Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In stufenweisem Aufbau werden dabei die Möglichkeiten<br />
gut integrierter Verhaltensweisen entfaltet. Sie gipfeln in<br />
dem Zustand, den wir integrale Tonusregulation nennen.<br />
Diese Son<strong>der</strong>form zeigt somatisch die anpassungsfähigste<br />
Elastizität und Koordination <strong>der</strong> Muskulatur. Folgerichtig<br />
ist sie als Eutonie zu bezeichnen, ihr entspricht als psychologisches<br />
Äquivalent ein reciproker Umweltbezug, in dem<br />
<strong>der</strong> Mensch sowohl autoplastisch zur eigenen Anpassung<br />
befähigt ist, wie alloplastisch an <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Umwelt<br />
mitwirken kann. Er ist dann stets weltoffen, tatbereit und<br />
doch gelassen, das Spielfeld <strong>der</strong> Begegnung souverän umfassend.<br />
Die PTT benutzt dabei die zu schulende Fähigkeit des<br />
Therapeuten, seine eigene Tonusregulation zu dirigieren.<br />
Er dokumentiert dann im taktilen Vorgehen nicht nur, daß<br />
er selbst eine gut Ionisierte Hand hat, son<strong>der</strong>n entfaltet<br />
dabei auch eine kinetische Sensibilität seiner Hände, um<br />
den variablen Tonuszustand des Patienten differenziert zu<br />
erfassen.<br />
Schon diese beim Therapeuten entwickelte Fähigkeit, die<br />
an sich dem guten Arzte eignen müßte, erleichtert ihm den<br />
Umgang mit den Patienten, verbessert seine Führungseigenschaften<br />
sowie manuefle Diagnostik und Therapie.<br />
Das therapeutische Ziel <strong>der</strong> PTT ist dagegen darauf ausgerichtet,<br />
diese Fertigkeiten beim Patienten aufzurufen, wobei<br />
die gut taktil aufliegende Hand des Therapeuten nur<br />
Hilfestellung gibt und als Testobjekt fungiert. Über sie wird<br />
<strong>der</strong> Patient angehalten, sein Körpergefühl zu entfalten. Dabei<br />
ist ihm <strong>der</strong> Unterschied zwischen Empfindsamkeit und<br />
Raumgefühl deutlich zu machen, entsprechend <strong>der</strong> Analogie,<br />
nach <strong>der</strong> das Auge nicht nur Sinneseindrücke aufnimmt,<br />
son<strong>der</strong>n daß man eigentlich sein Auge im erkennenden Bewerten<br />
auf etwas wirft.<br />
Diese Unterschiede zwischen Empfindsamkeit und Raumgefühl<br />
sind — so verblüffend es dem Übenden anfangs<br />
scheinen mag — an den spezifischen Tonusverän<strong>der</strong>ungen<br />
taktil erfaßbar. (Wir prüfen es im allgemeinen am bäuchlings<br />
liegenden Patienten in <strong>der</strong> Lendengegend.) Es wird<br />
dabei auch dem Therapeuten deutlich, daß in dem Maße,<br />
wie <strong>der</strong> Patient sich im gefühlsmäßigen Erkennen des auf<br />
ihn taktil einwirkenden Therapeuten einzustellen vermag,<br />
sich eine Tonusumstellung in ihm aufbaut, durch die er<br />
sich nicht mehr als passiv Erleiden<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einwirkung<br />
Ausgelieferter empfindet. Er wird spieSfähiger, kann Gegenpart<br />
halten, wird souverän und sicher in <strong>der</strong> Bewältigung<br />
taktiler Annäherung, anscheinend unempfindlicher —<br />
in Wirklichkeit aber angepaßter und abfe<strong>der</strong>ungsfähiger.<br />
Es gehört zur Methodik <strong>der</strong> Psychotaktilen Therapie, im<br />
Verlauf des Übens — wie im Autogenen Training — dem<br />
Patienten diese Fertigkeit als eigenständige, selbstwählbare<br />
Einstellung bewußt zu machen, so daß sie nicht an die<br />
Einwirkung des Therapeuten gebunden bleibt und sich in<br />
an<strong>der</strong>en Lebenssituationen bewähren kann. Diese Abwandlung<br />
wird begünstigt, wenn es sich realisieren läßt, daß<br />
noch weitere Personen wie Mitarbeiter, Angehörige o<strong>der</strong><br />
Gruppen von dem Übenden in den Kreis seiner Gefühlserfassung<br />
einbezogen werden.<br />
Anschrift des Verfassers: Dr. med. V. GLASER, 729 Freudenstadt,<br />
StraBburger Straße 25.<br />
Aus Praxis und Forschung<br />
ius und<br />
A. Isnel<br />
103<br />
J. Rehab.<br />
äft 5, 1970<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Ribonukleinsäuren <strong>für</strong> den Eiweiß-Stoffwechsel<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Therapiemöglichkeit mit REGENERESEN<br />
Als Miescher (53) vor knapp hun<strong>der</strong>t Jahren die Nukleinsäuren<br />
entdeckte, wußte man von ihnen nicht viel mehr, als<br />
daß sie Stoffe von Säurecharakter waren, die sich in den<br />
Zellkernen fanden.<br />
Vor etwa fünfzehn Jahren wurde die Bedeutung <strong>der</strong> Nukleinsäuren<br />
<strong>für</strong> die Protein-Synthese erstmalig diskutiert.<br />
Die beherrschende Rolle <strong>der</strong> RNS und die von histo-chemischer<br />
Seite bestätigten Beziehungen zwischen RNS und<br />
Protein-Synthese sind nun in den letzten fünfzehn Jahren<br />
durch zahlreiche Arbeiten auf diesem Gebiet experimentell<br />
bewiesen worden. Brächet (6), Hoagland (35), Watson<br />
(67) u. a. m. So konnte gezeigt werden, daß in Gewebskulturen<br />
jedes Wachstum aufhört, wenn die RNS zerstört<br />
wird. Setzt man dann <strong>der</strong> Nährlösung organspezifische<br />
RNS wie<strong>der</strong> zu, beobachtet man neues Wachstum. Nur<br />
durch die RNS werden die Proteine aus Aminosäuren aufgebaut.<br />
Es ergab sich weiterhin, daß nicht-denaturierte RNS<br />
in <strong>der</strong> Lage sind, die Eiweiß-Synthese wesentlich zu steigern.<br />
(Neumann und Großmann [55], Dyckerhoff [22, 23],<br />
Landauer [45] u. a. m.). Kalb (41) konnte in Isotopenversuchen<br />
feststeilen, daß die Gewebskulturen durch entsprechende<br />
Organ-RNS zu stärkerem Wachstum angeregt wurden,<br />
teilweise mit einer Steigerung von über 100%.<br />
Außerordentlich interessant und aufschlußreich ist nun das<br />
Studium des inzwischen sehr umfangreichen Schrifttums<br />
<strong>der</strong> Weltliteratur über die RNS-Forschung.<br />
in letzter Zeit finden sich immer mehr eindrucksvolle Berichte<br />
darüber, daß Lernen und Gedächtnis mit einer Vermehrung<br />
von RNS und Proteingehalt in den betreffenden<br />
Neuronen verbunden sind. (Mc Connel [51, 52]).<br />
Gillepsie (31) differenzierte 1936 das Gedächtnis in drei<br />
verschiedene Faktoren: 1. die Aufnahme <strong>der</strong> Eindrücke,<br />
2. die Speicherung und 3. die spätere Wie<strong>der</strong>gabe. Während<br />
Katz und Halstead (42) noch im Jahre 1950 das Protein<br />
als Speicherungsmöglichkeit <strong>für</strong> das Gedächtnis vermuteten,<br />
konnte <strong>der</strong> berühmte schwedische Forscher Hyden<br />
(36 ff) dieses als Tatsache später beweisen. Hyd&n und<br />
Mitarb. (36 ff) stellten 1960/62/63 bei Ratten im Lemversuch<br />
einen deutlichen Anstieg des RNS-Gehaltes <strong>der</strong> Nervenzellen<br />
fest. Hyden (36 ff) setzte bereits 1962 spezifische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> RNS in den Nervenzellen<br />
voraus, wodurch die Protein-Synthese im ganzen Gehirn<br />
beeinflußt werden kann. In diesem Sinne ist auch das<br />
Experiment von Morrel (54) zu werten. Dieser setzte artifiziell<br />
eine epileptogene Zone in <strong>der</strong> Hirnhälfte einer Ratte<br />
und erzeugte damit eine spiegelbildliche epileptogene Zone<br />
in <strong>der</strong> entsprechenden Gegenseite <strong>der</strong> Hirnrinde.<br />
Cook u. Mitarb. (19) zeigten 1963, daß Ratten bei täglichen<br />
RNS-Injektionen schneller lernten und das Erlernte besser<br />
behielten, afs die Kontro/ftrere.<br />
Von zahlreichen Forschern ist bewiesen worden, daß die<br />
makromolekularen RNS bei allen Hirnfunktionen eine gewisse<br />
Rolle spielen müssen und die Protein-Synthese för<strong>der</strong>n.<br />
[Beermann und Clever [5], Frenster u. Mitarb. [25,26],<br />
Sampson [60], Hyden u. Mitarb. [36 ff], Sutton [64]).<br />
Beson<strong>der</strong>s hinzuweisen ist auf das Buch von Gaito (28), in<br />
welchem die wichtigsten Arbeiten <strong>der</strong> bekanntesten Forscher<br />
auf diesem Gebiet zusammengefaßt sind.<br />
Nach diesen experimentellen Erfolgen an Tieren war es<br />
naheliegend, diese auch beim Menschen therapeutisch<br />
nutzbar zu machen und zwar in <strong>der</strong>selben Richtung wie im<br />
Tierexperiment zunächst hinsichtlich des Gehirns, d. h. die<br />
Aufnahme von Eindrücken, die Speicherung und die spätere<br />
Wie<strong>der</strong>gabe.<br />
Fußend auf den Entdeckungen von Magoun (47, 48) fand<br />
Cameron (10 ff) nach täglichen Gaben von Hefe-RNS eine<br />
Verbesserung des Gedächtnisses in 50% <strong>der</strong> Fälle von<br />
Hirnsklerose; beson<strong>der</strong>s Verwirrungszustände und schwere<br />
Gedächtnisstörungen besserten sich; die Besserung wurde<br />
durch eine erhöhte Merkfähigkeit, Abnahme <strong>der</strong> Verwirrung<br />
und Zunahme sinnvoller Aktivität bewiesen — während Pa-