdorben.<br />
Der Originaltext (www.nytimes.com/2012/03/14/opinion/why-i-amleaving-goldman-sachs.html?_r=3&pagewanted=1&ref=opinion)<br />
eignet<br />
sich gut, um in Führungsnachwuchsseminaren über <strong>de</strong>n moralischen<br />
Selbstmord von Organisationen zu sprechen, die ihre Kun<strong>de</strong>n für blöd<br />
halten und bei <strong>de</strong>r Gewinnmaximierung keinerlei moralische Aspekte<br />
berücksichtigen.<br />
Die zweifelhaften, kun<strong>de</strong>nfeindlichen Geschäftspraktiken von Goldman<br />
Sachs sind übrigens seit 2007 bekannt. Mehrmals er<strong>mit</strong>telte die<br />
Börsenaufsicht. Am erstaunlichsten ist, dass das Bankhaus trotz<strong><strong>de</strong>m</strong><br />
(bislang) keine Probleme hatte, die besten Nachwuchskräfte zu<br />
bekommen, und Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Marktanteile hat es in nennenswertem<br />
Umfang auch noch nicht verloren. Ein weiteres Beispiel dafür, dass auf<br />
die Selbstregulierung <strong>de</strong>r Märkte nicht immer Verlass ist.<br />
128 S., kart. • € (D) 14,90 • ISBN 978-3-87387-799-3<br />
120 S., kart. • € (D) 14,90 • ISBN 978-3-87387-869-3<br />
MARTINA<br />
SCHMIDT-<br />
TANGER<br />
»Change – Raum<br />
für Verän<strong>de</strong>rung«<br />
Psychologisches<br />
Geschick,<br />
konstruktive<br />
Kommunikation und ein Quentchen Charisma<br />
spielen für das Gelingen von Verän<strong>de</strong>rungs -<br />
prozessen eine wesentliche Rolle. Profitieren<br />
Sie von Martina Schmidt-Tangers Know-how!<br />
MATHIAS MAUL<br />
»Vom Coach zum<br />
Unternehmer«<br />
Erscheint voraussichtlich<br />
Mai 2012<br />
Gestalten Sie Ihr<br />
Unternehmen von<br />
Grund auf fokussiert<br />
und zukunftsorientiert:<br />
Sie<br />
lernen hier alles<br />
Wichtige über Positionierung, Angebots -<br />
gestaltung, Marketing und Vertrieb, die passen<strong>de</strong>n<br />
Netzwerke und vieles mehr. Starten<br />
Sie durch: sortiert, praxisnah und flexibel.<br />
Leserservice. Sichern Sie sich jetzt Ihre kostenlose Eintrittskarte für die<br />
Personal 2012! Schicken Sie bis zum 17. April eine E-Mail an<br />
messekarten@haufe.<strong>de</strong> und geben Sie bitte Ihre vollständige<br />
Postanschrift an.<br />
Viel Spaß und Inspiration <strong>mit</strong> unserer<br />
neuen Ausgabe wünscht<br />
Martin Pichler, Chefredakteur<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 3<br />
80 S., kart. • € (D) 9,95 • ISBN 978-3-87387-870-9<br />
ROSITTA<br />
BECK-RAPPEN<br />
»Büro-Effizienz«<br />
Erscheint voraussichtlich<br />
Mai 2012<br />
Dieses Buch unterstützt<br />
Sie dabei,<br />
Ihre Arbeitsumgebung,<br />
Unterlagen<br />
und Ihren Tag so<br />
zu strukturieren,<br />
dass Sie Zeit gewinnen. Statt einer Marathon-<br />
Umstellung lernen Sie, je<strong>de</strong>n Tag eine Kurz -<br />
strecke einzulegen. Sie haben <strong>mit</strong> je<strong><strong>de</strong>m</strong><br />
erreichten Zwischenziel ein Erfolgserlebnis und<br />
schauen nach nur zehn Kurzstrecken auf ein<br />
geordnetes Büro.<br />
www<br />
junfermann.<strong>de</strong><br />
Junfermann Verlag
inhalt 04_2012<br />
18<br />
titelthema Dr. Gunther Schmidt begleitet <strong>mit</strong> seinem hypnosystemischen<br />
Ansatz <strong>de</strong>n Weg raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle. Mit seinen speziellen Interventionen<br />
unterstützt er Ratsuchen<strong>de</strong>, Kompetenzen und Lösungen zu entwickeln.<br />
06 blickfang<br />
aktuell<br />
08 Nachrichten<br />
Neues aus <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche<br />
menschen<br />
14 Segler Dominik Neidhart über Motivation<br />
Neidhart analysiert die Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Teams Alinghi und<br />
erläutert, wie Höchstleistungen im Team erreicht wer<strong>de</strong>n können<br />
titelthema<br />
18 Raus aus <strong>de</strong>r Opferrolle<br />
Burn-out-Abwehr: Der hypnosystemische Ansatz von Dr. Gunther<br />
Schmidt stärkt <strong>de</strong>n Einzelnen und auch die Organisation<br />
personal- und organisationsentwicklung<br />
26 Kompetenzprofile in Lernplattform integriert<br />
Wolfgang Mutschler, <strong>de</strong>r Drittplatzierte im Wettbewerb „Chief<br />
Learning Officer“, zeigt die Beson<strong>de</strong>rheiten seines Konzepts auf<br />
30 Ein Sparbuch für die Weiterbildungszeit anlegen<br />
Das Lernzeitkonto ist ein Instrument, das zum lebenslangen<br />
Lernen motiviert. Wie Unternehmen es nutzen können<br />
34 Wer nachfragt, muss <strong>mit</strong> harten Antworten leben<br />
Wie die Otto Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong> GmbH <strong>mit</strong> einer neuen<br />
Mitarbeiterbefragung Schwachstellen im Betrieb erkannt hat<br />
4 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
30 52<br />
Das Lernzeitkonto im Test<br />
Wie praktikabel es ist, gesparte Zeit<br />
für die Weiterbildung zu nutzen.<br />
Personal Nord/Süd: Das große Personaler-<br />
Event <strong>de</strong>s Frühjahrs wirft seine Schatten voraus:<br />
Messe-Highlights gibt es ab Seite 52.<br />
special burn-out<br />
38 Burn-out sensibel zur Sprache bringen<br />
Ein Gesprächsleitfa<strong>de</strong>n für Führungskräfte<br />
42 Die Apfel-Strategie: Zwischendurch Energie tanken<br />
Kleine Fitnessübungen in <strong>de</strong>n Arbeitsalltag integrieren<br />
46 Wirtschaft und Gesundheit lassen sich verbin<strong>de</strong>n!<br />
Ausblick zum Kongress <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld im Mai<br />
training und coaching<br />
48 Trainer und Coaches sind scharf auf Weiterbildung<br />
Studie: Weiterbildung ist <strong>de</strong>r Königsweg zur Qualitätssicherung<br />
50 Imposantes Profil einer weltweiten Profession<br />
Globale Hochrechnung gibt Aufschluss über <strong>de</strong>n Coachingmarkt<br />
messen und kongresse<br />
52 Erfolgreiche Personalmessen expandieren weiter<br />
Was die Messen Personal Nord und Süd zu bieten haben<br />
54 „Was uns <strong>de</strong>n Hals brechen könnte, ignorieren wir.“<br />
Keynote-Speaker Dr. Peter Mićić erläutert HR-Zukunftstrends<br />
56 CeBIT wird zur Weiterbildungsmesse<br />
Produktneuheiten stan<strong>de</strong>n im Schatten <strong>de</strong>r Schulungen<br />
58 Das wird ein schöner Monat für ...<br />
Unser personalisierter Veranstaltungskalen<strong>de</strong>r<br />
Rubriken<br />
03 editorial<br />
61 vorschau/impressum<br />
62 fachliteratur<br />
64 kolumne<br />
66 zitate<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 5
lickfang<br />
WER Der französische Stummfilm<br />
„The Artist“ erhielt in diesem Jahr fünf<br />
Oscars. Links im Bild <strong>de</strong>r Hauptdarsteller<br />
Jean Dujardin als George Valentin und<br />
rechts Berenice Bejo als Peppy Miller.<br />
WAS Diesen <strong>mit</strong>reißen<strong>de</strong>n Erfolgsfilm<br />
zu produzieren, war in Zeiten <strong>de</strong>s 3D-Kinos<br />
ein echtes Wagnis: Er ist komplett in<br />
Schwarz-Weiß gedreht und kommt fast ohne<br />
gesprochene Dialoge aus.<br />
WAS NOCH Dieses Szenenfoto<br />
aus „The Artist“ wur<strong>de</strong> am 24. Januar<br />
2012 von <strong>de</strong>r Filmgesellschaft „The Weinstein<br />
Company“ über die Nachrichtenagentur<br />
REUTERS verbreitet.<br />
Was können Trainer von „The Artist“ lernen? Diese Frage wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r britischen Open University zur Diskussion<br />
gestellt. Einige Antworten lauteten: 1. Respektiere die Vergangenheit: Es gibt in alten Trainingsunterlagen immer wie<strong>de</strong>r Nuggets<br />
zu fin<strong>de</strong>n, die man nutzen kann. 2. Sei an<strong>de</strong>rs als an<strong>de</strong>re: Wenn ein Stummfilm in einer sehr lauten Epoche Erfolg hat, mach das Gegenteil<br />
von <strong><strong>de</strong>m</strong>, was in Mo<strong>de</strong> ist. 3. Der technische Fortschritt krempelt alle Berufe um: So wie die Stummfilmkünstler arbeitslos wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n<br />
auch alle Freiberufler scheitern, die z. B. Social Media nicht nutzen. 4. Der Stummfilm zeigt die Macht <strong>de</strong>r Körpersprache: Nutze sie und<br />
kläre <strong>de</strong>ine Seminarteilnehmer darüber auf. 5. Ärgere dich nicht darüber, dass es Idioten gibt, die dich nicht verstehen: In fast je<strong><strong>de</strong>m</strong> Land<br />
<strong>de</strong>r Welt wollten einige Zuschauer ihr Geld zurück, weil <strong>de</strong>r Film Schwarz-Weiß war und keine Dialoge hatte.<br />
6 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Barcelona Budapest Genf<br />
Hamburg<br />
Köln Lyon Madrid Moskau München<br />
Stuttgart<br />
Wien<br />
Zürich<br />
Insgesamt über<br />
➲ 450 Aussteller<br />
➲ 240 Vorträge<br />
➲ 6 Keynotes<br />
➲ 7.500 Fachbesucher<br />
®<br />
® Ampelmann GmbH<br />
people<br />
performance<br />
technology<br />
24.–25. April<br />
Stuttgart<br />
twitter Stuttgart: #Psued12<br />
PERSONAL2012<br />
FACHMESSEN FÜR PERSONALMANAGEMENT<br />
ONLINE REGISTRIEREN LOHNT SICH<br />
www.personal-messe.<strong>de</strong>/registrierung<br />
www.personal-messe.<strong>de</strong><br />
40%<br />
DES PREISES<br />
SPAREN<br />
09.–10. Mai<br />
Hamburg<br />
twitter Hamburg: #Pnord12<br />
KEYNOTE-SPEAKER 2012<br />
Foto: Dr. Mićić<br />
Foto: Schoepf<br />
Dr. Pero Mićić<br />
Grün<strong>de</strong>r und Vorstand <strong>de</strong>r<br />
FutureManagementGroup AG<br />
präsentiert von Speakers Excellence<br />
Katrin Schoepf<br />
Führungskräfteentwicklung,<br />
IBM Deutschland GmbH<br />
präsentiert von HR RoundTable<br />
Foto: Rossié<br />
Foto: Meixner<br />
Michael Rossié<br />
Coach für Personalvorstän<strong>de</strong> großer DAX-<br />
Unternehmen, Schauspieler und Spezialist für<br />
Kommunikation und Körpersprache<br />
präsentiert von German Speakers Association<br />
Prof. Dr.<br />
Hanns-Eberhard Meixner<br />
Emeritus, Fachhochschule für öffentliche<br />
Verwaltung NRW<br />
Foto: Unland Foto: Neidhart<br />
Dominik Neidhart<br />
Spitzensportler und dreimaliger<br />
Teilnehmer am America’s Cup<br />
präsentiert von Speakers Excellence<br />
André Unland<br />
Vice Presi<strong>de</strong>nt Human Resources<br />
Organizational and People Development,<br />
Kuehne + Nagel (AG & Co.) KG<br />
präsentiert von HR RoundTable<br />
Keynotevorträge und Vorträge im Eintrittspreis enthalten<br />
Hauptsponsor Nord/Süd<br />
Hauptsponsor Süd<br />
In Stuttgart zeitgleich & im Preis inbegriffen<br />
Medienpartner<br />
3. Europäische Fachmesse für betriebliche<br />
Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und Demografie
aktuell<br />
Die Auserwählten:<br />
Nele Muyshondt,<br />
Natalie Gordin und<br />
Audrey Venant.<br />
Foto: Metro AG<br />
FÜHRUNGSKRÄFTEENTWICKLUNG<br />
Metro schickt Nachwuchsführungskräfte<br />
ins ewige Eis<br />
Der Han<strong>de</strong>lskonzern Metro hat En<strong>de</strong><br />
Februar drei Mitarbeiterinnen zu einer<br />
zweiwöchigen Expedition in die Antarktis<br />
geschickt. Bei <strong>de</strong>r Tour unter <strong>de</strong>r Leitung<br />
<strong>de</strong>r amerikanischen Organisation „2041“<br />
<strong>de</strong>s Polarforschers Robert Swan soll es um<br />
Teamwork, Führungsverantwortung und<br />
die persönliche Entwicklung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
gehen. Bereits seit 2003 leitet Swan jährlich<br />
Antarktisexpeditionen für Führungskräfte,<br />
Unternehmer, Stu<strong>de</strong>nten und Manager.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> Projekt will das Düsseldorfer Dax-<br />
Unternehmen letztlich neue Wege in <strong>de</strong>r<br />
ILS INSTITUT FÜR LERNSYSTEME<br />
iPad App gewinnt Digita<br />
Digita für „Social-Media-Manager/in“.<br />
Führungskräfteentwicklung beschreiten.<br />
Die Teilnehmer müssen sich dabei <strong>mit</strong> und<br />
in ihrem Team in ungewohnter Umgebung<br />
bewähren. Als angehen<strong>de</strong> Führungskräfte<br />
könnten sie hier unter Beweis stellen, dass<br />
Teamwork und Verantwortung für sie auch<br />
unter extremen Bedingungen selbstverständlich<br />
sind. Ausgewählt wur<strong>de</strong>n die<br />
Teilnehmerinnen im vergangenen Jahr in<br />
einem Wettbewerb unter rund 100 Nachwuchsführungskräften.<br />
Bei <strong>de</strong>r Reise in die<br />
Antarktis han<strong>de</strong>lt es sich voraussichtlich<br />
aber um eine einmalige Aktion.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> „Qualitätspreis für digitale Bildungsmedien“<br />
(Digita) 2012 in <strong>de</strong>r Kategorie<br />
„Weiterbildung“ wur<strong>de</strong> in diesem Jahr<br />
die iPad App zum Fernlehrgang „Social-<br />
Media-Manager/in“ <strong>de</strong>s ILS Instituts für<br />
Lernsysteme ausgezeichnet. Laut ILS ist<br />
die App die erste in Deutschland, die ein<br />
komplettes Fernstudium <strong>mit</strong> allen Studieninhalten<br />
und Interaktionsmöglichkeiten<br />
zwischen Teilnehmern und Fernschule zur<br />
Verfügung stellt.<br />
ROLAND BERGER<br />
Neue Corporate<br />
University<br />
Die internationale Strategieberatung<br />
Roland Berger Strategy<br />
Consultants hat am 29. Februar<br />
in München die Roland Berger<br />
School of Strategy and Economics<br />
(RBSE) eröffnet. Weitere<br />
Standorte in Peking und Berlin<br />
sollen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Monaten folgen. Das Studienangebot<br />
richtet sich zunächst<br />
an die weltweiten Mitarbeiter<br />
von Roland Berger. Ziel <strong>de</strong>r neu<br />
gegrün<strong>de</strong>ten School ist es, die<br />
Erfahrung und das umfassen<strong>de</strong><br />
Wissen <strong>de</strong>r 2.500 Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>r Strategieberatung noch<br />
effizienter zu bün<strong>de</strong>ln und<br />
durch lokale Workshops und<br />
E-Learning-Kurse intern weiterzuver<strong>mit</strong>teln.<br />
Darüber hinaus<br />
sollen Fellowship-Programme<br />
eine intensive Mitarbeit an<br />
<strong>de</strong>r School ermöglichen. Dafür<br />
können sich Roland Berger-<br />
Mitarbeiter eine Auszeit von<br />
mehreren Monaten nehmen –<br />
eine Maßnahme, die das schon<br />
bestehen<strong>de</strong> Programm <strong>de</strong>r Beratung<br />
für ihre Mitarbeiter in 35<br />
Län<strong>de</strong>rn ergänzt. Vom Weiterbildungsangebot<br />
sollen künftig<br />
auch Externe profitieren können:<br />
2013 will sich die Roland<br />
Berger School of Strategy and<br />
Economics nach außen öffnen.<br />
8 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
DEUTSCHE POST<br />
Ärger durch „Mobbing-Leitfa<strong>de</strong>n“<br />
Kurz und Knapp<br />
Nicht selten wird <strong>de</strong>r Vorgesetzte selbst<br />
zum Mobbing-Täter. Die Grün<strong>de</strong> sind vielfältig.<br />
Häufig geht es dabei aber darum,<br />
Mitarbeiter zu disziplinieren und zur Leistung<br />
anzutreiben – wie auch im aktuellen<br />
Fall <strong>de</strong>r Deutschen Post. Was war passiert?<br />
Dem Magazin „Stern“ lag ein internes<br />
Papier vor, in <strong><strong>de</strong>m</strong> recht zweifelhafte Maßnahmen<br />
im Umgang <strong>mit</strong> Low Performern<br />
genannt wer<strong>de</strong>n – und nicht nur das. Die<br />
Postboten wur<strong>de</strong>n darin in vier „Typen“<br />
eingeteilt: Typ eins etwa arbeitet „zuverlässig“,<br />
aber „extrem langsam“; Typ zwei sei<br />
„uneinsichtig“ und „beratungsresistent“,<br />
kurz: „Motzbrü<strong>de</strong>r“ <strong>mit</strong> „negativer Grun<strong>de</strong>instellung“;<br />
bei Typ drei handle es sich um<br />
„Sozialfälle“, die für die Zustellung „ungeeignet“<br />
seien; Typ vier könne wegen seines<br />
„hohen Alters“ <strong>de</strong>n Schalter nicht mehr<br />
umlegen. Um diese „auffälligen“ Zusteller<br />
letztlich zu „bändigen“, bedarf es beson<strong>de</strong>rer<br />
„Maßnahmen“: Zur Leistungssteigerung<br />
wer<strong>de</strong> empfohlen, etwa samstags und montags<br />
o<strong>de</strong>r vor Feiertagen nie freizugeben<br />
o<strong>de</strong>r Gespräche <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Ziel zu führen,<br />
Überstun<strong>de</strong>n verfallen zu lassen – Metho<strong>de</strong>n,<br />
die nicht ohne Grund für Aufregung<br />
sorgten. Wenig verwun<strong>de</strong>rlich, dass kurz<br />
nach Bekanntwer<strong>de</strong>n dieses „Mobbing-<br />
Leitfa<strong>de</strong>ns“ die Post sich von <strong>de</strong>n Inhalten<br />
sofort distanziert hat. Das Papier sei bereits<br />
2009 in einer einzelnen Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />
Nordrhein-Westfalen entstan<strong>de</strong>n, es sei<br />
aber nie zu einer Umsetzung o<strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
entlang <strong>de</strong>r Vorschläge gekommen,<br />
sagte Post-Sprecher Dirk Klasen <strong>de</strong>r Nachrichtenagentur<br />
dpa. Der verantwortliche<br />
Manager sei zu<strong><strong>de</strong>m</strong> versetzt wor<strong>de</strong>n.<br />
Top Job. Der Arbeitgebervergleich<br />
„Top Job“ von Compamedia und<br />
<strong>de</strong>r Universität St. Gallen startet<br />
<strong>mit</strong> einer Neuheit in seine aktuelle<br />
Run<strong>de</strong>: Mittelständler, die gute<br />
Personalarbeit leisten, jedoch<br />
noch nicht im Wettbewerb <strong>de</strong>r 100<br />
besten Arbeitgeber antreten möchten,<br />
können nun ihre Personalarbeit<br />
zertifizieren lassen. Bewerbungsschluss<br />
ist <strong>de</strong>r 30. April.<br />
50Plus. Immer mehr Ältere<br />
arbeiten bis kurz vor Erreichen<br />
<strong>de</strong>s Renteneintrittsalters: Waren<br />
dies 2000 noch 19,9 Prozent<br />
<strong>de</strong>r 60- bis 64-Jährigen, waren es<br />
zehn Jahre später bereits 40,8<br />
Prozent. Dies geht aus <strong><strong>de</strong>m</strong> ersten<br />
Fortschrittsreport „Altersgerechte<br />
Arbeitswelt“ hervor, <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerin<br />
Ursula von <strong>de</strong>r<br />
Leyen zusammen <strong>mit</strong> DGB-Chef<br />
Michael Sommer und Handwerks-<br />
Präsi<strong>de</strong>nt Otto Kentzler kürzlich in<br />
Berlin vorgestellt hat.<br />
Foto: Deutsche Post<br />
WBMONITOR 2011<br />
Ein internes Papier<br />
brachte die Deutsche<br />
Post in arge<br />
Erklärungsnot.<br />
Demografische Entwicklung erreicht Weiterbildungsmarkt<br />
Karriere. Tatkräftiger Wissensdurst<br />
wird immer wichtiger, wenn<br />
es um eine Beför<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Joberhalt geht. So halten 91<br />
Prozent <strong>de</strong>r 301 befragten Personalverantwortlichen<br />
laut <strong>de</strong>r TNS<br />
Infratest-Studie „Weiterbildungstrends<br />
in Deutschland 2012“<br />
Eigeninitiative in <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />
für wichtig. 2009 waren es noch<br />
79 Prozent.<br />
Jeweils rund ein Viertel <strong>de</strong>r<br />
Weiterbildungsanbieter will<br />
innerhalb <strong>de</strong>r nächsten fünf<br />
Jahre Angebote zur Qualifizierung<br />
für altersgerechtes<br />
Arbeiten im Betrieb, zum Transfer<br />
<strong>de</strong>s Erfahrungswissens ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter o<strong>de</strong>r<br />
zur erfolgreichen Bewältigung<br />
<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>ls in<br />
Betrieben einführen. Dies geht<br />
aus <strong><strong>de</strong>m</strong> aktuellen wbmonitor<br />
2011 <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinstituts für<br />
Berufsbildung (BIBB) und <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung<br />
– Leibniz-Zentrum<br />
für Lebenslanges Lernen<br />
(DIE) hervor. An <strong>de</strong>r Umfrage<br />
beteiligten sich 1.700 Weiterbildungsanbieter.<br />
Im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Studie wird alljährlich auch<br />
<strong>de</strong>r Klimawert er<strong>mit</strong>telt, <strong>de</strong>r<br />
die wirtschaftliche Stimmung<br />
in <strong>de</strong>r Weiterbildungsbranche<br />
misst. Er ist 2011 im Vergleich<br />
zu 2010 insgesamt positiv und<br />
stabil geblieben. Dennoch:<br />
Während betrieblich finanzierte<br />
Anbieter von einer glänzen<strong>de</strong>n<br />
Geschäftsentwicklung berichten,<br />
ist <strong>de</strong>r Klimawert <strong>de</strong>r von<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur finanzierten<br />
Anbieter erstmals so stark<br />
gesunken, dass er negativ ausfällt.<br />
Eine künftige Besserung<br />
wird in<strong>de</strong>s nicht erwartet.<br />
Auch das noch. Die Lehrermesse<br />
Didacta, die vom 14. bis<br />
18. Februar in Hannover stattfand,<br />
mel<strong>de</strong>te zwar <strong>mit</strong> 80.000<br />
Besuchern und 900 Ausstellern<br />
einen Rekord, konnte aber auch<br />
in diesem Jahr bei Personalentwicklern<br />
und Business-Trainern<br />
nicht wirklich punkten. Warum?<br />
Die Begleitkongresse „Trainertag“<br />
und „HR-Forum 2012“ mussten<br />
mangels Besucherinteresse abgesagt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 9
aktuell<br />
DDI-STUDIE<br />
Chefs versagen im zwischenmenschlichen<br />
Umgang<br />
IN EIGENER SACHE<br />
<strong>Haufe</strong> übernimmt Umantis<br />
Vielen Managern fehlt es an<br />
Empathie im Umgang <strong>mit</strong> ihren<br />
Mitarbeitern, ihnen fehlen<br />
wichtige Führungsqualitäten<br />
und sie erfüllen ihre Aufgaben<br />
nicht effektiv. Das zeigt eine<br />
aktuelle Studie <strong>de</strong>r Talentmanagementberatung<br />
Development<br />
Dimensions International<br />
(DDI), für die weltweit 1.279<br />
Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung<br />
befragt wur<strong>de</strong>n. So<br />
bezeichneten 34 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten ihre Chefs als nur<br />
manchmal o<strong>de</strong>r niemals effektiv.<br />
37 Prozent sagten, sie seien<br />
nur manchmal o<strong>de</strong>r niemals<br />
motiviert, ihr Bestes für ihre<br />
momentane Führungskraft zu<br />
geben. Schlimmer noch: Die<br />
Studienteilnehmer gaben im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Studie „Lessons<br />
for Lea<strong>de</strong>rs from the People<br />
Who Matter“ im Durchschnitt<br />
an, lieber einen Strafzettel, eine<br />
Erkältung o<strong>de</strong>r einen schmerzhaften<br />
Kater hinzunehmen, als<br />
ein schwieriges Gespräch <strong>mit</strong><br />
ihrem Chef zu führen. Im Detail<br />
beklagten die Mitarbeiter, dass<br />
ihre Vorgesetzten niemals<br />
o<strong>de</strong>r selten auf ihre Anliegen<br />
eingingen und dazu neigten,<br />
„Lieblings<strong>mit</strong>arbeiter“ auszumachen.<br />
Viele Führungskräfte<br />
gäben zu<strong><strong>de</strong>m</strong> nur selten o<strong>de</strong>r<br />
nie ausreichen<strong>de</strong>s Leistungs-<br />
Feedback.<br />
Die Freiburger <strong>Haufe</strong> Gruppe hat die Schweizer<br />
Umantis AG, Anbieter für web-basiertes Talentund<br />
Leistungsmanagement, gekauft. Die Strukturen<br />
und Standorte bei<strong>de</strong>r Firmen bleiben<br />
allerdings erhalten, teilte das Unternehmen <strong>mit</strong>.<br />
Die integrierte technische Plattform für Talentund<br />
Bewerbermanagement, das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
bisherigen Zusammenarbeit, wird in Deutschland<br />
künftig unter <strong>de</strong>r Marke „<strong>Haufe</strong>.umantis“<br />
angeboten. Gestärkt durch das technische<br />
Know-how von Umantis, kann das Freiburger<br />
Unternehmen seinen „People-Contribution“-<br />
Ansatz nun ganzheitlich umsetzen: Inhaltlich<br />
in Online-Datenbanken, Publikationen und in<br />
Aus- und Weiterbildung; technologisch <strong>mit</strong> webbasierter<br />
Talentmanagement-Software sowie<br />
weiteren Lösungen, beispielsweise im Bereich<br />
Wissensmanagement.<br />
BDU-MARKTSTUDIE 2011<br />
Umsätze erstmals über 20 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
Quelle: Facts & Figures zum Beratermarkt 2011/2012, BDU e.V. 2012<br />
Trendthese 2012<br />
Umfrage. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in vielen<br />
Beratungsprojekten an Be<strong>de</strong>utung.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Stimme voll zu<br />
Stimme nicht zu<br />
Gute Exportzahlen und eine anziehen<strong>de</strong><br />
Binnenkonjunktur haben 2011 für ein<br />
günstiges Investitionsklima in <strong>de</strong>utschen<br />
Firmen und dadurch für eine positive<br />
Geschäftsentwicklung in <strong>de</strong>r Unternehmensberaterbranche<br />
gesorgt. Der Gesamtumsatz<br />
legte 2011 um 9,5 Prozent zu und<br />
kletterte <strong>mit</strong> 20,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro erstmalig<br />
über die 20 Milliar<strong>de</strong>n Schwelle (2010:<br />
18,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro). Für 2012 erwarten<br />
die Unternehmensberater ein Branchenplus<br />
von sieben Prozent. Dies sind Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Marktstudie „Facts & Figures zum<br />
Beratermarkt 2011/2012“, die <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband<br />
Deutscher Unternehmensberater<br />
(BDU) Anfang März vorgestellt hat.<br />
23%<br />
35%<br />
20%<br />
14%<br />
5%<br />
3%<br />
Die Studie zeigt aber auch: Volatile Märkte<br />
und schnelle Verän<strong>de</strong>rungsrhythmen zwingen<br />
die Unternehmen auch weiterhin dazu,<br />
sich immer wie<strong>de</strong>r auf neue Marktbedingungen<br />
einzustellen. In <strong>de</strong>r Konsequenz<br />
wer<strong>de</strong>n in Beratungsprojekten vermehrt<br />
Szenarientechniken eingesetzt, um die<br />
auftraggeben<strong>de</strong>n Firmen bestmöglich auf<br />
<strong>de</strong>nkbare Entwicklungen vorzubereiten.<br />
Was gefragte Beratungsthemen anbelangt,<br />
war 2011 das Jahr <strong>de</strong>r Wachstumsthemen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs gefragt war beispielsweise die<br />
Unterstützung durch Unternehmensberater<br />
bei Internationalisierungs-/Wachstumsstrategien<br />
(+ 9,9 Prozent) und Marketing- und<br />
Vertriebsstrategien (10,2 Prozent). Den<br />
höchsten Zuwachs verzeichneten allerdings<br />
<strong>mit</strong> einem Plus von 11,3 Prozent Beratungsleistungen<br />
rund um das Thema Nachhaltigkeitsmanagement.<br />
Die gestiegenen<br />
Investitionen <strong>de</strong>r Klienten im Personalmanagement<br />
wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Zuwachsraten im<br />
Talentmanagement (2011: +12,4 Prozent)<br />
und <strong>de</strong>r Vergütungsberatung (+11,9 Prozent)<br />
<strong>de</strong>utlich.<br />
10 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
MERCEDES-BENZ<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> nutzen neue Lernplattform<br />
Merce<strong>de</strong>s-Benz setzt auf Ausbildung 2.0.<br />
Das Merce<strong>de</strong>s-Benz-Werk in Mannheim<br />
beschreitet neue Wege in <strong>de</strong>r dualen Ausbildung.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> Projekt „Berufliches Lernen<br />
im Produktionsprozess“ (BLIP), wur<strong>de</strong><br />
gemeinsam <strong>mit</strong> IG Metall, Infoman AG und<br />
Foto: Daimler AG<br />
<strong>de</strong>r Lea<strong>de</strong>rship Kulturstiftung Landau eine<br />
internet-basierte Lernplattform entwickelt,<br />
die <strong>de</strong>n Lernbedürfnissen <strong>de</strong>r heutigen<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gerecht wird und praxisnahes,<br />
individuell gesteuertes Lernen <strong>mit</strong><br />
mo<strong>de</strong>rner Technik ermöglicht. Ziel <strong>de</strong>s<br />
Projekts ist <strong>de</strong>r Einsatz neuer Medien auf<br />
Web-2.0-Basis zur stärkeren Vernetzung<br />
und Kooperation von Berufsschule, Ausbildungswerkstatt<br />
und Produktion.<br />
Doch was bietet BLIP konkret? Die Auzubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
erhalten ihre persönlichen Lernaufträge<br />
direkt über die Plattform, in Foren<br />
können sie aktuelle Lernfragen diskutieren<br />
und in einem Online-Lexikon ihre Kenntnisse<br />
an<strong>de</strong>ren zur Verfügung stellen. Auch<br />
Berufsschullehrer und Ausbil<strong>de</strong>r können<br />
sich auf <strong>de</strong>r Plattform austauschen, Dokumente<br />
zur Verfügung stellen und <strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Feedback geben.<br />
STUDIE<br />
Motivation ist nicht<br />
käuflich<br />
Motiviert Geld die Mitarbeiter? Zu<br />
dieser Frage gibt es zahlreiche Studien.<br />
Eine nach eigenen Angaben<br />
erstmals repräsentative Umfrage<br />
unter 18.000 Arbeitnehmern haben<br />
nun die Hay Group und Stepstone<br />
veröffentlicht. Die Quintessenz:<br />
Mitarbeiter sind käuflich, ihre<br />
Motivation nicht. Wichtiger als<br />
das Gehalt seien vielmehr weiche<br />
Faktoren wie ein kollegiales<br />
Arbeitsumfeld (80 Prozent) und<br />
ein erfüllen<strong>de</strong>r Job (66 Prozent).<br />
Ein angemessenes Gehalt lan<strong>de</strong>t<br />
<strong>mit</strong> Abstand auf Platz drei (56<br />
Prozent) <strong>de</strong>r Motivatoren, dicht<br />
gefolgt von einer guten Führungskraft<br />
und genügend Entscheidungsfreiräumen<br />
im Job.<br />
ZERTIFIZIERTER BASISTRAINER ADG<br />
Der Grundstein für Ihren erfolgreichen Weg zum professionellen<br />
Trainer!<br />
Mit <strong><strong>de</strong>m</strong> „Zertifizierten Basistrainer ADG“ lernen Sie, Trainings<br />
selbstständig zu entwickeln und erfolgreich durchzuführen.<br />
Auch trockenen Themen verleihen Sie durch innovative<br />
Metho<strong>de</strong>n die notwendige Frische. Sie erfahren, wie Sie echte<br />
Lernfortschritte erzielen und diese bei Ihren Teilnehmern<br />
nachhaltig aufrecht erhalten.<br />
dipl. SYSTEMISCHER COACH ADG<br />
Professionelle Coachingkompetenz als Ihr Erfolgsrezept!<br />
Als „diplomierter Systemischer Coach ADG“ drehen Sie in<br />
Gesprächssituationen Konflikte zu „Win-win-Konstellationen“.<br />
Sie machen neue Teams arbeitsfähig, entwickeln die<br />
Potenziale Ihrer Mitarbeiter und i<strong>de</strong>ntifizieren Perspektiven<br />
für die Bewältigung individueller und unternehmerischer<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Sie <strong>de</strong>nken in Lösungen, nicht in Problemen.<br />
Weitere Infos zu unserem „Zertifizierten Basistrainer ADG“ fin<strong>de</strong>n Sie auch unter www.adgonline.<strong>de</strong>/trainer sowie unter<br />
www.adgonline.<strong>de</strong>/coach für unseren „diplomierten Systemischen Coach ADG“. Neugierig? Gerne informieren wir Sie über<br />
die neuen Zertifizierungsstarts!<br />
ADG | Christiane Ritter | T: 02602 14-261 | E-Mail: christiane_ritter@adgonline.<strong>de</strong>
aktuell<br />
Felix Müller, Direktor<br />
<strong>de</strong>r Henley Business<br />
School Deutschland.<br />
Foto: Henley Business School<br />
INTERVIEW<br />
Henley Business School startet in<br />
Deutschland <strong>mit</strong> Coaching-Ausbildung<br />
Die Henley Business School Deutschland,<br />
eine hun<strong>de</strong>rtprozentige Tochter <strong>de</strong>r Henley<br />
Business School in Henley-on-Thames<br />
(Universität Reading) in Großbritannien,<br />
will <strong>mit</strong> einer neuen Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />
Deutschland durchstarten. Henley, zertifiziert<br />
von AACSB in <strong>de</strong>n USA, AMBA in<br />
Großbritannien und EQUIS in <strong>de</strong>r EU, bietet<br />
einen „Flexible MBA“ und „Executive<br />
Education“. Am 14. Juni startet Henley in<br />
Frankfurt <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Lehrgang „Professional<br />
Certificate in Coaching“. „wirtschaft<br />
+ weiterbildung“ sprach <strong>mit</strong> Felix Müller,<br />
Direktor von Henley Germany.<br />
EBS BUSINESS SCHOOL<br />
Weiterbildungsoffensive<br />
Die EBS Universität für Wirtschaft und<br />
Recht hat eine weitreichen<strong>de</strong> Reform<br />
für mehr Tran<strong>sparen</strong>z und Wachstum<br />
beschlossen. Danach wird die Weiterbildung<br />
ab <strong><strong>de</strong>m</strong> zweiten Halbjahr 2012<br />
zur dritten strategischen Säule <strong>de</strong>r<br />
Business School ausgebaut und steht<br />
zukünftig als eigene „Executive School“<br />
neben <strong>de</strong>r Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern<br />
(Business School) und<br />
Juristen (Law School). Mit dieser strategischen<br />
Weiterentwicklung will sich die<br />
EBS, die bereits seit 25 Jahren Weiterbildung<br />
anbietet, zusätzliches Wachstumspotenzial<br />
erschließen und <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />
Nachfrage entgegenkommen.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist es recht still<br />
gewor<strong>de</strong>n um Henley in Deutschland, doch<br />
nun zeigen Sie wie<strong>de</strong>r Präsenz und haben<br />
ein Büro in Frankfurt eröffnet. Was steckt<br />
dahinter?<br />
Felix Müller: Genau genommen waren wir<br />
ja nie weg aus Deutschland. Und <strong>de</strong>r Erfolg<br />
von Henley hierzulan<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten<br />
zwanzig Jahren war und ist darin begrün<strong>de</strong>t,<br />
dass die Teilnehmer bei uns einen international<br />
renommierten und anerkannten<br />
MBA-Abschluss erwerben können, ohne<br />
Deutschland zu verlassen. Aber es stimmt,<br />
dass wir uns verän<strong>de</strong>rt haben. Wir bieten<br />
nun unseren flexible MBA ohne einen Partner<br />
o<strong>de</strong>r Mittelsmann in München und<br />
Frankfurt an. Mittelfristig wird ein dritter<br />
Standort dazukommen. Wir sind eine<br />
eigenständige GmbH <strong>mit</strong> engen Verbindungen<br />
zum Mutterhaus in England, die<br />
ein speziell für Deutschland entwickeltes<br />
Portfolio zu bieten hat. Und so viel kann<br />
ich Ihnen schon verraten: Da steckt weitaus<br />
mehr drin als „nur“ ein MBA-Programm.<br />
Zur Feier Ihrer Büroeröffnung gab es ja<br />
eine Veranstaltung zum Thema<br />
„Professional Certificate in Coaching“ …<br />
Müller: Ja, <strong>de</strong>r Lehrgang zum „Professional<br />
Certificate in Coaching“ startet Mitte Juni<br />
bei Henley. Das Certificate ist <strong>de</strong>r erste Baustein<br />
auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Weg zum „Henley Master<br />
of Science in Coaching and behavioural<br />
Change“, <strong>de</strong>n wir bis jetzt nur in England<br />
anbieten. Mittelfristig wollen wir aber das<br />
ganze Programm nach Deutschland holen.<br />
Es geht insgesamt weit über eine „normale“<br />
Ausbildung zum Business-Coach hinaus,<br />
und wir sehen <strong>de</strong>n Lehrgang vor allem als<br />
nutzbringend für Führungskräfte in Unternehmen<br />
an, die sich entwickeln, ihre Führungskompetenz<br />
ausbauen und ein tieferes<br />
Verständnis <strong>de</strong>r Kräfte erwerben wollen,<br />
die in einem Team o<strong>de</strong>r einer Abteilung<br />
eine Rolle spielen.<br />
Das sind aber ja nur einige Aspekte <strong>de</strong>s<br />
Themas Mitarbeiter- o<strong>de</strong>r High-Potential-<br />
Entwicklung. Wie packen Sie dieses Thema<br />
<strong>de</strong>nn grundlegend an?<br />
Müller: Wir bei Henley bieten „Learning<br />
<strong>de</strong>vices“ für Berufstätige an. Das kann ein<br />
berufsbegleiten<strong>de</strong>r MBA sein, das können<br />
firmeninterne Programme zu Lea<strong>de</strong>rship<br />
und Change sein, das können die neuen<br />
Master-of-Science-Programme sein. Mit<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> zunehmen<strong>de</strong>n „War for Talents“ wer<strong>de</strong>n<br />
die Mitarbeiter sowieso verstärkt ihre<br />
Bildungskarriere selbst in die Hand nehmen<br />
und <strong>de</strong>n Unternehmen gegenüber<br />
ihre Ansprüche formulieren. Ganz konkret<br />
ist unser Ziel darüber hinaus, <strong>de</strong>utsche<br />
Unternehmen leistungsfähiger zu machen,<br />
in<strong><strong>de</strong>m</strong> wir ihre Mitarbeiter speziell in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Lea<strong>de</strong>rship und Change weiterbil<strong>de</strong>n<br />
und begleiten. Dabei gehen wir<br />
davon aus, dass verstärkt Programme<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n, die zu aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ischen<br />
Abschlüssen wie etwa <strong>de</strong>n Masters of Science<br />
führen – Vorreiter ist hier übrigens<br />
die Deutsche Telekom <strong>mit</strong> ihren Professional<br />
Programmes, die wir gemeinsam entwickelt<br />
haben. Henley ist ja in all diesen<br />
Bereichen schon länger zu Hause. Nun laufen<br />
die Fä<strong>de</strong>n in Frankfurt zusammen, und<br />
wir können ganz gezielt auf die Bedürfnisse<br />
am <strong>de</strong>utschen Markt eingehen.<br />
Interview: Dr. Petra Folkersma<br />
12 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
MMB-INSTITUT<br />
Mobile Anwendungen verän<strong>de</strong>rn<br />
E-Learning-Markt<br />
Für kleines Geld gibt es für Endanwen<strong>de</strong>r <strong>mit</strong>tlerweile<br />
viele Smartphone- und Tablet-PC-Apps zum Lernen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Frage, welche konkreten Vorteile Lern-Apps<br />
bieten und was das für die Didaktik be<strong>de</strong>utet, hat<br />
sich das MMB-Institut, Essen, in einem neuen E-Paper<br />
beschäftigt. Der Markt <strong>de</strong>r Lern-Apps wird laut <strong>de</strong>n<br />
Autoren von Anbietern beherrscht, die <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> traditionellen<br />
E-Learning Markt nichts o<strong>de</strong>r kaum etwas zu<br />
tun haben und nicht im „MMB E-Learning-Wirtschaftsranking“<br />
o<strong>de</strong>r auf traditionellen Messen vertreten sind.<br />
Vielmehr kämen zu <strong>de</strong>n ursprünglichen E-Learning-<br />
Produzenten Verlage, auf Apps aller Art spezialisierte<br />
Software-Unternehmen und Spieleentwickler. Ganz<br />
neue Konkurrenz för<strong>de</strong>rn könnte die neue, kostenlose<br />
Autoren-Software iBooks Author von Apple, die Autoren<br />
von Lernangeboten seit Kurzem nutzen können<br />
und die es noch einfacher machen soll, interaktive<br />
Lernangebote zu erstellen, so das E-Paper. Als Vorteile<br />
für Lern-Apps nennen die Autoren unter an<strong>de</strong>rem eine<br />
klar umrissene und spezifische Leistung, die Unabhängigkeit<br />
vom Ort, schnelle Verfügbarkeit, <strong>de</strong>n geringen<br />
Preis und die, passend zum Betriebssystem, zentralen<br />
Verkaufsplattformen wie <strong>de</strong>n iTunes-App-Store o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Android Market. Nachteile sehen sie allerdings vor<br />
allem in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Unterstützung <strong>de</strong>s Lerners durch<br />
Lehrer o<strong>de</strong>r Trainer, <strong><strong>de</strong>m</strong> fehlen<strong>de</strong>n Kontakt zu an<strong>de</strong>ren<br />
Lernern und die mangeln<strong>de</strong> Beschreibung. Auch Zertifikate<br />
o<strong>de</strong>r die Erreichung komplexer Lernziele sei <strong>mit</strong><br />
Apps nicht möglich. Fazit: Lern-Apps stellen eine gute<br />
Form <strong>de</strong>s digitalen Lernens dar und verfügen <strong>mit</strong>tlerweile<br />
über eine hohe Akzeptanz. Sie könnten <strong>de</strong>n Einstieg<br />
für das Lernen am PC wesentlich erleichtern.<br />
Lernen für unterwegs.<br />
Beson<strong>de</strong>rs<br />
für das Sprachen<br />
lernen, sind Apps<br />
beliebt.<br />
ZUKUNFTSWEISEND.<br />
ONBOARDING MIT E-LEARNING –<br />
MITARBEITER ERFOLGREICH EINARBEITEN.<br />
SkillSoft Roadshow 2012 –<br />
Onboarding <strong>mit</strong> e-Learning<br />
Gutes Onboarding be<strong>de</strong>utet einen strukturierten Prozess, <strong>de</strong>r sicherstellt,<br />
dass Mitarbeiter vom ersten Tag an zum Unternehmen gehören.<br />
Als einer <strong>de</strong>r global führen<strong>de</strong>n e-Learning Anbieter verfügt SkillSoft<br />
über eine ausgewiesene Erfahrung und Expertise zu diesem Thema.<br />
Im Rahmen unsere Roadshow zeigen Ihnen Experten anhand praxisnaher<br />
Vorträge und Beispiele, wie Sie die Einarbeitung Ihrer Mitarbeiter<br />
optimal gestalten können.<br />
Mel<strong>de</strong>n Sie sich noch heute für die kostenlose<br />
Praxisveranstaltung „Onboarding <strong>mit</strong><br />
e-Learning“ in einer <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Städte an:<br />
www.SkillSoft.<strong>de</strong><br />
HAMBURG | SIDE Hotel Hamburg<br />
Donnerstag, 26.04.2012<br />
MÜNCHEN | Hilton München City<br />
Dienstag, 08.05.2012<br />
DÜSSELDORF | NH Düsseldorf City Nord<br />
Donnerstag, 10.05.2012<br />
ZÜRICH | Novotel Zürich West<br />
Dienstag, 31.05.2012<br />
WIEN | Vienna Marriott Hotel<br />
Dienstag, 05.06.2012<br />
Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 12.00 Uhr <strong>mit</strong><br />
einem gemeinsamen Lunch und en<strong>de</strong>n gegen 14.00 Uhr.<br />
JETZT ANMELDEN!<br />
www.skillsoft.<strong>de</strong>/roadshow<br />
QR-Co<strong>de</strong> <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Mobiltelefon<br />
scannen und direkt anmel<strong>de</strong>n!
menschen<br />
Der kleinste Fehler in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
eines Teams hat beim<br />
Hochleistungssegeln gravieren<strong>de</strong> Folgen:<br />
Hier das Team Artemis aus Schwe<strong>de</strong>n,<br />
das während <strong>de</strong>s America´s Cup 2011<br />
vor Plymouth (Sü<strong>de</strong>ngland) gegen das<br />
Kentern ankämpft.<br />
„ Wenn mein Beitrag<br />
etwas zählt, dann<br />
motiviert das sehr.“<br />
INTERVIEW. Der Segler Dominik Neidhart hat im Jahr 2003<br />
<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Schweizer Team Alinghi Geschichte geschrieben:<br />
Als erstes europäisches Team gewann die Mannschaft <strong>de</strong>n<br />
America’s Cup, die „Formel 1 <strong>de</strong>s Segelns“. Neidhart<br />
analysiert in diesem Interview die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Teams Alinghi und zeigt anhand dieser<br />
exemplarischen Crew, wie Höchstleistungen auch in <strong>de</strong>r Welt<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft erreicht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Foto: K. Doherty/Reuters<br />
Was muss man als Personalchef beachten, wenn man<br />
hervorragen<strong>de</strong> Teamplayer einstellen will?<br />
Dominik Neidhart: Im Teamsport können Sie nicht allein, son<strong>de</strong>rn<br />
nur gemeinsam Ziele erreichen. Da nützt es Ihnen nichts,<br />
wenn Sie Talente haben, die alles an sich reißen, um persönlich<br />
weiterzukommen. Sie brauchen statt<strong>de</strong>ssen Leistungsträger,<br />
die <strong>de</strong>n Teamgedanken unterstützen. Daher sollten Unternehmen<br />
schon bei <strong>de</strong>r Einstellung auf die charakterliche Eignung<br />
achten. Denn Sie können einen Menschen fachlich aufbauen<br />
und beruflich weiterentwickeln, aber nicht seinen Charakter<br />
verän<strong>de</strong>rn. Hinzu kommt die Frage <strong>de</strong>r Mentalität. Menschen<br />
<strong>mit</strong> Verlierermentalität geben bei einer Nie<strong>de</strong>rlage immer <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Umfeld die Schuld. Wir kennen das aus <strong><strong>de</strong>m</strong> Fußball. Da heißt<br />
es dann beispielsweise: „Wir konnten nicht gut spielen, weil<br />
wir auf Kunstrasen antreten mussten.“ Diese Argumentation<br />
blen<strong>de</strong>t völlig aus, dass <strong>de</strong>r Gegner auch auf Kunstrasen gespielt<br />
hat. Wenn man stets <strong><strong>de</strong>m</strong> Umfeld die Schuld gibt, kann<br />
man sich nicht verbessern.<br />
Wie lässt sich feststellen, dass jemand <strong>de</strong>n richtigen<br />
Charakter <strong>mit</strong>bringt?<br />
Neidhart: Bei Alinghi lief die Auswahl <strong>de</strong>r Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r<br />
über Empfehlung. Dies wur<strong>de</strong> zugegebenermaßen dadurch<br />
erleichtert, dass es weltweit nicht so viele Top-Segler wie beispielsweise<br />
gute Manager gibt. Man kennt sich einfach. Der<br />
Weg über die Empfehlung hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass er Vertrautheit<br />
schafft, etwas sehr Wichtiges in Hochleistungsteams. In <strong>de</strong>r<br />
Probephase merkt man dann sehr schnell, ob die charakterliche<br />
Eignung gegeben ist.<br />
Es gibt also <strong>de</strong>n Typ Teamplayer?<br />
Neidhart: Ja, <strong>de</strong>finitiv. Es gibt <strong>de</strong>n Einzelkämpfer, <strong>de</strong>r allein<br />
nach oben kommen will, und es gibt <strong>de</strong>n Teamplayer. Eine<br />
Crew gewinnt immer nur gemeinsam. Deshalb ist es sehr wichtig,<br />
dass das Management Teamfähigkeit wertschätzt, statt Einzelleistungen<br />
hervorzuheben.<br />
Gibt es <strong>de</strong>nn innerhalb <strong>de</strong>s Teams keine herausgehobenen<br />
Positionen?<br />
Neidhart: Doch, die gibt es schon. Der Steuermann, <strong>de</strong>r Taktiker<br />
und <strong>de</strong>r Navigator bil<strong>de</strong>n die Top-Crew, plus die Leute,<br />
die die Segel einstellen. Aber auch <strong>de</strong>r Steuermann kann allein<br />
kein Rennen gewinnen. Je<strong>de</strong>r weiß: Wir sind nur so gut wie<br />
das schwächste Glied im Team.<br />
Ich dachte immer, <strong>de</strong>r Kapitän hat das Sagen?<br />
Neidhart: Der Kapitän heißt bei <strong>de</strong>n Seglern Skipper. Aber das<br />
ist nur eine Rechtsperson, die im Notfall die Verantwortung<br />
14 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Dominik Neidhart, ehemaliger Spitzensportler<br />
beim Schweizer Segelteam<br />
Alinghi, coacht und trainiert heute Teams<br />
aus unterschiedlichsten Unternehmen –<br />
zum Beispiel in<strong><strong>de</strong>m</strong> er <strong>mit</strong> ihnen segeln<br />
geht und sie dabei erleben lässt, wie gute<br />
Zusammenarbeit geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
übernimmt. Die Kommandos gibt <strong>de</strong>r Steuermann. Hier muss<br />
man klar unterschei<strong>de</strong>n zwischen Training und Regatta. Während<br />
einer Regatta herrscht absolute Hierarchie. Da wird nicht<br />
mehr diskutiert, son<strong>de</strong>rn nur noch ausgeführt. Das Team hat<br />
zweieinhalb Jahre Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten.<br />
Je<strong>de</strong>r kennt seine Fähigkeiten und Aufgaben. In <strong>de</strong>r Vorbereitungszeit<br />
sind Diskussionen allerdings erlaubt. In dieser<br />
Phase <strong>de</strong>r Vorbereitung gibt es keine Hierarchie, da zählt je<strong>de</strong><br />
Meinung.<br />
Was ist <strong>mit</strong> Stolz und Eitelkeiten?<br />
Neidhart: Eitelkeiten sind in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall zurückzustellen, Stolz<br />
ist aber wichtig. Wir brauchen alle extrinsische Motivierung in<br />
Form eines Gehaltsschecks am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Monats, aber das ist<br />
nicht die Motivation, die uns je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue zu Höchstleistungen<br />
animiert. Es ist Aufgabe <strong>de</strong>s Managements, eine attraktive<br />
Mannschaft aufzubauen, die ihre Mitglie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> Stolz<br />
erfüllt. In einer solchen Mannschaft reißen sich natürlich alle<br />
stärker am Riemen als in einem Team, <strong><strong>de</strong>m</strong> sie nur ungern<br />
angehören.<br />
Wie entsteht ein eingeschworenes Team?<br />
Neidhart: Das ist eine Frage <strong>de</strong>r Teamkultur, aufbauend auf <strong>de</strong>n<br />
vier „K“: Kommunikation, Koordination, Kooperation und Krisenmanagement.<br />
Gute Kommunikation hieß bei Alinghi, dass<br />
in Diskussionsrun<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>r sagen kann, was er <strong>de</strong>nkt, verbun<strong>de</strong>n<br />
<strong>mit</strong> einer hohen Wertschätzung und Respekt. Und darauf<br />
vertrauen kann, dass man ihm zuhört. Aber auch wenn alle<br />
ganz schnell einer Meinung sind, sollten Alternativen durchgespielt<br />
wer<strong>de</strong>n, um Fehlentscheidungen zu vermei<strong>de</strong>n. Gute<br />
Koordination be<strong>de</strong>utet, die Infrastruktur optimal an die Teambedürfnisse<br />
anzupassen. Dazu gehören kurze, direkte Wege<br />
und klare Zuständigkeiten. Das erhöht zugleich das Verantwortungsgefühl<br />
je<strong>de</strong>s Einzelnen für seinen Job. Was <strong>mit</strong> Kooperation<br />
gemeint ist, haben wir schon beim Stichwort „Teamplayer“<br />
angesprochen: Alle Mitglie<strong>de</strong>r fühlen sich <strong><strong>de</strong>m</strong> Teamerfolg<br />
verpflichtet und teilen ihr Wissen <strong>mit</strong>einan<strong>de</strong>r. Beim Krisenmanagement<br />
<strong>de</strong>nke ich vor allem an <strong>de</strong>n Umgang <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
vielfach angstbesetzten Thema „Change“. Im Segelsport gehört<br />
Wan<strong>de</strong>l allerdings zum Alltag, da sich das Wetter stündlich<br />
än<strong>de</strong>rn kann. Für Stabilität sorgen hingegen die inneren Werte<br />
einer Mannschaft wie Vertrauen und Tran<strong>sparen</strong>z.<br />
Woher weiß <strong>de</strong>r Steuermann, wo es langgeht?<br />
Neidhart: Die Funktion <strong>de</strong>s Steuermanns ist letztlich, das Schiff<br />
möglichst schnell und die Manöver richtig zu segeln. Dazu<br />
erhält er Informationen von an<strong>de</strong>ren Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>rn. Wann<br />
er das Manöver segeln muss, sagt ihm <strong>de</strong>r Taktiker, <strong>de</strong>r di- R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 15
menschen<br />
R rekt hinter ihm steht und <strong>de</strong>n seinerseits <strong>de</strong>r Navigator instruiert.<br />
Ein guter Steuermann konzentriert sich nur auf seine<br />
Aufgabe. Wenn er selbst anfängt herumzuschauen, verliert er<br />
seine Konzentration und die Rennyacht ist nicht mehr perfekt<br />
eingestellt. Das gilt auch in <strong>de</strong>r Wirtschaft: Führungspersönlichkeiten<br />
sollten wissen, wo ihre Prioritäten liegen und sich<br />
nicht plötzlich in Bereiche einmischen, die an<strong>de</strong>ren übertragen<br />
sind. Sie müssen darauf vertrauen, dass alle Aufgaben richtig<br />
erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Spitzensport braucht es eine beson<strong>de</strong>rs große Disziplin<br />
und Leistungsbereitschaft. Woher nehmen Sie die?<br />
Neidhart: Beim Segeln ist das ziemlich einfach. Wenn wir undiszipliniert<br />
sind, wer<strong>de</strong>n wir sofort <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Konsequenzen<br />
bestraft, dann fliegt uns das Zeug um die Ohren. Rennyachten<br />
sind nicht leicht zu segeln, selbst bei i<strong>de</strong>alen Windverhältnissen<br />
kann man sich nicht entspannt zurücklehnen und einfach<br />
treiben lassen. Das heißt, wir wer<strong>de</strong>n sehr schnell <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Folgen<br />
unserer Fehler konfrontiert. Von daher besteht per se eine<br />
große Bereitschaft zur Disziplin. Aber es braucht auch Leute,<br />
die diese Haltung vorleben.<br />
Begleiten Sie Leistungsbereitschaft und Disziplin ständig<br />
durchs Leben?<br />
Neidhart: Das kommt drauf an. Man braucht keine sinnlose<br />
Disziplin. Auch beim Krafttraining im Team-Alinghi haben wir<br />
gemerkt, dass wir das vorgelegte Tempo physisch nicht durchhalten<br />
und haben rote und grüne Wochen eingeführt. Nach<br />
zwei Wochen hartem Training waren wir dann eine Woche<br />
lang regenerativ unterwegs. Wenn es um nichts geht, hat es<br />
keinen Sinn, sich ständig zu quälen. Wichtig ist, sich auf <strong>de</strong>n<br />
richtigen Moment zu konzentrieren.<br />
Welche Rolle spielt das Geld?<br />
Neidhart: Im klassischen America’s Cup hat noch nie die<br />
„Go hard or go home”<br />
Veranstaltungstipp. Dominik Neidhart hält seinen Keynote-<br />
Vortrag: „Go hard or go home. Fünf Schritte vom Herausfor<strong>de</strong>rer<br />
zum Sieger” im April und Mai auf folgen<strong>de</strong>n Veranstaltungen:<br />
Messe Personal Swiss<br />
Dienstag, 17. April, 11.20 bis 12.05 Uhr<br />
Messe Zürich, Halle 5 & 6, Forum 4<br />
Messe PERSONAL2012 Süd<br />
Dienstag, 24. April 2012, 11.20 bis 12.05 Uhr,<br />
Messe Stuttgart, Halle 9, Forum 3<br />
Messe PERSONAL2012 Nord<br />
Mittwoch, 9. Mai 2012, 13.45 bis 14.20 Uhr,<br />
CCH Hamburg, Halle H, Forum 2<br />
Mannschaft <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> größten Budget und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> größten<br />
personellen Aufwand gewonnen. Geld ist zweifellos wichtig –<br />
ohne ein gutes Produkt, eine gute Rennyacht, können Sie nicht<br />
kompetitiv <strong>mit</strong>segeln. Aber die Innovationskraft einer Mannschaft<br />
ist noch wichtiger. Das lehrt auch die Geschichte: Beim<br />
Sieg im Jahr 2003 verfügte Alinghi nur über das viertgrößte<br />
Budget. Die Kunst besteht darin, relativ früh zu erkennen, in<br />
welche Richtung die Entwicklung gehen soll. Wenn Sie keinen<br />
finanziellen Rahmen setzen, verlieren Sie <strong>de</strong>n Fokus. Dann<br />
wer<strong>de</strong>n Projekte in alle Richtungen angestoßen und die Kräfte<br />
sind nicht mehr gebün<strong>de</strong>lt.<br />
Wie entsteht ein Wir-Gefühl?<br />
Neidhart: In erster Linie über Kommunikation. Da ist das Management<br />
gefor<strong>de</strong>rt. Die Führung muss klar aufzeigen, worum<br />
es geht und wo man steht. Oft stecken Mitarbeiter in irgendwelchen<br />
Projekten und verlieren dabei das große Ziel aus <strong>de</strong>n<br />
Augen. Tran<strong>sparen</strong>z sorgt für klare Verhältnisse. Auch durch<br />
kurze Wege und klare Zuständigkeiten lässt sich sehr viel bewirken.<br />
Und zu sehen, mein Beitrag zählt und wird wertgeschätzt,<br />
das motiviert und erhöht enorm die I<strong>de</strong>ntifikation.<br />
An<strong>de</strong>rerseits, wenn ein Chef kein Ohr für die I<strong>de</strong>en seiner Mitarbeiter<br />
hat, machen schließlich alle Dienst nach Vorschrift.<br />
Dann fühlt sich niemand mehr verantwortlich, es gibt keine<br />
I<strong>de</strong>ntifikation <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Unternehmenszielen und die einmal<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Energie verpufft. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. In<br />
meiner Zeit bei Alinghi konnte ich auch abends um acht Uhr<br />
noch ins Büro kommen und <strong>de</strong>n berühmtesten Boots<strong>de</strong>signer<br />
<strong>de</strong>r Welt ansprechen: „Dieses Teil funktioniert nicht richtig.<br />
Können wir es verän<strong>de</strong>rn?“ Dann hat dieser Mann nicht etwa<br />
abgeblockt nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Motto: „Das habe ich an meinem Super-<br />
Computer gebaut, da gibt es nichts zu meckern“, son<strong>de</strong>rn hat<br />
mir interessiert zugehört. Wir haben gemeinsam einen neuen<br />
Entwurf erstellt und hatten im Nu eine Innovation.<br />
Sind Ihre Erfahrungen <strong>de</strong>nn eins zu eins auf die Wirtschaft<br />
übertragbar?<br />
Neidhart: In <strong>de</strong>r Wirtschaft und im Sport geht es immer um<br />
eine Gruppe von kollektiven Akteuren, oft als Team bezeichnet.<br />
Der Begriff Team ist jedoch ein <strong>de</strong>finitionsschwacher Ausdruck<br />
und suggeriert eine Art freundliche Zusammenarbeit,<br />
eine Art „Frie<strong>de</strong>, Freu<strong>de</strong>, Eierkuchen“. Das ist aber nicht <strong>de</strong>r<br />
Fall. Es geht um das gemeinsame Ziel: Sie wollen gewinnen<br />
beziehungsweise Geld verdienen, um zu überleben. Siege im<br />
Sport be<strong>de</strong>uten, dass ein Team erfolgreich ist, die Sponsoren<br />
dabeibleiben und die Mannschaft Bestand hat. Wenn eine<br />
Firma überzeugen<strong>de</strong> Produkte hat, kann sie viel verkaufen und<br />
behauptet sich am Markt. Es gibt allerdings einen Unterschied:<br />
In <strong>de</strong>r Wirtschaft wird viel über Unternehmensberater gesteuert.<br />
Sie kommen ins Spiel, wenn die Geschäfte schlecht laufen,<br />
sollen dann irgendwas straffen, Abläufe verbessern, Leute entlassen,<br />
die Gewinne erhöhen. Im Sport geht es mehr um die<br />
einzelnen Spieler, da läuft sehr viel über Coaching. Es wird <strong>mit</strong><br />
großem Aufwand in die Leistungsträger investiert, weil sie das<br />
teuerste Gut sind.<br />
Interview: Petra Jauch<br />
16 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
<strong>Steuern</strong> <strong>sparen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> <strong>Testsieger</strong>!<br />
Volltreffer – <strong>mit</strong> TAXMAN 2012 <strong>sparen</strong> Sie so viel<br />
<strong>Steuern</strong> wie noch nie!<br />
Einfach in <strong>de</strong>r Bearbeitung – <strong>mit</strong> vielen Hilfen und Steuerspar-Tipps.<br />
Sichern Sie sich jetzt <strong>de</strong>n <strong>Testsieger</strong> für Ihre Steuererklärung:<br />
www.lexware.<strong>de</strong>/taxman
titelthema<br />
BURN-OUT. Der hypnosystemische Ansatz nach Dr. Gunther<br />
Schmidt vereint Konzepte <strong>de</strong>s systemischen Denkens und <strong>de</strong>r<br />
Hypnotherapie nach Milton H. Erickson. Im Zentrum dieses<br />
integrativen Ansatzes steht die Ausrichtung auf Kompetenzen,<br />
Ressourcen und Lösungen.<br />
Burn-out:<br />
Raus aus <strong>de</strong>r<br />
Opferrolle<br />
GRUNDLAGEN ...<br />
<strong>de</strong>s hypnosystemischen<br />
Ansatzes sind:<br />
18 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
01.<br />
02.<br />
03.<br />
<strong>de</strong>r systemisch-konstruktivistische<br />
Ansatz ursprünglich<br />
aus <strong>de</strong>r Familientherapie<br />
<strong>de</strong>r hypnotherapeutische<br />
Ansatz <strong>de</strong>s Amerikaners<br />
Milton Erickson<br />
das Ziel, systematisch und<br />
schnell an verschüttete<br />
Fähigkeiten heranzukommen<br />
R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 19
titelthema<br />
R Er kennt alle Ratschläge, die in <strong>de</strong>n neuesten<br />
Selbstmanagementbüchern stehen,<br />
obwohl er kein einziges gelesen hat.<br />
„Meine Burn-out-Klienten erzählen mir<br />
immer haargenau wie die aktuellsten<br />
Planungstools aussehen“, berichtet Dr.<br />
Gunther Schmidt, Ärztlicher Direktor <strong>de</strong>r<br />
SysTelios Privatklinik für Psychotherapie<br />
und psychosomatische Gesundheitsentwicklung<br />
in Wald-Michelbach bei Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
„Aber in <strong>de</strong>r Praxis helfen diese<br />
Werkzeuge dann doch nicht weiter, weil<br />
diesen Menschen das Unbewusste einen<br />
Strich durch die Rechnung macht.“<br />
So gibt es laut Schmidt nicht wenige Führungskräfte,<br />
die in ihrer Jugend ein paar<br />
Werte <strong>mit</strong>bekommen haben, die in ihnen<br />
für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s Lebens als brutale Antreiber<br />
wirken. Typische Antreiber lauten<br />
„Ich muss es allen recht machen“ o<strong>de</strong>r<br />
„Ich muss immer perfekt sein“. Seit ständige<br />
Erreichbarkeit kein Problem mehr ist,<br />
führen diese inneren „Stimmen“ direkt in<br />
<strong>de</strong>n Burn-out. Man braucht heutzutage<br />
einfach 72 Stun<strong>de</strong>n am Tag, um allen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n. „Ich<br />
kenne Manager, die sich unter Druck setzen,<br />
am En<strong>de</strong> eines je<strong>de</strong>n Tags ihr E-Mail-<br />
Konto aufzuräumen“, erzählt Schmidt,<br />
<strong>de</strong>r auch als Business-Coach arbeitet und<br />
Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
Coaching (DBVC) ist. „Und wenn<br />
sie nach 14 Stun<strong>de</strong>n Arbeit nach Hause<br />
gehen, dann haben sie trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> das Gefühl,<br />
nicht genug gearbeitet zu haben.“<br />
Diese Menschen engagieren sich sehr und<br />
haben trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> immer Schuldgefühle –<br />
wenn sie an ihren Job und erst recht,<br />
wenn sie an ihre Familie <strong>de</strong>nken.<br />
Nach Beobachtungen von Schmidt sind<br />
Burn-out-Klienten sehr oft Führungskräfte<br />
<strong>mit</strong> einer hohen Loyalität gegenüber<br />
ihrem Unternehmen und angetrieben<br />
Foto: Pichler<br />
Dr. Gunther Schmidt (Mitte) begrüßt Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r IHK Darmstadt zu einer<br />
Informationsveranstaltung in seiner SysTelios-Klinik.<br />
von einer intensiven Pflichterfüllung, die<br />
über die Grenzen <strong>de</strong>r Belastbarkeit hinaus<br />
gelebt wird. Solche Persönlichkeiten<br />
entschei<strong>de</strong>n sich häufig unbewusst einseitig<br />
für die Pflichterfüllung und gegen<br />
die eigenen Bedürfnisse. Mit <strong>de</strong>r Aufopferung<br />
geht eine Gesundheitsgefährdung<br />
einher, die <strong>de</strong>n eigenen Körper schließlich<br />
<strong>mit</strong> Krankheit reagieren lässt. Den Burnout<br />
als mangeln<strong>de</strong> Belastbarkeit (leichte<br />
„Entflammbarkeit“) o<strong>de</strong>r als Schwäche<br />
zu interpretieren, wäre vor diesem Hintergrund<br />
ein großer Fehler.<br />
Burn-out als Beginn einer<br />
Sinnsuche<br />
„Ein Burn-out ist eigentlich <strong>de</strong>r Beginn<br />
einer neuen Sinnsuche und die sollte<br />
voller Achtung unterstützt wer<strong>de</strong>n“, gibt<br />
Schmidt zu be<strong>de</strong>nken. Diese Unterstützung<br />
darf aber nicht aus wohlmeinen<strong>de</strong>n<br />
Ratschlägen bestehen. Denn Ratschläge<br />
zum Beispiel zur „richtigen“ Zeitplanung<br />
scheitern daran, dass die im Unbewussten<br />
wirken<strong>de</strong>n Kräfte stärker sind. Sie können<br />
nicht durch gute Vorsätze o<strong>de</strong>r durch<br />
noch mehr Wissen über Arbeitstechniken<br />
gebannt (wohl aber durch hypnosystemische<br />
Interventionen in Schach gehalten)<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Systemiker <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> weiß<br />
Schmidt natürlich, dass es auch die<br />
„Verhältnisse“ in einer globalisierten<br />
Wirtschaft sind, die dazu führen, dass<br />
immer mehr Arbeitnehmer am Burn-out-<br />
Syndrom erkranken (siehe Interview auf<br />
Seite 24). An<strong>de</strong>rerseits müssen unerträgliche<br />
Arbeitsbedingungen und Konflikte<br />
nicht automatisch in <strong>de</strong>n Abgrund führen.<br />
„Man kann sie nehmen wie das Wetter“,<br />
rät <strong>de</strong>r Therapeut. „Keiner ist <strong><strong>de</strong>m</strong> Wetter<br />
ausgeliefert, obwohl man es nicht än<strong>de</strong>rn<br />
kann. Man kann sich einen Schutz bauen<br />
und die richtige Kleidung auswählen.“<br />
Auch bei schlechtem Wetter gibt es noch<br />
eine Gestaltungschance. Viele <strong>de</strong>finierten<br />
das Wetter aber als Schicksalsschlag,<br />
sich selbst als Opfer und verfielen in eine<br />
Schockstarre.<br />
Wenn Menschen etwas nicht direkt än<strong>de</strong>rn<br />
könnten, kämen sie sich gleich als<br />
Opfer vor. Unser gewohntes linear-kausales<br />
Denken („Weil das Wetter schlecht<br />
04.<br />
das Denken in Mustern und<br />
<strong>de</strong>n Wechselwirkungen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Erlebnisse<br />
05.<br />
(Selbst-)Hypnose wird „nur“<br />
<strong>de</strong>finiert als intensive<br />
Wahrnehmungsfokussierung<br />
06.<br />
zusammengefasst gesagt:<br />
Es geht um kompetenz- und<br />
lösungsorientiertes Arbeiten.<br />
20 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
ist, kann ich nichts unternehmen“) verschärfe<br />
die Sache noch. „Es ist nicht die<br />
stressige Situation an sich, die in <strong>de</strong>n<br />
Burn-out führt“, betont Schmidt. Wenn in<br />
einem Seminar ein Handy klingelt, ärgert<br />
sich <strong>de</strong>r eine maßlos über die Störung,<br />
ein an<strong>de</strong>rer freut sich darüber, dass er<br />
daran erinnert wird, dass es an diesem<br />
Ort ein Netz und da<strong>mit</strong> eine Verbindung<br />
nach außen gibt. „Es liegt an <strong>de</strong>r Art, wie<br />
man die Situation interpretiert.“<br />
Unerreichbare Ziele<br />
beschleunigen <strong>de</strong>n Burn-out<br />
Ein Beispiel: Teamleiter Müller sieht<br />
wie <strong>de</strong>r Chef die Stirn in Falten legt und<br />
meint: „Diese Entscheidung liegt jetzt in<br />
Ihrer Verantwortung, Müller“. Und schon<br />
fühlt sich Müller als kleiner, überfor<strong>de</strong>rter<br />
Junge, <strong>de</strong>r sich als zu blöd erlebt,<br />
es seinem Vater Recht zu machen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
übel ist es, wenn noch eine innere<br />
Stimme auftaucht und „Die an<strong>de</strong>ren<br />
schaffen es doch auch!“ sagt. In Müllers<br />
Gehirn löst die Erinnerung an eine seiner<br />
jugendlichen Fehlentscheidungen eine<br />
Kettenreaktion aus. Ein Netzwerk von negativen<br />
Erinnerungen und Gefühlen wird<br />
aktiviert. Müller spürt Panik aufsteigen.<br />
Er will seinen Chef <strong>mit</strong> einer „richtigen“<br />
Entscheidung beeindrucken, weiß aber<br />
genau, dass sich erst in einer fernen,<br />
unkalkulierbaren Zukunft zeigen wird,<br />
welche Entscheidung richtig war. Solche<br />
Zwickmühlen saugen Energie ab und<br />
zermürben. Der Teamleiter hat nur eine<br />
Gewissheit: Er wird sich in <strong>de</strong>r Zukunft<br />
dafür hassen, wenn er jetzt die falsche<br />
Entscheidung trifft.<br />
Unsere Antreiber und unsere Muster<br />
wirken in uns kraftvoller und schneller<br />
als alles kognitive Wissen und unser<br />
Wille. „Ich will es nicht“, sagen wir, aber<br />
„es“ passiert unwillkürlich. Das ist kein<br />
Wun<strong>de</strong>r: Da es sich um unwillkürliche<br />
Systeme han<strong>de</strong>lt, entschei<strong>de</strong>n Stammhirn<br />
und Mittelhirn über sie. Und diese<br />
stammesgeschichtlich älteren Teile <strong>de</strong>s<br />
Gehirns kommunizieren schnell über<br />
bildhafte Vernetzungen. Um Stamm- und<br />
Mittelhirn zu beeinflussen, brauchen<br />
wir Kommunikationsprozesse, die <strong>de</strong>ren<br />
„Sprache“ nutzen. Das sind zum Beispiel<br />
Imaginationen, Ritualisierungen und vor<br />
allem körperliche Interventionen. Die sind<br />
aus hypnosystemischer Sicht beson<strong>de</strong>rs<br />
nützlich, <strong>de</strong>nn die Neurowissenschaften<br />
zeigen: Es gibt keine mentalen Prozesse,<br />
die nicht körperliche Prozesse auslösen<br />
(sogar während <strong>de</strong>s Träumens) und keine<br />
körperlichen Prozesse, die nicht mentale<br />
Prozesse anstoßen. Unser Körper kann<br />
zum Beispiel durch das Umschalten von<br />
Ruhe auf Bewegung ein an<strong>de</strong>res „Ich“ aktivieren.<br />
Therapeuten o<strong>de</strong>r Coachs, die „lösungsorientiert“<br />
arbeiten neigen dazu, die Aufmerksamkeit<br />
eines Ratsuchen<strong>de</strong>n von<br />
Anfang an auf positive Ziele zu lenken.<br />
Aus hypnosystemischer Sicht greift das<br />
zu kurz. „Da<strong>mit</strong> aus einem lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ich<br />
allmählich ein gestalten<strong>de</strong>s Ich wer<strong>de</strong>n<br />
kann, ist zuerst einmal eine wertschätzen<strong>de</strong><br />
Begleitung für das Opfer-Ich wichtig“,<br />
erklärt Schmidt. Die Vergangenheit<br />
sollte gewürdigt und bisherige Problemlösungsversuche<br />
<strong>de</strong>s Klienten als Kompetenz<br />
erklärt wer<strong>de</strong>n. Die Erlebnismuster<br />
eines Burn-out-Kandidaten, die in eine<br />
unerwünschte, krankmachen<strong>de</strong> Richtung<br />
drängen, müssen erst einmal „erforscht“<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Therapeut muss sie akzeptieren<br />
und wertschätzen, sonst wür<strong>de</strong> er<br />
sich auf einen Kampf <strong>mit</strong> ihnen einlassen,<br />
<strong>de</strong>n er nicht gewinnen kann. Gleichzeitig<br />
muss er schrittweise in einem Sowohl-alsauch-Verfahren<br />
<strong>de</strong>n Blick über <strong>de</strong>n Zaun<br />
lenken – nämlich hin zu erwünschten,<br />
bewusst gewollten Erlebnismustern und<br />
Strategien. Letztlich muss er willentliches<br />
Erleben und unwillkürliches Erleben zu<br />
einer Art Koalition zusammenschmie<strong>de</strong>n,<br />
in <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> dasselbe Ziel erreichen wollen.<br />
In seinem Vortrag „Nutzung von Stressfaktoren<br />
als hypnosystemische Lösungswecker“,<br />
<strong>de</strong>n Sch<strong>mit</strong>t im September 2011<br />
in Berlin gehalten hat, erklärt er <strong>de</strong>n Umgang<br />
<strong>mit</strong> unwillkürlichen Prozessen <strong>mit</strong><br />
<strong>de</strong>r Postkutschen-Analogie: Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> in<br />
einem Western die Räuber <strong>de</strong>n Kutscher<br />
<strong>de</strong>r Postkutsche erschossen haben, rast<br />
<strong>de</strong>r Sechsspänner auf <strong>de</strong>n Abgrund zu<br />
(unerwünschte Prozesse in uns). Der<br />
Held reitet auf die Kutsche zu und hält<br />
sich <strong>mit</strong> gleicher Geschwindigkeit neben<br />
<strong>de</strong>r Kutsche auf (Pacing). Auf gleicher<br />
Höhe reitend springt er auf eines <strong>de</strong>r<br />
wildgewor<strong>de</strong>nen Pfer<strong>de</strong> auf, reitet immer<br />
noch weiter auf <strong>de</strong>n Abgrund zu - bevor<br />
er in kleinen Schritten die Zügel anzieht R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 21<br />
Führen<br />
psychisch erkrankter<br />
Mitarbeiter<br />
Nächster Termin<br />
02./03. Mai 2012<br />
Das Praxisseminar!<br />
● Zahlen, Daten, Fakten<br />
● Frühsignale psychischer<br />
Erkrankungen<br />
● Deren Einfluss auf die<br />
Produktivität ganzer<br />
Abteilungen<br />
● Rolle und Präventionmöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Führungskraft<br />
● Ansprechen ohne<br />
Befangenheit<br />
● Gezielte Reintegration ins<br />
Team<br />
● Praktisches Arbeiten <strong>mit</strong><br />
Fallbeispielen und konkreten<br />
Handlungsempfehlungen!<br />
Information & Beratung<br />
MBConsulting<br />
www.m-b-consulting.<strong>de</strong><br />
partner@m-b-consulting.<strong>de</strong><br />
Fon +49 (0) 6201 256226<br />
Nachsatz618044.indd 1 08.03.2012 08:22:44
titelthema<br />
R und die Pfer<strong>de</strong> die Richtung än<strong>de</strong>rn und<br />
anhalten.<br />
Eine <strong>de</strong>r wirksamsten hypnosystemischen<br />
Übungen ist laut Schmidt eine kleine<br />
Dissoziations-Übung. Manche Menschen<br />
fangen unter Stress zum Beispiel an zu<br />
jammern und stürzen sich so selbst in<br />
Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verzweiflung. Ein Betroffener<br />
könnte einen inneren Beobachter<br />
aktivieren, <strong>de</strong>r bewertet was gera<strong>de</strong> passiert.<br />
„Sieh an, ein Teil von mir jammert<br />
wie<strong>de</strong>r.“ Er könnte <strong><strong>de</strong>m</strong> Teil einen Namen<br />
geben, <strong>mit</strong> ihm re<strong>de</strong>n, ihn bewerten und<br />
positive Absichten vermuten: „Geht es<br />
Dir so schlecht. Willst Du mich vor Überfor<strong>de</strong>rung<br />
schützen? Brauchst Du Anerkennung?“<br />
Die Übung wirke, weil sie es<br />
einem Betroffenen ermögliche, die Beziehung<br />
zu einen Phänomen zu än<strong>de</strong>rn,<br />
das er selbst nicht direkt än<strong>de</strong>rn kann<br />
(das Jammern und die da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>ne<br />
Defizitorientierung als unbewusste<br />
I<strong>de</strong>ntität). An diesem Beispiel wird auch<br />
<strong>de</strong>utlich, wie man Lei<strong>de</strong>n als Kompetenz<br />
beschreiben kann, weil es anzeigt, was<br />
einem fehlt (Schutz vor Überlastung) –<br />
o<strong>de</strong>r aufzeigt, wo Geist und Körper nicht<br />
mehr weitergehen wollen, weil es keinen<br />
Sinn mehr macht. Wer diese Grenze überschreitet<br />
lan<strong>de</strong>t im Burn-out.<br />
Der Klient als „Vorgesetzter“<br />
Als Dr. Gunther Schmidt im Jahr 2004<br />
seinen hypnosystemischen Ansatz in<br />
einem umfangreichen Buch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Titel<br />
„Liebesaffären zwischen Problem und<br />
Lösung“ (Carl Auer, Hei<strong>de</strong>lberg 2004)<br />
erläuterte, staunte die Fachwelt nicht<br />
schlecht, dass ein Systemiker sich so intensiv<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Körperarbeit befasst. Am<br />
meisten wur<strong>de</strong> aber die bedingungslose<br />
Würdigung von bislang gescheiterten<br />
Individuen zur Kenntnis genommen,<br />
die Schmidt an <strong>de</strong>n Anfang je<strong>de</strong>r Therapie<br />
und je<strong>de</strong>n Coachings gestellt sehen<br />
wollte. Ganz im Gegensatz zum „lösungsorientierten<br />
Ansatz“ ging es bei Schmidt<br />
auch „rein ins Problem“, um die Betroffenen<br />
besser zu verstehen und gekonnt<br />
„abzuholen“.<br />
Eine spannen<strong>de</strong> Frage ist es <strong>de</strong>shalb, wie<br />
sehr das Prinzip <strong>de</strong>r „Würdigung“ im<br />
Alltag <strong>de</strong>r SysTelios-Klinik gelebt wird.<br />
„Wir vertreten die Auffassung, dass jemand,<br />
<strong>de</strong>r zu uns kommt, ein mündiger,<br />
selbstständiger und autonomer Mensch<br />
ist, <strong>de</strong>r auf Augenhöhe behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
muss“, betont Schmidt. „Der Klient<br />
ist quasi unser Vorgesetzter und wir sind<br />
Dienstleister für ihn.“ Je<strong>de</strong>r Schritt, <strong>de</strong>n<br />
wir gemeinsam gehen, muss durch kritisch-prüfen<strong>de</strong><br />
Rückmeldungen <strong>de</strong>r Klienten<br />
sorgfältig abgestimmt wer<strong>de</strong>n, so<br />
das SysTelios-Credo.<br />
Es hat sich laut Klienten-Befragung als<br />
sehr hilfreich erwiesen, dass in <strong>de</strong>r Klinik<br />
Vorgespräche geführt wer<strong>de</strong>n. „Wir<br />
respektieren, wenn jemand skeptisch<br />
ist und weisen auch klar auf die Vorteile<br />
einer ambulanten Therapie hin“, so<br />
Schmidt. Noch hilfreicher ist <strong>de</strong>r Besuch<br />
Fünf Jahre SysTelios-Klinik in Wald-Michelbach<br />
Hintergrund. Dr. Gunther Schmidt, Mechthild Reinhard, Dr. Carsten Till und ihr Team bieten in <strong>de</strong>r<br />
„SysTelios Privatklinik für Psychotherapie und psychosomatische Gesundheitsentwicklung“ in<br />
Wald-Michelbach (O<strong>de</strong>nwald) hypnosystemische Therapie in intensiver Form an.<br />
Offiziell nennen sie ihr Konzept „tiefenpsychologisch und<br />
verhaltenstherapeutisch fundiert in Verbindung <strong>mit</strong> kompetenz-<br />
und lösungsorientierter Bewegungs-, Körper-, Kunstund<br />
Musiktherapie“.<br />
Die SysTelios Klinik („sys“ für systemisch-ganzheitlich und<br />
„Teleios“ für „vollständig zum Ziel hinführend“) ist eine<br />
Im September 2011 wur<strong>de</strong> die Erweiterung <strong>de</strong>r SysTelios-<br />
Klinik auf drei Gebäu<strong>de</strong>komplexe abgeschlossen.<br />
Foto: Pichler<br />
private Akutklinik gemäß § 107 (1) SGB V. Nach eigenen<br />
Aussagen wollte Schmidt nie eine Privatklinik betreiben.<br />
Um sein Konzept umzusetzen, blieb ihm aber keine an<strong>de</strong>re<br />
Wahl, weil die gesetzlichen Krankenversicherungen schon<br />
seit Jahren keine Verträge mehr <strong>mit</strong> neuen psychosomatischen<br />
Kliniken abschließen.<br />
Etwa 20 Prozent <strong>de</strong>r Personen im stationären Aufenthalt<br />
sind gesetzlich krankenversichert und kommen als Selbstzahler<br />
(<strong>de</strong>rzeit 320 Euro/Tag). Einige Unternehmen (wie<br />
zum Beispiel die SAP AG, Gewinner <strong>de</strong>s Corporate Health<br />
Award 2011) haben Rahmenverträge <strong>mit</strong> SysTelios und<br />
übernehmen bei ihren gesetzlich versicherten Mitarbeitern<br />
bis zwei Drittel <strong>de</strong>r Kosten.<br />
Die Klinik lässt ihre Arbeit regelmäßig von Professor Dr.<br />
Günter Schiepek, Universität Klagenfurt, und <strong>de</strong>ssen Institut<br />
„Real-time Monitoring“ evaluieren. Danach wer<strong>de</strong>n ihr<br />
eine hohe therapeutische Wirksamkeit und vergleichsweise<br />
schnelle und trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> nachhaltige Erfolge bescheinigt. Der<br />
durchschnittliche Aufenthalt liegt bei vier Wochen und drei<br />
Tage. www.systelios.<strong>de</strong><br />
22 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
einer „Transfergruppe“. Hier treffen sich<br />
einmal im Monat Menschen, die einen<br />
Klinikaufenthalt abgeschlossen haben,<br />
um über ihre (Transfer-)Erfahrungen im<br />
Alltag zu re<strong>de</strong>n. Zu Beginn <strong>de</strong>s Aufenthalts<br />
wird geklärt, wofür (nicht warum!)<br />
<strong>de</strong>r Klient in die Klinik kommt. „Wir arbeiten<br />
zielorientiert und messen die Zielerreichung“,<br />
so Schmidt. „Wenn wir nicht<br />
wüssten, was die selbst <strong>de</strong>finierten Ziele<br />
<strong>de</strong>s Klienten sind, dann käme womöglich<br />
irgendwann die Gefahr auf, dass sich unsere<br />
Therapeuten in die Rolle <strong>de</strong>r Besserwissers<br />
hineinbegeben und dann <strong>de</strong>nken<br />
wür<strong>de</strong>n, sie wüssten was für <strong>de</strong>n Klienten<br />
gut ist. Aber genau das gibt es in unserer<br />
Klinik nicht!“ Der Respekt vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Klienten<br />
geht sogar so weit, dass Schmidt<br />
ganz im Gegensatz zu seinem Mentor<br />
Milton Erickson je<strong>de</strong> Art von „indirekter“<br />
o<strong>de</strong>r „ver<strong>de</strong>ckter“ Intervention ablehnt.<br />
„Wenn ich vorher erkläre was ich mache,<br />
bekomme ich viel mehr kreative Unterstützung<br />
vom Klienten“.<br />
Zur Qualitätssicherung trägt bei, dass<br />
sich einmal in <strong>de</strong>r Woche Klienten und<br />
Therapeuten in großer Run<strong>de</strong> Feedback<br />
geben. Die Therapeuten re<strong>de</strong>n über die<br />
Klienten und sagen, welche Eindrücke sie<br />
haben, während die Klienten zuhören.<br />
Umgekehrt sagen dann die Klienten, was<br />
sie von <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Therapeuten halten<br />
und ob ihnen die gemachten Interventionen<br />
genutzt haben. „Das ist sehr wichtig,<br />
dass wir diese Rückkopplungsschleife<br />
haben, um erfolgreich arbeiten zu können“,<br />
ist sich Schmidt sicher.<br />
„Unmöglich“ fän<strong>de</strong> es Schmidt, wenn<br />
einer seiner Mitarbeiter zu einem Klienten<br />
sagen wür<strong>de</strong> „Wir unterstützen Sie,<br />
Ihre Autonomie zu entwickeln“ und <strong>de</strong>r<br />
Kollege selbst wür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Arbeit ständig<br />
fremdbestimmt. Mit an<strong>de</strong>ren Worten:<br />
Schmidt wünschte sich schon immer eine<br />
Klinik, die fast keine Hierarchie kennt.<br />
Über SysTelios sagt er heute: „95 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Entscheidungen treffe nicht ich, son<strong>de</strong>rn<br />
kleine Teams im Wege <strong>de</strong>r Selbstorganisation.“<br />
Die Entscheidungen müssten<br />
zwar in Meetings koordinierte wer<strong>de</strong>n,<br />
aber nach einiger Zeit mache das weniger<br />
Arbeit als früher und laufe seit Jahren<br />
hervorragend. Es funktioniert wohl auch<br />
<strong>de</strong>shalb gut, weil die Klinik keine Karrieremöglichkeiten<br />
bietet. Es gibt <strong>de</strong>n ärztlichen<br />
Direktor und drei Chefärztinnen.<br />
Letztere haben aber keine Weisungsbefugnisse,<br />
son<strong>de</strong>rn bringen sich als „normale“<br />
Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r ein. So gibt es<br />
keine Konkurrenz untereinan<strong>de</strong>r.<br />
Bleibt noch die Frage wie Dr. Gunther<br />
Schmidt sich selbst vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Ausbrennen<br />
schützt. Dabei hilft ihm seine konstruktivistische<br />
Grundüberzeugung: „Als Therapeut<br />
muss man sich im Klaren sein, dass<br />
man nieman<strong>de</strong>n retten kann, son<strong>de</strong>rn<br />
man kann an<strong>de</strong>re nur darin unterstützen,<br />
sich selbst zu retten. Es gibt da Grenzen<br />
<strong>de</strong>r Einflussnahme und dieses Wissen<br />
sorgt für ein <strong><strong>de</strong>m</strong>ütiges aber auch ein entspanntes<br />
Arbeiten.“<br />
Martin Pichler<br />
PERSONALENTWICKLUNG<br />
FERNSTUDIUM / MASTER OF ARTS<br />
MANAGEMENT VON GESUNDHEITS-<br />
UND SOZIALEINRICHTUNGEN<br />
FERNSTUDIUM / MASTER OF ARTS<br />
postgradual<br />
Fernstudium<br />
postgradual<br />
Fernstudium<br />
Berufsbegleitend<br />
in zwei Jahren<br />
Beginn: WS 2012/2013<br />
Anmel<strong>de</strong>schluss: 15.7.2012<br />
» Personalplanung<br />
» Mitarbeiterführung<br />
» Wissensmanagement<br />
» Teamentwicklung<br />
» Strategisches Management<br />
» Personal- und Ressourcenmanagement<br />
» Qualitätsmanagement<br />
» Change Management<br />
Anmeldung bis:<br />
30.4.2012 (Bewerber ohne ersten Hochschulabschluss)<br />
15.7.2012 (Bewerber <strong>mit</strong> erstem Hochschulabschluss)<br />
> Zertifiziert <strong>mit</strong> 200 Fortbildungspunkten für Ärzte <<br />
www.zfuw.<strong>de</strong><br />
www.zfuw.<strong>de</strong>
titelthema<br />
INTERVIEW. Dr. Gunther Schmidt for<strong>de</strong>rt Burn-out-Gefähr<strong>de</strong>te dazu auf, ihre<br />
optimale Lebensbalance zu fin<strong>de</strong>n. Voraussetzung dafür sei es, die Signale <strong>de</strong>s<br />
eigenen Körpers als Feedback nutzen zu können und <strong>de</strong>n Mut zu haben, sich<br />
gegenüber Überfor<strong>de</strong>rungen abzugrenzen.<br />
„ Wir brauchen mehr<br />
Abgrenzungskompetenz“<br />
Nicht wenige Therapeuten sagen, Burnout<br />
sei nichts an<strong>de</strong>res als eine Depression<br />
und for<strong>de</strong>rn, man solle das Kind beim<br />
Namen nennen. Stimmen Sie <strong><strong>de</strong>m</strong> zu?<br />
Dr. Gunther Schmidt: Ich bin an<strong>de</strong>rer<br />
Meinung. Beim Burn-out sehen Sie all<br />
die Phänomene, die man auch bei einer<br />
Depression sehen kann. Aber man sollte<br />
beachten, dass diese „ausgebrannten“<br />
Menschen in ihrem beruflichen Kontext<br />
über sehr viele Jahre sehr leistungsfähig<br />
waren. Diese Menschen befin<strong>de</strong>n sich<br />
aber gera<strong>de</strong> in einer extremen Überfor<strong>de</strong>rungssituation.<br />
Von <strong>de</strong>n Symptomen her<br />
läuft das auf das Gleiche hinaus wie bei<br />
einer Depression, aber <strong>de</strong>r Begriff Depression<br />
wird <strong>de</strong>r Burn-out-Dynamik überhaupt<br />
nicht gerecht. „Klassisch“ Depressive<br />
haben eine ganz an<strong>de</strong>re Geschichte.<br />
Sie erleben sich nicht selten von Kindheit<br />
an als traumatisiert, haben sehr viele<br />
Selbstzweifel und waren überhaupt nicht<br />
leistungsfähig. Dieser Unterschied muss<br />
doch berücksichtigt wer<strong>de</strong>n!<br />
Wie schlimm ist es, einen Burn-out-<br />
Betroffenen <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Etikett „<strong>de</strong>pressiv“<br />
zu belegen?<br />
Schmidt: Das Wort Depression hat auf<br />
viele Betroffene eine knallharte Wirkung.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n geschwächt und oftmals entmutigt.<br />
Wenn man jeman<strong><strong>de</strong>m</strong> sagt, er sei<br />
ausgebrannt, dann schwingt da die Anerkennung<br />
<strong>mit</strong>, dass er einmal gebrannt<br />
hat. Das allein gibt ihm schon Rücken<strong>de</strong>ckung<br />
und er kann ganz an<strong>de</strong>rs und viel<br />
schneller wie<strong>de</strong>r zu Kräften kommen.<br />
Inwiefern hat jemand „selbst Schuld“,<br />
wenn er an Burn-out erkrankt?<br />
Foto: Pichler<br />
Dr. Gunther Schmidt als Redner und Mo<strong>de</strong>rator einer „Business-Lounge“ zum<br />
Thema „Burn-out als Kompetenz“ <strong>de</strong>r IHK Darmstadt.<br />
24 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Schmidt: In <strong>de</strong>r Regel kommen die Menschen<br />
nicht von sich aus in <strong>de</strong>n Burn-out,<br />
son<strong>de</strong>rn nur in Wechselwirkung <strong>mit</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />
stressigen Außenbedingungen.<br />
Wenn es diese Außenbedingungen nicht<br />
gäbe – zum Beispiel die For<strong>de</strong>rung, noch<br />
mehr Umsatz zu machen, obwohl gera<strong>de</strong><br />
eine Wirtschaftskrise herrscht, dann wür<strong>de</strong>n<br />
diese Menschen nicht o<strong>de</strong>r nicht so<br />
stark in eine Burn-out-Phase hineinschlittern.<br />
In so einer Situation fragen sich die<br />
Mitarbeiter: Was kann ich än<strong>de</strong>rn? Viele<br />
merken dann schmerzhaft, dass eine<br />
Kündigung nicht infrage kommt und dass<br />
ihr Einfluss auf die Verhältnisse gegenüber<br />
ihrem Arbeitgeber auch begrenzt<br />
ist. Trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> dürfen sich die Betroffenen<br />
nicht in Zynismus, Resignation und<br />
Selbstaufopferung flüchten.<br />
Worin besteht dann die Aufgabe einer<br />
Burn-out-Behandlung?<br />
Schmidt: Die zentrale Aufgabe in <strong>de</strong>r<br />
Burn-out-Behandlung besteht darin, klarzumachen,<br />
dass es nicht stimmt, dass<br />
Menschen chancenlos und nur Opfer<br />
sind. Wenn wir das System nicht än<strong>de</strong>rn<br />
können, dann hilft es nur zu schauen,<br />
wie wir optimale Umgangsformen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r<br />
stressigen Situation fin<strong>de</strong>n. Das Ziel ist,<br />
eben gut umzugehen <strong>mit</strong> belasten<strong>de</strong>n Situationen<br />
und trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> leistungsfähig zu<br />
bleiben. Das, was wir als Grundthese aufstellen<br />
und was die Hirnforschung bestätigt,<br />
ist folgen<strong>de</strong> Erkenntnis: Der Außenreiz<br />
allein ist es nicht, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Burn-out<br />
führt. Der Außenreiz wird dadurch erst<br />
zum Stressfaktor, dass er <strong>mit</strong> einer inneren<br />
Verarbeitungsdynamik zusammentrifft,<br />
sodass man sagen kann, dass sich<br />
die Leute selbst unter Druck setzen. Die<br />
Leute erleben es aber so, dass sie sagen,<br />
die Situation setze sie unter Druck. Die<br />
Menschen machen sich innerlich selbst<br />
Druck und da kann man ansetzen <strong>mit</strong> befreien<strong>de</strong>n<br />
Strategien. Anschließend können<br />
sie auch <strong>mit</strong> mehr Kraft versuchen,<br />
die Verhältnisse am Arbeitsplatz zu än<strong>de</strong>rn.<br />
Wie erklären Sie es sich, dass Burn-outs<br />
so sprunghaft zugenommen haben?<br />
Schmidt: Stress gab es schon immer, das<br />
kann also nicht <strong>de</strong>r Grund sein. Aber ich<br />
sehe, dass in <strong>de</strong>r heutigen Arbeitswelt<br />
viele Menschen we<strong>de</strong>r ein Gefühl von<br />
Zugehörigkeit zu ihrem Arbeitgeber noch<br />
von Sinnhaftigkeit in Bezug auf ihre Arbeit<br />
haben. Hinzu kommt diese wahnwitzige<br />
Verän<strong>de</strong>rungsdynamik, die in unser<br />
Wirtschaftsleben gekommen ist und die<br />
die Leute massiv verunsichert. Das gab es<br />
früher nicht. Aus dieser Situation heraus<br />
entsteht auch eine stärkere Konkurrenz<br />
untereinan<strong>de</strong>r. Dieses Konkurrenzklima<br />
macht auch anfälliger für Burn-out.<br />
Und es gibt sehr energieverzehren<strong>de</strong> innere<br />
Kämpfe. Ein Arbeitnehmer spürt<br />
zum Beispiel, dass seine Arbeit für ihn<br />
keinen Sinn mehr macht. Gleichzeitig<br />
gibt es aber das Gefühl, ich muss bei<br />
meinem Arbeitgeber ausharren, weil ich<br />
zum Beispiel zu alt zum Wechseln bin.<br />
Und dann will etwas in diesem Menschen<br />
wegrennen und etwas will unbedingt beharren.<br />
Dieser innere Kampf zwischen<br />
Bleiben und Weichen kann einen Menschen<br />
richtig zermürben. Einen inneren<br />
Kampf gibt es auch, wenn ein <strong>mit</strong>tlerer<br />
Manager von <strong>de</strong>r Geschäftsleitung Entscheidungen<br />
vorgesetzt bekommt, die er<br />
nach unten vertreten muss, obwohl er <strong>mit</strong><br />
ihnen überhaupt nicht einverstan<strong>de</strong>n ist.<br />
Loyalitätskonflikte können direkt in <strong>de</strong>n<br />
Burn-out führen. Als Ursache nicht vergessen<br />
sollten wir die mo<strong>de</strong>rnen Kommunikations<strong>mit</strong>tel.<br />
Viele Manager haben <strong>de</strong>n<br />
Ehrgeiz, dass sie je<strong>de</strong>n Abend ihr E-Mail-<br />
Konto aufgeräumt haben – was meist erst<br />
kurz vor 23 Uhr <strong>de</strong>r Fall ist. An ihren eigenen<br />
Ansprüchen gemessen, schaffen<br />
solche Leute nie genug. Das macht sie<br />
fertig.<br />
Was tun gegen solche inneren Treiber?<br />
Schmidt: Heute ist es so, dass wir 72<br />
Stun<strong>de</strong>n pro Tag bräuchten, um allem<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Das schafft kein<br />
Mensch. Wir brauchen <strong>de</strong>shalb mehr Abgrenzungskompetenz.<br />
Wir ermutigen die<br />
Menschen, dass sie es als eine erlaubte<br />
Kompetenz und als eine Leistung ansehen,<br />
wenn sie sagen können: „Ich könnte<br />
noch, aber jetzt braucht mein Organismus<br />
Ruhe.“ Es geht um die optimale Lebensbalance.<br />
Um die zu fin<strong>de</strong>n, müssen wir<br />
mehr auf unseren Körper hören. Unsere<br />
Klienten lernen zum Beispiel, wie sie ihre<br />
Körpersignale als Rückmeldung nutzen.<br />
Dann bekommen sie automatisch <strong>mit</strong>,<br />
wenn sie in guter Balance sind.<br />
Interview: Martin Pichler<br />
Für Menschen<br />
...die ihre persönliche berufliche<br />
Situation klären wollen,<br />
für Organisationen<br />
...die vor einer Verän<strong>de</strong>rung stehen.<br />
Unsere Beratungsfel<strong>de</strong>r<br />
Change-Management<br />
Coaching<br />
EFQM/Qualitätsmanagement<br />
Internationale Zusammenarbeit<br />
KTC – Kollegiales Team<br />
Coaching®<br />
Führungstrainings<br />
Qualifizierung für Berater<br />
Systementwicklung im<br />
Bildungsbereich<br />
Teamentwicklung<br />
Messe Personal Nord in Hamburg<br />
Sie fin<strong>de</strong>n uns auf Stand D.43, Halle H<br />
Tel.: 040 4133009-0 - www.ios-schley.<strong>de</strong><br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 25
personal- und organisationsentwicklung<br />
Kompetenzprofile in<br />
Lernplattform integriert<br />
CHIEF LEARNING OFFICER 2011. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Mutschler, seit 1988 Leiter<br />
<strong>de</strong>s Trainings-Centers <strong>de</strong>r HOMAG Holzbearbeitungssysteme GmbH, erreichte <strong>mit</strong> seinem<br />
Entwicklerteam Bussieweke, Dettling und Köhring <strong>de</strong>n 3. Platz im Wettbewerb<br />
„Chief Learning Officer 2011“. Ausgezeichnet wur<strong>de</strong> er für die Konzeption, Einführung<br />
und Organisation einer internationalen Lernplattform („HOMAG Group aca<strong><strong>de</strong>m</strong>y“).<br />
Die HOMAG-Gruppe ist Weltmarktführer<br />
bei Maschinen, Anlagen und Systemen<br />
für die Holzbearbeitung. Sie hat sich im<br />
Jahr 2008 dazu entschie<strong>de</strong>n, eine zentrale,<br />
internet-basierte Learning-Management-Lösung<br />
einzuführen.<br />
Zielsetzung war die Optimierung <strong>de</strong>r Ausund<br />
Weiterbildungsprozesse bei <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />
<strong>de</strong>r Servicetechniker, die aufgrund<br />
<strong>de</strong>r technologischen Komplexität <strong>de</strong>r angebotenen<br />
Produktpalette permanent<br />
einen erhöhten Bildungsbedarf haben.<br />
Dem Unternehmen dient ein qualifizierter<br />
und effizienter Service als Alleinstellungs-<br />
merkmal gegenüber <strong>de</strong>n Konkurrenten in<br />
<strong>de</strong>r holzverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie, weswegen<br />
insbeson<strong>de</strong>re in diesem Bereich<br />
kontinuierlich investiert wird. Um <strong>de</strong>n<br />
Bildungsbedarf rechtzeitig zu erkennen<br />
und aufgrund von Prozessautomatismen<br />
und Masseneffekten zusätzlich Effizienzgewinne<br />
realisieren zu können, wur<strong>de</strong>n<br />
zusammen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Learning-Management-Systems<br />
auch noch<br />
Kompetenzprofile für die unterschiedlichen<br />
Servicetechniker-Jobrollen entworfen<br />
und <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Servicetechniker<br />
Kosten <strong>mit</strong> und ohne Lernplattform<br />
Kostenrechnung. Anhand <strong>de</strong>r Qualifikation von einigen<br />
Servicetechnikern innerhalb <strong>de</strong>r ersten drei Jahre kann<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass sich durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Lernplatt form<br />
„HOMAG Group aca<strong><strong>de</strong>m</strong>y“ die Qualifizierungskosten um über<br />
30 Prozent vermin<strong>de</strong>rn lassen. Bei Servicetechnikern, die nicht<br />
in Europa stationiert sind, gibt es noch größere Einsparungen.<br />
Qualifizierung eines Servicetechnikers<br />
Tage Präsenztraining<br />
(bisher)<br />
Tage Präsenztraining<br />
(nach Start <strong>mit</strong> LMS)<br />
Basis-Training (1. Jahr) 25 Trainingstage 15 Trainingstage<br />
Aufbau-Training (2. Jahr) 35 Trainingstage 20 Trainingstage<br />
Profi-Training (3. Jahr) 11 Trainingstage 7 Trainingstage<br />
Anreise/Abreise 9 Reisetage 6 Reisetage<br />
Summe Tage 80 Tage 48 Tage -40 %<br />
Gesamte Kosten in 3 Jahren 40.000 Euro 24.000 Euro -40 %<br />
Verän<strong>de</strong>rung<br />
gegenübergestellt. Über Systemmechanismen<br />
wur<strong>de</strong> die permanente Kontrolle und<br />
Überwachung auf eine systemtechnische<br />
Basis gestellt, da alle erfor<strong>de</strong>rlichen Informationen<br />
in einem System zusammengeführt<br />
wur<strong>de</strong>n:<br />
1. aktueller Ausbildungsgrad<br />
2. benötigter Weiterbildungsbedarf<br />
3. Zeitpunkte und Status <strong>de</strong>r letzten absolvierten<br />
Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Diese Informationen (konsolidiert in<br />
einem Learning-Management-System)<br />
ergeben eine vali<strong>de</strong> Datenbasis, auf <strong>de</strong>r<br />
aus unterschiedlichen Reporting-Bedürfnissen<br />
heraus Berichte zur aktuellen Ausund<br />
Weiterbildungslage <strong>de</strong>r speziellen<br />
Zielgruppe generiert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Als zusätzlichen Nebeneffekt konnte die<br />
HOMAG-Gruppe <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Einführung und<br />
Etablierung <strong>de</strong>s Learning-Management-<br />
Systems die Aus- und Weiterbildungsprozesse<br />
in <strong>de</strong>n nationalen und internationalen<br />
Produktionsgesellschaften vereinheitlichen,<br />
was zu einer zentralisierten<br />
Steuerung und Standardisierung beigetragen<br />
hat. Insgesamt kann das Projekt als<br />
Leuchtturmprojekt im Hinblick auf Umsetzungsgeschwindigkeit<br />
und Prozessdurchdringung<br />
für <strong>mit</strong>telständische Industrieunternehmen<br />
angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie kann man <strong>de</strong>n Erfolg dieses Projekts<br />
belegen? Kontinuierliche Befragungen<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbasis und <strong>de</strong>r zeitliche Vergleich<br />
<strong>de</strong>r erhobenen Informationen belegen,<br />
dass die Servicequalität gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n weiter gestiegen ist.<br />
Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> belegen permanent ansteigen<strong>de</strong><br />
Nutzungszahlen <strong>de</strong>r Plattform, dass das<br />
Learning-Management-System seit <strong>de</strong>r<br />
Einführung zu einer zentralen Wissens-<br />
26 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Fotos: Thomas Einberger, argum<br />
Wolfgang Mutschler, Platz 3 in unserem Wettbewerb „Chief Learning Officer 2011“, bei <strong>de</strong>r Siegerehrung <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Jury-Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
Professor Dr. August-Wilhelm Scheer (rechts) und Chefredakteur Martin Pichler (links).<br />
und Informationsdrehscheibe <strong>de</strong>r Servicetechniker<br />
gewor<strong>de</strong>n ist, welche die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Informationen bedarfsgerecht<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Die einzelnen Produktionsgesellschaften<br />
<strong>de</strong>r HOMAG Group sind Unternehmen <strong>mit</strong><br />
<strong>mit</strong>telständischen Strukturen. Sie haben<br />
sich bewusst für eine Investition in die<br />
Qualifizierung von Service <strong>mit</strong>arbeitern<br />
entschie<strong>de</strong>n. Dadurch hat sich insbeson<strong>de</strong>re<br />
die I<strong>de</strong>ntifikation von Talenten und<br />
<strong>de</strong>ren För<strong>de</strong>rung verbessert. Die Weiterbildungsbedarfe<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens in<br />
Bezug auf das Wissen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
wer<strong>de</strong>n über die LMS-Lösung leichter<br />
i<strong>de</strong>ntifizierbar und Wissenslücken können<br />
schneller geschlossen wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Erfahrungen sind nahezu auf je<strong>de</strong>s <strong>mit</strong>telgroße<br />
Unternehmen im Maschinenbau<br />
übertragbar. Hinzu kommt die internationale<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Projekts. Das Unternehmen<br />
betreibt eine globale Lern- und<br />
Bildungsstrategie in 30 Sprachen.<br />
Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> nutzt die HOMAG Group einen<br />
„weiten“ konzeptionellen Ansatz: Durch<br />
die Verbindung <strong>de</strong>r Weiterbildung <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter <strong>mit</strong> einem Skill-Management<br />
fällt auch <strong>de</strong>r effiziente Einsatz von Servicetechnikern<br />
leichter. Ein Beispiel: Ein<br />
Servicetechniker befin<strong>de</strong>t sich gera<strong>de</strong> bei<br />
einem Kun<strong>de</strong>n in Kanada, um eine elektronische<br />
Steuereinheit zu reparieren, und<br />
muss zwei Tage auf ein Ersatzteil warten.<br />
In Los Angeles gibt es <strong>de</strong>rweil bei einem<br />
an<strong>de</strong>ren Kun<strong>de</strong>n auch ein Elektronikproblem.<br />
In <strong>de</strong>r Vergangenheit wäre ein weiterer<br />
Servicetechniker von Deutschland<br />
aus nach Los Angeles geflogen. Jetzt kann<br />
<strong>de</strong>r Einsatzplaner in <strong>de</strong>r Zentrale anhand<br />
<strong>de</strong>s Skill-Profis <strong>de</strong>s Mannes in Kanada<br />
sehen, dass <strong>de</strong>r passen<strong>de</strong> Experte sich<br />
schon in Nordamerika befin<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>n<br />
Servicetechniker während seiner „Wartezeit“<br />
kostenreduzierend von Kanada nach<br />
Kalifornien schicken.<br />
Der Servicekoordinator <strong>de</strong>r HOMAG-<br />
Gruppe kann dank <strong>de</strong>r sehr aktuellen<br />
Informationen, die er über die spezielle<br />
Qualifikationsstufe <strong>de</strong>r Techniker hat, die<br />
Entsendung <strong>de</strong>s Servicepersonals optimieren,<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n schneller helfen und<br />
<strong>de</strong>r Firma Kosten er<strong>sparen</strong>. Es lohnt sich<br />
also im Sinne <strong>de</strong>r Einsatzplanung, die anwachsen<strong>de</strong><br />
Qualifikation eines Technikers<br />
über das Learning-Management-System<br />
zu monitoren und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Skill-Management<br />
zu koppeln. Das Unternehmen hat<br />
für Servicetechniker <strong>de</strong>rzeit durchschnittlich<br />
25 Skills beschrieben. Die Bandbreite<br />
geht vom Mechaniker bis zum Elektroniker.<br />
Ein Skill ist eine Fertigkeit, <strong>de</strong>ren Beherrschung<br />
in mehreren Stufen <strong>de</strong>finiert<br />
ist. Der Einsatzplaner kann tagesaktuell<br />
sehen, wer bei welchem Skill welche<br />
Stufe erreicht hat. Insgesamt hat die Einführung<br />
einer Lernplattform und <strong>de</strong>ren<br />
Kombination <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Skill-Management<br />
folgen<strong>de</strong>n Nutzen gebracht:<br />
• Es wer<strong>de</strong>n systematisch Kompetenzen<br />
generiert. Künftig soll eine Online-Weiterbildung<br />
über mehrere Module zum<br />
„zertifizierten Servicetechniker“ möglich<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• Die Kompetenzen <strong>de</strong>r Service<strong>mit</strong>arbeiter<br />
können weltweit erfasst und <strong>de</strong>ren<br />
systematische Weiterentwicklung kann<br />
gezielt gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />
• Das Know-how <strong>de</strong>s Einzelnen und <strong>de</strong>r<br />
Organisation wird durch Kollaboration<br />
(Wiki-Prinzip) optimiert.<br />
• Reduzierung <strong>de</strong>r Präsenztrainingszeiten<br />
und da<strong>mit</strong> verbun<strong>de</strong>n die Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Reisekos ten.<br />
• Reduzierung <strong>de</strong>r Hotline-Zeiten, bei <strong>de</strong>r<br />
sich Servicetechniker telefonisch Rat<br />
holen müssen.<br />
Viele Hotline-Fragen zu einem Thema<br />
be<strong>de</strong>uten, dass zumin<strong>de</strong>st ein „kleines“<br />
Online-Lernprogramm erfo<strong>de</strong>rlich wäre.<br />
Wolfgang Mutschler R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 27
personal- und organisationsentwicklung<br />
„Intelligente Übersetzungssysteme gesucht“<br />
Interview. Im Gespräch <strong>mit</strong> „wirtschaft + weiterbildung“ berichtet Wolfgang Mutschler über<br />
die praktische Be<strong>de</strong>utung seiner Lernplattform und seinen Besuch <strong>de</strong>r Learntec 2012.<br />
Foto: argum<br />
Wolfgang<br />
Mutschler,<br />
Leiter HOMAG<br />
Training Services,<br />
Schopfloch<br />
Es gilt als fortschrittlich, Mitarbeitern auf Lernplattformen<br />
die Gelegenheit zum „kollaborativen<br />
Austausch“ zu bieten. Wie funktioniert das bei Ihnen?<br />
Wolfgang Mutschler: Zurzeit steht unser Learning-Management-System<br />
nur <strong>de</strong>n Servicetechnikern in Deutschland<br />
und <strong><strong>de</strong>m</strong> Ausland zur Verfügung. Die können sich in Foren<br />
austauschen und Kollaboration leben. Diese Art <strong>de</strong>r Selbsthilfe<br />
ist machbar, geht aber nur langsam voran. Wir haben<br />
natürlich bei weitem nicht so viele User, dass schnell ein<br />
komplettes firmenspezifisches Wiki entstehen könnte, und<br />
die Sprache ist auch eine Bremse. Die russischen Kollegen<br />
zum Beispiel schreiben ihre Beiträge in kyrillischer<br />
Schrift. Wir suchen nach automatisierten Übersetzungssystemen,<br />
sogenannten „Intelligent Translation Systems“,<br />
<strong>de</strong>nn passable Übersetzungen „on <strong><strong>de</strong>m</strong>and“ wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Austausch erleichtern. Unser Übersetzungsdienstleister<br />
unterstützt uns bei dieser Suche, aber ich glaube, Übersetzungen<br />
durch Computer bei branchenspezifischem Vokabular<br />
sind zwar auf einem erstaunlich guten Weg, brauchen<br />
aber sicher noch eine Weile.<br />
Klappt das, wenn Ihre Experten Lernprogramme für<br />
Servicetechniker schreiben sollen?<br />
Mutschler: Es klappt gut, aber es könnte noch besser<br />
gehen. Die Herausfor<strong>de</strong>rung liegt für uns darin, dass wir<br />
unter bestimmten Bedingungen unsere Inhalte schnell<br />
aktualisieren müssen. Stellen Sie sich bitte vor, wir bauen<br />
innerhalb von drei Monaten eine Produktionsstraße für<br />
Möbel auf. Da wird hinten, salopp gesagt, <strong>de</strong>r Baumstamm<br />
angeliefert und vorne kommt <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rschrank raus.<br />
Während wir die Maschinen aufbauen und <strong>mit</strong>einan<strong>de</strong>r<br />
verbin<strong>de</strong>n entsteht ein Lernprogramm, das <strong>de</strong>n Servicetechnikern<br />
später die Details <strong>de</strong>s Produktionsprozesses<br />
erklärt. Diese Details än<strong>de</strong>rn sich aber während <strong>de</strong>s Aufbaus<br />
und <strong>de</strong>r Inbetriebnahme von Woche zu Woche, weil<br />
<strong>de</strong>r Produktionsprozess immer weiter optimiert wird. Diese<br />
Verän<strong>de</strong>rungen müssen die Ingenieure vor Ort aber auch<br />
zeitnah in das entstehen<strong>de</strong> Lernprogramm einpflegen.<br />
Noch schnellere und aus mediendidaktischer Sicht effektivere<br />
Autoren-Tools wären da eine große Hilfe.<br />
Wie bringen Sie Ihre Servicetechniker überhaupt dazu,<br />
sich weiterzubil<strong>de</strong>n?<br />
Mutschler: Das Lernen firmenspezifischer Dinge auf<br />
unserer internet-basierten Plattform (auch in <strong>de</strong>r Freizeit)<br />
wird als Arbeitszeit gewertet. Es hat keine Konsequenzen,<br />
wenn nicht gelernt wird, aber die Servicetechniker hatten<br />
bislang genügend Eigenmotivation, ihr Wissen up-to-date<br />
zu halten. Ein Lernanreiz besteht auch darin, dass je<strong>de</strong>r<br />
ein Vorschlagsrecht für neue Lernmodule hat. Es gibt zwar<br />
eine produkttechnische Hitliste, aber ich schätze, dass<br />
daneben die Handhabung von Software zu <strong>de</strong>n am meisten<br />
gewünschten Neuanschaffungen gehört.<br />
Sie kommen gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Learntec 2012.<br />
Wofür haben Sie sich interessiert?<br />
Mutschler: Zum Beispiel wollen wir nicht nur aus einem<br />
guten Servicetechniker einen noch besseren Servicetechniker<br />
machen. Wir wollen es künftig auch frühzeitig<br />
erkennen, wenn er das Zeug zum Beispiel zum Projektmanager<br />
o<strong>de</strong>r zum Verkäufer hat und entsprechend geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. Deshalb habe ich mich für solche Themen<br />
wie Karriereplanung o<strong>de</strong>r Talentför<strong>de</strong>rung als Ergänzung zu<br />
unserem Skillmanagement interessiert.<br />
Wie nutzen Sie die Learntec?<br />
Mutschler: An erster Stelle statte ich natürlich <strong><strong>de</strong>m</strong> Stand<br />
<strong>de</strong>r IMC AG einen Besuch ab. Von ihr stammt unser Learning-Management-System,<br />
das wir gemeinsam auf unsere<br />
weltweiten Beson<strong>de</strong>rheiten angepasst haben. Ansonsten<br />
habe ich mehrere Gesprächstermine vorab vereinbart und<br />
nutze die Gespräche auch intensiv, um nach Lösungen für<br />
meine aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen zu suchen. Für <strong>de</strong>n<br />
Learntec-Kongress o<strong>de</strong>r für die Vorträge in <strong>de</strong>r Messehalle<br />
bleibt da keine Zeit.<br />
Interview: Martin Pichler<br />
28 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Partner:<br />
Passen<strong>de</strong><br />
Stellen märkte<br />
im Überblick!<br />
Der Media-Atlas – jetzt online!<br />
Ihr Recherche-Tool für Stellenmärkte.<br />
Fin<strong>de</strong>n Sie jetzt für Ihre Mitarbeitersuche<br />
die richtigen Stellenmärkte.<br />
Mobileco<strong>de</strong><br />
Ganz einfach selektierbar nach Position,<br />
Branche, Berufsfeld und vielem mehr.<br />
www.media-atlas.<strong>de</strong> – hier fin<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Stellenmarkt!
personal- und organisationsentwicklung<br />
Ein Sparbuch für die<br />
Weiterbildungszeit anlegen<br />
PRAXIS. Das lebenslange Lernen schreiben sich zurzeit viele Betriebe auf ihre<br />
Fahne. Doch an <strong>de</strong>n Umsetzungskonzepten hapert es vielfach noch. Dabei könnten<br />
Personalentwickler Ansätze, die schon länger bestehen, jetzt in die Tat umsetzen.<br />
So zum Beispiel das Lernzeitkonto. Wir unterziehen es einem Praxistest.<br />
Die Motivation zum Weiterlernen ist einer<br />
<strong>de</strong>r drei wichtigsten Aspekte, da<strong>mit</strong> Weiterbildung<br />
nachhaltig wird. Das hat Professor<br />
Lutz von Rosenstiel in <strong>de</strong>r aktuellen<br />
Ausgabe <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Fachzeitschrift „Personal<br />
Quarterly“ in einem Interview bestätigt.<br />
Denn gera<strong>de</strong> das Weiterlernen sei<br />
wichtig, da es im Gegensatz zum Weiter-<br />
bil<strong>de</strong>n völlig selbstgesteuert sei. „In<strong><strong>de</strong>m</strong><br />
die Lernen<strong>de</strong>n selbst organisieren, was<br />
und wie sie etwas lernen, i<strong>de</strong>ntifizieren<br />
sie sich viel stärker <strong>mit</strong> diesem neuen<br />
Wissen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n neuen Fertigkeiten“, so<br />
von Rosenstiel im Interiview.<br />
Wer Personalentwicklung betreibt, muss<br />
sich nicht nur Gedanken über Pflichtseminare<br />
machen, son<strong>de</strong>rn auch dazu,<br />
wie man Mitarbeiter zum Weiterlernen<br />
motiviert. Ein Mittel ist, ein freies Budget<br />
zur Verfügung zu stellen (siehe dazu<br />
auch das Praxisbeispiel „Weiterbil<strong>de</strong>n<br />
bei Fraport: Selbst ist <strong>de</strong>r Mitarbeiter“,<br />
in Ausgabe 01/2012). Ein an<strong>de</strong>res Mittel,<br />
<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter zusätzlich ihre ange-<br />
Einführung von Lernzeitkonten<br />
Tipps. Wer Lernzeitkonten im Unternehmen einführen<br />
möchte, sollte einige Ratschläge beherzigen.<br />
· Lernzeitkonten betreffen Change Management: Da<strong>mit</strong><br />
sich Mitarbeiter weiterbil<strong>de</strong>n, um bis zum 67. Lebensjahr<br />
fit zu bleiben, müssen diese Angestellten unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
ihren Lebensstil und die Unternehmen ihre Kultur<br />
än<strong>de</strong>rn.<br />
· Ohne systematisches Arbeitszeitmanagement und Personalentwicklung<br />
sowie ein IT-System ist keine Lernzeitkontoführung<br />
möglich!<br />
· Stellen Sie Pro und Contra von Lernzeitkonten gegenüber.<br />
Achten Sie auf einen Ausgleich von Unternehmens- und<br />
Mitarbeiterinteressen.<br />
· Die Betriebsprüfer <strong>de</strong>r Finanzämter sind oft hilfsbereit –<br />
bitten Sie ruhig um einen Vortrag.<br />
· Über ein Lernkonto darf nur <strong>de</strong>r jeweilige Mitarbeiter verfügen!<br />
Klären Sie aus datenschutzrechtlichen Grün<strong>de</strong>n, welche<br />
Infos Sie über <strong>de</strong>ssen Verwendung speichern dürfen.<br />
· Informieren Sie beson<strong>de</strong>rs gewerblich-technisches Personal<br />
über <strong>de</strong>n Nutzen von Lernkonten. Hier bedarf es einer<br />
geson<strong>de</strong>rten Kommunikationspolitik.<br />
· Analysen <strong>de</strong>s Arbeitsanfalls helfen, <strong>mit</strong> Beschäftigten konstruktiv<br />
ein sinnvolles Lernzeitkontomo<strong>de</strong>ll zu besprechen.<br />
· Achten Sie bei längeren Freistellungsphasen auf <strong>de</strong>n<br />
Erhalt <strong>de</strong>s Sozialversicherungsschutzes.<br />
Überstun<strong>de</strong>n lassen sich natürlich<br />
auch <strong>mit</strong> Pausen abfeiern. Man kann in<br />
dieser Zeit aber auch die eigene Weiterbildung<br />
selbstinitiativ vorantreiben.<br />
30 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
sparte Arbeitszeit in Weiterlernen investieren;<br />
können ist das Lernzeitkonto. Es<br />
funktioniert wie ein Arbeitszeitkonto, auf<br />
das die Mitarbeiter für Weiterbildungso<strong>de</strong>r<br />
vielmehr Weiterlernaktivitäten bei<br />
vollem Lohnausgleich Zeit an<strong>sparen</strong>.<br />
Bisher wenig Verständnis für<br />
das Instrument in <strong>de</strong>r Praxis<br />
Dieses Instrument ist durchaus nicht<br />
neu. Doch einige gesetzliche und praktische<br />
Hür<strong>de</strong>n erschweren die praktische<br />
Umsetzung. Und so wun<strong>de</strong>rt es zunächst<br />
nicht, wenn Praktiker auf die Frage, ob<br />
es Lernzeitkonten in <strong>de</strong>r Praxis gebe, oft<br />
<strong>mit</strong> Kopfschütteln antworten. So auch<br />
Christa Stienen. Lernzeitkonten seien in<br />
<strong>de</strong>r Praxis kein Thema, meint das Präsidiums<strong>mit</strong>glied<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />
Personalmanager e.V.: „Es steht außer<br />
Frage, dass Unternehmen auf ihre Kosten<br />
Mitarbeiter entwickeln, um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben – und zwar individuell.<br />
Was will man auf Konten Ansprüche sammeln,<br />
über die dann nur <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
bestimmt, weil es eben seine sind? Abgesehen<br />
vom Effekt für das Arbeitgeberimage:<br />
Erst das Konto füllen, dann weiterbil<strong>de</strong>n?<br />
Das ist wenig überzeugend“,<br />
merkt die Personalerin an.<br />
Er<strong>mit</strong>tlungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />
<strong>de</strong>r Arbeitgeberverbän<strong>de</strong> (BDA) stützen<br />
diese Einschätzung. Ihr zufolge fin<strong>de</strong>n<br />
drei Viertel aller Weiterbildungen im Job<br />
statt. Das Betriebspanel <strong>de</strong>s Instituts für<br />
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />
von 2009 beziffert die Zahl unter 16.000<br />
Betrieben auf 64 Prozent.<br />
Doch Mechthild Bayer, die beim Verdi-<br />
Hauptvorstand Referentin für Weiterbildung<br />
ist, hält dagegen: „Das stimmt doch<br />
gar nicht, dass Betriebe genügend für die<br />
Weiterbildung tun. Man muss sich generell<br />
fragen, wie Arbeitszeit künftig aufgeteilt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Die Gesellschaft altert,<br />
weiterhin wer<strong>de</strong>n viele Überstun<strong>de</strong>n gemacht<br />
und es bedarf laufen<strong>de</strong>r Qualifizierungen.<br />
In einem Forschungsprojekt<br />
befragen wir <strong>de</strong>rzeit Pflegekräfte zu ihrer<br />
Situation. Viele wissen nicht, wann sie<br />
sich weiterbil<strong>de</strong>n sollen.“<br />
Die Verdi-Referentin for<strong>de</strong>rt rechtliche<br />
Rahmenbedingungen für Bildung, da<strong>mit</strong><br />
diese auch beim Mitarbeiter ankommt.<br />
Lernzeitkonten wären ein geeignetes Mittel.<br />
Verdi hat dazu einen Beraterkreis gegrün<strong>de</strong>t,<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> die Protagonisten <strong>de</strong>s Themas<br />
– <strong>de</strong>r emeritierte Professor Hartmut<br />
Seifert und Rolf Dobischat, Professor für<br />
Wirtschaftspädagogik an <strong>de</strong>r Universität<br />
Duisburg, angehören.<br />
Seifert veröffentlichte 2009 <strong>mit</strong> seinem<br />
Kollegen Gerd Busse ein Gutachten über<br />
tarifliche und betriebliche Regelungen zur<br />
beruflichen Weiterbildung. Das Fazit <strong>de</strong>r<br />
Autoren: Weil Firmen <strong>de</strong>n Gestaltungsspielraum<br />
in Betriebsvereinbarungen zu<br />
wenig füllen und Mitarbeiter aus kleinen<br />
Betrieben o<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> geringem Bildungsniveau<br />
wenig Angebote bekämen, müssten<br />
Finanzierungsmo<strong>de</strong>lle diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Lernzeitkonto als Unterform<br />
<strong>de</strong>s Langzeitkontos<br />
Und gera<strong>de</strong> solche Mo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong>zu<br />
heiß in Politik und Wirtschaft diskutiert.<br />
Denn Lernzeitkonten sind vom<br />
Aufbau her wie Langzeitkonten gestaltet.<br />
Nur dass <strong>de</strong>r einzige Zweck <strong>de</strong>s An<strong>sparen</strong>s<br />
beim Lernzeitkonto die Finanzierung<br />
von selbst initiierter Weiterbildung ist.<br />
Bei Langzeitkonten ist <strong>de</strong>r Verwendungszweck<br />
offen. Der Gesetzgeber gibt lediglich<br />
vor, dass sie zur vollständigen o<strong>de</strong>r<br />
teilweisen Freistellung für Auszeiten betreffend<br />
Familie, Pflege, Sabbaticals o<strong>de</strong>r<br />
eben Weiterbildungen dienen sollen.<br />
Gesetzliche Än<strong>de</strong>rungen heizen<br />
<strong>de</strong>rzeit das Thema an<br />
Aber <strong>de</strong>r Gesetzgeber hat bei <strong>de</strong>n Langzeitkonten<br />
angesichts <strong>de</strong>r Finanzmarktkrise<br />
2008 einiges geän<strong>de</strong>rt. Seit <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Flexi-II-Gesetz sind Arbeitszeitkonten in<br />
Flexi- und Langzeitkonten zu unterteilen.<br />
Gespart wird nur noch Geld, dazu sind<br />
Entgeltanteile wie Urlaubs- und Bildungsurlaubsansprüche<br />
sowie Überstun<strong>de</strong>n<br />
umzuwan<strong>de</strong>ln. Son<strong>de</strong>rzahlungen können<br />
ebenfalls einfließen. Flexikonten <strong>mit</strong> einer<br />
Laufzeit bis zu einem Jahr sollen weiterhin<br />
Konjunkturschwankungen austarieren.<br />
Beim Arbeitgeberwechsel muss das<br />
Ersparte übertragbar sein. Und es muss<br />
eine Sicherung vor Insolvenz und Wertverlusten<br />
geben.<br />
Zu <strong>de</strong>n Folgen dieser Än<strong>de</strong>rungen gibt es<br />
aktuell einen Stichtag: Bis zum 31. März<br />
2012 sollte die Bun<strong>de</strong>sregierung <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Bun<strong>de</strong>stag gemäß § 7g SGB IV berichten,<br />
wie sich das 2009 in Kraft getretene Gesetz<br />
zur Verbesserung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen<br />
für die Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen<br />
(Flexi II) in <strong>de</strong>r Praxis<br />
auswirkt.<br />
Die BDA, die <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung eine<br />
Stellungnahme zur Evaluation von Flexi II<br />
geliefert hat, zeigt sich kritisch. Sie beklagt<br />
bürokratischen Mehraufwand.<br />
„Durch die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Vorschriften zum 1. Januar 2009 für die<br />
Führung und Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten<br />
sind diese weniger attraktiv<br />
gewor<strong>de</strong>n“, erläutert Nora Braun,<br />
Referentin für Arbeitsrecht <strong>de</strong>r BDA.<br />
Personaler beklagen sogar, dass sie es<br />
seit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen <strong>mit</strong> einem Versicherungsthema<br />
zu tun haben. Michael Ries,<br />
Vorstands<strong>mit</strong>glied <strong>de</strong>r AGZWK, Arbeitsgemeinschaft<br />
Zeitwertkonten e.V., bestätigt<br />
dies: „Die Finanzbranche dominiert das<br />
Thema, dabei sind ihre Produkte häufig R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 31
personal- und organisationsentwicklung<br />
R ungeeignet. Viele können Kun<strong>de</strong>n keine<br />
individuellen Lösungen schnei<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn<br />
nur Provisionen kassieren. Bei <strong>de</strong>r<br />
Einrichtung eines solchen Systems benötigt<br />
man ein enormes Fach-Know-how,<br />
es geht um Vergütungssystematiken, Arbeits-,<br />
Sozialversicherungs- und Steuerrecht.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re im Mittelstand fehlt<br />
oft das Know-how und die Berater haben<br />
dieses häufig auch nicht.“<br />
Ries gibt ein Beispiel zur Kapitalanlage:<br />
Wer<strong>de</strong>n Guthaben <strong>mit</strong> mehreren Jahren<br />
Laufzeit gebil<strong>de</strong>t, kann kurzfristig kein<br />
Geld entnommen wer<strong>de</strong>n, weil die Kapitalanlage<br />
das unter Umstän<strong>de</strong>n nicht<br />
zulässt, da sie eine gewisse Wertentwicklung<br />
vorsieht. Dies führe zu stocksteifen<br />
Lösungen, so Ries.<br />
Resümee zum Langzeitkonto:<br />
Flexi II hat abgeschreckt<br />
Einige Unternehmen hat Flexi II tatsächlich<br />
abgeschreckt, weiß Michael Klein,<br />
Betriebsprüfer beim Finanzamt Trier: „Es<br />
gab einige Prüfungsfälle zu Zeitwertkonten.<br />
Nach 2009 hat sich das erledigt. Viele<br />
Firmen reagieren zurückhaltend. Wir<br />
warten ja immer noch auf flankieren<strong>de</strong><br />
Schreiben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums.<br />
Beispielweise ist nicht klar, was in<br />
<strong>de</strong>n Bilanzen zu aktivieren o<strong>de</strong>r zu passivieren<br />
ist.“ Fraglich ist für ihn auch, ob es<br />
genügend Beratungsexpertise am Markt<br />
gibt. Das Thema gehöre in die Hän<strong>de</strong> spezialisierter<br />
Steuerberatungskanzleien.<br />
Dass in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall Expertenwissen bei<br />
diesem Thema vonnöten ist, zeigen auch<br />
die Argumente von Christiane Flüter-<br />
Hoffmanns, Projektleiterin <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Personalpolitik am Institut <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Wirtschaft Köln. Mit Blick auf<br />
Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>mit</strong> Langzeitkonten lernen<br />
Mo<strong>de</strong>lle. Lernzeitkonten sind im Prinzip zu behan<strong>de</strong>ln wie Langzeitkonten <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> alleinigen<br />
Zweck, dass Mitarbeiter die angesparte Zeit in Weiterbildung selbst investieren. Solche<br />
Langzeitkonten sind in vielen Unternehmen schon im Einsatz. Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen und<br />
Mo<strong>de</strong>llen lässt sich vieles für die Einführung von Lernzeitkonten ableiten.<br />
Die Techniker Krankenkasse<br />
(TK) bietet<br />
seit 2006 Langzeitkonten<br />
an. 20<br />
Prozent <strong>de</strong>r rund<br />
10.500 Mitarbeiter<br />
hätten das Angebot<br />
bislang genutzt, sich<br />
ohne Angabe von<br />
Grün<strong>de</strong>n freistellen<br />
zu lassen, so Marco Backendorf, Referent für Gehaltsabrechnung.<br />
Vor Beginn <strong>de</strong>r technischen Umsetzung <strong>de</strong>r<br />
Langzeitkonten hatten die TK und die Gewerkschaft <strong>de</strong>r<br />
Sozialversicherung (GdS) die wesentlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
in einem Tarifvertrag vereinbart. Unter an<strong>de</strong>rem wur<strong>de</strong> die<br />
Freiwilligkeit <strong>de</strong>r Teilnahme festgelegt und mögliche zu<br />
<strong>sparen</strong><strong>de</strong> und zu entnehmen<strong>de</strong> Lohnanteile – Arbeitszeit,<br />
Urlaubstage über <strong>de</strong>n gesetzlichen Anspruch hinaus, Überstun<strong>de</strong>n<br />
ohne Zuschlag, Son<strong>de</strong>rzahlung, Prämien, Jubiläumszuwendungen<br />
et cetera. Die TK sichert das angesparte<br />
Wertguthaben <strong>de</strong>r Mitarbeiter über eine Treuhandlösung<br />
in Form eines „Contractual Trust Arrangements“ (CTA):<br />
Guthaben wer<strong>de</strong>n auf einen externen Treuhän<strong>de</strong>r übertragen.<br />
Dieser ist ein eingetragener I<strong>de</strong>alverein, <strong>de</strong>r allein für<br />
die TK die Vermögensanlage vornimmt. Dies bewog die<br />
Bun<strong>de</strong>sanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht von <strong>de</strong>r<br />
Erlaubnispflicht nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Kreditwirtschaftsgesetz abzusehen.<br />
Beim Energieunternehmen MVV Energie AG führen 120<br />
von 1.600 Beschäftigten ein Langzeitkonto. Von diesen<br />
haben sich 20 über ihr Guthaben freistellen lassen. Über<br />
die Einführung berichtet Thorsten Echterhof, Leiter <strong>de</strong>s<br />
Competence Centers HR: „Wir sind lange im Voraus in<br />
verschie<strong>de</strong>ne Gespräche gegangen, um zu erfragen, ob<br />
überhaupt Interesse an diesem Arbeitszeitmo<strong>de</strong>ll im Unternehmen<br />
besteht.“ Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> sich dies bestätigt habe, sei<br />
<strong>de</strong>r Betriebsrat einbezogen wor<strong>de</strong>n. Danach wur<strong>de</strong> eine<br />
Betriebsvereinbarung geschlossen. Die Teilnahme am<br />
Angebot sei freiwillig und brauche flankieren<strong>de</strong> Informationen.<br />
„Zweimal jährlich erhalten unsere Mitarbeiter außer<strong><strong>de</strong>m</strong><br />
einen Kontoauszug <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> aktuellen Stand. Wir erleben,<br />
dass vor allem übertariflich beschäftigte Mitarbeiter<br />
das Angebot <strong>de</strong>rzeit nutzen“, so Echterhof. MVV Energie<br />
investiere die Guthaben in Kapitalanlagemo<strong>de</strong>lle einer<br />
Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r Deutschen Bank. Der Freistellungsanspruch<br />
entspreche <strong><strong>de</strong>m</strong> Gegenwert <strong>de</strong>r Wertpapiere und<br />
<strong>de</strong>r Wertentwicklung. Da nicht je<strong>de</strong>r Arbeitgeber Langzeitkonten<br />
anbiete,<br />
können noch bestehen<strong>de</strong><br />
Guthaben im<br />
Falle eines Wechsels<br />
beim Deutschen<br />
Rentenversicherer<br />
Bund eingezahlt<br />
o<strong>de</strong>r komplett<br />
ausgezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />
32 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>l befürworte<br />
sie lebenslanges Lernen, nicht aber Lernzeitkonten.<br />
Denn dafür gebe es noch<br />
viele Stolpersteine in <strong>de</strong>n Unternehmen:<br />
Frauen könnten teilweise aufgrund von<br />
Familien- und Pflegezeiten sowie Teilzeitjobs<br />
weniger <strong>sparen</strong> als Männer. Und<br />
nicht in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen wür<strong>de</strong>n<br />
Überstun<strong>de</strong>n systematisch gezählt.<br />
Entsprechend selten sind bisher noch<br />
Lang- und Lernzeitkonten in <strong>de</strong>r Praxis.<br />
Das IAB hat zuletzt 2008 Zahlen dazu im<br />
Betriebspanel erhoben. Studienleiter Lutz<br />
Bellmann erklärt: „Nur zwei Prozent <strong>de</strong>r<br />
Betriebe führen Konten <strong>mit</strong> einer Laufzeit<br />
von über einem Jahr. Von diesen gaben<br />
41 Prozent als möglichen Verwendungszweck<br />
Langzeitfreistellungen, 30 Prozent<br />
Lebensarbeitszeitverkürzung, 29<br />
Prozent Familien- und Pflegeauszeiten<br />
und 21 Prozent Weiterbildung an. Die<br />
tatsächliche Nutzung konnten wir nicht<br />
erheben.“ Aus einer Online-Umfrage <strong>de</strong>s<br />
Diplom-Soziologen Horan Lee von <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität München unter<br />
335 Betriebsräten geht für das Jahr 2008<br />
hervor, dass die Räte zum Teil fürchten,<br />
dass die Langzeitkonten hart erkämpfte<br />
Betriebsvereinbarungen zur Weiterbildung<br />
aufweichen und Mitarbeiter finanzielle<br />
Einbußen erlei<strong>de</strong>n.<br />
Mit Lernzeitkonten <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>l vorantreiben<br />
Dass es aber durchaus eines grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>ls im Weiterbildungssystem<br />
bedarf, erklärt Thomas Bartscher, HR-<br />
Professor an <strong>de</strong>r Hochschule Deggendorf:<br />
„Wir müssen uns fragen, wie Arbeitsphasen<br />
generell bewirtschaftet wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Es muss nach intensiven Phasen Entschleunigung<br />
geben. Gera<strong>de</strong> Leistungsträger<br />
disqualifizieren sich schleichend,<br />
wenn sie keine Zeit zur Neuorientierung<br />
haben. Und die Zeit, die man ihnen gewährt,<br />
muss man auch gewerblich-technischem<br />
Personal geben.“ Sie müssten<br />
lernen, ihr Arbeitsleben vorausschauend<br />
zu planen. Wenn man dies zulasse, stelle<br />
sich die Frage nach Lernzeitkonten von<br />
ganz allein, meint Bartscher.<br />
Und so gibt es auch einige Unternehmen,<br />
die sich an Lernzeitkonten herantrauen:<br />
Bei <strong>de</strong>n Stadtwerken Dinslaken dienen<br />
Lernzeitkonten Mitarbeitern dazu, sich<br />
für private Weiterbildungsinteressen freistellen<br />
zu lassen. Sind die Inhalte teilweise<br />
im Job anwendbar, wird <strong>mit</strong> Beteiligung<br />
<strong>de</strong>s Betriebsrats entschie<strong>de</strong>n, wie<br />
viel Guthaben <strong>de</strong>r Mitarbeiter einbringen<br />
sollte. Grundlage für die generelle Bedarfser<strong>mit</strong>tlung<br />
ist das jährliche Mitarbeitergespräch.<br />
Um bürokratischen Mehraufwand zu<br />
vermei<strong>de</strong>n, finanziert <strong>de</strong>r kommunale<br />
Dienstleister Guthaben vor, die <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
nach seiner Maßnahme zurückzahlt,<br />
so Personalleiter Andreas Heinrich.<br />
Die Ausnahme ist jedoch die Aufstiegsfortbildung<br />
– zum Beispiel Meisterkurse<br />
– welche im Betrieb nicht zwingend notwendig<br />
sind. Hier bringen Beschäftigte<br />
für rund 1.000 Freistellungsstun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Jahresurlaub aus beispielsweise zwei Jahren<br />
und aus einem Arbeitszeitguthaben<br />
aus bis zu 250 Überstun<strong>de</strong>n ein.<br />
Eine geson<strong>de</strong>rte Betriebsvereinbarung<br />
gibt es zu <strong>de</strong>n Konten nicht, meint Heinrich.<br />
Allerdings hätte sich gezeigt, dass<br />
Führungskräfte inzwischen ihre Guthaben<br />
nicht mehr einlösen, da ihnen schlicht<br />
die Zeit fehle. Bei <strong>de</strong>n gewerblich-technischen<br />
Mitarbeitern sei ein Rückgang<br />
bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Lernzeitkonten zu<br />
verzeichnen.<br />
Fokus <strong>de</strong>s Instruments auf<br />
bestimmte Mitarbeiter lenken<br />
Beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen<br />
Deloitte dienen Lernzeitkonten Mitarbeitern<br />
<strong>de</strong>r Sparte Wirtschaftsprüfung<br />
dazu, sich für die Vorbereitung und Prüfungen<br />
ihrer Berufsexamina freistellen zu<br />
lassen. „Für die wenigen erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Wochen müssen sie nicht lang <strong>sparen</strong>,<br />
zumal Deloitte einen Grundstun<strong>de</strong>nsatz<br />
finanziert, <strong>de</strong>r durch Überstun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Mitarbeiters erweiterbar ist. Diesen<br />
Satz han<strong>de</strong>ln wir gera<strong>de</strong> neu <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
aus“, erklärt Jens Landwehr,<br />
Manager Human Capital Advisory<br />
Service.<br />
Als Berater kann er zu<strong><strong>de</strong>m</strong> berichten, dass<br />
Deloitte aktuell einen Kun<strong>de</strong>nauftrag für<br />
<strong>de</strong>n Aufbau von Lernzeitkonten für Teilzeitkräfte<br />
vorliegt. Das künftige Mo<strong>de</strong>ll<br />
soll die Attraktivität <strong>de</strong>r Arbeitsplätze und<br />
Entwicklungschancen steigern. Dies täte<br />
auch im gewerblichen Bereich not, meint<br />
Landwehr. Allerdings seien Mitarbeiter<br />
schwer zu motivieren, weil sie auf je<strong>de</strong>n<br />
Cent schauen müssten. Eine Möglichkeit<br />
sieht Landwehr trotz<strong><strong>de</strong>m</strong>: Der Abbau von<br />
Überstun<strong>de</strong>n könnte vom Vorgesetzten<br />
zweckgebun<strong>de</strong>n genehmigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Beim Langzeitkonto auch<br />
für Weiterbildung werben<br />
Das Beispiel <strong>de</strong>s Klinikums Stuttgart wie<strong>de</strong>rum<br />
zeigt einen sehr praktikablen Weg<br />
auf, <strong>de</strong>r das Ziel <strong>de</strong>s eigenständigen Weiterlernens<br />
zwar nicht im Fokus hat, aber<br />
es immerhin <strong>mit</strong>bedacht hat. Das Klinikum<br />
hat Langzeitkonten für seine 7.000<br />
Mitarbeiter zum 1. Januar 2012 eingeführt<br />
und möchte da<strong>mit</strong> seine Arbeitgeberattraktivität<br />
erhöhen.<br />
Den Verwendungszweck hat das Klinikum<br />
zwar offengelassen, aber immerhin<br />
die Option, die Auszeit <strong>mit</strong> Weiterbildung<br />
zu füllen, an die Mitarbeiter herangetragen:<br />
„In unserer Infokampagne haben wir<br />
aber auch ein Fallbeispiel zur Weiterbildung<br />
aufgeführt. Ärzte haben ja ohnehin<br />
drei Tage im Jahr und Krankenschwestern<br />
zehn Tage im Jahr Anspruch auf Bildungsurlaub.<br />
Dieser ist nebst Mehrstun<strong>de</strong>n und<br />
allen an<strong>de</strong>ren Lohnbezügen einbringbar“,<br />
so Schimandl.<br />
Aussetzungen bei <strong>de</strong>r Einzahlung seien<br />
möglich. Mitarbeiter könnten ihr Konto<br />
parallel zur betrieblichen Altersvorsorge<br />
freiwillig führen. Die Min<strong>de</strong>stentnahme<br />
betrage einen Monat. Bei vorzeitiger<br />
Beendigung <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses sei<br />
das Guthaben auf die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund übertragbar. Die Insolvenzsicherung<br />
gestalte sich für <strong>de</strong>n<br />
kommunalen Betrieb weniger brisant, so<br />
Schimandl. Aufgesetzt wur<strong>de</strong> das Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>mit</strong> einem externen Berater.<br />
Welches ein gangbarer Weg ist, <strong>de</strong>r die<br />
praktischen und gesetzlichen Hür<strong>de</strong>n<br />
überwin<strong>de</strong>t, muss je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />
also – wie so oft – für sich selbst entschei<strong>de</strong>n.<br />
Die positiven Beispiele zeigen,<br />
dass das Lernzeitkonto als Instrument im<br />
lebenslangen Lernen durchaus nützlich<br />
sein kann. Schließlich ist es ein starkes<br />
Symbol, <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen sich attraktiver<br />
machen und zeigen, dass ihnen<br />
an <strong>de</strong>r beständigen Fortbildung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
gelegen ist – auch außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Korsetts von Pflichtseminaren.<br />
Stefanie Heine<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 33
personal- und organisationsentwicklung<br />
Wer nachfragt, muss auch<br />
<strong>mit</strong> harten Antworten leben<br />
MITARBEITERBEFRAGUNG. In <strong>de</strong>r Gesenkschmie<strong>de</strong> Otto Röhrig hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren einiges in <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s Unternehmens getan. Ob dabei die<br />
Mitarbeiter noch <strong>mit</strong>ziehen, sollte eine Mitarbeiterumfrage belegen. Und die Vermutung<br />
<strong>de</strong>s Geschäftsführers bestätigte sich: Dabei kamen einige kritische Antworten heraus.<br />
Das Unternehmen zeigt vorbildlich, wie man da<strong>mit</strong> umgeht.<br />
Das <strong>mit</strong>telständische Unternehmen Otto<br />
Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong> GmbH wur<strong>de</strong><br />
1895 in Solingen gegrün<strong>de</strong>t und fertigt<br />
seit<strong><strong>de</strong>m</strong> vielfältige und anspruchsvolle<br />
Schmie<strong>de</strong>stücke. Otto Röhrig zählt zu<br />
<strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Herstellern von Rohwaren<br />
für chirurgische Instrumente <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Schwerpunkt Scheren.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Markt wan<strong>de</strong>lten die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an das Unternehmen. Dazu<br />
Umfrageergebnisse<br />
in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
Aktueller Fall. „Misstrauensvotum<br />
gegen Blessing“, so titelte die<br />
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“<br />
(FAZ) am 16. Dezember. Der Artikel<br />
zeigt, wie groß die Wirkung einer<br />
Mitarbeiterumfrage sein kann: Die<br />
Zeitung veröffentlichte die unerfreulichen<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Umfrage<br />
in <strong>de</strong>r Commerzbank AG. Ein Beispiel:<br />
67 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />
wür<strong>de</strong>n ihre Bank nicht uneingeschränkt<br />
an Bekannte weiterempfehlen.<br />
Die Ergebnisse stehen<br />
je<strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter im Intranet zur<br />
Verfügung. Und das Unternehmen<br />
will offensichtlich auch weiterhin<br />
auf die offene Kommunikationspolitik<br />
setzen. Die Lehre für an<strong>de</strong>re:<br />
Wer so offen kommuniziert, muss<br />
Maßnahmen ableiten.<br />
zählen insbeson<strong>de</strong>re technische Entwicklungen<br />
und Än<strong>de</strong>rungen im Gesenk- und<br />
Werkzeugbau sowie im Schmie<strong>de</strong>prozess,<br />
organisatorisch gestiegene Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
im Fertigungsablauf sowie die Internationalisierung<br />
<strong>de</strong>s Markts <strong>de</strong>r Medizintechnik.<br />
Diese erfor<strong>de</strong>rn verstärkt Innovation<br />
und Qualität in <strong>de</strong>r Herstellung sowie im<br />
Vertrieb <strong>de</strong>r Produkte.<br />
Für Otto Röhrig be<strong>de</strong>uten die benannten<br />
Faktoren unter an<strong>de</strong>rem ein schnelleres,<br />
individuelleres Reagieren auf die Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und eine <strong><strong>de</strong>m</strong>entsprechend<br />
regelmäßige Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Fertigungsplanung. Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> wur<strong>de</strong> aus<br />
strategischen Grün<strong>de</strong>n im Jahr 2010 eine<br />
weitere Gesenkschmie<strong>de</strong> übernommen.<br />
Diese Übernahme galt es technisch und<br />
organisatorisch zu gestalten. So sollte in<br />
einem umfassen<strong>de</strong>n Prozess, gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r IGS Organisationsberatung, die<br />
Organisation in Bezug auf unterschiedlichste<br />
Parameter beleuchtet und hinterfragt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Geschäftsführer will<br />
Klarheit über die Stimmung<br />
Für <strong>de</strong>n Geschäftsführer war in diesem<br />
Prozess das Betriebsklima ein wichtiger<br />
Parameter. Das Betriebsklima stellt für<br />
Otto Röhrig einen be<strong>de</strong>utsamen Erfolgsfaktor<br />
dar und dient als Wettbewerbsfaktor,<br />
auch in Abgrenzung zur Konkurrenz:<br />
Das gute Betriebsklima bei Otto Röhrig<br />
zeigte sich seit Jahren in <strong>de</strong>r stets sehr<br />
geringen Fluktuation sowie in <strong>de</strong>r guten<br />
und freundlichen Stimmung untereinan<strong>de</strong>r.<br />
Jedoch stellte die Geschäftsführung<br />
im Zuge <strong>de</strong>r oben beschriebenen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
eine Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />
Betriebsklimas fest. Da bis zu diesem<br />
Zeitpunkt eine hohe Aufmerksamkeit auf<br />
die organisatorische Gestaltung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />
gelegt wur<strong>de</strong>, sollten nun die<br />
zwischenmenschlichen Faktoren bei <strong>de</strong>r<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen beleuchtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Betriebsklima setzt sich aus <strong>de</strong>n subjektiven<br />
Empfindungen <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />
in Bezug auf die Firma, die Arbeit und die<br />
zwischenmenschlichen Kontakte sowie<br />
die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>mit</strong> diesen Aspekten zusammen.<br />
So<strong>mit</strong> wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n, eine<br />
Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse durchzuführen.<br />
Ein Teilnehmer einer Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r IGS-Organisationsberatung formulierte<br />
treffend: „Zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter<br />
wer<strong>de</strong>n zu positiven Multiplikatoren“<br />
(Führungspraxis, 2009).<br />
So stellte sich die Frage: Wie geht man<br />
an dieses Thema heran? Die Tür <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
ist für alle Angelegenheiten<br />
bei Otto Röhrig, auch explizit für die <strong>de</strong>r<br />
Belegschaft, offen. Dennoch wur<strong>de</strong> als<br />
Befragungsart zur Analyse <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
das freiwillige, persönliche Gespräch<br />
<strong>mit</strong> einer externen Beraterin ausgewählt.<br />
Dies bot die Möglichkeit, Themen zu besprechen,<br />
die sonst bevorzugt im anonymen<br />
Raum platziert wer<strong>de</strong>n. Auf diese<br />
Weise konnte eine gesteigerte Offenheit<br />
gewährleistet wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Prozess <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />
konnte in vier Oberpunkte eingeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der erste umfasste die Konzeption<br />
<strong>de</strong>s Interviewleitfa<strong>de</strong>ns. Der zweite Punkt<br />
beinhaltete die Durchführung <strong>de</strong>r Analyse.<br />
Und <strong>de</strong>r dritte Oberpunkt beschrieb<br />
die Diskussion <strong>de</strong>r Ergebnisse aus <strong>de</strong>r R<br />
34 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Messen. Das Betriebsklima<br />
lässt sich nicht so genau<br />
messen, wie es eine Stoppuhr<br />
zulässt. Um es zu verbessern,<br />
braucht es einen umfassen<strong>de</strong>n<br />
Prozess <strong>de</strong>r Messung und<br />
Ableitung von Maßnahmen.<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 35
personal- und organisationsentwicklung<br />
R Analyse. Im vierten folgte die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r erarbeiteten Maßnahmen als Resultat<br />
aus <strong>de</strong>r Analyse.<br />
Quelle: IGS Organisationsberatung<br />
Interviewleitfa<strong>de</strong>n als Basis<br />
für persönliche Gespräche<br />
Gemeinsam <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Geschäftsführer<br />
wur<strong>de</strong> ein Leitfa<strong>de</strong>n entwickelt, nach<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> die persönlichen Gespräche geführt<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. Dabei wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong><br />
Themen aufgegriffen:<br />
• Stimmung im Betrieb allgemein,<br />
• Zusammenarbeit von Betrieb und Verwaltung,<br />
• Führung im Betrieb und Erleben <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsführers im Betriebsalltag,<br />
• Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Marktbedingungen<br />
und Auswirkungen <strong>de</strong>rer<br />
auf die eigene Arbeit und <strong>de</strong>n Betrieb<br />
allgemein (neue Artikelgruppen, Unklarheiten<br />
bei <strong>de</strong>r Arbeit, Arbeitsbelastung),<br />
• Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung nach Übernahme<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gesenkschmie<strong>de</strong>,<br />
• Vorschläge zur Verbesserung.<br />
Prozess <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />
Dieser Leitfa<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Führungskräften<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens, einem Betriebsleiter<br />
und einem Vorarbeiter, sowie<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Assistenten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
vorgestellt. Es bestand die Möglichkeit,<br />
<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n gemeinsam anzupassen<br />
und abzustimmen.<br />
Anschließend fand eine Mitarbeiterversammlung<br />
statt, in <strong>de</strong>r die Mitarbeiter<br />
Informationen zur Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />
und <strong><strong>de</strong>m</strong> Leitfa<strong>de</strong>n für die Interviews erhielten.<br />
An zwei Tagen hat die externe<br />
Beraterin die Gespräche <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
geführt. Diese Art <strong>de</strong>r Meinungsbefragung<br />
war bis dato ein unbekanntes<br />
Tool bei Otto Röhrig. Da<strong>mit</strong> bestand das<br />
Risiko, dass sich die Belegschaft nur zögerlich<br />
an <strong>de</strong>n Gesprächen beteiligte. Dies<br />
hat sich jedoch nicht bestätigt. Die Beteiligung<br />
<strong>de</strong>r Belegschaft war sehr hoch:<br />
Über 80 Prozent nahmen die Gelegenheit<br />
wahr, sich über ihre Zufrie<strong>de</strong>nheit zu äußern.<br />
So konnte aus externer Sicht <strong>de</strong>r<br />
erste Schluss gezogen wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />
spezielle Form <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />
angenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Vorgehen. Viele Unternehmen stehen vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung, das<br />
Betriebsklima infolge von einigen Verän<strong>de</strong>rungen wie<strong>de</strong>r herzustellen.<br />
Vier Schritte sollten dabei in <strong>de</strong>r Praxis beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Verbessertes Betriebsklima<br />
Interviewleitfa<strong>de</strong>n<br />
· Entwicklung <strong>de</strong>s Interviewleitfa<strong>de</strong>ns <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Geschäftsführer<br />
· Vorstellung <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns vor Betriebsleiter,<br />
Vorarbeiter und Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
· Abstimmen <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Analyse<br />
· Vorstellung <strong>de</strong>r Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse<br />
in Mitarbeiterversammlung<br />
· Durchführung <strong>de</strong>r Mitarbeiterinterviews<br />
· Auswertung <strong>de</strong>r Interviews<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Analyse<br />
· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse vor Geschäftsführung<br />
· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse vor Betriebsleiter,<br />
Vorarbeiter und Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
· Gemeinsames Ableiten von Maßnahmen<br />
· Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse und Maßnahmen vor<br />
Belegschaft in <strong>de</strong>r Mitarbeiterversammlung<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
· Infoveranstaltungen<br />
· Vormannbesprechungen<br />
Die ausgewerteten Ergebnisse aus <strong>de</strong>n Interviews<br />
haben zuerst die Geschäftsführer<br />
sowie <strong>de</strong>r Betriebsleiter, <strong>de</strong>r Vorarbeiter<br />
und <strong>de</strong>r Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
erhalten. Nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
haben diese gleichberechtigt <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Geschäftsführer und <strong>de</strong>r IGS-Organisationsberatung<br />
Ansatzpunkte und mögliche<br />
Maßnahmen entwickelt. Das Erarbeitete<br />
wur<strong>de</strong> im Anschluss gemeinsam<br />
diskutiert und beschlossen.<br />
Ergebnisse bestätigen die<br />
ersten Vermutungen<br />
Der Belegschaft wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />
und die Handlungsfel<strong>de</strong>r in einer weiteren<br />
Mitarbeiterversammlung vorgestellt:<br />
Die Zufrie<strong>de</strong>nheitsanalyse bei <strong>de</strong>n<br />
Mitarbeitern bestätigte die Vermutung <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsführers von einer <strong>mit</strong>tleren allgemeinen<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit – in Schulnoten<br />
ausgedrückt lag sie bei „befriedigend“.<br />
Diese <strong>mit</strong>tlere Zufrie<strong>de</strong>nheit kam durch<br />
ein Zusammenspiel <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Aspekte zustan<strong>de</strong>, die durch <strong>de</strong>n<br />
Leitfa<strong>de</strong>n erfragt wur<strong>de</strong>n. Die Belegschaft<br />
betonte, dass die Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />
Betriebs <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Verwaltung gut funktionierte.<br />
Die geän<strong>de</strong>rten Marktbedingungen<br />
und die Auswirkungen <strong>de</strong>rer in Form von<br />
neuen Artikelgruppen, Än<strong>de</strong>rungen in Arbeitsabläufen<br />
und <strong>de</strong>r empfun<strong>de</strong>nen Arbeitsbelastung<br />
stellten kein Problem für<br />
die Belegschaft dar. „Die Beschaffenheit<br />
und die Organisation <strong>de</strong>r Arbeit“ waren<br />
so<strong>mit</strong> für die Beschäftigten bei Otto Röhrig<br />
zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />
Punkte, die unter „Informationen über<br />
die Arbeit“ zusammengefasst wer<strong>de</strong>n<br />
können, hatten hingegen negative Auswirkungen<br />
auf die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Belegschaft.<br />
Zum einen gab es Informationen,<br />
die zum Teil als „fehlend“ beschrieben<br />
wur<strong>de</strong>n. Darunter fiel zum Beispiel<br />
die Berechnung <strong>de</strong>r Akkordzuschläge.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren gab es Informationen, die<br />
„nicht korrekt und nicht zeitnah“ ankamen,<br />
sodass sich die Belegschaft einzelne<br />
Situationen o<strong>de</strong>r Entscheidungen selbst<br />
erklärte. Es entstan<strong>de</strong>n Verzerrungen<br />
zwischen Informationen, die in <strong>de</strong>r Belegschaft<br />
vorherrschten, und Informationen,<br />
die die Geschäftsführung glaubte in die<br />
Belegschaft getragen zu haben. Dies war<br />
beispielsweise bei <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />
36 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
AUTOREN<br />
Ralf Zimmermann<br />
ist Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Otto Röhrig<br />
Gesenkschmie<strong>de</strong><br />
GmbH. Mit <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />
hat er <strong>de</strong>n Grundsatz<br />
von Otto Röhrig „Mitarbeiter sind das<br />
wichtigste Gut“ neu umgesetzt.<br />
Schmalzgraben 7<br />
42655 Solingen<br />
Tel. 0212 599600<br />
info@otto-roehrig.<strong>de</strong><br />
www.otto-roehrig.<strong>de</strong><br />
Anna Lena<br />
Thomas<br />
ist seit 2009 Beraterin<br />
und Projektleiterin<br />
bei <strong>de</strong>r IGS<br />
Organisationsberatung. Sie hat das<br />
Projekt bei <strong>de</strong>r Otto Röhrig Gesenkschmie<strong>de</strong><br />
GmbH begleitet.<br />
Augustinusstr. 11d<br />
50226 Frechen-Königsdorf<br />
Tel. 02234 933569-3<br />
annalena.thomas@igs-beratung.<strong>de</strong><br />
www.igs-beratung.<strong>de</strong><br />
zweiten Gesenkschmie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall. Die Firmen<br />
sind zwar unabhängig voneinan<strong>de</strong>r,<br />
jedoch hatten manche Mitarbeiterinnen<br />
o<strong>de</strong>r Mitarbeiter die Befürchtung, nach<br />
<strong>de</strong>r Übernahme die Arbeit aus <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Firma <strong>mit</strong> übernehmen zu müssen.<br />
Auch nicht ausführlich genug kommentierte<br />
Än<strong>de</strong>rungen im Führungsverhalten<br />
<strong>de</strong>r Führungskräfte, welches auf die<br />
eingangs beschriebenen Marktverän<strong>de</strong>rungen<br />
zurückzuführen ist, führte zu Unsicherheit.<br />
Die Verhaltensän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsführers und <strong>de</strong>s Betriebsleiters,<br />
weniger Zeit am Tag im Betrieb zu verbringen,<br />
wur<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Belegschaft<br />
<strong>mit</strong> einer verringerten Wertschätzung<br />
ihnen gegenüber beziehungsweise einem<br />
geringeren Interesse an ihnen vermutet.<br />
Aus <strong>de</strong>n Punkten ergaben sich unterschiedliche<br />
Handlungsfel<strong>de</strong>r:<br />
Der vermuteten verringerten Wertschätzung<br />
begegnete <strong>de</strong>r Geschäftsführer in<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiterversammlung offen. Er<br />
sprach das Thema verän<strong>de</strong>rte Markt- und<br />
Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen an, welche einen<br />
erhöhten Kun<strong>de</strong>nkontakt erfor<strong>de</strong>rn. Er<br />
formulierte daher das Vorhaben seitens<br />
aller Führungskräfte, die Wertschätzung<br />
zukünftig stärker im Betriebsalltag ver<strong>de</strong>utlichen<br />
zu wollen, obwohl die Präsenzzeiten<br />
<strong>de</strong>r Führungskräfte im Betrieb<br />
abnehmen. Aus <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n<br />
aufgeführten „Informationsmängeln“<br />
ergaben sich die Haupthandlungsfel<strong>de</strong>r<br />
„Kommunikation und Informationsfluss<br />
in <strong>de</strong>r Firma“.<br />
Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Betriebsversammlung<br />
von <strong>de</strong>r Belegschaft angesprochene<br />
Verbesserungsvorschläge thematisiert.<br />
Manche Hinweise wur<strong>de</strong>n zunächst<br />
auf eine Vorschlagsliste geschrieben, die<br />
neben <strong><strong>de</strong>m</strong> Tagesgeschäft nacheinan<strong>de</strong>r<br />
überdacht und angegangen wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Zu jenen Vorschlägen zählten beispielsweise<br />
die Ausweitung <strong>de</strong>s Sportangebots,<br />
Unterstützung bei <strong>de</strong>r Raucherentwöhnung<br />
o<strong>de</strong>r die Einführung einer<br />
Rückenschule. Hierzu wur<strong>de</strong>n bereits<br />
Angebote eingeholt.<br />
Umsetzung in die Betriebspraxis<br />
ist absolute Pflicht<br />
Die Haupthandlungsfel<strong>de</strong>r sollten themenspezifisch<br />
unterschiedlich behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Bewältigung von vorangegangenen<br />
Informationsdifferenzen sollten<br />
freiwillige Informationsveranstaltungen<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n. Zur Verhin<strong>de</strong>rung<br />
von zukünftigen Informationsdifferenzen<br />
sollte eine neue Form <strong>de</strong>r Informationsver<strong>mit</strong>tlung<br />
institutionalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Da bei <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gesenkschmie<strong>de</strong><br />
bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern Fragen, wie oben erläutert,<br />
unbeantwortet waren, bot <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführer eine freiwillige Informationsveranstaltung<br />
an, in <strong>de</strong>r diese Fragen<br />
geklärt wer<strong>de</strong>n sollten. Eine weitere<br />
Informationsveranstaltung wur<strong>de</strong> von<br />
<strong>de</strong>r Buchhalterin <strong>de</strong>s Unternehmens zur<br />
Erläuterung <strong>de</strong>r Akkordzuschläge <strong>de</strong>r Belegschaft<br />
angeboten.<br />
Aus <strong>de</strong>n Überlegungen, wie künftig<br />
Missverständnisse bei Informationen<br />
verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können, entstand die<br />
„Informationsrun<strong>de</strong> Betrieb“. Die Belegschaft<br />
wur<strong>de</strong> in vier Gruppen eingeteilt.<br />
Die Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppen erfolgte<br />
unabhängig von <strong><strong>de</strong>m</strong> eigentlichen<br />
Arbeitsplatz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigentlichen Abteilung.<br />
So<strong>mit</strong> konnte gewährleistet wer<strong>de</strong>n,<br />
dass die Kommunikation über <strong>de</strong>n eigentlichen<br />
Wirkungskreis <strong>de</strong>s Einzelnen hinaus<br />
geschehen musste. In je<strong>de</strong>r Gruppe<br />
wur<strong>de</strong> ein Gruppensprecher bestimmt,<br />
<strong>de</strong>r in einer monatlichen Gesprächsrun<strong>de</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Gruppensprechern <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Gruppen sowie <strong><strong>de</strong>m</strong> Assistenten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
zusammenkommt. Ziel<br />
<strong>de</strong>r Informationsrun<strong>de</strong>n ist die gegenseitige<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung von Informationen.<br />
Der Assistent <strong>de</strong>s Geschäftsführers gibt<br />
dabei Informationen <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
in <strong>de</strong>n Betrieb. Die Gruppensprecher tragen<br />
Informationen, die sie zuvor in ihrer<br />
Gruppe gesammelt haben, über <strong>de</strong>n Assistenten<br />
an die Geschäftsleitung. Vorteile<br />
dieser Form <strong>de</strong>r Informationsver<strong>mit</strong>tlung<br />
gibt es einige:<br />
• Das anonymisierte Herantragen von<br />
Wünschen und Anregungen an <strong>de</strong>n Geschäftsführer,<br />
also eine Verbesserung<br />
<strong>de</strong>s Informationsflusses von und zur<br />
Geschäftsleitung<br />
• Gezieltes Informieren <strong>de</strong>r Belegschaft<br />
• Unverzügliche Beseitigung von Fragen<br />
o<strong>de</strong>r Unklarheiten<br />
• Eine Erhöhung <strong>de</strong>r Tran<strong>sparen</strong>z von<br />
Entscheidungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
• Eine Steigerung <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>s Betriebsklimas<br />
durch Einbeziehung <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />
In Bezug auf die Steigerung <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
beziehungsweise <strong>de</strong>s Betriebsklimas<br />
zeigte sich ein beson<strong>de</strong>rer Effekt,<br />
<strong>de</strong>r un<strong>mit</strong>telbar nach <strong>de</strong>n Interviews und<br />
noch vor <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>rer zu beobachten<br />
war: Das Betriebsklima untereinan<strong>de</strong>r<br />
schien sofort gelockert, sicherer<br />
und insgesamt verbessert. Dies zeigt, was<br />
allein auf die Partizipation und dadurch<br />
ver<strong>mit</strong>telte Wertschätzung bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern bewirken<br />
kann.<br />
Die ergriffenen Maßnahmen sind wichtige<br />
Bausteine in <strong><strong>de</strong>m</strong> beschriebenen Prozess,<br />
einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor<br />
für Otto Röhrig dauerhaft und trotz Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
zu stabilisieren: Das gute<br />
Betriebsklima.<br />
Ralf Zimmermann, Anna Lena Thomas<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 37
special burn-out<br />
Burn-out sensibel<br />
zur Sprache bringen<br />
GESPRÄCHSLEITFADEN. Führungskräfte auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Gebiet psychischer Beeinträchtigungen<br />
zu qualifizieren, wird immer dringlicher und wichtiger. Zwar ist es an <strong>de</strong>n Betroffenen,<br />
sich professionell helfen zu lassen. Parallel benötigen sie aber ein Arbeitsumfeld, das<br />
geprägt ist von konstruktiver Aufgeschlossenheit für ihre Situation. Wie Führungskräfte<br />
diese Aufgeschlossenheit leben können, zeigt dieser Fachartikel von Marion Ba<strong>de</strong>nhop.<br />
Auf die Frage, ob es ihm geholfen hätte,<br />
wenn man ihn auf seine Situation angesprochen<br />
hätte, antwortet <strong>de</strong>r ehemalige<br />
Vertriebs<strong>mit</strong>arbeiter (49, Dipl.-Ing.): „Ja,<br />
ich war wirklich fertig und dachte, <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren müsse es doch auffallen.“ Doch<br />
die an<strong>de</strong>ren hatten genug an<strong>de</strong>re Dinge<br />
zu tun. So kam es zum totalen Zusammenbruch.<br />
Was für diesen Menschen<br />
folgte, war ein Aufenthalt in einer psychosomatischen<br />
Klinik, eine ambulante<br />
Psychotherapie sowie ein begleiten<strong>de</strong>s<br />
Business-Coaching.<br />
Was für sein Unternehmen folgte, war<br />
Bestürzung und da<strong>mit</strong> einhergehend eine<br />
temporäre Lähmung im Vertriebsteam<br />
sowie ein signifikanter Umsatzrückgang<br />
mangels kurzfristig verfügbarer Vertretung.<br />
Nach heutiger Einschätzung <strong>de</strong>s<br />
betroffenen Vertriebs<strong>mit</strong>arbeiters hätte<br />
vieles durch eine frühzeitige Aussprache<br />
über sein Befin<strong>de</strong>n und die wahrnehmbaren<br />
Verhaltensverän<strong>de</strong>rungen vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n können: „Aus heutiger<br />
Sicht kann ich sagen, bestimmt hätte ich<br />
mich in einem Gespräch über kurz o<strong>de</strong>r<br />
lang geöffnet.“ Aber er habe sich nicht<br />
aufdrängen wollen, dachte, es wäre<br />
dann <strong><strong>de</strong>m</strong> Chef peinlich, ihn von einer<br />
schwachen Seite kennenzulernen.<br />
Burn-out-Fälle wie diesen gibt es überaus<br />
viele, in allen Branchen, auf allen<br />
Hierarchieebenen. Die Statistiken aller<br />
Krankenkassen geben ähnliche Hinweise.<br />
Zwischen zehn und 14 Prozent (je nach<br />
Krankenkasse) aller Ausfalltage gehen auf<br />
das Konto psychischer Störungen zurück.<br />
Produktivitätseinbußen und Fluktuation<br />
in <strong>de</strong>n Unternehmen sind die gravieren<strong>de</strong><br />
Folge. Auch im Sinne eines ganzheitlichen<br />
38 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
AUTORIN<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
wer<strong>de</strong>n Führungskräfte daher zunehmend<br />
an ihre Fürsorgepflicht erinnert und<br />
von ihren Unternehmen angehalten und<br />
geschult, rechtzeitig auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Verhalten ihrer Mitarbeiter zu reagieren.<br />
Aber wie?<br />
In entsprechen<strong>de</strong>n Workshops zum<br />
Thema wer<strong>de</strong>n Gedanken geäußert wie<br />
„Wir haben doch alle mal eine schlechte<br />
Phase“, „Man hat doch auch mal Ärger<br />
zu Hause. Danach zu fragen, ist doch<br />
zu persönlich“, „So eng bin ich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Mitarbeiter auch nicht immer, ich bin<br />
selbst so viel unterwegs“ und so weiter.<br />
Aus diesen Aussagen ist ersichtlich, dass<br />
die meisten Führungskräfte keinesfalls<br />
aus mangeln<strong><strong>de</strong>m</strong> Interesse am Mitarbeiter<br />
nicht reagieren, son<strong>de</strong>rn aus eigenem<br />
Zeitdruck o<strong>de</strong>r aus Zweifel daran, welche<br />
„Einmischung“ wohl als akzeptabel und<br />
hilfreich angesehen wird. Hier hilft nur<br />
das offene Gesprächsangebot an <strong>de</strong>n Betroffenen.<br />
Das R.E.S.P.E.K.T.-Prinzip<br />
Marion<br />
Ba<strong>de</strong>nhop<br />
ist Inhaberin <strong>de</strong>s<br />
Coaching- und<br />
Trainingsinstituts MBConsulting in<br />
Weinheim sowie Director Training &<br />
Coaching bei <strong>de</strong>r Team Connex AG.<br />
Als Trainerin und Management-Coach<br />
beschäftigt sie sich seit Langem unter<br />
an<strong>de</strong>rem <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r wirtschaftlich beson<strong>de</strong>rs<br />
relevanten Thematik <strong>de</strong>r psychischen<br />
Erkrankungen im Arbeitsalltag.<br />
In ihrer Arbeit setzt sie Konzepte<br />
aus <strong>de</strong>r Transaktionsanalyse sowie<br />
<strong>de</strong>r Hypnosystemik ein.<br />
MBConsulting<br />
Alte Landstraße 23, 69469 Weinheim,<br />
Tel. 06201 256226<br />
www.m-b-consulting.<strong>de</strong><br />
Eine reflektierte innere Haltung unterstützt<br />
die Führungskraft bei solchen Gesprächen.<br />
Hier gilt es, mehrdimensional<br />
zu <strong>de</strong>nken. Die Fürsorgepflicht <strong>de</strong>r Führungskraft<br />
besteht schließlich nicht nur<br />
bezogen auf <strong>de</strong>n einzelnen Betroffenen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch hinsichtlich <strong>de</strong>ssen Kollegen<br />
und <strong>de</strong>s ganzen Teams, das bei Ausfall<br />
seine Aufgaben auf unbestimmte Zeit<br />
<strong>mit</strong> erledigen muss. Und dann sind da<br />
noch die vereinbarten Ziele, die im Unternehmenssinn<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Die Führungskraft gerät in ein Dilemma.<br />
Wie ver<strong>de</strong>utlicht sie dies im Gespräch,<br />
ohne <strong>de</strong>n Betroffenen weiter unter Druck<br />
zu setzen? Das R.E.S.P.E.K.T.-Prinzip gibt<br />
einen Hinweis auf die wichtigsten Fragen,<br />
die sich ein Chef zur inneren Vorbereitung<br />
auf ein wirkungsvolles Erstgespräch<br />
stellen sollte:<br />
• Welche Verän<strong>de</strong>rungen im Verhalten<br />
<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kann ich genau feststellen?<br />
Drei Wahrnehmungsebenen bedienen<br />
uns hier <strong>mit</strong> möglichen Frühsignalen:<br />
1. Das Verhalten im Berufsalltag (Unpünktlichkeit,<br />
sozialer Rückzug, lange<br />
Krankheit, Passivität, häufige Konflikte).<br />
2. Das Verhalten im Gespräch (diffuse<br />
Ausdrucksweise, aggressiver<br />
Tonfall, anklagen<strong>de</strong> Haltung,<br />
Schwarz-Weiß-Denken, unangemessenes<br />
Nähe- o<strong>de</strong>r Distanzverhalten).<br />
3. Das persönliche Erscheinungsbild (Gewichtsschwankungen,<br />
ungepflegte Kleidung,<br />
mangeln<strong>de</strong> Körperhygiene).<br />
• Was habe ich am Mitarbeiter immer<br />
sehr geschätzt, was ich <strong>de</strong>rzeit weniger<br />
erlebe? Welchen Unterschied stelle ich<br />
fest?<br />
• Wie stehe ich eigentlich emotional zu<br />
dieser Person? Habe ich ihr gegenüber<br />
eine grundsätzlich positive o<strong>de</strong>r eine eher<br />
negative Haltung? Auf welches Verhalten<br />
stelle ich mich in diesem für bei<strong>de</strong><br />
schwierigen Gespräch ein? Wie wer<strong>de</strong> ich<br />
dann reagieren?<br />
• Was weiß ich eigentlich über die Person?<br />
Wie sieht es in ihrer Privatwelt aus?<br />
Wie stehe ich selbst zu solchen Fragestellungen?<br />
Habe ich prinzipiell Verständnis<br />
für private Umstän<strong>de</strong>?<br />
• Was genau wird passieren, wenn die<br />
Person nichts an ihrem Verhalten / ihrer<br />
Beeinträchtigung än<strong>de</strong>rt? Welche Auswirkungen<br />
wird dies haben?<br />
• Wo kann ich mir unternehmensintern<br />
Hilfe, Rat, Sparringspartner holen (Personalabteilung,<br />
Betriebsarzt)?<br />
• Welche Erwartungen habe ich selbst in<br />
dieser Situation an diese Person? Was bin<br />
ich bereit, als ihre Führungskraft <strong>mit</strong>zutragen?<br />
• Sind die Antworten auf diese meine<br />
Fragen geeignet, um ein von Respekt geprägtes<br />
Gespräch zu führen? Worauf stelle<br />
ich mich da ein?<br />
Die größte Befürchtung von Chefs liegt<br />
zumeist darin, dass <strong>de</strong>r Betroffene von<br />
Beginn an abwiegelt und man dann nicht<br />
weiß, wie man im Gespräch bleiben kann.<br />
Hier hilft ein systematisches Vorgehen,<br />
das auch <strong>de</strong>r betroffenen Person <strong>de</strong>utlich<br />
macht: „Ich wer<strong>de</strong> wahrgenommen, das<br />
Schweigen hat ein En<strong>de</strong>.“ Das ist in <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Moment keineswegs angenehm, sogar<br />
vielfach belastend, ohne Zweifel jedoch<br />
<strong>de</strong>r erste Meilenstein in Richtung Aktivität,<br />
wie <strong>de</strong>r zu Beginn skizzierte Fall<br />
zeigt.<br />
Der Trichter-Talk<br />
Ausgehend von ein<strong>de</strong>utig nachvollziehbaren<br />
Beobachtungen, die eine Leugnung<br />
gar nicht erst zulassen, wird im Gespräch<br />
feinfühlig und Schritt für Schritt gefiltert,<br />
was die Ursache für auffälliges Verhalten<br />
sein könnte. Es geht in keinem Fall<br />
darum, dass die Führungskraft diagnostizieren<br />
soll, was <strong><strong>de</strong>m</strong> Mitarbeiter physisch<br />
o<strong>de</strong>r psychisch fehlt. Das muss <strong>de</strong>n Fachleuten<br />
überlassen bleiben. Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> ist die<br />
Führungskraft selbstverständlich nicht für<br />
eine Lösung <strong>de</strong>s Problems verantwortlich.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass dies ganz unbewusst<br />
<strong>de</strong>n größten Druck ausmacht, <strong>de</strong>n<br />
die Führungskraft verspürt: Was soll ich<br />
raten, wenn das Problem dann tatsächlich<br />
auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Tisch liegt? Folgen<strong>de</strong> Fünf<br />
Schritte eines Erstgesprächs sollen zielgerichtet<br />
zu angemessenen Maßnahmen<br />
führen:<br />
1. Schritt: Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> die atmosphärischen<br />
Rahmenbedingungen zum Gespräch geschaffen<br />
wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n eingangs die<br />
wahrgenommenen Verän<strong>de</strong>rungen im<br />
Verhalten <strong>de</strong>s Betroffenen geschil<strong>de</strong>rt,<br />
ohne Unterstellungen, Bewertungen o<strong>de</strong>r<br />
Übertreibungen. Sachlich nachvollziehbar.<br />
Daraus wird die persönliche Sorge<br />
<strong>de</strong>s Gesprächsführen<strong>de</strong>n abgeleitet. Wichtig<br />
ist, hierbei nicht in Allgemeinheiten<br />
zu verfallen wie „das Unternehmen (o<strong>de</strong>r<br />
‚man‘) macht sich Sorgen“. Eine Ich-<br />
Botschaft schafft die erfor<strong>de</strong>rliche Nähe,<br />
<strong>de</strong>r Ausdruck <strong>de</strong>r persönlichen Sorge gibt<br />
<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Hinweis auf die Abgrenzung<br />
zu einem routinemäßigen Mitarbeitergespräch<br />
und erhöht die Chance, R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 39
special burn-out<br />
Das R.E.S.P.E.K.T-Prinzip<br />
R dass <strong>de</strong>r Angesprochene sich wie erhofft<br />
öffnet.<br />
2. bis 4. Schritt: Die Erfahrung zeigt, dass<br />
Privat- und Berufswelt bei psychischen<br />
Beeinträchtigungen kaum voneinan<strong>de</strong>r<br />
zu trennen sind. Das eine beeinflusst das<br />
an<strong>de</strong>re. Wenn jedoch in einem wertschätzen<strong>de</strong>n<br />
Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiter<br />
herausgefiltert wer<strong>de</strong>n kann, wo<br />
im Schwerpunkt <strong>de</strong>r Herd <strong>de</strong>r momentanen<br />
Beeinträchtigung liegt, fällt es bei<strong>de</strong>n<br />
leichter, für die Zeit, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
sich professioneller externer Hilfe<br />
(Hausarzt, Therapeut, Eheberater, Schul<strong>de</strong>nberater<br />
...) anvertraut, Zwischenlösungen<br />
für die Arbeitswelt zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong><strong>de</strong>m</strong> können wertvolle Hinweise für<br />
das Unternehmen generiert wer<strong>de</strong>n, was<br />
es strukturell verän<strong>de</strong>rn sollte, um optimale<br />
Arbeitsbedingungen zu schaffen. Es<br />
gilt, über gezielte Fragen <strong>de</strong>n Betroffenen<br />
im Gespräch zu halten.<br />
Sehr gute Werkzeuge sind hierfür die<br />
Techniken aus <strong><strong>de</strong>m</strong> Katalog <strong>de</strong>r systemischen<br />
Fragen. Konkretisierungs- und<br />
Kontextfragen schaffen in <strong><strong>de</strong>m</strong> Betroffenen<br />
auch innere Klärung zur Benennung<br />
<strong>de</strong>r eigenen Befindlichkeit („Was<br />
Quelle: MBConsulting, Weinheim (www.m-b-consulting.<strong>de</strong><br />
So geht <strong>de</strong>r „Trichter-Talk“<br />
Quelle: MBConsulting, Weinheim<br />
Haltung <strong>de</strong>s Chefs. Verfahrensweise und innere Haltung beim<br />
Führen psychisch beeinträchtigter Menschen am Arbeitsplatz.<br />
genau meinen Sie, wenn Sie sagen …?“,<br />
„Wie geht es Ihnen da<strong>mit</strong>, dass Sie das<br />
angestammte Team verlassen mussten?“).<br />
Unterscheidungsfragen helfen ihm zu<br />
differenzieren wo zuvor noch eine Generalisierung<br />
<strong>de</strong>s Problemempfin<strong>de</strong>ns<br />
vorherrschte und Vorrangiges in <strong>de</strong>r eigenen<br />
Fragestellung zu erkennen („Was<br />
Leitfa<strong>de</strong>n. Die fünf Schritte eines Erstgesprächs bei auffälliger<br />
Verhaltensän<strong>de</strong>rung am Arbeitsplatz.<br />
1. Schritt: Beobachtungen bezüglich auffälliger Verhaltensverän<strong>de</strong>rungen<br />
sowie die persönliche Sorge um <strong>de</strong>n Betroffenen <strong>mit</strong>teilen.<br />
Ohne Wertung!<br />
2. Schritt: Durch Fragen filtern, ob diese Verän<strong>de</strong>rung durch das<br />
Unternehmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Arbeitsplatz bedingt ist, und/o<strong>de</strong>r …<br />
3. Schritt: … die Ursache eher im privaten Umfeld liegt.<br />
(Denkpausen und „Ausweichversuche“ zulassen, aber im<br />
Gespräch bleiben!)<br />
4. Schritt: Eventuell Konsultation eines (innerbetrieblichen)<br />
Fachmanns o<strong>de</strong>r auch Arztes als Möglichkeit<br />
darstellen.<br />
5. Schritt: Alternativen für das weitere Vorgehen<br />
in <strong>de</strong>r Arbeitssituation <strong>de</strong>utlich herausarbeiten.<br />
Maßnahmen und Follow-up-Gespräch vereinbaren<br />
R<br />
E<br />
S<br />
P<br />
E<br />
K<br />
T<br />
Reflexion <strong>de</strong>r Wahrnehmungen ohne Wertung<br />
Ernst nehmen von Mensch und Verhalten<br />
Eigene Einstellung und Erfahrungen hinterfragen<br />
Systemzusammenhänge erkun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren in seinem<br />
Umfeld verstehen wollen<br />
Problembewusstsein erzeugen, auf persönliche und berufliche<br />
Auswirkungen hinweisen<br />
Ehrlichkeit, Offenheit und Ermutigungen in Gesprächen,<br />
Einglie<strong>de</strong>rungshilfen <strong>mit</strong> konsequenter Begleitung<br />
Klarheit, Erwartungen <strong>de</strong>utlich äußern, Erarbeiten von Zwischenlösungswegen<br />
Tran<strong>sparen</strong>z für das betroffene Umfeld schaffen, Würdigung<br />
<strong>de</strong>s Umfelds für das, was es <strong>mit</strong> (er)trägt.<br />
davon fällt Ihnen leichter, was weniger?“,<br />
„Auf wen im Kollegenkreis greifen Sie am<br />
ehesten zurück?“, „Was hilft Ihnen in <strong>de</strong>r<br />
Einarbeitung mehr, was weniger?“). Fragen<br />
zum Perspektivwechsel auf an<strong>de</strong>re<br />
Personen <strong>de</strong>fokussieren vom eigenen<br />
Problemerleben und integrieren gedanklich<br />
die an<strong>de</strong>ren vom Problem potenziell<br />
Betroffenen wie Partner o<strong>de</strong>r Kollegen.<br />
Gleich, welche <strong>de</strong>r vielen möglichen Frageformen<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, sie alle helfen,<br />
neue Sichtweisen und Denkprozesse<br />
in Gang zu bringen und <strong>mit</strong> Sensibilität<br />
Handlungsvermögen aufzuzeigen, ohne<br />
dass – wie oft befürchtet – im therapeutischen<br />
Sinn interveniert wird. Dies kann<br />
und darf zu keinem Zeitpunkt von einer<br />
Führungskraft erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Schritt: Den Abschluss <strong>de</strong>s geführten<br />
Gesprächs bil<strong>de</strong>t in je<strong><strong>de</strong>m</strong> Fall die ein<strong>de</strong>utige<br />
Absprache über die Maßnahmen, die<br />
bis zu einem nächsten terminierten Gespräch<br />
ergriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Der große Wert eines auf diese Weise<br />
durch die Führungskraft initiierten<br />
Gesprächs liegt für eine psychisch beeinträchtigte<br />
Person darin, dass sie spürt,<br />
dass sich ihr Umfeld für sie persönlich<br />
interessiert und sie trotz ihrer Verhaltensauffälligkeit<br />
(immer noch) achtet. Und sie<br />
spürt, dass es noch Handlungsoptio nen<br />
gibt. So wird das alte Sprichwort wahr:<br />
Auch eine Sackgasse ist nach oben hin<br />
offen.<br />
Marion Ba<strong>de</strong>nhop<br />
40 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Powernapping im Shiatsu-Massagestuhl<br />
Hightech-Wellness. Eine schnelle Erholung auch am hektischsten Arbeitsplatz ohne<br />
„umständliche“ Mediationstechniken versprechen Entspannungssessel <strong>mit</strong> einer Kombination<br />
von audio-visueller Trance und Shiatsu-Massage.<br />
Burn-out-Experten sind sich einig: Die innere Zerrissenheit<br />
eines Managers o<strong>de</strong>r die Grabenkämpfe in einem Unternehmen,<br />
die bei<strong>de</strong> gleichermaßen in <strong>de</strong>n Burn-out führen<br />
können, lassen sich durch Massagen nicht im Geringsten<br />
beeinflussen. Trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> gilt die Einrichtung eines Business-<br />
Ruheraums als erster Schritt zu einem professionellen<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />
Ausgestattet wer<strong>de</strong>n solche Ruheräume immer öfter <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Sessel „relaxTower AIR PLUS“ <strong>de</strong>r brainLight GmbH<br />
aus Goldbach in Unterfranken. Das Herzstück <strong>de</strong>s Möbels<br />
ist ein Computer, <strong>de</strong>r durch Licht- und Tonimpulse (spezielle<br />
Brille und Kopfhörer erfor<strong>de</strong>rlich) für mentale Entspannung<br />
sorgt und gleichzeitig <strong>de</strong>n Shiatsu-Massagesessel<br />
steuert. Nacken, Rücken, Gesäß und Wa<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n <strong>mit</strong>hilfe<br />
von Luftpolstern massiert und erwärmt. Die Wirkung<br />
ist durchaus <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n kräftig zupacken<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n eines<br />
Masseurs vergleichbar. Über ein Bedienungsmanual startet<br />
<strong>de</strong>r MitarbeiterIn eines <strong>de</strong>r 33 Programme für 10, 20,<br />
30 o<strong>de</strong>r 40 Minuten Pause. Bedienungstipps und Hilfe zur<br />
Regelung von Licht- und Lautstärke wer<strong>de</strong>n automatisch<br />
über Kopfhörer gegeben.<br />
Leistungsfähigkeit abends hoch halten<br />
Unternehmen wie Lufthansa, Johnson&Johnson, Soehnle<br />
und Rheinenergie o<strong>de</strong>r Institutionen wie <strong>de</strong>r Deutsche<br />
Bun<strong>de</strong>srat und die Europäische Zentralbank in Frankfurt<br />
am Main vertrauen nach Angaben <strong>de</strong>s Herstellers auf das<br />
System und bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit <strong>de</strong>s<br />
„schnellen Abschaltens“ zwischendurch. Lang bevor die<br />
Diskussion um das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
begann, haben die Verantwortlichen <strong>de</strong>r Unilever Deutschland<br />
Holding GmbH einen Brain-Light-Business-Ruheraum<br />
für die Mitarbeiter eingerichtet. Dr. Olaf Tscharnezki, Medical<br />
Director von Unilever D-A-CH (Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz), berichtet von einer überraschend hohen Akzeptanz<br />
<strong>de</strong>s Sessels in <strong>de</strong>r Belegschaft: „Wenn die Kollegen<br />
mü<strong>de</strong> und abgearbeitet sind, ist das Napping auf <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Massagesessel ein Erfolg. Die Leistungsfähigkeit verbessert<br />
sich nach <strong>de</strong>r Anwendung gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Kollegen,<br />
die abends noch lange da sind.“ Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> seien fast alle<br />
Benutzer nach <strong>de</strong>r Anwendung entspannter.<br />
Ähnliche Ergebnisse stellt auch Christiane Burkardt-Ohlsen,<br />
Verantwortliche für das Gesundheitsmanagement bei<br />
<strong>de</strong>r EDAG GmbH & Co.KGaA, fest: „Wir haben En<strong>de</strong> November<br />
2009 einen Business-Ruheraum für unsere Mitarbei-<br />
Stressbewältigung: Business-Ruheräume <strong>mit</strong> Massagesessel<br />
sind bei Büroarbeitern überraschend beliebt.<br />
ter eingerichtet. Rückmeldungen nach <strong>de</strong>n Anwendungen<br />
waren, dass die Kollegen sich entspannt fühlen.“ Solche,<br />
die das System bereits häufig nutzten, sagt sie, profitierten<br />
davon.<br />
Studie zur audio-visuellen Stimulation<br />
Untermauert wird die Leistung <strong>de</strong>r audio-visuellen Systeme<br />
durch eine Diplomarbeit, die 2010 an <strong>de</strong>r Friedrich-Alexan<strong>de</strong>r-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg im Fach Psychologie<br />
vorgelegt wur<strong>de</strong>. Der Diplomand Viktor Wuchrer beschreibt<br />
darin die Steigerung <strong>de</strong>r Gedächtnis- und Konzentrationsleistung<br />
<strong>mit</strong>tels audio-visueller Stimulation eines Tiefenentspannungssystems.<br />
Es wur<strong>de</strong> ein Vorher-Nachher-Test<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Brain-Light-System-Frequenzen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r<br />
Experimentalgruppe gemacht und diese Werte <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Kontrollgruppe<br />
verglichen. Fazit: Das System regt <strong>de</strong>n Körper<br />
vornehmlich an, Alpha- (8 bis 12 Herz) und Thetawellen (4<br />
bis 7 Herz) zu produzieren. Diese sind charakteristisch für<br />
Entspannung, Meditation, Kreativität und Intuition.<br />
Bei <strong>de</strong>r Einrichtung eines Business-Ruheraums hilft auch<br />
das Steuerrecht: Gesundheitsför<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />
durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber sind bis zu einem Betrag von 500<br />
Euro pro Person und Jahr grundsätzlich steuerfrei – darunter<br />
fallen auch Maßnahmen zur Stressbewältigung.<br />
Andreas Winter<br />
Foto: brainLight<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 41
special burn-out<br />
Apfel-Strategie:<br />
So tanken Mitarbeiter<br />
zwischendurch<br />
Energie und Motivation<br />
FITNESS. Es müsste einfache Fitnessübungen geben, die sich in <strong>de</strong>n Arbeitsalltag<br />
integrieren lassen, dachte sich Marcello Liscia, Fitnesstrainer und Coach (dvct), und<br />
entwickelte seine A.P. F.E.L.-Strategie. Was hinter diesem Plan steckt, Kraft, Ausdauer<br />
und Energie am Arbeitsplatz zu trainieren, schil<strong>de</strong>rt er in diesem Fachaufsatz.<br />
42 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Wer kennt das nicht: Der krumme Rücken<br />
am Bildschirm, Nackenverspannungen<br />
durch zu langes Sitzen, das Suppenkoma<br />
nach <strong>de</strong>r Mittagspause und <strong>de</strong>r Heißhunger<br />
auf etwas Süßes am Nach<strong>mit</strong>tag?<br />
Viele Leidgeplagte können durch kleine<br />
Verän<strong>de</strong>rungen in ihrem Verhalten und<br />
durch einfache Übungen am Arbeitsplatz<br />
zu mehr Zufrie<strong>de</strong>nheit, Leistung und Kreativität<br />
gelangen.<br />
Wie das gehen könnte, zeigt die<br />
A.P.F.E.L.-Strategie. Sie will einen Weg<br />
aufzeigen, wie Angestellte durch leichte<br />
Kräftigungs- und Entspannungsübungen<br />
und eine durchdachte Ernährung in kurzer<br />
Zeit fit wer<strong>de</strong>n für die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Jobs. Denn körperliche Vitalität för<strong>de</strong>rt<br />
auch immer mentale Vitalität. Die<br />
A.P.F.E.L.-Strategie steht dabei für:<br />
A wie Aktivität: Jüngste Studien zeigen,<br />
dass geistige Fitness nicht nur das Resultat<br />
von Gehirnjogging ist, son<strong>de</strong>rn auch<br />
von körperlicher Bewegung.<br />
P wie Pausen: In ein volles Gefäß kann<br />
man nichts mehr hineinschütten. Kleine<br />
Regenerationspausen eröffnen Ihnen die<br />
Möglichkeit, anschließend wie<strong>de</strong>r „voll<br />
da zu sein“!<br />
F wie Fitness: Fit im Job zu sein, heißt,<br />
<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitsalltags<br />
entsprechen zu können. Koordinative Fähigkeiten,<br />
Flexibilität, Kraft und Ausdauer<br />
gehören genauso dazu wie Maus und Tastatur<br />
zum Computer.<br />
E wie Ernährung: Nicht Gewichtsreduktion<br />
steht hier im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn<br />
die bewusste Auswahl von Gerichten und<br />
Snacks, die nicht Kraft rauben, son<strong>de</strong>rn<br />
Energie geben.<br />
L wie Leistung: Studien <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
<strong>de</strong>r Betriebskrankenkassen zeigen<br />
<strong>de</strong>utlich, dass betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />
zu einer signifikanten Leistungssteigerung<br />
führt. Je<strong>de</strong>r investierte<br />
Euro zahlt sich dreifach wie<strong>de</strong>r aus.<br />
In diesem Fachartikel soll auf die Strategieelemente<br />
„Aktivität“ und „Ernährung“<br />
beson<strong>de</strong>rs eingegangen wer<strong>de</strong>n. Sie sind<br />
für das persönliche Wohlbefin<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtig und können im Alltag schnell<br />
und ohne größeren Aufwand in Angriff<br />
genommen wer<strong>de</strong>n. Inzwischen weiß es<br />
je<strong>de</strong>r: Durch Gehirnjogging allein kann<br />
niemand seine grauen Zellen fit halten.<br />
Jüngste Studien zeigen, dass körperliche<br />
Aktivität bei <strong>de</strong>r Leistungssteigerung <strong>de</strong>s<br />
Geists eine immense Rolle spielt. Auch<br />
die Auffassung, <strong>de</strong>r Weg zwischen Gehirn<br />
und Muskel sei eine Einbahnstraße, soll<br />
heißen, das Gehirn steuere <strong>de</strong>n Körper,<br />
ist nur ein Teil <strong>de</strong>r Wahrheit. Viel größer<br />
noch ist die Verbindung zwischen Muskel<br />
und Gehirn in <strong>de</strong>r entgegengesetzten<br />
Richtung.<br />
Dieses Phänomen nennt sich „Body Feedback“:<br />
Die gezielte Kontraktion o<strong>de</strong>r Dekontraktion<br />
von Muskeln hat eine Wirkung<br />
auf <strong>de</strong>n Geistes- o<strong>de</strong>r Gemütszustand.<br />
Körperliche Bewegung, die ja ohne<br />
Muskelaktivität nicht möglich ist, schafft<br />
die Neubildung von Synapsen und Zellen<br />
im Hirn. Hierbei ist es völlig egal, in<br />
welchem Alter man <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r körperlichen<br />
Bewegung beginnt. Es ist nie zu spät und<br />
immer noch früh genug!<br />
Kleine Übungen in <strong>de</strong>n<br />
Arbeitsalltag einbauen<br />
Da sind wir auch bereits beim A <strong>de</strong>r<br />
A.P.F.E.L.-Strategie, die für Aktivität,<br />
Pausen, Fitness, Ernährung und Leistung<br />
steht. Diese Strategie lässt sich sowohl<br />
im Privaten als auch im Beruflichen umsetzen.<br />
Je<strong>de</strong>r kann also nach Feierabend<br />
o<strong>de</strong>r am Wochenen<strong>de</strong> etwas für seine<br />
Leis tungsfähigkeit tun, aber auch während<br />
<strong>de</strong>r Arbeit. Fitness und Gesundheit<br />
sind auch für Arbeitgeber längst keine<br />
Privatsache mehr. Zahlen zeigen ganz<br />
<strong>de</strong>utlich, dass gesün<strong>de</strong>re Mitarbeiter zufrie<strong>de</strong>nere<br />
Mitarbeiter sind. Sie sind körperlich<br />
und geistig leistungsfähiger und<br />
fallen weniger durch Krankheit aus.<br />
Außer<strong><strong>de</strong>m</strong> fühlen sie sich durch die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>s „gesün<strong>de</strong>ren Arbeitens“ wertgeschätzt<br />
und bleiben <strong><strong>de</strong>m</strong> Unternehmen<br />
länger treu. Der Arbeitstag im Büro bietet<br />
viele Möglichkeiten, innerhalb weniger<br />
Minuten etwas Aktives für sein Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
zu tun, eine kleine Regenerationspause<br />
einzulegen. Zumin<strong>de</strong>st sollte<br />
man die Mahlzeit in <strong>de</strong>r Mittagsause so<br />
bewusst auswählen, dass man für die<br />
zweite Hälfte <strong>de</strong>s Tages noch genügend<br />
Power hat. Empfehlenswert für Büroarbeiter<br />
sind insbeson<strong>de</strong>re folgen<strong>de</strong> kleine<br />
Aktivitäten, um fit zu wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zu<br />
bleiben:<br />
• Treppensteigen. Treppensteigen ist ein<br />
hervorragen<strong>de</strong>s Training für die gesamte R<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 43
special burn-out<br />
Diese Übungen helfen täglich<br />
Fitness. Diese Vorschläge sollen einen Weg aufzeigen, wie Angestellte durch leichte<br />
Kräftigungs- und Entspannungsübungen in kurzer Zeit fit wer<strong>de</strong>n für die Anfor<strong>de</strong>rungen ihres Jobs.<br />
Denn körperliche Vitalität för<strong>de</strong>rt auch immer mentale Vitalität.<br />
Startposition Ablauf Ausführung<br />
„Dehnung <strong>de</strong>s Hüftbeugers“:<br />
Auf einem Stuhl sitzend, ganz nach vorn auf die Kante <strong>de</strong>r<br />
Sitzfläche rutschen und <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n seitlich festhalten.<br />
Die Schultern nach unten drücken und <strong>de</strong>n Hals lang<br />
machen. Nun ein Bein <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Fuß voraus nach unten unter<br />
<strong>de</strong>n Stuhl nach hinten schieben bis eine Dehnung in <strong>de</strong>r<br />
Hüfte verspürt wird. Eventuell noch weiter nach vorn auf die<br />
Sitzfläche rutschen und <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Po nur auf <strong>de</strong>r äußersten<br />
Kante sitzen (20 bis 30 Sekun<strong>de</strong>n halten). Die Wirkung einer<br />
Dehnung <strong>de</strong>s Hüftbeugers lässt sich so beschreiben: Man<br />
beugt einer Verkürzung <strong>de</strong>s Muskels vor, was durch langes<br />
Sitzen passieren kann. Eine weitere Wirkung ist eine bessere<br />
Durchblutung in <strong>de</strong>n Beinen.<br />
„Dehnung <strong>de</strong>s Rückenstreckers“:<br />
Auf die vor<strong>de</strong>re Kante eines Stuhls setzen (am besten ein<br />
Stuhl ohne Rollen). Die Füße etwa Schulterbreite aufsetzen<br />
(<strong>de</strong>r ganze Fuß soll auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Bo<strong>de</strong>n stehen), dann <strong>de</strong>n Oberkörper<br />
auf <strong>de</strong>n Oberschenkeln ablegen, zur Unterstützung<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hinter die Unterschenkel greifen und <strong>de</strong>n<br />
Oberkörper auf die Oberschenkel hinunterziehen. Beim Zug<br />
am besten ausatmen, dann wie<strong>de</strong>r locker lassen und einatmen.<br />
Mehrmals hintereinan<strong>de</strong>r durchführen. Zum Aufrichten<br />
langsam Wirbel für Wirbel wie<strong>de</strong>r strecken, bis man schließlich<br />
wie<strong>de</strong>r aufrecht sitzt. Die Wirkung: Dehnung <strong>de</strong>s Rückenstreckers,<br />
<strong>de</strong>r bei langem Sitzen Schwerstarbeit verrichtet.<br />
„Einbeinige Kniebeuge“:<br />
Auf einen Stuhl setzen, dabei <strong>de</strong>n Rücken möglichst gera<strong>de</strong><br />
halten. Einen Fuß fest auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n stellen, sodass das<br />
Knie zu etwa 90 Grad angewinkelt ist. Den Fuß <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />
Beins nicht aufsetzen. Jetzt aus dieser Position (einbeinig!)<br />
aufstehen. Dabei nach Möglichkeit we<strong>de</strong>r am Stuhl noch<br />
an<strong>de</strong>rswo abstützen. Min<strong>de</strong>stens 3 mal 12 Wie<strong>de</strong>rholungen<br />
für je<strong>de</strong> Seite. Die Wirkung: Kräftigung <strong>de</strong>s Beinstreckers<br />
und <strong>de</strong>s Pos, För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Durchblutung (insbeson<strong>de</strong>re in<br />
<strong>de</strong>n Beinen), För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Koordination durch <strong>de</strong>n Balanceausgleich.<br />
„Superman“:<br />
Auf ein Bein stellen (Bein im Knie leicht gebeugt), <strong>de</strong>n Oberkörper<br />
nach unten beugen (möglichst parallel zum Bo<strong>de</strong>n,<br />
Rücken gera<strong>de</strong>), das an<strong>de</strong>re Bein ausgestreckt nach hinten<br />
heben (auch möglichst parallel zum Bo<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>n Blick zum<br />
Bo<strong>de</strong>n richten (Kopf als Verlängerung <strong>de</strong>r Wirbelsäule), Arme<br />
parallel zum Bo<strong>de</strong>n nach vorn ausstrecken, möglichst lange<br />
halten (dabei regelmäßig ein- und ausatmen!). Dann diese<br />
Übung auf <strong><strong>de</strong>m</strong> an<strong>de</strong>ren Bein absolvieren. Die Wirkung:<br />
Diese Balanceübung führt zu einer Steigerung <strong>de</strong>r Koordinationsfähigkeit,<br />
einer Kräftigung <strong>de</strong>r Tiefenmuskulatur in Bein,<br />
Bauch und Rücken und zu einer Kräftigung <strong>de</strong>r Gesäßmuskulatur,<br />
<strong>de</strong>s Beinstreckers, <strong>de</strong>s Rückenstreckers und <strong>de</strong>s<br />
oberen Rückenbereichs.<br />
Quelle: Team Liscia, Pa<strong>de</strong>rborn (www.facebook.com/APFEL.Strategie)<br />
44 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
R Beinmuskulatur und die <strong>de</strong>s Pos. Man<br />
aktiviert hierbei große Muskelgruppen,<br />
die viel Blut benötigen. Je<strong>de</strong>r spürt, wie<br />
sein Herz mehr arbeiten muss, <strong>de</strong>r Atemrhythmus<br />
erhöht sich und man fühlt sich<br />
frischer.<br />
• Positionswechsel. Beim Sitzen sollte<br />
man immer mal die Position wechseln. Zu<br />
langes Sitzen ist genauso schlecht wie zu<br />
langes Stehen. Durch <strong>de</strong>n Positionswechsel<br />
tut man nicht zuletzt <strong>de</strong>n Bandscheiben<br />
etwas Gutes. Durch je<strong>de</strong> Bewegung,<br />
die <strong>de</strong>n Rücken <strong>mit</strong> einbezieht, pumpt<br />
<strong>de</strong>r Mensch neue Flüssigkeit in seine<br />
Bandscheiben und beugt so<strong>mit</strong> Rückenschmerzen<br />
vor. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n<br />
im Stehen die Rücken- und Bauchmuskeln<br />
aktiviert, die wie<strong>de</strong>rum mehr Blut<br />
benötigen und auch noch die Wirbelsäule<br />
entlasten.<br />
• Kaffee in <strong>de</strong>r Küche. Mitarbeiter sollten<br />
sich <strong>mit</strong> Kollegen auf einen Kaffee in <strong>de</strong>r<br />
Abteilungsküche treffen, statt ihn allein<br />
am Schreibtisch zu trinken. Das för<strong>de</strong>rt<br />
nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, son<strong>de</strong>rn<br />
verschafft zusätzliche Bewegung.<br />
• Drucker „richtig“ platzieren. Geräte wie-<br />
Drucker, Fax und Scanner sollten grundsätzlich<br />
so aufgestellt wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter aufstehen und hingehen<br />
muss, wenn er seinen Ausdruck holen<br />
o<strong>de</strong>r das Gerät bedienen möchte. Am besten<br />
platziert man solche Geräte in einem<br />
an<strong>de</strong>ren Raum.<br />
• Frische Luft. Es ist eine sinnvolle Abwechslung,<br />
die Mittagspause im Freien<br />
zu verbringen. Ein Spaziergang von 15<br />
Minuten kann Wun<strong>de</strong>r bewirken. Für<br />
Bildschirmgucker ist da<strong>mit</strong> sogar eine<br />
optimale Erholung für die Augen verbun<strong>de</strong>n.<br />
An dieser Stelle soll noch beson<strong>de</strong>rs auf<br />
<strong>de</strong>n Buchstaben „E“ wie Ernährung hingewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n. Der klassische Ernährungsplan<br />
am Schreibtisch sieht doch so<br />
aus: Kaffee, Kekse, Weingummi, Baguette<br />
o<strong>de</strong>r Pizza o<strong>de</strong>r Pasta o<strong>de</strong>r Pommes, dann<br />
wie<strong>de</strong>r Kaffee, Kuchen, und die Banane<br />
lan<strong>de</strong>t nach drei Tagen im Müll, weil sie<br />
nicht mehr „schön“ aussieht. Hier ein<br />
paar Tipps: Der Kaffee wird seit einigen<br />
Jahren als Flüssigkeitszufuhr gerechnet.<br />
Lange herrschte die Meinung vor, dass<br />
er <strong><strong>de</strong>m</strong> Körper ausschließlich Wasser<br />
entzie he. Heute ist jedoch belegt, dass<br />
Kaffee bei Gewohnheitstrinkern nicht<br />
<strong>de</strong>hydrierend wirkt. Dem Kaffee wird bei<br />
einer Menge von bis zu etwa fünf Tassen<br />
am Tag sogar eine vorbeugen<strong>de</strong> Wirkung<br />
gegen Krebserkrankungen zugesprochen.<br />
Was die Bitterstoffe im Kaffee angeht, so<br />
lässt sich sagen: Je kürzer <strong>de</strong>r Kaffee <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Wasser in Kontakt kommt, <strong>de</strong>sto<br />
weniger Bitterstoffe kann er abgeben und<br />
<strong>de</strong>sto bekömmlicher ist er für <strong>de</strong>n Magen.<br />
Also sind die Tab- und Pad-Varianten<br />
sowie <strong>de</strong>r Espresso empfehlenswerter als<br />
<strong>de</strong>r herkömmliche Filterkaffee.<br />
Pasta und Schokola<strong>de</strong> sind<br />
keine „Nervennahrung“!<br />
Je<strong>de</strong>r sollte versuchen, seinen Körper am<br />
Tag <strong>mit</strong> 35 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro<br />
Kilogramm Körpergewicht zu versorgen –<br />
etwa zwei Drittel durch Trinken. Der Rest<br />
erledigt sich in <strong>de</strong>r Regel durch das Essen.<br />
Cola und Limona<strong>de</strong>n sind übrigens aufgrund<br />
ihres hohen Zuckergehalts keine<br />
Getränke, son<strong>de</strong>rn Süßspeisen. Empfehlenswert<br />
sind Wasser, ungesüßte Tees und<br />
Fruchtschorlen <strong>mit</strong> einem geringen Saftanteil<br />
(Fruchtzucker!). Etwa 75 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Kopfschmerzen in <strong>de</strong>r zweiten Tageshälfte<br />
sind einem Flüssigkeitsmangel<br />
zuzuschreiben. Konzentrationsschwäche<br />
und Schwin<strong>de</strong>l sind auch negative Auswirkungen<br />
von zu wenig Flüssigkeit. Das<br />
Glas Wasser bringt mehr als <strong>de</strong>r Schokoriegel!<br />
Kekse und Kuchen bestehen zu einem<br />
Großteil aus Zucker und Weißmehl. Wir<br />
haben es hier also fast ausschließlich <strong>mit</strong><br />
Kohlenhydraten zu tun, die alle zu Einfachzucker<br />
verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Je einfacher<br />
die Kohlenhydrate, <strong>de</strong>sto schneller<br />
läuft <strong>de</strong>r Prozess im Körper ab. Der Zucker<br />
geht ins Blut. Um <strong>de</strong>n Blutzuckerspiegel<br />
wie<strong>de</strong>r auf ein Normalniveau zu<br />
senken, wird von <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse<br />
Insulin produziert und in die Blutbahn<br />
geschickt. Und hier sind wir auch schon<br />
in einem Teufelskreis. Im Blut bleibt eine<br />
Art Insulinüberschuss übrig, <strong>de</strong>r für eine<br />
Unterzuckerung sorgt und ein erneutes<br />
Hungergefühl verursacht. Es entsteht<br />
neue Lust auf Zucker.<br />
Da folgt dann meist <strong>de</strong>r Kuchen am Nach<strong>mit</strong>tag.<br />
Ebenso verhält es sich <strong>mit</strong> Nu<strong>de</strong>ln,<br />
Brot, Reis, Kartoffeln – also Kohlenhydrate<br />
im Allgemeinen. Kohlenhydrate<br />
sind schon längst als die eigentlichen<br />
Dickmacher enttarnt wor<strong>de</strong>n (Buchtipp:<br />
Ulrike Gon<strong>de</strong>r und Dr. Nicolai Worm:<br />
„Mehr Fett!“).<br />
Die Empfehlung für die Mittagspause<br />
heißt also: Auf Kohlenhydrate verzichten!<br />
Was bleibt? Proteine! Diese können Sie in<br />
Form von Fleisch, Fisch, Milchprodukten,<br />
Hülsenfrüchten und Eiern zuführen.<br />
Kombiniert <strong>mit</strong> Obst und Gemüse o<strong>de</strong>r<br />
Salat (viele Vitalstoffe wie Vitamine, Mineralien,<br />
sekundäre Pflanzenstoffe und<br />
Ballaststoffe) ergibt sich eine i<strong>de</strong>ale Mahlzeit<br />
für <strong>de</strong>n Mittag.<br />
Die macht zwar nicht so glücklich wie<br />
Pasta, aber dafür gibt es Energie für <strong>de</strong>n<br />
Rest <strong>de</strong>s Tages. Und für die Verfechter <strong>de</strong>r<br />
„Nervennahrung“ sei gesagt, dass frische<br />
Luft meist effektiver ist und <strong>de</strong>r Körper<br />
übrigens auch in <strong>de</strong>r Lage ist, selbst Zucker<br />
zu produzieren (Glyconeogenese),<br />
um <strong><strong>de</strong>m</strong> Gehirn Energie zu liefern. Wenn<br />
sich jemand für seine körperlichen Aktivitäten<br />
belohnen will, kann er es natürlich<br />
auch hin und wie<strong>de</strong>r <strong>mit</strong> etwas Zucker<br />
machen – aber er sollte es dann wenigstens<br />
bewusst tun und nicht unkontrolliert<br />
nebenbei.<br />
Marcello Liscia<br />
AUTOR<br />
Marcello Liscia<br />
ist lizenzierter<br />
Aerobic- und Fitnesstrainer<br />
durch<br />
<strong>de</strong>n Deutschen<br />
Fitness- und Aerobic-Verband e.V.<br />
(dfav), zertifizierter Trainer durch <strong>de</strong>n<br />
Deutschen Verband für Coaching und<br />
Training e.V. (dvct) und Personal-Trainer<br />
nach <strong><strong>de</strong>m</strong> Glucker Kolleg. Er arbeitet<br />
<strong>mit</strong> beim Team Liscia, Experten für<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprozesse, in Pa<strong>de</strong>rborn.<br />
Diese Beratung für Organisationsentwicklung<br />
wird von seinem Bru<strong>de</strong>r<br />
Gianni Liscia geleitet. Bei<strong>de</strong>n geht es<br />
darum, Verän<strong>de</strong>rungen erfolgreich zu<br />
initiieren, zu implementieren und zu<br />
kultivieren.<br />
Team Liscia GbR, Friedrich-List-<br />
Straße 42, 33100 Pa<strong>de</strong>rborn<br />
Tel. +49(0)5251 1421333<br />
www.TeamLiscia.<strong>de</strong><br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 45
special burn-out<br />
Wirtschaft und Gesundheit<br />
lassen sich verbin<strong>de</strong>n!<br />
HEILIGENFELD. Ökonomischer Erfolg und eine gesun<strong>de</strong> Belegschaft müssen keine<br />
Gegensätze sein. Die Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld zeigt <strong>mit</strong> ihrem jährlichen Kongress<br />
„Wirtschaft und Gesundheit“ wie ein „ganzheitliches“ Gesundheitswesen funktionieren<br />
kann. Der nächste Kongress fin<strong>de</strong>t vom 16. bis 19. Mai in Bad Kissingen statt (siehe<br />
www.kongress.heiligenfeld.<strong>de</strong>).<br />
„Der Kongress <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld<br />
ist <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r einzige Kongress in<br />
Deutschland, <strong>de</strong>r einen Gesamtüberblick<br />
über das komplexe Thema Wirtschaft und<br />
Gesundheit gibt“, erklärt Anita Sch<strong>mit</strong>t,<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie Heiligenfeld, selbstbewusst.<br />
„Aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven<br />
und anhand vieler verschie<strong>de</strong>ner<br />
Beispiele wer<strong>de</strong>n Wege aufgezeigt, wie<br />
sich Unternehmen und Individuen innerhalb<br />
unseres Wirtschaftssystems bewegen<br />
können, ohne in <strong>de</strong>n Stru<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r psychosozialen<br />
Überfor<strong>de</strong>rung zu geraten.“<br />
Beim Kongress, <strong>de</strong>r vom 16. bis 19. Mai<br />
2012 in Bad Kissingen stattfin<strong>de</strong>t, kommen<br />
Menschen und Unternehmer zu<br />
Wort, die für sich und ihr Unternehmen<br />
Wege und intelligente Systeme entwickelt<br />
haben. „Um <strong><strong>de</strong>m</strong> massenhaften Seeleninfarkt<br />
vorzubeugen, müssen wir uns <strong>de</strong>n<br />
Rahmenbedingungen anpassen, ohne uns<br />
selbst dabei zu verlieren“, for<strong>de</strong>rt Sch<strong>mit</strong>t.<br />
„Denn das ist die Kunst: Die Verbindung<br />
von Wirtschaft und Gesundheit!“<br />
Für die Heiligenfel<strong>de</strong>r gibt es zwei gesellschaftliche<br />
Entwicklungen, die zu immer<br />
mehr psychischen Problemen führen.<br />
Zum einen gibt es die psychosoziale Belastung<br />
<strong>de</strong>s Einzelnen durch individuellen<br />
und gesellschaftlichen Stress, wie<br />
Leistungsanfor<strong>de</strong>rungen, Informationsüberflutung,<br />
seelische Verletzungen, berufliche<br />
und persönliche Überfor<strong>de</strong>rungen<br />
und Konsumverführungen. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
for<strong>de</strong>rn familiäre Zerfallsprozesse, berufliche<br />
Mobilität, virtuelle Beziehungen,<br />
häufige Trennungen und Scheidungen<br />
ihren Tribut: Es kommt zu einer Reduzierung<br />
tragfähiger sozialer Beziehungen<br />
und dies sowohl in qualitativer als auch<br />
quantitativer Art. Die zentrale For<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Heiligenfel<strong>de</strong>r lautet: Wir benötigen<br />
eine Wirtschaftswelt, in <strong>de</strong>r die Profitund<br />
Leistungsorientierung ergänzt wird<br />
durch eine Sinn- und Lebensorientierung<br />
für die Tätigen. Beson<strong>de</strong>rs interessante<br />
Vorträge wer<strong>de</strong>n vor diesem Hintergrund<br />
in diesem Jahr sein:<br />
• „Durch achtsame Führung Kulturwan<strong>de</strong>l<br />
gestalten“ <strong>mit</strong> Professor Dr. Bernhard<br />
Badura, Uni Bielefeld<br />
Parkklinik Heiligenfeld am<br />
Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kurparks von Bad<br />
Kissingen: Hier fin<strong>de</strong>n die<br />
Workshops <strong>de</strong>s Kongresses<br />
statt.<br />
Foto: Heiligenfeld<br />
46 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
• „Unternehmer in Verantwortung: Umgang<br />
<strong>mit</strong> seelischen Erkrankungen“ <strong>mit</strong><br />
Friedrich Kiesinger, Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />
Pegasus GmbH<br />
• „Professionelles Konfliktmanagement<br />
in Unternehmen und Organisationen“<br />
<strong>mit</strong> Jürgen Briem, Leiter interner Mediatorenpool<br />
und Konfliktmanagement<br />
<strong>de</strong>r SAP AG<br />
• „Psychosoziale Belastung im Arbeitsleben“<br />
<strong>mit</strong> Professor Dr. Rainer Richter,<br />
Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>s-<br />
Psychotherapeuten-Kammer<br />
• „Gesundheit selbst gemacht – Konzept<br />
und Beispiele eines mehrdimensionalen<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagements“<br />
<strong>mit</strong> Dorothea Galuska, Leiterin<br />
Personalmanagement <strong>de</strong>r Heiligenfeld<br />
GmbH, und Dr. Lars Schubert, Betriebsarzt<br />
<strong>de</strong>r Heiligenfeld GmbH<br />
Interessant dürfte auch <strong>de</strong>r Vortrag „Resilienz<br />
– Wi<strong>de</strong>rstandskraft für Unternehmen<br />
und ihre Mitarbeiter“ von Sylvia Kéré<br />
Wellensiek wer<strong>de</strong>n. Die Resilienz-Expertin<br />
und Trainerin hat im März gera<strong>de</strong> ein<br />
neues Buch veröffentlicht <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Titel<br />
„Fels in <strong>de</strong>r Brandung statt Hamster im<br />
Rad – in zehn Schritten zu persönlicher<br />
Resilienz“ (Beltz Verlag, Weinheim, 1.<br />
Auflage 7. März 2012, 142 Seiten, 19,95<br />
Euro).<br />
Persönliche Resilienz lässt sich <strong><strong>de</strong>m</strong>nach<br />
kraftvoll för<strong>de</strong>rn, wenn man auf verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ebenen gleichzeitig ansetzt: Bei<br />
<strong>de</strong>r Beziehung zu sich selbst, beim Kontakt<br />
zu an<strong>de</strong>ren Menschen und bei <strong>de</strong>r<br />
aktiven Gestaltung <strong>de</strong>r Einflussfaktoren<br />
aus <strong>de</strong>r Umwelt. Resilienz ist für Wellensiek<br />
keine Eigenschaft, die uns Menschen<br />
von Natur aus in die Wiege gelegt wur<strong>de</strong>.<br />
Sie ist eine Veranlagung, die in je<strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist<br />
und aktiv gestärkt wer<strong>de</strong>n kann. Zu ihren<br />
„zehn Schritten“ gehören unter an<strong>de</strong>rem:<br />
„innere Antreiber ausbalancieren“, „eine<br />
konsequente Ausrichtung auf Handlungsspielräume“<br />
o<strong>de</strong>r „Halt in Netzwerken<br />
suchen“.<br />
Die Autorin weist mehrfach darauf hin,<br />
dass im wirtschaftlichen Kontext die Definition<br />
<strong>de</strong>s Begriffs „Resilienz“ über die<br />
individuelle Fähigkeit hinaus geht und<br />
auch das organisationale Vermögen <strong>mit</strong><br />
einschließt, sich schnell an sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Anfor<strong>de</strong>rungen anzupassen.<br />
Gudrun Porath<br />
Burn-out-Kliniken im Überblick<br />
Initiative. Psychosomatische Kliniken <strong>mit</strong> humanistisch-integrativem<br />
Ansatz haben 2010 einen Aufruf zur Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r psychosozialen Lage in Deutschland verfasst. Die Liste<br />
<strong>de</strong>r Erstunterzeichner gibt einen kompakten Einblick in die<br />
Szene <strong>de</strong>r ganzheitlich arbeiten<strong>de</strong>n Burn-out-Kliniken.<br />
Klinik<br />
AHG-Klinik Hardberg<br />
Ernst-Ludwig-Straße 100, 64747 Breubert<br />
Tel. 06161 74980<br />
Alpenblick Klinik<br />
Kurweg 9, 88316 Isny-Neutraunburg<br />
Tel. 07562 711500<br />
Alpenland Klinik<br />
Zenostraße 9, 93435 Bad Reichenhall<br />
Tel. 08651 603560<br />
Euromed Clinik<br />
Europa-Allee 1, 90763 Fürth, Tel. 0911 9714-1300<br />
Fachklinik für Psychosomatische Medizin<br />
Bad Herrenalb<br />
Kurpromena<strong>de</strong> 42, 76332 Bad Herrenalb<br />
Tel. 07083 509-0<br />
Gezeiten Haus Klinik<br />
Vennerstraße 55, 53177 Bonn-Bad Go<strong>de</strong>sberg<br />
Tel. 0228 7488101<br />
Heiligenfeld-Kliniken<br />
Altenbergweg 6, 97688 Bad Kissingen<br />
Tel. 0971 84-4014<br />
Heinrich-Heine-Klinik KG<br />
Am Stinthorn 42, 14476 Potsdam/OT Neu Fahrland<br />
Tel. 033208 56580<br />
HELIOS Klinik Bad Grönenbach, Akut und<br />
Rehabilitationsklinik für psychosomatische Medizin<br />
Sebastian-Kneipp-Allee 3a/5, 87730 Bad Grönenbach<br />
Tel. 08334 981-138<br />
Hochgrat-Klinik<br />
Wolfsried 108, 88167 Stiefenhofen<br />
Tel. 08386 9622-511<br />
Klinik St. Irmingard<br />
Osternacher Straße 103, 83209 Prien am Chiemsee<br />
Tel. 08051 6070<br />
Klinikum <strong>de</strong>r Universität Regensburg<br />
Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg<br />
Tel. 0941 9447240<br />
Privatklinik Bad Zwischenahn<br />
Seestraße 2, 26160 Bad Zwischenahn<br />
Tel. 04403 9791-0<br />
Leitung<br />
Dr. med. Carsten Till, Chefarzt<br />
www.ahg.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Johannes Vogler,<br />
Chefarzt<br />
www.wz-kliniken.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Thomas Henrichs,<br />
Chefarzt<br />
www.alpenland-klinik.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Bernd Sprenger,<br />
Chefarzt, www.euromed.<strong>de</strong><br />
Dr. Dr. Klaus von Ploetz, Chefarzt<br />
www.marseille-kliniken.com<br />
Dr. Manfred Nelting,<br />
Ärztlicher Direktor<br />
www.gezeitenhaus.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Joachim Galuska,<br />
Ärztlicher Direktor<br />
www.heiligenfeld.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Rüdiger Höll,<br />
Ärztlicher Direktor<br />
www.heinrich-heine-kliniken.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Johannes von Wahlert,<br />
Ärztlicher Direktor und Chefarzt<br />
www.helios-kliniken.<strong>de</strong>/<br />
bad-groenenbach<br />
Dr. med. Andreas Elsen, Oberarzt<br />
www.hochgrat-klinik.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Franz Pfitzer, Chefarzt<br />
Psychosomatik<br />
www.st.irmingard.<strong>de</strong><br />
Prof. Dr. Thomas Loew,<br />
Schwerpunkt Psychosomatik<br />
www.klinik.uni-regensburg.<strong>de</strong><br />
Dr. med. Friedrich Ingwersen,<br />
Chefarzt<br />
www.privatklinik-zwischenahn.<strong>de</strong><br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 47
training und coaching<br />
Trainer und Coaches scharf<br />
auf Weiterbildung<br />
TRAIN-THE-TRAINER. Der Deutsche Verband für Coaching und Training e.V. (dvct),<br />
Hamburg, hat En<strong>de</strong> 2011 eine Mitglie<strong>de</strong>rbefragung durchgeführt und herausgefun<strong>de</strong>n,<br />
dass 89,6 Prozent in <strong>de</strong>n nächsten zwölf Monaten eine Weiterbildung besuchen wollen.<br />
An erster Stelle soll die methodische Kompetenz vertieft wer<strong>de</strong>n. Eine kontinuierliche<br />
Weiterbildung gilt (neben Kun<strong>de</strong>n-Feedback) als bester Weg <strong>de</strong>r Qualitätssicherung.<br />
Der Deutsche Verband für Coaching und<br />
Training e.V. wur<strong>de</strong> im Jahr 2003 gegrün<strong>de</strong>t,<br />
um die erste gemeinsame Interessenvertretung<br />
für Trainer und Coaches zu<br />
sein.<br />
Um Mitglied zu wer<strong>de</strong>n, muss man unter<br />
an<strong>de</strong>rem bereits eine Trainer- o<strong>de</strong>r Coaching-Ausbildung<br />
(je 150 Stun<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r<br />
eine Metho<strong>de</strong>nausbildung (200 Stun<strong>de</strong>n)<br />
abgeschlossen haben. Zusätzlich bietet<br />
<strong>de</strong>r Verband als individuellen Qualitätsnachweis<br />
für je<strong>de</strong>s einzelne Mitglied eine<br />
personenbezogene Zertifizierung an, die<br />
sich über drei Stufen erstreckt (Hausarbeit,<br />
Arbeitsprobe vor zwei Gutachtern,<br />
Fachgespräch). Diese Zertifizierung<br />
schließt nach Einschätzung <strong>de</strong>s dvct die<br />
Lücke zwischen <strong>de</strong>n formalen Ausbildungsnachweisen<br />
und einer tatsächlich<br />
begutachteten Handlungskompetenz<br />
eines Trainers o<strong>de</strong>r Coaches.<br />
Die Befragung <strong>de</strong>r 1.072 dvct-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
zeigt, dass sich in diesem <strong>mit</strong>gliedsstärksten<br />
Berufsverband für Coaches und Trainer<br />
gestan<strong>de</strong>ne Vertreter ihrer Zunft zusammengefun<strong>de</strong>n<br />
haben: So können die<br />
Befragten eine durchschnittlich 15-jährige<br />
Berufserfahrung vor ihrer jetzigen<br />
Tätigkeit nachweisen. Das spiegelt sich<br />
im Durchschnittsalter wi<strong>de</strong>r. Über 50 Prozent<br />
sind zwischen 41 und 50 Jahren alt.<br />
Die Mehrzahl (rund 80 Prozent) verfügt<br />
über einen höheren Bildungsabschluss,<br />
30 Prozent haben ein wirtschaftswissenschaftliches<br />
Studium.<br />
Trotz ihrer soli<strong>de</strong>n Basisausbildung zum<br />
Trainer o<strong>de</strong>r Coach und trotz <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass etwa 800 dvct-Mitglie<strong>de</strong>r auch<br />
noch <strong>de</strong>n „harten Weg“ <strong>de</strong>r Zertifizierung<br />
gegangen sind, ist die eigene Weiterbildung<br />
für die Verbands<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r ein ganz<br />
beson<strong>de</strong>res Anliegen: 89,6 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten planen, innerhalb <strong>de</strong>r nächsten<br />
zwölf Monate eine auf Profis ausgerichtete<br />
Weiterbildung zu besuchen.<br />
Für die eigene Qualitätssicherung war <strong>de</strong>n<br />
Befragten nur noch das Kun<strong>de</strong>n-Feedback<br />
wichtiger, um die eigene Qualität hochzuhalten.<br />
Mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r befragten<br />
Mitglie<strong>de</strong>r nutzen darüber hinaus eine<br />
Supervision, um nicht im eigenen Saft zu<br />
schmoren. Vivi Di<strong>mit</strong>riadou, Vorstandvorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s dvct e.V., hält es für gera<strong>de</strong>zu<br />
selbstverständlich, dass Menschen,<br />
die sich beruflich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Thema „Entwicklung“<br />
befassen, selbst kontinuierlich<br />
und <strong>mit</strong> viel Engagement weiterbil<strong>de</strong>n.<br />
Diese zusätzlichen Metho<strong>de</strong>nausbildungen<br />
wur<strong>de</strong>n absolviert<br />
Frage 1. 54,5 Prozent <strong>de</strong>r dvct-Mitglie<strong>de</strong>r haben<br />
zusätzlich zu ihrer Basisausbildung eine fundierte<br />
Weiterbildung in folgen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n (Antworten in<br />
Prozent <strong>de</strong>r Befragten, Doppelnennungen, n = 272).<br />
So sehen Weiterbildungspläne aus<br />
Frage 2. 89,6 Prozent wollen 2012 eine zusätzliche<br />
Fort- o<strong>de</strong>r Weiterbildung absolvieren. Dabei <strong>de</strong>nken sie<br />
insbeson<strong>de</strong>re an folgen<strong>de</strong> Maßnahmen:<br />
Geplante Weiterbildung<br />
Anteil<br />
Metho<strong>de</strong><br />
Anteil<br />
methodische Vertiefung 51,1%<br />
Systemische Organisationsentwicklung 53,0%<br />
persönliche Entwicklung 15,5%<br />
Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />
Neurolinguistisches Programmieren (NLP) 22,7%<br />
Transaktionsanalyse (TA) 6,8%<br />
Themenzentrierte Interaktion (TZI) 3,8%<br />
Sonstiges 13,6%<br />
Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />
thematische Vertiefung 13,4%<br />
an<strong>de</strong>re fachliche Weiterbildung 8,4%<br />
soziale Fähigkeiten 0,8%<br />
Sonstiges 10,9%<br />
48 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
So hätten viele Mitglie<strong>de</strong>r im Laufe <strong>de</strong>r<br />
Jahre sowohl eine Trainer- als auch eine<br />
Coaching-Ausbildung und noch diverse<br />
Metho<strong>de</strong>ntrainings absolviert. Auf die<br />
Frage, ob <strong>de</strong>r dvct künftig eigene Ausbildungsgänge<br />
anbieten wer<strong>de</strong>, um von <strong>de</strong>r<br />
Bildungsaffinität <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r zu profitieren,<br />
antwortet Di<strong>mit</strong>riadou <strong>mit</strong> einem<br />
klaren „Nein“. Das entspreche nicht <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Selbstverständnis <strong>de</strong>s Verbands. „Wir<br />
schaffen für unsere Mitglie<strong>de</strong>r Plattformen<br />
zum Netzwerken und zur Selbstvermarktung,<br />
aber dvct-Weiterbildungen<br />
stehen nicht im Fokus.“<br />
Eine wichtige Frage war, ob sich das dvct-<br />
Zertifikat auf <strong>de</strong>n beruflichen Erfolg <strong>de</strong>r<br />
einzelnen „Inhaber“ auswirke. Beachtliche<br />
75 Prozent sagen, dass <strong><strong>de</strong>m</strong> Zertifikat<br />
von <strong>de</strong>r einkaufen<strong>de</strong>n Wirtschaft eine<br />
wichtige Be<strong>de</strong>utung beigemessen wer<strong>de</strong><br />
und dass es einen Wettbewerbsvorteil <strong>mit</strong><br />
sich bringe. 60 Prozent erklärten sogar,<br />
die Zertifizierung wirke sich auch positiv<br />
auf das Honorar aus.<br />
Feedback ist das Frühstück<br />
<strong>de</strong>r Champions<br />
Frage 3. Wie gewährleisten Sie Ihre<br />
Qualität als Coach beziehungsweise<br />
als Trainer? (Antworten in Prozent<br />
<strong>de</strong>r Befragten, Doppelnennungen<br />
möglich, n = 272)<br />
Maßnahme Als Coach Als Trainer<br />
Zur Honorarfrage steuert die Befragung<br />
die Erkenntnis bei, dass <strong>de</strong>r durchschnittliche<br />
Stun<strong>de</strong>nsatz eines dvct-Coaches<br />
zwischen 150 und 200 Euro pen<strong>de</strong>lt - je<br />
nach Auftragsvolumen. Elf Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten liegen sogar über 200 Euro. Von<br />
<strong>de</strong>n Trainern erzielen 34,5 Prozent einen<br />
Tagessatz zwischen 1.000 und 1.500 Euro.<br />
17,9 Prozent liegen in <strong>de</strong>r Bandbreite von<br />
1.501 und 2.000 Euro.<br />
Einen Teil ihrer Einnahmen stecken die<br />
Befragten übrigens gezielt ins Marketing.<br />
57,7 Prozent geben an, bis zu fünf<br />
Prozent ihres jährlichen Umsatzes in<br />
die Eigenwerbung zu stecken. 32,5 Prozent<br />
investieren sogar sechs bis 20 Prozent.<br />
Mit ihrem Verband sind die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
laut Umfrage auch <strong>de</strong>shalb sehr<br />
zufrie<strong>de</strong>n, weil er ihnen Präsentationsmöglichkeiten<br />
wie Datenbank, Ausschreibungsplattform,<br />
viele Messeauftritte und<br />
Netzwerk-Events sowie regionale Aktivitäten<br />
bietet.<br />
Martin Pichler<br />
Das Empfehlungsmarketing<br />
funktioniert<br />
Frage 4. Wie kommen Coachingso<strong>de</strong>r<br />
Trainingsaufträge zustan<strong>de</strong>?<br />
(Antworten in Prozent <strong>de</strong>r Befragten,<br />
Doppelnennungen möglich,<br />
n = 272)<br />
Maßnahme Coachs Trainer<br />
Wir trainieren ERFOLG!<br />
Deutschlands erfolgreichste<br />
Trainerausbildung startet<br />
wie<strong>de</strong>r am<br />
11.10.2012<br />
• Ziele/Orientierung<br />
• Methodik/Didaktik<br />
• Mo<strong>de</strong>ration &Präsentation<br />
• Rhetorik &Stimmtraining<br />
• Gruppendynamik &<br />
Konfliktmanagement<br />
• Zertifizierung<br />
mündliches<br />
Feedback durch<br />
Klienten / Teilnehmer<br />
89,5% 81,0%<br />
Weiterbildung 80,9% 82,1%<br />
Supervision 65,3% 51,2%<br />
Empfehlungen 86,9% 83,3%<br />
Folgeaufträge 58,3% 83,3%<br />
Netzwerke 55,3% 53,6%<br />
Internet-Auftritt 33,7% 31,0%<br />
Wirgarantieren ERFOLG!*<br />
• mehr als 1.000Absolventen<br />
• zertifiziert nach ISO 9001<br />
• empfohlen vom Q-Pool 100<br />
Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />
mündliches<br />
Feedback durch<br />
Dritte<br />
schriftliches<br />
Feedback durch<br />
Klienten / Teilnehmer<br />
schriftliches<br />
Feedback durch<br />
Dritte<br />
42,7% 56,0%<br />
42,2% 86,9%<br />
12,6% 35,7%<br />
Quelle: dvct Mitglie<strong>de</strong>rbefragung 2012<br />
Kooperationen 24,1% 41,7%<br />
Arbeitgeber 16,1% 14,3%<br />
Social Media 11,6% 13,1%<br />
Kaltakquise 8,0% 14,3%<br />
Datenbanken 7,0% 4,8%<br />
Sonstiges 5,0% 10,8%<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 49<br />
* Wie? Fragen Sie uns.<br />
Wir informieren Sie gerne.<br />
TEAM CONNEX AG<br />
Tel: 07031 / 2703-0<br />
parter@teamconnex.com<br />
www.teamconnex.com
training und coaching<br />
Imposantes Profil<br />
einer globalen Profession<br />
ICF-UMFRAGE. Weltweit gibt es 41.325 „aktive“ Business-Coaches. 37,5 Prozent von<br />
ihnen leben in Westeuropa und 33,2 Prozent in Nordamerika. Der Rest verteilt sich<br />
gleichmäßig auf die an<strong>de</strong>ren Regionen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Gemeinsam erzielen sie einen Umsatz<br />
von 1,97 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar, was im Durchschnitt einem individuellen Coaching-<br />
Umsatz von 47.900 US-Dollar pro Jahr entspricht.<br />
Diese Zahlen sind das Ergebnis einer<br />
Hochrechnung, die auf einer weltweiten<br />
Befragung basiert, die die International<br />
Coach Fe<strong>de</strong>ration (ICF) <strong>mit</strong> Sitz in<br />
Lexington, Kentucky, USA, in Auftrag<br />
gab. Durchgeführt wur<strong>de</strong> die Befragung<br />
von <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Price Waterhouse Coopers (PWC). Alle<br />
Coaches dieser Welt wur<strong>de</strong>n dazu aufgerufen,<br />
sich an einer Online-Befragung,<br />
die in neun Sprachen im Internet zur Verfügung<br />
stand, zu beteiligen. Die 19.000<br />
ICF-Mitglie<strong>de</strong>r (En<strong>de</strong> 2011) wur<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />
ihre Kollegen in an<strong>de</strong>ren Netzwerken<br />
auf die Befragung aufmerksam zu<br />
machen, um so einen Schneeballeffekt zu<br />
erzeugen. Letztlich erhielt PWC 12.133<br />
auswert bare Antworten aus 117 Län<strong>de</strong>rn.<br />
Durchschnittliche Einnahmen<br />
in Europa: 40.100 Euro/Jahr<br />
Business-Coaches sind, wie nicht an<strong>de</strong>rs<br />
zu erwarten, nicht gleichmäßig über die<br />
Welt verteilt, son<strong>de</strong>rn konzentrieren sich<br />
in <strong>de</strong>n Zonen <strong>mit</strong> hohem Einkommen wie<br />
Nordamerika und Westeuropa und <strong>mit</strong><br />
Abstrichen auch in Australien und Neuseeland.<br />
Diese drei Weltregionen vereinigen<br />
76 Prozent <strong>de</strong>r gesamten Coaches <strong>de</strong>r<br />
Welt auf sich, beherbergen aber nur elf<br />
Prozent <strong>de</strong>r Weltbevölkerung. In diesen<br />
drei Regionen kommen auf eine Million<br />
Einwohner 40 Coaches. Der weltweite<br />
Durchschnitt liegt bei 6,9 Coaches pro<br />
eine Million Einwohner.<br />
Die meisten Coaches leben in USA,<br />
Kanada und Westeuropa<br />
Einnahmen. Wo gibt es die meisten Coaches und was<br />
verdienen sie durchschnittlich?<br />
Deutsche auf <strong>de</strong>r Suche nach<br />
persönlichem Wachstum<br />
Problemfel<strong>de</strong>r. Die fünf wichtigsten Coaching-Themen<br />
in Deutschland (im Vergleich dazu wird auch <strong>de</strong>ren<br />
Be<strong>de</strong>utung in Europa und weltweit aufgeführt).<br />
Weltregionen<br />
Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Business-<br />
Coaches<br />
jährl. Einnahmen<br />
<strong>mit</strong><br />
Coaching<br />
(Durchschnitt)<br />
jährl. Einnahmen<br />
<strong>mit</strong><br />
Coaching<br />
(Median)<br />
Ranking*<br />
Problem<br />
Anteil an <strong>de</strong>n<br />
Coaching-<br />
Gesprächen<br />
in D<br />
Anteil an <strong>de</strong>n<br />
Coaching-<br />
Gesprächen<br />
in Europa<br />
Anteil an <strong>de</strong>n<br />
Coaching-<br />
Gesprächen<br />
global<br />
Nordamerika 15.800 50.400 US $ 29.100 US $<br />
Lateinamerika 2.600 34.400 US $ 12.700 US $<br />
1. persönliches<br />
Wachstum<br />
57,7 % 38,8 % 37,8 %<br />
Quelle: www.coachfe<strong>de</strong>ration.org/coachingstudy2012/<br />
Westeuropa 17.800 52.100 US $ 27.700 US $<br />
Osteuropa 3.500 24.000 US $ 12.000 US $<br />
Naher Osten, Afrika 2.100 39.600 US $ 20.000 US $<br />
Asien 3.300 36.500 US $ 13.700 US $<br />
Australien 2.400 66.200 US $ 36.700 US $<br />
weltweit 47.500 47.900 US $ 25.000 US $<br />
Quelle: www.coachfe<strong>de</strong>ration.org/coachingstudy2012/<br />
2. kommunikative<br />
Fähigkeiten<br />
3. Selbstvertrauen<br />
4. Work-Life-<br />
Balance<br />
5. Mitarbeiterund<br />
Teameffektivität<br />
* nur in Bezug auf Deutschland<br />
34,1 % 25,1 % 26,2 %<br />
31,9 % 35,1 % 27,8 %<br />
27,5 % 22,3 % 24,8 %<br />
26,4 % 28,3 % 25,9 %<br />
50 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Die an <strong>de</strong>r Befragung teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Coaches wur<strong>de</strong>n gebeten, <strong>de</strong>n Teil ihres<br />
Jahreseinkommens, das sie <strong>mit</strong> Coaching<br />
erzielen, genau anzugeben. Die<br />
unterschiedlichen Währungen wur<strong>de</strong>n<br />
zu einem bestimmten Stichtag zum Kurs<br />
<strong>de</strong>r Weltbank in US-Dollar umgerechnet,<br />
ohne dass dabei die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Lebensstandards zusätzlich berücksichtigt<br />
wor<strong>de</strong>n wären.<br />
Das Ergebnis: Weltweit gesehen verdient<br />
ein Coach im Durchschnitt 47.900<br />
US-Dollar, <strong>de</strong>r Median liegt bei 25.000<br />
US-Dollar. In Westeuropa liegt das Durchschnittseinkommen<br />
bei 52.100 US-Dollar<br />
(Median: 27.700 US-Dollar). Je weiter <strong>de</strong>r<br />
statistische Wert „Median“ vom Durchschnittswert<br />
entfernt ist, <strong>de</strong>sto mehr<br />
„Ausreißer“ nach unten o<strong>de</strong>r nach oben<br />
gibt es bei <strong>de</strong>n Einkommen. Ausgehend<br />
von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Coaches und <strong>de</strong>n Angaben<br />
zum Durchschnittseinkommen,<br />
schätzt die Studie, dass weltweit im Jahr<br />
2011 etwa 1,98 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar <strong>mit</strong><br />
Coaching umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Eine wichtige Anmerkung: Zwar wird die<br />
Zahl <strong>de</strong>r weltweit i<strong>de</strong>ntifizierten Business-<br />
Coaches <strong>mit</strong> 47.500 angegeben, aber nur<br />
87 Prozent davon (41.325 Coaches) coachen<br />
regelmäßig das ganze Jahr über und<br />
nur diese „aktiven Coaches“ wur<strong>de</strong>n in<br />
die weiteren Betrachtungen einbezogen<br />
und nach ihren Einnahmen gefragt. Diese<br />
„aktiven“ Coaches wur<strong>de</strong>n auch gebeten,<br />
ihr Durchschnittshonorar für eine Stun<strong>de</strong><br />
Coaching zu benennen. Der weltweite<br />
Durchschnittssatz beträgt <strong><strong>de</strong>m</strong>nach 229<br />
US-Dollar (umgerechnet 175 Euro). Die<br />
Befragten betonten, dass sie im Schnitt<br />
13 Stun<strong>de</strong>n pro Woche als Coach arbeiteten.<br />
Darin enthalten sei auch die Vorbereitungszeit.<br />
Der durchschnittliche Coach<br />
bietet noch Beratung (62 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Coaches) und Training (60 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Coaches) als weitere Dienstleistung an.<br />
Eine große Mehrheit <strong>de</strong>r Coaches (76 Prozent)<br />
glaubt, dass <strong>de</strong>r Markt von ihnen<br />
erwarte, dass sie ein Zertifikat vorweisen<br />
könnten. Eine knappe Mehrheit <strong>de</strong>r<br />
Coaches (53 Prozent) glaubt außer<strong><strong>de</strong>m</strong>,<br />
dass <strong>de</strong>r Coaching-Markt reguliert wer<strong>de</strong>n<br />
solle. 23 Prozent wi<strong>de</strong>rsprechen<br />
diesem Ansinnen <strong>de</strong>utlich. 84 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Befragten sind <strong>de</strong>r Meinung, dass<br />
Coaching-Verbän<strong>de</strong> die besten Akteure<br />
seien, um bei Bedarf eine Marktregulierung<br />
vorzunehmen. Gefragt wur<strong>de</strong> auch<br />
noch danach, was das größte Hin<strong>de</strong>rnis<br />
für eine weitere positive Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Coaching-Markts sei. Weltweit antworteten<br />
43 Prozent, dass unprofessionelle,<br />
schlecht ausgebil<strong>de</strong>te Individuen,<br />
die sich selbst als Coach bezeichneten,<br />
das größte Übel für <strong>de</strong>n Markt seien. An<br />
zweiter Stelle rangierte die Furcht, dass<br />
die Unternehmen Zweifel am Nutzen <strong>de</strong>s<br />
Coachings bekommen könnten. 36 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Coachs for<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>shalb auch,<br />
glaubwürdige ROI-Berechnungen durch<br />
unabhängige Institute erstellen zu lassen.<br />
Der Coching-Markt wird von<br />
Frauen dominiert<br />
Die Studie hat auch nachgewiesen, dass<br />
Coaching ein „female-dominated“ (ICF)<br />
Berufsfeld ist. In Nordamerika sind zum<br />
Beispiel 75 Prozent <strong>de</strong>r Coaches weiblich,<br />
in Westeuropa sind es immerhin 63<br />
Prozent. In Asien und in Lateinamerika<br />
liegt die Frauenquote „nur“ knapp über<br />
50 Prozent.<br />
Es ist <strong><strong>de</strong>m</strong> ICF hoch anzurechnen, dass<br />
er auf seiner amerikanischen Homepage<br />
nicht nur eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />
Studie zum Download anbietet, son<strong>de</strong>rn<br />
auch in weiteren Dokumenten viele aufschlussreiche,<br />
län<strong>de</strong>rspezifische Details<br />
veröffentlicht. Aus Deutschland nahmen<br />
182 Coaches an <strong>de</strong>r Befragung teil. 61<br />
Prozent davon waren Frauen. 43 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Befragten lagen im Alter zwischen 46<br />
und 55 Jahren. Die <strong>de</strong>utschen Coaches<br />
sind durchschnittlich zwischen 36 und 45<br />
Jahren alt.<br />
79 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Coaches treffen<br />
sich laut Befragung <strong>mit</strong> ihren Klienten zu<br />
persönlichen 1:1-Gesprächen. Weltweit<br />
sind das nur 66,5 Prozent. Der Rest <strong>de</strong>r<br />
Coaching-Gespräche fin<strong>de</strong>t ganz überwiegend<br />
am Telefon statt (in Deutschland zu<br />
14,2 Prozent, weltweit zu erstaunlichen<br />
26,9 Prozent). Nachzulesen ist auch, wie<br />
die Deutschen ihre Zukunft einschätzen.<br />
68,5 Prozent glauben, dass ihr Einkommen<br />
aus Coaching in <strong>de</strong>n nächsten zwölf<br />
Monaten <strong>de</strong>utlich ansteigen wer<strong>de</strong>. Doch<br />
da<strong>mit</strong> befin<strong>de</strong>n sie sich noch lange nicht<br />
in <strong>de</strong>r Oberliga <strong>de</strong>r Optimisten. Weltweit<br />
rechnen stolze 76,1 Prozent <strong>de</strong>r Coaches<br />
<strong>mit</strong> spürbaren Einkommenszuwächsen.<br />
Martin Pichler<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 51<br />
Zukunft im Kopf.<br />
Mit Soft-Skills<br />
nach vorne!<br />
Persönliche Stärken weiterentwickeln –<br />
für mehr Überzeugungskraft im Job.<br />
Mit über 50 Trainings unterstützen<br />
wir Sie bei <strong>de</strong>r gezielten Entwicklung<br />
Ihrer Kompetenzen!<br />
Informieren Sie sich auf<br />
www.haufe-aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie.<strong>de</strong>/<br />
persoenliche-kompetenz
messen und kongresse<br />
Erfolgreiche Personalmessen<br />
expandieren weiter<br />
PERSONAL NORD & SÜD. Traditionell fin<strong>de</strong>t En<strong>de</strong> April und Anfang Mai das Messe-<br />
Tan<strong><strong>de</strong>m</strong> „Personal Nord“ und „Personal Süd“ statt. Insbeson<strong>de</strong>re die schnelle<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>s nord<strong>de</strong>utschen Ablegers überrascht und sorgt für viel Optimismus beim<br />
Veranstalter.<br />
Was ist eigentlich <strong>de</strong>r Unterschied zwischen<br />
<strong>de</strong>n Messen „Personal Nord“ und<br />
„Personal Süd“? Wenn man <strong>de</strong>n Mannheimer<br />
Messemachern von <strong>de</strong>r Spring<br />
Messe Management GmbH & Co. KG<br />
diese Frage stellt, erntet man genervtes<br />
Kopfschütteln.<br />
Ihr ganzes Bestreben läuft seit zwei Jahren<br />
darauf hinaus, dass diese bei<strong>de</strong>n Veranstaltungen<br />
als „Zwillinge“ wahrgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, die sich höchstens durch ein<br />
paar regionale Farbtupfer unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Ein Personaler in Dortmund, Fulda o<strong>de</strong>r<br />
Leipzig sollte sich ausschließlich anhand<br />
<strong>de</strong>s Kriteriums „Anreise“ entschei<strong>de</strong>n, ob<br />
er zur Personal Nord nach Hamburg o<strong>de</strong>r<br />
zur Personal Süd nach Stuttgart fährt.<br />
An bei<strong>de</strong>n Orten – so die Strategie <strong>de</strong>s<br />
Veranstalters – soll er völlig gleichwertig<br />
einen umfassen<strong>de</strong>n Überblick über alle<br />
Themen einer mo<strong>de</strong>rnen Personalarbeit<br />
bekommen – vom Arbeitsrecht über das<br />
Recruiting bis hin zum Managementtraining.<br />
Von <strong>de</strong>n Ausstellern bei<strong>de</strong>r Messen<br />
wer<strong>de</strong>n folgerichtig Themen aufgegriffen<br />
wie: Personalbeschaffung und Personalmarketing,<br />
Gehaltsstruktur und<br />
Anreizsys teme, Personalverwaltung und<br />
Gehaltsabrechnungen, Assessment-Center<br />
und 360-Grad-Feedback, Personalplanung<br />
und Demografie, Vorschlagswesen<br />
und I<strong>de</strong>enmanagement, Personalberatern<br />
und Zeitarbeitsfirmen, Führungspsychologie<br />
und Sozialkompetenz, Training und<br />
Coaching sowie Organisationsentwicklung.<br />
Sehr viele Aussteller präsentieren<br />
Fotos: F. Pfluegl PERSONAL2011Süd<br />
Große Gesten gehören zu einer Messe (hier die „Personal 2011 Süd“) einfach dazu, wenn Aussteller o<strong>de</strong>r<br />
Mo<strong>de</strong>ratoren sich um die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Publikums bemühen.<br />
52 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
sich sowohl in Hamburg als auch in Stuttgart<br />
<strong>mit</strong> einem Messestand – darunter<br />
beispielsweise Branchengrößen wie Xing,<br />
Monster Worldwi<strong>de</strong> Deutschland, Atoss<br />
Software, Sage HR Solutions, Jobscout 24<br />
o<strong>de</strong>r StepStone Deutschland.<br />
Der Messeveranstalter versteht sich als<br />
Experte, erklärungsbedürftige Themen<br />
gekonnt für ein professionelles Publikum<br />
aufzubereiten. Dazu integriert er in die<br />
Messe Podien und Foren, auf <strong>de</strong>nen Experten<br />
die Produkte und Dienstleistungen<br />
<strong>de</strong>r Aussteller in Bezug setzen zu <strong>de</strong>n<br />
aktuellen Trends. Personaler können so<br />
von Kollegen o<strong>de</strong>r von Beratern lernen<br />
und sich <strong>mit</strong> Trends in <strong>de</strong>r Arbeitswelt<br />
vertraut machen sowie Neuheiten für ihre<br />
Berufspraxis kennenlernen. I<strong>de</strong>ntisch im<br />
Nor<strong>de</strong>n und im Sü<strong>de</strong>n sind zum Beispiel<br />
folgen<strong>de</strong> drei Keynote-Speaker:<br />
1. Dr. Pero Mićić, einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />
Experten für Zukunftsmanagement. Mit<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Thema „Die Kurzfrist-Falle: Wie <strong>de</strong>r<br />
Mensch sich täglich die Zukunft versaut<br />
und was Sie im Personalmanagement<br />
dagegen tun können“ plädiert er für eine<br />
vorausschauen<strong>de</strong> Personalpolitik.<br />
2. Dominik Neidhart, ein Profisegler, <strong>de</strong>r<br />
in seinem Vortrag beschreibt, wie er <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Schweizer Team Alinghi <strong>de</strong>n Americas<br />
Cup gewann und wie auch Unternehmen<br />
<strong>mit</strong> ihren Belegschaften solche<br />
Höchstleistungen erreichen können.<br />
3. Michael Rossié, <strong>de</strong>r Schauspieler und<br />
Spezialist für Kommunikation und Körpersprache<br />
coacht eine Reihe von <strong>de</strong>utschen<br />
Personalvorstän<strong>de</strong>n und spricht in<br />
seinem Vortrag über „Nonverbale Kommunikation<br />
im HR-Alltag“.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Hamburger Messe zeigt,<br />
dass im Nor<strong>de</strong>n ein <strong>de</strong>utliches Wachstumspotenzial<br />
steckt. „Bereits ein halbes<br />
Jahr vor <strong>de</strong>r Messe war unsere Halle zu<br />
90 Prozent ausgebucht – und das, obwohl<br />
wir die Fläche vergrößert haben“, so Nadine<br />
Jäger, Projektleiterin <strong>de</strong>r Personal<br />
Nord und Süd, die <strong>mit</strong> zirka 180 Ausstellern<br />
(etwa zehn Prozent Zuwachs im<br />
Vergleich zum Vorjahr) rechnet. Neben<br />
<strong>de</strong>n klassischen Themen einer Personalfachmesse<br />
wartet die Personal in Hamburg<br />
<strong>mit</strong> Spezialgebieten wie <strong><strong>de</strong>m</strong> Thema<br />
„Fuhrparkmanagement“ auf. Die Messe<br />
erweitert nicht nur ihre Ausstellungsfläche,<br />
son<strong>de</strong>rn auch ihr Programm: In drei<br />
statt zwei Praxisforen sowie einer Aktionsfläche<br />
Training teilen Fachleute in<br />
rund 90 Vorträgen und Diskussionen ihr<br />
Wissen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Besuchern.<br />
Das Programm <strong>de</strong>r „Personal Süd 2012“<br />
umfasst zirka 80 Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />
sowie 60 Präsentationen<br />
von Trainern und Coaches. Neben <strong>de</strong>r<br />
neuen Themenreihe „Personal & Verwaltung“<br />
für Personaler im Public Sector<br />
wird es auf <strong>de</strong>r süd<strong>de</strong>utschen HR-Messe<br />
erstmals einen Meeting-Point zum thematischen<br />
Austausch geben. Personalverantwortliche<br />
haben dafür bereits ihre<br />
Themenvorschläge eingereicht, die sie in<br />
Gruppen von bis zu 20 Personen unter<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ration von Karin Huber diskutieren<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Personal Süd fand bislang im jährlichen<br />
Wechsel in München und Stuttgart<br />
statt. Sie wird ab sofort für immer<br />
in Stuttgart bleiben. „Aufgrund <strong>de</strong>r Verkehrsanbindung<br />
und mo<strong>de</strong>rnster technischer<br />
Ausstattung ist Stuttgart einfach<br />
i<strong>de</strong>al für uns“, erklärt die Messeleitung.<br />
Gudrun Porath<br />
Messe-Tan<strong><strong>de</strong>m</strong> im Überblick<br />
Fakten. Die „Personal Süd“ kommt vom 24. bis 25. April in<br />
die Messe Stuttgart und die „Personal Nord“ vom 9. bis 10.<br />
Mai ins CCH Hamburg.<br />
PERSONAL2012 Süd<br />
13. Fachmesse für<br />
Personalmanagement<br />
PERSONAL2012 Nord<br />
2. Fachmesse für<br />
Personalmanagement<br />
Dauer, Ort, Eintritt 24. bis 25. April 2012,<br />
Veranstaltungsort ist die Messe<br />
Stuttgart, Eintrittspreise: 1 Tag für<br />
25 Euro, 2 Tage für 50 Euro<br />
9. bis 10. Mai 2012,<br />
Veranstaltungsort ist das CCH<br />
Congress Center in Hamburg.<br />
Eintrittspreise: 1 Tag 25 Euro,<br />
2 Tage 50 Euro<br />
Erfolge 2011<br />
244 Aussteller und 4.053 Fachbesucher<br />
(10% Zuwachs erwartet)<br />
165 Aussteller und 3.180 Fachbesucher<br />
(10% Zuwachs erwartet)<br />
Kommentar<br />
Die <strong>de</strong>utlich ältere, im Sü<strong>de</strong>n<br />
etablierte Messe, zusätzlich in<br />
benachbarter Halle: Attraktive<br />
Messe zum „Betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement“ (Corporate<br />
Health Convention 2012)<br />
Überraschend schnelles Besucher-<br />
und Ausstellerwachstum,<br />
hohe Akzeptanz bei <strong>de</strong>n professionellen<br />
Personalmanagern im<br />
Nor<strong>de</strong>n, 2012 auch Tagungshotels<br />
als Aussteller<br />
Internet www.personal-sued.<strong>de</strong> www.personal-nord.com<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 53
messen und kongresse<br />
„ Was uns <strong>de</strong>n Hals brechen<br />
könnte, ignorieren wir gerne“<br />
PERSONAL NORD & SÜD. Organisationen sollten endlich langfristiger <strong>de</strong>nken,<br />
for<strong>de</strong>rt Zukunftsforscher Dr. Pero Mićić. Er wird jeweils auf <strong>de</strong>r „Personal Süd“<br />
(25. April, 11.10 Uhr, Forum 3) und auf <strong>de</strong>r „Personal Nord“ (9. Mai, 11.10 Uhr, Forum<br />
3) eine Keynote halten zum Thema „Die Kurzfrist-Falle: Wie <strong>de</strong>r Mensch sich täglich die<br />
Zukunft versaut … und was Sie im Personalmanagement dagegen tun können“.<br />
Sie verstehen sich als Zukunftsmanager.<br />
Was be<strong>de</strong>utet das genau?<br />
Dr. Pero Mićić: Das Zukunftswissen ist<br />
heute in einem inflationären Maß vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Doch dieses Wissen zu verstehen,<br />
zu interpretieren, darin Chancen zu<br />
erkennen und diese dann in <strong>de</strong>r Praxis zu<br />
nutzen, fällt Unternehmen und einzelnen<br />
Menschen nicht leicht. Zukunftsmanagement<br />
baut <strong>de</strong>shalb Brücken zwischen <strong>de</strong>n<br />
Zukunftsquellen und <strong>de</strong>n Nutzern in <strong>de</strong>r<br />
Praxis.<br />
Sie leisten also eine Art von<br />
Verständnishilfe?<br />
Mićić: Richtig. Dabei müssen Sie grob<br />
gesagt die Hälfte <strong>de</strong>r Zukunftsforschung<br />
als Scharlatanerie abziehen. Dennoch<br />
können auch weniger fundierte Zukunftsaussagen<br />
inspirierend sein. Wir müssen<br />
bei <strong>de</strong>r Zukunftsforschung vor allem unterschei<strong>de</strong>n,<br />
ob sie als Aussage über die<br />
wahrscheinliche Zukunft gemeint ist o<strong>de</strong>r<br />
eher als Gestaltungsi<strong>de</strong>e. Dabei scheitern<br />
Führungskräfte oft an <strong>de</strong>r weiten<br />
Verständnislücke zwischen Zukunftsforschung<br />
und Unternehmensführung.<br />
Welche Verständnislücke?<br />
Mićić: Die Verständnislücke kann zum<br />
Beispiel darin bestehen, dass wir im Alltag<br />
nicht klar unterschei<strong>de</strong>n, was eigentlich<br />
gemeint ist, wenn wir etwas über die<br />
Zukunft hören. Vieles verstehen die Leute<br />
als Prognose, obwohl es als Szenario gemeint<br />
ist. O<strong>de</strong>r Menschen halten etwas<br />
für erwünscht, obwohl Zukunftsforscher<br />
nur beschrieben haben, was alles passieren<br />
könnte, auch wenn es unwahrscheinlich<br />
ist.<br />
Wie können wir diese Vielfalt von<br />
„Zukünften“ besser unterschei<strong>de</strong>n?<br />
Mićić: Ich verwen<strong>de</strong> dafür das Bild <strong>de</strong>r<br />
fünf Zukunftsbrillen. Die blaue Zukunftsbrille<br />
ist für die Annahmen. Sie richtet<br />
sich auf die wahrscheinliche Zukunft.<br />
Wir können zwar alle ohne Prognosen<br />
leben, aber niemand lebt und führt ohne<br />
Zukunftsannahmen. Bei <strong>de</strong>r roten Zukunftsbrille<br />
geht es nicht um das, was<br />
wahrscheinlich sein könnte, son<strong>de</strong>rn um<br />
das, was je<strong>de</strong>rzeit überraschen könnte.<br />
Diesen Blick auf die Zukunft ignorieren<br />
wir gerne, weil er unangenehm ist. Aber<br />
seit wir immer häufiger Überraschungen<br />
erleben, sind die Menschen <strong>de</strong>utlich sensibler<br />
für die rote Zukunftsbrille im Leben<br />
gewor<strong>de</strong>n. Dann gibt es noch die grüne<br />
Brille: Es geht dabei um Chancen und<br />
Lebensoptionen, also um die Frage, was<br />
man aus seinem Leben und seinem Unternehmen<br />
machen kann. Die grüne Zukunftsbrille<br />
erfor<strong>de</strong>rt viel Kreativität. Sie<br />
schafft das gedankliche Material für eine<br />
Vision, für Ziele und Strategien. Mit <strong>de</strong>r<br />
gelben Zukunftsbrille geht es um die Entscheidung<br />
für eine erstrebenswerte Zukunft.<br />
Wir entschei<strong>de</strong>n uns für eine Insel,<br />
auf <strong>de</strong>r die Sonne am schönsten scheinen<br />
könnte. Zuletzt kommt die violette Zukunftsbrille:<br />
Dahinter steckt die Strategie,<br />
also das geplante konkrete Han<strong>de</strong>ln, <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> die Vision erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Inwiefern können Unternehmen die<br />
Zukunft wirklich managen?<br />
Mićić: Wenn wir von „Zukunft managen“<br />
sprechen, assoziieren viele Menschen<br />
da<strong>mit</strong>, dass wir sie in gewisser Weise manipulieren.<br />
Aber das geht natürlich kaum,<br />
<strong>de</strong>nn die Zukunft gibt es nicht wirklich.<br />
Ich kann sie nicht messen, nicht zählen,<br />
nicht wiegen und greifen. Ich kann Zukunft<br />
dort fin<strong>de</strong>n, wo sie ausschließlich<br />
stattfin<strong>de</strong>t: In <strong>de</strong>n Köpfen von Menschen.<br />
Je<strong>de</strong>r Mensch, und da<strong>mit</strong> auch alle<br />
Führungskräfte, hat Annahmen, Ängste,<br />
Hoffnungen, Befürchtungen, Ziele und<br />
Visionen im Hinblick auf die Zukunft. Sie<br />
gestalten die Zukunft. Zukunft bereitet<br />
sich in <strong>de</strong>n Köpfen, Herzen und Bäuchen<br />
vor. Es gilt, diese Zukunftsgedanken anzureichern,<br />
zu ordnen und wirksamer zu<br />
machen. Das ist Zukunftsmanagement.<br />
Aber es gibt doch auch Vorhersagen für<br />
die Zukunft, die nicht von meinen Träumen,<br />
Zielen und Wünschen abhängen.<br />
Mićić: Richtig, das ist <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Aspekt.<br />
Je<strong>de</strong>r Mensch muss entschei<strong>de</strong>n, was aus<br />
<strong>de</strong>r großen Vielfalt von Zukünften für<br />
die eigene Situation relevant ist – in <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Sinne, dass diese Zukunft das eigene Unternehmen<br />
und seinen Markt verän<strong>de</strong>rt,<br />
ohne dass Manager etwas daran än<strong>de</strong>rn<br />
können. Und es geht darum, Trends und<br />
Technologien relevant zu machen, um<br />
darin Chancen zu erkennen und zu nutzen,<br />
die die Wettbewerber noch nicht erkannt<br />
haben.<br />
Inwiefern sind manche Trends für alle<br />
Branchen unausweichlich, wie etwa die<br />
Entwicklung hin zu einem Arbeitnehmermarkt<br />
aufgrund <strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen<br />
Wan<strong>de</strong>ls?<br />
Mićić: Es gibt schon allgemeingültige<br />
Trends, aber die gilt es auf die eigene Situation<br />
hin zu konkretisieren. Prognosen<br />
von Zukunftsforschern sind weit weniger<br />
54 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Dr. Pero Mićić, Zukunftsforscher und<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
FutureManagementGroup AG in Eltville<br />
(www.futuremanagementgroup.com),<br />
erklärt sein Konzept <strong>de</strong>r „fünf Zukunftsbrillen“.<br />
Foto: spring messe<br />
wichtig als die Annahmen im konkreten<br />
Fall: Je<strong>de</strong> Investition, die ein Unternehmen<br />
tätigt, je<strong>de</strong> Maschine, die es kauft,<br />
je<strong>de</strong> Software, die es anschafft, je<strong>de</strong>r<br />
Mensch, <strong>de</strong>n es einstellt o<strong>de</strong>r entlässt –<br />
all das basiert auf Annahmen über die<br />
Zukunft. Eine junge, kreative Marketingfirma<br />
hat es im Moment noch leicht, <strong>de</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen Wan<strong>de</strong>l zu verdrängen,<br />
sie wird es aber langfristig nicht können.<br />
Auch sie wird künftig nicht mehr so viele<br />
junge Menschen rekrutieren können und<br />
möglicherweise auch Ältere brauchen,<br />
um die entsprechen<strong>de</strong> Kundschaft zu bedienen.<br />
Es reicht nicht aus, die Trends zu<br />
kennen und im Groben zu diskutieren. Es<br />
kommt darauf an, die persönlichen Annahmen<br />
je<strong>de</strong>s einzelnen Entschei<strong>de</strong>rs zu<br />
verbessern, da<strong>mit</strong> man die kommen<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong>de</strong>rungen und die Bedrohungen und<br />
Chancen darin erkennen kann.<br />
Wie realistisch sind die Annahmen,<br />
die Unternehmen in <strong>de</strong>r Praxis für ihre<br />
Zukunft voraussetzen?<br />
Mićić: Die Annahmen, auf <strong>de</strong>nen Unternehmen<br />
ihr Geschäft grün<strong>de</strong>n, sind meist<br />
nicht ausgesprochen o<strong>de</strong>r aufgeschrieben.<br />
Die wahren Annahmen offenbaren<br />
sich dann nur im wirklichen Han<strong>de</strong>ln.<br />
Bei <strong>de</strong>n Bewerberauswahlverfahren etwa<br />
tun heute noch viele Unternehmen so, als<br />
wäre <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Arbeitsmarkt ein<br />
Anbietermarkt. Das ist er auch teilweise<br />
noch – für sehr attraktive Unternehmen.<br />
An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum könnten <strong>mit</strong> ihren unbewussten<br />
Annahmen, dass <strong>de</strong>r Fachkräftemangel<br />
sie nicht trifft, auf <strong>de</strong>r Strecke<br />
bleiben. Dabei sind die Trends durchaus<br />
bekannt. Aber sie wer<strong>de</strong>n herausgefiltert<br />
durch nicht ausgesprochene Wünsche<br />
und Wahrnehmungsfilter. Sie wer<strong>de</strong>n verdrängt.<br />
Weil Beschäftigte <strong>de</strong>n Status quo einfach<br />
erhalten möchten o<strong>de</strong>r weil Entwicklungen<br />
nicht <strong>de</strong>n persönlichen Vorstellungen<br />
von Managern entsprechen?<br />
Mićić: Ja, bei<strong>de</strong>s. Ich nenne das die Kurzfrist-Falle.<br />
Wir biegen uns Annahmen zurecht,<br />
weil das Ich wichtiger ist als das<br />
Wir <strong>de</strong>r Firma. Der Mensch orientiert sich<br />
gern am Materiellen <strong>de</strong>r Gegenwart, an<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong>, was er greifen, sehen und erleben<br />
kann. Da die Zukunft unsicher ist, bevorzugt<br />
er immer das Heutige und hält es für<br />
wahrer und stabiler.<br />
Muss ein gewisser Lei<strong>de</strong>nsdruck da sein<br />
o<strong>de</strong>r müssen Krisen und Katastrophen<br />
eintreten, da<strong>mit</strong> wir Zukunftsaussichten<br />
ernst nehmen – so wie etwa das Unglück<br />
von Fukushima?<br />
Mićić: Man kann das annähernd übertragen,<br />
doch Fukushima ist natürlich ein Extrembeispiel.<br />
Es zeigt trotz<strong><strong>de</strong>m</strong>: Was wir<br />
für unwahrscheinlich halten, uns aber<br />
<strong>de</strong>n Hals brechen könnte, das übersehen<br />
und ignorieren wir gerne. So etwas<br />
können wir feststellen, in<strong><strong>de</strong>m</strong> wir unsere<br />
Annahmen aufschreiben und umkehren:<br />
Was passiert, wenn das Gegenteil stattfin<strong>de</strong>t?<br />
Wür<strong>de</strong> uns das treffen, wür<strong>de</strong> es uns<br />
umbringen o<strong>de</strong>r könnten wir das verkraften?<br />
Zum Beispiel: Was passiert, wenn<br />
Sie als Unternehmen innerhalb von fünf<br />
Wochen 50 Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes verlieren?<br />
Wie können Sie trotz<strong><strong>de</strong>m</strong> überleben<br />
und die besten Mitarbeiter halten? Vor<br />
<strong>de</strong>r Krise waren die Reaktionen auf diese<br />
Frage immer ablehnend. Mittlerweile <strong>de</strong>nken<br />
Manager darüber gründlicher nach.<br />
Wie zeigt sich diese Kurzfrist-Falle im<br />
Personalmanagement?<br />
Mićić: Ein Beispiel ist die Internet-Generation<br />
und ihre Art <strong>de</strong>s Umgangs <strong>mit</strong><br />
Sys temen, Medien und Kommunikation:<br />
Es gibt technisch gesehen eine Divergenz<br />
zwischen <strong><strong>de</strong>m</strong>, was die Beschäftigten privat<br />
an technischen Hilfs<strong>mit</strong>teln nutzen,<br />
und <strong><strong>de</strong>m</strong>, was sie in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
vorfin<strong>de</strong>n. Menschen, die es gewohnt<br />
sind, <strong>mit</strong> all <strong>de</strong>r Vielfalt umzugehen, die<br />
immer sehr viel Spannen<strong>de</strong>s und Abwechslung<br />
brauchen und auch mehrere<br />
Medien gleichzeitig nutzen, wer<strong>de</strong>n einen<br />
statischen, langweiligen Arbeitsplatz auf<br />
die Dauer nicht mehr akzeptieren. Denn<br />
diese Zielgruppe ist viel selbstbewusster<br />
und selbstständiger als Arbeitnehmer das<br />
heute noch in <strong>de</strong>r Mehrheit sind. Im Recruiting<br />
und auch bei <strong>de</strong>r Mitarbeiterbindung<br />
muss sich das Personalmanagement<br />
darauf einstellen.<br />
Wie können Personalmanager das<br />
angehen?<br />
Mićić: Sie könnten sich für entsprechen<strong>de</strong><br />
Programme stark machen. In manchen<br />
Unternehmen gibt es bereits das Motto<br />
„Bring your own <strong>de</strong>vice“: Mitarbeiter arbeiten<br />
dabei <strong>mit</strong> ihrem eigenen PC o<strong>de</strong>r<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> eigenen iPad. Sie bekommen für die<br />
Anschaffung von neuen Geräten, die sie<br />
privat nutzen, einen Zuschuss vom Arbeitgeber.<br />
Das setzt aber viele Dinge voraus<br />
– vor allem einen Kulturwan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n<br />
Personaler <strong>mit</strong>gestalten könnten.<br />
Interview: Stefanie Hornung<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 55
messen und kongresse<br />
CeBIT wird zur<br />
Weiterbildungsmesse<br />
MESSERÜCKBLICK. Die CeBIT ist nicht mehr nur Leistungsschau von Computerherstellern,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>mit</strong> 1.500 Seminaren, Workshops und Formaten wie „Webciety“<br />
und „CeBIT Global Conferences“ auch eine ganz große Konferenzveranstaltung.<br />
Wer nicht dabei sein kann, nutzt das Angebot, viele Veranstaltungen im Internet live zu<br />
verfolgen.<br />
Das „Social Command Center“ in Halle 4<br />
mel<strong>de</strong>te am dritten Messetag: Die CeBIT<br />
2012 wird in <strong>de</strong>n sozialen Netzwerken <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Top-Themen „Cloud Computing“ in<br />
Zusammenhang gebracht. Wer vor Ort in<br />
Hannover unterwegs war, konnte noch<br />
min<strong>de</strong>stens drei weitere Trends ausmachen:<br />
1. Die CeBIT wan<strong>de</strong>lt sich mehr und mehr<br />
von einer Neuheitenshow zur Konferenzveranstaltung.<br />
2. I<strong>de</strong>en und Konzepte sind gefragter<br />
<strong>de</strong>nn je, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>nen sich die vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Technologien sinnvoll nutzen<br />
lassen.<br />
3. Liveübertragungen vom Messegelän<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n von immer mehr Menschen genutzt,<br />
um sich aktiv in die Diskussion<br />
einzuschalten, auch wenn sie nicht real<br />
anwesend sind.<br />
Messe als Ort, um Anwen<strong>de</strong>r<br />
zu schulen<br />
Als Apple am 7. März das neue iPad vorstellte,<br />
geschah das nicht in Hannover auf<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Messegelän<strong>de</strong>. Ihre neuen Smartphones<br />
präsentierten Hersteller von HTC<br />
bis Samsung bereits En<strong>de</strong> Februar auf<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Mobile World Congress in Barcelona.<br />
Und als Steve Ballmer das kommen<strong>de</strong><br />
Microsoft-Betriebssystem Windows 8 aus<br />
<strong>de</strong>r Taufe hob, hatte das neue Jahr <strong>mit</strong><br />
<strong>de</strong>r Consumer Electronics Show (CES) in<br />
Las Vegas gera<strong>de</strong> begonnen. Obwohl die<br />
CeBIT <strong>mit</strong> netto 312.000 Besuchern (erstmals<br />
ohne Messe- und Standpersonal)<br />
immer noch die größte IT-Leistungsschau<br />
<strong>de</strong>r Welt ist, gehören technologische Neuheiten<br />
<strong>mit</strong>tlerweile eher zu <strong>de</strong>n Rand-<br />
erscheinungen. Vielmehr zeigen 1.500<br />
Seminare, Workshops und Formate wie<br />
„Webciety“ und die „CeBIT Global Conferences“<br />
<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l zur Mega-Konferenzveranstaltung.<br />
E-Learning-Anbieter waren<br />
ganz versteckt<br />
Während die Innovationszyklen in <strong>de</strong>r IT<br />
<strong>mit</strong>tlerweile auf bis zu einem halben Jahr<br />
gesunken sind (SAP), fehlen vielen Unternehmen<br />
immer noch Strategien und Konzepte,<br />
um von Trends wie Social Media,<br />
Mobile- und Cloud-Computing zu profitieren.<br />
Viele Anbieter nutzten daher das<br />
Convention Center auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Messegelän<strong>de</strong>,<br />
um Anwen<strong>de</strong>r zu schulen o<strong>de</strong>r Einsatzszenarien<br />
ihrer Software zu zeigen. Gefragt<br />
waren die internationalen Redner <strong>de</strong>r in<br />
englischer Sprache abgehaltenen CeBIT<br />
Global Conferences. Hier wur<strong>de</strong>n Antworten<br />
entworfen auf die „Fragen danach“,<br />
wie intelligente Computersysteme und<br />
eine vernetzte Welt unser Leben beeinflussen,<br />
was das für Unternehmen be<strong>de</strong>utet,<br />
wie sich Datensicherheit überhaupt gewährleisten<br />
lässt, wenn die Datenspeicher<br />
und Eigentümer sich Tausen<strong>de</strong> Kilometer<br />
voneinan<strong>de</strong>r entfernt in an<strong>de</strong>ren Kontinenten<br />
befin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r welches Potenzial<br />
in Social-Media-Anwendungen steckt, um<br />
neue Mitarbeiter zu rekrutieren.<br />
Man musste nicht in Hannover vor Ort<br />
sein, um <strong><strong>de</strong>m</strong> Programm zu folgen. Das<br />
Diskussionsforum zum Thema Internet,<br />
die Webciety, wur<strong>de</strong> an allen Messetagen<br />
vollständig ins Internet übertragen<br />
und lebhaft in sozialen Netzwerken wie<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Kurznachrichtendienst Twitter unter<br />
Fotos: Porath<br />
Hashtags wie #cebit o<strong>de</strong>r #webciety diskutiert.<br />
Über einen Bildschirm auf <strong>de</strong>r<br />
Bühne konnten zum Beispiel die Referenten<br />
<strong>de</strong>r Webciety sehen, wenn sie bei<br />
Twitter zitiert wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich missverständlich<br />
geäußert hatten. Viele waren<br />
schon erfahren genug, um auf Twitter-<br />
Fragen direkt einzugehen. So konnte man<br />
zum Beispiel sehen, dass namhafte Enterprise-2.0-<br />
und E-Learning-Experten zwar<br />
56 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
nicht vor Ort waren, <strong>de</strong>n Vorträgen aber<br />
über <strong>de</strong>n Livestream folgten.<br />
Technologieanbieter wie die Spezialisten<br />
für E-Learning-Plattformen und<br />
Lerninhalte suchte man dieses Jahr im<br />
Messekatalog vergeblich. Mit Bitmedia<br />
aus Schwarmstedt (im Hallenplan unter<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Namen <strong>de</strong>r Tochter „Com Training<br />
and Services“ verzeichnet) und <strong>de</strong>r IMC<br />
AG aus Saarbrücken hatten sich lediglich<br />
zwei <strong>de</strong>r großen <strong>de</strong>utschen E-Learning-<br />
Produzenten auf das CeBIT-Parkett gewagt,<br />
und bei<strong>de</strong> auch noch gut versteckt.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Bitmedia war auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Mifünf,<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Mekka <strong>de</strong>r SAP-Partner, fündig.<br />
Vorstand Dr. Volker Zimmermann zeigte<br />
sich zufrie<strong>de</strong>n <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Resonanz <strong>de</strong>r Besucher.<br />
„Für uns lohnt sich die CeBIT<br />
immer“, so Zimmermann.<br />
Lernprozesse organisieren<br />
Gelohnt hat sich die CeBIT auch für<br />
die Anbieter von Social-Media-Anwendungen.<br />
Ihnen war sogar die Podiumsdiskussion<br />
„Future of Learning and Knowledge“<br />
gewidmet wor<strong>de</strong>n. „Die Technologie<br />
ist da und leicht zu beschaffen“, so<br />
Beim Chiphersteller Intel dominierte eine große Bühne<br />
das Standgeschehen – Sofagespräche, multimediale<br />
Präsentationen und Diskussionsrun<strong>de</strong>n im Stehen<br />
sowie Musikeinlagen gingen fließend ineinan<strong>de</strong>r über.<br />
Über alle Altersgrenzen hinweg<br />
testeten CeBIT-Besucher neue<br />
Laptops auf <strong>de</strong>ren Praxistauglichkeit<br />
(Foto links).<br />
organisation sicherzustellen, seien die<br />
drei Komponenten soziales, informelles<br />
und formales Lernen gleichermaßen zu<br />
beachten. Er for<strong>de</strong>rte Unternehmen auf,<br />
jetzt klare I<strong>de</strong>en und Konzepte zu entwickeln,<br />
wie <strong>de</strong>r Austausch von Wissen<br />
und das Lernen in ihrer Organisation in<br />
Zukunft aussehen könnte und sollte. Von<br />
<strong>de</strong>n technischen Möglichkeiten her, darin<br />
waren sich die Experten einig, ziehe Mobile<br />
Learning die größten Verän<strong>de</strong>rungen<br />
nach sich. Lernen wer<strong>de</strong> dank mobiler<br />
Endgeräte allgegenwärtig sein und fin<strong>de</strong><br />
bald überall und zu je<strong>de</strong>r Zeit statt. Zucrosoft-Gemeinschaftsstand<br />
kaum zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Hier hatte man die vier angetretenen<br />
Microsoft-E-Learning- und -Trainingspartner<br />
in einem schmalen, dunklen Gang auf<br />
<strong>de</strong>r Rückseite platziert. Im Gegensatz zum<br />
Trubel auf <strong><strong>de</strong>m</strong> restlichen Gemeinschaftsstand<br />
herrschte hier weitgehen<strong>de</strong> Ruhe<br />
– es gab lange Gesichter bei <strong>de</strong>n Ausstellern.<br />
Wer die IMC AG suchte wur<strong>de</strong><br />
auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Stand <strong>de</strong>r Scheer Group in Halle<br />
Ute Scheffer, Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
<strong>de</strong>r time4you GmbH aus Karlsruhe. Die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung bestün<strong>de</strong> darin, Lernprozesse<br />
zu organisieren und die Technologie<br />
sinnvoll zu nutzen. Dabei gebe<br />
es beson<strong>de</strong>rs im Mittelstand einerseits<br />
starke Defizite, an<strong>de</strong>rerseits aber „massenhaft<br />
Lernpotenzial“, stellte Christian<br />
Keller von <strong>de</strong>r Gesellschaft für Wissensmanagement<br />
fest. Um eine gute Wissens-<br />
gleich wachse die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s informellen<br />
Lernens. Oliver Tacke von <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität Braunschweig<br />
prophezeite <strong><strong>de</strong>m</strong> Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s „Flipped<br />
Classrooms“ eine große Zukunft: Die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
von Inhalten fin<strong>de</strong> dabei nicht<br />
mehr im Seminar statt, son<strong>de</strong>rn vorher.<br />
Im Seminar selbst stehe dann die Diskussion<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Gudrun Porath<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 57
messen und kongresse<br />
Das wird ein schöner Monat für ...<br />
… Gaby S. Graupner,<br />
die als neue Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r German<br />
Speakers Association GSA jetzt mehr<br />
<strong>mit</strong> Begrüßen und Mo<strong>de</strong>rieren befasst<br />
ist, darf auf <strong>de</strong>r „Swiss Professional<br />
Learning“ mal wie<strong>de</strong>r zeigen, was eine<br />
perfekte Re<strong>de</strong> ist. Als Keynote-Speakerin<br />
wählte sich die Vertriebstrainerin<br />
das Thema „Was HR-Verantwortliche<br />
von Verkäufern lernen können“. Internes<br />
Marketing wird eben immer wichtiger,<br />
um am Tisch <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
Platz zu nehmen. Die Messe erzielte<br />
beim letzten Mal einen Besucherrekord<br />
von 3.718 Personalern. Parallel fin<strong>de</strong>t<br />
am Ort die „Swiss eLearning Conference“<br />
<strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Schwerpunktthema<br />
„mobiles Lernen“ statt.<br />
17. bis 18. April in Zürich<br />
www.professional-learning.ch<br />
www.selc.ch<br />
… Professor Dr. Hans-<br />
Dieter Hermann,<br />
Führungskräfte-Coach und Sportpsychologe<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Fußball-Nationalmannschaft,<br />
<strong>de</strong>r auf <strong><strong>de</strong>m</strong> GETUP-<br />
Kongress fachlich begrün<strong>de</strong>n wird, wie<br />
sehr körperliche Aktivität und Sport zur<br />
betrieblichen Gesundheitsprävention<br />
gehören und wie wichtig ein „gesundheitsför<strong>de</strong>rliches<br />
Führungsverhalten“<br />
ist, um Burn-out zu vermei<strong>de</strong>n. Veranstaltet<br />
wird <strong>de</strong>r Fachkongress unter<br />
an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>r Deutschen Hochschule<br />
für Prävention und Gesundheitsmanagement.<br />
Er fin<strong>de</strong>t im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Fitnessmesse FIBO in Essen statt.<br />
20. bis 21. April in Essen<br />
www.getup-kongress.<strong>de</strong><br />
… Ralf Besser,<br />
Buchautor („Interventionen, die etwas<br />
bewegen“), Trainer <strong>mit</strong> eigenem<br />
Tagungshaus in Bremen. Er wird auf<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Jubiläumskongress (25 Jahre) <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Gesellschaft für suggestopädisches<br />
Lehren und Lernen e.V.<br />
(DGSL) einer <strong>de</strong>r Keynote-Speaker sein<br />
und einen Beitrag dazu leisten, dass<br />
sich unter <strong><strong>de</strong>m</strong> Schlagwort „Suggo<br />
3.0“ dieser Ansatz weiterentwickelt.<br />
Der Jubiläumskongress steht unter<br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> Motto „Zauberwelt <strong>de</strong>r Suggestopädie“.<br />
Das Zauberwort <strong>de</strong>r Suggestopä<strong>de</strong>n<br />
heißt seit 25 Jahren: „Lernen<br />
<strong>mit</strong> allen Sinnen.“<br />
20. bis 22. April in Freising<br />
www.dgsl.<strong>de</strong><br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
16<br />
58 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
… Götz Werner,<br />
Grün<strong>de</strong>r und Aufsichtsrat <strong>de</strong>r dm-<br />
Drogeriekette, <strong>de</strong>ssen Lebensleistung<br />
vor <strong><strong>de</strong>m</strong> Hintergrund <strong>de</strong>r Schlecker-<br />
Pleite nur noch heller strahlt. Er darf<br />
auf <strong><strong>de</strong>m</strong> „Lea<strong>de</strong>rship- & Management-<br />
Forum Europe“ als einer <strong>de</strong>r wenigen<br />
Deutschen neben internationalen<br />
Beratern wie Fons Trompenaars auftreten.<br />
Werner wird sicher viel Applaus<br />
dafür bekommen, dass er <strong>de</strong>r pragmatische<br />
Gegenpol zu <strong>de</strong>n hochfliegen<strong>de</strong>n<br />
Managementgurus ist. Sein<br />
praxiserprobter Rat gegen Fehlentscheidungen<br />
lautet zum Beispiel: Mit<br />
Besprechungen am späten Nach<strong>mit</strong>tag<br />
beginnen, bis in <strong>de</strong>n Abend sprechen,<br />
das Besprochene in die Nacht <strong>mit</strong>nehmen<br />
und am kommen<strong>de</strong>n Vor<strong>mit</strong>tag<br />
entschei<strong>de</strong>n.<br />
23. bis 24. April in Frankfurt/Main<br />
www.lmfeurope.com<br />
… Katrin Schoepf,<br />
Führungskräfteentwicklerin bei IBM<br />
Deutschland und „süd<strong>de</strong>utscher Solitär“<br />
<strong>de</strong>r ansonsten recht i<strong>de</strong>ntischen<br />
Messen „Personal Süd“ und „Personal<br />
Nord“. Auf <strong>de</strong>r Messe „Personal 2012<br />
Süd“ wird sie in ihrer Keynote über die<br />
Entwicklung zukünftiger Führungskräfte<br />
sprechen. Ihre eindringliche Botschaft:<br />
Es kommt darauf an, dass Manager die<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Kompetenzen möglichst<br />
schnell erlernen. Lerngeschwindigkeit<br />
ist ein Wettbewerbsvorteil. Während<br />
<strong>de</strong>s Vortrags soll auch eine aktuelle<br />
Studie <strong>de</strong>s IBM Instituts for Business<br />
Value, für die 600 Personalentschei<strong>de</strong>r<br />
befragt wur<strong>de</strong>n, vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
24. bis 25. April in Stuttgart<br />
www.personal-sued.<strong>de</strong><br />
… Professor Dr. Eckart<br />
Severing,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>s Forschungsinstituts<br />
betriebliche Bildung (f-bb) in<br />
Nürnberg, <strong>de</strong>r <strong>mit</strong> seinem Team die<br />
Fachtagung „Systematische Personalentwicklung<br />
in KMU – Strategien<br />
zur Erschließung betrieblicher Qualifizierungspotenziale“<br />
auf die Beine<br />
gestellt hat. Der Kongress präsentiert<br />
Beispiele vorbildlicher Mittelstands-PE<br />
und vertieft die Erfolgsfaktoren in Diskussionen.<br />
Er thematisiert aber auch,<br />
dass viele <strong>mit</strong>telständische Unternehmer<br />
in Sachen Kompetenzentwicklung<br />
einfach überfor<strong>de</strong>rt sind. Wie eine dringend<br />
benötigte (staatlich geför<strong>de</strong>rte!)<br />
„Qualifizierungsberatung“ aussehen<br />
könnte, ist <strong>de</strong>shalb ebenfalls Gegenstand<br />
<strong>de</strong>r Veranstaltung.<br />
26. April in Berlin<br />
www.f-bb.<strong>de</strong><br />
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />
April 2012<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 59
Besuchen Sie uns auf<br />
<strong>de</strong>r PERSONAL<br />
Süd: Stuttgart, Halle 9, Stand C.12<br />
Nord: Hamburg, Halle H, Stand B.12<br />
Mitarbeiter bil<strong>de</strong>n Unternehmen.<br />
Mit <strong>Haufe</strong> Talent Management gewinnen Sie gute Mitarbeiter, setzen sie produktiv ein, entwickeln sie<br />
zielgerecht und bin<strong>de</strong>n sie langfristig ans Unternehmen.<br />
Sie möchten mehr erfahren?<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/talentmanagement
vorschau<br />
wirtschaft<br />
weiterbildung<br />
IMPRESSUM<br />
Foto: Henley Foto: Pichler<br />
Themen im Mai<br />
DIE AUSGABE 05/2012 ERSCHEINT AM 27. APRIL 2012<br />
TRAINERMARKETING<br />
Was sind „Hosted Buyer“?<br />
„Hosted Buyer“ sind Einkäufer, die zu attraktiven Kongressen eingela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Reisekosten,<br />
Verpflegung und Eintritt übernimmt <strong>de</strong>r Veranstalter. Die Einkäufer müssen im Gegenzug<br />
einige Verkaufspräsentationen „erdul<strong>de</strong>n“. Dieses Mo<strong>de</strong>ll greift in unterschiedlichen Varianten<br />
auf das Trainings-Business über. Foto: Trainerin bei Probevortrag vor Einkäufern.<br />
SCHWERPUNKT MBA<br />
Organisationsstrukturen<br />
Bei High Potentials steht <strong>de</strong>r berufsbegleiten<strong>de</strong><br />
MBA hoch im Kurs. Personalmanager<br />
tun daher gut daran, sich <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> MBA-Studium<br />
auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Die aktuellen<br />
Hintergrundinformationen liefert im nächsten<br />
Heft unser MBA-Schwerpunkt.<br />
AUSBILDUNGSMARKT<br />
Verkaufstraining<br />
Was unterschei<strong>de</strong>t die „weltbesten“ von <strong>de</strong>n<br />
„normalen“ Vertriebsorganisationen? Zum<br />
einen natürlich das Training <strong>de</strong>r Verkäufer,<br />
zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>ren Web-2.0-Affinität. Der<br />
35. Deutsche Vertriebs- und Verkaufsleiterkongress<br />
offenbarte wichtige Details.<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 61<br />
www.wuw-magazin.<strong>de</strong><br />
info@wuw-magazin.<strong>de</strong><br />
ISSN 0942-4946•25. Jahr<br />
Herausgeberbeirat<br />
Helmut und André Jünger<br />
Herausgeber<br />
Randolf Jessl<br />
Redaktion<br />
Martin Pichler (v. i. S. d. P.);<br />
martin.pichler@haufe-lexware.com<br />
Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva;<br />
kristina.en<strong>de</strong>rle@haufe-lexware.com<br />
Nicole Schrehardt;<br />
nicole.schrehardt@haufe-lexware.com<br />
Redaktionsassistenz<br />
Brigitte Pelka<br />
Tel. 0761 898-3921, Fax 0761 898-99-3921<br />
E-Mail: brigitte.pelka@haufe-lexware.com<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Marion Ba<strong>de</strong>nhop, Petra Folkersma, Boris Grundl,<br />
Stefanie Heine, Stefanie Hornung, Petra Jauch,<br />
Marcello Liscia, Wolfgang Mutschler, Gudrun Porath,<br />
Bärbel Schwertfeger, Anna Lena Thomas,<br />
Andreas Winter, Ralf Zimmermann<br />
Grafik/Layout<br />
Maria Nefzger<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Verlag<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
Kommanditgesellschaft, Sitz Freiburg<br />
Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />
Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs GmbH,<br />
Sitz Freiburg, Registergericht Freiburg, HRB 5557<br />
Martin Laqua<br />
Geschäftsführung: Isabel Blank, Markus Dränert,<br />
Jörg Frey, Birte Hackenjos, Jens Köhler,<br />
Matthias Mühe, Markus Reithwiesner,<br />
Joachim Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />
Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong><br />
<strong>Steuern</strong>ummer: 06392/11008<br />
Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikationsnummer: DE 812398835<br />
Titelbild<br />
Martin Pichler<br />
Druck<br />
Echter Druck, Würzburg<br />
Anzeigen<br />
Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<br />
Anzeigenleitung (verantw. für Anzeigen):<br />
Klaus Sturm, Tel. 0931 2791733<br />
Fax 0931 2791477<br />
klaus.sturm@haufe-lexware.com<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Tobias Schmid, Tel. 0931 2791753<br />
Fax 0931 2791477<br />
tobias.schmid@haufe-lexware.com<br />
Annette Förster, Tel. 0931 2791544<br />
Fax 09367 987604<br />
annette.foerster@haufe-lexware.com<br />
Anzeigendisposition:<br />
Christine Wolz, Tel. 0931 2791472<br />
Fax 0931 2791477<br />
christine.wolz@haufe-lexware.com<br />
Anzeigenschluss: 4 Wochen vor Erscheinen<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Informationsgemeinschaft<br />
zur Feststellung <strong>de</strong>r Verbreitung<br />
von Werbeträgern e. V. (IVW)<br />
Abonnentenservice<br />
<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH<br />
Postfach 79091 Freiburg,<br />
Tel. 0180 5050169 *, Fax 0180 5050441 *<br />
* 0,14 e/Min. aus <strong><strong>de</strong>m</strong> dt. Festnetz,<br />
max. 0,42 e/Min. mobil. Ein Service von dtms.<br />
zeitschriften@haufe.<strong>de</strong><br />
Erscheinungsweise<br />
10 x jährlich, Einzelheft 11,90 Euro;<br />
Abopreis 108 Euro inkl. MwSt. und Versand;<br />
Auslandsbezug 123 Euro<br />
Das Abonnement kann spätestens vier Wochen vor<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s jeweiligen Bezugsjahres gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Partner <strong>de</strong>r wirtschaft+weiterbildung ist <strong>de</strong>r Gabal<br />
Verlag. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gabal-Vereins ist <strong>de</strong>r Bezug<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Zahlung ihres Mitglie<strong>de</strong>rbeitrags abgegolten.<br />
Nachdruck und Speicherung in elektronischen Medien<br />
nur <strong>mit</strong> ausdrücklicher Genehmigung <strong>de</strong>s Verlages und<br />
unter voller Quellenangabe. Für eingesandte Manuskripte<br />
und Bildmaterialien, die nicht ausdrücklich angefor<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong>n, übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.<br />
Aktuelle Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter
fachliteratur<br />
Dave Ulrich/Wendy Ulrich:<br />
Das Geheimnis <strong>de</strong>r Arbeit. So wer<strong>de</strong>n wir produktiver.<br />
Redline Verlag, München 2012, 260 Seiten, 24,99 Euro<br />
Praxisratgeber<br />
Wie Führungskräfte zu<br />
Sinnstiftern wer<strong>de</strong>n<br />
Was verbin<strong>de</strong>t Menschen, die Freu<strong>de</strong> an ihrer Arbeit<br />
empfin<strong>de</strong>n und sich <strong>mit</strong> Lei<strong>de</strong>nschaft engagieren?<br />
Das Geheimnis lautet: Sinn. Studien belegen, dass<br />
Mitarbeiter, die ihre Arbeit als sinnvoll empfin<strong>de</strong>n,<br />
zufrie<strong>de</strong>ner, engagierter und so<strong>mit</strong> produktiver sind –<br />
und nicht nur das. Sinnstiftung gilt in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r<br />
Autoren gar als Schlüsselindikator für <strong>de</strong>n langfristigen<br />
Unternehmenserfolg. Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle<br />
spielen dabei die Führungskräfte. Vorausgesetzt, man<br />
<strong>de</strong>finiert traditionelle Führungsrollen neu. Führung<br />
be<strong>de</strong>ute längst nicht mehr nur, Richtung und Strukturen<br />
vorzugeben. Neuerdings schließt dies auch aktive<br />
Sinnstiftung am Arbeitsplatz <strong>mit</strong> ein, sind Dave<br />
und Wendy Ulrich überzeugt.<br />
In ihrem neuen Buch möchten sie die teils mystischen<br />
und komplexen Ansätze zum Thema „Sinnstiftung“<br />
in fokussierte Fragen und spezifische<br />
Handlungen überleiten. Ihr Anliegen ist es letztlich,<br />
eine ernsthafte Diskussion über die Natur <strong>de</strong>r persönlichen<br />
Sinnstiftung in <strong>de</strong>r Arbeit voranzubringen<br />
– und das abseits von jedwe<strong>de</strong>r Esoterik. Ihre<br />
These: Führungskräfte müssen sich heutzutage mehr<br />
<strong>de</strong>nn je als Sinnstifter begreifen. Sie müssen dafür<br />
sorgen, dass ihre Mitarbeiter in <strong><strong>de</strong>m</strong>, was sie tun,<br />
einen Sinn erkennen. Denn sinnentleerte Tätigkeiten<br />
führen langfristig zu Demotivation und weniger Leistung.<br />
Führungskräfte müssen sich daher nicht mehr<br />
fragen, wie sie ihre Mitarbeiter dazu bringen, mehr<br />
zu arbeiten, son<strong>de</strong>rn wofür. Denn wer weiß, welche<br />
Ziele er <strong>mit</strong> seiner Arbeit verfolgt, ist umso engagierter,<br />
produktiver und loyaler.<br />
So weit die Theorie. Dabei bleibt es jedoch nicht. In<br />
„Das Geheimnis <strong>de</strong>r Arbeit“ geht es nicht nur um das<br />
„Warum“, son<strong>de</strong>rn vor allem auch um das „Wie“ <strong>de</strong>r<br />
Sinnstiftung am Arbeitsplatz. Das Buch ist als Leitfa<strong>de</strong>n<br />
zu verstehen, <strong>de</strong>r Führungskräften dabei helfen<br />
soll, anhand von sieben Fragen eine positive I<strong>de</strong>ntität<br />
zu entwickeln, echtes Engagement zu erzielen, Beziehungen<br />
aufzubauen, ein gutes Arbeitsumfeld zu<br />
erzeugen, einen tieferen Sinn zu fin<strong>de</strong>n und einen<br />
kontinuierlichen Lernprozess in Gang zu setzen.<br />
Fazit: Dave und Wendy Ulrich liefern wertvolle<br />
Denkanstöße, Instrumente und Praktiken, die zur<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit und letztlich zur Ganzheitlichkeit<br />
eines Unternehmens beitragen können.<br />
Einzige Voraussetzung: Führungskräfte beginnen bei<br />
sich selbst und lernen, <strong>de</strong>n Blick auf Chancen statt<br />
auf Defizite zu konzentrieren. Nichts<strong>de</strong>stotrotz hat<br />
alles seine Grenzen. Warum? Die Autoren bringen es<br />
auf <strong>de</strong>n Punkt: „Die meisten Menschen fin<strong>de</strong>n so viel<br />
Sinn in ihrem Leben, wie sie fin<strong>de</strong>n wollen.“<br />
AUTOREN<br />
Dave und<br />
Wendy Ulrich<br />
Dave Ulrich ist Professor an <strong>de</strong>r Ross School of Business<br />
<strong>de</strong>r Universität von Michigan und Mitgrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
RBL Group. Er ist Autor von 23 Büchern zu vielfältigen<br />
Themen auf <strong>de</strong>n Gebieten Human Resources, Führung<br />
und Organisation. Wendy Ulrich arbeitet seit mehr als<br />
20 Jahren als Psychologin.<br />
62 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Nein zum Schubla<strong>de</strong>n-Denken<br />
Wür<strong>de</strong>n Sie <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> „Teufel“,<br />
sprich bösen Menschen, verhan<strong>de</strong>ln?<br />
Vermutlich nicht. Jedoch<br />
kann dies auch zu Ihrem<br />
Nachteil sein. Robert H. Mnookin,<br />
Professor an <strong>de</strong>r Harvard<br />
Law School, verfolgt da einen<br />
wesentlich pragmatischeren<br />
Ansatz. Seine Empfehlung:<br />
„Nicht immer, aber öfter, als<br />
Ihnen lieb ist.“ Warum? Weil<br />
heftige Emotio nen und negative<br />
Fallstricke wie „Verteufelung“,<br />
„Rationalisierung“ und<br />
„Entmenschlichung“ unsere<br />
Urteilskraft trüben und uns<br />
zu einer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
verleiten könnten, die sich im<br />
Nachhinein als falsch herausstellen<br />
könnte. Gesellen sich<br />
dazu auch noch moralische<br />
Prinzipien, macht dies die<br />
Angelegenheit nicht einfacher<br />
– im Gegenteil. Um sich aus<br />
dieser Zwickmühle zu befreien,<br />
rät <strong>de</strong>r Autor, Kosten<br />
und Nutzen zu vergleichen,<br />
potenzielle Alternativen zu<br />
prüfen und das Verhältnis<br />
von moralischem Empfin<strong>de</strong>n<br />
und Pragmatismus richtig zu<br />
gewichten. Fazit: Ein lesenswertes<br />
Buch, das vor allem<br />
durch seine anschaulichen<br />
Beispiele besticht.<br />
Robert H. Mnookin:<br />
Verhan<strong>de</strong>ln <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Teufel.<br />
Das Harvard-Konzept für die<br />
fiesen Fälle. Campus Verlag,<br />
Frankfurt am Main 2011,<br />
349 Seiten, 24,99 Euro<br />
Symptome, Diagnosen, Therapien<br />
Endlose Meetings ohne Ergebnis,<br />
ständige Umstrukturierungen,<br />
dazu die ewige Machbarkeits-,<br />
Fröhlichkeits- und<br />
Motivationsrhetorik – dies sind<br />
nur einige Facetten, die <strong>de</strong>n<br />
„ganz normalen Wahnsinn“<br />
in heutigen Unternehmen wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
Fatal daran: Nur<br />
die wenigsten sehen in ihrer<br />
Arbeit noch einen Sinn. Die<br />
meisten fühlen sich wie in<br />
einem Hamsterrad, aus <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
es scheinbar kein Entkommen<br />
gibt und das ihnen auf Dauer<br />
jegliche Lebensenergie aussaugt.<br />
Für Theresia Volk ist<br />
eines klar: Das Problem liegt<br />
nicht beim Einzelnen, son<strong>de</strong>rn<br />
im System selbst und in seiner<br />
mangeln<strong>de</strong>n Sinnstiftung. Der<br />
erste Schritt auf <strong><strong>de</strong>m</strong> Weg zur<br />
Besserung sei die Einsicht in<br />
diese sinnentleerten Strukturen.<br />
Neben einem Blick auf<br />
bekannte Symptome und gängige<br />
(Fehl-)Diagnosen nennt<br />
die Autorin auch mögliche<br />
„Therapien“. Dabei geht es<br />
ihr aber nicht um fertige Lösungen.<br />
Ihr Verdienst ist vielmehr,<br />
Anregungen zum nicht<br />
trivialen Weiter<strong>de</strong>nken zu<br />
bieten. Und das gelingt ihr <strong>mit</strong><br />
philosophischem Weitblick<br />
und einer bewun<strong>de</strong>rnswerten<br />
Portion an Wortwitz, Offenheit<br />
und Mut zur Ironie.<br />
Theresia Volk:<br />
Unternehmen Wahnsinn.<br />
Überleben in einer verrückten<br />
Arbeitswelt. Kösel-Verlag,<br />
München 2011, 224 Seiten,<br />
17,99 Euro<br />
Teamführung leicht gemacht<br />
Teams erfolgreich zu führen,<br />
ist keine einfache Aufgabe.<br />
Das universale Erfolgsrezept<br />
gibt es nicht. Denn kein Team<br />
gleicht <strong><strong>de</strong>m</strong> an<strong>de</strong>ren. Dennoch<br />
steht fest: Über <strong>de</strong>n Erfolg entschei<strong>de</strong>t<br />
in erster Linie, dass<br />
die individuellen Stärken und<br />
Talente aller Team<strong>mit</strong>glie<strong>de</strong>r<br />
sich optimal entfalten können.<br />
Doch dies obliegt nicht nur<br />
allein <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r<br />
Führungskraft. Alfried Weiß<br />
und Tom Senninger sehen<br />
auch die Teamkollegen in <strong>de</strong>r<br />
Pflicht. Selbstverantwortung<br />
sei gefragt. Vorausgesetzt, es<br />
gibt ein Bekenntnis zu einer<br />
klaren Kommunikationskultur.<br />
Der Weg zum Spitzenteam<br />
kann letztlich nur gemeinsam<br />
beschritten wer<strong>de</strong>n. Worauf es<br />
dabei ankommt und welche<br />
Stolperfallen es zu umschiffen<br />
gilt, erfährt man in diesem<br />
praxisorientierten Arbeitsbuch<br />
zuhauf. Gezielte Übungen und<br />
Fallbeispiele erleichtern dabei<br />
<strong>de</strong>n Transfer in <strong>de</strong>n Berufsalltag.<br />
Weiteres Plus: Vollständig<br />
ausgearbeitete „Teamwork-<br />
Shops für Teamsitzungen“,<br />
die un<strong>mit</strong>telbar in <strong>de</strong>r Praxis<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n können, ergänzen<br />
<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n.<br />
Tom Senninger/Alfried Weiß:<br />
Gruppe – Team – Spitzenteam.<br />
Das Handbuch zur<br />
Teamführung. Ökotopia<br />
Verlag, Münster 2011,<br />
288 Seiten, 34,90 Euro<br />
04_2012 wirtschaft + weiterbildung 63
grundls grundgesetz<br />
Paragraf 4<br />
Der freie Wille ist das<br />
wertvollste Geschenk.<br />
Nimm es an!<br />
Boris Grundl<br />
Gutmenschen – Menschen, die es gut meinen,<br />
aber nicht gut machen – erkennt man an ihrer aufgestauten<br />
Wut. Sie sind innerlich wie Kin<strong>de</strong>r, die<br />
ständig <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Fuß stampfen, weil es nicht nach<br />
ihrer Nase geht. Dahinter steckt ein aufgeblähtes<br />
Ego. Ihr Verhalten entlarvt ihre maßlosen Ansprüche<br />
an das Leben. Gutmenschen sehen zuerst die<br />
Ungerechtigkeiten in <strong>de</strong>r Welt. Sie regen sich über<br />
„ Gera<strong>de</strong> Führungskräfte sollten das<br />
Geschenk <strong>de</strong>s freien Willens<br />
annehmen, um das Beste aus sich<br />
und ihren Mitarbeitern zu machen.<br />
alles und je<strong>de</strong>n auf. Sie träumen und erzählen von<br />
I<strong>de</strong>alen. I<strong>de</strong>ale, die sie von an<strong>de</strong>ren erwarten, aber<br />
selbst nicht leben.<br />
Ja, es gibt viel Ungerechtigkeit und viel Unglück<br />
in <strong>de</strong>r Welt. Es gibt Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche.<br />
Es gibt Korruption, Profitgier und<br />
Ausbeutung. Genauso gibt es das Gegenteil. So<br />
ist unsere Welt nun einmal. Wir haben nur diese<br />
eine, und es gibt nur diese Menschen. Das, was<br />
für die permanenten Nörgler und Weltverbesserer<br />
gilt, beobachte ich auch in <strong>de</strong>r Führung. Da wird<br />
zuallererst nach Grün<strong>de</strong>n im Außen gesucht, nur<br />
um nicht bei sich selbst anzufangen. Der harte<br />
Wettbewerb, die ständige Erreichbarkeit, <strong>de</strong>r böse<br />
Mutterkonzern, die unengagierten Mitarbeiter, die<br />
hohen Zielvorgaben, <strong>de</strong>r ständige Leistungsdruck<br />
– all das sind bekannte Ausre<strong>de</strong>n, die helfen, die<br />
eigene Verantwortung zu minimieren.<br />
Führungskräfte, die ihre schwache Wirkung und<br />
ihren Mangel an Führungsqualität hauptsächlich<br />
<strong>mit</strong> <strong>de</strong>r äußeren Misere begrün<strong>de</strong>n, haben eines<br />
noch nicht verstan<strong>de</strong>n: Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht, was<br />
dir im Leben passiert o<strong>de</strong>r zustößt. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist, was du daraus machst. Je<strong>de</strong>r hat in seinem<br />
Rahmen die Möglichkeit, sein Leben selbst zu<br />
interpretieren. Es gibt ein Geschenk <strong>de</strong>s freien<br />
Willens – jenseits <strong>de</strong>ssen, was uns an Ungerechtigkeiten<br />
und Druck von außen wi<strong>de</strong>rfährt. Gera<strong>de</strong><br />
Führungskräfte sollten dieses Geschenk annehmen,<br />
ihre innere Freiheit entwickeln und dazu nutzen,<br />
das Beste aus sich und <strong>de</strong>n Menschen um sie<br />
herum zu machen.<br />
Um an<strong>de</strong>re zu för<strong>de</strong>rn, muss<br />
ich zuerst meinen freien Willen<br />
erkennen und anwen<strong>de</strong>n. Erst die<br />
Tatsache, dass ich mich selbst<br />
verän<strong>de</strong>re, bringt Entwicklung.<br />
Manchmal sagen Zuhörer meiner<br />
Vorträge: „Herr Grundl, Sie haben doch ein Leben<br />
genau so, wie Sie es wollen.“ Ich weiß dann nicht,<br />
ob ich lachen o<strong>de</strong>r weinen soll. Ich soll ein Leben<br />
ganz nach meinen Wünschen haben? Ich sitze im<br />
Rollstuhl und bin zu 90 Prozent gelähmt. Das ist<br />
die Realität, die ich akzeptieren muss. Tatsache<br />
ist, dass ich mir im Rahmen <strong>de</strong>ssen einen Raum<br />
geschaffen habe, in <strong><strong>de</strong>m</strong> ich sein kann. Und ich<br />
behaupte: Das kann je<strong>de</strong>r Mensch, egal, wie hart<br />
die Wirklichkeit, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r er sich abfin<strong>de</strong>n muss, im<br />
Moment aussieht.<br />
Die größte innere Freiheit, die wir erlangen können,<br />
ist die Freiheit, <strong>de</strong>n Dingen, die uns geschehen,<br />
unsere eigene Be<strong>de</strong>utung zu geben. Eine Be<strong>de</strong>utung,<br />
die uns selbst inspiriert und da<strong>mit</strong> auch<br />
an<strong>de</strong>re. Das ist mentale Höchstleistung: Selbst<br />
durch<strong>de</strong>nken und interpretieren, nicht nachplappern.<br />
Menschen sind dann zu echter innerer Freiheit<br />
in <strong>de</strong>r Lage. Aber dafür müssen sie aufhören,<br />
eine bessere und gerechtere Welt zu for<strong>de</strong>rn und<br />
sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>n Menschen versöhnen.<br />
Konrad A<strong>de</strong>nauer brachte es auf <strong>de</strong>n Punkt: „Nimm<br />
die Menschen, wie sie sind. An<strong>de</strong>re gibt es nicht.”<br />
„<br />
Boris Grundl ist Managementtrainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber <strong>de</strong>r Grundl Lea<strong>de</strong>rship Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie, die Unternehmen befähigt,<br />
ihrer Führungsverantwortung gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Grundl gilt bei Managern und Medien als „<strong>de</strong>r Menschenentwickler“ (Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung).<br />
Sein Führungsklassiker heißt: „Leading Simple. Führen kann so einfach sein.“ (Gabal Verlag, Offenbach 2007, 192 Seiten, 19,90 Euro).<br />
www.grundl-aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie.<strong>de</strong> und www.diktatur-<strong>de</strong>r-gutmenschen.<strong>de</strong><br />
64 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Trendthemen<br />
richtig umsetzen!<br />
ISBN 978-3-448-09071-0 ISBN 978-3-648-02588-8<br />
Alles über die richtige Umsetzung von Online-<br />
Marketing-Maßnahmen. Torsten Schwarz gibt<br />
Ihnen konkrete Entscheidungshilfen: Welche<br />
Maßnahmen und Werkzeuge sind in Ihrem Fall<br />
sinnvoll? Welches Budget eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
muss und wie Sie Aufwand und Nutzen von<br />
Online-Marketing überprüfen können.<br />
Social Media Marketing ist ein Trendthema.<br />
Aber was ist verboten, was ist erlaubt? Dieses<br />
Buch bewahrt Sie vor juristischen Fehlern.<br />
Es hilft Ihnen dabei, Fallstricke zu vermei<strong>de</strong>n<br />
und gibt Ihnen Rechtssicherheit beim Einsatz<br />
von Social Media Marketing.<br />
www.haufe.<strong>de</strong>
zitate<br />
„<br />
Wir rufen: Vater Staat, sei väterlich! Da läuft man Gefahr, in<br />
<strong>de</strong>n Status <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s herabzusinken. Wir tun einem Menschen<br />
keinen Gefallen, wenn wir ihm Anstregungen er<strong>sparen</strong>.<br />
„<br />
Joachim Gauck, seit 18. März neuer <strong>de</strong>utscher Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt, in <strong>de</strong>r „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“<br />
(FAS) vom 26. Februar 2012.<br />
„ Es ist wirklich sehr befreiend, <strong>mit</strong> Beschränkungen<br />
zu arbeiten. Sie zwingen einen dazu,<br />
einen individuellen, persönlichen Weg zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Ohne Probleme bleibe ich auf <strong>de</strong>n eingefahrenen<br />
Wegen, meinen wirklich eigenen Weg fin<strong>de</strong> ich<br />
erst, wenn ich auf Hin<strong>de</strong>rnisse stoße.“<br />
Michel Hazanavicius, Regisseur <strong>de</strong>s Erfolgsfilms<br />
„The Artist“, in <strong>de</strong>r „Welt“ vom 25. Februar 2012.<br />
„ Dass Blaumachen zulasten ihrer Kollegen geht,<br />
müssen viele junge Leute erst einmal verinnerlichen<br />
– was schon mal dauern kann. Da geben<br />
meiner Meinung nach viele Betriebe bei ihren<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zu früh auf.“<br />
Henning Wenke, Hamburger Hotelier, in <strong>de</strong>r<br />
„Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung“<br />
vom 3. März 2012.<br />
„ Je höher sie in <strong>de</strong>r Hierarchie kommen, <strong>de</strong>sto<br />
größer wird die schauspielerische Fähigkeit ihres<br />
Gegenübers. Die normalen Mitarbeiter waren<br />
weitaus weniger in <strong>de</strong>r Lage, sich zu verstellen.“<br />
Ulrich Jordan, ehemaliger Personalchef <strong>de</strong>r<br />
Targobank, über seine Erlebnisse bei<br />
Vorstellungsgesprächen, in <strong>de</strong>r „Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung“ vom 3. März 2012.<br />
„ Ein spezialisierter MBA ist für mich ein Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
in sich. Das ist wie ein einfarbiges Zebra.“<br />
Michael Frenkel, Rektor <strong>de</strong>r WHU Valendar, in einem<br />
Interview <strong>mit</strong> „Spiegel-Online“ vom 12. März 2012.<br />
„ Wenn man drei Jahre braucht, um einem<br />
Kollegen das Du anzubieten, obwohl man je<strong>de</strong>n<br />
Tag zusammenarbeitet, dann sage ich: Ziemlich<br />
spießig und nicht am Puls <strong>de</strong>r Zeit.“<br />
Patrick Cow<strong>de</strong>n, Deutschland-Geschäftsführer von<br />
Hitachi Data Systems, in <strong>de</strong>r „Financial Times<br />
Deutschland“ vom 24. Februar 2012.<br />
„ Das Verän<strong>de</strong>rungstempo hier in China müssen<br />
Sie sich vorstellen wie je<strong>de</strong>n Tag Wie<strong>de</strong>rvereinigung.“<br />
Bernd Reitmeier, <strong>de</strong>utscher Grün<strong>de</strong>r in China,<br />
im „Han<strong>de</strong>lsblatt“ vom 2. März 2012.<br />
„ Menschen geben ihre Beziehungen schneller<br />
auf, weil sie in ihrer Kränkungsverarbeitung<br />
geschwächt sind. Depressionen sind die Folge.“<br />
Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker, in<br />
einem Gespräch <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> „Han<strong>de</strong>lsblatt“ vom<br />
24. Februar 2012.<br />
„ In <strong>de</strong>n Kurzprofilen von Kongressrednern fin<strong>de</strong><br />
ich neuerdings Angaben wie ,trifft man oft in<br />
ein Buch vertieft an‘ o<strong>de</strong>r ‚liebt Extremgärtnern,<br />
waghalsigen Skisport und Moorhuhnjagd‘. Das<br />
sind nützliche Informationen, weil sie mir sagen,<br />
wen ich kennenlernen möchte – und wen ganz<br />
bestimmt nicht.“<br />
Lucy Kellaway, Kolumnistin <strong>de</strong>r englischen<br />
„Financial Times“, in <strong>de</strong>r „Financial Times<br />
Deutschland“ vom 10. Februar 2012.<br />
66 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
Alles, was ein<br />
Training braucht<br />
Seminarablaufplan<br />
Seminarpakete –<br />
die Komplettlösung für professionelles Training<br />
Checklisten<br />
Übungen<br />
Halbtagesseminare<br />
PC-Lernquiz<br />
Didaktische Trainerhinweise<br />
Lernerfolgstests<br />
Transferhilfen<br />
Präsentationsfolien<br />
Flipchart-Vorlagen<br />
Mikrotrainings<br />
2-Tages-Seminar<br />
Handouts<br />
Arbeitsblätter<br />
Erwartungsabfrage<br />
Evaluationsbögen<br />
Teilnehmerunterlagen<br />
Neugierig? Dann for<strong>de</strong>rn Sie 1 Produkt<br />
Ihrer Wahl 14 Tage zur Ansicht an.<br />
Einfach Co<strong>de</strong> einscannen<br />
(einfach <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong> auf<br />
Ihrem Handy einlesen;<br />
Kostenlose Handy-<br />
Software gibt es im<br />
Internet)<br />
o<strong>de</strong>r Suchbegriff „Seminarpakete“ unter:<br />
www.juenger.<strong>de</strong><br />
Noch Fragen? info@juenger.<strong>de</strong><br />
Jünger Medien Verlag | Offenbach
Steigern Sie jetzt Ihre Wissensproduktivität!<br />
<strong>Haufe</strong> Suite – die intelligente Plattform für die<br />
Vernetzung von Wissen, Mitarbeitern und Prozessen<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/suite